Rêve Noir and Blue Fake von black_rain ================================================================================ I/19a ----- Kommentar: Maa... über all dem Stress hab ich Rêve total vergessen <.< Tut mir echt Leid. Dafür bekommt ihr hier einen für Rêve-Verhältnisse schön langen Teil ^^ aber auf Teil B müsst ihr trotzdem noch warten sonst wäre es ja _zu_ lang ^_~ Widmen möchte ich diesen Teil kain für ihre wundervolle Story "Musik in meinen Ohren" (und dafür, dass mir einige Kapitel gewidmet wurden *freu*) und außerdem Birman. Danke, dass du mir so einfach vergeben hast, das bedeutet mir wirklich viel. *schnuffel* hab dich lieb und deck mich weiterhin gut mit Beta ein! ^^ ~ 19 A~ Schweigend schlug Nereis die Autotür hinter sich zu, wartete mit betreten gesenktem Blick darauf, dass Shay das Auto verriegelte und der Security die weiteren Instruktionen erteilte. Er war erleichtert darüber, dass Ayumi immerhin nicht so sauer auf ihn war, dass er es ihm überließ, die Sicherheitsleute anzusprechen, da Rei erstens ohnehin nicht gern und viel mit fremden Leuten reden mochte, falls es nicht unbedingt notwendig war, und er zweitens schon ein paar eher unangenehme Erfahrungen mit Bodyguards gemacht hatte. Es waren eben die meisten aber nun einmal längst nicht alle professionelle Mitarbeiter... Und so ungern er es auch zugab - mit seinem aufreizendem Gehabe war er letztendlich nicht ganz unschuldig an solchen Zwischenfällen... Leise seufzend sah er zu dem Blauhaarigen, der ihm leicht zunickte. Stumm betrat Rei den Friedhof auf dem die Körper ihrer Eltern nun seit vielen Jahren begraben lagen. Er war natürlich nie wirklich glücklich, wenn er durch dieses Tor trat, doch heute fühlte er sich wie nach einer mittleren Katastrophe. Warum hatte Shay es auch herausfordern müssen? Warum hatte er Rei gezwungen, zuzugeben, dass es etwas gab, dass er nie über den Rothaarigen wissen würde? Ihm hatte doch klar sein müssen, was er damit anrichtete! Unglücklich ließ er den Kopf hängen, während er den gutvertrauten Weg entlang schlich, der ihn zu dem Gerät für die Grabpflege bringen würde. Dann wurde er plötzlich unsanft zurückgerissen und wenige Sekundenbruchteile nachdem er auf einmal von Shays haltgebenden Armen umfangen wurde, spürte er ein unglaublich weiches Paar Lippen auf seinem Mund, das ihm den Verstand rauben zu wollen schien. "Yumi?", krächzte er leicht verstört und blickte in die schier unendlich schwarzen Tiefen, in denen sich unter einem Schleier aus Zärtlichkeit und Trauer etwas beunruhigend Undeutbares vor ihm versteckte. Doch der Schwarzhaarige schüttelte nur kurz den Kopf zum Zeichen, dass er jetzt nichts sagen würde, drückte ihn einfach sanft an sich und streichelte ihm die roten Haare von der Wange, küsste ihn noch einmal so unwahrscheinlich liebevoll, dass Nereis' Herz nicht mehr zu wissen schien, ob es nun stocken oder einen aufgeregten Satz machen sollte. Aber eigentlich war es auch nicht wichtig - was zählte war, dass Shay ihm vielleicht noch nicht vergeben, aber doch gezeigt hatte, dass er Rei deswegen nicht verstoßen würde. "Danke, Ayumi... Danke...", flüsterte er und wusste nicht mehr, was er machen sollte, als ihm plötzlich die unterschiedlichsten Gefühle das Herz zu sprengen drohten. Sein Freund aber nickte nur, antwortete ihm mit einem feinen aber ehrlichen Lächeln, deutete dann mit einer knappen Kopfbewegung an, dass er weiterwollte. Seufzend willigte der Rothaarige ein und folgte seinem Freund, nahm schweigend, was er brauchte, und verfluchte sich schon jetzt dafür, dass er sich heute für die Farbe weiß entschieden hatte, wo er doch sonst auch immer in einer Rot-Schwarz-Kombination gekommen war. Vermutlich war es einfach das schlechte Gewissen gewesen, aber in der Nacht hatte es geregnet und er würde sich ganz bestimmt irgendwo schmutzig machen und dann sah er wohl kaum noch "dem Anlass entsprechend" aus. Langsam folgte er den ordentlichen Wegen, bevor er plötzlich vor dem Grabstein seiner Eltern stand, während Ayumi noch einige Meter weitergehen musste. Für einen Moment lang krampfte das Herz in seiner Brust, dann holte Nereis tief Luft und nahm sich zusammen. "Connichi wa", flüsterte er leise und verbeugte sich ehrerbietig. Dann widmete er sich eine Weile lang einfach der Pflege des Grabmals, säuberte liebevoll den großen Stein, obwohl er dafür bezahlte, dass die letzte Ruhestätte seiner Eltern penibel sauber gehalten wurde und es dementsprechend nicht viel zu reinigen gab. Schließlich säuberte er sich ein paar der Trittsteine auf dem Boden, setzte sich dann nach kurzem Überlegen wie immer mit nach hinten angewinkelten Beinen auf eben diese, begann seinen Eltern leise aber nicht flüsternd von allem zu erzählen, was ihn in letzter Zeit bewegt hatte. Gedankenverloren nahm er ein paar Erdkrumen vom Boden und schob sie auf seinem Handteller selbstvergessen hin und her, doch es dauerte nicht lange, da war er auch schon beim Hauptthema all seiner Gedanken angekommen: Ayumi. Wie in Trance sah er sich nach diesem um - und erstarrte plötzlich. Nie hatte er Shay so gesehen, da er sich immer gänzlich auf seine Eltern konzentriert hatte und Ayumi jedes Mal vor ihm fertig gewesen war: Fasziniert schaute er dabei zu, wie sein blauhaariger Freund still und ernst sein inneres Zwiegespräch führte - ganz im Gegensatz zu Nereis, der jedes Mal wirklich _aussprach_, was er seinen Eltern sagen wollte. Heftig schluckend riss er sich nach einer Weile von diesem Anblick los, wandte sich traurig wieder seinen Eltern zu. "Ich liebe ihn so sehr und trotzdem... ich kann es ihm nicht sagen, obwohl ich nun weiß, dass er mich nicht von sich stoßen würde. Aber ich will auch kein Mitleid von ihm und auch nicht die Distanz, die es zwischen uns bringen würde. Sie ist ja jetzt schon groß genug. Was soll ich denn nur tun? Ich würde es ihm doch so gern sagen..." Traurig sank er in sich zusammen, saß einfach nur noch schweigend da und blickte auf das Grab seiner Eltern. Aber auch das seltsam tröstliche Gefühl ihnen hier nahe zu sein, konnten ihn nun nicht mehr wirklich aufmuntern. Irgendwann gab er es auf. Nur leise flüsterte er ihnen noch einmal zu, wie sehr er sie liebte und vermisste, stand dann auf und verabschiedete sich. Als er sich schließlich umdrehte war er wenig überrascht darüber, dass Shay bereits weg war. Es war ja schon immer so gewesen. Und wie immer würde er an einem großen alten Ginkobaum auf ihn warten, sogar zulassen, dass sich die Trauer auf sein Gesicht malte, die für eine gewisse Zeit nicht einmal weichen würde, selbst wenn er nicht mit Nereis allein war. Es war schon ein wenig bizarr, dass Shay gerade in solchen Momenten besonders schön aussah. Aber vielleicht lag es auch einfach daran, dass er in diesen Augenblicken Gefühle zuließ und sich nicht wie sonst vor (fast) jedem verschloss. "Schon fertig, Kleiner?", hörte er es plötzlich hinter sich. Überrascht drehte sich der Rothaarige um, nickte leicht als er Ayumi erkannte. "Ja." "Dann lass uns gehen. Es sieht aus, als ob es bald regnen würde und ich habe keine Lust nass zu werden!" Nereis Augen weiteten sich. /Aber...!/ Dann drehte er sich abrupt um und hastete den Weg zu Shays Auto zurück, ohne sich nach seinem Fahrer umzusehen. Nicht einmal die Reporter störten ihn noch wirklich, als er wütend und enttäuscht auf einen der Sicherheitsleute zuging und ihm erklärte, dass er bei ihnen und nicht bei "Tamiki-san" mitfahren würde, störte sich nicht an dem verwirrten Blick, den er daraufhin erhielt. Er verstand ja, dass Shay sich gekränkt fühlte, aber dass er deswegen den traditionellen Spaziergang ausfallen ließ, den sie früher auch mit ihren Eltern gemacht hatten, nachdem sie ihren Ahnen die Ehre erwiesen hatten... Nein, das konnte er ihm nicht verzeihen, vor allem nicht, nachdem er vorhin noch so getan hatte, als würde er Nereis nichts nachtragen, selbst wenn er sich verletzt fühlte. Aber offensichtlich war dem Schwarzäugigen ja ohnehin vollkommen egal, ob Nereis ihm wohlgesonnen war oder nicht. /Was regst du dich so auf? Du bist doch selbst Schuld, wenn du dir eingeredet hast, dass du ihm wirklich wichtig bist.../, dachte er und warf Shay, der ausdruckslos, ja höchstens ein wenig irritiert zu ihm herübersah, einen traurigen Blick zu, bevor er hastig einstieg, um den Journalisten zu entkommen, denen natürlich klar war, dass etwas nicht stimmte, wenn die "Unzertrennlichen" plötzlich getrennt nach Hause fuhren. "Wohin soll ich Sie fahren, Higure-san?", erkundigte sich sein Fahrer, der zu den wenigen Bodyguards gehörte, denen Nereis einigermaßen vertraute. "Nach Hause, bitte, Kishida-san", erwiderte der Rotschopf und lehnte seinen Kopf gegen die kühle Scheibe, an der tatsächlich bereits die ersten Regentropfen hinabliefen. /Und wenn schon! Dann wäre ich halt ein bisschen nass geworden!/, dachte er trotzig. Nein, noch immer verstand er Shay nicht. Der Spaziergang war von jeher etwas gewesen, worauf sie _beide_ sich gefreut hatten, aber besonders Rei, einfach weil er so ein stilles Stündchen mit Ayumi ganz für sich allein hatte, während sie die Wege entlangflanierten. Und das vor allen Dingen in eben jenen Minuten, in denen er den Trost und die Nähe seines Freundes am nötigsten hatte. /Wieso, Yumi? Wieso tust du das? Hast _du_ etwa _keine_ Geheimnisse vor mir?/ Und wie sollte er Shay denn sagen, dass sein Herz es einfach nicht über sich brachte, es ihm zu gönnen, wenn sich Shay in einen anderen Menschen verliebte als ihn? Und das, obwohl er als sein bester Freund doch geradezu die PFLICHT hatte, ihm sein Glück zu gönnen... "...-san?" Nereis schreckte auf. "WAS?", fuhr er Kishida gereizt an, obwohl jener doch gar nichts für das Verhalten des Pianisten von Tsuki Chi konnte. "Ich wollte mich nur bei Ihnen erkundigen, ob wir vor Ihrem Haus Stellung beziehen sollen?", erklärte er mit entschuldigendem Ton, um ihn zu besänftigen. Langsam schüttelte Rei den Kopf. "Nein. Ich brauche Sie erst wieder heute Abend so wie ausgemacht." "Wie Sie möchten... Ah, wir sind da! Einen angenehmen Tag wünsche ich Ihnen!" "Ja. Den wünsche ich mir auch...", murmelte Rei mehr für sich, nickte Kishida nur abwesend zu, sodass er seinen Männern per Funkt Befehle erteilte. Ayumi war offensichtlich bereits eingetroffen. /Na und? Ist mir doch egal! Mit dem rede ich kein unnötiges Wort mehr!/, schwor er sich und stieg aus, sobald einer der Bodyguards mit einem geöffneten Regenschirm auf ihn wartete, blieb dann aber doch mitten in der Journalistenmeute stehen und begann mehr oder weniger geduldig alle Fragen zu beantworten so gut er eben konnte und wollte, gab ein paar einzelnen Fans, die sich dazwischen gedrängt hatten, Autogramme. /Feigling!/, rief er sich in Gedanken ärgerlich zu, als ihm klar wurde, dass er nur das Betreten seines eigenen Hauses herauszögern wollte. Nun... immerhin die Presse würde es ihm danken und sie wenigstens für heute ein wenig schonen, jetzt wo sie ihre Stories hatten. Und schließlich erklärte Rei die "fröhliche" Fragestunde für beendet, ließ sich von Kishida und seinen Kollegen den Weg zum Haus bahnen. Doch ganz unvermittelt musste der blauäugige Sänger daran denken, was Shay erst vor so kurzer Zeit zu ihm gesagt hatte: "Vielleicht wäre ein Leben als ganz normaler Teenager besser für dich gewesen..." Und wenn Rei ehrlich war, dann dachte er das manchmal ganz tief in seinem Herzen auch, überlegte, ob er und Ayumi sich dann nicht besser verstanden hätten... Dann jedoch schüttelte er energisch den Kopf, rief sich selbst zurecht: /Hör auf zu heulen! Du hast ein Kopf über dem Dach, musst dir keine Sorgen um dein finanzielles Morgen machen und es gibt Millionen Menschen, die dich für deine Songs lieben - du hast nun wirklich keinen Grund, dich zu beschweren! Im Allgemeinen geht es dir doch echt unerhört gut!/ Bis auf die Tatsache, dass es ihm genaugenommen _so_ gut dann doch nicht ging und das, worüber sich jeder andere gefreut hätte, bei ihm nur einen schalen Geschmack im Mund hinterließ, solange Shay nicht im Herzen bei ihm war, sich stattdessen immer mehr von ihm löste. Mit diesem Gedanken gab er ein letztes Zeichen, dann öffnete er, umstellt von großen deutlich trainierten Männern, die Tür und verschwand allein im Inneren des Hauses. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)