The Balance of Creation von Autumn (TYKA u. a.) ================================================================================ Kapitel 26: Feuer und Eis (Teil 1) ---------------------------------- Kapitel 26: Feuer und Eis (Teil 1) Ein Schwall Schnee traf Suzaku frontal und er landete unsanft auf dem steinigen Untergrund. Iras war schnell in seinen Attacken und erschreckend gnadenlos. Der Prinz des Feuers richtete sich keuchend auf und musterte seinen Gegner genau. Natürlich war seine magische Kraft unermesslich stärker als die eines normalen Wächters, wie der Hüter von Wolborg es eigentlich war, aber Iras war von Schwarzer Magie erfüllt, die sich von negativen Gefühlen nährte, und mit seinem Hass auf Suzaku war sein Zaubereilevel um einiges gestiegen. Außerdem ging es ihm darum, den anderen unbedingt zu töten, während der Phönixwächter sein Leben retten wollte, um den Menschen zurückzuholen, der Iras einst gewesen war. Er stand auf und schleuderte einen Hagel aus Feuerbällen auf seinen Kontrahenten, die jedoch von seiner eiskalten Aura allesamt gelöscht wurden. Suzaku sah es mit Bestürzung und er spürte, wie sich diese mit Hass durchtränkte Ausstrahlung um ihn schloss und ihm die Brust zusammenpresste. Hades hatte ganze Arbeit geleistet! **Mein Hüter....ich weiß, dass es schwer ist, gegen so viel Hass zu kämpfen, aber du hast keine Wahl. Denk an Seiryuu! Du bist hierher gekommen, um ihn zu retten! Wenn du Iras nicht ebenso gnadenlos begegnest wie er dir, wirst du verlieren! Es schmerzt, da er dir vor langer Zeit einmal ein Kamerad war und deine Reinkarnation Freundschaft für ihn empfindet, aber du musst deine Gefühle vergessen, wenn du überleben willst!** erklärte Dranzer in seinem Kopf. »Also verlangst du von mir, ihn umzubringen?« **Was könntest du anderes tun? Ich bezweifele, dass seine Seele noch gereinigt werden kann. Hades‘ Gift hat ihn bis ins Innerste zerfressen.** »Das hieße, den Mann aufzugeben, der er gewesen ist - und von dem noch eine Spur in ihm zurückgeblieben ist! Tala ist durchgebrochen, als er Bryan verletzt hat....und Tala ist so, wie Iras früher war. Wenn ich ihn töte, zerstöre ich ihm jede Möglichkeit, je wieder zu uns zurückzukehren. Das kann ich nicht tun, Dranzer! Mir ist klar, dass mein Leben dir wichtiger ist als das seine, aber ich kann seinen Tod nicht mit meinem Gewissen vereinbaren! Ich könnte Bryan niemals mehr in die Augen sehen! Egal, wie viel von meinem eigenen Blut es kosten wird, um ihn von den Ketten der Finsternis zu befreien, ich werde es opfern!« Damit war die gedankliche Diskussion beendet und er benutzte sein Schwert für eine Meisterattacke. Der flammende Phönix brach aus der Klinge hervor und raste mit unglaublicher Geschwindigkeit auf den Krieger des Zorns zu. Dieser senkte seine Körpertemperatur und schuf gleichzeitig eine Mauer aus Eis, um sich zu schützen. Der Angriff prallte auf das Schild und Iras konnte die unmenschliche Hitze deutlich fühlen. Sie schmolz das Eis in Sekundenbruch-teilen und hüllte den Rothaarigen ein wie in ein Inferno. Obwohl er es sich zu verbeißen versuchte, gelang es ihm nicht, seinen Schmerzensschrei zu unterdrücken und während seine blasse Haut versengt wurde, sandte Suzaku mit der linken Hand einen Feuerstrahl in seine Richtung, damit das Brennen nicht zu rasch verebbte. Einfach machen würde er es ihm trotz seines Entschlusses dennoch nicht! „Du solltest lieber aufgeben, Iras!!" rief er gegen das Toben der Flammen an. „Du kannst diesen Kampf nicht gewinnen! Sei vernünftig!" „Das werde ich....nicht!!!" stieß der Angesprochene hervor und erzeugte um sich herum einen gigantischen Schneesturm, der das Glühen endlich neutralisierte. Sein Körper war mit Brandwunden übersät, sein Gesicht verrußt und seine Kleidung arg mitgenommen, doch seine Lippen zogen sich in einem hämischen Grinsen auseinander. „Eine Niederlage kommt für mich nicht in Frage!! Ich habe zu lange auf diesen Moment gewartet und jetzt, wo Seiryuu mir gehört und ich dich vernichten kann, werde ich dich mit allem angreifen, was ich habe!! Lord Hades wird mir dankbar sein, wenn ich einen der legendären Prinzen töte!! Mach dich bereit!!" Messerscharfe Eissplitter regneten auf den Graublauhaarigen hernieder und brachten ihm an den ungeschützten Stellen seines Körpers tiefe Schnittverletzungen bei. Er kreuzte die Arme vor seinem Kopf und ein Wirbel aus Feuerzungen schloss ihn ein. Die gefrorenen Geschosse schmolzen zu Pfützen und als Suzaku das Schild senkte, sah er Iras mit erhobenem Schwert auf sich zu rennen. Er holte zu einem wütenden Schlag aus, der jedem den Schädel hätte spalten können, wenn der Prinz nicht so flink reagiert und den Streich abgewehrt hätte. Er musste sich gegen wuchtige, blitzschnelle Hiebe verteidigen, die einen Dämon in Scheiben zerlegt hätten und Schweiß trat ihm auf die Stirn. Der Ritter der Verdammnis war nicht nur physisch sehr stark, sondern als Schwertkämpfer ein wahrer Meister, der in Eden unbestrittener Sieger fast aller Turniere gewesen war - abgesehen von denen, in welchen es Suzaku geglückt war, ihn zu schlagen, aber das war selten gewesen. Plötzlich erfolgte ein mächtiger Stoß und die geheiligte Klinge des Phönixwächters flog in hohem Bogen durch die Luft und blieb in einigen Metern Entfernung im Boden stecken. Er hielt sich seine Schwerthand, die Zähne vor Schmerz zusammengebissen, während warmes Blut über seine Finger lief. Iras stand ihm hohnlächelnd gegenüber. „Kommt dir das nicht bekannt vor? Wie oft habe ich dich entwaffnet? Ja, deine Magie ist stärker als meine, aber deine Klinge war der meinen immer unterlegen!" „Die Duelle, von denen du sprichst, waren sportliche Wettkämpfe! Außerdem solltest du eines nicht vergessen, Iras...." Er streckte seine linke Hand aus und legte sie behutsam an die Schneide der gegnerischen Waffe. Seine Gestalt begann, rötlich zu leuchten und der Soldat des Zorns spürte mit einem Mal, wie sein Schwert sich erhitzte. Es wurde unerträglich heiß und ehe er recht begriffen hatte, verwandelte es sich in eine Feuersbrunst, die sich über ihn ergoss wie ein Vulkanausbruch. „....du kämpfst nicht mit einem gewöhnlichen Hüter!! Du kämpfst mit MIR....und mit allen Mächten des Feuers!!!!" Was nun geschah, veranlasste Genbu, Mariam, Mathilda, Enrique, die Geschwister Fernandez und Garland, die als fassungslose Zuschauer diesem Gefecht folgten, vor Entsetzen zurückzuweichen. Suzaku donnerte seine Faust auf den Boden und weit auseinander klaffende Risse durchzogen ihn, begleitet von einem heftigen Beben. In den Rissen bildete sich Lava und Iras, seines Schwertes verlustig geworden und nach der letzten Flammenattacke schrecklich geschunden, wusste genau, wozu sein Feind diese Landschaft erschuf. Um seinen Zauber zu gebrauchen, zog er das Wasser aus der Luft, um es für seine Zwecke beliebig abzukühlen und zu verwenden, doch in dieser glühenden Atmosphäre gab es kein Wasser. Er fing an, zu schwitzen und seine Finger fuhren hastig über seine Schläfen, an denen die Schweißtropfen entlang perlten. Er betrachtete seine feuchten Fingerspitzen und senkte seine Körpertemperatur noch mehr, bis eine feine Eisschicht entstand. Um ihn herum wurde es klirrend kalt und Suzaku merkte deutlich, wie sich um seinen Kontrahent ein Gegenstück zu der Umgebung entwickelte, die er soeben erzeugt hatte. Triumphal schleuderte der Wolfwächter einen Eisstrahl auf den Prinzen, während Schneeflocken um ihn herumtanzten. Der Graublauhaarige beantwortete diesen Angriff seinerseits mit einem Lavastrahl und die beiden Kräften trafen sich genau in der Mitte. Genbu biss sich angstvoll auf die Lippen. **Stimmt etwas nicht, mein Hüter?** erkundigte sich Draciel mental bei ihm und der Blondschopf seufzte leise. »Suzaku hat bereits eine Meisterattacke benutzt. Er hat nicht so viel Energie dabei eingesetzt, wie es üblich ist, aber trotzdem ist es riskant, dass er dennoch weiterkämpft. Er hält sich gut, aber Iras, verseucht von der Schwarzen Magie, die seine Kräfte steigert, ist ein harter Gegner. Es ist absolut nicht sicher, wer diesen Kampf überleben wird!« **Du glaubst, dass einer von beiden sterben wird?** »Was bleibt mir sonst zu glauben? Eine Wächter-Entscheidung endet erst mit dem Tod eines der beiden Kontrahenten. Die einzige Möglichkeit, die sich bietet, wäre, wenn Iras als der Herausforderer sich ergibt und den Anlass für das Duell als gesühnt erklärt. Dreimal dürfen wir raten, wie wahrscheinlich das ist!! Nein, Draciel - wenn nicht ein Wunder geschieht, werde ich heute einen meiner Freunde verlieren, ohne es verhindern zu können....« **Was ist mit Tala?** »Ich verstehe nicht....« **Talas Selbst befindet sich noch immer in diesem Körper. Er wird im Moment von Iras‘ manipuliertem Ich kontrolliert, aber das heißt nicht, dass man ihn nicht erreichen kann. Tala bekommt sehr wohl mit, was gerade passiert. Der Schlüssel zu Suzakus Sieg liegt in diesem Umstand. Es ist zwar richtig, dass auch Tala Gefühle für Tyson hegt, aber er hasst den Mann nicht, der ihn um dessen Gunst bringt. Das ist ein wichtiger Unterschied. Er mag eifersüchtig gewesen sein, was es Hades ermöglicht hat, Talas Ego in Iras zu unterdrücken, aber er empfindet keinen Hass für Kai. Der bedeutsamste Kampf steht ihnen noch bevor....** Tyson erwachte aus einem unruhigen Schlaf. Ihm war immer noch furchtbar kalt, obwohl er in einem Bett lag und zudem in ein wallendes Gewand gekleidet war, aber das schien nichts zu nützen. Das mussten die Auswirkungen des Eis-Kusses sein! Er richtete sich auf und blickte sich um. Soweit er sich erinnerte, war das hier das Gemach von Iras. Was war seit seinem letzten Zusammentreffen mit dem Ritter geschehen? Und wie war es Hiro ergangen? »Mein Bruder....ich wünschte, du wärst jetzt bei mir. Was hat Deimos dir angetan? Ich hoffe, du hast ihn in seine Schranken verwiesen! Uh....diese nagende Kälte in mir....dennoch....trotz Iras‘ Ankündigung, sein Eis-Kuss würde meine Gefühle für Kai tilgen, merke ich nichts dergleichen. Allein an ihn zu denken, bringt mir meine Liebe zu ihm ins Bewusstsein. Aber wie kann ich erwarten, dass der Krieger des Zorns das versteht? Er begreift nicht, dass man Liebe nicht erzwingen kann. Dieser Ort ist so....ungemütlich....so finster und trostlos....« Er warf die Laken zurück und auch wenn er fror, achtete er nicht wirklich darauf. Er trat an das Fenster des Schlafgemachs und ließ seine Augen über die Landschaft schweifen. Düsternis breitete sich unter ihm aus, karge Vegetation und schroffe Felsen waren die Markenzeichen dieser Welt. Kein Leben schien sich dort draußen zu regen, alles war wie in Apathie erstarrt. Nur ab und zu heulte der Wind durch die Schluchten und um den Palast herum; ein seltsamer, klagender Laut wie der eines gequälten Tiers. »Unheimlich....was hat Hades nur aus Elysium gemacht....es war einst ein Paradies, in dem die Seelen der Verstorbenen ihre wohlverdiente Ruhe finden konnten. Und nun....was ist davon übriggeblieben? Nichts weiter als eine....Gruft....eine Gruft der Schatten, die durch und durch vergiftet ist! Wohin mag Iras verschwunden sein? Ich glaube, ich habe schon geschlafen, bevor er ging....wo ist er? Führt er einen neuen, teuflischen Auftrag seines grässlichen Herrschers aus? Ich muss wissen, was....« Er hatte sich während seiner Überlegungen von dem Fenster abgewandt und war auf und ab marschiert, bis er die Tür geöffnet und das Zimmer verlassen hatte. Ein zweiter Raum mit einem Diwan schloss sich daran an. Der Blauhaarige meinte, sich dunkel zu erinnern, dass Iras ihn in das Bett hinübergetragen hätte, ehe er aufbrach, um....um was zu tun? Auf dem Boden waren Scherben verstreut....Tyson näherte sich der nächsten Tür, aber diese war zugesperrt. Er fluchte erbittert und rüttelte verärgert am Knauf, ließ es aber schließlich bleiben, denn so kam er nicht weiter. Er konnte seine Kräfte einsetzen, aber erstens wusste er nicht, was ihn hinter dieser Tür erwartete und zweitens war es zu riskant, das ohne seine volle Macht herausfinden zu wollen. Sein Beyblade - und damit auch Dragoon - war ihm von Deimos abgenommen worden, als er ihn mittels Teleportation entführt hatte und vermutlich gammelte es in irgendeiner Schublade vor sich hin, während er es dringend gebraucht hätte. Ohne Blade konnte er sich nicht verwandeln und sich ohne Rüstung und Schwert in eine Umgebung hinauszuwagen, in der es von Dämonen wimmelte, war eine höchst unkluge Idee. Aber verdammt, er konnte doch auch nicht untätig in diesem blöden Palast herum hocken?! »Das geht einfach nicht!! Ich muss hier raus!! Aber wer kann schon sagen, welchen Absonderlichkeiten ich innerhalb dieser Mauern begegnen werde, bevor ich überhaupt nach draußen komme!? Trotzdem! Ich kann nicht einfach hier herumsitzen, wenn mein Bruder gefangen und Iras unterwegs ist, um wer weiß was anzustellen! Und was ist mit Kai? Deimos hat unsere Liebe in den Dreck getrampelt und ihm sein Herz gebrochen! Ich wäre so gerne bei ihm....um ihn zu halten....zu trösten....um ihm zu sagen, dass nicht ich es war, der all diese abscheulichen Dinge gesagt hat! Könnte ich doch nur....oh Kai....du fehlst mir....du fehlst mir sosehr....! Ich will zu dir....!« Eine Weile stand er unschlüssig herum, zitternd, bis wieder das schaurige Heulen des Windes ertönte. Er beugte sich aus dem Fenster und richtete eine Frage an den weitgereisten Gesellen: „Höre auf die Stimme deines Meisters! Sage mir - wo hält sich Iras auf?" ~~ Der Krieger des Zorns befindet sich an den Ufern des Lethe und kämpft gegen Prinz Suzaku in einer Wächter-Entscheidung! ~~ „Was?! Eine Wächter-Entscheidung?!" Das war ein Duell auf Leben und Tod....! Und Suzaku.... Kai....war hier?! Er war hier und kämpfte gegen Iras?! Wie leichtsinnig von ihm! Wie hatte er nur diese schreckliche Herausforderung annehmen können? Aber früher oder später hatte es zu diesem Gefecht kommen müssen, das fühlte er. Der Hüter von Wolborg war eifersüchtig.... fanatisch eifersüchtig, seit Hades ihn beeinflusste. »Iras....damals in Eden hast du mich geliebt. Aber du hast in meiner Gegenwart immer geschwiegen. Warum hast du es mir nie offenbart? Ich hätte dich nicht erhören können, da mein Herz vergeben war, doch es hätte dir helfen können, wenn ich mit dir darüber gesprochen hätte. Warum bist du stumm geblieben?« „He, mein unsichtbarer Freund....ist der Prinz allein? Ist noch jemand bei ihm?" ~~ Ja, mein Gebieter. Prinz Genbu ist bei ihm sowie Sol, der Hüter von Apollon. Auch Pan ist dort und ein paar Wächter des 9. Saeculum, Mariam, Mathilda, Raul und Julia. ~~ „Eine Gruppe also. Dann sind sie ohne Zweifel gekommen, um Hiro und mich zu befreien und Iras hat sich eingemischt. Pan....ich erinnere mich an diesen Namen....War er nicht Byakkos rechte Hand? Er wurde demnach wiedergeboren. Sein Gesicht ist mir entfallen....ich glaube, er war blond...." ~~ Genau. Jetzt heißt er Enrique Giancarlo Tornatore. ~~ „Enrique! Das ist eine Überraschung. Ich würde mich sehr freuen, ihn wiederzusehen. Allerdings müsste ich dazu erst einmal hier herauskommen. Wenn ich mich doch bloß verwandeln könnte! Die Rüstung verfügt über magische Drachenflügel, die erscheinen, wenn die Situation es erfordert. Aber so...." ~~ Daran soll es nicht liegen, mein Gebieter. ~~ meinte der Wind und begann, in einem wilden Tanz über die Ebene zu fegen. Er riss dabei Blätter und Zweige von den Bäumen und wirbelte viel Sand und Staub auf. Als er fertig war, hatte er eine stahlgraue Staubwolke geschaffen, die an das Fenster heran schwebte. Tyson lächelte dankbar und kletterte über die Brüstung auf die Wolke, die unter seinem Gewicht ein bisschen einsackte. Dennoch trug sie ihn, anstatt in einzelne Partikel auseinander zu stoben. Das war aber auch kein Wunder, denn der Japaner regierte das Element Luft und konnte Kontrolle auf Dinge ausüben, die gewöhnlichen Menschen versagt blieb. „Wehe kräftig, Kamerad....bring mich zu meinen Freunden. Ich weiß nicht, ob ich ihnen irgendwie helfen kann, aber ich will es wenigstens versuchen. Gemeinsam können wir sicher auch meinen Bruder retten - falls er sich nicht selbst rettet!" fügte er in Anbetracht von Hiros starkem Willen hinzu, der Deimos gewiss zu schaffen machte. Die Wolke setzte sich mitsamt ihrer kostbaren Fracht in Bewegung, getrieben vom Wind, der seinem Herrn unabdingbar treu war, egal ob in Ober- oder Unterwelt. »Vielleicht kann ich gar nichts ausrichten....aber ich kann Kai in dieser schweren Stunde nicht allein lassen! Harre aus, mein Liebster....!« Die beiden Strahlen waren gleich stark, so schien es jedenfalls. Eis und Feuer lieferten sich einen erbitterten Wettstreit und keiner der Rivalen wollte aufgeben. Suzaku spürte hinter dem Strahl seines Gegners die unbändige Macht seines Hasses und verscheuchte verzweifelt die Erinnerungen an Eden aus seinem Kopf, die sich mit jenen Tagen beschäftigten, da er und Iras noch Gefährten gewesen waren, ehe das Band zwischen ihnen zerbrach. »Du wirst bezahlen, Hades!! Was hast du aus diesem Mann gemacht, den ich als ehrlich und loyal kannte!? Zerstören, missbrauchen und töten, das ist es, was du kannst!! Aber wir werden dich ein für alle Mal dafür büßen lassen, das verspreche ich dir!!« „Ich werde nicht verlieren", murmelte der Ritter der Verdammnis zwischen den Zähnen. „Ich werde dich ein für allemal vom Angesicht dieser Welt tilgen!! Seiryuu gehört mir!!!" Seine Magie brach abrupt und in kompletter Kraft hervor. Der Eisstrahl drängte den aus Lava in rasender Geschwindigkeit zurück und warf den Prinzen direkt gegen die Innenwand des Bannkreises, in die Nähe seines Schwertes. Der Wächter des Heiligen Phönix rappelte sich hoch und packte den Griff der Klinge, um sich ganz aufzurichten. „Nimm doch endlich Vernunft an, verdammt!! Wir haben uns einmal gut verstanden! Du warst ein tapferer Kämpfer und deinem wahren Herrn absolut treu! Du hast Eden geliebt und es mit vollem Herzen verteidigt - und dann läßt du dich einfach von Hades manipulieren, ausgerechnet du, der du ein Vorbild für so viele andere Hüter warst! Ich weiß, dass deine Seele verletzt war, aber war dein Wille wirklich nicht stark genug, um sich gegen das Schwarze Gift zu wehren?! Du hast deine Heimat verraten, deine Freunde, deinen Prinzen....und nun dienst du demjenigen, der deinen Liebsten - unseren Liebsten - ermordet hat?!" „Nein, schweig still!!! Ich habe genug von diesen Lügen!! Ich glaube dir nicht!! Lord Hades hat Seiryuu nicht getötet!! Er hat mir vielmehr die Macht verliehen, mich gegen all meine Widersacher zu behaupten! Speichellecker und Opportunisten, die sich bei mir einschmeichelten und doch nur heimlich hinter meinem Rücken über mich lachten! Aber ich habe es ihnen allen gezeigt! Niemand wird sich mehr über mich erhaben dünken! Auch du nicht!!" Erneut hagelte es Eissplitter in Suzakus Richtung, die er mit einem Flammenschild abblockte. Es war unmöglich....er konnte nicht zu Iras durchdringen....! Musste er ihn töten? Hatte er wirklich keine andere Wahl?! »Lass mich übernehmen!« befahl eine Stimme in seinem Kopf und er zuckte zusammen. »Kai?! Bist du verrückt?! Er wird dich umbringen!« »Auch unverwandelt kann ich auf einen Teil meiner Kräfte zurückgreifen.« »Was nützt dir in einer Wächter-Entscheidung ein Teil davon!? Um zu überleben, benötigst du deine gesamte Macht!« »Hör mir zu....ich will versuchen, Tala zu erreichen. Er und ich haben dieselben Erinnerungen, dieselben Erfahrungen....denselben Schmerz. Wenn ich seinem Ich Mut machen kann, wird er sich vielleicht zur Wehr setzen!« »....Also gut. Sollte es zu gefährlich werden, verwandelst du dich sofort wieder, kapiert?« »Das werde ich.« Das Beyblade erschien mit einem Aufleuchten in seiner Hand und der Prinz berührte das Bild von Dranzer, das in der Mitte prangte. Feuerzungen hüllten ihn ein und wenig später stand Kai vor dem fassungslosen Krieger des Zorns. „Kai!! Was machst du da?!" schrie Genbu erschrocken. „So kannst du nicht kämpfen! Er wird dich massakrieren!!" Da fielen ihm Draciels Worte ein. Hatte er etwa gemeint, dass nur Kai Talas Bewusstsein beeinflussen könnte? Aber das war zu riskant! Iras war unberechenbar und würde in seiner Wut kaum innehalten, auch nicht bei dem Russen. „Du....!! Was glaubst du eigentlich, wer du bist!?! Bin ich Suzaku keiner Herausforderung würdig, dass er seine schwächliche Reinkarnation an seine Stelle treten läßt?! Das ist eine Beleidigung, die er bitter bereuen wird!!" „Ich werde nicht akzeptieren, dass es so enden soll, verstehst du?!" erwiderte der Graublauhaarige, ohne sich um den Ausbruch seines Gegenübers zu kümmern. „Hast du vergessen, was wir einander waren? Sind die endlosen, traurigen, einsamen Nächte in der Abtei aus deinem Gedächtnis gelöscht geworden? Weißt du nicht mehr, wie wir alle, Bryan, Spencer, Ian, du und ich, zusammensassen und uns gegenseitig Trost gespendet haben? Man hat uns....Hades hat uns misshandelt und versucht, unseren Willen zu brechen! Doch wir haben uns geschworen, uns niemals von ihm unterkriegen zu lassen! Das war schwer, ja....und er hat uns unsere Gefühle als Schwäche, als Fehler nähergebracht, obwohl sie es nicht sind - es niemals waren! Hilfe konnten wir von ihm nicht erwarten, wir gaben einander den Halt, dessen wir so dringend bedurften! Hast du das vergessen? Hast du das wirklich vergessen!?! Ich war nie besonders begabt darin, meine Empfindungen auszudrücken, aber ich möchte, dass du eines weißt: Du bist mir in dieser grausamen Zeit mehr gewesen als nur ein Freund....du warst für mich wie ein älterer Bruder, der immer für mich da war, wenn ich es nicht mehr ertrug. Ich habe meine Familie nie kennen gelernt. Vielleicht hatte ich sogar mal einen Bruder, wer kann das schon sagen? Aber das spielt keine Rolle. Das Entscheidende ist: Ich habe dennoch einen Bruder gefunden, der mir Vertrauen eingeflößt hat, durch den ich lernte, dass das Leben nicht nur aus Hass besteht...." „Was soll dieses Geschwätz?!" unterbrach ihn der Rothaarige ungehalten, doch Kai warf ihm nur einen abschätzenden Blick zu. „Ich habe nicht mit dir gesprochen." erklärte er schlicht und Iras spürte plötzlich das Ziehen in seiner Brust, das er besiegt zu haben glaubte. Schmerzhaft pochte es in seinem Inneren, stärker als bisher. „Pah! Denkst du ernsthaft, du könntest mich mit den Erinnerungen meiner lächerlichen menschlichen Existenz dazu bewegen, dir zu verzeihen!? Hast du es denn noch nicht begriffen? Tala ist tot - so gut wie tot. Sein Körper ist mein Eigentum! Du wirst ihn niemals zurückholen, seine unbedeutende Seele ist längst verdaut! Und da du nicht sonderlich am Leben zu hängen scheinst, wird es mir ein Vergnügen sein, dich zu töten!" Mit einem teuflischen Grinsen formte er einen Eissplitter zwischen seinen Händen, so lange, bis er ein neues Schwert erschaffen hatte, bleich, kalt und tadellos scharf. „Wo soll ich anfangen? Du darfst es dir aussuchen, ob ich dich von oben nach unten oder von unten nach oben aufschlitzen soll." Er begann, Kai zu umrunden wie ein Beutetier, aber der Zwanzigjährige zeigte sich nicht sonderlich beeindruckt. Iras rief in diesem Moment zwar die Assoziation mit einem hungrigen Wolf herauf, aber der Russe fühlte sich seltsam ruhig. „Tala ist nicht tot. Du würdest es nicht immer wiederholen, wenn dem so wäre. Es ist sein Herz, das in deiner Brust schlägt, und es ist seine Seele, die dich bezwingen wird. Was würde es dir bringen, mich zu töten? Die Erfüllung deiner Rache? Die Befriedigung deiner Eifersucht? Wiegt der Preis, den zu zahlen müsstest, nicht viel schwerer? Seiryuu könnte dir vieles verzeihen - aber nicht meinen Tod. Willst du das in Kauf nehmen?" Die Hand am Schwertgriff zitterte ganz leicht. „Ich kann nicht zurück, du Narr! Ich habe nur für diesen einen Augenblick gelebt, für diesen Tag, da ich dich endlich vernichten werde! Er wird nie einen anderen lieben außer dir, wenn du nicht ausgelöscht wirst! Du bist diese Liebe im Grunde überhaupt nicht wert, weißt du das eigentlich?! Egal, ob als Suzaku oder als Kai, du bist eines Mannes wie Sei in keiner Weise würdig! Du musst sterben!!" Die Spitze der Klinge stach in seinen Hals und ein dünnes Rinnsal Blut lief daran entlang. Der Ritter lächelte boshaft, trat ein paar Schritte zurück und holte zu einem gewaltigen Hieb aus. „NEIN!!!" Er schoss herum und sein Gegner sah ebenfalls in die Richtung, aus der die Stimme erklungen war. Die übrigen Hüter außerhalb des Bannkreises drehten sich im Verein mit ihnen um und erkannten auf einer Anhöhe eine schlanke, großgewachsene Gestalt mit langen saphirblauen Haaren, deren Augen zu Schlitzen verengt waren. „Tyson...." flüsterte Kai ungläubig und sein Herz fing an, heftig zu pochen. Dragoons Wächter war von einer majestätischen Aura umgeben, der Zorn verwandelte seine elegante Schönheit in die wilde, zerstörerische und zugleich unerreichbare Ausstrahlung eines Gottes. Umspielt von Windböen, mit stolz erhobenem Haupt, schien er den anderen fast einschüchternd schön. „Sei...." hauchte Iras, vollkommen überwältigt. Erst nach und nach wurde ihm klar, dass an seiner Anwesenheit hier etwas nicht korrekt war. „Du bist geflohen? Wie?! Ich habe dich doch...." „....eingesperrt? Das ist richtig, aber mein Freund der Wind hat mir geholfen. Ich bin durch die Luft entkommen, auf einer Wolke. Offensichtlich rechtzeitig. Ich warne dich, Iras: Rühr Kai nicht an oder du wirst es büßen!" „....Was zum....?! Du verachtest mich noch immer?! Was ist mit dem Eis-Kuss, den ich dir gab? Er müsste deine Gefühle für ihn vernichtet haben!" Der Blick des Japaners wurde traurig. „Du verstehst nicht. Liebe läßt sich nicht erzwingen. Sie ist etwas, das von alleine kommt und im Herzen wächst. Sicher, ich spüre die Kälte dieses Kusses in jeder meiner Nervenzellen, aber sie betrifft mich nur körperlich, nicht seelisch. Hast du wirklich geglaubt, du könntest meine Liebe zu ihm einfach so auslöschen? Nein. Das wäre dir nie gelungen." Der Krieger starrte ihn an und stieß einen Fluch aus. In einer Geste der Verbitterung und der Wut spaltete er einen Felsen mit seinem Schwert und richtete seine schwarzen durchdringenden Augen auf seinen russischen Feind. Der Hass, der darin loderte, ließ Kai erkennen, dass es mit der sogenannten Geduld des Rothaarigen nun vorbei war. »Verwandle dich! Die Grenze ist überschritten! Wenn du dich nicht wehrst, bist du tot!!!« »Nein, Suzaku. Noch ist nicht alles verloren!« „Das Schicksal hat entschieden!! Keiner wird dich mehr retten!!!" schrie Iras außer sich und rannte mit gezückter Klinge auf seinen Kontrahenten zu. Garland machte Anstalten, ein Lichtgeschoss abzufeuern, doch Genbu hielt ihn mit eisernem Griff zurück. „Nein! Du kannst den Bannkreis nicht durchbrechen. Deine Einmischung ist sinnlos. Wir können nur hoffen und beten." Es klang entsetzlich nüchtern und endgültig. „Was immer du tust, Tala, meine Gefühle zu dir verändern sich nicht!!" würgte der Blader hervor, trotz der Angst, die ihm die Kehle zusammenzuschnüren drohte. „Die Geschehnisse, die uns verbinden, haben uns geprägt für den Rest unseres Lebens! In meinen Augen wirst du stets der Bruder bleiben, der du für mich gewesen bist!! Du bist nicht schwach, hörst du?! Du kannst dich gegen das Schwarze Gift wehren, so wie du dich gegen die Schikane in der Abtei gewehrt hast!! Du bist stark, Tala - also KÄMPFE, verdammt nochmal!!!" Fahles Licht brach sich in der durchsichtig schimmernden Schneide der Waffe, als der Ritter der Verdammnis ausholte. Er lachte siegessicher....als er mitten in der Bewegung verharrte und dastand wie versteinert. Seine Brust schmerzte unerträglich und sein Kopf schien zu platzen. Das Schwert entfiel ihm und landete mit einem Klirren auf dem Boden. Er sank auf die Knie....und der wahre Kampf begann. Fortsetzung folgt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)