Net.-Lovers von OkuraiAni (KaRe - Kapitel 3 vielleicht noch vorm Jahreswechsel komplett online ^^) ================================================================================ Kapitel 2: Teil 2 - Wenn die Wahrheit ans Licht kommt ----------------------------------------------------- Teil 2/? Sooo ... ich weiß, es hat gedauert, bis dieses Kapitel kam und es tut mir auch furchtbar Leid ... V_V Ich habe versucht, als Entschädigung, dieses Kapitel so lang wie möglich zu machen ... Eigentlich hätte ich in der ganzen Zeit mindestens zwei Kapitel veröffentlichen können, deshalb also ein langes Kapitel ... Naja, was red ich so viel, ich wünsch euch viel Spaß beim Lesen!! ^^ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~Teil 2 - Wenn die Wahrheit ans Licht kommt~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Mi, 26.3.XXXX Müde öffnete ich die Augen. Es schien noch nicht besonders spät zu sein, denn die Sonne war noch nicht mal aufgegangen. Gähnend streckte ich mich und setzte mich auf. Ich rieb mir über die Augen und schaffte es nach geschlagenen 5 Minuten dann auch endlich mal, mich aus meinem Bett zu bewegen. Denn wenn ich ehrlich sein sollte, dann hatte ich heute absolut keinen Nerv zur Schule zu gehen. Seufzend schlurfte ich runter und gähnte meiner Mutter ein Morgen entgegen. " Morgen Schatz ... geht's dir nicht gut ? Du siehst so blass aus ... ", erkundigte sie sich besorgt und kam gleich auf mich zu. " Naja ... ich ... ", doch viel weiter kam ich auch nicht, da meine Mutter mir wie so oft schon das Wort abschnitt. " Komm, lass mich mal sehen, ob du Fieber hast ... Naja, ein bisschen vielleicht, aber du bist ganz schrecklich blass. Ich glaube es ist besser, wenn du heute zu Hause bleibst. ", redete sie ununterbrochen. Etwas überrascht sah ich meine Mutter an. Ich meine, selbst wenn ich zur Schule gewollt hätte, spätestens jetzt wäre es zu spät gewesen, denn nun würde ich meine Mutter nicht mehr von der fälschlichen Tatsache, dass es mir gut gehe überzeugen können. Deswegen murmelte ich ihr nur ein kurzes " Ist gut ..." entgegen und verschwand wieder in mein Zimmer. Dort ließ ich mich erstmal wieder auf mein Bett fallen. In gewisser Weise war ich meiner Mutter dankbar, dass sie meinte, ich sähe krank aus. Langsam setzte ich mich wieder auf und stiefelte zu meinem Schreibtisch. Erstmal Computer einschalten und eine Email schreiben. Wahrscheinlich machte sich Flame schon Sorgen wegen gestern und das wollte ich nun wirklich nicht ... Ich setzte mich auf meine Stuhl und tippselte schnell mein Passwort ein. Dann ging ich runter und holte mir bei meiner Mutter erstmal eine Kanne schönen heißen Tee ab. Inzwischen hatte auch schon das Internet und ICQ geladen. Wie zu erwarten, war Flame aber nicht da. Naja, war wohl in der Schule, wo ich rein theoretisch auch hätte sein sollen. Leise summend öffnete ich das E-Mailprogramm und klickte auf ,Neu'. Überlegend, was ich schreiben sollte tippte ich mit den Fingern auf meiner Schreibtischplatte rum. Mir wollte einfach kein gescheiter Anfang einfallen. Also beließ ich es erstmal dabei keine Mail zu schreiben und zog die Sachen von gestern aus, mit denen ich eingeschlafen war. Nur mit meiner Shorts an legte ich mich nochmal ins Bett und schlief ne Weile. Diese Weile war im Nachhinein gesehen eine ganze Unendlichkeit gewesen, denn als ich wieder aufwachte war es schon Nachmittag. Noch leicht schlaftrunken setzte ich mich wieder vor den Computer. Jetzt musste ich aber wirklich mal die E-Mail schreiben. Doch auch dieses Mal sollte ich wohl nicht dazu kommen, denn genau in diesem Moment meldete sich knurrender Weise mein Magen zu Wort und bedeutete mir damit, mir endlich was zu essen zu holen. Seufzend stand ich ein weiteres Mal von meinem Stuhl auf und stiefelte zu meinem Kleiderschrank. Da ich nun schon mal die Gelegenheit dazu hatte, kramte ich in der Ecke mit den Klamotten, die ich vorsorglich nur zu Hause trug, rum. Keuchend streckte ich mich um an den hinteren Teil des Schrankes zu kommen und schreckte panisch zurück, als ich an etwas warmes und weiches griff. Schwer atmend sah ich in Richtung meines Schrankes und hatte meine Augen weit aufgerissen. Ich schluckte hart und nahm mir einen Hocker. Schleichend ging ich wieder auf den Schrank zu und stellte den Hocker davor. Ich stieg langsam hinauf und schaute vorsichtig in denselbigen. Erleichtert atmete ich auf, als ich feststellte, dass das einzig ungewöhnliche darin unsere Katze Minx war. Ich lächelte schief und nahm mir die gesuchten Klamotten aus dem Schrank. Den Hocker stellte ich wieder zur Seite und zog mich an. Während ich mich streckte stapfte ich langsam die Treppe runter und wollte meiner Mutter gerade mitteilen, dass sich ihr Raubtier von Kind auf Nahrungssuche befand, als sich die Tür zu unserem Lokal öffnete und ... Max hinein trat. Überrascht sah ich zur Tür und fragte mich in Gedanken, was ihn dazu bewegen konnte, um diese Zeit und vor allem alleine her zu kommen. Doch wie Zufälle nunmal sind, hatte Max mich keine 2 Sekunden später entdeckt und winkte mir nun lächelnd zu. Ich hob aus reiner Höflichkeit ebenfalls meine Hand. Dass ich mich freute konnte man nicht unbedingt sagen ... Schließlich kannte ich ihn ja gar nicht ... Gut, ich hatte am vorigen Abend seinen Namen mitbekommen, aber das hieß ja noch lange nicht, dass wir Freunde waren, oder wenigstens Bekannte. Deshalb fragte ich mich mit einem zusehends größer werdenden imaginären Fragezeichen über meinem Kopf, was den Jungen her führte. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass sich meine Frage relativ schnell beantworten lassen würde. " Hallo Rei. ", sagte Max freundlich und blieb ein Stück vor mir stehen. " Hi ... Max, richtig ? ", grüßte ich zurück. " Ja, genau. ", lachte der Blonde und grinste schief, " Sag mal, kann ich kurz mit dir reden ? " Perplex sah ich meinen Gegenüber an. Reden ? Worüber würde Max mit mir reden wollen können ? Verwirrt und gleichzeitig fragend sah ich ihm ins Gesicht. " Ist wegen gestern ... ", murmelte er und verdrehte dabei die Augen. Ich sah ihn etwas skeptisch an, nickte dann aber. So wurde also mein von meinem Magen heiß ersehntes Mittagessen auf später verschoben und ich ging zusammen mit Max die Treppe rauf und in mein Zimmer. Ich ließ mich auf meinen Schreibtischstuhl fallen und wies Max an, sich aufs Bett zu setzen. " Danke, dass ich mit dir reden darf. ", meinte er plötzlich. " Was ? Warum bedankst du dich dafür ? ", erkundigte ich mich. " Naja, wegen gestern ... Und weil wir uns ja nicht mal wirklich kennen ... Deswegen bedank' ich mich, dass du mit mir reden willst. ", lächelte er mich an. " Ach, schon gut. ", und damit war dieses Thema für mich abgeschlossen, " Warum bist du denn nun eigentlich hier ? " " Achso, ja!! Beinahe hätte ich das gerade vergessen! Naja, es ist wegen gestern. Ich wollte mich bei dir für Kai entschuldigen. ", sagte Max und nuschelte den Rest des Satzes so undeutlich, dass ich ihn nur schwer verstand. Hmm ... dieses Ereignis hatte ich so gut es ging verdrängen wollen. Wenn ich daran dachte, wie Kai mich gestern fertig gemacht hatte, dann wurde mir jetzt immer noch total anders. " Warum entschuldigst du dich dafür ? Du hast doch gar nichts dafür gekonnt. ", erwiderte ich. " Ja, naja ... indirekt ... Aber das ist nicht der Punkt! Der Punkt ist, dass ich mich für das was Kai gesagt hat entschuldigen will! Er war unhöflich und wirklich gemein zu dir. ", erklärte Max kopfschüttelnd. " Naja ... was soll ich dazu sagen ... wenn es Kai leid täte, was er gesagt hat, dann hätte er sich wohl selbst entschuldigt oder ? Also warum machst du dir solche Gedanken darüber ? ", wollte ich wissen und sah Max fragend an. " Naja, du hast so verletzt ausgesehen gestern ... Nachdem Kai dir das alles an den Kopf geworfen hat. Und ich hab Kai schließlich von dem Gerücht erzählt, was über dich in unserer Schule kursiert ... ", flüsterte Max peinlich berührt und setzte in Gedanken hinzu, " Auch wenn Emily Kai das so direkt unter die Nase gerieben hat ..." " Achso ... ", mehr brachte ich nicht raus. Das Gerücht hatte ich ganz vergessen. Mir war immer noch nicht klar, wie so ein Gerücht zustande komme konnte. Wie entstanden solche Gerüchte eigentlich? Und ab wann waren es schon keine Gerüchte mehr, sondern wasserdichte Anekdoten ??! Eins war klar, irgendwer hatte ein super dämliches Gerücht über mich verbreitet und ich durfte jetzt sehen, wie ich damit zurecht kam. Ich meine, wie kamen die Leute auf sowas ?!! Irgendwem irgendwas anzuhängen ? Ich verstand das nicht ... Vielleicht missinterpretierten sie ja irgendwas oder sie hörten nur die Hälfte von etwas, aber sich etwas ausdenken ? Das war eigentlich schon der Oberknaller, wenn ich ehrlich sein soll ... Ich fragte mich immer wieder, wer und vor allem wie dieser jemand auf dieses dämliche Gerücht gekommen war. Während dieser ganzen Zeit in der ich mir darüber Gedanken machte, hing eine überaus peinlich berührte Stille über dem Raum. " ... stimmt es denn ? ", fragte Max vorsichtig und leise. Blinzelnd schreckte ich aus meinen Gedanken und sah Max verwirrt an. " Stimmt was ? ", antwortete ich mit einer Gegenfrage. Irgendwie stand ich gerade fürchterlich auf dem Schlauch, denn ich konnte mir gerade beim besten Willen keinen Reim darauf machen, was Max jetzt von mir wollte. Für jeden Außenstehenden wäre es wohl offensichtlich, aber mir war das Ganze eher schleierhaft. " Du weißt schon ... ", druckste Max herum, " Das Gerücht ... stimmt es ? Naja, dass du ... Männer Frauen bevorzugst ? " Stumm sah ich Max an. Ich war wie gelähmt. Also war es wirklich wahr. Jemand hatte also wirklich erzählt, ich würde auf Männer stehen. Naja, wenn ich ehrlich sein sollte, wusste ich nicht mal ob ich nun auf Männer stand oder auf Frauen. Meine Cousine Mariah war ein Mädchen, das heißt eher, sie ist immer noch eins, aber trotzdem habe ich mich nie zu ihr hingezogen gefühlt gehabt. Vielleicht lag es daran, dass wir von Klein auf immer zusammen gewesen sind. Unzertrennlich wie Geschwister halt. Vielleicht empfand ich deshalb nichts, wenn ich an sie dachte. Aber ... jetzt wo mir Max diese Frage stellte, fiel mir auf, dass ich mich eigentlich nie wirklich für Mädchen interessiert hatte. Klar, es gab immer Mädchen, die hinter mir herliefen, selbst jetzt, aber ... ich hatte mich nie in irgendeiner Weise zu ihnen hingezogen gefühlt ... vielleicht stand ich ja wirklich auf Männer und nicht auf Frauen ... vielleicht war ich ja auch bi ?! Mein Kopf füllte sich mit immer mehr Fragen, auf die ich im Moment einfach keine Antwort fand. Daher vergaß ich auch gänzlich, Max seine Frage zu beantworten. " Rei ? Alles okay ? ", wollte dieser besorgt wissen und legte seinen Kopf schief. " Wie ? Ähm ja ... ", sagte ich nickend. Danach herrschte wieder Stille. " Hör zu Rei ... du musst die Frage nicht beantworten, wenn du nicht willst ... ", meinte Max zögerlich. " Schon gut ...", brachte ich nach einiger Zeit heraus, " Um ehrlich zu sein, weiß ich es selbst nicht. Ich kann dir also nicht sagen, ob das Gerücht wahr ist oder nicht. " Max nickte verständnisvoll. " Kann ich verstehen ...", entgegnete Max mir. Ich sah ihn leicht lächelnd an und für einen Moment hatte ich das Gefühl, dass er noch etwas sagen wollte, was er jedoch nicht tat. Ich schüttelte innerlich den Kopf und fragte mich, wie weit meine Verwirrung eigentlich schon reichte. Aber in dem Moment, in dem ich mir darüber Gedanken machte, wie kopflos ich immer war, stand Max von meinem Bett auf. " Ich werd dann auch mal wieder gehen. Schließlich hab ich nachher noch Fußballtraining. ", lachte Max und ich begleitete ihn nach unten zur Tür. " Hat mich gefreut, dass du hier warst Max. ", rief ich ihm noch nach, als er winkend nach Hause ging. Seufzend schloss ich die Tür und setzte mich auf einen der Hocker am Tresen. Ich legte meine Arme auf den Tisch und meinen Kopf auf eben diese und schloss die Augen. So merkte ich auch nicht, dass meine Mutter an mich heran trat. " Schatz, alles in Ordnung ? ", wollte sie vorsichtig wissen. " Jaaa ...", nuschelte ich. " War das nicht einer der Jungen die gestern hier waren ? ", fragte sie wieder. " Ja Mama ... ", antwortete ich. " Was wollte er denn von dir ? ", wollte sie jetzt wissen. " Mama ...! ", grummelte ich. " Schon gut ... ", sagte sie und hob abwehrend die Hände, was ich natürlich nicht sah. Mit einem letzten Blick auf mich ging sie zurück an die Arbeit, während ich mich seufzend zurück in mein Zimmer begab. Jetzt hieß es aber wirklich E-Mail schreiben - oder auch nicht. Ich sah auf die Uhr. Flame müsste eigentlich schon wieder zu Hause sein, denn die Schule war schon seit etwa einer halben Stunde aus. Dass ich Hunger hatte, hatte ich inzwischen ganz vergessen. Also setzte ich mich auf meinen Stuhl und schloss das E-Mailgrogramm. Ich öffnete ICQ wieder und starrte es ein paar Minuten lang an. Aber nichts passierte. So verging etwa eine halbe Stunde, ohne dass sich irgend etwas tat. Als Flame aber auch dann nicht kam, hörte man plötzlich ein lautstarkes Knurren, das ganz offensichtlich von meinem Magen ausging. " Gut ... geh ich halt erstmal was zu Essen holen ... ", murmelte ich vor mich hin. Ich schlurfte durch den Flur, stolperte die Treppe runter, kam mit dem Gesicht voran auf dem Boden auf, holte mir eine riesen Beule an der Stirn und brach mir die Nase ... - das wäre passiert, wenn mich nicht im letzten Moment jemand festgehalten hätte. Ängstlich hatte ich meine Augen geschlossen und klammerte mich an meinen Gegenüber. Ich öffnete meine Augen und wollte mich bedanken, doch als ich sah, wer mich da vor der Demolierung meines Gesichts bewahrt hatte, hatte ich mir gewünscht, ich hätte meine Augen geschlossen gelassen, wäre am besten gar nicht nach unten gegangen, heute gar nicht aufgestanden oder am besten nie geboren worden. " Ähm ... danke ... ... Kai ... ", murmelte ich verlegen. So schnell wie möglich stellte ich mich wieder aufrecht hin, konnte ihm jedoch nicht wirklich in die Augen sehen. " Was ähm ... machst du hier ? ", fragte ich ihn. Zuerst einmal sagte er nichts. Er sah sich einfach nur um. Sah die Leute ihm Lokal an, sah nach draußen und schlussendlich wieder zur mir. " Können wir das bei dir im Zimmer bereden ? ", entgegnete er mir auf einmal. Perplex sah ich ihn an. " Äh ... sicher ... Komm mit. ", erwidertet ich und vermutete, dass mein Herz wohl doppelt so schnell schlug wie sonst. Ich zeigte ihm, wo es in mein Zimmer ging und wieß ihn an, einen Moment zu warten. Ich hastete zurück nach unten und bat meine Mutter, uns beiden was zu trinken zu machen. Währenddessen sah Kai sich in meinem Zimmer um. Ich kam einen Moment später auch schon mit den Getränken wieder. Seines gab ich ihm in die Hand, meines stellte ich auf meinen Schreibtisch und setzte mich dann auf den Stuhl davor. Kai setzte sich auf mein Bett, genauso wie Max es getan hatte. " Also ... worum ... geht's ? ", wollte ich wissen. Einen Moment lang herrschte eine unangenehme Stille im Raum. " Ich will mich bei dir entschuldigen. ", brachte Kai gepresst hervor. " Wie bitte ... ? ... ", fragte ich ungläubig. " Ich sagte, ich will ... - ", doch ich schnitt Kai das Wort ab. " Ich weiß, was du gesagt hast ...", meinte ich leise, " Aber ...wieso auf einmal ? " Kai seufzte. Aber wirklich ... ich konnte mir nicht erklären, wie er auf einmal darauf kam, sich bei mir zu entschuldigen. Ich hielt ihn eigentlich nicht für jemanden, der das gerne tat oder auch noch freiwillig ... " Weil's mir Leid tut. Ich hab gestern wirklich miese Sachen gesagt ... ", erklärte Kai stockend. Man merkte, dass es eigentlich nicht seine Art war sich zu entschuldigen und es deshalb wohl nicht unbedingt oft gemacht hatte. Zuerst wusste ich nicht, was ich dazu sagen sollte. Ich war eigentlich viel zu überrascht, als das ich irgendwas hätte antworten können, also nickte ich nur. Mein Herz schlug mir jedoch bis zum Hals und ich merkte, wie ich beinahe anfing rot zu werden. Was das Ganze sollte, wusste ich nicht. Ich schüttelte leicht den Kopf und begann dann zu sprechen. " Schon gut ... ist schon längst vergessen. ", murmelte ich. Eigentlich war es ja noch lange nicht vergessen, schließlich hatte Max mich wieder daran erinnert. Aber wenn man es genau betrachtete hatte ich es bis dahin wirklich vergessen gehabt. Also entsprach es ja auch zum Teil der Wahrheit. Dann sagte wieder keiner was. Die Stille war bedrückend und unangenehm, aber gerade als ich etwas sagen wollte, kam mir Kai dazwischen. " Warum warst du nicht in der Schule ? ", wollte er wissen. " Meine Mutter hat mich nicht gelassen. Sie meinte ich hätte krank ausgesehen. ", erzählte ich, mit meinem Blick auf das Glas auf meinem Schreibtisch gerichtet. " Mhhm ... ", war Kai's einziger Kommentar dazu. Und wieder Stille. Also langsam ging mir das wirklich auf die Nerven. Und wie konnte es anders kommen, gerade als ich wieder ansetzten wollte, um etwas zu sagen, funkte mir Kai dazwischen. " Stimmt es eigentlich ? Ich meine das Gerücht, dass du auf Männer stehst ? ", fragte er gerade heraus. Also jetzt war ich platt. Ich hatte mit allem gerechnet, aber DAMIT nicht! Ich war eigentlich davon ausgegangen, dass er der festen Überzeugung war, das Gerücht würde stimmen. Ich glaube ich hab geschaut wie ein Auto in dem Moment. Ich brauchte eine Weile, bis ich mich wieder gefangen hatte und endlich etwas sagen konnte. Kai hatte die ganze Zeit schweigend dagesessen. Ich schaute auf meinen Computerbildschirm. Einerseits hoffte ich, dass Flame mal auftauchen würde, damit ich Kai abschieben konnte, aber andererseits ... musste ich zugeben, dass seine Anwesenheit doch nicht so unangenehm war, wie ich zuerst gedacht hatte. " Naja ... ich weiß nicht ... ", antwortete ich wahrheitsgemäß. Jetzt war Kai dran, dumm aus der Wäsche zu gucken. Ich könnte wetten, dass er kurz davor gewesen war, sein Glas fallen zu lassen. Jedoch schien er sich wirklich gut beherrschen zu können. " Das ... das musst du doch wissen!! Ich meine, man weiß doch, ob man auf Kerle steht oder auf Weiber! ", meinte er verwirrt. " Ich weiß es aber nicht! Ich hab nie darüber nachgedacht, also!! ", grummelte ich und war selbst überrascht über meinen barschen Tonfall. Und schon wieder guckte Kai komisch. Aber dieses Mal war etwas anders. Wirklich definieren konnte ich seinen Blick nicht, aber irgendwas darin ... gab mir ein wirklich angenehmes Gefühl in der Magengegend. Kai schloss seine Augen, holte tief Luft und sah mich wieder an. Er stand auf und stellte sein Glas neben meines. " Ich geh dann mal wieder. ", sagte er und ging aus meinem Zimmer. Einen Moment lang starrte ich ihm hinter her, doch dann rannte ich ihm nach und begleitete ihn wie Max vorher zur Tür. " Man sieht sich. ", meinte Kai noch bevor er ging und hob zum Abschied seine Hand kurz, Ich winkte ihm einen Augenblick nach und ging zurück in unser Lokal. Seufzend stiefelte ich die Treppe hoch. So etwas sollte man erst einmal verkraften. Völlig durcheinander ließ ich mich auf mein Bett fallen. Kai hatte mich zugegeben nervöser gemacht, als ich es mir zuerst eingestehen wollte. Ich atmete tief ein und aus. Nachdenklich blickte ich an die Decke. Was war das nur für ein Gefühl vorhin gewesen. In seinem Blick hatte etwas gelegen, was ich nicht hatte deuten können. Und erst einmal sollte ich wohl auch nicht dahinter kommen ... Als mein Magen meine Gedanken unterbrach entschloss ich mich allerdings endlich dazu mal was zu essen. Bestimmt schon zum 5 mal stolperte ich die Treppe runter und bat meine Mutter um was zu essen. ... Instantsuppe. Na toll. Das war das einzige was ich momentan bekommen konnte, da meine Eltern im Lokal viel zu viel zu tun hatten. Fein, machte ich mir halt eine Instantsuppe ... auch wenn ich darauf nicht wirklich Appetit hatte, was ich natürlich wie öfters mal laut dachte. " So ... worauf hast du dann Appetit ? ", fragte meine Mutter grummelig. " Kai ... ", dachte ich im Stillen und erschrak ein paar Sekunden später über meine eigenen Gedanken, " Rei!!! Was denkst du für einen Müll!!! Lässt du dich jetzt schon von diesem Gerücht beeinflussen oder was ... ?! " Verwirrt und sauer auf mich selbst für diesen dämlichen Gedanken, schüttelte ich meinen Kopf und machte mich wortlos daran mir mein Essen zu machen. Zwanzig Minuten später ging ich seufzend, wobei mir auffiel, dass ich an diesem Tag andauernd seufzte, mit der Suppe zurück in mein Zimmer. Wieder setzte ich mich vor meinen Computer und sah auf den Bildschirm. ICQ hatte mich schon von alleine ,Away' gemeldet, also bewegte ich kurz die Maus. Was mir eben noch nicht aufgefallen war, war dass Flame inzwischen online war. Auf meinen Gesicht zeichnete sich ein glückliches Lächeln ab. Ich klickte seinen Namen doppelt an und schrieb drauf los, wobei ich meine Suppe irgendwie total vergaß. Yin&Yan (17:34): Hallo! :D Schön, dass du da bist! Flame (17:35): Hi!! Alles okay ?! Yin&Yan (17:35): Wieso fragst du ? Was sollte denn nicht okay sein ? Flame (17:36): Na wegen deiner SMS gestern ... Ich hab mir wirklich Sorgen gemacht!! Du scheinst traurig gewesen zu sein. War irgendwas ?! Yin&Yan (17:37): Naja ... ja ... ich hab mich mit jemandem gestritten und ich war wirklich ziemlich verletzt, aber das hat sich schon längst alles wieder eingerenkt. Zum Glück. Flame (17:38): Dann ist ja gut ... Aber ich wäre gestern echt gerne da gewesen um dich zu trösten. Tut mir Leid, dass ich nicht da sein konnte ... Yin&Yan (17:38): Du kannst doch nichts dafür. Flame (17:39): Trotzdem! ... Naja, egal ... Yin&Yan (17:39): Genau. Flame (17:42): Warum sagst du nichts ?!! Yin&Yan (17:43): Naja ... ich weiß nicht was ich sagen soll ... Flame (17:43): Achso ... naja ... dann ... reden wir halt über irgendwas ... was sind denn so deine Lieblingsfächer in der Schule ? Yin&Yan (17:44): Meine Lieblingsfächer ? Oh weia ... ähm mal überlegen. Also auf jeden Fall Sport und Japanisch ... Und was noch ... ? Ähm ... tja, das ist ne gute Frage ... Englisch vielleicht und Sozialkunde. Eigentlich mag ich alle Fächer, nur Mathe und Geschichte kann ich überhaupt nicht leiden. Und deine ? Flame (17:47): Naja, kommt immer ganz drauf an. Außer Sport kann ich eigentlich kein Fach so richtig leiden, aber an manchen Tagen mag ich einige der Fächer doch ganz gerne. Kommt mir eigentlich dann immer drauf an, was gerade in der Stunde dran ist und was so zwischendurch passiert ... Wenn einer meiner Kumpels zum Beispiel mal wieder während des Unterrichts einschläft oder so, dann sind die Stunden immer ganz nett. Yin&Yan (17:48): Hört sich lustig an :) Flame (17:48): Ist es auch! Wirklich, ich wünschte, du könntest das mal miterleben. Yin&Yan (17:48): Ich auch. Wirklich!! ... Ich würde dich auch so furchtbar gerne treffen ... Wann hast du eigentlich genau Geburtstag ? Flame (17:49): Ich auch, wirklich ... Geburtstag hab ich am Sonntag. Yin&Yan (17:49): Sonntag schon !? Warte mal bitte einen Moment ...!! Aufgeregt lief ich runter zu meiner Mutter. " Mum!! Mein Freund, du weißt schon, der von dem ich dir gestern erzählt hab, hat am Sonntag schon Geburtstag!! Steht das noch, dass wir hier feiern können ?! ", forschte ich schleunigst nach. Zuerst schien meine Mutter zu überlegen, wovon ich redete, doch dann nickte sie freudig und sagte zu. Hastig lief ich zurück in mein Zimmer und knallte die Tür hinter mir zu. Yin&Yan (17:54): So, da bin ich wieder! Flame (17:54): Wo warst du denn ? Yin&Yan (17:55): Ich hab meine Mutter gefragt, ob das noch gilt, dass du hier bei uns feiern kannst! Flame (17:56): Cool!! Das find ich super! Sag deinen Eltern Danke von mir! Ich werd mich auch Sonntag nochmal bedanken! Yin&Yan (17:56): *lach* Keine Ursache, wirklich!! Ich freu mich! Und meine Eltern sich auch! Flame (17:57): Huh ? Wirklich ? Naja, dann ist ja gut :) Yin&Yan (17:58): Duuu~ was wünscht du dir denn ? Flame (18:00): Oh weia ... eigentlich würde ich jetzt sagen, ich wünsch mir nichts außer, dass du den Tag mit mir verbringst, aber das klingt wohl kitschig und ein bisschen abgeschmackt, was ? Yin&Yan (18:01): Naja, finde ich nicht! Ich find das süß ^///^ Ehrlich. Flame (18:01): Im Ernst ? Würdest du dich dann am Sonntag um 15 Uhr mit mir treffen ? Yin&Yan (18:02): Ja! Liebend gerne! Flame (18:03): Klasse!! Wo, das machen wir nochmal aus, ja ? Yin&Yan (18:03): JA!!! Flame (18:03): ^^ Schön. Sag mal ... tut mir Leid, falls die Frage dir jetzt unangenehm sein sollte, aber ... bist du im Moment verliebt ? Yin&Yan (18:04): Naja, ich weiß nicht ... irgendwie schon und irgendwie nicht ... ich weiß nicht so recht. Flame (18:04): Hmm ... ahso ... Yin&Yan (18:04): Tut mir Leid. Bist du denn verliebt ? Flame (18:04): Naja ... auch wenn ich's nicht unbedingt gerne zugeb' ... ja, bin ich ... Yin&Yan (18:05): Wirklich ?! Warum ? Ist irgendwas daran schlimm ? Flame (18:06): Eigentlich dürfte ich diese Person nicht mögen und eigentlich wollte ich es auch nicht. Aber es kam einfach so. Ich konnte nichts dagegen machen. Und das ist schon so, seit ich die Person kenne. Yin&Yan (18:06): Hmmm ... das ist blöd. Sag mir, wenn ich dir helfen kann, ja ? Flame (18:06): Klar, danke dir. Yin&Yan (18:07): Mach ich doch gerne :D Flame (18:07): Ach du scheiße!! Sorry, aber ich muss dringend los! Yin&Yan (18:07): Wirklich ?!!! Schade!! Wo musst du denn hin ? Flame (18:07): Ich muss zum Fußballtraining!! Das hab ich ja total verpennt!!! Sorry nochmal! Yin&Yan (18:07): Schon gut. Kommst du nachher nochmal wieder ? Flame (18:08): Keine Ahnung! Kommt drauf an, wie kaputt ich nachher bin! Wenn ich nicht kommen sollte, dann schick ich dir ne SMS! Yin&Yan (18:08): In Ordnung. Bis dann! Flame (18:08): Bis dann!! Seufzend lehnte ich mich zurück. Ich wusste gerade nicht, was ich denken sollte. Gut, rekapitulierte ich die Gesamtsituation nochmal. Flame war verknallt in irgendwen, die ich nicht kannte, ich war verknallt in Flame, obwohl ich genau wusste, dass er ein Kerl ist - womit sich meine Frage nach dem auf Männer stehen wohl endlich beantwortet hätte - und gleichzeitig fühlte ich mich irgendwie von Kai angezogen. Was war denn das bitte für eine Situation ?!! Am liebsten hätte ich mich ins Bett gelegt, wäre eingeschlafen und nie wieder aufgewacht. Warum musste auch ausgerechnet mein Leben so verdammt kompliziert sein ?!! " Warum eigentlich immer ich ?! ", fluchte ich und stampfte mit dem Fuß auf. Kurzerhand entschloss ich mich, rauszugehen und meinem Ärger Luft zu machen. Also hieß es jetzt: Umziehen. Ich schlenderte zu meinen Schrank und wühlte gerade in eine paar Klamotten, als mir bewusst wurde, dass mich heute gleich zwei Personen in diesem seltsamen - und aus gutem Grund nur fürs Haus gedachten - Outfit gesehen hatten. Ich wollte gerade im Erdboden versinken, allerdings erschreckte mich meine Katze, die schon wieder in meiner Wäsche lag so sehr, dass ich rückwärts auf meinem Allerwertesten landete. Schmerzhaft rieb ich mir mein Hinterteil als ich aufstand und zog einen Pullover und eine Hose aus dem Schrank. Fertig umgezogen fiel mir auch erst wieder die Suppe auf, die nun schon nur noch Zimmertemperatur hatte. Ich zuckte jedoch nur mit den Schulter und lief die Treppe runter. Urplötzlich bremste ich ab. Handy vergessen! Ich raste zurück nach oben, sammelte mein Mobiltelefon vom Nachttisch und sprintete nach einem kurzen " Ich geh noch mal weg! " zur Tür raus. Die frische Luft tat unheimlich gut. Ziellos schlenderte ich durch die Straßen der näheren Umgebung. Da es März war gab es nur wenige Pflanzen die schon ein wenig grün waren. Das ließ alles ein wenig trist wirken. Nach einiger Zeit kam ich allerdings an einem Fußballplatz an, der wirkte als hätten wir Hochsommer. Das Gras war grün und an keiner erkennbaren Stelle auch nur ansatzweise braun. Aus einigen Metern Entfernung konnte ich Stimmen und vereinzelt sogar ein paar Figuren ausmachen. Schien wohl unsere örtliche Fußballmannschaft zu sein, die da trainierte. Neugierig schob ich das Tor auf und ging auf den Platz. Bei genauerem Hinsehen konnte ich einige bekannte Gesichter ausfindig machen. Ich sah ein, zwei Leute aus meiner Klasse, ein paar, denen ich auf dem Schulgelände schonmal über den Weg gelaufen war und zwei Personen, die ich heute nur zu gut kennen gelernt hatte: Max und Kai. Langsam ging ich zum Spielfeldrand und blieb dort schließlich stehen. Noch schien mich wohl niemand bemerkt zu haben. War ich eigentlich so unscheinbar ? Doch genau in diesem Moment sah Max auf und mich an. Ein breites Lachen zog sich über sein Gesicht und er winkte mir zu, was natürlich auch gleich die Aufmerksamkeit aller anderen auf mich lenkte. Verlegen hob ich selbst meine Hand und winkte zurück. Da kam Max auch schon auf mich zugerannt. " Was machst du denn hier ? ", fragte er lachend. " Bin nur zufällig vorbeigekommen. ", antwortete ich wahrheitsgemäß. Max nickte verstehend, während die anderen Spieler schon anfingen zu tuscheln. Ich konnte mir denken, worüber sie sprachen. Normalerweise ging mir ja jeder aus dem Weg. Und das Max dann so freudestrahlend auf mich zugerannt kam, war sicher nicht das, was sie vermutet hatten. Aber umso verwirrter und ungläubiger wurden ihre Gesichter, als sich auch Kai in unsere Richtung bewegte. Zugegeben war ich nicht weniger überrascht als sie. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass für Kai das alles abgehakt gewesen wäre, nachdem er sich wohl mehr oder weniger - wohl eher weniger - freiwillig bei mir entschuldigt hatte. Aber damit hatte ich mich ja - wie so oft in letzter Zeit - total getäuscht. " Yo, Rei. ", meinte Kai und hob zum Gruß seine Hand. Ich tat es ihm gleich. " Was machst du hier ? ", wiederholte er die schon von Max gestellte Frage. " Bin zufällig hier vorbeigekommen. Ich war eigentlich nur spazieren. ", antwortete ich und zuckte mit den Schulter. " Ah. ", war sein einziger Kommentar dazu. Ich sah Kai einen Moment ein, bis mir siedendheiß einfiel, was mir heute, als ich mir mein Essen gemacht hatte, durch den Kopf gegangen war und ich schlagartig rot wurde. Hastig sah ich auf den Boden und versuchte mein rotes Gesicht so gut es ging zu verbergen. Max und Kai taten das Ganze ziemlich belustigt einfach ab. " Kann ich kurz mit dir reden ? ", wollte Kai an mich gewandt wissen. Ich hob perplex meinen Kopf und starrte Kai an. Er wollte reden ? Worüber denn nun ? Was gab es denn jetzt noch, worüber er mit mir hätte reden müssen ? " Ähm ... sicher. ", entgegnete ich ihm trotzdem und wurde auch schon ein paar Sekunden später am Arm einige Meter weiter gezogen. Kai tat sich offensichtlich recht schwer daran, die richtigen Worte für das zu finden, was er ausdrücken wollte. " Hast du ... Lust nachher noch was zu unternehmen ? ", war seine zögerliche Frage. Ich war sprichwörtlich sprachlos. Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Gestern hatte er mich noch auf's heftigste beleidigt und heute wollte er plötzlich was mit mir unternehmen ? Da war doch irgendwas faul ... Beunruhigt sah ich ihn an, sah in seine blutroten Augen, in denen wieder dieses bestimmte Etwas lag, das ich schon heute Nachmittag nicht hatte deuten können. Meinte er es denn wirklich ernst ? Oder wollte er einfach wieder eine Gelegenheit haben, mich fertig machen zu können ? Ich wusste es ehrlich gesagt nicht und ich bin mir auch heute noch nicht sicher, was mich dazu bewogen hat, aber ich sagte zu. " Klar ... warum nicht. Ich hab eh nichts vor. ", erwiderte ich. Ouch!! Mentaler Schlag vor den Kopf. Eigentlich hatte ich ja schon was vor. Denn eigentlich war ich für später ja noch mit Flame verabredet. Aber er wusste ja auch nicht, ob er überhaupt noch kommen würde ... Also war es sicher nicht so schlimm, wenn ich nicht da war. Ich würde ihm halt eine SMS schreiben, dass ich schon etwas vor hatte. Aber vielleicht sollte ich ja erstmal warten, dass er sich meldete. Ich war hin und hergerissen, was ich jetzt tun sollte, entschied mich aber dann doch erstmal abzuwarten. Gemeinsam mit Max und Kai ging ich zurück zum Spielfeld und setzte mich dort auf eine der Bänke. Auch wenn ich die anderen nicht ansah, wusste ich doch genau, dass sie es taten. Und ich wusste auch, dass sie sicherlich alle Kai und Max fragen würden, was die beiden mit mir zu tun hatten ... Verlegen und sichtlich unwohl rutschte ich immer wieder auf der Bank hin und her. Ich schaute den anderen beim Training zu und konnte nur bewundern, wie man so lange einem einzigen Ball hinterher laufen konnte, ohne dass es einem zu blöd wurde. Sicherlich mochte ich mir gerne Fußballspiele ansehen, aber selbst spielen ? Nein danke. Das war es dann doch nicht was ich wollte. Da liebte ich mir meinen Kampfsport. Das hatte zumindest Hand und Fuß. ... Wenn der Witz nicht so ungemein flach gewesen wäre, dann hätte ich bestimmt darüber gelacht. Gespannt wartete ich, bis das Fußballtraining zum Schluss kam und stand ruckartig auf. Langsam konnte ich nicht mehr sitzen und den anderen beim Rumrennen zuzusehen, hatte bei mir auch das Bedürfnis ausgelöst, mich ein wenig zu bewegen. Obwohl ich mir leider eingestehen musste, dass ich besonders Kai sehr gerne noch weiter zugesehen hätte. Ich war mir nicht sicher, wo diese ganzen Gedanken und Gefühle über und für Kai auf einmal alle herkamen, aber ich wusste nur zu gut, wo sie noch hinführen würden. Ich war nämlich zum Teufel nochmal auf dem besten Weg, mich in Kai zu verknallen. Seufzend ließ ich mich auf die Bank zurückfallen, auf der ich bis vor kurzem noch gesessen hatte. Kai hatte mir gesagt, ich solle warten, bis er fertig ist. Mein Herz befand sich im Moment in einem riesigen Zwiespalt. Einerseits war ich mir hundertprozentig sicher, dass ich in Flame verliebt war, auch wenn ich ihn noch nie gesehen hatte und eigentlich auch gar nicht wirklich kannte. Andererseits wuchsen meine Gefühle Kai gegenüber mit jeder Minute mehr und mehr an. Mir war es sowieso schon unbegreiflich, wie das so schnell hatte passieren können. Die einzig mögliche Erklärung die mir dafür einfiel war, dass ich Kai, wenn auch unbewusst, wohl schon immer mindestens gemocht haben musste. Anders wäre das doch gar nicht möglich gewesen. Wieder einmal seufzend legte ich meinen Kopf in meine Hände. Was war nur mit mir los ? Nicht nur, dass ich mich in zwei Personen gleichzeitig verliebte, nein, es mussten auch noch beides Jungs sein. Und dabei dachte ich immer, mein Leben wäre so schon schwer genug. Plötzlich schreckte ich auf, als ich etwas an meinem Bein vibrieren fühlte. Mein Kopf gab meinem Herz aber schon ein paar hundertstel Sekunden später Entwarnung, nachdem ich festgestellt hatte, dass es nur mein Handy gewesen war. , Tut mir Leid, aber ich werde wohl nachher nicht mehr ins ICQ kommen. Ich hab noch was vor. Sei mir bitte nicht böse. Wir sehen uns!! ' Einen Moment lang war ich enttäuscht gewesen, dass Flame keine Zeit für mich hatte, aber dann war es mir doch ganz recht. So konnte ich den Abend mit Kai verbringen. Das hatte doch auch seine Vorzüge. Also schrieb ich fast sofort zurück. Eine Minute später, die mir schier wie eine Ewigkeit vorkam, kam Kai auf mich zu. Er wollte wohl gerade etwas sagen, als seine Handy ihn unterbrach. Leicht genervt zog er es aus seiner Jackentasche und las schnell die SMS. , Schon gut. Ich hab auch keine Zeit. Ich wurde noch von jemandem eingeladen was zu unternehmen. Ich hoffe, wir sehen uns morgen! ' Bei dem Teil " eingeladen was zu unternehmen" wurde Kai stutzig. Doch einen kurzen Moment später schüttelte er den Kopf und vertrieb somit die aufgekommenen Gedanken sofort wieder. " Wer war das ? Deine Freundin ? ", fragte ich neugierig, doch irgendwie schmerzte mich der Gedanke auch. " Naja, sowas ähnliches. ", grinste er, " Lass uns gehen. " Ich nickte und stand auf. Zusammen gingen wir in Richtung des Platztores. Ich konnte förmlich spüren, wie sich die Blicke der anderen Spieler, die gerade aus dem Vereinsheim nach draußen traten und uns nachsahen, sich wie Pfeilspitzen in meinen Rücken bohrten. Mir wurde ein wenig schlecht und das Gefühl, dass sich in mir ausbreitete war auch alles andere als angenehm. Als hätte er es gemerkt, blieb Kai auf einmal stehen. Ich einige Schritte weiter vorne auch. Er drehte sich um und blickte nach hinten zu den anderen. Als ich in sein Gesicht sah, lief es mir kalt den Rücken runter. Dieser Blick, den er gerade drauf hatte, war kalt, hart und vollkommen emotionslos, aber er machte mir Angst. Genauso, wie er den anderen Angst machte. Sekunden lang, die einem wie Stunden vorkamen, sah er seine Mitspieler so an. Er drehte sich ruckartig um und ging weiter. Im Gehen legte er mir einen Arm um die Schulter und zog mich mit sich. Verwirrt sah ich ihn von der Seite an, konnte kaum glauben, was gerade vor sich ging. Als ich die Situation allerdings endlich richtig erfasst hatte, legte ich zögerlich meine Hand auf seine und wollte seinen Arm wegschieben. Doch das stellte ich mir einfacher vor, als es tatsächlich war. " Hey ... ähm ... meinst du nicht, die werden denken, dass ... dass du ... ", begann ich. " Ist doch egal, was die denken. Sollen sie doch denken was sie wollen, wenn's ihnen so viel Spaß macht. ", unterbrach mich Kai plötzlich. Daraufhin sagte ich nichts mehr, sondern zog einfach nur meine Hand zurück und ließ mich, wohin auch immer, von Kai durch die Gegend führen. Die ganze Zeit die wir durch die Gegend liefen, fragte ich mich, wie es sein konnte, dass Kai von einen auf den anderen Tag plötzlich so verändert sein konnte. Diese Frage ließ mich einfach nicht los. Man veränderte seine Persönlichkeit schließlich nicht einfach von heute auf morgen ... Ich schüttelte unbewusst den Kopf und gab mich damit zufrieden, die Gedanken darüber auf später zu verschieben. " Wo wollen wir hingehen ? ", kam es auf einmal von rechts. Einen Augenblick lang überlegte ich, doch mir wollte nichts gescheites einfallen. " Keine Ahnung, aber am besten irgendwo hin, wo ich nicht auf der Stelle wieder rausgeworfen werde. ", meinte ich scherzhaft, was mir nur einen seltsamen Blick seitens Kai einbrachte. " Warum sollte man dich irgendwo einfach wieder rausschmeißen ? ", hakte er ratlos nach. " Na ... ich bin doch erst 15 ... ", erklärte ich leicht verlegen. In diesem Moment merkte ich auch, wie Kai seinen Arm schnellstens von meiner Schulter nahm. Ich schaute mich kurz um, aber es war niemand zu sehen. Noch etwas, was mich bestimmt nicht mehr loslassen würde. " Oh ... ", sagte Kai einige Minuten später, " Siehst gar nicht wie 15 aus ... " " Danke, ich weiß. ", entgegnete ich ihm hastig. Dann schwiegen wir beide. Minuten lang gingen wir nebeneinander her, ohne dass einer von uns etwas sagte. Diese Stille gab mir ein recht unbehagliches Gefühl, also beschloss ich, einfach ein Gespräch anzufangen. " Du ... ähm ... wir könnten in das Lokal meiner Eltern gehen ... Ich meine ... naja ... ", erzählte ich beiläufig. Kai sah mich einen Moment nachdenklich an, das konnte ich aus dem Augenwinkel sehen. Aber es schien mir so, als wäre die Frage von mir nicht das einzige gewesen, was ihn beschäftigte. " Ja. Ist vielleicht sogar die beste Idee. ", erwiderte Kai und gemeinsam machten wir uns auf den Weg zu mir nach Hause. Den Weg über hingen wir beide unseren Gedanken nach. Die ganze Zeit schlich sich immer wieder der Gedanke über Kai's Veränderung in meinen Kopf. Ich konnte es einfach nicht abstellen, weil mir das ganze so unbegreiflich schien. Plötzlich jagten mir tausend Fragen durch den Kopf. Konnte es sein, dass Kai mich nur benutzte ? Dass er vielleicht immer noch der gemeine Idiot vom Vortag war ? Dass er sich nur verstellte um etwas zu finden, mit dem er mich noch mehr verletzten konnte, als er es gestern schon getan hatte ? Alle Fragen drehten sich nur um diesen einen Gedanken. Langsam bekam ich davon sogar Kopfschmerzen, welche die Ankunft an unserem Haus Gott sei Dank ein wenig linderte. Ich stürmte zu Tür und öffnete sie, was mir natürlich wieder einmal die gesamte Aufmerksamkeit aller Anwesenden verschaffte. Mit einem sich immer weiter in meinem Gesicht ausbreitenden Rotschimmer trat ich einen Schritt zur Seite, um Kai die Möglichkeit zu geben, auch rein zu kommen. Zögernd trat dann auch er in das Lokal ein. Meinen Blick auf den Boden gerichtet, packte ich Kai's Arm und zog ihn zu einem Tisch in der hintersten Ecke des Ladens. " Setz dich schonmal. ", meinte ich, während ich schon wieder auf dem Weg war, was zu trinken zu holen. Als ich zum Tresen kam, konnte ich mir ein Seufzen nicht verkneifen. Heute lief schließlich irgendwie alles total verkehrt ... Oder vielleicht auch nicht verkehrt, sonder einfach ... sonderbar. Heute war einfach alles seltsam. " Rei-Schatz ... ? ", fragte eine mir sehr bekannte Stimme. " Was ist denn Mum ? ", antwortete ich mit einer Gegenfrage und rollte genervt mit den Augen. " Ist das da nicht einer der Jungs von gestern Abend ? ", hakte sie nun nach. " Ja, wieso ? ", war meine Antwort. Komisch, warum stellte ich auf jede Frage, die meine Mutter mir stellte eigentlich immer eine Gegenfrage ? Und wieso stellte sie jede Frage mindestens zwei Mal am Tag ? " Fiel mir nur so auf ... Wollt ihr was trinken ? ", entgegnete sie mir. " Ja ... egal was ... Tee oder so, oder Cola, Selter, wie auch immer! ", sagte ich und ging schlurfend zurück zu dem Tisch an dem Kai saß. Innerlich seufzend ließ ich mich dort auf die Bank plumpsen und mein Kopf knallte mit einem Ruck auf die Tischplatte. Ich konnte es nur erahnen, aber Kai's Blick schien von erschrocken in total verwirrt zu wechseln. Naja, wer schlug auch schon freiwillig seinen Kopf gegen eine Tischplatte ? Wohl niemand außer mir. Als ich meinen Kopf dann endlich wieder von der Tischplatte hob, kam meine Mutter schon mit den Getränken zu uns und stellte sie ab. Sie zwinkerte mir noch kurz zu bevor sie wieder ging. Sollte das ein Witz sein ? Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, was meine Mutter von mir wollte!! Ich sah ihr verwirrt und ein wenig böse hinter her. Eltern konnten ja so peinlich sein ... Ich schloss meine Hände um das Glas vor mir und starrte in die dunkle Flüssigkeit. Ich sagte nichts. Kai sagte auch nichts. Was machten wir hier eigentlich außer uns an zu schweigen ? " Ähmm ... wollen wir über ... irgendwas reden ? ", fragte ich vorsichtig und sah Kai von der Seite an. " Sicher. ", war seine knappe Antwort. " Gut ... dann ... ähh ... wie alt bist du eigentlich ? ", wollte ich wissen. " 17 ... ", murmelte Kai, während er etwas trank. " Mhh ... wie alt ich bin weiß du ja schon ... äh ... ", überlegte ich angestrengt. Mir wollte jedoch nichts einfallen, was ich Kai hätte fragen können. Das einzige, was mir in diesem ganzen Durcheinander einfiel war, dass ich noch Mathehausaufgaben machen musste, was ich natürlich auch gleich laut aussprechen musste. " Scheiße!! ", fluchte ich. " Was denn ? ", meinte Kai perplex. " Ich muss nachher noch Mathehausaufgaben machen ... Ich HASSE Mathe!!! ", grummelte ich. Kai's Augen wurden immer größer. In seinem Kopf rasten plötzlich tausend Gedanken auf einmal herum. " Das ... das kann doch nicht ... nein ... ", dachte er, schüttelte kaum merklich den Kopf und trank sein Glas in einem Zug leer. Wieder schwiegen wir beide, bis meine Mutter zu uns an den Tisch kam. Schien so, als wolle sie irgendwas von mir. " Du Schatz ... ", fing sie an, wofür ich ihr am liebsten schon einmal die Hals umgedreht hätte, " Wie sieht's nun mit Sonntag aus ? Weißt du, wie viele das ungefähr werden ? " Ich überlegte kurz, bevor ich antwortete. " Weiß nicht. Ich kann ja nochmal fragen. ", meinte ich dann. Meine Mutter nickte nur und ging dann wieder. Ich fragte mich manchmal echt, warum sie sowas nicht besprechen konnte, wenn niemand dabei war. Kopfschüttelnd schlug ich mir eine Hand vor eben diesen, als Kai meine halbwegs Selbstverstümmelung unterbrach. " Was ist denn Sonntag hier los ? ", horchte er mich neugierig aus. " Ähm ... ich feier hier mit einem Bekannten seinen 18. Geburtstag ... deshalb schließen wir am Sonntagmittag schon ... ", erklärte ich überrascht. Kai's Herz schien wohl für einen Moment stehen zu bleiben. Sein Mund stand leicht offen und seine Augen waren weit aufgerissen. Doch auch nur einen Herzschlag später hatte er sich wieder gefasst. " Ich ... ich geh jetzt besser. Ist schon spät und du musst auch noch deine Hausaufgaben machen. Man sieht sich. ", sagte er hastig, stand auf und ging, rannte sogar fast, aus unserem Lokal. Ich sah ihm entgeistert nach und fragte mich, was wohl mit ihm los war. Mein Herz schlug wie wild und ich wusste nicht, was ich jetzt machen sollte. Ich wusste, ich war verknallt. In zwei Personen. Beide männlich. Doch aus einem von beiden wurde ich einfach nicht schlau. Schwerfällig stand ich auf und schlurfte nach oben. Meine Mathehausaufgaben würden mich zwar auch nicht ablenken, aber zumindest hatte ich eine Beschäftigung, der ich nachgehen konnte. Um nicht zwangsweise weiter daran denken zu müssen, legte ich mich, nachdem ich meine Aufgaben erledigt hatte, sofort in mein Bett. Müde gewesen war ich nicht, aber trotzdem schlief ich fast auf der Stelle ein ... ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~+~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Ich hoffe, euch hat's gefallen und ihr bleibt mir weiterhin treu und wartet auf das nächste Kapitel ^^ HEL Reika ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)