Kimi no te no naka de... von black_rain (In deiner Hand...) ================================================================================ Kapitel 7: Der Wert deiner Liebe... ----------------------------------- ~*~dieses Kapitel ist meinem Chibi-Wölfchen Reiko gewidmet, damit sie ganz schnell wieder gesund wird ~*~ "...Liebling?", hauchte mir eine warme, wohlvertraute Stimme leise ins Ohr. Erschrocken fuhr ich zusammen, krallte meine Finger fest in seinen Unterarm. Muriel war der einzige, der es noch immer schaffte, all meinen Sinnen zu entgehen und sich völlig unbemerkt an mich heranzuschleichen. Wenn er sich dann zu erkennen gab, schaltete ich zwar immer schnell genug, um jede handfeste Abwehrreaktion zu unterlassen, und trotzdem erschrak ich jedes Mal fast zu Tode, weil ich es einfach nicht gewohnt war, dass mein Bewusstsein etwas oder jemanden so vollständig übersah... "Muriel! Du weißt genau, dass ich das hasse!", seufzte ich und sank wieder gegen den Fensterrahmen, blickte erstaunt nach draußen: Die Sonne war bereits verschwunden und hatte den Himmel einer noch etwas zwielichtigen Dunkelheit überlassen. "Ausnahmsweise bin ich unschuldig, mein kleiner Träumer", flüsterte er gutmütig und zog mich lächelnd von dem Fensterbrett hinunter auf den Boden und in seine Arme. Noch immer sehr verwirrt erwiderte ich seine Umarmung und all die kleinen und großen Zärtlichkeiten. "Wie lange warst du fort?", wollte ich wissen. Hatte ich tatsächlich so sehr die Zeit vergessen, während ich in meinen Erinnerungen versunken war? Überhaupt holte mich unsere Vergangenheit in den letzten Tagen ungewöhnlich oft ein... "Nur eine dreiviertel Stunde", beruhigte er mich. "Das Ganze hat doch nicht so viel Zeit in Anspruch genommen, wie ursprünglich gedacht..." Ich nickte gedankenversunken, genoss seine angenehm betäubende Nähe, strich selbstvergessen über die glatte Haut, die sich über den schlanken athletischen Körper meines Liebhabers spannte und ließ mich von ihm in die Küche entführen. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich Durst bekommen hatte und so füllte ich mir ein Glas mit stillem Wasser, nippte aber nur, weil ich noch zu sehr mit meinen Überlegungen beschäftigt war. Fragend sah er mich an, stahl mir einen kleinen Kuss, um meine volle Aufmerksamkeit zurückzuerlangen. "Woran denkst du?" "An dich, Muriel, an wen sonst!?", gab ich ausweichend zurück. Doch er ging nicht so darauf ein, wie ich es mir gewünscht hätte, hakte stattdessen nach: "Und an was genau?" Unbehaglich senkte ich den Blick, schwankte innerlich, während ich überlegte, ob ich ihn wirklich fragen sollte, warum er ein Yakuza und auch nicht nur _irgendein_ Yakuza, sondern der Sohn des Bosses geworden war. Es kam mir unhöflich vor, ihn so etwas doch sehr Intimes zu fragen, und zudem fühlte es sich unangenehm an - vielleicht, weil ich Angst vor seiner Antwort hatte. Trotzdem überwand ich mich schließlich, als Muriel meinen Blick wieder einfing und mich geradezu _zwang_ zu fragen. Zunächst antwortete er nicht, sah mich nur stumm an und die Angst, dass ich etwas _wirklich_ Falsches gefragt haben könnte, stieg in mir auf. "Für dich...", kam es schließlich so unerwartet, dass ich einen Moment brauchte, um seine Antwort zu verstehen. Meine Augen weiteten sich vor Schreck. "Aber ich habe nie von dir verlang, dass du... ich wäre dir _überallhin_ gefolgt und ganz sicher von den Yakuza fort! Das musst du doch gewusst haben!", rief ich entgeistert, konnte mir mein Entsetzen nicht einmal wirklich erklären. Es war einfach da: Unmittelbar und unantastbar floss es ganz plötzlich vermengt mit einer Dosis Adrenalin durch meine Adern, als wäre es schon immer da gewesen, ja, geradeso, als wäre es ein ureigener Bestandteil meines Blutes. "_Natürlich_ wusste ich das, Dummkopf", versetzte er zärtlich, zog mich dichter an sich. "Du hast ja keine Gelegenheit ausgelassen, mir dies zu zeigen..." Ich wurde rot, senkte beschämt den Blick. Was mir immer und jederzeit die natürlichste Sache der Welt gewesen war, kam mir plötzlich albern und kindisch vor, da ich doch nun ein Mann und kein pubertierender Teenager mehr war. Aber Muriel gab mir keine Zeit, mir lange den Kopf darüber zu zerbrechen. "Weil ich stark werden wollte", erklärte er weiter und als ich überrascht aufblickte, sah er gedankenverloren aus dem Fenster, wo nun der noch nebelverschleierte Mond zu sehen sein musste. "Und weil ich Angst hatte..." "_Angst_?", rief ich, lauter als beabsichtigt. /MURIEL? _ANGST_??/ Ich bekam heftiges Herzklopfen, mir wurde heiß und übel vor Furcht - ich wusste nicht, was folgen würde und war mir gleichzeitig nicht sicher, ob ich es _überhaupt_ erfahren wollte. Denn wenn es Muriel Angst, wirklich _Angst_ gemacht hatte, dann musste es wahrlich grausam sein. Nein, plötzlich war ich mir _sicher_, dass ich es nicht hören wollte, auch wenn es feige war. Ich wollte gerade dazu ansetzen, ihm dies mitzuteilen, doch er gab mir einen weiteren sanften Kuss, erzählte schon weiter, noch bevor ich den Mund öffnen konnte: "Angst, dass man dich mir wegnimmt, wenn ich mich als zu schwach herausstellen sollte. Angst, dass sie dich einem anderem Yakuza geben oder noch schlimmer, dass DU dich für einen anderen entscheiden würdest... Und Angst, dass ich irgendwann einmal einem anderen unterliegen und dich dann vielleicht nicht mehr beschützen könnte... Deswegen... ich _musste_ der Beste werden, weil ich dich nicht verlieren will..." Klirrend zerbrach mein Glas, Wassertropfen spritzten davon und spitze Splitter des dünnen Glases sprangen gegen meinen Fuß, fraßen sich tief in meine Haut hinein und ließen kleine Tropfen von burgunderroter Farbe hervorrinnen. Muriel sprang sofort auf, eilte um den Küchentisch herum zum Medizinschrank, rief leicht verärgert nach mir: "Ayumi! Nun steh da nicht so herum - du hast dich verletzt! Komm gefälligst her, damit ich das behandeln kann!" So etwas sagte er immer. Er hasste es, wenn ich verletzt wurde, egal warum, wodurch oder von wem. Trotz allem bewegten sich meine Beine zuerst nicht, als wären sie so fest im Boden verankert wie die Wurzeln einer mächtigen Eiche, dann gerieten sie langsam in Bewegung, brachten mich schließlich bis zum ihm, doch er schob mich gleich darauf aus der Küche heraus und hinein ins Wohnzimmer, setzte mich auf eines der Sitzkissen und bettete den blutigen Fuß auf ein anderes, ohne sich um den Bezug zu kümmern, den wir danach wohl wegschmeißen konnten. Konzentriert wie immer zog er mit einer feinen Pinzette die zum Teil fast mikroskopisch kleinen Splitter aus meinem Fleisch und legte sie feinsäuberlich auf einer kleinen bereitstehenden Silberplatte ab. Allerdings machte ich es ihm zunehmend schwerer, als ich begann am ganzen Körper zu zittern. Fragend sah er auf, doch ich biss mir nur auf die Lippen, wandte mein Gesicht schweigend ab, bis zärtliche Finger an mein Kinn fanden, es aus alter Gewohnheit nur angedeutet zur Seite drückten, in der Annahme ich würde die Bewegung von allein zu führen, so wie ich es immer getan und ich ihm immer gehorcht hatte. Doch wie hätte ich dies nun tun sollen, jetzt noch vermocht? /Wegen dir.../, dachte ich verbittert. /Weil _du_ zu schwach warst, sind _seine_ weißen Hände nun blutbefleckt.../ "Ayumi?", fragte ein warmer Mund an dem meinen innig und liebevoll, von dem ich nicht wusste, wie er dorthin gefunden hatte, und ich bemerkte erst jetzt, dass Muriel über mich gekommen war, mein linkes Knie zwischen den seinen, während das eine dieser beiden sachte, aber eher ungewollt gegen meinen Schritt drückte, als er sich nach vorne lehnte und seine Lippen weich über mein Ohr strichen. Die Hand, die an meinem Kinn gelegen hatte, ruhte nun in meinem Nacken, kraulte mich bedächtig, bis ich spüren konnte, wie sich die feinen Härchen aufstellten und ein wohliger Schauer hindurch- und an meiner Wirbelsäule hinabrieselte. "Was hast du Ayumi, hm?", fragte Muriel sanft und leise. "Wenn ich nicht wäre...", meine Stimme zitterte und brach, doch ich gab nicht nach, begann von Neuem: "Wenn es mich nicht gäbe, dann-" Dieses Mal wurde ich von meinem Geliebten unterbrochen, bevor ich meinen Satz zu Ende führen konnte: "...gäbe es auch mich nicht", flüsterte er mir liebevoll zu und lächelte mich so unglaublich warm an, dass ich still zu weinen begann. Wie hatte ich nur diesem wunderschönen jungen Mann das Leben ruinieren können? Schweigend setzte er sich hinter mich, zog mich zwischen seine Beine, umarmte mich fest und ließ mich so seine wundervolle, Geborgenheit spendende Nähe spüren. "Ich liebe dich, Ayumi. So sehr, dass ich dich mit keinem teilen will - niemals. Und vielleicht... vielleicht ist dieser _Beruf_ ja meine Strafe für meinen Egoismus, doch selbst wenn, wäre es mir gleich. Für dein Herz ist dies ein sehr geringer Preis, ist der Wert deiner Liebe, der _wahre_ Wert doch unendlich viel höher..." Verheult blickte ich in seine Augen, war so gerührt, dass ich schon wieder weinen wollte, ließ aber zu, dass er mir die Tränen fortwischte. "Sh...", hauchte er nur beruhigend, bedeckte mein Gesicht mit kleinen federleichten Küssen. "Hör auf dir Vorwürfe für etwas zu machen, das du nicht beeinflussen kannst..." "Aber-", wollte ich einwenden und wieder unterbrach er mich mit sanftem Nachdruck. "Es war _meine_ Entscheidung, Ayumi, und ich habe sie gut bedacht, glaube mir. Aber wie ich es auch gedreht und gewendet habe... Am Ende gab es doch immer nur eine Lösung für mich... Und die warst nun einmal du, mein Schöner..." Da ich nichts mehr zu erwidern wusste, sagte ich einfach das, was ich fühlte: "Ich liebe dich, Muriel." "Dann ist es gut...", lächelte er mit zufrieden blitzenden Augen, strich mir noch eine Strähne aus dem Gesicht, bevor er hinzufügte: "Und nun lass mich bitte deinen Fuß zu Ende versorgen..." "Das sind doch nur ein paar Kratzer!" "Von mir aus! Aber ich sehe nicht ein, was sie auf _meinem persönlichen Eigentum_ zu suchen haben!", gab er mit einem perfekten Schmollmund zurück und entlockte mir endlich wieder ein Lachen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)