Soulmate von ShadowsShadow ================================================================================ Kapitel 4: Less than nothing ---------------------------- Es war keine Drohung, vielmehr eine Warnung. Ryou mochte Jivan und hatte schon lange aufgegeben zu verstehen, dass dieser scheinbar immer wusste, was im Leben des jungen Weißhaarigen gerade passierte. "Woher wusstest du, dass ich hier bin?" Jivan grinste nur weiter und machte eine Geste, in der er versuchte, Bakura nachzuahmen. "Der große Meister war heute morgen verdammt schlecht gelaunt und als Malik eine entsprechende Bemerkung gemacht hatte, wäre Bakura ihm fast an den Hals gegangen - " "Was nur dadurch verhindert wurde, dass ein aufgebrachter Marik sich dazwischen warf.", beendete Ryou den Satz. Es war eine altbekannte Geschichte. Malik legte sich ununterbrochen mit Bakura an und Marik musste seinem Hikari dann jedes Mal den Hintern retten. Was an für sich Ironie pur war, denn wenn Malik's Allerwertester sich vor jemandem fürchten musste, dann vor der dunklen Zwillingsseele, die diesen Teil des Körpers permanent in Anspruch nahm. Jivan kicherte und nickte heftig. "Na ja und als du nach einiger Zeit immer noch nicht aufgetaucht warst, dachte ich mir, dass du wohl hier sein musst." Er bemerkte Ryou's Blick, der immer wieder zur Tür ging. "Keine Sorge, Bakura ist nicht da, null Ahnung wo er hin is." Obwohl ihn das auf eine Art erleichterte, so schmerzte Ryou die Tatsache, dass sein Yami anscheinend wirklich nicht so bald vorhatte, ihn hier loszumachen. Laute Stimmen, die aus dem Flur kamen, ließen beide aufschrecken. "Hör verdammt noch mal auf, mir ständig hinterher zu rennen, Malik!" Ryou stockte der Atem, das war Bakura's Stimme und scheinbar war er auf dem Weg hierher. Jivan würde keine Gelegenheit mehr haben, unbemerkt aus dem Zimmer zu kommen. Doch als der einstige Grabräuber den Raum betrat, war von dem Blauhaarigen nichts zu sehen. Ungeachtet dessen funkelten Bakura's Augen vor Wut. "Welches Arsch hat die Tür aufgebrochen?" Unweigerlich zuckte Ryou zusammen und versuchte gleichzeitig, sich nicht selbst suchend umzusehen. "Guten Morgen, Yami." Der Junge war erschrocken darüber, wie monoton seine Stimme klang, beinahe identisch wie damals, als Bakura häufiger diese Anwandlungen bekommen hatte. Seltsamerweise schien seine dunkle Hälfte ihn wirklich erst jetzt zu bemerken und bei seinem Gesichtsausdruck lief Ryou unweigerlich ein Schauer über den Rücken. "Hallo Ryou-chan, hast du gut geschlafen, mein Engel?" Der Junge wollte das Gesicht verziehen, war aber zu bestürzt über das Verhalten seines Yamis. Langsam näherte Bakura sich dem Bett, blieb dann mit verschränkten Armen davor stehen. "Also sag schon, wer war hier gewesen?" Liebend gerne hätte Ryou sich aufgesetzt, aber die Fesseln um seine Handgelenke waren so kurz, dass ihm nichts anderes übrig blieb als liegen zu bleiben. "Ich weiß es nicht. Die Tür war schon offen als ich aufgewacht bin." Prüfend sah der Ringgeist ihm in die Augen. //Bete zu Ra, dass du mich nicht angelogen hast// Wieder durchlief den Jungen ein kalter Schauer, aber er unterdrückte das Zittern, um Bakura nicht misstrauisch zu machen. Er wollte Jivan nicht verpetzen, er hatte es ja nur gut gemeint, als er ihn aufgesucht hatte. "Du bist es doch, der gelogen hat. Warum tust du das mit mir, Bakura?" Der Angesprochene ließ sich nun auf dem Bett nieder, streckte eine Hand aus und strich Ryou leicht über die Wange. "Ich erkenne dich nicht wieder... doch ich erkenne den Bakura, wie er einmal gewesen war. Die Seite an dir, die ich versucht habe zu verdrängen. Was ist nur los mit dir, hast du denn alles vergessen? Ich habe alles für dich aufgegeben, weil ich nur dich zum leben brauche und jetzt ... jetzt machst du es wieder. Warum Bakura?" Der Ringgeist betrachtete nachdenklich seine Hand, die nun von Ryou's Wange zu der Hand des Jungen wanderte und ergriff diese leicht. "Ich wollte dir zeigen, dass du bei mir zu bleiben hast. Wenn nötig, bleibst du hier bis es zu spät für die Einschreibungen an dieser Uni ist." Es musste ein Albtraum sein oder wenigstens ein schlechter Scherz. Das konnte Bakura unmöglich ernst gemeint haben. Aber es war kein Traum und auch kein Streich. Ryou wusste, dass Bakura's Worte todernst gemeint waren. Er schluckte trocken. "Warum, Yami?" Statt einer Antwort beugte sich der Weißhaarige herunter und gab dem Jungen einen Kuss auf die Stirn. Dann erhob er sich und verließ ohne ein weiteres Wort das Zimmer. Ungehindert liefen Ryou die Tränen herunter, am liebsten hätte er sein Gesicht hinter seinen Händen verborgen, aber diese waren nach wie vor gefesselt, so wie er selbst sich fühlte. Es hätte keiner Ketten bedurft, Ryou war durch und durch enttäuscht von Bakura. Er legte den Kopf zurück in die Kissen, weinte still vor sich hin. "Er ist verrückt." Ryou's riss die Augen auf. "Jivan?!" Völlig gelassen saß der Blauhaarige auf der Fensterbank und spielte mit dem Dietrich, hob dann den Kopf und sah zu Ryou herüber. "Warum lässt du dir das immer noch von ihm gefallen?" Der Hikari drehte den Kopf zur Seite und antwortete zuerst nicht. "...weil ich ihn liebe." Leises Gelächter war die Antwort. "Dann bist du genauso verrückt." Diese Aussage ignorierend, sah Ryou nun wieder zu dem Anderen herüber. "Wie hast du es geschafft, dich so schnell zu verstecken?" Jivan schwang sich von dem Sims herunter und ging auf den Weißhaarigen zu. In einer schnellen Handbewegung hatte er die Handschellen geöffnet und griff direkt nach einer Hand, zog Ryou in eine sitzende Position. "Bist du wahnsinnig geworden? Wenn Bakura das rauskriegt, bist du Geschichte!" Jivan überhörte es, ging zielstrebig zum Kleiderschrank und zog wahllos einige Sachen heraus, die er Ryou zuwarf. "Zieh das an oder willst du nackt durch die Gegend rennen?" Eine leichte Röte erschien im Gesicht des Hikaris, er war sich nicht bewusst gewesen, dass er keine Kleidung trug. Schweigend zog er sich an und wollte dann etwas sagen, doch Jivan hatte schon wieder nach seiner Hand gegriffen und zog ihn zum Fenster. "Nu mach schon, ab über die Regenrinne." Dem ungeachtet bewegte sich Ryou kein Stück. "Was tust du? Hast du den Verstand verloren? Wir können hier nicht einfach abhauen!" "Vertrau mir!" Resignierend zuckte der Weißhaarige mit den Schultern. Hier bleiben konnte er sowieso nicht mehr. Bakura würde ihm wohl kaum glauben, dass er auch nicht mitbekommen haben konnte, wer ihn von den Handschellen befreit hatte. Abgesehen davon waren diese wie vom Erdboden verschluckt. Sich an der Traufe festhaltend, kletterte Ryou langsam nach unten. Glücklicherweise war das erste Stockwerk nicht allzu hoch und niemand schien sie gesehen zu haben. Ihr Weg führte sie in den hinteren Teil des Gartens und dann über den Zaun. Das Viertel, in dem sie wohnten, bestand aus einer Vielzahl kleinerer Gassen, was es leichter machte, sich so gut wie verborgen bewegen zu können. Verwirrt folgte Ryou dem Blauhaarigen und schließlich steuerte dieser eine Haustür an, schloss sie auf und schob den Anderen in das Treppenhaus. Auf den fragenden Blick hin grinste Jivan bloß und führte sie dann zum Fahrstuhl. Dieser hielt in der 24. Etage, von dort aus führte ein langer Flur in beide Richtungen. Sie wandten sich nach rechts und stoppten vor einer der ziemlich lädierten Holztüren. Auch für diesen Eingang hatte Jivan einen Schlüssel und sie betraten das Zimmer. Dieses war fast vollkommen leer stehend, es gab nur einen Stuhl, der bei einem Tisch stand und eine Matratze auf dem schmutzigen Boden, der an einigen Stellen aufgerissen war, so dass Ryou aufpassen musste, dass er nicht stolperte. "Tja, nicht grade nobel hier, ich weiß." Der Blauhaarige grinste schief und Ryou fiel eine Tasche auf, die auf dem Polster lag. "Wohnst du hier?", fragte er. "So gesehen schon, aber da ich sowieso immer bei euch rumhänge, brauche ich hier ja nicht wirklich viel." Ryou schüttelte den Kopf. "Nicht viel trifft es nicht ganz, so gut wie gar nichts kommt eher hin." Er setzte sich auf den Stuhl und Jivan warf ihm, wie immer grinsend, die Tasche zu. "Schau rein, ob etwas fehlt." Irritiert öffnete Ryou den Reißverschluss und starrte ungläubig auf den Inhalt, der ausnahmslos aus seinen Sachen - Kleidung und einigen anderen Utensilien - bestand. "Sieh auch in der Seite nach." Dort befand sich ein Portemonnaie voller Scheine. Ungläubig stierte Ryou den Fund noch immer an. "Was soll das, Jivan? Wie hast du meine Sachen herbekommen? Und überhaupt, warum hier?" Auf der Matratze liegend, klopfte der Blauhaarige neben sich. "Na ja, ich dachte, wir Zwei machen es uns eine Weile etwas gemütlich hier." Ryou zog eine Augenbraue hoch, aber sein Gegenüber lachte. "Stell dich nicht dumm, Kleiner. Du willst doch studieren gehen. Dann los! Alles was du für's erste brauchst ist in der Tasche." "Aber ich kann doch nicht einfach abhauen! Bakura wird ausflippen!" Jivan zuckte mit den Schultern. "Deine Entscheidung. Ich dachte, ich tue dir einen Gefallen und der große Meister kriegt sich schon wieder ein." Zweifelnd sah Ryou ihn an. "Wenn du kneifen willst, dann geh zurück. Sag Bakura, dass ich es war, ich werd's schon überleben. Aber ich fänd's echt Scheiße, wenn du das nicht durchziehst! Denk drüber nach." ~~~ "Fuck! Welcher lebensmüde Trottel hat es tatsächlich gewagt, sich in meine Angelegenheiten einzumischen?" Wütend trat Bakura den Stuhl, der vor ihm stand, durch das Zimmer. "Was weiß ich. Kein Grund, mich deswegen anzumotzen!" Genervt schaute Atemu von seiner Zeitschrift auf, mit dem Ergebnis, gerade noch die Faust nahen zu sehen, die ihn ziemlich hart am Kinn traf. "Scheiße! Hast du sie noch alle, Psycho?" Er brachte den Weißhaarigen mit einem Tritt ins Schwanken und stürzte sich auf ihn. "Was musst du auch jeden Arsch hier reinlasse? Kriegst du es auch mal hin, irgendwas richtig zu machen?" Sie lieferten sich eine kleine Schlägerei bis eine weitere Person den Raum betrat. "Hey, eigentlich sollte ich es sein, der unter Bakura liegt!" Atemu rollte sich zur Seite und stand auf. "Malik, Malik, Malik.", sagte er gespielt tadelnd. "Wenn dein Yami das hören würde, hättest du mit Sicherheit nicht mehr so eine große Klappe." "Wenigstens läuft an meiner kein Blut runter." Atemu machte eine verächtliche Geste und Bakura fügte ein "das können wir gerne ändern!" hinzu. "Mit dir immer gerne!", flötete der Blonde und der Ringgeist verengte die Augen zu Schlitzen. Atemu verließ das Zimmer in Richtung Bad. "Wo hast du denn deinen Sonnenschein gelassen? Gab's Ärger im Paradies?" "Das geht dich einen Scheiß an!" Bakura kam Malik gefährlich nahe, doch ehe er auch an dem Blonden seinen Ärger auslassen konnte, kam Marik dazu. Besitz ergreifend zog er seinen Hikari neben sich und knurrte den anderen Yami an. "Solltest du dich nicht lieber um deinen eigenen Kram kümmern? Deine dusselige Zwillingsseele hatte gestern nichts Besseres zu tun, als mich bei meiner Lieblingsbeschäftigung zu stören!" Angriffslustig hielt Bakura dem stechenden Blick stand. "So viel Sex wie du hast, müsste er dir doch bald abfallen!" "Bist wohl neidisch! Tut mir ja leid, dass dein Freund bei deinem puren Anblick hetero geworden ist!", zischte Marik und ohne den Blick abzuwenden, sagte er: "Zisch ab, Malik! Wir sehen uns später!" Der Angesprochene murmelte etwas Unverständliches vor sich hin. Er mochte es nicht, wenn sein Yami ihn in Gegenwart von Bakura so abfällig behandelte, trottete aber gehorsam raus. Da Marik an der Wand lehnte, stellte Bakura sich vor ihn und stützte sich mit beiden Armen rechts und links neben dem Kopf des Blonden ab. "Hab schon gehört, dass du dich mal wieder an meinem Hikari vergriffen hast." Der Angesprochene verzog keine Miene. "Jepp." "Muss ich dich etwa noch einmal darauf hinweisen, dass dieses Privileg allein mir zusteht, Marik!" Dieser zog eine unschuldige Grimasse. "Fick dich!" Dann hob er sein Knie an und rammte es Bakura in den Magen. "Shit!" Der Weißhaarige krümmte sich leicht, griff dann nach Marik's Bein und brachte ihn zu Fall. "Gehört mich zu besteigen mit zu deiner Revanche?" Knurrend schlug Bakura zu. "Danke, aber ich verzichte! Es reicht, wenn mir einer von euch beiden ständig am Arsch klebt!" Belustigt verdrehte Marik die Augen. "Ja ja, wirklich tragisch. Dabei sollte man meinen, dass ich den Kleinen genügend auslaste. Scheinbar kommt er einfach nicht über eure Affäre hinweg." Und mit einem Zwinkern fügte er noch hinzu: "Aber wer kann es ihm verübeln?" Bakura stoppte seine Hand, die schon wieder im Begriff war, sich Marik's Gesicht zu nähern und stand auf. "Ihr seid doch alle beide gestört!" Damit ging er und ließ einen amüsierten Yami zurück. to be continued... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)