The Balance of Creation von Autumn (TYKA u. a.) ================================================================================ Kapitel 23: Die Stimme aus dem Dunkeln -------------------------------------- *glubsch* 101 Kommis! *_______* *strahl* Ist ja toll! Ich bedanke mich ganz herzlich bei Euch, liebe Leser! Hier ist also das neue Kapitel! Kapitel 23: Die Stimme aus dem Dunkeln Der Rettungstrupp für Hiro und Tyson hatte sich im Kinomiya-Dojo versammelt und war bereit zur Verwandlung. Die Geschwister Raul und Julia riefen ihre Kreaturen herbei, ebenso Mariam und Mathilda. Sie erhielten auf diese Weise ihre Wächteruniformen und musterten die vier wiedergeborenen Kämpfer in ihrer Mitte erwartungsvoll. Enrique griff nach seinem Beyblade und tauschte einen entschiedenen Blick mit Garland und Max. „Ehrenwertes Geschöpf, mit dem ich einen Bund geschlossen habe! Erhöre meinen Ruf, denn ich beschwöre dich im Namen des Feuers! Zeige dich, Apollon!!" „Ehrenwertes Geschöpf, mit dem ich einen Bund geschlossen habe! Erhöre meinen Ruf, denn ich beschwöre dich im Namen der Erde! Zeige dich, Amphilyon!!" Der blonde Amerikaner beobachtete den kühlen Russen aus den Augenwinkeln, unsicher, wie dieser reagieren würde. Falls es Suzaku gelungen war, ihn zu überzeugen, war deshalb noch längst nicht geklärt, auf welche Art und Weise sich Kai an der Aktion beteiligen würde. Kam denn für ihn, den ewigen Verweigerer, eine freiwillige Metamorphose in Frage? „FÜR DIE EHRE VON EDEN!!!" Genbu betrat die Szene und wandte sich an seinen Kameraden. „Was ist? Verwandele dich, in dieser Gestalt kannst du nicht kämpfen." „Zum letzten Mal: Dieser ganze Hokuspokus interessiert mich nicht! Ich kann die Energie meines Blades benutzen, um mich zu wehren. Das ist meine Waffe, die Waffe, die ich gut kenne und von der ich weiß, wie ich sie einsetzen kann." „Das mag stimmen, aber du vergisst, dass wir es mit Dämonen und anderen Nettigkeiten zu tun bekommen werden. Nicht zu vergessen Iras und Deimos und im schlimmsten Fall Hades. Sie fassen niemanden mit Samthandschuhen an und ohne Rüstung bist du so gut wie tot! Außerdem kannst du als Mensch nicht in vollem Ausmaß auf deine magischen Kräfte zurückgreifen. Das ist viel zu riskant! Ich gehe eigentlich davon aus, dass du diese Mission überleben möchtest!" Diese sarkastische Seite an Max war neu für Kai. Die blauen Augen musterten ihn durchdringend und er spürte unter dem Naturell des heiteren, fröhlichen Optimisten, das man mit dem einer herrlich sprudelnden Quelle vergleichen konnte, auch das Potential einer sämtliche Dämme brechenden Sturmflut, die in ihrer Unberechenbarkeit alles unter sich begraben konnte. Aber obwohl er sich insgeheim eingestand, dass der andere mit seinen Worten recht hatte, konnte er doch nicht seine eigenen Prinzipien verraten? „Ich werde mich nicht verwandeln!!" erwiderte der Russe bockig, als ihn Suzaku am Kragen packte und ihn mit seinem flammenden Blick konfrontierte, der den jungen Mann zu lähmen schien wie eine Maus vor einem Raubvogel, der auf sie herniederstürzt. „Du hältst jetzt die Klappe und hörst mir zu!!! Du hast in deiner menschlichen Form nicht die geringste Chance gegen die Mächte der Finsternis, hast du das kapiert, du Holzkopf!?! Denkst du, Tyson wäre geholfen, wenn du stirbst?!?! Ja, ich weiß, diese Welt ist es deiner Meinung nach nicht wert, beschützt zu werden, da du nur Leid erfahren hast - aber ist das wirklich so, du verbohrter Idiot!?! Was ist mit dem Beybladen, dem Sport, den du liebgewonnen hast? Was ist mit den Freunden, die du gefunden und denen du zu einem gewissen Grad dein Herz geöffnet hast, wie etwa Ray, Max und Kenny?! Was ist mit den Freunden, die dein Los geteilt haben, wie etwa Tala und Bryan?! Was ist mit all den prägenden Duellen, die dich mit den unterschiedlichsten Charakteren zusammengeführt und dich mit ihren Schicksalen in Berührung gebracht haben?! Was ist mit Tyson und deiner Liebe zu ihm!?! DENK NACH, VERDAMMT!!! Neben deinem Schmerz, deiner Einsamkeit, deinem Misstrauen....sind nicht auch diese Dinge, die du schätzt, diese Menschen, die dir viel bedeuten, ein TEIL dieser Welt!?!" »Ein....Teil....dieser Welt....« wiederholte Dranzers Hüter in Gedanken. Die Wahrhaftigkeit dessen, was sein Alter Ego gesagt hatte, brannte sich in sein Herz und ließ ihn erschauern. Von Suzaku ging eine fast beängstigende Aura von Leidenschaft und Majestät aus; er erkannte seinen eigenen Stolz und seine eigene Starrköpfigkeit darin, aber auch die Fähigkeit, seine Gefühle offen auszuleben, Verständnis für andere zu zeigen und das Dasein zu genießen, Eigenschaften, die er nie besessen hatte....und dennoch war dies der Mann, der er hätte sein können, wenn Hades alias Boris ihn nicht von innen heraus zerstört hätte. „Durch die Transformation wechseln unsere Persönlichkeiten. Du bist nicht einverstanden damit, und es gäbe eine Möglichkeit, das zu ändern. Wenn unsere Seelen zu einer verschmelzen würden, wärst du unabhängig." „Aber wenn ich das zulasse, wird es dich nicht mehr geben. Du würdest dich....opfern?" „Kai....du bist meine Reinkarnation. Ich sollte gar nicht hier sein. Es wäre für mich also kein allzu großes Opfer. Dennoch möchte ich, dass du eines weißt: Ich bin dankbar dafür, dass ich dich kennen lernen durfte....mein Freund." Er umarmte den überrumpelten Blader und verschwand nach und nach in dessen Körper. Einen Moment lang verharrte Kai bewegungslos. Dann umklammerten seine Finger den Kreisel und er murmelte: „Für die Ehre von Eden!" Feuer hüllte ihn ein und als die Verwandlung beendet war, erhob sich Prinz Suzaku vor der Gruppe, prachtvoll anzusehen in seiner Rüstung mit dem wehenden Umhang und dem langen, zu einem Zopf gebundenen Haar. „Vielen Dank, Kai", erklärte der Krieger und drehte sich zu dem anderen um, der nun in durchsichtiger Gestalt vor ihm stand. „Wir werden Sei retten - gemeinsam!" „Dir ist hoffentlich nicht entfallen, dass wir auch wegen Hiro in die Unterwelt reisen, oder? Wenn ja, wäre das höchst bedauerlich." „Spar dir deinen Sarkasmus, Genbu, sei so gut!" #### „WAS?!?!" Lee setzte eine beschwichtigende Miene auf und komplimentierte Mystel in seinen Sessel zurück, aus dem dieser hochgeschossen war. „Schau nicht so verbiestert. Garland ist ein ausgezeichneter Scout, darüber bist du dir doch sicher im Klaren? Ihm wird schon nichts passieren, während er fort ist! Zwei Prinzen sind bei ihm und der Rest des Teams besteht auch nicht aus Schwächlingen!" „Trotzdem! Er hätte mir sagen sollen, welche Mission er angenommen hat!" „Er wollte dich nicht unnötig beunruhigen." mischte sich Mariah ein und ihre Worte gossen dabei Öl auf sturmgepeitschte Wogen. Der Ägypter stieß einen Seufzer aus und nickte. Er zweifelte keine Sekunde, dass das Garlands Motiv gewesen war, aber es stimmte ihn nichtsdestotrotz ein wenig ärgerlich. Während er vor sich hin grummelte, schlängelte sich die junge Frau zu ihrem Bruder und legte ihm von hinten die Arme um die Schultern. „Was ist nun? Mr. Dickenson hat dir doch aufgetragen, uns etwas mitzuteilen und du schweigst dich aus! Machst du dir Sorgen wegen deinem geliebten Raul?" neckte sie ihn mit einem spitzbübischen Grinsen, wofür Lee sie mit einem niederschmetternden Blick strafte. „Es ist unter meiner Würde, darauf zu antworten. Aber zum Thema: Bryans Leben kann gerettet werden, und zwar mit einem Heiltrank, der aus den Blättern des Heiligen Baumes gebraut wird. Wie ihr wisst, befindet sich dieser Baum in Eden und Diomedes hat befohlen, eine Expedition in die Wächterdimension zu schicken, die ihm diese Blätter besorgen soll. Daichi wird als zukünftiger Zaubermeister der Leiter dieses Expedition sein und er hat mir eine Liste mitgegeben mit den Namen der Hüter, die ihn begleiten sollen. Einer von ihnen bist du." Er deutete auf Mystel und dieser hob überrascht die Augenbrauen. „Ich? Aber warum ich?" „Du bist Leviathans Wiedergeburt, vergiss das nicht. Wir brauchen jemanden, der sich in Eden auskennt. Die Bluterben haben ja nie in diesem Paradies gelebt." „Es war einmal ein Paradies, bevor...." Seine Stimme klang dumpf und verbittert, als dunkle Erinnerungen den Geist des Blonden überschatteten. Blut, das Blitzen von Schwertern, Rauchwolken und Silhouetten von Wächtern und Kreaturen, die vom Bösen verschluckt wurden, verdichteten sich in seinem Kopf zu einem schrecklichen Szenario. „Entschuldige....ich....ich wollte nicht...." „Nein, ist schon okay, du kannst nichts dafür. Aber Eden hat sich nach seiner Zerstörung neu regeneriert. Vieles wird sich verändert haben." „Glaubst du dennoch, dass du uns helfen könntest?" „Ja. Ja, das kann ich. Eden war meine Heimat. Wenn einer den Heiligen Baum finden kann, so dürfte ich das sein. Wer steht sonst noch auf der Liste?" „Rick, Carlos, Romero und ich. Mariah wird bei Claude bleiben, die beiden bewachen Miguel, Ray und Bryan im Krankenhaus, denn Mr. Dickenson befürchtet, dass Hades unsere Verletzten als leichte Beute betrachten könnte. Wir brechen in einer halben Stunde auf!" Unterdessen sass ein gewisser rothaariger Fünfzehnjähriger in seinem Hotelzimmer auf dem Teppichboden und meditierte. Vor seiner Brust sammelten sich magische Energien in Form von goldenen Lichtfunken zu einer hellen Kugel zusammen, die eine angenehme Wärme verströmte. Es klopfte, aber der Jugendliche reagierte nicht. Nachdem das Pochen zwei weitere Male erklungen war, schob sich die Person, die ihn zu sprechen wünschte, in den hübschen Raum und beobachtete ihn. Es war Carlos, der in seiner üblichen burschikosen Art einfach auf Daichi zutrat und ihn leicht schüttelte. „He, ich bin‘s!" Die Energiekugel vibrierte und raste kurz darauf dicht an dem Spanier vorbei und schlug in die Wand hinter ihm ein, wo ein Brandfleck zurückblieb. „Hoppla...." „Unterbrich niemals die Meditation eines Hohepriesters!" bemerkte Daichi säuerlich und richtete sich auf. Er trug einen schwarzen Rollkragenpullover und dazu eine Jeans, die seine schlanken Beine recht anziehend zur Geltung brachte, wie dem Schwarzhaarigen auffiel. Er räusperte sich ein bisschen verlegen und meinte: „Verzeih....ich hatte keine Ahnung, dass es so, na ja, gefährlich sein kann, einen Zaubermeister in seiner Konzentration zu stören. Du wirst also die ‚Mission Eden‘ anführen, hm? Kann ein Heiltrank aus diesen magischen Blättern wirklich Bryans Leben retten? Immerhin ist er doch sehr schwer verwundet...." „Wenn wir uns beeilen, können wir es bestimmt schaffen! Ich glaube daran!" „Du bist sehr zuversichtlich. Sag mal....was ich dich schon eine ganze Weile mal fragen wollte....Hast du eigentlich schon einen Freund?" „Hä?! Was....was soll denn das für eine Frage sein?!" „Na, du und ich, wir sind bisher bloß Kumpels gewesen, nicht? Deswegen...." „Jetzt mach keine Witze! Wie kommst du auf die bescheuerte Idee, ich könnte bereits einen festen Freund haben?!" „Ich dachte ja nur....so ein süßer Kerl wie du...." Der Jüngere starrte ihn perplex an und wurde plötzlich so rot, dass man sein Gesicht kaum mehr von seinen Haaren unterscheiden konnte. Er fingerte nervös an seinem Pulli herum und musste schlucken. »Er findet mich süß?? Das ist....das ist absolut cool! Carlos ist so ein toller Typ und dass er mich überhaupt beachtet....He?! Scheiße, ich klinge wie ein liebeskrankes Schulmädchen! Aber ich mag ihn wirklich unheimlich gern....das heißt....wenn ich es mir genau überlege....oh Mist, ich glaube, ich bin verliebt in ihn!« »Er wird rot....! Nein, wie niedlich. Er sieht einfach zum Anbeißen süß aus....und dann gibt es da wieder diese Momente, wo er echt sexy wirkt....Aus dem wird später mal ein klasse Mann. Im Grunde ist er jetzt schon klasse....Ich mag ihn total....oder könnte da sogar....mehr sein?« „Äh....darf man stören?" Die beiden zuckten zusammen, als hätte man sie in einer kompromittierten Situation ertappt. Rick grinste amüsiert und warf sein glattgekämmtes silbernes Haar zurück. Er war lässig gekleidet und hielt in der rechten Hand sein Handy, das gerade mit dem Verbindungsaufbau beschäftigt war. „Kommt ins Foyer, man wartet nur noch auf euch. Ich telefoniere schnell, danach bin ich auch verfügbar. Was ist? So schweigsam?" Daichi und Carlos hasteten an ihm vorbei und am anderen Ende der Leitung meldete sich eine Frauenstimme. „Yes, Mrs. Connor speaking?" (Ja, hier spricht Mrs. Connor) „Hallo Darling", begrüßte der Amerikaner seine Frau in schönstem Südstaaten-Englisch (er stammte aus Atlanta/Georgia) und Sheila ließ einen entzückten Ausruf hören. „Endlich meldest du dich! Warum dauert das so lange?" „Wichtige Verpflichtungen. Sehr wichtige sogar...." setzte er hinzu und sie begriff. Sie fühlte, wie kalte Angst ihr Herz umschloss und zwang sich mit Mühe zum weitersprechen. „Es....es geht um dein anderes Leben, nicht wahr?" Sie hatte ihm geglaubt, als er ihr erzählt hatte, er würde aus geschäftlichen Gründen nach Japan fliegen, war aber eine unbestimmte, dunkle Ahnung nie losgeworden. Nun wurden ihre Zweifel bestätigt, denn das „andere Leben" ihres Mannes, fernab vom Verkauf irgendwelcher Immobilien, fernab von der beschaulichen Existenz seiner Familie, hing mit Gefahren und Schrecken zusammen, denen sie nicht einmal einen Namen zu geben wagte. Sie hatte ihn kennen gelernt, als sie von einem Dieb bedroht worden war und er ihr geholfen hatte. Von Anfang an hatte sie das Geheimnis fasziniert, das um ihn herum war, denn Rick schien von einer Aura des Rätselhaften und Magischen umhüllt zu sein. Eines Tages hatte er ihr dieses Geheimnis offenbart, denn während eines Erdbebens, als Gebäudeteile auf sie herabzustürzen drohten, hatte er ihren Fall gebremst und sie erneut gerettet. Sie kannte die Geschichte von Eden und fürchtete um ihren Gatten. „Richtig, mein Liebes. Es geht um mein anderes Leben. Ich werde meinen Vater kontakten und ihn bitten, zu dir und den Kindern zu fahren, damit er auf euch aufpasst. Er wird nicht begeistert sein, seinen Hawaii-Urlaub unterbrechen zu müssen, aber er weiß noch nicht, wie ernst die Lage wirklich ist. In den nächsten vierundzwanzig Stunden wird er mit Mutter bei euch sein. Sie sind beide Wächter und auch ohne Kreatur dürften ihre Kräfte genügen, um euch zu beschützen." „Du glaubst....dass uns etwas geschehen könnte?" „Ich will nichts riskieren. Hab Mut, Sheila - und vertraue darauf, dass ich zurückkomme. Leb wohl....ich liebe dich." „Ich liebe dich auch...." flüsterte sie, aber da hatte er bereits aufgelegt. Die 26jährige Frau mit der modischen Kurzhaarfrisur hängte den Hörer ein und lehnte ihren Kopf gegen die Hauswand. Sie schluchzte nicht, die Tränen liefen lautlos über ihre Wangen. Ein kleiner Junge von vier Jahren stapfte zur ihr in die Küche, an der Hand sein Schwesterchen, ein bezopftes Mädchen von etwa anderthalb Jahren. „Spielst du mit uns, Mama?" Sie straffte die Schultern und wischte sich rasch über das Gesicht. Mit einem gekünstelten Lächeln, das ihren Kindern Gott sei Dank nicht auffiel, wandte sie sich um und antwortete: „Ich....ja, sofort. Euer Daddy hat angerufen. Er hat gesagt, Opa und Oma kommen zu Besuch." „Oh, super!" Hiro rüttelte an seinen Ketten, doch seine Anstrengungen blieben ohne Ergebnis. Deimos, der ihn beobachtete, lachte hämisch. „Lass es sein, Schönster. Du quälst dich nur selbst, wenn du weiterhin darauf hoffst, mir entfliehen zu können. Es ist sinnlos. Hmm...." Er strich mit einem Finger über den nackten Oberkörper des anderen, der nichts weiter trug als seine hakama, den japanischen Hosenrock, der früher zur Kleidung der Samurai gehört hatte und heute bei Kendo-Gewändern obligatorisch war. Mehr hatte er nicht am Leib gehabt, als der Krieger des Hasses ihn in Tysons Gestalt entführt hatte. Seine Zunge ersetzte den Finger und glitt sanft über das Schlüsselbein und die linke Brustwarze hinweg. Er biss behutsam hinein und massierte sie zärtlich, doch Hiro presste die Lippen zusammen, um sein Keuchen zu unterbinden. „Das gefällt dir, Schönster, ich spüre es. Ergib dich mir....du bist mein!" „Das bin ich nicht!" zischte der Silberhaarige und machte sich steif wie ein Brett. Sein Antlitz drückte nichts als eisige Verachtung aus und Deimos war sichtlich ein wenig enttäuscht. „Das ist nicht recht....du solltest nicht so stur sein. Dein Bruder ist in unserer Gewalt, denke daran! Du willst sicher nicht, dass ihm etwas zustößt, oder?" Er grinste boshaft und wiederholte sein Spielchen bei der rechten Brustwarze. Hiro reagierte in Sekundenbruchteilen. Sein Bein schnellte nach oben und traf seinen Gegenüber im Schritt, wo ein Mann erfahrungsgemäß den meisten Schmerz empfindet. Der Wächter von Zeus stöhnte auf und sackte in die Knie. Seine schwarzen Augen funkelten seine Beute wütend an und er spie die nächsten Sätze aus wie Gift: „Du wagst es?! Weißt du überhaupt, was ich dir antun könnte?! Dich foltern, entwürdigen, schänden, das könnte ich, ohne mit der Wimper zu zucken!! Ist dir dein verruchter Stolz durch nichts auszutreiben, du nutzloses Stück Fleisch?!" In einer wilden, zornigen Geste schlug er seine Nägel in die braungetönte Haut und hinterließ dort blutige Kratzer. Der Kendoka schrie nicht auf, sondern schluckte den Laut hinunter, seinen Blickkontakt mit Deimos aufrechterhaltend. „Du wirst mich niemals besitzen", erklärte er ruhig und kühl. „Wer meinen Körper will, muss mein Herz erobern. Dir kann das nicht gelingen, denn du weißt nicht, was Liebe ist." „Wenn ich an all meine amourösen Abenteuer denke, die ich hatte, bevor ich in dieser Welt wiedergeboren wurde, würde ich das Gegenteil behaupten. Mir scheint, ich habe eine mannigfaltige Erfahrung auf diesem Gebiet." „Das ist nicht Liebe. Liebe ist ein Gefühl, das auf ein Individuum die Herrlichkeit des Universums überträgt, die Summe aller unausgesprochenen Träume. Du bist der Soldat des Hasses. Du kannst nur begehren, nicht lieben. Du magst mächtig sein und gefürchtet, aber ich habe niemals zuvor ein Wesen gekannt, das so bemitleidenswert war wie du." „Bemitleidenswert?!" echote Deimos ungläubig und lachte laut auf. „Du nennst mich bemitleidenswert? Wer von uns beiden ist gefesselt und sollte lieber um Gnade winseln, anstatt weise Reden zu schwingen? Liebe ist nichts weiter als Selbstbetrug! Es ist die Gier, die diesen Planeten und seine Bewohner beherrscht, nicht die Liebe! Jeder ist sich selbst der nächste! Alles, was uns das Leben bieten kann, ist Traurigkeit, Kummer, Angst, Einsamkeit, Schmerz! Man kann niemandem vertrauen! Egosismus, Neid, Missgunst, das sind die Werte, von denen eure menschliche Gesellschaft geprägt ist - so, wie sie es immer war, verdorben bis ins Mark!" „Du hast recht. Die Welt ist kein Schlaraffenland. Aber es ist an einem jeden selbst, das beste mit der Zeit anzufangen, die ihm hier auf Erden gegeben ist....und wenn ein Mensch den falschen Weg einschlägt und sich freiwillig einsam und unglücklich macht, weil er auf die Liebe wartet, so hat das mit Liebe nichts zu tun. Liebe ist nicht etwas, das man einfach so geschenkt bekommt. Liebe ist etwas, das man tun muss. Und aus diesem Grund bist du zu bemitleiden, weil du das nicht verstehst....weil du deswegen nichts hast, das von Dauer ist." „Bei Gott, du glaubst dieses Geschwätz auch noch! Wie ekelhaft rührselig!!" „Wer bist du, Deimos? Bevor Hades dich in seinen Krieger verwandelte, musst du ein anderer gewesen sein. Wer? Was für ein Leben hast du geführt, bevor er deine Seele vernichtet hat? Warst du ein Wächter? Oder sogar ein Mensch? Kennst du deine wahre Identität eigentlich?" „Was interessiert mich das jämmerliche Ich der Vergangenheit, das ich einmal gewesen bin! Lord Hades hat mir eine neue, eine starke Existenz verliehen, tausendmal besser als das Häuflein Elend, das ich vor langer Zeit einst war!" Er leckte das Blut aus den Kratzwunden auf und küsste Hiro auf den Mund. Der Schwertkämpfer wandte angewidert den Kopf ab und der Orangehaarige verpasste ihm eine Ohrfeige. „Vielleicht....vielleicht warst du ein Häuflein Elend....aber du hattest ein Herz! Ein verletztes Herz, das auch die Liebe hätte heilen können. Der Unterschied ist nur, dass der Hass dich zuerst gefunden hat! Und er ist schlimmer als es deine Einsamkeit je war, davon bin ich überzeugt!" „Ich brauche kein Herz! Und deines will ich auch nicht....ich will nur deinen Körper!" „Nie! Nie, verstehst du?! Ich werde mich dir verweigern, und zwar für immer! Ein dreckiger Bastard wie du wird mich nie bezähmen!" Er spuckte aus und Deimos war starr vor Empörung. Er holte erneut zu einem Schlag aus, als ihn die tiefbraunen Augen des Bladers hart und unversöhnlich musterten; unnachgiebig, eisern, stark. Dieser Mann verfügte über einen Willen aus Stahl....nichts würde ihn brechen. „Du bist mein!" wiederholte er zwischen zusammengebissenen Zähnen. „Niemand außer mir darf dich berühren! Du wirst mir gehören....aus freien Stücken!" „Nein, das werde ich nicht. Ich liebe nicht dich, sondern Brooklyn. Du magst aussehen wie er, aber das ändert nichts. Ich werde mich niemals einem Mann darbieten, den ich verabscheue. Lass mich allein." Der Kämpfer des Hasses gehorchte diesem Befehl aus Gründen, die ihm selbst nicht ganz klar waren. Er warf die Kerkertür ungewohnt heftig ins Schloss und verließ das Gefängnis in dem deprimierenden Gefühl, auch in dieser Konfrontation mit dem schönen Hiro nicht das letzte Wort gehabt zu haben. Der 24jährige lauschte seinen enteilenden Schritten und legte den Kopf in den Nacken. Obwohl er es sich nicht anmerken ließ, hatte er Angst. Er wollte um keinen Preis, dass Deimos ihn anfasste, aber er fragte sich, wie lange er diesen Teufel noch davon abhalten konnte, ihn mit Gewalt zu nehmen. Außerdem machte er sich große Sorgen um seinen jüngeren Bruder. Wo war er? Ebenfalls eingesperrt? Wenn ja, was hatte man bereits mit ihm angestellt? Zum Beispiel dieser Iras, der hinter ihm her war - wie weit würde er gehen, um sich Tysons Liebe anzueignen? »Und ich kann ihm nicht helfen!« dachte er verzweifelt. //Verlier nicht den Mut, Hiro! Ich bin bei dir!// Eine leise, sanfte und liebevolle Stimme sprach in einem seltsam transparenten, kindlichen Ton zu ihm. Er blickte sich suchend um, konnte aber in der Dunkelheit seines Verlieses niemanden entdecken. „Wer ist da?" //Ein Freund. Ich kann nicht viel für dich tun, aber versuchen muss ich es. Ich habe lange nicht gewagt, mich zu zeigen, aus Furcht, Deimos würde mich erkennen. Aber nun bist du hier und er quält dich....ich kann das nicht ertragen!// Eine kleine Gestalt, die eigentümlich durchscheinend wirkte, als wäre sie ein Geist, näherte sich ihm. Die weiße Vermummung trug das ihre zu dieser Idee bei, doch das Kind - der Stimme nach zu urteilen ein Junge - sagte, als hätte es seine Gedanken gelesen: //Nein, ich bin kein Geist. Etwas ähnliches vielleicht, denn auch ich finde keine Ruhe. Er hat dich verwundet. Tut es sehr weh?// „Nein, die Kratzer sind harmlos. Wer bist du?" //Das möchte ich noch für mich behalten. Die Kratzer sind übrigens nicht harmlos. Du blutest! Wie konnte er nur!// Der Junge streckte seine Hände aus und berührte die Verletzungen. Seine Finger waren unendlich warm und weich und verwundert beobachtete der Kendoka, wie seine Haut sich regenerierte. „Du besitzt Heilkräfte?" //Ja. Von jetzt an werde ich versuchen, auf dich achtzugeben. Ich will nicht, dass er dich demütigt! Wenn du mich brauchst, so rufe einfach nach mir....der Stimme aus dem Dunkeln.// Damit verschwand er so rasch, wie er gekommen war. Der Silberhaarige war verwirrt, aber dankbar, denn er hatte keine Schmerzen mehr und war offensichtlich auch nicht allein in seinem Gefängnis. Dennoch. Wer war diese „Stimme aus dem Dunkeln"? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)