Sommer, Sonne und die verfluchte Liebe von Juju (die Digikids im Urlaub) ================================================================================ Kapitel 8: Der sechste Tag: Tai gegen Mimi (Unverhofftes Geständnis) -------------------------------------------------------------------- man glaubts kaum, ich hab's geschafft O_O kapitel 8 ist fertig XD *champagner verteil* tut mir echt leid, dass es soooooo lange gedauert hat T_T vielen dank an alle leser und kommischreiber >_< und ein ganz großes DANKE an Ruky *verbeug* dank ihr und ihrer tollen fanfic "Raise your voice" hab ich wieder lust bekommen, an meiner Story weiterzuschreiben *_* also denn viel spaß hiermit xD" Durch eine Art Freudenschrei wurde Sora geweckt und dadurch, dass das Bett plötzlich bebte. Erdbeben war ihr erster Gedanke, doch als sie entsetzt die Augen aufschlug, sah sie, dass es nur Tai war, der sich aufs Bett geschmissen hatte und Mimi rüttelte. „Mimi! Aufwachen!“, grölte er. „Tai!“, rief Sora genervt und war drauf und dran, ihn mit Füßen vom Bett zu treten. Mimi hatte sich mit einem wutverzerrten Gesicht aufgesetzt und wollte ihn gerade anschreien, als ihr die Wette wieder einzufallen schien. „Ja, was ist, lieber Tai?“, fragte sie und zwang sich zu einem Lächeln, was dann mehr so aussah, als hätte sie sich den Kiefer gebrochen. „Es ist nach neun! Schneckchen, heute wird abgerechnet!“, erinnerte Tai sie überflüssigerweise mit einem breiten, fröhlichen Grinsen. Er hatte sich inzwischen so positioniert, dass er jetzt fast auf ihr saß. „Au ja, ich freu mich schon“, erwiderte die Braunhaarige lächelnd und schob Tai sanft von sich runter, schwang sich vom Bett und marschierte aus dem Schlafzimmer. „Sie hätte schon fast verloren“, grummelte Tai. „Ich glaube, es wird einfach zu gewinnen, aber das wusste ich ja gleich.“ „An deiner Stelle wäre ich mir da nicht so sicher“, meinte Sora schulterzuckend. „Ach, die mach ich doch mit links fertig“, sagte Tai überzeugt und ließ sich nach hinten fallen. Dann sagte er etwas leiser: „Übrigens habe ich Matt mal ein bisschen ausgequetscht. Nämlich gestern, da kam er grad zurück mit so einem verwirrten Gesicht und da dachte ich mir, ich könnte die Chance beim Schopf packen, weil ich ja gesehen hatte, wie er mit Minami unten im Café saß, weißt du, wo du mir noch mit Zeichensprache erklärt hast, dass...“ „Komm zur Sache“, unterbrach Sora ihn seufzend. „Ja, ja! Also auf jeden Fall hab ich gefragt, was er von Minami hält und da sagte er... nun ja... er sagte äh...“, stotterte er, als wäre ihm plötzlich etwas eingefallen, das er Sora auf keinen Fall sagen durfte. Sora setzte sich auf, beugte sich über ihn und sah ihn an. Sie ahnte schon, was er sagen wollte. Wahrscheinlich hatte Matt ihm gesagt, er wollte was von Minami und Tai wollte das der Rothaarigen lieber verschweigen. „Er findet sie ganz nett, aber sie ist sehr anhänglich und etwas nervig. Genau, das sagte er“, ergänzte Tai, wobei er Sora nicht in die Augen sah. Er war ein verdammt schlechter Lügner... Nun ja, wenn Matt diese Minami liebte, dann sollte er halt mit ihr glücklich werden. Sora saß da und starrte an die Decke. Sie konnte ja nichts an seinen Gefühlen ändern und eigentlich war es egoistisch von ihr, sich dort einzumischen und dann auch noch Tai mit ihm reden zu lassen. Klar, es verletzte sie ungemein, die beiden zusammen zu sehen. Aber sie nahm sich vor, sie in Zukunft in Ruhe zu lassen. Nur durfte Matt dann auch nicht mehr anfangen, Sora Hoffnungen zu machen. Sobald er das noch einmal tun sollte, würde sie ihm richtig die Meinung sagen und ihn vermutlich anschreien... verdammt, wieso hatte sie sich auch ausgerechnet in so einen Schönling wie Matt verliebt? Beim Frühstück waren alle wieder bester Laune und auch sonst hatte sich nichts verändert. Davis schaufelte Unmengen Rührei in sich hinein, Yolei hielt ihm Vorträge, was für ein Fresssack er wäre, Kari lachte über die beiden, Ken, Cody und T.K. überlegten, was sie an diesem Tag machen wollten, Matt schlürfte schweigend seinen Kaffee, Sora warf dem Blonden verstohlene Blicke zu, Tai ging Mimi auf die Nerven und Joe schüttelte den Kopf über die beiden. Apropos Mimi, sie war die Einzige, die nicht so war wie immer. Normalerweise stritt sie sich ja lautstark mit Tai, doch diesmal sagte sie kaum etwas zu ihm, lachte sogar teilweise mit. „Mimi macht das ja noch recht gut“, nuschelte Joe Sora zu. „Noch“, betonte Sora und warf Mimi einen nachdenklichen Blick zu. „Ich hoffe sie verliert die Wette. Nicht, dass ich sie nicht mag oder so, aber ihr Wetteinsatz...“ „Ja, ja ich weiß, den findet ihr alle ganz toll“, unterbrach Sora ihn grinsend. „Aber ich weiß nicht so recht, was sie sich dabei gedacht hat. Sie würde sich niemals beim Duschen filmen lassen, darauf kannst du Gift schlucken!“ „Aber andererseits würde Tai auch niemals in Unterhosen vor uns singen“, warf Joe ein. „Das ist auch wieder wahr, aber... ach ich weiß nicht. Sollen sie machen, was sie wollen. Ich hab andere Sorgen“, meinte Sora. Jetzt fing sie wieder mit der Eifersucht an, dabei hatte sie sich doch erst vor einer dreiviertel Stunde geschworen, dass es ihr egal wäre, was Matt und Minami taten. „Immer noch unser blonder Frauenschwarm?“, fragte Joe mitfühlend. „Weiß hier eigentlich die ganze Clique davon?“ „Ach komm schon, Sora! Du glaubst doch nicht im Ernst, dass das irgendjemand nicht mitbekommen hat, dass du auf Matt stehst“, meinte Joe lachend. „Nicht so laut!“, zischte Sora und warf Matt einen flüchtigen Blick zu. „Entschuldige“, zischte Joe zurück und sah ebenfalls zu Matt. Der Blonde erwiderte die Blicke der beiden, die ihm gegenüber saßen. „Was ist?“, fragte er stirnrunzelnd. „Wir reden grad über deine Frisur. Die sitzt heute nicht richtig“, antwortete Joe bestimmt. Matt riss die Augen auf und fuhr sich hastig mit beiden Händen durchs Haar. „Oh nein! Das kann doch nicht sein! Dabei habe ich extra heute zwei Stunden vor dem Spiegel gestanden, damit sie so perfekt aussieht wie nie! Das darf doch nicht wahr sein! Ist vielleicht sonst noch irgendwas falsch? Hab ich zugenommen? Sehe ich dicker aus? Hab ich Mundgeruch? Ein neuer Pickel vielleicht?“ Noch während Matt diesen Schwachsinn von sich gab, fing Joe lauthals an zu lachen und auch Sora konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. Matt grinste nur amüsiert. Plötzlich tönte auf der anderen Seite neben Sora schrilles Gelächter auf. Mimi war es, die hoch (und auch künstlich) lachte. Tai sah sie nur mit einem verwirrten Lächeln an. „Was ist denn mit der?“, fragte Matt an Tai gewandt. „Das gleiche wie immer“, antwortete der Braunhaarige nüchtern. „Sie übertreibt.“ „Sora, ist das nicht komisch?“, fragte Mimi noch immer lachend. „Tai macht so irre lustige Witze. Gerade hat er den Seekuhwitz mit mir gemacht. Los Tai, erzähl ihn noch mal!“ „Okay... kennt ihr den Unterschied zwischen Mimi und einer Seekuh?“, fing Tai an und sah in die Menge. Sora, Matt und Joe schüttelten verneinend dir Köpfe. „Ich auch nicht“, ergänzte Tai grinsend. Mimi grölte los vor Lachen. Sora sah Joe und Matt mit einem Sind-die-völlig-übergeschnappt-Blick an. Joe klopfte sich mit einer Hand leicht auf den Schenkel und verzog dabei keine Miene. Matt rückte mit seinem Stuhl etwas von Tai weg und warf selbigem ängstlich-irritierte Blicke zu. „Sora, den musst du dir merken, ich glaube, ich werde heute den ganzen Tag über diesen Witz lachen“, sagte Mimi zu Sora. Ihr Lachen verklang allmählich und sie flüsterte ein wütendes „Ich bring ihn um!“ in ihr Ohr. An diesem Tag wollten sie wieder ans Meer gehen. Gerade packte Soras Truppe ihre Klamotten als das nächste Unheil sich unaufhaltsam näherte. „Oh nein! Wo ist mein Bikini?“ stöhnte Mimi und durchstöberte auf dem Balkon die Badeklamotten und Handtücher. „Matt, hast du ihn vielleicht gesehen?“ Matt, der eben auf den Balkon getreten war, antwortete kurz mit „Nein“, schnappte Tais und seine Badehose und verschwand wieder in der Wohnung. Mimi lief nachdenklich zurück ins Schlafzimmer. „Du Sora, hast du zufällig gestern gesehen, ob ich meinen Bikini wirklich auf den Balkon gelegt hab?“, fragte sie verzweifelt und fing an, ihre Sachen zu durchstöbern. „Ich hab keine Ahnung, ich kam gestern später“, antwortete Sora, während sie ihren eigenen Bikini anzog. „Hast du nur einen mit?“ „Nein, aber das war mein Lieblingsbikini“, jammerte Mimi. „Na dann zieh doch einfach einen anderen an und wir suchen ihn heute Nachmittag“, schlug Sora ihr vor. Mimi nickte missmutig und kramte einen gestreiften Bikini aus dem Schrank hervor. Dabei zog sie noch alle möglichen anderen Klamotten mit raus, die dann schön verteilt auf dem Boden lagen. Ein Kleiderschrank für vier Leute, von denen auch noch zwei Mädchen waren, war halt viel zu wenig und so war alles sehr gequetscht in diesem Schrank. „Ach, so ein Mist! Wenn die Kerle nicht so viele Klamotten hätten, würde das nicht dauernd passieren! Ständig reißt man alles andere mit aus dem Schrank, wenn man sich etwas rausholt, das regt mich so auf!...“, fluchte Mimi und fuhr noch lange damit fort, während sie die Klamotten zurück in den Schrank stopfte. Die Sachen drohten gerade wieder alle einzeln heraus zu fallen, doch Mimi warf schnell die Schranktür zu. Schnell hatte sie ihre Klamotten aus- und ihren Bikini angezogen, packte mit Sora zusammen ein paar Sachen für den Strand ein und los ging es. Zum Erstaunen beider Mädchen wuselten Tai und Matt noch durch den kleinen Raum. Das hieß also, sie waren mal zuerst fertig. Wow! „Na Mimi? Bikini gefunden?”, fragte Tai im Vorbeigehen und grinste. „Wie du siehst nicht, sonst hätte ich ihn wohl... warte mal! Du hast ihn, stimmt’s?“ Sie klang noch sehr freundlich, doch man konnte schon deutlich den Ärger spüren, der in ihr aufstieg. Tai blieb stehen, drehte sich zu Mimi und sah sie erstaunt an. „Ich wusste gar nicht, dass du auch dein Gehirn einsetzen kannst.“ „Ha, Wunder geschehen...“, sagte Mimi wieder mit dem Gesichtsmuskelzerrungslächeln und diesem Lachen, das nach einem Krächzen klang. „Tja“, sagte Tai. „Willst du ihn wieder haben?“ „Wenn du ihn so dringend brauchst, kannst du ihn gerne behalten“, antwortete Mimi ohne ihre Miene zu verändern. „Nein, ich brauch ihn nicht, danke. Aber wenn du ihn nicht wieder haben willst, schmeiß ich ihn einfach weg“, meinte Tai schulterzuckend und trat näher zu der Braunhaarigen. Diese fletschte nun die Zähne wie ein Hund und von ihrem merkwürdig verzerrten Lächeln war nichts mehr übrig geblieben. Ihre Augen blitzten vor ohnmächtiger Wut und sie machte ganz den Eindruck, als würde sie Tai gleich an die Kehle springen und ihm den Hals umdrehen. Tai kam noch näher, sodass sich die Gesichter der beiden fast berührten. „Ach genau. Ich schmeiß ihn einfach ins Meer. Vielleicht kann sich ja ein Fisch ein schönes oder eher hässliches Nest daraus bauen.“ Ein Fisch also... interessant... „Weil sich Fische ja auch Nester bauen“, warf Matt ein. „Ach, was weiß ich! Dann halt eine Möwe oder so“, knurrte Tai zurück. Mimi bebte leicht. Als Sora das bemerkte, nahm sie ein paar Schritte Abstand um nicht das Opfer Mimis Wut zu werden. Tai hatte schon wieder Luft geholt um Mimi weiter zu provozieren, doch Matt rettete die Situation, indem er ihn mit den Worten „So, wir müssen los, die anderen warten sicher schon“ schnell zur Tür rausschob. Mimis ganzer Körper war verkrampft, als Sora den Blick wieder an sie wandte. Ihre Hände waren zu Fäusten geballt, ihre Zähne noch immer gefletscht, ihre Augen wutentbrannt zusammengekniffen. „Ich hasse ihn!“, zischte sie gepresst. „Ich hasse ihn so sehr! Heut Abend, wenn die Wette vorbei ist, binde ich ihm einen Stein um die Füße und werfe ihn ins Meer. Vorher rupfe ich ihm jedes Haar einzeln aus und stopf ihm sein dreckiges Maul mit Sand!“ Selten hatte Sora ihre beste Freundin so sauer erlebt. Sie sah sie vorsichtig an, nahm dann ihre Hand und ging mit ihr nach draußen den Jungs hinterher. „Hach Sora“, seufzte Mimi unterwegs zum Strand. „Ja?“ „Wie soll ich mich nur beherrschen bis heute Abend? Mir ist vorhin vor lauter Wut schon ganz schlecht geworden“, erzählte sie verzweifelt. „Tja, das frage ich mich ehrlich gesagt auch“, gab Sora zu. „Aber ich frage mich auch, warum du dich auf so einen Quatsch einlässt. Und dann auch noch mit Tai!“ „Und da haben wir es wieder!“, rief sie dramatisch. „Das war auch, weil ich mich nicht beherrschen konnte.“ „Oh Mimi“, seufzte Sora. Die Gruppe war am Strand angekommen und suchte sich Liegen und Schirme. Zur Abwechslung und wider Erwarten waren sie mal zuerst da. „Jaja, von wegen, die anderen warten schon“, murrte Tai und warf zuerst sein Badetuch und dann sich auf eine der Liegen. „Hör auf zu meckern“, meinte Matt gut gelaunt, ließ sich auf einer Liege neben Tai nieder und sah ihn an. „Überleg dir lieber mal, was wir heute Abend machen wollen.“ „Also ich will irgendwo meinen Sieg feiern gehen“, antwortete Tai breit grinsend. Er hatte sich seine Sonnenbrille aufgesetzt, die Arme hinter dem Kopf verschränkt und schmorte in der jetzt schon heißen Sonne. Mimi verengte die Augen zu Schlitzen, doch Sora versetzte ihr mit dem Ellenbogen schon einen heftigen Stoß in die Seite. „Autsch!“, beschwerte sich Mimi. „Sag mal, spinnst du?“ „Komm, Süße, wir gehen ins Wasser“, sagte Sora lächelnd, nahm sie an der Hand und lief mit ihr schnell zum Wasser. „Das wird ein blauer Fleck“, jammerte die Braunhaarige und besah sich die getroffene Stelle an ihrer Seite, an der überhaupt nichts zu sehen war. Sora ging langsam ins halbwegs kühle Wasser. Heute wehte kein einziges Lüftchen, was hieß, dass es sehr heiß war und man es kaum ohne Abkühlung aushielt. „Ich hab meinen Sonnenhut im Hotel vergessen“, fiel Mimi plötzlich ein, worauf Sora sie fragend ansah. Die letzten Tage hatte sie schließlich auch nie einen gebraucht. „Wir gehen schnell baden und dann hol ich ihn.“ „Du und schnell baden gehen!“, spottete Sora und lachte. „Schon allein um richtig nass zu werden brauchst du ja schon zwei Stunden.“ Mimi funkelte ihre Freundin an, tauchte eine Hand ins Wasser und schleuderte eine volle Ladung direkt auf Sora, die daraufhin erschrocken zusammenfuhr. „AH, wie kalt!“, schrie diese und Mimi begann eine Spritzparty. Sora kreischte wie ein wildgewordenes Huhn und rannte davon, bis sie schließlich bäuchlings ins Wasser stürzte. „Du miese Ratte!“, rief sie und lachte. Auch Mimi kicherte, wollte zu Sora kommen, doch blieb anscheinend mit dem Fuß im Sand stecken, worauf sie ebenfalls ins Wasser klatschte. Als sie hustend und spuckend wieder auftauchte, fing Sora erst recht an zu lachen. Mimi stieg schnell ein und die beiden Mädchen lachten sich halbtot über ihre eigene Dummheit. „Was ist denn mit euch los? Dreht ihr jetzt vollkommen frei?“ Keine der beiden hatte bemerkt, dass Tai sich inzwischen zu ihnen ins Wasser begeben hatte und sie nun verständnislos ansah. „Ach, wir sind nur gut gelaunt“, sagte Mimi fröhlich. „Du kannst gut gelaunt sein? Man...“, staunte Tai und nickte anerkennend. Mimi warf ihm einen giftigen Blick zu. „Ja, stell dir vor.“ „Tja, wahrscheinlich ha-“ Der Braunhaarige konnte seinen zweifelsohne provozierenden Satz nicht beenden, denn sein Name wurde gerufen (eigentlich mehr gebrüllt) und bevor er auch nur den Kopf drehen konnte, wurde er schon umgeworfen und befand sich unter Wasser. Kari war es, die ihn wie eine Walze einfach platt gemacht und zudem zu Mimis Gunsten noch einige Fische verscheucht hatte, die vorher friedlich um die Beine der Jugendlichen geschwommen waren. Als Tai es schaffte, wieder aufzutauschen, schrie er seine Schwester in einer Lautstärke an, sodass es selbst die Wale weit draußen im Atlantik mitbekommen haben mussten. „Sag mal, spinnst du? Was soll denn das? Wieso rennst du mich hier einfach um?“ Kari lächelte nur vergnügt. „Keine Ahnung. Ich hab gute Laune und außerdem hab ich dich so lieb“, antwortete sie und klammerte sich an seinen Arm. Mit einem etwas angewiderten Gesichtsausdruck schob Tai sie von sich weg. „Ihr Mädchen seid echt unheimlich, wenn ihr gut gelaunt seid“, meinte er. In dem Moment stieß Matt zu der kleinen Gruppe. „Los, wir gehen schnell, bevor sie auch noch auf dich losgehen“, sagte Tai und zog seinen Freund schnell von den Mädchen weg, ohne dass selbiger protestieren oder sonst eine Geste des Nichtwollens von sich geben konnte. Der Blonde warf den Mädchen noch einen kurzen fragenden Blick zu. „Hat einer Lust auf Wasserball?“ Inzwischen war auch Yolei zu der Gruppe gestoßen. Sie hatte ihre langen lila gefärbten Haare zu einem provisorischen Zopf zusammengerafft und hielt einen hellblauen Wasserball von ‚Japan holidays’ in den Händen, den fast jeder von ihnen im Flugzeug von den Stuardesses bekommen hatte. Der Rest der Mädchen stimmte zu und sie begannen eine Partie Wasserball, wobei der Ball mehr als nur einmal davonflog. Als er sich mal wieder besonders weit entfernt hatte und Sora die Unglückliche war, die ihn holen musste, stieß sie auf, na klar, Minami. Schlank, braun gebrannt, hübsch. „Sora!“, rief die Dunkelhaarige erfreut. Sie stand näher am Ball, bekam ihn zu fassen und warf ihn der Rothaarigen zu. „Ähm.. hi“, erwiderte Sora etwas mürrisch ohne sich zu bedanken und fing den Ball. „Wenn du Matt suchst, der ist da irgendwo am Strand.“ „Oh, danke, ich werde ihm gleich mal ‚hallo’ sagen gehen“, strahlte Minami. „Was macht ihr heute Abend? Habt ihr schon was vor?“ „Ja, wir gehen feiern“, antwortete Sora wahrheitsgemäß. „Leider können wir uns nicht mit dir treffen. Vielleicht ein anderes Mal.“ Sie fand, dass sie wirklich gut Bedauern vortäuschen konnte. Minami sah etwas enttäuscht drein. „Na gut. Also ich bin dann mal am Strand.“ Und daraufhin schwamm sie davon. Sora sah ihr kurz mit verachtendem Blick nach und schnitt eine Grimasse hinter ihrem Rücken, bevor sie zurück zu ihren Freundinnen schwamm. „Was wollte sie?“, fragte Mimi sofort und sah Sora neugierig an. „Ach, nichts weiter“, brummte Sora und schmetterte Yolei den Ball vor die Nase. Aus Versehen. „Oh, entschuldige.“ „Was wollte Minami? Sag schon, Sora!“, wiederholte Kari Mimis Frage ungeduldig und sah die Rothaarige erwartungsvoll an. „Nichts, verdammt“, rief Sora aufgebracht. „Was habt ihr nur alle mit dieser bescheuerten Minami? Es ist doch total egal, was die will! Ich geh schwimmen!“ Kari blickte Sora entsetzt an und sah so aus, als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen. Yolei hielt den Ball in den Händen und schaute recht verdutzt drein, während Mimi eher wütend aussah. „Musst du Kari denn gleich so anschreien? Sie hat doch nur gefragt!“, fauchte sie, doch Sora hatte sich schon umgedreht und schwamm davon. Sie wollte keinen Streit haben. Sie wollte eigentlich überhaupt nichts haben und wartete nur noch auf das Schöne am Verliebtsein. Es dauerte nicht lange und ihre treue Freundin Mimi war ihr gefolgt. „Sag mal was sollte das? Lass doch dein Pech mit Matt nicht an Unschuldigen aus“, sagte sie angesäuert. „Ja, ist ja gut und es tut mir auch Leid, wenn ich euch anfahre, weil ich schlecht gelaunt bin.“ Sora seufzte und wandte sich ab. Dann plötzlich ohne Vorwarnung warf Mimi die Arme um sie und drückte sie fest an sich. Sora konnte sich einen kurzen, überraschten Aufschrei nicht verkneifen. Als sie schließlich drohte zu ersticken und die beiden langsam untergingen, weil die Armkraft einer Person nicht ausreichte, um die beiden über Wasser zu halten, ließ Mimi sie wieder los. „Das mit Matt wird schon alles irgendwie wieder. Sei nicht immer so traurig deswegen“, versuchte die Braunhaarige sie aufzumuntern und sah sie mitfühlend an. „Ach, lass uns da nicht mehr drüber reden, okay?“, bat Sora. „Ja, okay. Aber Sora, du bist meine beste Freundin, ich will nicht, dass du dich deswegen so fertig machst“, seufzte Mimi trübsinnig und ließ den Kopf hängen. Nun war Sora diejenige, die die Arme um Mimi warf und sie an sich drückte. „Mach dir keine Sorgen um mich, ich komm schon klar.“ Kurz darauf schwammen die beiden Mädchen langsam wieder Richtung Strand. Als sie das Wasser schon fast verlassen hatten, kamen ihnen Tai und Davis entgegengerannt. Davis laut kreischend vorneweg und Tai hinterher mit „Bleib gefälligst stehen du kleiner Idiot!“-Geschreie. Als er Mimi registrierte, ließ er es sich nicht nehmen, sie ‚zufällig’ anzurempeln, sodass sie rücklings ins Wasser stürzte. „Ups, sorry Kleines, hab dich ja gar nicht gesehen!“, rief er noch grinsend im Weglaufen. Mimi saß eine Weile im Wasser und sagte gar nichts. „Ähm... Mimi?“, fragte Sora vorsichtig und bot ihrer Freundin eine Hand an. „Ich rege mich nicht auf. Nein, ich rege mich nicht auf...“, murmelte Mimi, schob die helfende Hand weg und rappelte sich auf. „Toll, jetzt hab ich Sand in der Hose.“ Als die beiden an ihren Liegen angelangt waren, kramte Mimi den Zimmerschlüssel aus der Tasche hervor und ging mit einem „Ich geh meinen Sonnenhut holen“ davon. Sora ließ sich von der Sonne trocknen und fing dann an, Sonnencreme auf ihre helle Haut zu schmieren. Währenddessen kamen Yolei und Kari wieder aus dem Wasser. „Hey Kari?“ Die Braunhaarige drehte sich zu Sora und kam zu ihr. Ihr Blick war etwas schüchtern, als hätte sie Angst vor dem, was jetzt kam. „Tut mir Leid wegen vorhin, ich wollte dich nicht so anfahren“, sagte Sora resigniert. Das Gesicht der Jüngeren hellte sich auf. „Schon okay.“ Kaum hatte sich Kari wieder entfernt, befand sich Izzy auf Tais Liege neben Sora. „Mimi braucht ja ganz schön lange, um ihren Hut zu holen“, stellte er fest. Es sollte wohl beiläufig klingen, gelang ihm aber nicht so recht. „Ach wer weiß, was sie noch alles macht“, meinte Sora schulterzuckend. „Sag mal Sora...“, fing Izzy zögerlich an und wurde leicht rot. „Hm?“, machte Sora irritiert und sah ihn an. „Weißt du, ob da... na ja... ob da zwischen Tai und Mimi... du weißt schon“, stammelte er herum. Zuerst schaute Sora noch verwirrter drein, dann musste sie jedoch leicht lachen. „Ach Quatsch, da läuft nichts, glaub mir“, sagte sie dann grinsend zu ihm. „Wenn du dich an sie ranmachen willst, kannst du das ruhig tun. Vielleicht lenkt sie das ein bisschen von Tai ab.“ „An sie ranmachen?“ Was war nun? Versuchte er, zu verheimlichen, was er für Mimi empfand? „Na ja, zum Beispiel könntest du jetzt einfach mal schauen gehen, wo sie bleibt. Da bist du allein mit ihr, falls du sie findest“, schlug Sora vor. Izzy schien das Ganze ziemlich peinlich zu sein. Aber er nickte schließlich. „Sag den anderen nichts“, bat er und machte sich davon. Es dauerte nicht lange, da kamen Tai und Matt wieder aus dem Wasser. Tai sah sich um. „Wo ist Mimi?“, fragte er dann in die Runde. Sora öffnete die Augen und ließ den Blick durch die Freunde schweifen. Mimi war tatsächlich noch nicht wieder da, ebenso wenig Izzy. „Ähm... die wollte ihren Hut holen“, sagte Sora. „Die drückt sich doch nur, weil sie weiß, dass sie verlieren wird!“, meinte Tai überzeugt. „Ich geh sie holen, das ist Betrug. So hat sie ja gleich verloren!“ „Wenn ich mir die beiden anschaue, frag ich mich wirklich, wie alt die sind“, meinte Matt stirnrunzelnd zu Sora. „Ich denke, fünf Jahre passt ganz gut“, erwiderte Sora nickend. Matt lächelte amüsiert. „Hat Minami dich eigentlich gefunden?“, fragte Sora, obwohl es sie eigentlich gar nicht interessierte. „Ja, hat sie“, murmelte der Blonde. „Warum fragst du?“ „Nur so.“ Es dauerte eine Ewigkeit, bis Tai samt Mimi und Izzy wieder auftauchte. „Sie wollte sich drücken!“, beschwerte er sich und klang dabei, als wäre dies eine unerhörte Frechheit. „Das stimmt überhaupt nicht!“, protestierte Mimi. „Na klar stimmt das! Wieso sagst du sonst, du gehst deinen Sonnenhut holen und dann findet man dich in der Stadt beim Shoppen?“ „Ich hatte eben Lust bekommen zum Einkaufen! Nur, weil wir diese Wette haben, heißt es ja nicht, dass ich den ganzen Tag hier an deiner Seite sein muss!“ Sie bemühte sich um einen ruhigen Ton, von dem man merkte, dass er sehr aufgezwungen war. „Das heißt aber auch nicht, dass du den ganzen Tag Möglichkeiten suchen darfst, dich von mir fernzuhalten und mir ja nicht über den Weg zu laufen!“, widersprach Tai energisch. „Ja, aber...“ „HALTET VERDAMMT NOCH MAL ENDLICH DIE KLAPPE, IHR MACHT MICH WAHNSINNIG!“ Sora war aufgesprungen, hatte sich die Sonnenbrille vom Gesicht gerissen und keuchte vor Wut. „Wie kann man sich nur so ewig über solche Belanglosigkeiten streiten? Völlig idiotische Dinge und ihr putscht sie auf, als wäre sonst was passiert! Ihr macht aus einer Mücke keinen Elefanten sondern eine ganze Dinosaurierherde!“ „Das sagt die Richtige!“, konterte Mimi lautstark. „Du bist doch die, die ein Drama daraus macht, wenn sie verliebt ist und allen damit auf die Nerven geht! Sag ihm doch einfach, was du empfindest, dann wäre der ganze Stress vorbei! Nein, stattdessen erzählst du es lieber allen anderen!“ Das war zu viel. Soras Augen blitzten gefährlich. Sie bedachte Mimi mit einem äußerst wutverzerrtem Blick, drehte sich dann weg und ging ohne ein weiteres Wort zu verlieren davon. Sie war so dermaßen sauer auf ihre Freundin. Wie konnte sie so etwas nur vor versammelter Mannschaft herausschreien? Benahm sich so eine beste Freundin? Nein. Definitiv nicht. Wie konnte Mimi nur so etwas sagen? Sora stampfte wütend die Promenade entlang. Sie wusste nicht, wohin sie wollte, doch das war auch egal. Nur weg von Mimi und den Anderen. Geistesabwesend und immer noch erregt von dem Streit mit Mimi führte ihr Weg sie schließlich ins Hotel. Sie wunderte sich ein wenig, als sie Plötzlich im Foyer stand. Jedoch hatte sie in ihrem Zorn nicht daran gedacht, den Schlüssel mitzunehmen. Sie beschloss, einfach mal an der Rezeption zu fragen. Glück gehabt. Nach einer kurzen Diskussion bekam Sora einen zusätzlichen Schlüssel für ihr Zimmer. Dort angekommen warf sie ihren Bikini in eine Ecke, ging unter die Dusche und duschte erst einmal ausgiebig und eiskalt, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen und sich zu beruhigen. Sie hatte ohnehin nicht vor, an diesem Tag noch einmal an den Strand zurückzukehren. Nach dem Duschen fühlte sie sich gleich bedeutend besser. Sie dachte noch einmal über den Streit mit Mimi nach und nun tat es ihr wieder Leid, dass sie Mimi und Tai so angeschrieen hatte. Schon zum zweiten Mal an diesem Tag. Gleichzeitig war sie aber auch enttäuscht, dass sie von Mimi so bloßgestellt worden war. Sicher wusste Matt nun Bescheid. War das gut oder schlecht? Sora konnte es nicht so recht beurteilen. Sie wusch ihren Bikini aus und hängte ihn auf den Balkon in die Sonne zum Trocknen. Sie zog sich eine Shorts und ein relativ langes Top über, schob sich ein paar Geldmünzen in die Hosentasche und verließ in ihren Flipflops das Apartment. Den Schlüssel gab sie an der Rezeption wieder ab. Jetzt ging es raus auf die Promenade. Diese war ebenso befüllt wie am Abend, jedoch sah man mehr Menschen in Badesachen als in normalen Klamotten herumlaufen. Außerdem waren die Strände links nun reich belegt, während sie am Abend so gut wie leer waren. Lautes Kindergeschrei und –lachen schallte von überall her. Die Sonne brannte erbarmungslos auf die Promenade nieder. Die ganzen kleinen Cafés und Restaurants hatten Markisen über ihre Tische gespannt oder riesige Sonnenschirme aufgestellt. Es herrschte wirklich eine brütende Hitze. Sora hatte keine Lust mehr zum Laufen. Sie kam zu dem Stand, an dem sie gestern mit Mimi, und wenig später ja auch mit Tai, Eis gekauft hatte. Am gleichen Stand kaufte sie sich nun einen Freezie mit Himbeergeschmack. Das waren einfach nur zerstampfte Eiswürfel mit haufenweise Farb- und Geschmacksstoffen. Ungesund, aber sehr erfrischend. Sie setzte sich im Schatten einer Palme auf die Mauer am Rand der Promenade, die Beine in Richtung Strand herunterbaumeln lassen. Genießerisch sog sie am Strohhalm, der in ihrem Erdbeerfreezie steckte und ließ den Blick übers Meer schweifen. Das Meer. Es ließ einen seine Sorgen vergessen. Sie wirkten wie fortgetragen, da es so weit und mächtig, beruhigend und anziehend wirkte. Man hatte das Gefühl, die Welt wäre in Ordnung. Sora bemerkte aus den Augenwinkeln, wie jemand neben ihr Platz nahm, ohne zu fragen. Ziemlich dicht neben ihr. Und zu ihrer Überraschung war es Matt. Ihr Herz schlug augenblicklich einen Tick schneller. Was wollte er denn jetzt? Wieso kam er zu ihr? „Bist du mir nachgelaufen?“, fragte sie, ohne ihn anzusehen. „Nein“, antwortete er ruhig. „Na ja, jedenfalls nicht direkt. Ich wusste irgendwie, dass du hier sein wirst.“ „Woher?“, fragte sie und sah ihn verwundert an. Er trug noch immer seine Badehose, hatte sich aber ein T-Shirt übergezogen. Seine Haare waren noch ein klein wenig feucht. „Ich hab dich gestern auch schon hier gesehen und ich hab das Gefühl, dass du gerne hier bist“, meinte er. „Ja“, stimmte Sora ihm zu und sah wieder aufs Meer. „Gestern Abend saß ich mit Mimi an fast der gleichen Stelle. Da war noch alles okay.“ Eine Weile herrschte Stille. Dann fragte Matt zögerlich: „Was ist eigentlich los mit dir? Sonst bist du doch... na ja... die Ruhe in Person. Ich dachte vorhin, ich hör nicht richtig.“ „Ach weißt du, ich hatte einfach auf einmal die Nase voll von den beiden. Es nervt mich, wie sie sich jeden Tag wegen total unwichtigen Dingen streiten, die völlig belanglos sind“, antwortete Sora und seufzte tief. „Ja, hast Recht. Mich nervt das manchmal auch ganz schön“, gab der Blonde neben ihr zu und lächelte. „Aber trotzdem war ich ziemlich überrascht, als du plötzlich so losgeschrieen hast.“ „Ich... ich weiß auch nicht, was da plötzlich in mich gefahren war. Irgendwann reicht es halt.“ „Und was meinte Mimi mit dem, dass du allen auf die Nerven gehst, wenn du verliebt bist? Also mich nervst du nicht.“ Sora hatte befürchtet, dass so eine Frage kam. Natürlich nervte sie ihn nicht. Er war ja so ziemlich der Einzige, der von nichts eine Ahnung hatte. Er schien sich ja nur für Minami zu interessieren. Das war wirklich merkwürdig. Ausgerechnet der Junge, wegen dem Soras Welt so verrückt spielte, wegen dem sie dauernd schlecht gelaunt war, wegen dem sie ihre Freunde anmotzte, ausgerechnet dieser Junge war der Einzige, der von alldem rein gar nichts wusste, vielleicht nicht mal erahnte. „Tja...“, fing Sora zögerlich an und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Was sollte sie jetzt nur sagen? Sie war etwas aufgeregt und hatte einen Rotschimmer auf den Wangen. Das war jetzt eigentlich DIE Gelegenheit, ihm endlich alles zu erzählen, was hier Sache war. „Das kann ich dir leider nicht so genau sagen.“ Das war zumindest schon mal keine Lüge, nur eine Ausweichantwort. Sie nahm sich fest vor, noch in diesem Urlaub Matt zu gestehen, dass sie ihn liebte. Es half ja alles nichts. „Hm“, machte Matt nachdenklich. „Schade.“ „Auf jeden Fall finde ich es gemein von ihr, dass sie das gesagt hat und dann auch noch laut vor euch allen“, seufzte Sora und senkte den Blick. „Sicher tut es ihr jetzt schon Leid und sie wird sich dafür entschuldigen. Sie ist ja kein Unmensch“, versuchte der Blonde sie aufzumuntern. „Wird schon wieder.“ Er legte einen Arm um ihre Schultern und drückte sie so kurz an sich. Er wusste ja nicht, dass er somit noch mehr Schaden in Sora anrichtete. Sie wusste, dass das alles rein freundschaftlich von ihm war. Und es würde auch nie tiefer gehen als freundschaftlich. Ihr Gesichtsausdruck wurde noch unglücklicher, wenn das überhaupt möglich war. Doch für diesen kurzen Moment, in dem Matt sie an sich gedrückt hatte, stieg ihr sein angenehmer Duft in die Nase. Sie atmete tief ein. An ihm hing der Geruch von Salz, Algen und der unvergleichliche, unbeschreibliche Mattduft. Sora nahm schließlich die letzten Schlucke aus ihrem Freezie und warf dann den leeren Plastikbecher gezielt in einen naheliegenden Mülleimer. „Wieso spielst du eigentlich nicht Basketball?“, fragte Matt grinsend. Sora zuckte nur die Schultern und lächelte. Basketball hatte sie noch nie sonderlich interessiert. „Was ist eigentlich mit Minami?“, fragte sie dann unvermittelt. „Was?“, erwiderte Matt, nachdem er wein Weilchen gezögert hatte. „Was soll mit ihr sein?“ „Na ja... was ist da zwischen dir und ihr?“, fragte Sora weiter. Sie wollte es endlich wissen. „Sie scheint dir ja ziemlich auf der Pelle zu hängen.“ „Ja, manchmal schon“, meinte Matt nur ausweichend. Sora sah ihn verwirrt an. War das nun „Sie nervt mich“ oder „Ich liebe sie“ oder „Da ist nichts, aber ich will, dass da was ist“ oder etwas ganz Anderes? Egal, was es war, er schien aus irgendeinem Grund nicht darüber reden zu wollen. „Sie sieht hübsch aus“, bemerkte Sora schließlich nur. „Du aber auch“, erwiderte Matt und die Rothaarige bemerkte, wie ihre Wangen heiß wurden. Mit so etwas hatte sie gar nicht gerechnet. Sie öffnete den Mund, wollte etwas sagen. Doch ihr fiel nichts Passendes ein. „Ich mach mich mal auf den Weg ins Hotel, muss ja noch duschen und so.“ Er schwang sich von der Mauer und ging davon in Richtung Hotel. Soras Herz klopfte wild. Er hatte ihr ein Kompliment gemacht. Und nicht nur das. Er war ihr nachgelaufen und hatte sich nach ihr erkundigt, wollte sehen, wie es ihr ging, hatte mit ihr geredet. Vielleicht war das auch alles auf rein freundschaftlicher Basis, aber... Sora musste unwillkürlich strahlen und seufzte glücklich. Der Ärger mit Mimi war für ein paar Minuten vergessen. Eine Weile blieb sie noch da sitzen, dann ging auch sie zurück zum Hotel. An der Tür angekommen betätigte sie die Klingel. Daraufhin hörte sie innen laute Stimmen und es dauerte eine Ewigkeit, bis sie endlich aufgerissen wurde. Ihr gegenüber stand nun ein Tai mit tropfend nassem Haar und nur einem weißen Hotelhandtuch um die Hüften bekleidet. Sein ganzer Körper war nass und er sah reichlich genervt aus. Wortlos verschwand er wieder im Badezimmer. Etwas verwirrt betrat Sora das Apartment. Matt stand vor einem Spiegel im Flur und machte sich die Haare zurecht. „Was war denn nun los?“, fragte sie und richtete den Blick wieder auf die Badezimmertür, die eben zugeknallt worden war. „Nun ja...“, sagte Matt langsam. Er schien nach Worten zu suchen. „Als es klingelte, da... weigerte Mimi sich partout, die Tür aufzumachen, weil sie wusste, dass nur du das sein kannst. Sie war aber gerade die Einzige, die nicht beschäftigt war.“ Er zeigte ihr seine Hände voller Haargel. „Sie hat Tai angeschrieen, dass er die Tür aufmachen soll und der hat sich aber auch geweigert, weil er gerade duscht und na ja... er hat es halt doch gemacht.“ Der Blonde zuckte die Schultern und sah sie schief an. Das ist Mimi, dachte sich Sora. Total zickig. Sora seufzte nur und ging ins Schlafzimmer. Dort lag Mimi auf dem Bauch auf ihrer Bettseite und blätterte in einer Modezeitschrift. Sora fiel auf, dass die beiden Betten auseinander geschoben worden waren. Nun befand ich eine Lücke von etwa zwanzig Zentimetern zwischen ihnen. Die Braunhaarige nahm nicht die geringste Notiz von Sora. Sie hob nicht einmal den Kopf. Eine Weile stand Sora da und wollte etwas sagen, doch ihr fiel einfach nichts Passendes ein. Schließlich schüttelte sie nur den Kopf und verließ das Zimmer wieder. „Matt, weißt du, ob wir was zu essen hier haben?“, fragte sie den Blonden, der noch immer vor dem Spiegel im Flur stand und an seinen Haaren herumwurschtelte. „Es gibt doch bald Abendbrot“, erwiderte er, ohne den Blick von seinem Spiegelbild zu wenden. „Ich hab so einen Hunger“, murrte Sora und hielt sich den Bauch. „Guck mal in den einen Schrank da“, sagte Matt und zeigte mit einem Finger auf einen der kleinen Schränke. Sora öffnete ihn und fand darin zwei Tüten Chips, eine Packung Kekse und eine Tüte Gummibärchen. „Wann habt ihr das ganze Zeug gekauft?“, fragte sie verwundert, zog die Kekspackung heraus und schloss den Schrank wieder. „Gestern, glaub ich.“ Sora schaltete den Fernseher auf einen Musiksender und ließ ihn laufen, während sie die Balkontür öffnete und hinaustrat. Von der Promenade her kam Stimmengewirr und vom Meer her drang leise das Rauschen der Wellen. Die Rothaarige schob sich einen der Kekse zwischen die Zähne und zerbiss ihn. Haferkekse. Ihre Lieblingskekse. „Wie hat es der Balkon eigentlich geschafft, deine Aufmerksamkeit so auf sich zu ziehen, dass du so gerne hier bist?“ Sora drehte den Kopf zur Seite und erblickte neben sich Matt, der sie anlächelte. „Ich finde es einfach toll, hier zu stehen, zum Meer rüber zu schauen und die Leute zu beobachten“, antwortete sie schulterzuckend. Matt stützte sich auf das Geländer und ließ den Blick ebenfalls schweifen. Sora betrachtete ihn aus den Augenwinkeln und fragte sich mal wieder, was er jetzt wohl gerade dachte. „Bin ich eigentlich immer noch ein Trottel?“ Fragend sah sie ihn an. Dann fiel ihr wieder ein, dass sie ihn einen Tag zuvor einen Trottel genannt hatte, weil er nicht gerafft hatte, weshalb sie so sauer auf ihn war. Wenn sie jetzt darüber nachdachte, empfand sie es selbst schon als albern. „Hm, wenn ich es mir recht überlege...“, fing sie an und sah ihn gespielt nachdenklich an. Er erwiderte ihren Blick erwartungsvoll. „Ja.“ Gleichzeitig grinste sie. Irgendwie war er ja wirklich immer noch ein Trottel. Wenn auch einer zum Verlieben. Sora würde es sich in Zukunft allerdings nicht mehr gefallen lassen, für Minami herzuhalten, wenn selbige gerade nicht erreichbar war. „Und das, wo ich extra für dich Haferkekse ausgesucht habe“, meinte Matt enttäuscht und ließ den Kopf hängen. „Du weißt, dass das meine Lieblingskekse sind?“ „Ich weiß mehr über dich als du denkst.“ Ein geheimnisvolles Lächeln umspielte seine Lippen, als er sich zurück in den Wohnbereich begab. Sora legte den Kopf schief, zuckte dann die Schultern und wandte sich wieder der Promenade zu. Sie schloss die Augen und atmete tief ein. Anschließend aß sie einen weiteren Keks. Plötzlich vernahm sie einen angenehmen Gesang von innen. „Look to the clock on the wall, hands hardly moving at all. Can’t stand the state that I’m in. Sometimes, it feels like the walls closing in.” Sora drehte sich um und spähte durchs Fenster in den Wohnbereich. Matt saß auf der Couch, spielte Gitarre und sang eines ihrer Lieblingslieder. „Oh, Lord, what can I say? I’m so sad since you went away. Time, time ticking on me. Alone is the last place I wanted to be. Lord, what can I say?” Sora betrachtete ihn und lächelte. Er saß da leicht nach vorne gebeugt, sein blondes Haar fiel ihm ins Gesicht, er hatte die Augen geschlossen. Plötzlich kam Mimi aus dem Schlafzimmer und sang an Matts Stelle weiter. „Try to bury my troubles away, drown my sorrows the same way. It seems that no matter how hard I try. It feels like something’s just missing inside.” Sie setzte sich neben Matt und sang den Refrain auch noch. „Oh, Lord, what can I say? I’m so sad since you went away. Time, time ticking on me. Alone is the last place I wanted to be. Lord, what can I say?” Die letzte Strophe übernahm Matt wieder. „How many rules can I break? How many lies can I make? How many roads must I turn to find me a place where the bridge doesn’t burn?” Den letzten Refrain sangen sie gemeinsam, sogar zweistimmig. „Oh, Lord, what can I say? I’m so sad since you went away. Time, time ticking on me. Alone is the last place I wanted to be. Lord, what can I say? Oh, Lord, what can I say? I’m so sad since you went away. Time, time ticking on me. Alone is the last place I wanted to be. Lord, what can I say?” Matt spielte die letzten paar Töne auf seiner Gitarre. Danach erklang auf einmal der Applaus einer Person. Alle drehten sich zur Tai, der vor der Badezimmertür stand, nur mit Shorts bekleidet, und klatschte. Sora stimmte mit ein und die beiden fingen an zu jubeln. „Ja, ist ja gut. Keine Fotos bitte, Autogramme gibt’s später!“, sagte Mimi lachend und hob abwehrend die Hände. Sie machte sich auf den Weg zurück ins Schlafzimmer. „Wegen dir klatscht ja auch keiner“, sagte Tai grinsend. „Bei deiner Krähenstimme kann einem doch nur schlecht werden.“ Mimi blieb an Ort und Stelle stehen. Für einen Moment dachte Sora, die Braunhaarige würde gleich explodieren und Tai zur Schnecke machen, doch sie holte einmal tief Luft und ging weiter ihren Weg ins Schlafzimmer. „Mist!“, fluchte Tai. Matt warf Sora einen Blick zu, den sie auffing und die beiden grinsten nur. Um halb acht machten sich die Freunde dann endlich auf zum Abendessen, nachdem Tai schon unerträglich viel herumgejammert hatte, wie hungrig er doch wäre. Als sie den Essenraum betraten, fanden sie schon Joe, Izzy, Davis und Ken am Buffet. Davis’ Teller war bereits überfüllt mit Lasagne, Fisch und Kartoffelbällchen. Als er die anderen Vier erblickte, konzentrierte er sich nicht mehr auf seinen übervollen Teller und die Hälfte landete auf dem Boden. Izzy, der seinen Blick zu sehr auf Mimi fixiert hatte, übersah das verkleckerte Essen, trat darauf, rutschte weg und landete auf dem Hintern. Einige umstehende Hotelgäste schüttelten nur die Köpfe, Tai jedoch, der unmittelbar daneben gestanden hatte, bekam einen Lachanfall, anstatt seinem Kumpel aufzuhelfen. Glücklicherweise war dieser gerade auf dem Weg zum Buffet gewesen, hatte also leere Hände gehabt und sich somit nicht noch zusätzlich mit irgendetwas besudelt. Als endlich alle, auch die noch fehlenden Vier, am Tisch saßen, beratschlagten sie, was sie an jenem Abend noch machen wollten. „Wer hat jetzt eigentlich gewonnen?“, fragte Yolei und alle Blicke richteten sich auf Tai und Mimi. „Na ich, Mimi ist schon mehrmals ausgetickt“, antwortete Tai selbstverständlich. „Was?“ Mimi sah Tai empört an. „Bin ich gar nicht, ich habe dich heute nicht einmal angeschrieen!“ Tai wollte gerade etwas erwidern, dann überlegte er kurz. Schließlich sagte er: „Verdammt, du hast Recht.“ „Natürlich hab ich das“, sagte Mimi bestimmt. „Also hab ich gewonnen, weil du mich nicht dazugebracht hast, auszurasten.“ „Nee nee nee“, wehrte Tai ab. „So nicht! Du hast mich heute auch ziemlich oft angefaucht!“ „Das stimmt nicht!“ „Und ob das stimmt!“ „Nein!“ „Doch!“ „Unentschieden!“, rief Kari dazwischen. „Ja genau, das ist die beste Lösung“, stimmte Joe zu. „So gibt es kein Gestreite mehr, wer verloren und wer gewonnen hat. Außerdem kann man das ja wirklich nicht eindeutig sagen.“ „Ja, aber...“, fing Mimi an. „Was ist mit den Einsätzen?“, beendete Tai ihren Satz. „Da macht euch mal keine Sorgen, wir lassen uns was Tolles einfallen“, antwortete T.K. und er und Kari sahen sich vielsagend grinsend an. Irgendetwas heckten die aus, dessen war sich Sora sicher. „Und wo gehen wir heute Abend hin?“, warf Sora schließlich ein. Zuerst sahen sich alle ratlos an, dann hatte Mimi einen Vorschlag. „Ich hab heute von einer Disko gelesen, die hört sich gar nicht schlecht an. Ist ungefähr fünfzehn Minuten zu Fuß von hier entfernt.“ „Okay, hat einer was dagegen?“, fragte Matt. Wieder sahen sich alle an, aber keiner hatte irgendwelche Einwände. „Gut. Dann würde ich sagen, dass wir so gegen um elf losgehen.“ Gesagt, getan. Die Freunde aßen gemütlich ihr Essen, quatschten und lachten und alberten herum. Sora sah ab und an zu Mimi, doch diese würdigte sie keines Blickes. Es war schon fast um 9, als sich dann alle wieder auf den Weg in ihre Apartments machten. Ungefähr um 10 fing Sora an, sich für die Disko fertig zu machen. Sie kramte aus dem viel zu kleinen und vollgequetschten Kleiderschrank einen ziemlich kurzen, knallroten Rock hervor. Dazu zog sie ein enges, schwarzes, rückenfreies Oberteil an. Anschließend ging es ans Schminken. Sora betrachtete sich und ihr Outfit nachdenklich im Spiegel. Im Schminken war Mimi eigentlich gut, aber die konnte sie ja an jenem Abend schlecht fragen. Also musste sie sich selbst helfen. Sie nahm die kleine Tasche, in der sich ihre gesamten Schminkutensilien befanden und verschwand damit im Badezimmer, welches sie zuschloss. Zuerst nahm sie ein hautfarbenes Puder, um den Glanz in ihrem Gesicht zu ermatten. Dann trug sie sich leicht Rouge auf die Wangenknochen auf. So weit so gut. Als nächstes kam der Kajal auf die unteren Augenränder. Dann wurden die Wimpern per Wimpernzange geschwungen und Wimperntusche aufgetragen. Sora betrachtete kritisch ihr Gesicht im Spiegel. „Sora, ich muss mal!“, rief Tai ungeduldig und hämmerte an die Tür. „Ja, ganz ruhig, ich bin ja gleich fertig“, erwiderte sie und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. Nun kam der Lidschatten dran. Sora wählte drei sanfte Brauntöne, um ihre Augen zu betonen. Fertig. Es war vielleicht insgesamt nicht das beste Ergebnis, jedoch war es durchaus im Rahmen des Erträglichen. „Fertig!“, rief sie fröhlich und schloss die Tür wieder auf. „Na endlich, wird auch mal Zeit, ich steh schon se-...“, er brach mitten im Satz ab und musterte Sora von oben bis unten. Er brachte nur ein „Wow!“ heraus und ging dann weiter ins Bad. Sora ging ins Schlafzimmer, um eine kleine rote Handtasche zu packen. Auf dem Bett saß Mimi. Sie trug eine kurze Weiße Hose und ein hellblaues Oberteil mit tiefem Ausschnitt. Ihre Haare hatte sie mit ein paar Spangen zu einer Frisur gesteckt. Um sie herum verteilt lagen haufenweise Klamotten und sie schien etwas zu suchen. Als die Rothaarige das Zimmer betrat, warf sie ihr das erste Mal seit ihrem Streit wieder einen Blick zu, wenn auch nur einen flüchtigen. Sora erwiderte diesen kurz. Mimi sah wirklich hübsch aus, selbst wenn sie verzweifelt war. Sie wusste es sich zu schminken, ohne angekleistert auszusehen. Sie wusste ihre Gesichtszüge, Augen und Lippen so zu betonen, dass es zu ihrem Outfit passte und ihren Stil hervorhob und sie unwiderstehlich aussehen ließ. „Soll ich dir helfen?“, fragte Sora nach einer Weile überlegen, ob sie diese Frage stellen sollte oder nicht. Mimi durchwühlte weiter die Klamottenberge ohne zu antworten. „Zicke“, murmelte Sora nur, während sie mit der fertigen Tasche das Schlafzimmer wieder verließ. Auch darauf gab Mimi keine Antwort. „Seid ihr fertig?“, fragte Matt sich erhebend, als er Sora sah. „Ich schon, Mimi noch nicht“, antwortete diese „Komm, dann gehen wir schon runter, die beiden hier kommen sicher auch ohne uns ganz gut klar“, sagte er, ging zur Tür und trat hinaus auf den Gang. „Du hast Recht“, willigte Sora ein und folgte ihm. „Hab ich sowieso immer“, meinte Matt und schüttelte gespielt selbst überzeugt sein Haar. „Da kann man sich auch drüber streiten“, sagte Sora grinsend. Am Ausgang des Hotelgeländes standen schon ein paar der Anderen und warteten. „Wo ist denn der Rest von eurem Zimmer?“ fragte Joe. „Die müssen sich erst noch was anziehen, die waren gerade beschäftigt, wenn du verstehst, was ich meine...“, scherzte Matt. „Was?!“, rief Izzy entsetzt und starrte Matt an. „Das war bloß ein Scherz“, klärte Sora ihn auf und sah den Rothaarigen an. Er schien Matt diesen Scherz tatsächlich abgekauft zu haben. „Man Izzy, du warst ja richtig geschockt“, warf Yolei ein und die anderen lachten, während Izzy nur verschämt zu Boden sah. Ein paar Sekunden später kamen Davis, T.K. und Kari. Davis ließ die beiden nicht mehr aus den Augen. Er war versessen darauf, Karis Freund zu werden und wurde fast krank vor Eifersucht, wenn weder T.K. noch Kari sich in seinem Blickfeld befanden. Zum Schluss kamen dann noch Tai und Mimi. „Wow, Mimi! Du siehst echt super aus!“ Izzy gesellte sich zu der Brünetten und wich den ganzen Weg bis zur Disko nicht ein einziges Mal von ihrer Seite. Der Türsteher fragte sie gar nicht erst nach Ausweisen, nicht einmal Cody. „Das ist aber ganz schön unverantwortlich“, kommentierte Joe lautstark, worauf er von allen Seiten ein „PSCHT!“ zugezischt bekam. „Ist ja schon gut.“ Drin angekommen beschlagnahmten die Freunde zuerst einmal einen Tisch, wo sie ihre Taschen abluden. „Und jetzt wird die Sau rausgelassen!“, rief Tai, packte Matt am Arm und schleifte ihn mit sich zur Bar. Sora ahnte schon, dass die beiden wohl ohne Hilfe nicht mehr zurück zum Hotel kommen würden. Sie folgte ihnen an die Bar. „Zwei doppelte Tequila“, meinte Tai fröhlich zum Barkeeper. „Tai, meinst du nicht, dass ihr das Ganze vielleicht etwas langsamer angehen solltet?“ Sora sah ihren braunhaarigen Freund etwas besorgt an. „Ach Quatsch, wir vertragen viel!“, wehrte dieser nur ab. Als die zwei Tequila kamen, bestellte Sora sich einen Pina Colada. Schließlich stießen sie zu dritt an. „Tai, du musst uns in die Augen schauen, sonst hast du sieben Jahre schlechten Sex!“, grinste Matt. „Das kann ihm nicht passieren“, bemerkte eine Stimme. Die Drei drehten sich um und Mimi stand plötzlich neben ihnen an der Bar. „Weil er nämlich gar keinen haben wird.“ Sie, Sora und Matt lachten, Tai funkelte sie nur säuerlich an. „Ich werde eher Sex haben als du!“, erwiderte Tai. „Ach ja?“ „Ja!“ „Wollen wir wetten?“ Die Brünette streckte die Hand aus. Tai schlug ein, ohne lange zu überlegen. „Okay, darauf trinken wir einen“, bestimmte er und bestellte für Mimi und sich etwas zu trinken. Matt und Sora sahen sich an und verdrehten nur die Augen. Anschließend bestellte Matt sich ein Bier und Sora eine Wodkacola. Sie nahmen die Getränke mit zum Tisch, während Tai und Mimi an der Bar sitzen blieben. T.K. und Kari befanden sich auf der Tanzfläche, Ken ebenso. Davis saß mit einem düsteren Gesicht da und starrte hinüber zu den Dreien. Izzy machte ebenfalls ein düsteres Gesicht, starrte jedoch rüber zu Mimi. Joe hatte sich zur Bar begeben, Cody saß schweigend am Tisch, während Yolei im Takt der Musik wippte. Sora ging zu ihr, nahm ihre Hand, zog sie hoch und die beiden liefen auf die Tanzfläche. Zusammen hüpften die beiden Mädchen fröhlich durch die Gegend und sangen den Text zur Musik mit, obwohl sie diesen kaum kannten und man ihn nur schlecht mitsingen konnte. Bei einer besonders wilden Bewegung stieß Sora gegen jemand anders. Sie drehte sich um und ein Junge, groß und dunkelhaarig, schaute sie an. Sie lächelte als Entschuldigung und zuckte die Schultern. Der Junge lächelte zurück. Und plötzlich witterte Sora ihre Chance. Vielleicht war das die ideale Gelegenheit für den Versuch, den Spiel einmal umzudrehen und Matt eifersüchtig zu machen. Sora bemühte sich um einen besonders guten Hüftschwung in seine Richtung und sah ihn dabei weiter an. Er schien darauf einzugehen, denn er tanzte auf sie zu. Schon bald beugte er sich nach vorne und fragte: „What’s your name?“ „Sora and yours?“ „Tom.“ Sora musste durchaus zugeben, dass er gar nicht mal so übel aussah. Soweit man das in dem farbigen Licht erkennen konnte, war er braun gebrannt, hatte dunkle, unordentliche Haare und dunkle Augen. Dafür strahlten seine Zähne umso weißer. „Wanna dance?“, fragte er mit einem irgendwie frechen Lächeln. „Sure“, antwortete Sora zurücklächelnd und von diesem Moment an tanzte sie fast nur noch zusammen mit Tom. Allerdings warf sie ungefähr alle fünf Sekunden einen Blick zu Matt hinüber, um zu überprüfen, ob er zu ihr sah. Leider war dies nicht allzu oft der Fall. Er saß am Tisch und unterhielt sich mit seinem Bruder, der eine Pause zu machen schien. Jedoch erwischte Sora ihn auch einmal, als er gerade zu ihr herüberschaute. Sofort drehte sie den Kopf zu Tom und schenkte ihm eines ihrer schönsten und strahlendsten Lächeln und tanzte ihn extra sexy an. Kurz danach sah sie wieder zu Matt, der, als er ihren Blick auffing, wegsah. Sie tanzte noch zwei Lieder mit Tom, dann wollte auch sie eine Pause machen. Sie ging zum Tisch zurück, setzte sich und leerte in einem Zug den restlichen Inhalt ihres Glases. „Kommst du mit zur Bar was neues zu trinken holen?“, schrie Matt zu ihr herübergebeugt. Sora nickte und die beiden standen auf. An der Bar setzten sie sich auf zwei der hohen Barhocker. „Du tanzt ja richtig gut“, meine Matt anerkennend. „Danke“, sagte Sora lächelnd. „Da sieht der Typ, neben dem du tanzt, richtig alt aus gegen dich.“ Matt wusste, wie man ein Thema möglichst unauffällig anschneiden konnte. „Ach, also ich finde, Tim tanzt gut. Und zudem – einmal Wodkafeige -...“ „Zwei mal.“ „... sieht er auch noch richtig gut aus. Genau mein Typ.“ Nachdem sie diesen Satz ausgesprochen hatte, überlegte sie, ob das so gut gewesen war. Ob Matt merkte, dass sie nur versuchte, ihn eifersüchtig zu machen? Er war ja nicht dumm. „Ich schau mir lieber die Mädchen an“, meinte er schließlich nur schulterzuckend. Sora wusste nicht, wie lange die beiden dasaßen und plauderten und lachten. Auf jeden Fall unterhielt sie sich richtig gut mit Matt und wünschte sich, dass die Nacht nie vorbeigehen würde. Aber plötzlich kam Mimi von hinten angestürmt. „Matt! Sora!“, rief sie aufgeregt. „Kommt mal schnell mit nach draußen, Tai geht’s... nun ja, er hat zu viel gesoffen.“ Die beiden folgten dem Mädchen quer über die Tanzfläche, was nicht ganz einfach war, da man ständig angerempelt wurde. Ein paar Typen hatten versucht, Mimi festzuhalten und mit ihr zu tanzen, aber sie hatte sich immer wieder losgerissen. Draußen war es angenehm ruhig. Die Drei gingen um die Ecke und dort kniete Tai vor einem Busch. Offenbar hatte er sich bereits übergeben. Matt ging neben ihm auf die Knie. „Alles okay, Alter?“ Der Braunhaarige murmelte ein unverständliches „Ja“ und würgte. „Ist das eklig! Ich hasse Besoffene“, beschwerte sich Mimi und drehte sich zu Sora. Dann schien ihr wieder einzufallen, dass die beiden einen Streit gehabt hatten. Eine Weile sahen sich die beiden Mädchen zögerlich an, dann räusperte Sora sich und wandte sich an Tai und Matt. „Tai, willst du lieber zurück zum Hotel?“ „Ach was“, nuschelte der Angesprochene. „Das ist gleich vorbei, denn geh ich weiter tanzen und Mädels aufreißen.“ „Du, ich glaube, an dich kommt heute keine mehr näher als auf zwei Meter ran“, meinte Matt mitleidig zu seinem besten Freund und tätschelte ihm den Rücken. „Aber ich hab mich doch extra schick gemacht!“, lallte Tai. „Das ist unfair.“ Und während Matt weiter versuchte, den Besoffenen zu beruhigen, richtete Mimi das Wort wieder an Sora. „Hör mal, wegen... also heute Nachmittag am Strand, ähm... tut mir wirklich Leid, dass ich das da vor allen ausgeplaudert hab. Das war dumm von mir“, stammelte sie den Blick auf den Boden gerichtet. „Ja, sehr dumm“, stimmte Sora ihr zu. Nun drehte Mimi den Kopf zu der Rothaarigen, sah sie schuldbewusst an und presste die Lippen aufeinander. „Das ist eine plumpe Entschuldigung, ich weiß.“ „Ja, sehr plump“, meinte Sora wieder. Mimi sah aus, als wäre sie den Tränen nahe. Sie drehte sich weg und machte Anstalten, wieder reinzugehen, doch Sora griff nach ihrer Hand. Sie sah Mimi in die Augen, seufzte und lächelte anschließend. „Ach Mimi, ist doch klar, dass ich deine Entschuldigung annehme. Mir tut es doch auch Leid, dass ich euch angeschrieen habe.“ „Ach was. Ich weiß ja, dass wir manchmal nervig sein können.“ Nun lächelte auch Mimi und drückte Soras Hand leicht. „Manchmal ist gut“, grinste Sora. Sie war erleichtert, dass sie die Sache nun geklärt hatten und dass Mimi von alleine angekommen war, um sich zu entschuldigen. „Aber ohne euch wäre doch alles nur halb so schön.“ Verlegen lächelten sich die beiden Freundinnen an, dann bekam Mimi plötzlich von hinten einen Klaps auf den Hintern. Erschrocken ließ sie Soras Hand los und drehte sich um. Dort standen drei Typen, bestimmt Jamaikaner, und strahlten die Braunhaarige an. „Hot lady, huh guys?“, meinte einer von ihnen. „Nice ass“, stimmte ein anderer zu. „Haut ab!“, maulte Mimi genervt. „Ähm... go away!“, rief Sora. Ihr Englisch war nicht sonderlich gut. „Oh no, we won’t go away now that we found such hot girls as you“, widersprach der Dritte. Sora und Mimi machten Anstalten, wegzugehen, doch die drei Typen hielten sie fest. Einer trat nun sehr nahe an Mimi heran. „You wanna spend a night with me, huh?“, raunte er ihr ins Ohr und streichelte mit einer Hand über ihre Wange, während die andere auf ihrer Hüfte ruhte. Gerade wollte Sora ihrer Freundin zu Hilfe eilen, da ertönte ein wütendes Fauchen von hinten. „Lass deine dreckigen Pfoten von ihr!“ Mit ein paar Sätzen war Tai bei Mimi und dem Typen angekommen und stieß ihn unsanft von Mimi weg. „Idiot“, meinte der Typ trocken und sah Tai belustigt an. Ehe er sich versah, hatte Tai ausgeholt und ihm mit voller Wucht einen Kinnhaken verpasst. Der Störenfried verlor das Gleichgewicht, stolperte und landete auf dem Hintern. Seine Lippe blutete. Tai ging, wahrscheinlich auch noch zum Teil vom Alkohol gesteuert, erneut auf den Typen zu und schien ihm einen Tritt verpassen zu wollen. „Tai!“, schrie Mimi, packte ihn am Arm und zog ihn weg. Die anderen beiden Typen wollten auf Tai losgehen, doch Sora stellte sich schützend davor. „No!“ Tai bemühte sich, sich von Mimi loszureißen, doch diese umklammerte seinen Arm. „Nicht, Tai! Lass das!“ Dann sagt sie zu den Typen : „Hört mal, wir lassen euch und ihr lasst uns, okay?“ „Listen, we leave you in peace and you leave us in peace, okay?”, kam Matt den Verteidigern zuhilfe. Tai bekam drei grimmige Blicke zugeworfen. „Be careful“, zischte einer der Drei und schließlich zogen sie ab. „Tai, du Volltrottel!“, keifte Mimi, sobald sie außer Hörweite waren. „Warum haust du dem eine rein? Ich wäre auch alleine klar gekommen! Wegen dir hätten wir fast noch Ärger mit denen bekommen!“ „Der hat dich angefasst, falls du das nicht bemerkt hast!“ Tai erschien plötzlich wieder relativ nüchtern. „Er hat nur meine Wange berührt! Im Notfall hätte ich ihm eine geknallt und ihm gesagt, er solle sich verziehen!“ „Ach, und die hätten auch sofort alle Drei auf dich gehört! Wer weiß, was die noch gemacht hätten, wenn ich nicht dazwischen gefunkt hätte! Der hatte die Hand doch schon halb auf deinem Hintern! Ich wusste nicht, dass du drauf stehst, von Fremden angetatscht zu werden!“ Tai hatte eine aggressive Stellung eingenommen und starrte Mimi wütend an, die genauso zornig zurückstarrte. „Ich hätte mich doch gewehrt! Ich hätte den abgewehrt!“, widersprach sie energisch. „Überhaupt, was regst du dich so auf, wenn mich wer anfasst? Bist du neidisch, weil die ganzen Weiber alle die Finger von dir lassen oder was?“ Tai packte sie an den Schultern und drückte sie gegen die Hauswand. Matt und Sora warfen sich einen reichlich irritierten Blick zu. „Nein, verdammt! Es ist mir einfach nur nicht egal, wenn dich irgendwelche Idioten gegen deinen Willen anfassen und was von einer gemeinsamen Nacht quatschen! Es ist mir nicht egal, dass dich ständig irgendwelche Deppen dumm anmachen und dir sonst wohin schauen! Du bist mir nicht egal, man!“ Mimi war so verdattert über diese heftigen Aussagen, dass selbst ihr nichts mehr einfiel, was sie erwidern konnte. Sie sah kurz hilflos zu Sora, doch die konnte ihr auch nicht helfen. „Tai, ähm...“, stotterte sie. Sora spürte, wie Matt ihre Hand nahm und sie Richtung Eingang zog. „Wir lassen die mal besser alleine.“ Zusammen gingen sie auf ihren Tisch zu und setzten sich. „Was ist denn mit euch los? Ihr seht irgendwie so mitgenommen aus“, fragte Kari stirnrunzelnd. Gleichzeitig schüttelten die beiden den Kopf. „Und wo sind Tai und Mimi?“, fragte Izzy kritisch. Als er keine Antwort bekam, stand er auf und verkündete: „Ich gehe sie suchen.“ „Nein!“, sagte Sora schnell. Sie stand ebenfalls auf und zerrte Izzy mit auf die Tanzfläche. „Lass uns lieber ein bisschen tanzen.“ Mimi bekam Sie erst auf dem Weg zurück zum Hotel wieder zu Gesicht. Als die beiden wenig später in ihren wieder zusammengeschobenen Betten lagen, wollte Sora alles wissen. „Was habt ihr noch draußen ohne uns gemacht?“ „Och, nichts weiter“, antwortete Mimi ausweichend. „Lüg nicht!“, sagte Sora hartnäckig. „Da war wirklich nichts weiter mehr“, erwiderte Mimi. Wir haben uns dann draußen hingesetzt und ziemlich lange geredet. Er hat gesagt, ich sei ihm wichtig und ich hab dann gesagt, dass er mir auch wichtig ist. Dann haben wir halt darüber geredet, dass wir uns so oft anzicken in diesem Urlaub und dass das aber auch alles nur Spaß ist und so was halt. Weiter war da echt nichts.“ „Hm“, machte Sora. „Stehst du vielleicht auf Tai? So ein bisschen?“ Eine Weile sah Mimi Sora mit zusammengekniffenen Augen an. Dann antwortete sie: „Nein, ich glaube eher nicht. Er ist ein viel zu guter Freund.“ „Manchmal verliebt man sich in seine beste Freunde“, meinte Sora abschließend, knipste das Licht der Nachttischlampe aus und war nach kurzer Zeit eingeschlafen. -TBC- sooo in 3 jahren kommt dann kapitel 9 ne? ^^ XDD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)