Angst von Kawari ================================================================================ Kapitel 5: Fiktion und Realität ------------------------------- Es war nun ein Jahr her seit ich Zorro verlassen hatte. Ich lebte immer noch in Alababsta und arbeitete dort als Chefkoch des Königshauses. Dieses Jahr hatte mir unheimlich gut getan. Als ich wieder begann professionell zu kochen (mehr um mir die Zeit zu vertreiben als aus irgendeinem anderen Grund) stellte ich fest, dass ich nach wie vor gar nicht so schlecht kochte. Ich hatte mich daraufhin bis zum Küchenchef hochgearbeitet. Auch versuchte ich mich an einigen anderen Aktivitäten z.B. Geschichten schreiben, ein anderes Mal betätigte ich mich handwerklich, auch begann ich mich mit anderen Themen wie Kunst und Politik auseinanderzusetzen. In all diesen Dingen stellte ich fest, dass ich sie konnte / verstand. Ich war in den meisten Sachen kein Genie. Oft musste ich mir einen Text zwei- dreimal durch lesen bevor ich jedes Detail verstanden hatte, aber ich hatte auch nirgendwo solche Schwierigkeiten, dass ich gescheitert wäre. Diese Erfahrung zeigte mir, dass ich mehr konnte als nur den Haushalt zu führen, die Wäsche zu waschen und für Zorro als Bettpartner zu dienen. Und ich war das erste Mal seit langem wirklich Stolz auf mich und auf das was ich an Leistung erbracht hatte. Ich war stolz darauf, dass ich stark genug gewesen war um Zorro zu überleben und nicht Suizid zu begehen. Ich war stolz darauf zu wissen, dass ich mehr konnte als ich mir selbst je zugetraut hatte. Doch gab es noch eine weitere Veränderung. Corsa war vor ca. zwei Wochen auf eine Außenmission geschickt worden und würde dort vorrausichtlich längere Zeit sein. Um genau zu sein war vor zwei Jahren nicht mit seiner Rückkehr zu rechnen. Dies ließ mich nun mehr oder weniger alleine im Palast zurück, da Peruh und die anderen mit den Regierungsgeschäften beschäftigt waren und dem entsprechend wenig Freizeit hatten. Dadurch fand ich mich mehr und mehr in der Bibliothek wieder, um mit Lesen die Zeit tot zu schlagen. Allerdings hatte ich dort etwas in den besagten zwei Wochen entdeckt und das waren einige Zettel mit handgeschriebenen Geschichten. Was mich so neugierig werden ließ war die Tatsache, dass diese Geschichten allerdings nicht komplett frei erfunden zu sein schienen. Es tauchten Namen und Charaktere auf, die ich bereits aus anderen Büchern oder Mangas kannte oder es wurde hier und da eine Anspielung auf ein Geschehen in einem Buch gemacht. Scheinbar hatte sich da jemand die Mühe gemacht, die Abenteuer der Hauptcharaktere aus Büchern / Mangas fortzusetzen. So begann es, dass sich mir ein ganz neuer Bereich des Lesens und Schreibens eröffnete. Die Wochen vergingen. Ich ging gerade einen der Korridore des Palastes entlang, als aus der Richtung in der ich ging, Stimmen zu hören waren. „…ist schon eigenartig.“ Ein zustimmender Laut, dann: „Und ob. Er ist tatsächlich irgendwie komisch.“ Die Stimmen kamen aus einem Raum zu meiner Linken, die Tür war einen Spalt geöffnet so, dass die Stimmen überhaupt nach draußen dringen konnten. Ich blieb in der Nähe des Spaltes stehen, aber nicht so nahe, dass man mich durch den Spalt hätte sehen können und lauschte. Es war zwar nicht die feine Art Leute bei ihren Gesprächen zu belauschen, aber es war noch unangebrachter Informationen einfach so abzutun. Informationen waren wichtig, sie konnten einem einen entscheidenden Vorteil – oder Nachteil falls man die Informationen nicht hatte – liefern. Eine dritte Stimme schaltete sich in das Gespräch ein. „Ach was! Ich finde er ist einfach nur verdammt Arrogant! Nur weil er Küchenchef ist, meint er die anderen in der Küche herablassend behandeln zu können.“ Stimme Nr. 2, „Genau. Die Stelle als Küchenchef hat er doch nur erhalten, weil er Königin Vivi persönlich kennt. Aber was seine Arroganz betrifft… keine Ahnung ob es nur Arroganz ist. Er ist allgemein irgendwie seltsam. Blickt immer so ernst drein und hält es noch nicht einmal für nötig andere Leute mit mehr als einem Kopfnicken zu grüßen, geschweige denn mal dabei zu lächeln.“ Die erste Stimme erfasste wieder das Wort. „Was das betrifft geb’ ich dir vollkommen Recht! Wann immer er mich so begrüßt kriege ich ein ganz eigenartiges Gefühl… als ob er sagen wollte „Du bist der nächste auf meiner Liste“. – der Redefluss wurde durch ein Lachen unterbrochen – „und der Blick dann immer… seine Augen… wie’n Psycho…“ Erneutes Lachen, diesmal von allen drei Stimmen. Ich hatte genug gehört, das negative Getratsche, das hinter meinem Rücken von statten ging, war mir durchaus bekannt. Das war der Hauptgrund warum ich mich zwischenzeitlich ziemlich einsam fühlte, jetzt wo Corsa nicht mehr da war. Egal wo ich hinging, egal ob im Palast oder in der Stadt, egal ob in der Küche oder bei zwischenzeitlichen Abende im Aufenthaltsraum… nirgendwo gehörte ich wirklich dazu. Ich war zwar mit den Leuten im gleichen Raum und redete mit ihnen, aber gleichzeitig doch ein Außenstehender – ein Einzelgänger. Und dies war ein Umstand der sich auch nie ändern sollte. Im Weggehen hörte ich noch wie sich Stimme Nr. 3 darüber aufregte, dass ich keine Manieren hätte, weil ich mich nicht von den Leuten verabschiedete wenn ich einen Raum verließ und dass ich ja auch so gut wie nie bereit war mit den anderen Köchen mal am Abend einen trinken zu gehen – was nur eine weitere Bestätigung dafür sei, dass ich nicht normal sei. Während ich weiter lief schnaubte ich in Gedanken verächtlich, leicht verbittert verengten sich meine Augen um Nanometer. Und da wunderten sie sich warum ich mich nicht anschloss wenn sie abends weg gingen? Warum sollte ich mit Leuten weg gehen, die mich in Wirklichkeit für „eigenartig“, für „nicht normal“ hielten? Die mich mit einem „Psycho“ verglichen? Mittlerweile wusste ich ja, dass ich wirklich nicht der Norm entsprach. Es waren viele kleine Dinge, die mich – wie ich im Laufe der Zeit bemerkt hatte – von den anderen unterschied. Wie zum Beispiel der schon zuvor angesprochene Fakt, dass ich mir eine Situation und ihre Folgen möglichst immer von allen Seiten betrachtete, um dem entsprechend reagieren zu können. In den Augen der anderen war ich ein Pessimist, der immer nur das Negative sähe, wenn ich jemanden darauf Hinwies, dass die und die Situation ja auch so und so enden KÖNNTE (- nicht muss). Dabei war es eigentlich ein gut gemeinter Rat von mir, da die Person ja scheinbar von sich aus nicht daran gedacht hatte. Und hinzu kam meine körperliche Unvollkommenheit. Das ich meinen Fuß und meine Hand nur zum Teil / gar nicht benutzen konnte war nur etwas weiteres was mich von den anderen unterschied. Ich gelangte zum Ausgang des Palastes und lief durch die Straßen, um zur kleinen Stadtbibliothek zu gelangen. Die Bibliothek hatte einen kleinen Anbau in dem lauter Fangeschichten aufbewahrt wurden. Die Geschichten waren nach Serie sortiert und die Leute konnten sich die Geschichten ausleihen, die ihnen gefielen aber auch gleichzeitig eigene Werke – unter einem Anonym – dort „veröffentlichen“. In einer Ecke des Raumes befand sich eine Pinnwand auf der die Leute ihre Meinung zu den jeweiligen Geschichten abgeben konnten. Ob ihnen die Geschichten gefallen hatten oder nicht oder was verbesserungswürdig sei oder einfach welche Fangeschichte zu empfehlen sei und man sich „unbedingt“ durch lesen sollte. Ich selbst hatte dort bereits die eine oder andere Geschichte veröffentlicht und noch mehr gelesen. Als ich nun auf dem Weg zu besagten Bibliothek war dachte ich weiterhin über das Gespräch nach, welches ich mit angehört hatte. Allerdings diesmal im Zusammenhang mit meinem Zielort bzw. dem was in diesem aufbewahrt wurde. In vielen der Fangeschichten und in noch mehr Kommentaren an der Pinnwand hatte ich gelesen, dass die so genannten „coolen Typen“ wie Kai aus der ersten Beyblade-Staffel oder Sasuke aus Naruto äußerst beliebt seien. Die Charaktere, welche sehr ernst sind und keine Gefühle zeigen. Genau dieser Punkt brachte mich zu einem spöttischen Lachen, denn ich selbst hatte in keiner Weise bemerkt, dass dem auch so in der Realität war. Wenn ich mich katalogisieren sollte, so würde ich wohl am ehesten in jene Kategorie passen. Doch wie mein Erlebnis zuvor im Palast gezeigt hatte war genau das Gegenteil der Fall. Statt akzeptiert zu werden, schaute man mich mit negativen Blicken an. Mein hart erarbeiteter Erfolg (und ich HATTE mir die Stelle als Küchenchef hart erarbeitet, schon alleine weil keiner geglaubt hatte ich könne noch vernünftig kochen, mit nur einer Hand) wurde mir missgönnt. Ein Seufzer entfloh meinen Lippen als ich die Bibliothek betrat. Nun ja… es brachte alles nichts sich über solche Dinge aufzuregen… ändern konnte ich sowieso nicht. -------- Hoffe es hat gefallen. /)) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)