Joyride von abgemeldet (Wir haben alle unsere kleinen Problemchen) ================================================================================ Kapitel 5: Meaningless Friendships ---------------------------------- "Du willst mich verarzten? Wie gütig von dir, Pitú-chan." Die Blondine lachte kalt auf, bevor sie das Messer aus seinem Oberarm zog, was noch einmal schön schmerzhaft für den 27-jährigen war. "Keineswegs, ich nehme dir das versprochene Blut ab, Ryuji soll doch auch mal was Positives von dir haben." "Wieso? Du hast mir noch keine Gegenleistung dafür gegeben, lass es!" Sie holte aus und knallte ihm ein weiteres Mal die flache Hand ins Gesicht. "Ich hab dir schon mal gesagt, dass du froh sein kannst, dass du noch am Leben bleiben darfst, also halt die Schnauze!" Ihm entkam ein Knurren und er drehte den Kopf zur Seite, nur, um in Malbecs schadenfroh grinsendes Gesicht sehen zu dürfen. "Ist sie nicht toll? Ich liebe dich, Pitúmäuschen." "Nein, ich liebe dich, Malbecschatzi." Beide lachten, doch der Pathologe schien das alles gar nicht so witzig zu finden. Na und? Kümmerte sie doch nicht. "Jetzt halt still und sei ein braver Junge, Baronileichen, dann tut's nicht mal weh." Sie drang mit der Spritze in seine Haut ein und zog sie langsam auf, beobachtend, wie sie sich mit seinem Blut füllte. "Das müsste reichen, damit die im Krankenhaus wissen, was sie brauchen", meinte Pitú, sie kannte sich ein wenig mit solchen Dingen aus. Man hatte ihr eben etwas Nachhilfeunterricht gegeben. Baron verzog nicht einmal das Gesicht, er beklagte sich nicht, sie hatte sich zumindest etwas gebückt und so hatte er nun Einblick in ihr Dekolleté, wieso sich also beschweren? "Glotzt du ihr da gerade in den Ausschnitt, Baronklon?" wollte Malbec wissen, wenn ja, bekam der Typ gleich erst einmal eine geschmiert. "Ja, denkst du, ich schau ihr in die Augen, wenn sie hier halbnackt herumrennt? Du Träumer, das schaffst du ja selbst nicht." Zack, hatte der Mann ein blaues Auge. "Begaff meine Freundin nicht, dass, was du vorhin gesehen hast, reichte schon!" "Pitúleinchen, kannst du deinem Möchtegernmacho mal sagen, dass er das lassen soll? Das kitzelt so..." Pitú seufzte. "Halt einfach den Mund, oder wir stopfen ihn dir wieder, so einfach ist das!" "Keiner stopft ihm den Mund, kapiert?!" Die Augen der Anwesenden - einschließlich Michaels - waren nun auf die Tür gerichtet, in der eine Frau mit schwarzen Haaren und rotbraunen Augen stand, die eine Waffe auf die Blondine gerichtet hatte. "Wurde ja auch mal Zeit, dass du auftauchst, du unnützes Weib!" "Motz mich nicht so an, ich war doch nur schnell in der Apotheke, um dir was zu holen, wegen deinen Verletzungen!" "Eben, das hättest du auch früher machen können!" "Und ich dachte immer unsere Beziehung wäre harmonisch", ergriff Pitú kopfschüttelnd das Wort, bevor sie schnell handelte und zu ihrer Waffe hechtete, die sie sogleich auf die 20-jährige richtete. "Raus aus meiner Wohnung!" "Das ist auch meine Wohnung!" Malbec zog sich erst einmal hastig seine Shorts an und ergriff dann ebenfalls seine Waffe. "Also raus hier!" "Oh, Malbec, du hättest dir nichts anziehen brauchen, so gefällst du mir viel besser..." "Red keinen Stuss, du Waschweib, das Weichei hat dir nicht zu gefallen!" "Hört ihr euch noch reden? Wie hältst du es bloß mit ihm aus, Ichigo?" Das wollte die Blondine jetzt aber wissen, war die denn völlig übergeschnappt? "Ich bin nicht Ichigo. Ichigo schläft einen tiefen Schlaf, Süße... So, wie du gleich!" Mit diesen Worten hatte sie auch schon abgedrückt und eine Kugel in Richtung Pitú abgefeuert. Ein weiterer Schuss ertönte, welcher aus Malbecs Pistole gekommen war. Ein Klirren war zu vernehmen und beide Kugeln schlugen in der Wand zu Pitús Rechten ein. Überrascht starrte Lumassina ihren Schwager in Spe an. Er hatte doch tatsächlich die Kugel aus der Bahn geschossen. "Schieß noch einmal auf sie und du bist tot!" "Macht Daisuke los und hier schießt keiner mehr." Malbec warf einen fragenden Blick zu Pitú, welche den Kopf schüttelte. "Wir verhandeln nicht mit dir, das ist unsere Wohnung und du bist hier unerlaubterweise eingedrungen. So was nennt sich Einbruch und wird strafrechtlich verfolgt, Süße." "Klar und jetzt wollt ihr mich anzeigen, ja?" "Nicht nötig, ein Anruf reicht und du wirst hier gleich abgeholt... Mir fallen jetzt alleine spontan 2 Leute bei der Polizei ein, die sich sicher darüber freuen würden." Ja, ganz sicher wären Wataru und Sêiichî hocherfreut darüber, wenn diese Kriminelle endlich hinter Gitter käme. "Soll ich jetzt Angst haben? Ich sag dir mal was: Ihr seid Mörder, genau wie wir, meine Lieben. Und Erpresser und so weiter... Schaut euch doch einfach nur mal an, was ihr mit ihm hier gemacht habt." Sie nickte in Richtung Baron. "Schon alleine dafür wandert ihr ein paar Jahre ins Kittchen und jetzt erzählt mir nicht, dass eure tollen Freunde bei der Polizei euch nicht eigentlich schon längst auf den Fersen sind." Pitú verzog verärgert das Gesicht. "Stell uns nicht mit euch gleich, wir stehen weit über eurem Niveau!" "Ja, vielleicht über meinem, aber wohl kaum über Daisukes, nicht wahr? Er steht über dir, Schwester, du hast einmal im Leben gegen jemanden verloren, sieh es ein! Du hast gegen etwas verloren, das mir gehört, wie fühlt sich das an? Jetzt weißt du, wie es ist, ständig im Schatten jemand anderes zu stehen..." Der Raum wurde von einem psychopathischen Lachen erfüllt, das ganze hier glich einem Horrorfilm doch gespenstisch. Eben dieses Lachen wurde von einem Schuss zerschnitten, welchen Malbec abgegeben hatte. Er hatte sie an der Schulter gestreift, sodass sie in ihrem Lachen innehielt und perplex ihren Arm musterte, an dem nun das Blut hinunterlief. "Du dumme Pute, sei gefälligst nicht so unvorsichtig!" fuhr Baron seine Verlobte an. "Du bist schwanger, kapier's endlich und mach nicht solchen Scheiß!" "Du bist schon wieder schwanger?" wollte Pitú nun wissen. Wenn ja, war das jetzt ihr 2. Kind, das erste war ein Junge namens Shiro. "Ja, bin ich", antwortete die 20-jährige bissig. "Im 5. Monat, wird wieder ein Junge..." "Herzlichen Glückwunsch..." Gerade lächelte die Blondine fast schon sanft. Sie ertappte sich dabei, dass sie für einen Moment wieder zu Makoto mutierte, doch so was ließ sie nicht kalt. Sie selbst wäre ja vor nun fast einem Jahr beinahe Mutter geworden. "Ich hoffe, Tsubakiro schläft durch, nicht so, wie Shiro. Ich sterbe, wenn ich nachts ständig aufstehen muss.." Was war denn jetzt kaputt? Sie redeten ganz normal? Ichigo kam wohl anscheinend langsam durch. "Hast du eine Meise? Du bist nicht hier, um einen Kaffeeklatsch mit deiner lieben Schwester abzuhalten, du dumme Kuh!" "Ist ja gut, ich hab's verstanden, brüll nicht so!" Gut, anscheinend kam Ichigo wohl doch nicht durch. Pitú schaltete und legte den Lauf ihrer Waffe an Barons Schläfe. "Verschwinde, ich will keinem ungeborenen Kind wehtun." "Ich gehe nicht ohne ihn!" Sie wollte also einen auf stur machen, das konnte die Zauberin auch. "Dein Dickschädel bricht dir noch irgendwann das Genick." Sie legte den Finger an den Abzug und blickte Lumassina selbstsicher in die Augen. "Mach ihn eben los, Darling", kam es von Malbec, der sich hinter den Stuhl kniete und die Fesseln des Pathologen aufknotete. "Was tust du denn da?" "Wir brauchen ihn nicht mehr, lass ihn doch gehen." "Aber-´´ "Denk an Shiro und Tsubakiro, deine Neffen. Die brauchen einen Vater und können schließlich nichts dafür, dass ihr Vater so ein Mistkerl ist." Sie ließ ihre Waffe sinken und man sah ihr an, dass sie von sich selbst schockiert war. "Du hast natürlich Recht..." Baron erhob sich rasch und kam mit einem dreckigen Grinsen etwas auf Pitú zu. "Bis bald, mein kleines Flittchen..." Er zog sie an sich und drückte ihr seine feuchten Lippen auf. Seine Hand wanderte unter ihr Nachthemd und zwischen ihre Beine, sodass sie empört die Augen aufriss und ihm ein weiteres Mal kräftig zwischen die Beine trat. Er zuckte kurz und ließ von ihr ab. Malbec war sofort an Pitús Seite und drückte sie beschützerisch an sich. "Fass sie nicht an, hab ich gesagt!" fauchte er, die Zornesröte in seinem Gesicht konnte nicht einmal von einem Farbenblinden übersehen werden. Baron lachte kurz auf und wandte sich dann ab. "Warte noch", hielt Pitú ihn auf. Sie ging hinüber zum Nachttisch, hob etwas auf und warf es dem Blauäugigen zu. "Bring das Blut ins Krankenhaus." "Warum sollte ich? Damit das Leben meines Erzfeindes in Sicherheit ist? Ich bin doch nicht bekloppt." "Du willst genau so wenig, wie wir, dass er stirbt, ist doch so... Wen hättest du denn dann noch, wenn er tot ist, mh? Du brauchst jemanden, den du bekämpfen kannst, das ist nun mal so, also bring es ihm schon." Der Mann gab ihr keine Antwort, sie musste nicht wissen, dass er tatsächlich auf irgendeine kranke Art und Weise an seinem Erzfeind hing. "Ich denk nicht dran." Trotzdem steckte er das Fläschchen in seine Hosentasche und drehte ihnen den Rücken zu. ,Ich werd's da anonym abliefern. Dieses kleine Flittchen hat verdammt Recht, ohne Toyotomi hätte ich keine Lebensaufgabe mehr...' Das war doch wirklich schockierend. Seit 23 Jahren bekämpfte er diesen Toyotomi nun schon und erst jetzt erkannte er, dass ihm das fehlen würde. Er kam sich gerade etwas verweichlicht vor, wie er da an Toyotomi hing, also holte er aus und verpasste seiner Verlobten erst einmal eine schallende Ohrfeige. "Du unnützes Miststück! Ich wette, du warst gar nicht in der Apotheke, sondern irgendwo bei einem Kerl!" "Spinnst du?!" mischte Malbec sich ein. "Man schlägt keine Frauen und schon gar nicht, wenn sie schwanger sind, du Armleuchter!" "Halt dich da raus, du Ich-lass-mein-Mädchen-oben-sein-wenn-sie-will-Faschingsclown!" "Das sagt gerade der Richtige, mein liebes Barönchenklönchen!" "Antikonflikt, Jungs!" wollte Pitú die beiden auseinander halten, doch es war schon zu spät. Sie drückten sich gegenseitig die Waffen gegen die Stirn und blicken sich grimmig in die Augen. "Ihr seid schlimmer, als ein Sack Flöhe, ehrlich wahr..." Die 18-jährige schüttelte den Kopf. Lumassina packte ihren Verlobten einfach am Handgelenk und schleifte ihn hinter sich her aus der Wohnung, ohne irgendein Wort zusagen. Malbec und Pitú standen nun da wie bestellt und nicht abgeholt und blickten den beiden hinterher. Eine peinliche Stille breitete sich aus, wie ein beklemmender Schleier. Diese wurde plötzlich von dem Klingeln des Telefons durchbrochen, was beide zusammenschrecken ließ. Die Blondine nahm den Hörer ab. "Kiritani?" "Was um Himmels Willen treibt ihr denn so lange?!" erklang eine verärgerte Frauenstimme am anderen ende der Leitung. "Wir sind hier im Krankenhaus, die Ärzte sagen, Ryuji ist ins Koma gefallen und war macht ihr?! Ich wette, ihr macht's noch mal gemütlich, was?" Oha, war die aber sauer. "Vermouth, beruhige dich bitte erst mal", startete Pitú einen kläglichen Versuch. "Mich beruhigen?! Sag mal, sonst geht's dir noch gut, ja? Warte mal... Aiyako will dich sprechen." Sie gab den Hörer an die Rothaarige weiter. "Hallo, hier ist Aiyako", begrüßte man sie, die junge Frau klang zu Tode betrübt. "Hallo... Wie geht es ihm?" "Er liegt im Koma, sie meinten, er ist nicht besonders stabil." Ein Schluchzen kam über ihre Lippen. "Keine Angst, wir haben Baron geschickt, der bringt das Blut." "Baron? Nein, der doch nicht. Der will ihn doch am Liebsten tot sehen, dieser Unmensch..." "Glaub mir, der macht das. Vertrau mir, Aiyako... Ryuji wird wieder gesund, das verspreche ich dir." "Woher willst du das denn wissen? Er kann dabei auch sterben, dann bin ich ganz alleine... Ich habe Angst um ihn, wenn er stirbt, ich weiß nicht, wie ich ohne ihn weiterleben soll." "Gott bewahre, aber für den Fall, dass das passiert..." Sie nahm Malbecs Hand in ihre und verhakte seine Finger mit ihren. "...Selbst das ist zu überwinden, man kann alles schaffen." "Sofern man stark ist und viel verkraften kann... So, wie du, Makoto. Aber ich bin nicht stark. Ich bin so schwach, dass er jetzt im Sterben liegt, bloß, weil ich ein bisschen Sex hatte..." Sie war so mit den Nerven am Ende, das konnte man ihr anhören. Die Tränen rannen der 22-jährigen über die Wangen und benetzten den Boden zu ihren Füßen. "Ich brauche ihn, wenn er geht, gehe auch ich..." "Aiyako, denk an deine Freunde. Wie würden Wataru und Zen ohne dich dastehen? Ihr seid doch quasi eine Familie, die sich immer gegenseitig geholfen hat. Du hast doch noch die beiden und uns, deine Freunde." "Meine Freunde? Wer soll das sein?" "Na Koichi, Chris, Sêiichî und ich. Wir wollen nicht, dass dir was passiert, das musst du doch schon gemerkt haben, Dummerchen." "Das war doch reines Mitleid. Ich bin an allem Schuld, verdammt, ich bin echt ein Unglücksbringer... Wozu hab ich mit ihm geschlafen, wenn es doch eh nichts bringt? Ich bin und bleibe eben nutzlos, ganz egal, was kommt..." "Aiyako, du enttäuschst mich. Du klingst, wie Zen, das gefällt mir nicht. Ich hab dich nicht so kennen gelernt, sondern als offene, junge Frau, die immer erhobenen Hauptes ihren Weg gegangen ist. Was ist los mit dir, glaubst du, du bist unnütz, nur, weil du über dein Trauma hinwegkommen wolltest? Ich fand das, wenn ich ehrlich bin, ziemlich mutig von dir. Ich meine, du wolltest etwas tun, das zeigt, dass du dich noch nicht aufgegeben hast, wirf das nicht weg, denn dann war wirklich alles umsonst." "Gibst du sie mir mal?" fragte Malbec mit ruhiger Stimme. Man gab den Hörer weiter. "Hey, Aiyako, ich bin's, Koichi. Lass dich nicht so hängen. Wir machen alle Fehler, keiner ist perfekt. Ryuji wird schon wieder, der ist doch zäh, weißt du doch. Und ich meine schau mal... Du sagtest, er habe dir gesagt, dass er dich liebt?" "Ja, hat er, aber ich denke, damit wollte er mich nur beruhigen, ganz einfach beruhigen." Das hatte sie sich eingeredet. Er hing an ihr und wollte ihr deswegen keine unnötigen Sorgen bereiten. "Er kann mich nicht lieben, das ist nun mal so." "Nein, nein. Ich glaube eher, dass du ihn nicht lieben kannst. Hast du dich vielleicht in Sêiichî verschossen, oder was?" Das war wieder typisch für ihn, er war in manchen Momenten wirklich taktlos. "Nein, hab ich nicht..." Sie seufzte. "Klar bedeutet er mir jetzt was, aber eben nur als Freund. Ryu ist mehr für mich. Ich will mit ihm zusammen sein und ihn einfach um mich haben. Ohne diese ganzen Probleme, ist das nicht verrückt? Ich würde ihn am liebsten wirklich heiraten, dann wären auch Ryuji und Aiyako verheiratet und nicht nur Seiji und Aya." "Dann lohnt es sich doch, zu hoffen. Du kannst hoffen, dass er aufwacht und dann fragst du ihn, ich bin sicher, er lehnt nicht ab." "Das sagst du so einfach... Was, wenn er nein sagt? Er hasst mich dafür, dass ich das getan habe, Koichi. Er hasst Sêiichî dafür, dass er das getan hat und es ist bloß meine Schuld." "Das wirst du sehen, wenn er aufwacht. Er war auf Drogen, da sagt man Dinge, die man nicht so meint, das wird nicht so gemeint gewesen sein..." Im Hintergrund waren Schritte und eine Männerstimme zu vernehmen, Aiyako hielt für einen Moment den Hörer von sich. "Koichi? Ich muss Schluss machen, der Arzt meint, ein Mann habe das Blut vorbeigebracht und sie beginnen jetzt mit der Transfusion!" Sie klang erleichtert, sogar ein wenig optimistisch, was ihm ein leichtes Lächeln auf die Lippen zauberte. "Lass dich nicht aufhalten, alles Glück der Welt von mir und Makoto, bis dann!" Er legte auf und drehte sich grinsend zu seiner Freundin herum. "Und?" wollte diese wissen, war schon ganz angespannt. "Sie meinen, er ist nicht stabil, aber jetzt warte... Baron hat wirklich das Blut da hingebracht!" "Was hab ich gesagt?! Was hab ich gesagt, mh?!" Sie war völlig aus den Häuschen und sprang ihn mit einem Satz an. Er drückte ihren Körper dicht an sich. "Ja, du bist die Beste!" Nicht nur sie war aus dem Häuschen, das konnte ja was werden. "Jetzt können wir nur noch auf die Medizin vertrauen...", erwiderte sie. "Hoffen wir, dass diese Quacksalber seit dem Tod meiner Mutter ein wenig hinzugelernt haben." Unterdessen saß Aiyako im Warteraum vor dem OP. Es war bereits 4 Uhr morgens und sie war einige Male von Chris und Sêiichî zur Ordnung gerufen worden, sie solle doch nach Hause gehen. Aber nein, das wäre das Letzte, was sie jetzt tun würde. Ihr Gesicht sollte das Erste sein, das er mit seinen helllilanen Augen erblickte, wenn er endlich wieder erwachte. Die 22-jährige machte sich noch immer schreckliche Vorwürfe, da konnte selbst gutes Zureden nicht viel daran ändern, es war ihrer Meinung nach nun mal so. Sie war vertieft in ihre Gedankenwelt, bis sich eine Tür öffnete und ein Arzt auf sie zugeschritten kam. "Frau Aya Akibahara?" Beinahe hätte sie ihn korrigiert, doch das wäre nicht sehr ratsam gewesen, sie kannte den Mann. Er gehörte, genau wie die meisten Angestellten dieses Krankenhauses, ebenfalls zur Schwarzen Organisation. "Ja, wie geht es ihm?" "Außer Lebensgefahr und stabil, also vorerst kein Grund zur Sorge." Die Rothaarige atmete erleichtert auf, doch der Mann musterte sie prüfend. "Sie sehen mir auch etwas malträtiert aus, meine Gute." "Nein, nein, Sie müssen sich irren." "Na hören Sie mal, ich irre mich doch nicht! Das Blut auf Ihrer Kleidung... Woher stammt das?" "Das ist seines", antwortete sie und drehte ihr Gesicht etwas weg, er musste ja nicht sehen, dass sie kurz davor stand, zu weinen. Der junge Arzt - verdammt jung für seinen Beruf, wie es schien - zog die Frau an sich und umarmte sie sanft. "W-was tun Sie dann da?!" "Pscht, Aiyako, ich bin's, Zen. Chris hat mich verkleidet, ich soll ein wenig auf dich achten." War sie denn jetzt von allen guten Geistern verlassen? Zen sollte auf sie aufpassen? Das war der Witz des Jahres. "Geh nach Hause, Zen. Kleine Jungs sollten schon längst schlafen." "Ich bin kein kleiner Junge, ich bin 17 Jahre alt." Sie seufzte. "Du kannst aber nicht auf mich aufpassen. Schau doch mal, wenn er jetzt wirklich stabil ist, warum solltest du dann auf mich achten müssen?" "Weil ich jemanden gesehen habe, dessen Anwesenheit dich nicht freuen wird..." Zen schluckte, man konnte ihm ansehen, dass er vor etwas ziemliche Angst zu haben schien. "Und wer soll das sein? Baron? Lumassina?" "Perricone." Sie hielt für einen Moment im Atmen inne. "Was hast du gesagt?" "Ich sagte, Perricone ist hier." Die 22-jährige schob den Jungen beiseite und ging zur Rezeption. "Wo bitte liegt Seiji Akibahara?" "Wer will das wissen?" Hilfe, die Frau hinter dem Schreibtisch war ja die japanische Ausgabe einer Walküre. "Seine Frau, Aya Akibahara." "Ah, Neretta-chan. Zimmer 54 auf der Intensivstation, das findet man schnell." Sofort stürmte sie los, Zen, verkleidet als Eichi Fukoyama, war ihr dicht auf den Fersen. Sie riss die Tür seines Krankenzimmers auf und fand ihn in einem Krankenbett vor. Er schlief. Aiyako trat näher und ließ sich auf einen Stuhl neben dem Bett sinken. Sie nahm die Hand Ryujis in ihre und legte den Handrücken gegen ihre Wange. ,Wach bitte wieder auf...' Nicht den Bruchteil einer Sekunde später hörte sie ein Klicken und spürte, wie ein harter, metallischer Gegenstand gegen ihre Schläfe gedrückt wurde. "Weg da, mach Platz", fauchte die schwarzhaarige Frau, und verlieh ihren Worten noch Ausdruck, als sie mit böse funkelnden Augen auf die Rothaarige herabsah. "Ich denke nicht daran!" Sie würde doch nicht von seiner Seite weichen, nur weil sie es von dieser Person gesagt bekam. "Ich sagte, du sollst da weggehen, Neretta!" "Hast du was auf den Ohren? Ich sagte doch, ich denke nicht daran!" "Hallo, Perricone", meldete sich Zen zu Wort. Er kannte diese Frau sehr gut und hatte immer Respekt vor ihr gehabt. Die 25-jährige wandte dem Jungen ihr Gesicht zu, ihr Gesichtsausdruck wechselte schlagartig in etwas Erfreutes. "Cousinchen! Das ist ja eine Überraschung, dich hier anzutreffen." Eigentlich war Perricone keine herzlose Frau, sie hatte ihre Leute, die sie ins Herz geschlossen hatte und Zen gehörte eben dazu. "Was machst du denn hier, Hana?" "Ich wollte nur Ryuji besuchen, weil mir zu Ohren kam, dass er durch die dumme Aktion eines ziemlichen Miststücks schwer verletzt wurde. Tja, da er mir nicht ganz egal ist, hab ich mich eben auf den Weg gemacht." "Meintest du mit ziemlichem Miststück gerade mich, meine Liebe? Hängst du seit Neuestem nicht mehr an Koichi und versuchst, den armen zu verführen, wo du weißt, dass er leidet und an Makoto denkt?" Sie konnte sich diese Frage einfach nicht verkneifen, sie war durchaus berechtigst, wie sie fand. "Ich muss nicht dir antworten, die du dich von Cognac hast verführen lassen, also zügle deine Zunge!" "Aber ist doch so. Und jetzt, wo du eine Abfuhr gekriegt hast und es nicht einmal schaffst, Makoto umzubringen, schmeißt du dich an Ryuji, das kann ich ja leiden. Bist du so billig, oder tust du nur so?" Perricone musste lachen, Neretta war aber auch wirklich gerade naiv. "Süße, denkst du eigentlich, dass du die Einzige bist, die jemanden betrügen kann?" Wie meinte sie denn das wieder? Die Rothaarige war verwirrt, was sich in ihrem Blick widerspiegelte. "Jetzt hör endlich auf mit der Geschichte, ich bereue es ja schon zutiefst, aber betrogen hab ich ihn damit nicht, nein. Wie kann man jemanden betrügen, mit dem man nicht zusammen ist? Erklär mir das." Nun hielt sich das Model den Bauch vor lachen, das war zu viel für sie. "Weil unser lieber Bourbon hier schon seit geraumer Zeit eine kleine Affäre mit mir hat und auch so macht es den Anschein, als wurde da Cognac Nummer 2 geboren!" "Wenn das ein Scherz sein soll, ist er gar nicht witzig!" Die junge Frau wurde mit einem Mal weiß im Gesicht. "Es ist kein Scherz, glaube mir. Deshalb machst du jetzt auch Platz, damit er nicht dein Gesicht zuerst sehen muss, sonst bekommt er ja ´nen Schock und fällt gleich wieder ins Koma." "Sei doch still, ich bin immerhin nicht so billig, wie du!" "Das sagst du, nachdem du was mit dem hattest, oh je. Kindchen, der Mann geht schon fast als männliche Hure durch, aber bei dir wundert mich gar nichts mehr." Mit einem Satz war Neretta aufgesprungen und hatte der 25-jährigen die Waffe aus der Hand geschlagen. "Rede nicht so über Cognac, oder du kriegst kräftig eins auf deine schöne Visage, Fräulein!" Die Blondine hatte sich dazu entschieden, noch einmal zum Krankenhaus zurückzukehren, sie war sich nicht ganz sicher, ob es die beste Lösung des Problems war, wenn man Zen auf Aiyako achten ließ. Dieser spezielle Gang der Intensivstation war nun erfüllt von Schritten, die sich Ryujis Zimmer näherten. Schon von weitem konnte sie 2 ihr bekannte Frauenstimmen ausmachen, die sich heftig in den Haaren zu liegen schienen. Die 29-jährige lauschte für einen Moment, als es sie packte und sie wie von der Tarantel gestochen die Tür aufriss, um der Frau, die soeben diesen Kommentar über ihren Freund abgelassen hatte, von Angesicht zu Angesicht gegenüber zu stehen. "Verzeihung, wenn ich die nette Konversation unterbreche, aber Perricone, my Darling, ich sollte dich für das, was du eben gesagt has, gewaltig durch den Fleischwolf drehen." "Sieh mal einer an, Vermouth." Ein fieses Grinsen war ihr gegeben. "Jetzt versuch nicht, mich vom Gegenteil zu überzeugen. Wo ist denn dein toller Freund? Mal wieder seine Wanhsinnsfreundin mit irgendwelchen Schnepfen betrügen?" "Er ist zu Hause und schläft, wenn du's genau wissen willst." "Ja, schläft höchstwahrscheinlich mit irgendwelchen Aiyakos." "Halt einfach deinen vorlauten Schnabel, du hast doch keine Ahnung, von was du hier sprichst!" Das war ja eine angenehme Situation, in der sich Zen befand. Er stand hier zwischen den Fronten, das mochte ihm irgendwie gar nicht gefallen. ,Wataru', rief er seinen Freund in Gedanken, ,wo steckst du?' "Meide Informationen über ihn reichen aus, dass ich behaupten kann, dass ich sehr wohl Ahnung habe. Weißt du, ich habe da zuverlässige Quellen..." "Na und? Dann hast du eben was gehört, das ist mir doch egal. Er hat sich geändert, das is, was zählt." Die Schwarzhaarige brach in erneutes Gelächter aus. "Natürlich und Schweine können fliegen. Als nächstes willst du mir weismachen, dass er dich liebt, nicht wahr? Du bist so blind, der Kerl nutzt dich doch nur aus, dich und deine Berühmtheit, ganz klar." Kaum hatten diese Worte ihre Lippen verlassen, spürte sie auch schon Vermouths flache Hand auf ihrer Wange. "Mach den Mund zu, oder überlege, bevor du sprichst! Ich glaube so langsam, dass du einfach nur eifersüchtig bist, meine Liebe. Schau dich an, du hast es nötig, hier aufzutauchen und alle zu nerven, ja? Dein Ego bedeckt anscheinend die halbe Welt und es stinkt zum Himmel." "Schon mal in den Spiegel gesehen? Wessen Ego ist hier wohl das größte, mh? Du kannst mich nicht von meiner Meinung abbringen, er ist und bleibt einfach unter deinem Niveau, das enttäuscht mich ein wenig." "Gerade du redest von Niveaulosigkeit, der war gut. Ich erinnere dich daran, was du mit Koichi abgezogen hast, you know? Das war ja wohl niveauloser, als meine Beziehung, die dich eigentlich wirklich überhaupt rein gar nichts angeht!" Perricones Mundwinkel zuckte, was ein Anzeichen dafür war, dass sie wahrscheinlich gleich ausrasten würde. "Was zwischen Koichi und mir war, oder auch nicht wahr, spielt hier keine Rolle!" "Also ich finde es schon witzig, dass du es nötig hast, dich an einem Jungen zu vergreifen, der sein Gedächtnis verloren hat, obwohl du wusstest, dass er litt und nur an Makoto dachte. Kannst du mir jetzt noch ins Gesicht sehen und behaupten, du bist besser, als ich?" "Nein, du bist ja auch perfekt! Soll ich dir was sagen? Ja, ich bin eifersüchtig und das bin ich auf euch alle beide! Schau dich an, du bekommst doch alles, was du willst, du verwöhntes Miststück! Und Nerettaleinchen bekommt Ryuji, weil er sie ja so sehr liebt, wo ist das fair?!" Die Blondine zog die Augenbrauen zusammen, mit so etwas hatte sie jetzt nicht gerechnet. "Makoto darfst du nicht vergessen, auf die bist du ja wohl am eifersüchtigsten." "Makoto... Pah! Dieses kleine blonde Engeslskindchen, bei der vergeht mir alles!" "Hana, bist du Daisuke heute schon mal über den Weg gelaufen?" wollte Zen wissen, es interessierte ihn jetzt doch, ob seine Cousine den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sah. "Nein, bin ich nicht, was hat der jetzt mit der ganzen Sache hier zu tun?" "Meine Kleine hat ihn zusammen mit Malbec ein wenig alt aussehen lassen, that's it." Vermouth stieß einen leicht überheblichen Lacher aus. "Ich hab sie vorhin von zu Hause aus noch mal angerufen, dein Cousin ist halbtot." "Das ist für den mal gar nicht so schlecht", kommentierte Perricone mit einem Kopfschütteln, "der hat so was doch mal wirklich nötig, dass man ihm den Kopf wäscht." Ein Grinsen wurde auf dem Gesicht der Schauspielerin sichtbar. Sie bekam gerade Lust darauf, diesem Vergewaltiger mal die Leviten zu lesen. Ein Laut, der sehr nach einem Stöhnen klang, weckte die Aufmerksamkeit der 4 Personen auf sich. Ryu schien langsam aufzuwachen, sodass man für einen Moment seine Streitereien vergaß und schnell an sein Bett eilte. Er blinzelte und sah dann in 4 gespannte Gesichter. "Wo bin ich...?" Aiyako stiegen die Tränen in die Augen und sie drückte instinktiv seinen Kopf an ihren Oberkörper und weinte. "Ryu, du Baka! Du blöder, blöder Baka!" Der 23-jährige verstand nichts, wurde nur etwas rot, da sie ihn an ihre Brust drückte. "Neretta, lass das, das ist ja fast schon peinlich", meinte Perricone und verdrehte genervt die Augen. Vermouth stieß der Jüngeren unsanft in die Rippen. "Lass sie!" "Was findet denn hier für eine Versammlung statt?" wollte Ryuji wissen, der Aiyakos Umarmung nun sanft erwiderte. Er ließ den Blick über die Anwesenden schweifen, bis seine Augen auf Perricone ruhten. "Hallo." Sie nickte. "Ich hab's ihr erzählt, Ryuji, du musst dich nicht verstellen." Der junge Mann schluckte und wandte sein Gesicht wieder der Detektivin zu, die niedergeschlagen wirkte. "Ich..." "Schon gut, du musst vor mir keine Rechenschaft ablegen, du bist frei und kannst tun und lassen, was du willst..." Der junge Mann senkte resigniert den Kopf. "Gomen... Ich bin doch echt bescheuert. Da mach ich solchen Mist, wenn du einmal... Und ich? Ich tu das schon seit einem halben Jahr. Bitte verzeih, ich wollte dich nicht verletzen..." "Schon gut." Sie nahm seine Hand in ihre und sah ihm tief in die Augen. "Ich werde einfach gehen. Ausziehen oder so, du musst keine Rücksicht auf mich nehmen, das kann ich nicht von dir verlangen." "Du willst ausziehen?!" Er sah sie geschockt an und zog sie blitzartig an sich, umarmte sie fest. "Bitte nicht, Aiyako, bitte nicht! Ich will dich bei mir haben, ich kann damit aufhören, wenn du willst, ehrlich!" Er strich ihr über die Wange, man konnte in seinem Blick erkennen, wie sehr er an ihr hing. "Ich liebe dich und ich will dich bei mir haben, bitte geh nicht..." "Du liebst sie, das kann ja jeder sagen", meinte Perricone, sie war schließlich auch noch da, würde sich nicht ignorieren und obendrein schon gar nicht ersetzten lassen. "Sweetheart, sei doch einfach mal still. Oder geh am besten, du bist schließlich nicht unschuldig an diesem Gefühlschaos." Wie Vermouth dieses Weibsbild doch verabscheute. "Face it, Hana, you can't exceed either Aiyako, nor Makoto, nor me!" "But I can always try!" Mit diesen Worten rauschte die Schwarzhaarige aus dem Krankenzimmer, das konnte sie sich einfach nicht mehr geben. "Die lernt's nicht mehr", seufzte die Blondine und schloss die Augen. Perricone bebte vor Wut, was bildete die sich eigentlich ein? Nur weil sie etwas erfolgreicher war, als sie, war sie noch lange nicht die allerbeste. Sie als Model hatte auch Karriere gemacht und befand sich mit ihren 25 Jahren im besten Alter, wogegen Chris Vineyard immer älter wurde und sicherlich bald abgeschrieben war. Die Frau stieg in ihren Mercedes und schnallte sich an, bevor sie den Motor startete und wenige Augenblicke später losfuhr. Toya saß mit Kari bei sich zu Hause und spielte mit ihren Haaren. Der 19-jährige war immer scheu gewesen und hatte weibliche Wesen gemieden, bis auf diese beiden, die er schon seit dem Kindergarten kannte. Makoto war immer für ihn da gewesen, sie war quasi wie eine Schwester für ihn, doch Kari, Kari hatte es ihm angetan. Er ließ sich alles von ihr gefallen, traurig, aber wahr. Der einzige Punkt, in dem er eigen war, war, dass er sie liebte und ein Abkommen mit ihr getroffen hatte, welches besagte, dass er bei ihr blieb, wenn sie mit ihm schlief. Die 19-jährige hatte sich über die Jahre von ihm abhängig gemacht, sie konnte praktisch ohne ihn nicht mehr überlegen, weswegen sie eingewilligt hatte. Er strich mit der Nasenspitze über ihren Hals, bevor er begann, dort kleine Küsse zu verteilen. "Wie du heute wieder riechst..." "Ich rieche doch immer so gut", erwiderte sie und verdrehte leicht die Augen. Sie war unglaublich eingebildet, ohne Zweifel. "Stimmt..." Er drückte sie mit dem Rücken aufs Bett nieder und sah ihr von oben tief in die Augen. "Du bist insgesamt wunderschön, du riechst nicht nur gut..." Vielleicht war er ja auch einfach nur oberflächlich? Er kam nicht von diesem Mädchen los, wie sehr er es auch versuchte. "Du musst mir das nicht dauernd sagen, hier hängen Spiegel, Toya." "Gomen", hauchte er in ihr Ohr, bevor er diesem besondere Beachtung zukommen lies. Kari schloss die Augen. Er machte das inzwischen recht gut, das musste sie zugeben und doch blieb es für sie ohne Gefühl. Als sie die Augen wieder aufschlug, entkam ihr ein Schrei des Entsetzens, sodass Toya zusammenzuckte und sie ihn rasch wegstieß. Perricone stand auf einmal mitten im Zimmer und sah nicht sehr glücklich aus. "Hana, was tust du denn hier, verdammt? Schleich dich doch nicht so an, Toyas hübsches, kleines Haus hat doch ´ne Klingel!" "Entschuldigt, wenn ich euch störe, aber ich komme gerade aus dem Krankenhaus." "Wieso, was ist denn passiert?" fragte die Millionärstochter. "Hattest du eine Schönheits-OP?" Dem Model entfuhr ein leises Grummeln. "Nein, hatte ich nicht, stell dir vor..." Kari besah sich die Frau vor ihr genauer. "Stimmt, du bist noch genau so faltig wie vorher." "Zügle deine Zunge", zischte sie dem Mädchen zu, welche abwehrend die Hände hob. "Schon okay, ich verstehe dich auch, ohne dass ich geduscht werde, wenn du sprichst, du spuckst." Toya sah schon, dass sich da etwas anbahnte, also drückte er dem Mädchen die Lippen auf, um sie zum Schweigen zu bringen und blickte die 25-jährige dann fragend an. "Also, was war nun?" "Neretta, dieses Flittchen war mit Cognac in der Kiste und Bourbon ist abgegangen, wie sonst was, noch Fragen?" Sie lachte kurz kalt auf. "Der Baka hat sich ´ne Dröhnung gegeben und ist so zu meinem Cousin gegangen... Er lag im Koma und da kam Neretta mit Nerolchen und wenig später auch noch Vermouth, echt schlimm..." Kari begann demonstrativ zu würgen. "Neretta ist ja schon unter meiner Würde, aber Vermouth?" Das Mädchen schüttelte den Kopf. "Aber Chris Vineyard ist doch dein Vorbild", mischte sich Toya ein, Kari hatte ihn von der Organisation in Kenntnis gesetzt, er steckte zum Glück nicht mit denen unter einer Decke. Sofort strafte man ihn mit einem bösen Blick und seine Frage blieb unbeantwortet. Der 19-jährige zog die Augenbrauen zusammen. "Bekomme ich eine Antwort?" "Nein!" Sie wandte ihren Kopf von ihm ab und blickte Perricone fragend an. "Was war dann?" Jetzt reichte es aber! Er ließ sich immer alles von ihr gefallen, sie brüllte ihn an, nutzte ihn aus und verletzte ihn, doch nun wollte er das überwinden. Makoto hatte ihm oft gesagt, dass sie nicht gut für ihn war, er solle sich von ihr trennen und von ihr loskommen, doch er hatte niemals die Courage dazu gehabt. Der Junge ergriff die Schulter seiner Freundin und drehte sie zu sich herum. "Toya, würdest du mich bitte nicht stören, ich habe Hana etwas gefragt und nimm deine Hand weg, du bist ja richtig grob." "Weißt du, das ist mir gerade ziemlich egal. Ich habe darauf keine Lust mehr, Kari, wie du mich behandelst, das schlägt echt dem Fass den Boden aus! Ich weiß, ich habe das schon einmal gesagt und dann gekuscht, aber diesmal meine ich es ernst... Ich verlasse dich, du kannst dir einen Neuen suchen, der dir aus der Hand frisst, ich werde es jedenfalls nicht sein!" Karis Augen weiteten sich in Überraschung. Hatte sie sich soeben verhört? "Entschuldige, ich glaube, ich habe dich nicht ganz verstanden." "Doch, das hast du und ich meine das durchaus ernst! Ich brauche dich nicht, das ist mir klar geworden. Ich kann mich neu verlieben, in jemanden, der mich auch liebt und dann komme ich von dir los, ganz sicher!" Das Mädchen mit den lilanen Augen lachte auf, sie schien das verdammt komisch zu finden, bevor sie ihn am Kragen packte und ihm direkt kalt in die Augen sah. "Wer will dich denn, kannst du mir das sagen? Deine Makoto hat einen Freund, die will dich ganz sicher nicht. Ich bin doch die Einzige, der du halbwegs wichtig bist, sonst niemandem. Sieh es ein, Toya, du bist nutzlos, nur dafür gut, dass du mir zur Seite stehst, so war es seit dem Kindergarten" Perricone sah die Jüngeren überrascht an. "Kari, du behandelst ihn wirklich nicht gut, das muss man schon sagen und etwas wert ist er auch." Sie mochte Toya, manchmal fragte sie sich, ob sie nicht einmal mit ihm... Die Angesprochene gab einen schnippischen Laut von sich. "Toya, du gehst doch eh wieder bloß zu Makoto und heulst dich bei der aus und dann kommst du zurück, so machst du es immer, wieso sollte das jetzt anders sein? Du liebst mich eben und hängst an mir, das hast du schon lange getan." "Mag sein, Karilein, aber ich habe keine Lust mehr, mich herumschubsen zu lassen!" Er erhob sich und warf ihr noch einen letzten bösen Blick zu. "Du wirst dir ab jetzt wirklich deine Schuhe selber binden müssen, Schätzchen. Bis irgendwann mal und seid, wenn ihr mein Haus verlasst, bitte so nett und schließt die Tür richtig, ja? Du weiß doch, sie klemmt etwas, seit du das letzte Mal vor Wut dagegen getreten hast." Er ließ keiner der beiden auch nur eine Gelegenheit, Widerspruch einzulegen und verschwand auch schon aus der Tür, welche er hinter sich zuzog und kaum, dass er draußen war, eine ungeheuere Erleichterung spürte. Der 19-jährige begann wieder zu weinen, wie immer, wenn es um sie ging und er verletzt war, aber diesmal tat es nicht weh. Es tat nicht weh, nein, er war stolz auf sich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)