Magic Moments von Eelea (Miará & Kisur II) ================================================================================ Kapitel 2: der Weg ins Internat ------------------------------- "Beeile dich, Miará! Wir kommen noch zu spät!", rief ihre Mutter von unten aus der Küche, während Miará sich abmühte die letzten Sachen aus ihrem Zimmer in die vielen Taschen und den Koffer zu quetschen. Kisur half ihr dabei, so gut er konnte. "Wenn es gehen würde, dann hätte ich dir auch die Koffer getragen", meinte er kleinlaut und schaute Miará dabei verzeihend an. Miará drehte sich um und wischte sich dabei ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. Der Rest ihres Haares wurde von einem Zopfgummi zusammengehalten. Sie lächelte und ging dabei langsam auf Kisur zu. Sanft legte sie ihm die Arme um den Hals und lehnte sich gegen ihn. "Ist schon in Ordnung. Du gibst dir so viel Mühe, dass ich dir einfach nicht böse sein kann. Außerdem kannst du nichts dafür, dass ich ins Internat ziehe und du nun mal ein unsichtbares Fabelwesen bist. Es würde seltsam aussehen, wenn du mir hilfst. Obwohl ... ein schwebender Koffer wäre doch mal etwas Neues." Sie grinste und ließ Kisur wieder los. Der Elf war mehr als erstaunt. Sie hatte sich noch nie so verhalten. Miará lachte weniger und war auch schweigsamer geworden. Etwas was ihm insgeheim Angst machte. Es deutete darauf hin, dass ihr achtzehnter Geburtstag nicht mehr lang hin war und sie erwachsen wurde. Kisur standen noch Bange drei Tage bevor, dann wäre es soweit und Miará würde sich von Grund auf ändern. Menschen merkten dies meist nicht, aber für Kisur und seinesgleichen war es ein schicksalhafter Tag. Immer, wenn ein Mensch erwachsen wurde, gab es weniger von ihnen, die die Elfen am Leben erhielten. Sie verloren einfach den Glauben an sie und töteten damit einen nach dem anderen. Es gab ein paar Ausnahmen, aber diese wurden meistens als verrückt beschimpft. Kisur hoffte inständig, das er in Miará eine dieser Ausnahmen gefunden hatte. Er würde sie für immer vor allem Übel bewahren, aber das konnte ihm nur gelingen, wenn sie nicht wirklich erwachsen wurde. Ein Teil von ihr musste seinen Glauben behalten und Kisur nach wie vor akzeptieren. Er hatte fieberhaft das halbe Jahr darauf hin gearbeitet, in dem er ihr jeden Wunsch erfüllte und ihr immer wieder etwas von seinem Lebenshauch schenkte. Durch seinen Blutschwur mit ihr war er an sie gebunden. Sie trug es als nur für ihn und andere Fabelwesen sichtbares Mal auf der Wange. Es hatte die Form eines hübsch geschwungenen K, was auf ihn hinweisen sollte. Kisur betete, dass seine Anstrengungen nicht umsonst waren. Ehrfürchtig schaute Miará auf. Das Internat lag ziemlich weit außerhalb der Stadt und war ein riesiges, altes Gebäude, das mindestens fünfmal so viel Platz wie ihre alte Schule bot. Das war allerdings nicht verwunderlich, denn es befanden sich hier auch eine Menge mehr Schüler und diese mussten alle in Schul- sowie Schlafräumen untergebracht werden. Miará seufzte. Ihre Mutter hatte sie beim Bahnhof abgesetzt und war gegangen, ohne auch nur wirklich Lebewohl zu sagen. Miará war es zunächst egal gewesen. Schließlich hatten sie sich wegen der Sache mit dem Internat gestritten, aber jetzt hätte sie ihr gerne auf wiedersehen gesagt. Kisur stand neben ihr und legte ihr sanft die Hand auf die Schulter. "Es wird schon alles gut werden. Ich bin bei dir und du brauchst keine Angst zu haben", sagte er ihr und strich dabei sanft über ihre Wange. Miará spürte wieder dieses angenehme Kribbeln und lächelte. Kisur hatte Recht. Es würde alle gut ausgehen. Zuversichtlich machte sie einen weiteren Schritt auf das Internat zu. Es schien dabei immer größer zu werden und sich über sie und Kisur zu beugen, doch der Elf nahm ihre Hand und drückte sie sanft. Sofort verschwand die unheimliche Illusion und Miará machte einen großen Schritt über den kleinen Kobold, der kichernd und lachend auf dem Boden lag. Kisur knuffte ihn mit dem Fuß, warf ihm einen bösen Blick zu und sofort rappelte sich der kleine Kerl auf, um zu flüchten. "Die kleinen Biester spielen gerne Streiche. Besonders gern ärgern sie hübsche Mädchen", flüsterte ihr Kisur ins Ohr und Miará musste lächeln. Er sagte immer so liebe Sachen zu ihr. Umständlich griff sie nach seiner Hand unter ihrer Tasche hindurch und zog ihn an sich. Kurz schmiegte sie sich an ihn, dann grinste sie wieder und zeigte auf das alte Gebäude. "Hörst du mich? Du machst mir keine Angst. Geister, Kobolde und was hier alles herumkrabbelt, ich komme!" Ein anderes Mädchen ging an ihr vorbei und schaute sie an, als hätte sie sie nicht mehr alle. Kaum hatte sich das vornehme Mädchen wieder umgedreht, da streckte ihr Miará auch schon die Zunge heraus. Kisur kicherte und hielt sich dann schnell die Hand vor den Mund. Daran würde er sich noch gewöhnen müssen. Viele Menschen, die ihn zwar nicht sehen, aber dafür um so besser hören konnten. Wollte er seine Miará nicht in Bedrängnis bringen, war es wohl für ihn am besten, wenn er lernte still wie eine Fee zu sein. Auch wenn ihm das gar nicht passte. Er war ein Elf und schon allein bei dem Gedanken, er könnte so groß wie eine Hand sein und winzige libellenartige Flügel auf dem Rücken haben, musste er sich mit größter Mühe ein Lachen verkneifen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)