Die Ascotts - Julien von CatherineMiller ================================================================================ Heimliche Liebschaft -------------------- Autor: CatherineMiller Titel: Die Ascotts - Julien Fandom: Eigene Serie Kapitel: Heimliche Liebschaft Teil: 1/? Pairings: Gabriel x Leander (NOCH!) Warnungen: lemon Danksagung: Vielen Dank an meine Betaleserin Corrychan, von der auch nicht unwesentlich viele Namensgebungen und Ideen stammen ^^" Danke Süße! Sonstiges: Die Grundidee der Story ist nicht auf meinem Mist gewachsen, sondern stammt aus dem ersten Roman der Reihe "Die Ascotts" von Jude Deveraux. Ich hab so gut wie alle Namen geändert, aber die Grundzüge der Charaktere und die Storyline ist erhalten geblieben. Disclaimer: Alle Figuren, obwohl sie andere Namen haben und die Grundstory gehören Jude Deveraux. WICHTIG: In dem Universum, in dem die geschichte spielt, gibt es weder Frauen, noch sonstige weibliche Wesen! Männer werden allerdings in zwei Klassen unterteilt: die mit Bartwuchs und die ohne. Männer mit Bartwuchs sind so, wie man sich Männer im allgemeinen bei uns vorstellt (XDD also das Idealbild ^^...oder auch nicht...*drop*). Männer ohne Bartwuchs werden offiziell auf die damalige Stufe der Frauen bei uns gestellt, da sie zumeist auch körperlich wesentlich schwächer und kleiner sind, als andere Männer. Sie übernehmen Haushaltspflichten und werden im allgemeinen als weniger wert angesehen (so wie halt bei uns Frauen zu der Zeit). Ansonsten ist alles gleich, wie in unserer Welt. Erklärung: Raylans sind Männer ohne Bartwuchs, dh übernehmen die 'Frauenrolle'^^ Diese Geschichte spielt um 1500 in England, dh wir sind gerade so aus dem finsteren Mittelalter raus, hinein ins Zeitalter der strahlenden Ritter, Hoffeste, Machtkämpfe, und Intrigen. Die Hauptstory rankt sich um die Familie Ascott (wie der Titel schon sagt), besser gesagt um einen kleinen Zweig (die Familie war verdammt groß!). Unser Augenmerk richtet sich auf die Schicksale der fünf Brüder Marcus, Gabriel, Stephen, Raphael udn Michael. In diesem ersten Teil (von vier) geht es hauptsächlich um den zweitältesten, Gabriel, der zugleich Famielienoberhaupt ist, da Marcus im Kloster lebt und zudem keinen Bartwuchs hat. Viel Spaß beim erleben der Geschichte der Ascotts! (Und bitte einen Kommi hinterlassen, dafür bekommt ihr auch einen Knuddler extra ^^) "Herr...bitte...ihr dürft nicht gehen....bitte Herr, wenn Euer Vater das erfährt...wird er...wird er...Herr...!" Die Worte des alten Mannes waren vergeblich. Leander warf noch einen letzten Blick in den Spiegel, ließ ihn über seine schlanke, jungenhafte Gestalt wandern. Das lange, flachsblonde Haar hatte er sich in einer kunstvollen Frisur aufgetürmt, die seinem schmalen, feinen Gesicht schmeichelte. Auf viel Schminke hatte er bewusst verzichtet, nur mit ein wenig schwarzer Paste aus Italien seine hellen Wimpern angefärbt, so dass seine hellblauen Augen besser zur Geltung kamen. Auf die Lippen noch ein wenig Rot und einmal schnell in die blasse Wange gekniffen, damit sie rosig wirkte und das Bild war perfekt. Auch seine Kleidung war gut gewählt, wie er fand. Nicht so auffällig wie sonst, steckten seine Beine in einer dunkelgrünen Hose, über der er eine farblich sehr schön passende, lindgrüne Tunika trug. Bis zu den Knien waren seine Waden mit feinen Lederstiefel bedeckt. Alles in allem konnte er zufrieden sein. Er ging ja schließlich auf keinen Ball, sondern auf ein Treffen mit seinem Geliebten. Ja er sah gut genug aus für Gabriel, lange würde er seine Kleidung sowieso nicht tragen. Er grinste falsch und entblöste dabei seinen einzigen Schönheitsmakel: seine Zähne. Dunkel, fleckig, faul und gelblich stachen sie aus dem schönen Gesicht ab. Angewidert bedeckte er sie wieder mit den Lippen. Nur seiner Geschicklichkeit war es zu verdanken, dass außer Ela niemand davon wusste, denn er wusste die Zähne beim Sprechen, Lächeln oder Küssen gekonnt zu verstecken, so dass wirklich niemand etwas davon ahnte. Ansonsten hätte er wohl auch weniger als schlechte Karten bei den Männern, die ihm gerade in Scharen zu Füßen lagen. Er war zwar keine ausgesprochene Schönheit, das wusste er schon, aber sein knabenhaftes Äußeres und die gespielte Scheu einer Jungfrau in Verbindung mit seiner Fähigkeit, andere Männer, vor allem Ältere zu faszinieren glichen das wieder aus. Seine Stirn runzelte sich etwas, als er an das bevorstehende Treffen dachte und er seufzte. Warum konnte Gabriel denn nicht reich und mächtig sein? Na schön, die Ascotts hatten immer noch viel Einfluss, eine riesige Familie, die sich bis nach Spanien und Frankreich erstreckte, aber was nützte das, wenn er ausgerechnet dieses arme Mitglied der Sippschaft haben wollte? Und ausgerechnet kurz nach ihrem letzten Treffen hatte er ein Heiratsangebot bekommen, das er einfach nicht ablehnen konnte. Edward Chatworth war alt, fett, hässlich und ein durch und durch grausamer Mann, dem es Spaß machte, andere Menschen leiden zu sehen. und er war reich. Wirklich reich. Um nicht zu sagen, einer der reichsten Männer in England. Und es war ihm egal, ob Leander ihm nun treu war oder nicht, er würde es ja selbst niemals sein. Das Dumme daran war nur, dass der gute Gabriel Ascott eine ganz eigene Vorstellung von Pflicht, Ehre und Recht hatte, eine sehr Konservative wie Leander fand. Es wäre für seinen Geliebten undenkbar, eine Beziehung zu einem verheirateten Mann weiterzuführen, zumal er mehr als gekränkt sein würde, weil Lee schon mehr als einen Heiratsantrag seinerseits zurückgewiesen hatte. Aber er würde das schon hinbekommen. Ein bisschen auf die Tränendrüse drücken, den bösen, bösen Vater vorschieben, der ihn zwangsverheiraten wollte und die Sache war gegessen. Gabriel war ja so leicht zu beeinflussen, wenn er es wirklich darauf anlegte, etwas zu bekommen, denn Leander bekam immer, was er wollte. Der Ascott glaubte ihm sowieso alles. Als wenn sein Vater jemals Macht über ihn hätte. Er brauchte dem Alten nur ein wenig Honig ums Maul zu schmieren, dafür zu sorgen, dass er genug Wein und einen jungen Knecht hatte und er konnte haben, was immer sein Herz begehrte. Das war auch der Grund, warum sein Zimmer mit Abstand das Wertvollste in der ganzen kleinen, miesen, feuchten Burg war. Er hasste dieses Gemäuer so sehr, genauso wie seine Familie. Nicht nur, dass sein Vater ein schwächlicher Säufer war, seine Mutter und seine sechs kleinen Brüder jammerten den ganzen Tag nur herum, dass sie Sackleinen tragen mussten, während er seidene Gewänder besaß und von einer gesellschaftlichen Veranstaltung zur nächsten reiste. Selbst schuld, er wusste eben, wie man geschickt Intrigen spann und seinen Vater gegen seine Mutter aufhetzte. Mit leicht saurem Gesichtausdruck drehte er sich zu Ela herum, der immer noch von einem Fuß auf den Anderen trat und sichtlich nervös war. "Was will der schon machen? Mich einsperren?" Er lachte höhnisch und schüttelte den Kopf. "Stell dich nicht so an! Und still jetzt!" Er schlüpfte in einen warmen Umhang und nahm eine Fackel aus der Wandhalterung. Ela war verstummt. Er wusste, dass es jetzt keinen Sinn hatte, mit Leander reden zu wollen. Außerdem gehorchte er seinem kleinen Liebling immer. Er war die Ziehmutter des jungen Herrn gewesen, er war ihm wie ein eigener Sohn, das schönste und klügste Geschöpf, dass Gott jemals geschaffen hatte. Also schwieg er und folgte dem jungen Mann. Leander öffnete lautlos die Tür, lauschte einen Moment und huschte dann hinaus. Seine Stiefel verursachten kaum Geräusche auf den großen Stufen, als er die Wendeltreppe des Turme hinunter eilte. Die Wachen, die eigentlich aufpassen sollten, waren ohnehin schon viel zu betrunken, um überhaupt etwas mitzubekommen. Wer würde auch dieses Drecksloch einnehmen wollen? Niemand, warum also aufpassen? Aus der großen Halle drangen die Geräusche von vielen Menschen herüber, die zu viel gegessen und getrunken hatten und nun wild durcheinandergröhlten. Sein Vater war dort irgendwo drin, seine Mutter würde wohl in der Kapelle beten. Ungesehen erreichte er die Stallungen und stieg auf das dort wartende Pferd. Er zwinkerte dem jungen Stallburschen noch anzüglich zu und riss das Tier dann am Zügel herum. Der Junge errötete und verzog sich schnell und mehr als beschämt. Leander grinste nur und gab dem Hengst die Sporen, so dass dieser in fliegendem Galopp vom dunklen Innenhof und über die hölzerne Zugbrücke donnerte. Sein Herzschlag beschleunigte sich im Rhythmus der hämmernden Hufe, der Wind schien ihm Gabriels Namen zuflüstern zu wollen und sein ganzes Denken galt nur noch diesem einen Mann. Oh, wie sehr er ihn wollte. Allein bei dem Gedanken an den muskulösen Körper, der vor gebändigter Kraft nur so strotzte, wurde seine Hose deutlich enger. Nur er schaffte es, Leander zu erregen, ohne dabei überhaupt anwesend zu sein. Er keuchte leise, beugte sich weit über den dunklen Pferdehals und trieb das Tier rücksichtslos an. "Bring mich zu ihm...", flüsterte er ihm zu und als hätte er verstanden, beschleunigte der Hengst noch und brachte seinen Reiter von Minute zu Minute näher an den geheimen Treffpunkt heran. Eine halbe Stunde später zügelte Leander das schaumbedeckte Pferd langsam, bis er schließlich in gemäßigten Trab weiterlief. Die kleine Lichtung mitten im Wald, die er ansteuerte, lag so abgelegen, dass man sie erst sah, wenn man unmittelbar davorstand. Der perfekte Platz für einige mehr oder weniger ruhige Stunden. Er ließ den hengst in ruhigen Schritt fallen und trieb ihn durch die eng beeinanderstehen Büsche, die sich partout nicht teilen wollten. Doch er fieberte zu sehr der Gestalt entgegen, die er als dunkle Silhouette dahinter ausmachen konnte, um darauf Rücksicht zu nehmen. Als sich das Pferd endlich einen weg gebahnt hatte, ließ er sich aus dem Sattel fallen genau in Gabriels Arme hinein, die ihn bereits erwarteten. Ohne Worte trafen sich ihre Lippen in einem ersten, stürmischen Kuss, der kein Ende nehmen zu wollen schien. Gierig wickelten sich ihre Zungen umeinander, trennten sich wieder und prallten wieder aufeinander. Leander wurde unsanft auf dem Boden abgestellt und große Hände rissen ungestüm an seiner Kleidung. In Momenten wie diesen war er dankbar, dass er nichts kostbares trug, denn Gabriel war es meist egal, ob er nun etwas zerriss oder nicht, er wollte einfach nur schnell an seine Haut heran. Nicht etwa, dass Lee etwas dagegen gehabt hätte. Ihre Münder trennten sich wieder und der Blonde spürte, wie ihm die Nadeln aus den Haaren gezogen wurden. Die langen, glatten Strähnen fielen ihm bis über die Schulterblätter hinunter und er schüttelte den Kopf etwas, legte ihn dann in den Nacken, als er heiße Lippen auf der empfindlichen Haut seines Halses fühlte. Wäre er von anderer Natur gewesen, hätte er diese Liebkosungen sicher noch länger genossen, doch er wollte Sex. Jetzt, sofort und auf der Stelle, deswegen war er schließlich hier. Er packte in Gabriels dunkelblonde Haare und zog den Kopf des großen Mannes wieder zu sich hinauf. Der Andere knurrte tief, kam aber den Wünschen seines Geliebten nach und riss ihm praktisch die restliche Kleidung vom Leib. Auch Leander blieb währenddessen nicht untätig, sondern löste die Gürtelschnalle des Größeren. Ohne langes Fackeln folgte die Verschnürung der Hose und eine kleine Hand schob sich zwischen Lendentuch und nackte, erhitze Haut. Er grinste verhalten, denn er spürte, dass auch den anderen die Vorfreude und der gierige Kuss nicht kalt gelassen hatte. Ohne zu zögern umfasste er die Härte in der Enge der Hose und drückte kräftig zu. Ein wenig zu kräftig, denn sein Handgelenk wurde gepackt und ein leichter Schmerz schoß seinen Arm hinauf. Anstatt sich zu wehren, lachte er nur und funkelte Gabriel aus hellblauen Augen an. Ja, genau so hatte er das gern, beherrscht zu werden, wenn ihm gezeigt wurde, dass er schwächer war. Er machte seine Hand los und zerrte so lange an der Hose seines Geliebten, bis er sie abstreifen konnte. Er kniete vor den Anderen und betrachtete die Erregung, die sich ihm stolz entgegenreckte. Kurz leckte er sich über die Lippen, bevor er davon kostete. Gabriel stöhnte leise auf und schloss die Augen, um zu genießen. Oft kam er nicht in diesen Genuß, denn Leander nahm sich nie Zeit für lange Zärtlichkeiten. Auch jetzt lösten sich die kühlen Lippen nach wenigen Augenblicken wieder. Der Langhaarige ließ sich zurücksinken und spreizte auffordernd die Beine, machte deutlich, was er wollte. Dieses Angebot schlug der Dunkelhaarige natürlich nicht aus und kniete sich, so wie er war, zwischen die schlanken Schenkel des Jungen. Fragend sah er Leander an, doch der schüttelte nur wie immer den Kopf. Ohne weiter zu fragen, packte der Dunkelblonde das Becken seines Geliebten, hob es an und drang mit einem einzigen, harten Stoß in den willigen Körper ein. Leander bog das Kreuz durch und schrie laut auf. Der Schmerz trieb seine Lust in ungeahnte Höhen und er klammerte sich an Gabriels Schultern fest, kratzte sie ihm in blutigen Striemen auf. Fordernd drückte er sein Becken dem Mann über ihm entgegen. Wieder und wieder stöhnte er im Takt der Stöße auf, mit denen Gabriel ihn nun gegen den moosbedeckten Waldboden trieb. Er spürte weder die kalt, feuchte Erde unter sich, noch die Kühle der Nacht, er schwelgte nur noch in der Lust, die so nur dieser eine Mann in ihm auslösen konnte. Niemand war so gut, niemand sonst wusste, was er brauchte. Es dauerte nicht lange und Leander verlor sich völlig in den Wogen der Extase, die über ihm zusammenschlugen. Er schrie seine Lust hemmungslos hinaus und ergoss sich zwischen ihren Körper, fühlte, wie Gabriel ihm nur wenig später folgte. Keuchend ließ er es einen Moment zu, dass der andere Mann ihn festhielt, wand sich jedoch gleich wieder aus den starken Armen. Ihm war noch nie vor oder nach dem Sex nach Zärtlichkeiten gewesen und dabei schon gar nicht. Mit raschen Bewegungen sammelte er seine Kleidung wieder zusammen und schlüpfte hinein. Die würde er zu Hause gleich verbrennen müssen, damit niemand dumme Fragen wegen den Rissen stellte. Nachdem er soweit wieder hergestellt war, drehte er sich zu dem, immer noch am Boden Liegenden herum. Wache, hellgraue Augen hielten seinen Blick sofort fest. Gabriel hatte die Arme hinterm Kopf verschränkt udn lag halb ausgezogen da. Was sie gerade getan hatten, war noch mehr als deutlich auf seinem Bauch und Unterleib zu sehen. Leander musste sich wirklich zusammenreißen, um sich nicht gleich wieder auf das verlockene Bild zu stürzen und erneut in der Lust zu versinken, die dieser Körper versprach. "Ich muss wieder gehen..", ergriff er das erste Mal seit seiner Ankunft das Wort. Er wartete, doch keine Erwiderung kam. Hatte ihn Gabriel überhaupt gehört? Der stechende Blick ließ ihn sich unwohl fühlen und so trippelte er nervös in Richtung seines Pferdes. "Warum?" Das einzelne Wort ließ den Flachsblonden zusammenzucken. "Was warum? Weil man sonst mein Verschwinden bemerken würde und ich..." Er wich erschrocken ein paar Schritte zurück, denn Gabriel hatte sich erhoben und kam auf ihn zu. Das schöne Gesicht mit den hohen Wangenknochen glich mehr denn je einer Maske aus Granit. Der große Mann packte den Kleineren am Arm udn schüttelte ihn etwas. Seine Augen hatte sich bedrohlich zu einem Dunkelgrau verfärbt, was eindeutig nichts gutes verhieß. "Warum heiratest du ihn?!" Aha, er wusste es also schon. Schnell zwang sich Leander ein paar Tränen in die Augen. "Aber Gabriel...denkst du allen Ernstes, dass ich das freiwillig mache? Ich werde dazu gezwungen...ich will ihn doch nicht heiraten...! Alles was ich will bist du!", beteuerte er mit herzzerreißendem Jammern. Auch diesmal verfehlte seine Vorstellung ihre Wirkung nicht. Gabriels Blick verdüsterte sich noch weiter und sein harter Griff lockerte sich deutlich. "Ich werde mit deinem Vater reden...ausgerechnet Chatworth! Der Mann hat schon fünf Ehemänner unter die Erde gebracht!", ereiferte er sich aufgebracht und zog Leander schließlich in seine Arme. Der junge Mann triumphierte innerlich, auch wenn er nach außen hin immer noch ein Häufchen Unglück war. Sein Geliebter war ja so wunderbar einfach zu beeinflussen, ein paar Tränen und schon glaubte er ihm alles. Er schniefte laut und ließ ich ausgiebig trösten. "Ich glaube nicht, dass das etwas nützt...sein Entschluss steht fest...bitte Gabriel...bitte verlass du mich nicht auch noch...ich liebe dich doch!" Gabriel schluckte hart, doch er nickte. Ich werde dich niemals verlassen...mein Herz gehört für immer dir, ich schwöre es!", versprach er leise, aber sehr ernst. Als wäre ein Schalter umgelegt worden, war Leander plötzlich wieder das blühende Leben. Jetzt hatte er ja, was er wollte. Er löste sich, nachdem er seinem Geliebten einen Kuss auf die Lippen gedrückt hatte, schnell wieder und schwang sich auf den Rücken seines Pferdes. Kurz verzog sich sein Gesicht, denn das war dann doch unangenehm, auch wenn es das wert gewesen war. "Ich melde mich bei dir...", versprach er noch leise und wendete den Hengst dann, um ihn wieder durch die Büsche zu treiben und in Richtung der Valery-Burg davonzugaloppieren. Gabriel blieb zurück und sah der kleinen Gestalt hinterher, bis er Leander nicht mehr sehen konnte. Seufzend brachte er seine Kleidung in Ordnung. Was um alles in der Welt hatte ihn nur dazu gebracht, ein solches Versprechen abzugeben? Er war doch sonst nicht so gefühlsduselig. Andererseits konnte er es einfach nicht ertragen, seinen Geliebten traurig zu sehen. In diesem Moment hätte er ihm wohl alles versprochen, was er haben wollte. Wenn er ehrlich war, dann nicht nur jetzt, sondern jederzeit. Kopfschüttelnd schloss er seinen Gürtel wieder. Er fühlte sich trotz allem wie immer eher an- als entspannt, unruhig und unausgeglichen. Er schob es auf seine Aufgebrachtheit wegen Leanders Verlobung. Wie konnte ein Vater nur so etwas tun? Dieser Chatworth war ein Tier, nichts für seinen unschuldigen, sanften Lee. Er verließ die Lichtung und maschierte, wütend auf sich selbst, zu seinem Pferd, dass er unweit festgebunde hatte. Er konnte das grinsende Gesicht seiner Brüder beinahe schon riechen. Raphael und Michael würden sich wieder gnadenlos über ihn lustig machen, weil er schon wieder Leander hinterhergelaufen war, obwohl dieser einem anderen versprochen war. Das hieß, Raphi würde sticheln und Mike den Mund halten, doch die Blicke des Jüngsten reichten meisten aus und sagten mehr als tausend Worte. Mit einem letzten, tiefen Seufzen schwang er sich wieder in den Sattel, klopfte dem Hengst sanft den hals und ließ ihn in Richtung der Ascott-Burg traben. Er hatte es nicht eilig, denn die dummen Kommentaren würden sich nur häufen, wenn er zu früh wiederkam. Erst, als er über den letzten Hügel ritt und den unnatürlich flackernden Schein sah, der aus dem kleinen Dorf am Fuß der Burg kam, durchfuhr ihn ein eiskalter Schreck. Er gab seinem Tier die Sporen und sprengte den Hang hinunter auf die Hütten zu. Je näher er kam, desto mehr Rauchgeruch stieg ihm in die Nase. Am Dorfeingang sprang er wieder aus dem Sattel und rannte schnurstracks auf die Quelle des Brandes zu. Eines der Häuser stand lichterloh in Flammen und drohte bereits, das Feuer auf die nebenstehenden Gebäude weiterzugeben. Gabriel sah sich um und entdeckte Raphael, der inmitten des Tumults stand und Befehle gab. Es war bereits eine Eimerkette gebildet worden, doch viel Erfolg schienen sie damit nicht zu haben. Auch Michael entdeckte er unter den Männern. Er schrie hinüber und der junge Mann winkte zum Zeichen, ihn gesehen zu haben. Schnell hatte sich der Dunkelblonde ein paar Männer mit Stangen organisiert und gemeinsam machten sie sich daran, den Brand zu bekämpfen, indem sie die Mauerns des kleinen Hauses Stück für Stück einrissen. Schon nach kurzer Zeit war Gabriel ebenso ruß- und schweißbedeckt wie alle Anderen. Er hatte sich ein Tuch vor Mund und Nase gebunden, um nicht zu viel des schwarzen Rauches einatmen zu müssen, doch seine Augen tränten und brannten schmerzhaft. Kleine Funken brannten Löcher in seine Kleidung, versengten die Haut darunter. Er ignorierte alles und konzentrierte sich auf seine Aufgabe. Trotzdem schien es Stunden zu dauern, bis sie das Feuer so weit unter Kontrolle hatten, dass die erste Gefahr gebannt war. Erschöpft stützte Gabe sich auf seine Stande und wischte sich mit einer schmutzigen Hand über die Augen. Dabei bemerkte er nicht, wie sich eine der letzten Hauswände gefährlich nach außen neigte. Raphael stand etwas erhöht auf dem Rand des nahegelegenen Brunnens, um sich einen Überblick zu verschaffen. Sein Blick fiel auf Gabriel, dann auf die verkohlte, immer noch schwelende Ruine der Hütte. Er sah auch, dass sich eine der verbliebenen Wände langsam in Bewegung setzte. Mit einem Satz war er vom Brunnenrand hinunter. Er schrie seinem Bruder eine Warnung zu und rannte gleichzeitig los, doch er wusste, dass er ihn niemals rechtzeitig würde erreichen können. Getrennte Wege werden sich kreuzen ---------------------------------- Autor: CatherineMiller Titel: Die Ascotts - Julien Fandom: Eigene Serie Kapitel: Getrennte Wege werden sich kreuzen Teil: 2/? Pairings: Gabriel x Leander (NOCH!) Warnungen: violence? Danksagung: Vielen Dank an meine Betaleserin Corrychan, von der auch nicht unwesentlich viele Namensgebungen und Ideen stammen ^^" Danke Süße! Sonstiges: Die Grundidee der Story ist nicht auf meinem Mist gewachsen, sondern stammt aus dem ersten Roman der Reihe "Die Ascotts" von Jude Deveraux. Ich hab so gut wie alle Namen geändert, aber die Grundzüge der Charaktere und die Storyline ist erhalten geblieben. Disclaimer: Alle Figuren, obwohl sie andere Namen haben und die Grundstory gehören Jude Deveraux. Erinnerung: Raylans sind Männer ohne Bartwuchs, die die 'Frauenrolle' übernehmen ^^ Sonnenlicht durchflutete den großen Söller. Julien Revedoune saß inmitten von Papieren, die in Englisch, Französisch und Latein abgefasst waren und tauchte eben den Federkiel erneut in die Tinte. Noch zwei Wörter und das Pergament war fertig abgeschrieben. Drei Tage hatte er gebraucht, um die Arbeit so sauber hinzubekommen, dass sowohl seine Mutter, als auch sein Pfarrer und Lehrer damit zufrieden waren. Gerade wollte er am ersten Buchstaben ansetzen, als die Tür aufflog und sein Vater hereinstürmte. Vor Schreck zuckte der junge Raylan zusammen und die spitze der Feder fuhr in einem hässlichen Strich quer über das Papier. Wütend hob er den Kopf und starrte seinen Vater an. Robert Revedoune fackelte nicht lange, sondern zerrte seinen Sohn grob am Arm hoch und ging, als dieser stand, einmal um ihn herum, betrachtete ihn von allen Seiten und nickte zufrieden. Der Junge sah genauso aus, wie seine Mutter in dem Alter, lange, rotbraune Haare, ein ebenmäßiger, heller Teint, große, klare Augen, wirklich ein Ebenbild von Heath. Apropos, wo steckte sein nichtsnutziger Mann eigentlich. "Raylan!", donnerte er und es dauerte keine drei Sekunden, bis sich Heath Revedounes braungelockter Schopf ängstlich durch die Tür schob. "Du hast gerufen, Robert?" Mit seinen fünfunddreißig Jahren sah Heath bereits aus wie mindestens Fünfundvierzig, was hauptsächlich an seiner ängstlich-geduckten Haltung und den Sorgenfalten in seinem schönen Gesicht lag. Er war schlank, sehr schlank um nicht zu sagen dünn, was wohl alles den selben Grund hatte: seinen Ehemann. Robert grinste zufrieden und schubste Julien in Richtung seiner Mutter. "Er wird heiraten!", verkündete er sehr stolz. Mutter und Sohn keuchten beide zeitlgleich auf. Das konnte doch nicht sein Ernst sein! Julien war niemals dazu bestimmt gewesen, ein Ehemann zu werden, er sollte die einzige Karriere anstreben, die einem Raylan aus reichem Hause offenstand: er sollte Abt eines Klosters werden, noch bevor er Fünfundzwanzig war. Heath hatte seinen Sohn gut darauf vorbereitet, aber nicht, indem er den Jungen stundenlang beten und Bibelverse auswendig lernen ließ, sondern indem er ihn alles lehrte, was mit der Verwaltung eines großen Anwesens verbunden war. Julien wusste, wieviel Nahrung man für wieviel Menschen brauchte, wie man Menschen organisierte, Gebäude instand hielt, Ritter befehligte und Ackerbau betrieb, kurz er wusste alles, was er wissen musste, aber nicht, wie man gehorsam einem Gatten gegenüber war. Der braunhaarige Junge blickte seinen Vater immer noch etwas zornig, aber doch unerschrocken und mit einem Funken Interesse an. Robert hatte sich nie um ihn geschert, er war ja nur ein Raylan und damit wertlos und nicht von Belang. Aber Robert hatte seine beiden älteren Söhne vor einiger Zeit verloren, den Einen in einer Schlacht, den anderen beim Turnierkampf und nun war ihm wieder eingefallen, dass er ja dort oben im Söller noch einen Jungen sitzen hatte, der nun alles erben würde, ein Rylan zwar, aber immerhin. Von Heath konnte er keine weiteren Kinder erwarten, nach den unzähligen Fehlgeburten, die dieser Nichtsnutz schon gehabt hatte. Und alles, was lebend da rausgekommen war, war noch nicht einmal ein vollwertiger Sohn. "Nein!" Juliens klare, helle Stimme unterbrach seinen Vater in seinen Gedanken und riss ihn in die Wirklichkeit zurück. Der Junge machte sich von seinem Vater los und richtete sich zu seiner ganzen, geringen Größe auf, sah zu seinem Vater hoch, der wie ein Turm über ihm stand. "Ich werde nicht heiraten!" Irgendwie tat es ihm ja leid, dass seine Brüder gestorben waren, aber er spürte den Verlust kaum, obwohl er ein schlechtes Gewissen deswegen hatte, denn sie waren genauso unberechenbare und grausame Männer gewesen wie sein Erzeuger. Robert stieß ein verächtliches Geräusch aus, das fast wie ein Lachen klang, hob die Hand und schlug seinem Sohn mitten ins Gesicht, nicht allzu fest, denn wenn er ihn zu sehr verletzte, wollte ihn am Ende keiner haben, aber doch spürbar. Durch die Wucht des Schlages wurde der junge Mann von den Füßen gerissen und fand sich benommen auf dem Holzboden wieder. Sein Kopf dröhnte und seine linke Wange schmerzte, als wenn er gegen eine Wand gelaufen wäre. Hasserfüllt blickte er zu dem Grauhaarigen auf. Heath schrie leise auf und warf sich zwischen seinen Ehemann und seinen Sohn. Normalerweise kuschte er sofort vor Robert, tat was man ihm sagte, ohne zu widersprechen, aber nicht, wenn es um sein einziges, über alles geliebtes Kind ging, dann konnte auch er zum Wolf werden. Sein Mann war unwillkürlich einen Schritt zurückgewichen, als er den flammenden Blick seines Sohnes sah. Der Junge schien kein bisschen Angst vor ihm zu haben und das war ihm mehr als unheimlich. Doch dann unterbrach Heath den Blickkontakt zwischen den Beiden und der Bann fiel von ihm ab. Das hier war sein Mann, ein Feigling durch und durch, obwohl er sich wie eine Bärenmutter gebärdete, wenn es um sein Junges ging. Ein gemeines Grinsen erschien auf seinem Gesicht, als er bemerkte, wie die Hand des Kleineren zu dem Zierdolch an seiner Seite ging. Doch die Hand zitterte deutlich. Robert packte den Arm seines Gatten und verdrehte ihn mit einem Ruck. Selbst als Heath, vor Schmerz stöhnend, das Messer fallen ließ, presste er die zarte Gliedmaße noch kräftiger zusammen, bis ein scharfes Knacken und ein Schmerzensschrei das Brechen des Knochen anzeigte. Angewidert ließ er den wimmernden Raylan los und stieß ihn gleichzeitg von sich. Der braunhaarige kauerte sich auf den Holzdielen klein zusammen, den Arm fest an den Körper gepresst, um sich zu schützen. Herausfordernd betrachtete Robert Julien, in dessen Blick sich jetzt neben Hass doch etwas Furcht gebildet hatte. "Wirst du nun heiraten, oder muss ich noch deutlicher werden?" Die Drohung hing förmlich sichtbar in der Luft und Julien nickte stumm. Was blieb ihm anderes übrig, wenn er nicht für noch mehr Schmerzen verantwortlich sein wollte, die sein Erzeuger seiner geliebten Mutter gewiss antun würde? Also würde er sich fügen und besiegelte damit sein Schicksal. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Gabriel sah die steinerne Mauer auf sich zukommen, doch es war schon zu spät. Seine Reflexe versuchten, seinen Körper aus der Gefahrenzone zu bringen, doch er war nicht schnell genug. Seine Augen schlossen sich, denn diesmal würde er es wohl nicht schaffen. Noch im Flug spürte er plötzlich einen harten Aufprall, der ihm die Luft aus den Lungen trieb und eine halbe sekunde später einen noch härteren. Er landete auf dem steinernen Untergrund und bemerkte nur am Rande, wie ihm die ohnehin schon zerrissene Kleidung noch mehr zerfetzte und seine bloße haut aufgerissen wurde. Stöhnend öffnete er die Augen wieder und wand sich leicht, denn er hatte unwahrscheinliche Schwierigkeiten, zu atmen. Als er seine Lider endlich dazu gebracht hatte, sich zu heben, sah er auch warum: auf ihm hockten seine erschöpften, aber grinsenden Brüder, die anscheinend sehr zufrieden mit sich zu sein schienen, Mike auf seinen Beinen, Raphael auf seiner Brust. Anscheinend hatten sich Beide auf ihn geworfen, um ihn zu retten. Allerdings war das kollossale Gewicht des zweitjüngsten Ascott jetzt auch dafür verantwortlich, dass er beinahe erstickte. Krächzend versuchte er begreiflich zu machen, was mit ihm loswahr, doch Raphael hatte mal wieder eine etwas längere Leitung, um zu verstehen. Erschrocken erhob er sich. "Oh entschuldige, bitte!" Gierig sog Gabriel Luft in seine eingequetschten Lungen, füllte sie wieder, obwohl seine malträtierten Rippen das gar nicht zu toll fanden und heftig protestierten. Ehe er sich erholen konnte, war auch Michael von seinen Beinen verschwunden und beide Brüder zogen den Älteren auf die Füße, obwohl das für Raphael auch alleine kein Problem gewesen wäre. Ruß und Dreck wurden ihm etwas unsanft von den letzten Resten seiner Kleidung geklopft, obwohl DAS nun auch keinen Unterschied mehr gemacht hätte, er sah sowieso aus wie...naja als ob er einen Hausbrand gelöscht und sich anschließend im Dreck gewälzt hätte. Gabriel nickte seinen Brüdern dankbar zu, die die Geste grinsend erwiderten, Worte waren hier unnötig. "Wo warst du denn so lange?", fragte Raphael schließlich, als sie sich auf den den Weg zu Ascott Castle machten, dass sich über ihnen erhob. Die meisten Männer folgten ihnen, nur wenig blieben, um die noch schwelenden Überreste des Hauses zu bewachen, damit kein neuer Brand entstehen konnte. Der Älteste zuckte die Schultern. "Weg...", lautete seine lakonische Antwort und die Jüngeren wechselten hinter seinem Rücken einen vielsagenden Blick. Sie wussten genau, dass er wieder bei dieser Schlampe von einem Valery gewesen war, der ihm schon lange den Kopf verdreht hatte. Doch keiner von Beiden äußerte sich dazu, es war schließlich Gabriels gutes Recht, sich auch mal zu vergnügen, das tat er schließlich selten genug. Nur sonderlich entspannt sah er nicht gerade aus, was allerdings auch von den kraftraubenden Löscharbeiten kommen konnte. Mike runzelte die Stirn, denn etwas sagte ihm, dass der Abend nicht so verlaufen war, wie es sein Bruder gern gehabt hätte. Er wusste, dass der Ältere Leander Valery schon lange liebte und auch um seine Hand angehalten hatte, aber er nahm an, dass das Angebot ausgeschlagen worden war, zumindest war das Miststück noch nie in ihrer Burg aufgetaucht, obwohl ihre Güter nebeneinander lagen und es nur eine Stunde Ritt war. Umso besser, er konnte den Kerl nicht ausstehen mit seinem verkniffenen Lächeln und dem vornehmen Getue, von der affigen Kleidung und den grellen Farben einmal ganz abgesehen. Er fragte sich immer wieder, was sein Bruder für einen Narren an der Bohnenstange gefressen hatte, die aussah wie fünfzehn udn sich benahm wie fünfzig. Doch wie es Mikes Art war, äußerte er sich nicht zu den Vorfällen. Gabriel war alt genug, um zu wissen, mit wem er sich einließ und mit wem nicht, sollte man zumindest meinen, auch wenn er in letzter Zeit eher das Gegenteil bewies. Eine halbe Stunde später erreichten sie ihre Burg, wo sie von der Dienerschaft empfangen wurden. Wasser war bereits in großen Zubern vorbereitet worden und Diener standen bereit, ihnen beim Baden zu helfen. Man konnte gar nicht so schnell schauen, wie die drei Brüder sich ihrer Kleidung entledigt hatten und seufzend im heißen Wasser saßen. Gabriel ließ sich von einem jungen, hübschen Dienstboten den Rücken schrubben und hing ein wenig seinen Gedanken nach. Er war gerade so richtig schön entspannt, als plötzlich die Tür aufgestoßen wurde und sein erster Ritter hereintrat. "Mein Herr, ein Bote mit einer dringenden Nachricht für euch!" Der Hausherr seufzte leise und strich sich über die blonden Bartstoppeln an seinem Kinn. Einen Moment spielte er mit dem Gedanken, einfach schlafen zu gehen und den Boten bis morgen warten zu lassen, aber immerhin konnte es auch etwas wichtiges sein, sie lebten schließlich in unruhigen Zeiten. "Schick ihn rein, James...", meinte er deshalb resigniert und lehnte sich in dem großen Zuber wieder zurecht, so dass er bis zur Brust im Schaum steckte. Seine Brüder störte das nicht weiter, sie schäkerten mit den Dienern, beziehungsweise Raphael schäkerte, während Michael verzweifelt versuchte, den Schäkereien des jungen Mannes an seiner Seite durch Schweigen zu entgehen. Der Bote trat mit fliegender Eile ein. Man sah ihm an, wie erschöpft er war, als wäre er tagelang geritten. Er verbeugte sich höflich. "Mein Lord! Mein Herr schickt mich mit einer dringenden Bitte zu euch... ich darf nicht eher zurückkehren, als ihr geantwortet habt!" Er reichte dem verdutzten Gabriel eine Schriftrolle. Stirnrunzelnd betrachtete der Blonde das Siegel. "Revedoune? Was will DER von MIR?" Der Bote zuckte nur höflich die Schultern und wurde sogleich entlassen, mit der Aufforderung, sich ein Lager und Nahrung in der Küche zu besorgen. Nun waren allerdings auch Gabriels Brüder aufmerksam geworden. Selbst Raphael schob den jungen Mann an seiner Seite weg, um dessen Taille er bereits einen Arm gelegt hatte. "Was will denn der reiche Schnösel? Dir auch noch die Burg unterm Hintern wegkaufen?" War eigentlich nicht zu erwarten. Die Revedoune-Ländereien grenzten zwar an ihre, aber mindestens zwei Tagesritte entfernt. Der Älteste zuckte nur die Schultern und brach das Siegel auf. Er las die wenigen Zeilen und seine Augen weiteten sich ungläubig. Vor Schreck verschluckte er sich und ließ beim Husten beinahe das Pergament ins Badewasser fallen. Schnell legte er es beiseite und sah die beiden Jüngeren an. "Er will, dass ich seinen Sohn heirate!", platzte es schließlich aus ihm heraus. Raphael und Mike stießen Beide überraschte Laute aus. "Du sollst was?" Der sonst so stille Michael schien es kaum fassen zu können. Gabriel nickte und griff wieder nach dem Pergament, um es noch einmal zu überfliegen. "Hier steht: '...nach dem Verlust meiner über alles geliebten Söhne ist mir zu meinem Unglück nur noch mein Jüngster geblieben, der allerdings ein Raylan ist...'...und so weiter....'meine einzige Hoffnung besteht in starken Enkelsöhnen und da eure Familie dafür bekannt ist, diese hervorzubringen, biete ich euch hiermit die Hand meines Sohnes an'...der Kerl muss wirklich verzweifelt sein!" Die Familie Ascott war zwar wirklich unglaublich groß und HATTE in der Tat zum Großteil starke, gesunde Männer hervorgebracht, aber ihr Zweig hatte kaum noch Geld, nachdem der gierige König Heinrich seine Finger nach ihrem Besitz aufgestreckt hatte. Es war ihnen nur wenig Land und diese Burg geblieben. Sollte Gabriel nun den Revedoune-Erben heiraten würde das Mittel und Land in solchem Maße bedeuten, das ihnen kaum jemand in ganz England das Wasser reichen könnte. Nachdenklich schloss der Blonde die Augen. Er musste dringend nachdenken. Eigentlich hatte er sich geschworen, immer nur für Leander frei zu bleiben, doch dieser Traum war spätestens heute Nacht zerplatzt. Leander Valery würde bald Chatworth heißen und wäre damit für ihn endgültig unerreichbar. Warum also nicht das Beste aus dieser Situation machen? Ein solches Angebot würde er mit Sicherheit nie wieder in seinem Leben bekommen! Er öffnete die Augen wieder und sah in die Gesichter seiner Brüder. Raphaels Blick war besorgt bis nachdenklich, während sich Mike wie üblich hinter seiner nichtssagenden Maske versteckte. "Ich werde es tun...ich werde ihn heiraten..." Die Worte schlugen noch viel mehr ein, als das Pergament zuvor. Selbst Michaels Augen weiteten sich einen kurzen Moment lang. Raphael sprang so wie er war auf, kümmerte sich weder um seine Nackheit, noch um die errötenden Diener oder den strafenden Blick seines älteren Bruders. Er war empört. "Gabriel! Denk doch erst mal in Ruhe darüber nach! Du kennst den Jungen doch überhaupt nicht!" Gabriel zuckte nur gleichgültig die schultern. "Spielt das denn eine Rolle? Er bringt mir das Geld, dass wir dringend brauchen, alles andere ist egal....so zum fürchten wird er schon nicht sein, auch wenn ich niemals etwas von ihm gehört habe und selbst wenn... ich geben ihm etwas Stoff zum Nähen und beschäftige mich anderweitig, wenn ich ihn nicht ertrage, oder lasse die Ehe nach einer Weile für ungültig erklären..." Er sah darin kein großes Problem, schließlich war das Gang und Gebe. Sein massiger Bruder sah das anscheinend aber ganz anders. "Sowas kannst du doch nicht machen! Hast du mal an den Jungen gedacht? Was dann aus ihm wird?!" Gabriel zuckte gleichgültig die Schultern. "Kann ja ins Kloster gehen..." Wütend stieg Raphael aus der Wanne und schnappte sich ein Handtuch. "Manchmal bist du ein richtiger Bastard!", stieß er nur noch hervor, bevor er, wie er war, aus der Tür in Richtung seiner Gemächer stürmte bevor er noch etwas sagte, das er später ganz sicher bereuen würde. Mike hielt sich aus dem Streit heraus. Seine grauen Augen beobachteten seinen älteren Bruder genau, der sich ebenfalls erhob und von einem Diener mit warmem Wasser übergießen ließ, um die Seife loszuwerden. Es war schon so, wie Gabriel sagte, die meisten Raylans gaben sich mit etwas Stoff zufrieden, aber er hatte auf seinen Reisen auch Andere kennengelernt, intelligente, tatkräftige Persönlichkeiten, die ihren Platz ihm Leben behaupteten und sich nicht beherrschen und abspeisen ließen, wie das sein Bruder offensichtlich mit seinem zukünftigen Gatten vorhatte. Vielleicht würde er sich noch ganz hübsch umschauen. Er jedenfalls war neugierig auf seinen zukünftigen Schwager. Vielleicht sollte er ihn ja mal mit Raphael zusammen besuchen? Er wartete, bis der Älteste das Zimmer verlassen hatte, wohlgemerkt in Begleitung des jungen Dieners, der gar nicht abgeneigt zu sein schien. Kopfschüttelnd spülte Mike sich die Seife ab, trocknete seine bronzefarbene Haut und zog sich an. Anscheinend war sein Bruder diese Nacht nicht auf seine Kosten gekommen und deswegen so unausgeglichen. Eine neue Familie ----------------- Autor: CatherineMiller Titel: Die Ascotts - Julien Fandom: Eigene Serie Kapitel: Eine neue Familie Teil: 3/? Pairings: Gabriel x Leander (NOCH!); GabrielxJulien (verheiratet) Warnungen: lemon, violence Danksagung: Vielen Dank an meine Betaleserin Corrychan, von der auch nicht unwesentlich viele Namensgebungen und Ideen stammen ^^" Danke Süße! Auch danke an die Betaleser Cap und Kariri, die meine Tippfehler ausmerzen ^^ Sonstiges: Die Grundidee der Story ist nicht auf meinem Mist gewachsen, sondern stammt aus dem ersten Roman der Reihe "Die Ascotts" von Jude Deveraux. Ich hab so gut wie alle Namen geändert, aber die Grundzüge der Charaktere und die Storyline ist erhalten geblieben. Disclaimer: Alle Figuren, obwohl sie andere Namen haben und die Grundstory gehören Jude Deveraux. Erinnerung: Raylans sind Männer ohne Bartwuchs, die die 'Frauenrolle' übernehmen ^^ Angebot: Bei mindestens zehn Kommentaren gibt's beim nächsten Upload zwei Kapitel auf einmal! Kommentare: @Love-chan: Hat ja leider lange gedauert ^^ Aber es ist fertig! Viel Spaß beim Lesen! Julien Revedoune saß in einem sonnendurchfluteten Zimmer, inmitten der schönsten Kleidungsstücke, die man sich vorstellen konnte, eine Schmuckschatulle auf den Oberschenkeln und starrte ins Leere. Trotz der Wärme, die an diesem Sommermorgen herrschte, war ihm eiskalt, seine Finger klamm und zittrig, dass er Angst haben musste, dass ihm das wertvolle Holzkästchen mit noch wertvollerem Inhalt entglitt. Er versuchte, die letzten Minuten in Ruhe und Frieden zu genießen, die letzten Momente in Freiheit, bevor er sein altes Leben hinter sich lassen musste. Heute war es also soweit, heute musste er endgültig Abschied nehmen, musste alles zurücklassen, auch seine Mutter, was ihm am meisten auf der Seele lag. Heath Revedoune hatte ein besseres Leben verdient als das, an der Seite dieses grausamen Mannes, der sich sein Vater schimpfte. Aber er war ja nur ein dummer, kleiner Raylan, ihm waren die Hände gebunden. Seine Finger verkrampften sich um das glatte Holz, hätten sich wohl zu Fäusten geballt, denn schon jetzt traten die Knöchel weiß unter der hellen Haut hervor. Hass wallte in ihm auf, tiefer, abgrundtiefer Hass auf seinen Erzeuger, auf alle Männer, inklusive seines zukünftigen Ehemannes, der es noch nicht einmal für nötig befunden hatte, ihn im letzten halben Jahr auch nur einmal zu besuchen, sich vorzustellen oder irgendetwas dergleichen. Nicht einmal zur offiziellen Verlobung war er anwesend, da hatte er einen Boten mit dem Ring geschickt. Und obwohl sich Julien wirklich bemüht hatte, freundlich zu sein, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, war er vor Wut beinahe geplatzt. Auch wenn er nur ein dummes, minderwertiges Geschöpf war, eine Ware und nichts anderes, sollte man doch zumindest seiner Familie diese Ehre erweisen. Er hatte eigentlich erwartet, dass Robert vor Empörung an die Decke gehen würde, hatte insgeheim sogar gehofft, dass dieser vor Wut die ganze Abmachung rückgängig machen würde, doch sein Vater hatte nur gelacht, sich noch einen Becher Wein eingeschenkt zu dem halben Dutzend, das er bereits hatte und in der Halle rumposaunt, dass das der richtige Mann für seinen Sohn wäre. Julien war kreidebleich am Tisch gesessen, hatte mit versteinerter Miene den Ring entgegengenommen und sich selbst an den Finger gesteckt, war aufgestanden und hatte sich entschuldigt, bevor er erhobenen Hauptes aus der Halle marschiert war, dabei die mitleidigen Blicke der Dienstboten so gut wie möglich ignoriert hatte. Er konnte sich keine Blöße geben, damals nicht und jetzt auch nicht, er durfte keine Schwäche zeigen. Männer wie Robert und dieser Gabriel, den er heiraten sollte, warteten nur darauf, dass man schwach wurde, damit sie es ausnutzen konnten. Er schloss die Augen. Nein, er wollte nicht so werden wie seine bedauernswerte, gutherzige Mutter. Er würde stark sein, solange er es musste, das schwor er sich. Aber jetzt, hier in seinem großen Zimmer, inmitten dieser Pracht, die er nicht haben wollte, kurz vor den Feierlichkeiten, vor denen er am liebsten weggelaufen wäre, sanken seine Schultern resigniert herab und er war kurz davor, einfach aufzugeben. Schritte auf der Treppe ließen ihn aufhorchen und sein schmaler Rücken straffte sich wieder. Er würde den Teufel tun und sich so einfach unterkriegen lassen! Niemals! Kaum hatte er sich besonnen, als auch schon die Kammertür aufflog und seine beiden Leibdiener Jonas und Marc hereinstürmten, sofort anfingen, wie wild auf ihn einzuplappern. "Herr, Ihr könnt euch wahrhaft glücklich schätzen..." - "So ein Bild von einem Mann..." - "...Ihr werdet sicher ein wundervolles Paar abgeben...." - "... so furchtbar gutaussehend und stattlich..." - "... und seine Brüder...." - "... ganz bestimmt auch andere Qualitäten...." Julien rollte die Augen und brachte die beiden jungen Raylans mit einer harschen Handbewegung zum Schweigen. "SO und nun noch mal langsam... wovon sprecht ihr überhaupt?", fragte er dann ruhig nach. Jonas und Marc wechselten einen stummen Blick. "Na von eurem Ehemann!", antworteten sie dann wie aus einem Mund. Die Stirn des jungen Herrn kräuselte sich leicht. "Er ist also ganz ansehnlich?" Naja, ein Pluspunkt, auf jeden Fall, er hatte schon befürchtet, dass er mit einer Kröte verheiratet werden würde. Er hatte ja nur gewusst, dass sein Zukünftiger zumindest gesund war, sonst hätte ihn sein Vater nicht ausgesucht, da er ja auf Erben spekulierte. Nun wurde der Blick seiner Zofen entsetzt. "Ansehnlich???" Jonas schien sich kaum noch einzubekommen. "ANSEHNLICH? Herr, so einen Mann habt Ihr noch nicht gesehen! Ich möchte wohl behaupten, das ist einer der Bestaussehendsten von ganz England!" Nun gut, der kleine Diener mit den feuerroten Haaren neigte ab und zu zur Übertreibung, aber in diesem Fall schien er es sogar ernst zu meinen. "Ach wirklich?" Julien klang nicht unbedingt begeistert. Sicher, es war wohl angenehmer, mit einem gutaussehenden Mann zusammenzuleben als mit einer Gesichtsbarracke, aber das änderte nun mal rein gar nichts am Charakter des Betreffenden. Und der war unbestritten mehr als schlecht! Er bemerkte am Rande, wie Jonas ihn angaffte. "Aber Herr, Ihr müsst doch zugeben, dass es ja wohl angenehmer ist, das Bett mit einem Mann zu teilen, dessen Schwanz noch nicht verfau...." Marc hielt ihm schnell die Hand vor den Mund. "Lässt du wohl das Geschwätz, dummes Ding, davon will der Herr doch gar nichts wissen!", schalt er böse und warf Julien einen entschuldigenden Blick zu. "Verzeiht ihm, Herr, nur Dienstbotengeschwätz, nichts weiter..." So etwas gehörte nicht in die Ohren vom jungen Herrn. Jonas grummelte leise, fügte sich aber, obwohl er bei sich dachte, dass es seinem Herrn gar nichts schaden würde, über dererlei Dinge schon Bescheid zu wissen. Julien sah verwirrt von einem zum anderen. Er hatte nicht die geringste Ahnung, um was es gerade ging, vermutete aber, dass es etwas mit dem Geschehen nach der Bettzeremonie zu tun hatte. Nun ja, diesem Problem würde er sich widmen, wenn es an der Zeit war, bis dahin musste er erstmal diesen furchtbaren Tag überleben. Marc trat einen Schritt vor. "Herr, die beiden jüngsten Brüder eures zukünftigen Gemahls, Sir Raphael und Sir Michael bitten um ein kurzes Gespräch mit Euch... soll ich sie hereinbitten, sie warten vor der Tür..." Der junge Erbe runzelte die Stirn noch weiter, ließ es dann aber bleiben, als er sich an eine der letzten Anweisungen seiner Mutter erinnerte. Heath hatte ihm eingeschärft, dass er es lassen sollte, weil sich sonst vorzeitig unschöne Falten bilden würden. Seufzend nickte er. "Sicher, warum nicht, ich sitze hier ohnehin nur herum..." Es gab für ihn im Moment rein gar nichts zu tun, außer zu warten und wenn er ganz ehrlich war, dann plagte ihn schon die Neugierde auf seine neue... Familie. Er traute sich kaum, das Wort überhaupt zu denken, denn bis jetzt hatte seine einzige Familie aus seiner Mutter, seinem Lehrer und vielleicht noch seinen Zofen bestanden, das war es dann aber auch schon... Und jetzt sollte er gleich und sofort einen Ehemann und vier Schwager bekommen. Von der restlichen Ascottsippe mal ganz zu schweigen. Er schätzte, dass gut zwei Drittel der gesamten Hochzeitsgäste unter dem Leopardenbanner ritten, wenn das mal reichte. Der Rest bestand aus nichtsnutzigen, reichen Freunden und Bekannten seines Vaters. Sogar diesen widerwärtigen Chatworth hatte er eingeladen. Julien konnte wirklich froh sein, dass dieses Mastschwein zwar reich, aber nicht besonders potent war, sonst wäre er womöglich noch an den verschachert worden. Gegen diesen Kerl war selbst sein Vater ein unbescholtenes Engelchen! Der arme Raylan, den Edmund Chatworth als nächstes heiraten würde. Vier Ehemänner hatte er ja schon unter die Erde gebracht... Der Junge war zwar recht abgeschieden von allem aufgewachsen, doch er hatte immer darauf geachtet, zu wissen, was draußen in der Welt vor sich ging, wie die politischen Verhältnisse gerade standen, wie Politik gemacht wurde. Und Heath hatte nie etwas dagegen einzuwenden gehabt, dass Julien sich auch damit beschäftigte, für einen Abt waren die politischen Ränke genauso wichtig, wenn er sich behaupten und sein Kloster halten wollte, wie die Verwaltung seiner Güter an sich. Er legte die Schmuckschatulle beiseite, das Collier aus purem Gold, mit den wertvollsten Edelsteinen besetzt, das ihn allerdings immer mehr an ein Halsband, als an irgendetwas anderes erinnerte, würde er noch früh genug tragen müssen. Kaum hatte er seine rostfarbene Tunika etwas zurechtgezupft, führte Marc auch schon die beiden Besucher herein. Julien bemerkte sofort die Sternchen, die in Jonas' Augen erschienen, als er die Männer unverschämt von oben bis unten musterte. Etwas peinlich berührt über das ungehörige Verhalten schickte er seinen Diener aus dem Raum. Vorsichtig sah er die Brüder an, er wusste ja nicht, wie diese auf so etwas reagierten. Geduldig wartete er, bis Marc sie einander vorgestellt hatte, streckte dann elegant seine Rechte aus. Raphael sank zu seiner Überraschung sofort auf ein Knie nieder, griff seine schmalen Finger mit seiner vergleichsweise riesenhaften Hand und hielt sie fest, als wäre sie aus kostbarstem Porzellan, während er mit größter Vorsicht einen Kuss auf den Handrücken hauchte. Julien blinzelte irritiert. Eine solche Ehre hatte ihm noch niemals irgendwer erwiesen. "Herr, wir heißen Euch in der Familie Ascott willkommen, auch im Namen unseres nichtsnutzigen Bruders, den ihr zu heiraten gedenkt..." Der junge Mann erhob sich wieder und ein Grübchen erschien in seiner Wange, als er Julien freundlich anlächelte. Automatisch erwiderte dieser die Geste, war überrascht, wie sympathisch er seinen Schwager in spe jetzt schon fand. Er nickte leicht. "Ich danke Euch vielmals, Sir Raphael....", meinte er leise, wie es ihm seine Mutter eingeschärft hatte, obwohl ihm sofort tausend Fragen auf der Zunge lagen. Aber ihm gefiel, dass der Mann offensichtlich versuchte, die Situation mit etwas Humor zu entspannen. Schnell wandte er sich Michael zu, sah ihn zum ersten Mal richtig an und verstand nun, warum Jonas so komisch ausgesehen hatte. Raphael war schon ein äußerst gutaussehender Mann, sehr groß und kräftig gebaut mit schwarzen Haaren, die sich im Nacken ganz leicht kringelten und warmen, braunen Augen, einem kantigen Kinn und einem Mund, dem man ansah, dass er gerne lächelte. Michael allerdings übertraf ihn noch um Einiges. Auch er hatte schwarze Haare, die ihm allerdings sehr glatt in die Stirn fielen, dunkelgraue Augen über einer geraden Nase und einem fein geschwungenen Mund. Seine Statur war wesentlich schlanker als die seines Bruders, auch wenn man ihm ansah, dass er vermutlich ein hervorragender Kämpfer war. Doch das Bemerkenswerteste an ihm war seine alles überlagernde Ausstrahlung von Macht und das Wissen um diese. Dieser Mann wusste, dass er gut aussah, welche Wirkung er auf andere hatte, doch er machte nicht den Eindruck, als würde er das ausnutzen wollen. Der Blick aus den stechenden Augen war prüfend, etwas zurückhaltend, aber nicht unfreundlich, so, als wisse er noch nicht recht, was er von Julien halten sollte. Es animierte den Raylan auf jeden Fall, sein Lächeln noch etwas zu vertiefen, was den Älteren zu entspannen schien. Mit einer vollendeten Verbeugung neigte er sich über die Hand des Kleineren und küsste sie sanft. Doch er sprach bis auf ein paar begrüßende Worte nichts weiter, blickte Julien nur unverwandt und scheinbar sehr fasziniert an, was diesen ein wenig irritierte. Er war es ganz und gar nicht gewöhnt, so viel Aufmerksamkeit zu bekommen, aber er tolerierte es. Schon bald spann sich zwischen ihm und Raphael ein lebhaftes Gespräch und erst, als sich seine neuen Schwager verabschiedeten, merkte der junge Bräutigam, dass er soeben alle Regeln gebrochen hatte, die ihm seine Mutter noch für den Umgang mit Männern eingeschärft hatte. Er hatte weder den Blick gesenkt, noch die Stimme gedämpft gehalten. Er hatte auch nicht verborgen, dass er durchaus wusste, wovon er sprach und einen Kopf auf den Schultern hatte, den er zu benutzen gedachte. Seufzend schlug er sich die Hand vor die Stirn, rieb dann aber über die schmerzende Stelle, nicht auszudenken, wenn da ein Fleck blieb, Marc und Jonas würden toben. Resigniert ließ er sich zurück auf den Stuhl sinken, auf dem er schon vorher gesessen hatte. Wenigstens war seine neue Verwandtschaft nett und er entschied, das Beste aus dieser ekelhaften Situation zu machen, schon allein, weil ihm gar keine andere Möglichkeit blieb. Er straffte sich wieder. Fähigkeiten hatte er genug und so leicht konnte man ihn nicht unterkriegen, immerhin war er ein Revedoune, auch wenn er nie viel Wert auf seine Abstammung gelegt hatte, wenigstens die Sturheit und den starken Willen hatte ihm sein Vater vererbt, er hoffte nur, dass es auch dabei blieb. Er würde sich beweisen, das nahm er sich fest vor. +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Raphael und Michael schlossen die Tür hinter sich. Einen Moment lang blickten sie sich stumm in die Augen, fingen dann synchron an zu grinsen. Ihr Bruder würde sich noch umsehen, aber gewaltig! Das da drin war kein Püppchen, das sich mit etwas Stoff zufriedengeben würde, das war eine Persönlichkeit, eine kleine zwar nur, aber dennoch... Der Ältere zwinkerte seinem Bruder zu. "Denken wir gerade das Gleiche?", fragte er mit einem unterdrückten Lachen in der Stimme. Mike sah ihn fragend an. "Was meinst du?" Bezog sich der Andere jetzt nur auf Julien oder noch auf etwas anderes? Raphael streckte sich leicht, kratzte sich am nicht vorhandenen Bart. "Ich denke, wir haben so eben den hässlichsten Raylan gesehen, der uns je begegnet ist, was denkst du? Diese struppigen Haare, dieser unförmige Leib, die spröde Stimme... ein wahrer Hexer, oder?" In seinen Augen tanzte der Schalk. Oh, wie er es genießen würde, seinem rechthaberischen Bruder gewaltig eins auszuwischen. Michael musterte seinen Bruder einen Moment verwirrt, doch dann glomm Verstehen in seinen grauen Augen auf und ein kleines, gemeines Lächeln umspielte seine Mundwinkel. "Oh ja, wahrhaft furchterregend! Und so riesenhaft, fast ein richtiger Mann....", spann er den Faden weiter. Die beiden nickten sich zu. "Komm, wir werden unserem geliebten Gabriel beichten, was für eine Schreckgestalt er heiraten wird...." Fürsorglich schlang Raphael einen Arm um die Schultern Mikes, als wolle er ihn nach dem durchstandenen 'Schrecken' stützen. Lachend zogen die beiden von dannen, achteten aber darauf, dass Gabriel sie nicht sah, bevor sie sich nicht wieder in der Gewalt hatten, damit ihnen die schöne Scharade nicht verdorben wurde. Das hatte der Halunke wirklich verdient! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Julien trat wieder ans Fenster, sah durch die bunten Scheiben hinaus auf das emsige Treiben, das auf der Wiese hinter der Burg herrschte. 300 Ochsen, 900 Schweine, 800 Fasane und Rebhühner, 400 Stück Wildbret, dazu zentnerweise Kartoffeln, literweise Soßen, Hunderte von Törtchen, Pudding, die Liste, die er sich gedanklich bei den Hochzeitsvorbereitungen gemacht hatte, ließ sich ewig so weiterführen. Mehrere Tausend Ellen Stoff waren zu riesigen Baldachinen verarbeitet worden, um die Gäste zu schützen, sollte es wider Erwarten regnen. Doch es war ein schöner Tag im Frühsommer, perfekt für eine schöne Hochzeit, die Leute jetzt schon ausgelassen, nur ihn wollte diese Stimmung nicht so recht anstecken. Sicher, sein Vater hatte es sich nicht nehmen lassen, all seinen Reichtum zu präsentieren, damit zu protzen, wo es nur ging, damit es auch ja niemand übersah. Julien schätzte, dass Robert sich augenblicklich mit einem Humpen Bier irgendwo dort unten befand und mit seinen Freunden, vielleicht sogar mit seinem zukünftigen Ehemann prahlte. Ein eisiger Schauer lief ihm über den Rücken. Er hatte sich gewehrt, dass so viel Geld für seine Hochzeit verschwendet wurde, zumal er ja wusste, was man mit dem ganzen Gold anderes hätte anfangen können. Er war einfach zu sparsam für einen solchen Protz. Viel lieber hätte er die Burg ein wenig erweitert, aber solche Sachen gingen ihn ja nichts an, obwohl er da wirklich gute Ideen hätte.... Energisch rief er sich zur Ordnung. Erstens würde sein Vater ihm ohnehin nicht zuhören und zweitens war dieses Anwesen jetzt nicht mehr seine Sache. Er würde heute fortgehen und nicht mehr so schnell zurückkehren. Er befürchtete nur, dass er es aus weniger schönem Anlass müsste. Doch daran wollte er im Moment nicht denken. Er blickte auf sein weißes Hochzeitsgewand, die weiten, weißen Hosen, die fest anliegende Tunika, die seinen schmalen Körper noch besser zur Geltung brachte. Er hasste das Ding jetzt schon. Es was über und über mit feinster Stickerei übersäht, natürlich mit weißem Faden, kaum sichtbar, aber es verlieh dem Stoff einen unschätzbaren Wert. Seine Mutter hatte nächtelang daran gesessen, Heath hatte darauf bestanden, dass ganze Gewand selbst zu nähen, keine der Schneiderinnen daran zu lassen. Und selbst der Schleier wies feine Stickereien auf, oben an dem Blütenkranz aus kleinen, weißen Rosen. Es trieb ihm die Tränen in die Augen, als er sich erinnerte, wie viel Mühe und Schmerzen es seine Mutter gekostet hatte, mit dem gebrochenen Arm zu nähen, doch durch nichts hatte er sich davon abhalten lassen, weiterzumachen. Julien strich vorsichtig über den Saum der Tunika. Seine Mutter war stärker als er selbst zugab und doch schaffte er es nicht, sich wenigstens mental von Robert zu lösen. Der kleine Raylan hatte den Verdacht, dass Heath seinen Vater trotz allem immer noch liebte, immer noch hoffte, wo es keine Hoffnung mehr gab. Und er hasste den Gedanken. Leise öffnete sich die Tür und seine Zofen kamen hereingehuscht. Sie strahlten beide über die ganzen Gesichter. "Es ist Zeit, Herr, Ihr müsst jetzt baden und Euch ankleiden...." Julien sah noch einmal zum Fenster. Wie sehr wünschte er sich, ein Vogel zu sein und einfach davonfliegen zu können. Doch er war keiner und es wäre besser, er würde sich nicht mit nutzlosen Gedanken aufhalten, sondern praktisch denken, wie er es sonst auch tat. Also hob er das Kinn und ließ sich aus den Kleidern helfen. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Robert Revedoune schritt mit stolzgeschwellter Brust durch das Spalier der Hochzeitsgäste. Nur noch ein paar Meter bis zur Kirche, dann war er seinen nichtsnutzigen Sohn los und bald würde er sich über einen Erben freuen können. Er musste ja zugeben, dass der Junge wirklich hübsch war, um nicht zu sagen fast schön, aber was brachte das bei seinem neugierigen, vorlauten Wesen? Was sollte diese Wissbegierde bei einem Raylan? Aber das sollte ja nun nicht mehr sein Problem sein. Wenn die Tage der Hochzeit vorbei waren, würde er sich wieder zurücklehnen und der Jagd widmen können. Am Zügel führte er einen prachtvollen, weißen Hengst, der Julien trug. Der zierliche Junge wirkte in den weißen Gewändern noch jünger, seine rotbraunen Haare, die er offen trug, wurden fast vollständig vom Schleier verdeckt, wie auch sein Gesicht. Die Menge jubelte, als er an ihr vorbeigeführt wurde, nicht wenige verneigten sich vor Ross, Reiter und Führer, erwiesen ihnen die Ehre. Nur noch ein paar Meter, dann würde er vom Pferd gehoben werden. Er konnte bereits das Kirchenportal und den wartenden Priester sehen. Und daneben eine große, schlanke Gestalt, sowie die breitere, die er automatisch als Raphael identifizierte. Er hatte noch keinen Mann gesehen, der seinem Schwager auch nur ähnlich war und warum sollte ein Fremder neben dem Bräutigam stehen? Da war sein Bruder als Trauzeuge doch wahrscheinlicher. Gabriel wartete geduldig, bis die Menschen ein wenig beiseite traten und den Blick auf seinen Bräutigam freigaben. Seine Augen weiteten sich. Für einen kleinen Moment fragte er sich, wer die kleine, zierliche Person dort auf dem großen, weißen Pferd wohl sein mochte. Beinahe hätte er sich gegen die Stirn geschlagen, ließ es dann aber aus ästhetischen Gründen sein. Ein schneller Seitenblick zu seinem breit grinsenden Bruder bestätigte seine Vermutung. Die beiden Halunken hatten ihn reingelegt! Ihm war schon angst und bang geworden, als sie seinen Zukünftigen in den leuchtendsten, wenn auch nicht gerade schönsten Farben beschrieben hatten. Fast war ihm der Angstschweiß ausgebrochen. Diese Bastarde! Das würde er ihnen noch heimzahlen! Fasziniert ging sein Blick zurück zu seinem Bräutigam, huschte über die schlanke Gestalt, das vom Schleier verborgene Gesicht, die Spitzen langer, rotbrauner Haare, die darunter hervorlugten. Interessante Farbe. Ohne sein Zutun setzten sich seine Füße in Bewegung, trugen ihn dem kleinen Zug entgegen. Er blieb neben dem Kopf des Tieres stehen, schob seinen Schwiegervater einfach beiseite, der zunächst wütend die Stirn runzelte, aber nichts sagte, er wollte sich vor den Hochzeitsgästen keine Blöße geben. Dunkelrot im Gesicht machte er Platz. Gabriel blickte zu der verschleierten Gestalt auf. Noch immer konnte er Juliens Gesicht nur schemenhaft erkennen und er würde sich gedulden müssen, so war es eben Brauch. Langsam hob er die Arme und die Menge jubelte, als er den Jungen vorsichtig vom Pferd hob. Wie er es sich gedacht hatte, er konnte die Taille des Kleineren, der ihm gerade mal knapp bis zur Schulter reichte, problemlos mit beiden Händen umfassen, so winzig war sie. Am liebsten hätte er den weißen, halb durchsichtigen Stoff zurückgeschlagen und..... doch er beherrschte sich, bot seinem Bräutigam den Arm und führte ihn unter Beifallsbekundungen zum Kirchenportal, wo ihn sein immer noch grinsender Bruder mit dem Pfarrer erwartete. Nebenbei erhaschte er einen Blick auf das zornige Gesicht Robert Revedounes. Recht so, er konnte den widerlichen Kerl einfach nicht ausstehen. Sie hatten sich im Vorfeld der Hochzeit ein paar Mal getroffen und der Mann war ihm auf Anhieb unsympathisch gewesen. Das Brautpaar wurde gesegnet und schritt mit dem Trauzeugen hinter dem Pfarrer den langen Kirchengang entlang. Hinter ihnen strömten die Gäste hinein, denen es gestattet worden war, bei der Messe dabei zu sein und verteilte sich rasch auf die unbequemen Holzbänke. ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Leander Chatworth war wütend. Nicht einfach nur ungehalten oder verstimmt, nein, er schäumte vor Wut. Hass wallte in ihm auf, als er die kleine, zierliche Person in weiß da vorne neben seinem Gabriel mit Blicken erdolchte. Was bildete sich dieses mickrige Wesen eigentlich ein? Er hatte sich solche Mühe gegeben, in der Masse von Hochzeitsgästen aufzufallen, hatte leuchtendes Pink für seine Tunika und Hosen gewählt und was tat sein Geliebter?! Übersah ihn einfach! Gabriel hatte nur noch Augen für seinen Bräutigam gehabt und Leander bezweifelte, dass er ihn überhaupt ein einziges Mal wahrgenommen hatte. Flüchtig wandte der blonde Raylan den Kopf zur Seite und bedachte seinen eigenen Ehemann mit einem giftigen Blick. Der fette Ochse war schon wieder halb betrunken und nur seine Konstitution verhinderte, dass er hier auf der Kirchenbank einschlief und zu schnarchen anfing. Jeden anderen Mann hätte das, was Edmund an Alkohol seit dem frühen Morgen in sich hinein geschüttet hatte, schon längst aus den Stiefeln gehauen. Angeekelt wandte sich Leander wieder der Trauungszeremonie zu. Er ballte die Hände so fest zu Fäusten, dass sich seine Nägel schmerzhaft tief in seine Handballen gruben. Doch es war ein guter Schmerz. Er hinderte ihn daran, nach vorne zu stürmen und dem hässlichen, rothaarigen Flittchen den Schleier herunterzureißen, damit jeder seine Hässlichkeit sehen konnte, die sich gewiss darunter verbarg. Sicher hatte der alte Revedoune seinen Sohn nicht umsonst siebzehn Jahre lang vor der Welt versteckt. Der war bestimmt missgebildet! Der Gedanke an eine Entstellung des Raylans beruhigte ihn wieder. Wenn der so hässlich war, würde sich Gabriel erst recht nicht von ihm, Leander, abwenden, niemals! Und wenn doch... nun, er würde schon nachzuhelfen wissen. Langsam entspannte er sich wieder etwas und ließ sich gegen die harte Rückenlehne der Holzbank sinken. Was regte er sich eigentlich auf? Gabriel liebte ihn und nur ihn! Der Mann vergötterte ihn, er würde ihm die Welt zu Füßen legen, wenn er es verlangte, also kein Grund zur Beunruhigung. Da konnte kein noch so dahergelaufenes, karottenhaariges Miststück etwas dagegen tun. Der Gedanke zauberte ein Lächeln auf seine schmalen Lippen. Vielleicht könnte er sich den Bräutigam ja nachher mal entführen, auf ein kleines Stelldichein in den ausgedehnten Gärten des Anwesens. Wäre doch gelacht, wenn er heute nicht noch auf seine Kosten kommen würde. +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Julien nutzte seinen Schleier, um seinen zukünftigen Ehemann verstohlen betrachten zu können. Was der Priester auf Latein daherbetete, bekam er nur am Rande mit, er verstand zwar alles, aber es interessierte ihn kaum. Viel mehr faszinierte ihn dagegen Gabriels scharf geschnittenes Profil. Er musste zugeben, dass Jonas diesmal wirklich nicht übertrieben hatte. Sein Zukünftiger war ein sehr gutaussehender Mann, auch wenn es eine strenge, herbe Schönheit war. Die hohen Wangenknochen, die ausgeprägten Jochbeine, das energische Kinn, die hellgrauen Augen und der ernste Gesichtsausdruck unter glatten, dunkelblonden Haarsträhnen verliehen dem Ascott etwas Besonderes, Einzigartiges, das Julien nicht näher beschreiben konnte. Es faszinierte ihn ungemein und er fragte sich unwillkürlich, wie sich die glatte Haut wohl unter seinen Fingerspitzen anfühlen würde. Beschämt ob des unzüchtigen Gedankens senkte er errötend den Kopf, sah aber aus dem Augenwinkel, wie Gabriel kurz zu ihm hinüberblickte. Der Blick war irgendwie... seltsam. Wärme kroch von seinem Magen aus bis in die Finger- und Zehenspitzen. So hatte ihn noch nie jemand angesehen, zumindest nicht, dass er sich dessen bewusst gewesen wäre. Auf einmal spürte er, wie der Größere seine Hand drückte und sah verwirrt auf. Er hörte das leise Murmeln hinter sich in der Kirche, konnte er sich aber keinen Reim darauf machen. Erst als er bemerkte, dass der Priester ihn ganz offensichtlich erwartungsvoll anschaute, wurde ihm bewusst, dass er wohl gerade verpasst hatte, sein Ja-Wort zu geben. Er hörte das leise, drängende Räuspern seines Vaters und wurde sich bewusst, wie das gerade wirken musste. Hastig willigte er in die Ehe ein, sprach mit zitternder Stimme, für die er sich selbst hätte ohrfeigen können, das Ehegelübde nach. Er hatte noch nie gelogen, noch NIE. Aber jetzt im Moment befürchtete er es vor Gott und den Anwesenden zu tun. Er schwor Gehorsam und wusste dabei ziemlich gut, dass er lange brauchen würde, um das zu lernen. Er schwor zu dienen und wusste doch nicht, wie. Betrübt senkte er den Blick wieder, bekam kaum mit, wie der Fremde an seiner Seite ebenfalls die heiligen Worte sprach, allerdings ohne zu zögern und mit sehr fester Stimme. Die Eheringe wurden getauscht, seine Finger zitterten dabei unglaublich. Dann rief er sich aber energisch zur Ordnung. Er hatte zwar keine andere Wahl gehabt, als sich seinem Vater zu fügen, aber er würde das Beste aus der verfahrenen Situation machen. Deutlich strafften sich die schmalen Schultern, was ihm einen verwunderten Seitenblick von Gabriel einbrachte. Wesentlich ruhiger empfing er den Segen des Priesters und doch stockte sein Atem kurz, als er sich zu seinem... Ehemann umdrehte und der vorsichtig den Schleier hochschlug. Die hellgrauen Augen musterten sein Gesicht forschend und Julien fragte sich in diesem Moment, ob dem Anderen wohl gefiel, was er sah. Er wusste ja, dass er nicht gerade unansehnlich war, aber... Das kleine Lächeln, das Gabriels Mundwinkel umspielte, ließ den Jungen sich wieder etwas entspannen. Er schloss die Augen, als sich der Größere langsam zu ihm hinunterbeugte und ihm einen weichen, sanften Kuss auf den Mund hauchte. Nur wenige Sekunden lang, aber alles andere als eine flüchtige Berührung. Das Gefühl der warmen Haut auf seiner, Gabriels Geruch, der ihm unvermutet in die Nase stieg, machten ihn ganz schwindelig, auch wenn er nicht verstand, warum. Es war wohl nur die Aufregung des Tages und die Tatsache, dass er fast noch nichts gegessen hatte. Ja genau, das würde das Flattern in seinem Magen erklären. Trotzdem war er irgendwie enttäuscht, als der kurze Körperkontakt schon so schnell wieder vorbei war. Man musste es ihm irgendwie angesehen haben, denn ein leichtes Grinsen zierte das Gesicht seines frisch Angetrauten, das Julien nicht richtig einordnen konnte und von dem er noch nicht wusste, ob es ihm gefiel oder nicht. Gabriel legte die Hand des Jungen in seine Armbeuge und führte ihn durch den Kirchengang nach draußen, wo sie von der jubelnden, frenetisch klatschenden Menschenmenge empfangen wurden. Blütenblätter in allen Farben waren auf den Weg gestreut worden und selbst von oben regnete es die bunte, duftende Pracht. Gabriel wurde es zu viel. Er hatte jetzt nicht die geringste Lust, irgendwelche Hände zu schütteln, die nicht enden wollende Reihe an Gratulanten zu empfangen. Kurzerhand schnappte er sich Julien, hob ihn auf den Rücken des Hengstes, auf dem er gekommen war, schwang sich hinter den Jungen in den Sattel und gab dem tänzelnden Tier den Kopf frei, das sofort auf und davon in Richtung Anwesen galoppierte. Hinter sich brandete noch mehr Jubel auf. Anscheinend fanden es die Leute toll, dass der Bräutigam seinen frisch Vermählten einfach entführte. Sollten sie, solange sie nur nicht so schnell nachkamen. Es juckte ihn in den Fingern, Juliens weiches, puppenhaftes Gesicht erneut zu berühren, ihn zu küssen, ihm zu zeigen, wie eingenommen er von ihm war. Als er den Schleier zurückgeschlagen hatte, war ihm fast der Atem weggeblieben. Er hatte ja schon bemerkt, dass der Kleine ein hübscher Kerl war, aber diese Art von Schönheit hatte er noch niemals gesehen. Sein Ehemann übte unbestrittener maßen schon jetzt eine unglaubliche Faszination auf ihn aus, die er sich nicht erklären konnte noch wollte. Aber es machte ihn ungeduldig auf den Zeitpunkt nach dem elenden Bankett. Am liebsten hätte er sich den Jungen einfach gepackt und wäre ganz auf und davon, aber das ging dann doch nicht. Er konnte seinen Schwiegervater und die Hochzeitsgäste nicht jetzt schon dermaßen brüskieren, sonst riskierte er noch unnötigen Ärger. Später hatte er noch genug Zeit, sich dem zierlichen Leib zu widmen, solange würde er sich eben noch gedulden, auch wenn es ihm schwer fiel. Er lenkte den Hengst auf eine kleine Anhöhe vor dem riesigen Anwesen der Revedounes und zügelte das Tier sanft bis es anhielt. Schnell schwang er sich aus dem Sattel und half Julien dann vom Pferd. Der Kleinere musterte ihn immer noch verwirrt, aber nicht ängstlich. In seinem Blick mischte sich eher Neugierde mit... ja mit was eigentlich? Wenn Gabriel ehrlich war, er hatte so einen Blick noch nie bei einem Raylan gesehen. Den meisten standen die Herzchen praktisch in der Iris, wenn sich ihre Augen auf ihn richteten. Lästig. Aber hier... nun gut, dafür hatte er später noch genügend Zeit, jetzt musste er sich erstmal wieder unter Kontrolle bekommen. Seufzend ließ er sich ins Gras fallen und klopfte neben sich, als sein Ehemann etwas unschlüssig dastand, nicht zu wissen schien, ob er es ihm gleich tun sollte oder nicht. Julien zögerte noch kurz, setzte sich dann aber vorsichtig, achtete sorgsam darauf, dass sein Hochzeitsgewand keine Grasflecken bekam. Gabriel lächelte sanft um dem Jungen etwas die Scheu zu nehmen. "Tut mir leid, dass ich dich einfach so entführt habe, aber die Gäste... na ja, ich hatte jetzt nicht wirklich Lust, irgendwelche Glückwünsche entgegenzunehmen...", entschuldigte er sich leise. Es konnte ja nicht schaden, wenn er nett war, zumal der Kleine ja noch kein Wort gesagt hatte, seit sie sich kannten. Wahrscheinlich hatte er doch Angst, schließlich hatte Robert ihm ja gesagt, wie zurückgezogen Julien aufgewachsen war, da war es ja kein Wunder, wenn er sich so scheu benahm. Angst hatte der Junge allerdings keine. Vielmehr wusste er im Moment noch nicht, was er mit seinem Ehemann anfangen sollte. Der große Mann war so... anders als er es sich vorgestellt hatte. Er war nicht grob, er war nicht laut oder ungehobelt, wie er es von den Kumpanen seines Vaters und diesem selbst gewöhnt war, ganz im Gegenteil. Seine Stimme klang angenehm, er drückte sich kultiviert aus und man merkte sofort die Bildung, die er genossen haben musste. Auch versuchte er nicht, ihn irgendwie zu bedrängen oder sich über ihn lustig zu machen, wegen der peinlichen Szene in der Kirche. Hatte seine Mutter vielleicht unrecht gehabt und nicht alle Männer waren so wie sein Erzeuger? Vorsichtig erwiderte er das Lächeln. "Ist schon in Ordnung, es war wirklich sehr... laut da..." Noch zögerte er, mehr zu sagen, einerseits waren da die Dinge, die ihm Heath eingeschärft hatte, andererseits sah ihn sein Gatte zu freundlich und wohlwollend an, dass es ihm unter den Nägeln brannte, all seine Fragen zu stellen, die ihm schon sein Monaten auf der Seele lagen. Zum Beispiel, warum Gabriel nie vorher Kontakt mit ihm gesucht hatte. Er entschied, dass diese Fragen auch noch länger warten konnten und dass sie ab jetzt ja genügend Zeit hatten sich gut kennen zu lernen. Er war kein nachtragender Mensch und anscheinend hatte er sich ja wirklich in dem Anderen getäuscht. Wusste er denn, warum sein Gatte verhindert gewesen war? Vielleicht hatte er ja gar nicht im Land geweilt, möglich wäre es ja. Jemand, der ihn so ansah, hätte ihn doch im Vorfeld nicht böswillig ignoriert, oder? Sittsam faltete der junge Mann die Hände im Schoß und wartete einfach ab, ob Gabriel noch einmal das Wort an ihn richtete. Ein passendes Gesprächsthema wollte ihm im Moment nicht einfallen und er wollte auch nicht schon am ersten Tag einen schlechten Eindruck hinterlassen, indem er zu aufdringlich wirkte. Sein Gatte schien allerdings an keinem Gespräch interessiert zu sein. Für den Augenblick begnügte er sich damit, den Jungen ausgiebig zu mustern, jede Einzelheit der feinen Gesichtszüge mit seinen Augen zu untersuchen. Das Verlangen, den Kleineren erneut zu küssen, diesmal aber richtig, wurde übermächtig. Er wollte die weichen Lippen wieder auf seinen spüren, wollte die Reaktion des schmalen Körpers fühlen. Langsam beugte er sich nach vorne, gab dem Jüngeren genügend Zeit, sich gegebenenfalls zurückziehen zu können, falls er diesen Kontakt nicht wünschte, doch der sah ihn nur aus großen, hellbraunen Augen neugierig an, schien gar nicht recht zu wissen, was sein Ehemann von ihm wollte. Gabriel musste erneut lächeln über so viel Unschuld, überbrückte dann den letzten Abstand, der sie noch voneinander trennte und senkte seine Lippen auf den Mund des Jungen. Vorsichtig und tastend zuerst, um Julien nicht zu erschrecken, fester aber immer noch sanft, als er merkte, dass der Kleine keine Anzeichen von Furcht oder Ekel zeigte. Er liebkoste die weiche, vollen Lippen ausgiebig, ließ seine Zungespitze flüchtig darüber streichen, zog sich zurück, kam erneut, diesmal für länger. An Juliens Reaktion erkannte er, dass der so etwas noch nie gemacht hatte. Es brauchte eine ganze Weile, bis der Braunhaarige auf den Kuss einging, begann Gabriels Bewegungen schüchtern nachzuahmen, noch etwas ungeschickt, aber trotzdem neugierig. Willig öffnete er die Lippen, als der Ältere etwas mehr drängte, wehrte sich nicht gegen den Eindringling, auch wenn es ein seltsames Gefühl war. Ob Verheiratete das immer so machten? Warum hatte er dann so was nie bei seinen Eltern beobachtet? Lag es daran, dass Robert einfach ein grausamer Mann war und dieser Kuss so ungleich zärtlicher? Wahrscheinlich war sein Erzeuger gar nicht in der Lage solche Dinge zu geben, der konnte nur fordern. Nach und nach wagte sich seine eigene Zunge wieder vor, gelockt und verführt von Gabriels langsamen, geduldigen Bewegungen und Liebkosungen. Es war alles so neu, so ungewohnt, noch nie war ihm jemand zu nahe gewesen. Er konnte den Geruch seines Mannes riechen, seinen herben Geschmack schmecken, in die grauen Augen sehen, die sich etwas verdunkelt hatten. Er konnte das leichte Lächeln auf den weichen Lippen spüren, die sich nun fordernder gegen seine drängten. In seinem Magen flatterte es wieder aufgeregt, sein ganzer Körper begann, wie wild zu kribbeln. Seltsam, aber nicht unangenehm, wie die ganze Situation. Seine Lider klappten langsam nach unten und als er feststellte, dass er sich so viel besser auf die vielen Empfindungen konzentrieren konnte, die auf ihn einstürmten, schloss er die Augen ganz, widmete sich einfach nur dem süßen, zärtlichen Kuss, der ihm geschenkt wurde. Als Gabriel sich nach viel zu kurzer Zeit löste, ging Juliens Atem rasch, sein Herz hämmerte wie verrückt in seiner Brust, dass er den Eindruck hatte, der Andere müsste es hören. Mit sich kämpfend drückte er eine Hand gegen den schmalen Oberkörper und öffnete die Augen wieder. Der Blonde schluckte krampfhaft und es kostete ihn ziemlich viel Beherrschung, nicht hier und jetzt einfach über seinen Ehemann herzufallen. Die vollen Lippen leicht gerötet und noch leicht feucht von ihrem Kuss luden zu mehr ein, die hellen Wangen waren etwas dunkler schattiert, die Augen leicht verschleiert. Ob der Junge wusste, wie verführerisch er in diesem Augenblick aussah? Wahrscheinlich nicht. "Ich denke, wir sollten zurückgehen...", meinte er etwas abrupt, denn wenn er sich jetzt nicht erhob, würde er etwas sehr peinliches tun, da war er sich sicher. Er stand auf und reichte Julien seine Hand, um ihm aufzuhelfen. Der Kleinere blinzelte verwirrt und plötzlich aus seinen schönen Gefühlen gerissen. Was sollte denn das auf einmal? Hatte es Gabriel nicht gefallen? War er vielleicht zu ungeschickt gewesen. Rasch schluckte er eine entsprechende Frage hinunter. Es gehörte sich nicht, so etwas zu fragen. Also atmete er einmal tief durch und ließ sich von dem warmen Ausdruck der grauen Augen, die noch immer auf ihm ruhten, beruhigen. Später war genug Zeit. Er ließ sich aufhelfen und klopfte sich ein paar Grashalme von der weiten Hose. "Du hast recht, gehen wir zurück, die Gäste werden schon warten..." Er fühlte sich leicht, so unglaublich beschwingt wie noch nie in seinem Leben und aus irgendeinem Grund fiel es ihm schwer, seinen Blick von Gabriels hochgewachsener Gestalt zu lösen. Unwillkürlich fragte er sich, ob der Andere ihn wieder küssen würde, wenn sie heute Abend allein waren. Und dann? Tja, das würde er dann wohl erfahren und wenn er ehrlich war, inzwischen plagte ihn deswegen schon die Neugierde. Aber er traute sich nicht, Jonas oder Marc beiseite zu nehmen und sie zu fragen, das gehörte sich nicht für einen jungen Herren von Stand. Und außerdem würde er wohl spätestens morgen früh schlauer sein... hoffte er. Julien war etwas überrascht, dass Gabriel seine Hand nicht wieder losließ, als er zu dem grasenden Pferd hinüberging. Er löste sich erst, als er den Jungen in den Sattel hob und sich wieder hinter ihn schwang. In gemächlichem Trab lenkte er das Tier in Richtung Schloss und umschlang die schmale Taille des Braunhaarigen mit einem Arm, während die andere Hand die Zügel hielt. Julien zögerte wieder einen Moment, lehnte sich dann aber einfach an die breite Brust seines Gatten und da dieser sich nicht versteifte oder protestierte oder sonstwie ablehnend reagierte, blieb er so, bis sie die extra hergerichteten Festanlagen vor dem Schloss erreichten. Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte er sich sicher und... beschützt. Er hatte das Gefühl, als könnte ihm nichts und niemand etwas anhaben, er war einfach nur glücklich. Die Zukunft, die ihm heute Morgen noch so grau und trist erschienen war, hatte jetzt einen ganz neuen Glanz bekommen. Vielleicht, ja vielleicht würde doch noch alles gut werden. Eigentlich war er ja zu realistisch um sich in solchen Tagträumereien zu verlieren, aber in diesem Fall gestattete er es sich. Es war sein Hochzeitstag, also durfte er auch unbeschwert sein Glück genießen, auch wenn er ihm noch nicht so ganz traute. So in seinen Gedanken versunken bemerkte er die Gestalt nicht, die sich aus der Menge von feiernden Gästen löste und auf das frisch vermählte Paar zukam. Und er bemerkte nicht den Gesichtsausdruck, den sein Vater dabei hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)