The Balance of Creation von Autumn (TYKA u. a.) ================================================================================ Kapitel 15: Die Liebe eines Wächters ------------------------------------ Und das neue Kapitel!^^ Vielen Dank an meine Kommi-Schreiber! *knuddel* *Schokolade verteil* Kapitel 15: Die Liebe eines Wächters Seit Iras' missglücktem Angriff war ein Tag vergangen. Seine Verletzungen mussten ausheilen, sodass er vorläufig nicht mehr einsatzfähig war. Deimos war in weit besserer Verfassung, aber die zahlreichen Schnitte, die Seiryuu ihm zugefügt hatte, waren schmerzhaft und machten es ihm unmöglich, sich auf seine Kräfte zu konzentrieren. Hades war verärgert und rief schließlich Sol und Leviathan zu sich. "Ich habe die Macht der drei bisher wiedererwachten Prinzen deutlich unterschätzt. Also übertrage ich euch beiden diesmal den Befehl, diese Störenfriede zu eliminieren! Was den Orden von Eden betrifft und die zwölf Gesandten, welche die Hüter der Gottheiten beschützen sollen - tötet sie! Ich will keinen von diesen verdammten Bluterben mehr sehen! Und wehe euch, wenn ihr versagen solltet!" Die zwei einstigen Wächter tauschten einen verzweifelten Blick, dann verschwanden sie in einer Licht- bzw. Wassersäule. Hades lächelte zufrieden. Er genoss es, andere Menschen in der Hand zu haben und sie nach seinem Willen lenken und manipulieren zu können. Was waren sie doch für armselige Kreaturen, verglichen mit seiner Macht! Während er sich in seinen selbstherrlichen Betrachtungen verlor, trat der Krieger des Hasses an ihn heran. "Herr, Ihr habt mir unlängst eine Belohnung versprochen." "Du solltest Suzaku umbringen, wenn ich dich daran erinnern darf, aber es ist dir nicht gelungen. Demzufolge steht dir auch keine Belohnung zu. Falls du allerdings deinen nächsten Auftrag erfolgreich zu Ende bringen solltest, ließe sich darüber reden. Willst du denn diesen nichtswürdigen Menschen immer noch besitzen?" "Ja, Herr. Er mag nichtswürdig sein....aber er ist begehrenswert! Ich will, dass er mir gehört!!" "Nun gut. Also hör zu: Dein nächster Auftrag ist...." Mr. Dickensons Politik, was die Beyblade-Weltmeisterschaften anging, verwirrte und verstimmte die Fans, denn die neue Entscheidungsrunde hatte immer noch nicht stattgefunden, sondern wurde wieder und wieder verschoben. Dass er höchst übernatürliche und gefährliche Gründe dafür hatte, konnte er dem Publikum ja leider nicht erklären - sie hätten ihm ohnehin nicht geglaubt. Lee stand stirnrunzelnd vor der Werbewand, auf der verkündet wurde, dass der nächste Kampf voraussichtlich in einer Woche beginnen würde und seufzte. In Anbetracht der furchtbaren Situation, in der sie sich befanden, war an alles andere zu denken, bloß nicht an Beybladen! Er kehrte ins Hotel zurück, betrat das Foyer - und erstarrte. In einer der hübschen geselligen Sitzgruppen im Empfangsbereich sass Raul und unterhielt sich angeregt mit Carlos! Der Chinese spürte einen Stich und ein merkwürdiger Schmerz breitete sich in ihm aus. Es war ganz klar, die beiden verstanden sich gut....sehr gut. Er straffte die Schultern und marschierte erhobenen Hauptes an ihnen vorbei. Raul musterte ihn aus den Augenwinkeln, insgeheim voller Bewunderung für die stolze Haltung, die Lee stets an den Tag legte, als könne nichts seine Ruhe und Gelassenheit erschüttern. Er war so....so....WOW! Der Spanier fluchte unterdrückt in seiner Muttersprache, wütend auf sich selbst. Okay, schön - er entwickelte eine Schwäche für den Kerl, das war eine Tatsache! Aber zu allem Überfluss musste Julia ihn auch noch ständig damit aufziehen! Warum konnte man älteren Schwestern sowas nicht verbieten?! Gab es dafür nicht irgendein Gesetz oder so?! "Na, also ciao, Kumpel! Da kommt meine Verabredung!" Ja, der sonst so harte Carlos, der im Grunde seines Herzens ein lieber und netter junger Mann war, der nur das Image des Raubeins herauskehrte, um sich Leute vom Leib zu halten, die er nicht mochte, hatte tatsächlich ein Date. Und zwar mit Daichi. Seit die beiden im Stadtzentrum ineinander gerasselt waren, konnte der rothaarige DJ den Älteren nicht vergessen und auch Carlos hatte fortwährend an den Burschen mit den schönen grünen Augen denken müssen. Wie der Zufall es wollte, waren sie sich schließlich in der Hotellobby über den Weg gelaufen und hatten sich richtig kennen gelernt. Raul musste grinsen, als er mit verfolgte, wie Daichi den anderen anhimmelte. Wie süß! Wegen ihrer etwas ungehobelten und draufgängerischen Art, die ein Herz aus Gold verbarg, passten die beiden gut zusammen....sie würden wirklich ein hübsches Paar abgeben! Und er und....Der Neunzehnjährige seufzte tief. Warum musste ihm jetzt schon wieder Lee einfallen, verflixt? Er hatte eine Schwäche für ihn, aber er war nicht verliebt in ihn!! (Ach wirklich?) "He, Raul!" "Ja? Oh, du bist es, Lee! Was kann ich für dich tun?" "Ist da gerade Carlos mit Daichi abgezogen, oder halluziniere ich?" "Nein, du hast richtig gesehen. Die zwei verstehen sich prima....und ich glaube, da ist auch romantische Zuneigung im Spiel. Carlos ist sich natürlich dem Ernst unserer Lage bewusst, aber er hat mir erklärt, dass er sich deswegen nicht vor den schönen Seiten des Lebens verschließen möchte. Er meinte, die Zeit unseres Kampfes käme früh genug - und wenn wir ihn brauchen, wird er da sein. Er ist ein Bluterbe und er ist stolz darauf. Wir können uns auf ihn verlassen." "So....dann....könnte also eventuell Daichi sein Freund werden? Hm...." "Klar. Was ist los mit dir? Dachtest du, er mag einen anderen?" "Ich....habe vorhin mitbekommen, wie du dich mit ihm unterhalten hast. Ihr wirktet so vertraut miteinander, ich....ach, vergiss es!" Der Chinese wandte sich ab und strebte Richtung Fahrstuhl. Raul brauchte eine Weile, ehe er begriffen hatte, dass der Zwanzigjährige mehr oder weniger zugegeben hatte, eifersüchtig gewesen zu sein. Bevor er bewusst erfasst hatte, was er tat, hatten sich seine Beine bereits in Bewegung gesetzt und liefen dem Älteren hinterher. Er sprang gerade noch in den Aufzug, ehe die Türen sich schlossen. "Lee! Puh, nicht so schnell! Soll das heißen, du hast befürchtet, ich könnte mehr für Carlos empfinden als Freundschaft?" "Was weiß ich?! Immerhin ist er auch Spanier. Aufgewachsen ist er zwar in Japan, aber hey, er hat noch Familie in Spanien. Er ist oft dort, habe ich gehört - und fließend zweisprachig ist er auch! Nein warte, Englisch kann er auch, er ist also dreisprachig. Ihr habt doch vorhin spanische Konversation betrieben, oder?" "Hm, und du hast angenommen, wir würden in unserer Muttersprache reden, weil niemand sonst den Inhalt unserer Unterhaltung verstehen sollte? Aber Lee! Das klingt ja, als wärst du eifersüchtig!" Der mit diesem Verdacht Konfrontierte wurde rot und drehte sich verlegen weg. Es stimmte, dieser Stachel, den er gespürt hatte, war jener der Eifersucht gewesen, obgleich er sich das nicht hatte eingestehen wollen. Seit dem peinlichen Vorfall in der Dusche konnte er an fast nichts anderes mehr denken als daran, wie unglaublich gut sich Rauls entblößte Haut angefühlt hatte, heiß und feucht gegen die seine gedrückt. Er konnte es nicht leugnen. Der Jüngere war schön. Temperamentvoll. Elegant. Talentiert. Intelligent. Charmant. Alles Dinge, die er an einem Mann schätzte. Ach verdammt! Er war doch tatsächlich dabei, sich in den Burschen zu verknallen, und das nicht zu knapp! Er fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen und Raul drehte sich errötend weg, da er diese Geste ungemein erregend fand, zumal die Feuchtigkeit auf diesem anmutig geschwungenen Mund ihn äußerst küssenswert aussehen ließ. Plötzlich flackerte das Licht im Fahrstuhl und eine seltsame Aura breitete sich aus. Ehe die beiden reagieren konnten, formte sich aus der Lampe eine Lichtkugel und stieß die zwei jungen Männer mit voller Wucht in den Flur hinaus. Glücklicherweise hatte der Aufzug das richtige Stockwerk gerade erreicht und die Türen schwangen auf - anderenfalls wären sie direkt hindurch gekracht und hätten sich schwer verletzen können. Lee und Raul rappelten sich auf und hielten sich die Arme vor die Augen, als ein gleißendes Leuchten vor ihnen erschien. Langsam ließ es jedoch nach und manifestierte sich in der Gestalt eines schwarzgekleideten Kämpfers. Es war Sol. "Ich bin gekommen, um euch zu vernichten! Sprecht eure letzten Gebete!" Messerscharfe Sicheln aus Licht flogen auf die Wächter zu und sie sprangen geschickt zur Seite. Die magischen Waffen donnerten in die Wand und hinterließen tiefe Furchen darin. Der Chinese und der Spanier tauschten einen Blick und holten ihre Beyblades hervor. "Garland", erklärte der Ältere, "....ich tue das wirklich nicht gern, aber du lässt mir leider keine andere Wahl!" Er legte das Blade auf seine flache linke Hand und setzte den Handballen der rechten genau auf dem der linken an, wobei er Zeige- und Mittelfinger abspreizte. "Ehrenwertes Geschöpf, mit dem ich einen Bund geschlossen habe! Erhöre meinen Ruf, denn ich beschwöre dich im Namen des Feuers! Zeige dich, Galeon!!!" Blitze brachen aus dem Kreisel hervor und hüllten Lee ein. Ein lautes Brüllen hallte durch den Hotelkorridor und kurz darauf erhob sich der Löwe Galeon drohend vor dem Ritter der Verdammnis. Der Chinese hatte sich ebenfalls einer Art Transformation unterzogen, denn jetzt trug er das Gewand eines Wächters, die Kombination aus einer schwarzen Hose und dem goldbestickten Überwurf in der Farbe des entsprechenden Elements. Raul folgte dem Beispiel seines Mitstreiters ohne zu zögern. "Ehrenwertes Geschöpf, mit dem ich einen Bund geschlossen habe! Erhöre meinen Ruf, denn ich beschwöre dich im Namen des Feuers! Zeige dich, Torch Pegasus!!!" Hufe scharrten und ein schönes geflügeltes Pferd mit geblähten Nüstern stellte sich neben dem Löwen auf. Beide Kreaturen musterten ihren Gegner weniger mit Zorn als mit Verzweiflung und Verständnis, denn sie wussten, auf welche Weise Hades Sol dazu gebracht hatte, ihm zu dienen. Der Blauhaarige verneigte sich und sagte: "Es ist nicht mein Auftrag, Euch zu verletzten, werte Geschöpfe. Ich habe mich um Eure Hüter zu kümmern." **Sol....wende dich ab von dem dunklen Fürsten! Du weißt genau, dass er dich lediglich benutzt, um seine niederträchtigen Ziele zu erreichen! Dein Herz ist gestärkt durch die Liebe und die Freundschaft, all die guten und positiven Erfahrungen, die du in diesem und deinem vergangenen Leben gemacht hast, es ist für Hades nicht angreifbar! Deshalb kann er bei dir sein schwarzes Gift nicht einsetzen und aus diesem Grund missbraucht er deine Gefühle, um dich zu erpressen! Dennoch - stell dich auf unsere Seite! Du gehörst zu uns!** erklärte Galeon eindringlich mit seiner wohlklingenden Bassstimme. **Er hat recht, Wächter! Du bist nicht glücklich mit der Last deines unfreiwilligen Verrates auf deinen Schultern! Bei Leviathan ist es genau das gleiche! Kehr um, bevor du etwas tust, was du dir selbst nicht verzeihen kannst!** fügte Torch Pegasus hinzu und schüttelte seine Mähne. Ihre Hüter traten vor sie und warteten ab. Was würde Garland darauf erwidern? Ihr Gegenüber hatte die Hände zu Fäusten geballt und zitterte. Es rührte tief an seinem Herzen, dass man ihm trotz der Tatsache, dass er sich abgewendet hatte, seine Fehler verzieh und ihn zurückholen wollte. Aber die Gefahr für seine Familie war einfach zu groß....! "Ich....ich kann nicht...." stieß er gepresst hervor. "Versteht doch! Hades hat mir gedroht, meine Geschwister umzubringen, wenn ich ihm nicht gehorche! In meinem früheren Leben habe ich ihm nicht geglaubt und meine Schwester musste es büßen! Ich könnte....diesen Schmerz nicht noch einmal ertragen....! Ich muss....gegen euch kämpfen!!" Raul erschauerte unter der schrecklichen Verzweiflung, die aus Garlands Stimme tönte und biss sich traurig auf die Lippen. Wie grausam Hades doch war! Obwohl man ihm die Geschichte von Eden schon unzählige Male erzählt hatte, war die Wirklichkeit um ein Vielfaches schlimmer. Sol erzeugte erneut sichelartige Lichtgeschosse und sie näherten sich mit rasender Geschwindigkeit. Lee entsandte einen Hagel aus Blitzen dagegen, während der Spanier einen Kreis von Fackeln um sich herum erschuf, die Feuerkugeln auswarfen wie ein Gewehr seine Salven. Ihre Attacken trafen jedoch auf ein rundes Schutzschild in Form einer Sonne und wurden abgeblockt. Der Kampflärm blieb selbstverständlich nicht unbeachtet. Bryan, der sich gerade in seinem Zimmer aufhielt und las, horchte sofort auf und schnappte sich sein Beyblade. Auf halbem Weg zu dem bewussten Flur, aus dem die Geräusche kamen, schoben Mariah und Julia gleichzeitig ihre Köpfe aus den Türen und ihnen genügte der Anblick des Russen, um zu begreifen, was los war. Zu dritt bogen sie um die nächste Ecke und entdeckten die Kontrahenten, die sich ein heftiges Gefecht lieferten. "Schluss damit, Garland! Du kannst nicht gegen uns alle gewinnen! Sei vernünftig und kehre zu uns zurück!!" "Das kann ich nicht!! Ich würde zu viel dabei riskieren!" "Dann haben wir wohl keine andere Wahl - bereit für die Verwandlung? Also los! Ehrenwertes Geschöpf, mit dem ich einen Bund geschlossen habe! Erhöre meinen Ruf, denn ich beschwöre dich im Namen des Windes! Zeige dich, Falborg!!!" "Ehrenwertes Geschöpf, mit dem ich einen Bund geschlossen habe! Erhöre meinen Ruf, denn ich beschwöre dich im Namen des Windes! Zeige dich, Thunder Pegasus!!!" "Ehrenwertes Geschöpf, mit dem ich einen Bund geschlossen habe! Erhöre meinen Ruf, denn ich beschwöre dich im Namen der Erde! Zeige dich, Galux!!!" Sol fluchte ungehalten und erbittert. Nun hatten auch Bryan, Julia und Mariah ihre Wächter-Gewänder angelegt und ihre Kreaturen gerufen. Wie sollte er gegen fünf Hüter und deren Schutzbefohlene bestehen? Natürlich, er konnte Apollon rufen, aber die Macht des Greifen stand nun unter dem Einfluss der Finsternis und konnte möglicherweise seiner Kontrolle entgleiten, wenn er nicht aufpasste. Und er wollte die anderen nicht ernsthaft verletzen. Sicher, er würde den Schein wahren, um Hades nicht gleich misstrauisch zu machen, aber nie und nimmer könnte er jene, die doch so waren wie er, tatsächlich willentlich töten. Ein Donnerschlag von Julia erschütterte das Hotel und warf den Blauhaarigen von den Füßen, als die Luftmassen um ihn herum sich zunächst erhitzten und dann ausdehnten, um das düstere Grollen förmlich in den Boden zu transportieren. Mariah hüllte ihn in einen Sandwirbel ein bis er mehr oder weniger darin eingegraben war und sich nicht rühren konnte. Doch er konzentrierte sich auf seine Kräfte und Licht begann ihn zu überziehen; er wurde zu einer gigantischen wandelnden Wärmequelle. Die Hitze schmolz den magischen Sand zu Glas und Sol konnte sein Gefängnis in tausend kleine Scherben zerbrechen. Zwischen seinen Händen manifestierte sich eine riesige Kugel aus gleißender Helligkeit, die seine Gegner blendete wie auch ihre Bit Beasts. Anderenorts, im Kinomiya-Dojo, war Tyson gerade damit beschäftigt, die Schäden zu begutachten, die ihre vergangenen Kämpfe hinterlassen hatten. "Großvater bekommt einen Herzinfarkt, wenn er das sieht!" erklärte er kopfschüttelnd und musterte die zerstörte Rückwand der Küche, die zum Garten hin lag. In der gepflegten Anlage selbst befand sich ein Krater und die Außenmauer war an einigen Stellen ebenfalls sehr schadhaft. "Ich darf gar nicht daran denken, was es kosten wird, das alles wieder reparieren zu lassen! Gibt es denn keine Möglichkeit, den Schaden irgendwie zu begrenzen?" "Das weiß ich nicht, aber ich werde diesen Schaden jetzt erst einmal beseitigen." erwiderte Ray mit einem Zwinkern und auf den verdutzten Blick seines Freundes hin meinte er: "Ich kontrolliere das Element Erde, schon vergessen? Während die Bluterben immer nur eine bestimmte Form, Erscheinung oder einen Aspekt ihres jeweiligen Elements nutzen können, habe ich uneingeschränkten Zugriff auf alle Variationen meiner Naturkraft. Die Wände bestehen aus Steinen, ich kann sie also wieder zusammensetzen - und beim Krater mache ich die Erde einfach flach und überwuchere das Ganze mit Gras. Das klappt schon, du musst keine Baufirma verständigen!" Gesagt, getan. Der Chinese nutzte seinen Zauber und entfernte alle sichtbaren Spuren der letzten beiden Gefechte. Mauern wurden zusammengefügt wie ein Puzzle und einmal von der lebensspendenden Hand des Prinzen berührt, erblühte der Garten wieder in seiner ursprünglichen Pracht. Tyson atmete auf und umarmte den anderen dankbar. "Ich bin wirklich froh, dass du das kannst! Damit hätten wir zumindest ein Problem weniger - wir haben ohnehin genug...." "Das ist wahr. Hades und sein Streben nach der Herrschaft über den gesamten Planeten, Max, der sein Gedächtnis verloren hat, Kai, dessen Seele gespalten ist, ehemalige Freunde von uns, die nun auf der Seite der Dunkelheit kämpfen....und die eigenen, verworrenen Gefühle...." Der Japaner lächelte, als er hörte, wie der Schwarzhaarige seinen Satz beendete. Er bettete seine Hand auf der starken Schulter und fragte sanft: "Du empfindest viel für Max, nicht wahr? Dass er sich an nichts mehr erinnern kann, hat dich am meisten getroffen." "Was? Woher....?" "Ich habe es an deinen Augen erkannt. Sie waren so schmerzvoll, als Max uns beteuerte, dass er nicht mehr wisse, wer wir sind. Dennoch, sei zuversichtlich. Immerhin hat das Schicksal dafür gesorgt, dass wir wiedergeboren werden. Das bedeutet, noch ist der Kampf zwischen Licht und Schatten nicht entschieden. Ich bin davon überzeugt, dass unser Freund sich wieder erinnern wird - auch an seine Gefühle für dich." "Glaubst du denn, diese Gefühle existieren?" "Ist dir denn noch nie aufgefallen, wie verträumt er dich manchmal angesehen hat? Oder wie nervös und verlegen er oft in deiner Nähe gewesen ist? Er hat dich sehr, sehr gern, Ray, viel mehr als nur einen einfachen Freund. Und ich würde es mit Freude sehen, wenn ihr beiden euer Glück gemeinsam finden würdet. Ihr gehört zu den Menschen, die mir wichtig sind und deswegen wünsche ich euch nur das Beste." Der Chinese lächelte, fuhr sich kurz über die Augen und sagte bewundernd: "Wie machst du das bloß, Ty? Du findest immer die richtigen Worte zur richtigen Zeit. Du bist wirklich erwachsen geworden. Ich....ich bin froh, dich kennen gelernt zu haben." Sie tauschten einen freundschaftlichen Händedruck und so bemerkten sie nicht, dass sich eine fremde Gestalt in den Garten geschlichen hatte und sich nun im Schatten des Kirschbaumes verbarg. Das Licht, das durch das Blattwerk der Zweige fiel, malte vereinzelte helle Punkte auf ein Paar verschränkter brauner Arme. Der schlanke aber dennoch durchtrainierte Oberkörper war nur zum Teil von einem schwarzen Cape verdeckt, das am Hals mit einer Spange in der Form von drei gezackten Blitzen zusammengehalten wurde. Leviathan war bewegt von der Zurschaustellung eines solchen Bandes aus Vertrauen, das selbst sechs Jahre Trennung hatte überwinden können. Es gab sie also doch, die Freundschaft fürs Leben. Mit sich und seinem aufrechten Charakter ringend, wandte der Krieger des Neids sich ab und vergrub sein Gesicht in der Beuge seines rechten Arms. Es lastete schwer auf seinem Gewissen, dass er Verrat begangen und seinen Herrn, Prinz Genbu, im Stich gelassen hatte....aber er konnte einfach nicht anders! Hades hielt Sols - Garlands - Leben in seiner Hand. Wenn er ihm nicht gehorchte, würde er ihn umbringen, das war so sicher wie das Amen in der Kirche. Alles in ihm verkrampfte sich, wenn er sich vorstellte, dass dieser Mann, der ihm sein Herz gestohlen hatte, blutend zu seinen Füßen liegen würde.... >>Ich kann den Befehl nicht zurückweisen! Ich muss die Prinzen eliminieren! Welche Wahl habe ich denn?! Keine!! Ich könnte es mir niemals verzeihen, Sols Tod verschuldet zu haben! Aber könnte ich mir denn auch je verzeihen, wenn ich Genbu-sama und seine Freunde töte?! Nein! Das eine ist so furchtbar wie das andere! Ich will nicht! ICH WILL NICHT!!! Warum kann nicht wieder alles so sein wie es war, bevor ich zu meinem wahren Ich erwachte? Aber nein....meine Vergangenheit ist zu wichtig, zu bedeutsam, um ignoriert zu werden. Außerdem hätte ich sonst nie erfahren, dass Sol und ich....<< Er brach seinen Gedankengang unvermittelt ab, als er sich an die versunkenen Zeiten in Eden erinnerte, da er von Sol, dem treuen Berater des Prinzen Suzaku, in Schwertkampf und der Anwendung von Magie unterrichtet worden war. Er hatte sich unsterblich in seinen Lehrmeister verliebt - und dieser hatte seine Gefühle geteilt. Und jene erste gemeinsame Nacht, in der.... Leviathan schüttelte den Kopf. Er hatte einen Auftrag zu erfüllen! Aber gerade, als er aus seinem Versteck hervortreten wollte, spürte er die unbestimmbaren Schwingungen des Wassers, das sein Element war. Er sah zu dem Zierteich hinüber, registrierte die sich sacht kräuselnden Wellen und verstand ihre Botschaft: "Gefahr!" Sol war also in Schwierigkeiten! Ohne es sich zweimal zu überlegen, setzte er die Finger zu einem Schnippen an, um eine Wassersäule zu rufen, mit deren Hilfe er sich zum "Tokyo Palace"-Hotel teleportieren konnte. "Ich kenne dich...." hörte er plötzlich eine ihm vertraute Stimme und er schoss herum als hätte ihn etwas gebissen. Max stand vor ihm und seine klaren blauen Augen maßen ihn genau ab. Ein leichtes Aufflackern des Erkennens spiegelte sich in seinem Antlitz und der Amerikaner murmelte: "....Ja....da war ein großer Saal....ein Thronsaal....ich hielt Hof....und du warst an meiner Seite....doch....jetzt bist du es nicht mehr....Warum nicht?" Leviathan war bestürzt, denn er wusste, dass Deimos seinem Gegenüber das Gedächtnis geraubt hatte, mit der Blume des Vergessens. Offenbar aber kehrten langsam wieder Bruchstücke seiner Erinnerungen zu ihm zurück, denn der Hüter von Poseidon verfolgte im Widerschein dieser Augen das Begreifen, das Max befiel, als ihm bewusst wurde, dass er mit einem Verräter zu tun hatte. "Mein Gebieter...." stieß der Ritter der Verdammnis hervor, "....es war nie meine Absicht, Euer Vertrauen in mich zu enttäuschen, aber ich hatte nicht den Mut, mich gegen Hades zu behaupten! Er hat sich meine Liebe zunutze gemacht und mich erpresst, damit ich ihm diene! Damals hatte ich keine Möglichkeit, Euch dies mitzuteilen, aber heute kann ich Euch sagen, dass ich nie einen anderen als Euch als meinen wahren Herrn betrachtet habe! Sobald Ihr Eure Erinnerungen zurückgewonnen habt, werdet Ihr auch Euren Hass für mich entdecken! Wie könnte ich von Euch erwarten, dass Ihr mir vergebt?! Eines aber sollt Ihr noch wissen: Ich brächte es niemals über mich, Hand an Euch zu legen - meine einzige ehrliche Loyalität gehört immer noch Euch, Prinz Genbu!" Er schnippte einmal und verschwand in einer Fontäne. Max hatte die Hand nach ihm ausgestreckt, als wolle er ihn aufhalten, und in einem schlagartigen Aufwallen von intensiven Emotionen wie Schmerz und Trauer sackte er in die Knie und flüsterte heiser: "....Eden....du hast Eden den Rücken gekehrt, Leviathan....aber weshalb sollte ich dir nicht verzeihen? Hades hat dich mit deiner Liebe dazu gezwungen, ihm hörig zu sein....Nenne mir etwas, das grausamer ist als das....! Ich....ich...." Der Blonde rappelte sich auf und schwankte in den Dojo zurück, die Treppe hinauf und ließ sich auf das Bett in seinem Zimmer fallen. Er hatte sich anhand der Erklärungen seiner "Freunde" rasch in dem Gebäude zurechtgefunden und nun lag er wie ausgelaugt in den weichen Laken und starrte die Decke an. Ja, der Name ihres schwarzgekleideten Besuchers war Leviathan. Aber Genbu? Warum klang dieser Name ebenfalls so bekannt in seinen Ohren? Natürlich! Das war SEIN Name!! Dabei hieß er doch eigentlich Max? Das sagten zumindest die anderen. Was denn nun? Max oder Genbu? Er drehte sich auf den Bauch und betrachtete stumm das Beyblade auf seinem Nachtkästchen. Und irgendwie ahnte er plötzlich, dass es hier gar keine Entscheidung zu treffen galt. Nicht Max oder Genbu....sondern Max UND Genbu. Er warf einen Blick auf den Spiegel und in seinem Kopf überlagerte sich das Bild seiner Reflexion in Jeans und T-Shirt mit der eines Mannes in einer prachtvollen Rüstung in Grün und Gold. Max war Genbu, Genbu war Max. Sie waren eins. "Das bin ich." erklärte er leise und entschieden und berührte das kalte Glas. Dann flutete eine weitere Erinnerung durch seinen Geist, die kurze Szene eines Beyblade-Turniers. Merkwürdigerweise empfand er aber keine negativen Regungen wie etwa Abneigung oder Konkurrenzstreben, als er die elegante Erscheinung seines Gegners musterte. Vielmehr verspürte er eine große Zuneigung, ja sogar eine starke romantische Anziehung, je länger er in den goldenen Augen seines Kontrahenten versank. Das Bild verblasste und ein weiterer Name glitt ihm über die Lippen, aber der Ton, mit dem er ihn aussprach, hatte all seine Distanz und Unsicherheit verloren. "Ray....!" Sol hatte tatsächlich Probleme. Zwar hatte er sein mächtiges Lichtgeschoss abgeschickt, aber es war auf eine Mauer der Gegenwehr getroffen, bestehend aus Flammen, Blitzen, Sand, Donner und Wind. Dann war Bryan in den Vordergrund getreten und hatte zu ihm gesprochen: "Mein Freund - wir beide teilen das Wissen um ein früheres Leben. Damals waren wir glücklich, ehe Hades unsere Heimat bedrohte. Erinnerst du dich, wie wir Seite an Seite durch die Wälder Edens ritten? Wir sahen uns vielleicht nicht oft, aber wir verstanden uns gut. Ich habe nur eine einzige Bitte, Sol: Dass du zu uns zurückkehrst und dich uns anschließt! Ich kenne dich und ich weiß, dass du nicht glücklich bist mit deinem Dasein als Ritter der Verdammnis. Du hast Angst, deine Familie zu verlieren. Aber wir könnten gemeinsam über einen Weg nachsinnen, der sie Hades' Zugriff entzieht! Gib mir die Hand!" Garland hatte den Eindruck gehabt, gegen eine Woge von Tränen anrennen zu müssen, als der Russe schlicht seine Hand ausgestreckt hatte. Zitternd hatten seine Finger sich genähert, als ein schwarzer Blitz in ihrer Mitte eingeschlagen war, dessen Wucht die Wächter auseinanderriss. In einem dunklen Wirbel war Hades erschienen, die boshaften Augen zornig auf seinen Diener richtend. Nun erhob er sich vor ihm und seine Worte trieften vor Kälte: "Überlege dir genau, ob du mich verraten willst, Sol! Ich werde keine Gnade kennen, wenn du mir den Rücken kehrst! Deine ganze Familie könnte die Grausamkeit meiner Todesklammer erfahren! Willst du es einmal ausprobieren?" Mit diesen Worten legten sich drei Wirbel aus schwarzer Magie um den Blauhaarigen; einer um seine Beine, einer um seine Arme und einer um seinen Hals. Diese Fesseln legten sich gleich Knoten, die zugezogen werden, immer enger um seinen Körper. Unten wurde ihm die Blutzufuhr abgeschnitten und seine Füße fingen schon an, taub zu werden, während der Ring in der Mitte ihm die inneren Organe zusammen quetschte und der obere ihn langsam aber sicher erwürgte. "Argh...." Schmerz durchzuckte ihn und Schweiß trat ihm auf die Stirn. Die Luft wurde ihm knapp und er begann verzweifelt zu röcheln. Sein Brustkasten stöhnte unter der physischen Qual und seine Knochen knackten unheilverkündend. "AUFHÖREN!!!" Eine gigantische Welle raste auf den Fürsten der Finsternis zu und schleuderte ihn gegen die nächstbeste Wand. Das unterbrach seine Todesklammer und Sol fiel zu Boden, erschöpft und mit verzerrtem Gesicht, hastig nach Atem ringend. Leviathan tauchte neben ihm auf und betrachtete ihn besorgt. "Bist du in Ordnung?" "Levi! Was tust du hier? Du hast Hades angegriffen! Ist dir klar, was er mit dir anstellen wird?" "Mit ihm?" keuchte Hades erbost, seine Züge waren verkrampft vor Wut, als er sich aus dem Schutt herausarbeitete, den sein Aufprall hinterlassen hatte. "Seine Strafe für diese Unverfrorenheit ist erst einmal seelischer Natur! Hatte ich dich nicht gewarnt, es mir gegenüber an Gehorsam fehlen zu lassen?! Sieh her, was dich das kostet!!!" Er schoss einen Tornado aus schwarzen Strahlen ab, die Garland einhüllten und ihn mit negativer Energie bombardierten. Als die pure Essenz des Bösen durch ihn hindurch raste, schrie Apollons Wächter auf vor Pein; Schmerz explodierte in einem grässlichen Feuerwerk in all seinen Nervenzellen. Mystel benötigte den Bruchteil einer Sekunde, um zu entscheiden, was zu tun war. Er stürzte in den Strudel hinein und schlang seine Arme um den geschundenen Körper. Nun war er es, der von der gefährlichen Energie gefoltert wurde, doch er dachte gar nicht daran, den anderen loszulassen. Hades sah es mit sichtlicher Verwirrung. "Was soll das, du Narr?! Bist du nicht bei Trost?!" Sol öffnete mühsam die Augen, als er den Schutz von starken Armen wahrnahm. Umso größer war sein Entsetzen, als er den Ägypter erkannte, der ihn festhielt. Seine unbedeckte braune Haut war von blutigen Schnitten und Striemen übersät und dünne rote Rinnsale liefen über seinen Rücken; das schwarze Cape war bereits vollkommen zerfetzt. "Bist du denn völlig verrückt geworden?! Lass mich los, verdammt!! Willst du sterben?!" "Er hat dir schon genug wehgetan!! Das muss ein Ende haben!! Ich kann und will dich nicht verlieren!! Niemals werde ich dich im Stich lassen!! NIEMALS!!!!" Der Blonde presste sich fest an ihn und vergrub sein hübsches Gesicht in Sols Brust. Die Umklammerung seiner Arme wurde inniger und er schluckte seine Schmerzenstränen hinunter. Garland bemerkte, dass er sich die Lippe blutig gebissen hatte, um seine Schreie zu unterdrücken. "Oh Mystel...." flüsterte er schweren Herzens. "So, ihr wollt also beide zugrunde gehen?! Dann soll es so sein!!" brüllte Hades, der soeben den Rest seiner Selbstbeherrschung verlor. Aber auch diesmal kam ihm jemand in die Quere, denn als er die Kraft der Strahlen vervielfachen wollte, sprang Lee dazwischen und unterbrach den Energiefluss mit einem Schwall aus Blitzen. Er wusste sehr wohl, dass seine Magie nicht ausreichte, um gegen die schwarze Macht zu bestehen, aber wenn es ihm gelang, den Zufluss an dunklem Zauber zu stoppen, löste sich der verderbliche Strudel womöglich auf. Er stand jetzt zwischen den zwei Opfern, deren magisches Gefängnis durch die gekappte Verbindung geschwächt wurde, und dem vor Zorn rasenden Herrn der Unterwelt. Galeon trat neben ihn und öffnete seinen Rachen, um gleichfalls einen Hagel aus Blitzen auszuspeien. "Aus dem Weg, du Möchtegern-Wächter! Und Ihr auch, Kreatur! Es sei denn, ihr wollt ebenfalls sterben! Diesen Gefallen kann ich euch gerne erweisen!! Nehmt dies!!" Lee und sein Bit Beast wurden zurückgedrängt, aber der Chinese spürte dennoch anhand der schwindenden Aura, dass der Strudel in seinem Rücken nachließ. Hades' Gegenattacke wurde immer intensiver und vereinzelte schwarze Strahlen gelangten zu ihrem Ziel, wobei auch Lee nicht verschont blieb - sein Gewand bekam Risse und seine linke Wange einen tiefen Schnitt. Plötzlich aber stand Raul an seiner Seite und erschuf eine Fackel zwischen seinen Händen. Von ihrem Brennen ausgehend, ergoss sich ein Strom Feuer auf ihren Feind und als Torch Pegasus sich dazugesellte und Flammen spuckte wie es sonst nur Drachen in den Märchen taten, blieb Hades nur mehr der Rückzug, denn er durfte seine Kraftreserven noch nicht so aufzehren. Mit einem gewagten Angriff donnerte er seine vier Widersacher gegen den Fahrstuhl und teleportierte sich zurück in sein finsteres Königreich. Sol und Leviathan nahm er mit sich, ehe ihn jemand daran hindern konnte. Julia und Mariah liefen sofort zu ihren Brüdern und halfen ihnen auf die Beine. Thunder Pegasus trabte gleichfalls zu ihrem Bruder und beschnupperte den Hengst, ob es ihm denn gut gehe. Er richtete sich auf und scharrte mit den Hufen. Bryan strich Falborg durch das Gefieder und seufzte. **Stimmt etwas nicht, Boreas?** "Wir haben es nicht geschafft....er hat Sol und Leviathan wieder in seine Gewalt gebracht. Hast du gesehen, wie er mit ihnen umgesprungen ist? Er hat Garland leiden lassen, um Mystel psychisch zu quälen!! Kannst du das fassen?! Er ist....ein Monster!" **Du hasst ihn, nicht wahr?** "Ist das so offensichtlich?!" **Aber das ist nicht richtig. Hass - wie alle anderen negativen Gefühle - sind Dinge, von denen er sich ernährt. Warum glaubst du, war er vorhin tatsächlich so wütend auf Leviathan?** "Weil er sich ihm widersetzt und Sol gerettet hat." **Ja, aber nicht nur deswegen. Poseidons Hüter hat aus Liebe gehandelt und dafür alle Warnungen von Hades in den Wind geschlagen. Er weiß, dass Liebe über eine große Macht verfügt, die er mehr fürchtet als alles andere, weil er sie nicht verstehen kann. Und seine Angst hat sich in Wut entladen. Bei Deimos verhält es sich ähnlich, aber diesmal haben wir eine reelle Chance, den Soldaten des Hasses wieder zu dem zu machen, der er einmal war. Damals hatte er nie etwas anderes kennen gelernt als Einsamkeit, Kummer und Verzweiflung. Aber bei seiner Wiedergeburt gibt es etwas, das auch Deimos nicht zerstören kann - und dieses Etwas verhindert schon die ganze Zeit, dass die schwarze Macht Brooklyns Seele für immer verschlingt. Weißt du, was ich meine?** "Ja. Es ist seine Liebe zu Hiro, die einen Teil seiner Selbst bewahrt hat. Diese Liebe dürfte auch der Auslöser für die Begierde sein, die Deimos empfindet und über deren Ursprung er sich nicht ganz klar ist. Natürlich haben diese beiden Gefühle nicht das geringste gemein, Deimos interessiert sich nur für Hiros Körper, nicht für sein Herz und den Mann, der er ist. Aber wenn es uns gelingt, Brooklyn zurückzuholen, wäre das für Hades eine ziemliche Niederlage." **Korrekt. Bei der nächsten Versammlung der Zwölf solltest du das zur Sprache bringen.** "Das werde ich." Er warf einen Blick zu der mehr oder minder zerbröckelten Wand des Korridors und fuhr sich in einer Geste der Resignation durch sein lila Haar. "Bleibt noch auszuknobeln, wer dem Hoteldirektor den Schaden meldet...." Es war Abend geworden und die Hotelgäste hatten sich im Speisesaal eingefunden, pünktlich um sieben Uhr. Während seine Schwester schon mal vorausging, blieb Lee noch einen Moment zurück und betrat die Gartenterrasse, auf der sich um diese Zeit niemand mehr aufhielt. Er betrachtete die ruhige, wie schlafend daliegende Landschaft und atmete die laue Luft ein. Es war nicht kalt und ein sanfter warmer Wind strich durch die Bäume. "Warum kommst du nicht zum essen? Du verpasst noch die Vorspeise, Zottelkopf." "Ich bin nicht so ein Vielfraß wie du, Pomadenjüngling." Raul antwortete nicht. Er platzierte sich neben dem Älteren und musterte ihn aus den Augenwinkeln. Das goldbestickte chinesische Gewand mit dem Löwenornament auf rotem Grund sah außerordentlich schick und elegant aus; fast ein wenig zu kostbar für den nicht unbedingt feierlichen Anlass eines Abendessens. Lee hatte seine lange schwarze Mähne zu einem dicken Zopf geflochten, der ihm über die rechte Schulter fiel. Die Laternen, welche die Terrasse säumten, verströmten ein dezentes Licht, das bläuliche Reflexe in das dunkle Haar zauberte. Der Spanier fand ihn unerhört schön. "Übrigens....danke, Raul." "Hm? Wofür?" "Für deine Hilfe im Kampf gegen Hades. Du bist mir zur Seite gestanden, oder etwa nicht? Dafür wollte ich dir danken. Du warst sehr tapfer." "Das ist nicht wahr. Du bist so mutig gewesen, gegen ihn anzutreten! Du hast den ersten Schritt gemacht! Ich selbst hätte das nie gewagt....aber als ich sah, dass es schwierig für dich wurde, musste ich einfach für dich da sein! Ich konnte nur noch daran denken, wie ich dich unterstützen könnte! Ich...." Er verstummte abrupt, als ihm bewusst wurde, was er da gerade gesagt hatte. Verlegen strich er sich über seinen Schnurrbart und wandte sich ab. "Noch etwas....als du heute im Aufzug zu mir meintest, ich wäre eifersüchtig...." "Ach das....vergiss es einfach, okay? Es war albern von mir!" "Nein. Im Gegenteil. Es war albern von mir, denn ich hätte Vertrauen zu dir haben müssen. Aber du hattest recht, weißt du." "Par-Pardon?" "Ich war eifersüchtig." Seine Züge waren ernst und von aufrichtiger Sehnsucht verwandelt. Kein Sarkasmus, keine Ironie, keine Bissigkeit, nur Gefühl war in ihnen zu lesen. Die goldenen Augen leuchteten in einem leidenschaftlichen und zugleich zärtlichen Feuer, das den Jüngeren unweigerlich in seinen Bann schlug. Seine Wangen röteten sich und er wollte in den Speisesaal zurückeilen, als seine Hand festgehalten wurde. "Lass los...." "Warum?" fragte Lee sanft, indem er den anderen näher zu sich heranzog und ihm direkt in die Augen sah. Raul atmete seinen männlich-herben Duft ein und erschauerte. "Weil ich....dich sonst küssen werde...." "Dann tu's doch." Damit war es um ihn geschehen. Der Rothaarige gab auf und ließ all seine Schutzwehren fallen. Er schlang seine Arme um den Nacken des Zwanzigjährigen und ihre Lippen trafen sich in einem suchenden, tastenden, neugierigen Kuss. Als der Erfahrenere wagte der Chinese zuerst einen behutsamen Vorstoß mit seiner Zunge und sein neuentdeckter Schatz ließ sich nach und nach auf das sinnliche Spiel ein. Eine volle Minute später lösten sie sich endlich voneinander. Lee lächelte und drückte einen weiteren Kuss auf die Hand, die er immer noch festhielt. "Wir sollten jetzt zum Essen gehen, oder?" "Du....du hast recht. Julia wird sich schon fragen, wo ich bleibe. Wollt ihr, du und Mariah, euch vielleicht an unseren Tisch setzen?" "Mit dem größten Vergnügen." Und sie verließen die Terrasse. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)