Love's Destiny von lielilindal (oder die Geschichte von Cain und Florin) ================================================================================ Kapitel 1: Skiunfall und Mondscheinromantik ------------------------------------------- + + + + + Geschlagene 15 Minuten stand Florin jetzt schon am Skiabhang und kämpfte mit sich selbst nun endlich diese verdammte Piste hinunterzufahren, doch seine innere Stimme sagte ihm, dass er sich damit nur lächerlich machen würde, weil er der einzige wäre, der sogar auf der Anfängerpiste hinfliegen würde. Sport war nun einmal nicht sein Ding. Er hatte gerade mit sich selbst ausgemacht zu seinen Freunden zurückzugehen, als einer von diesen hinter ihm stand. "Ach, Mensch Flo, jetzt hab' dich nicht so. Komm, fahr endlich!", meinte dieser, fing an zu grinsen und gab Florin einen heftigen Stoß, so dass dieser sich nicht mehr halten konnte und die Piste hinunterfuhr. Nun ja, eigentlich war es mehr rollen als fahren, denn er hatte total die Kontrolle über sich und seine Beine verloren. Und so kam es, wie es kommen musste. Florin krachte voll Karacho in einen jungen Mann hinein. Was musste der auch im Weg stehen?! ~*~*~*~ "Hach, was für ein herrliches Wetter heute!", dachte Cain und schaute von oben auf die Piste für Profis hinab, die neben der Anfängerpiste lag. Er fuhr immer so nah an der Anfängerpiste, weil er es liebte, wenn staunende Blicke über sein Können ihn verfolgten und weil er so schneller Leute kennen lernte. Wie? Das ist doch wohl klar, er half ihnen, wenn diese, meistens gutaussehende, junge Frauen (was für ein Zufall!^^), unkontrolliert den Hang runterrollten. Er gab ihnen meist auch noch ein paar Tipps und schon hatte er seine Verabredung für den Abend. Es war einfach und klappte jedes Mal. So wie auch jetzt, seine noch etwas verzweifelte Begleitung für heute Abend sah wirklich gut aus. Sie redeten noch miteinander, als laute Rufe ihn aufhorchen ließen, aber als er sich umblickte, war es schon zu spät, er konnte die junge Frau gerade noch aus dem Weg schubsen, da prallte er schon mit einem weißen "Etwas" zusammen. Als er aufblickte, lag ein Junge direkt auf ihm. Dieser sah allerdings nicht gerade gut aus, wie er mit einer Kennermiene feststellte, während er den Jungen von sich herunter und sachte auf den Boden legte, schließlich war er ja Arzt. Der Junge war sehr bleich, zitterte und als er dessen Bein betastete, verzog er vor Schmerzen sein Gesicht. Die Umstehenden wollten schon den Rettungsdienst rufen, doch er konnte sie davon abhalten, indem er ihnen erklärte er wäre Arzt und würde sich um den Jungen kümmern. Er wollte ihn gerade nach seinem Namen fragen, da kippte dessen Kopf zur Seite. Der Junge fiel aber nicht in Ohnmacht, wie Cain feststellte, sondern war einfach aus Erschöpfung eingeschlafen. Er trug ihn zu seinem Auto und fuhr zu seinem Wochenendhaus, welches nicht weit entfernt war. Dort angekommen versorgte er dessen Bein und legte ihm einen nassen Lappen auf die Stirn, da er ein bisschen Fieber hatte. Da bemerkte er ein Zucken um dessen Augen. "Sehr gut, er wacht auf.", dachte Cain und schaute ihn erwartungsvoll an. ~*~*~*~ Langsam öffnete Florin die Augen und blickte in die Tiefblauen seines Gegenüber. War er gerade wirklich vor Erschöpfung eingeschlafen?! Gott, wie peinlich! Neugierig musterte er den jungen Mann ihm gegenüber, der anscheinend sein Bein versorgt hatte. Und obwohl er ja nicht auf Männer stand, musste er doch feststellen, dass der andere wirklich schön war. Nicht cool, interessant oder niedlich, sondern einfach nur schön. Und die Augen erst einmal. Wie das Meer an einem heißen Sommertag. In diesen Augen möchte man am liebsten ertrinken. "Aber Halt!", ermahnte Flo sich. Man starrt andere Leute nicht so an. Vorsichtig versuchte Florin sich aufzusetzen, doch als er einen Stich in seinem linken Bein spürte, legte er sich wieder hin. Der Mann lächelte freundlich und erst da merkte Flo, dass er derjenige war, den er über'n Haufen gefahren hatte. "Oh, entschuldigen Sie,", stammelte er. "ich wollte Sie eigentlich nicht erwischen, aber Sport ist nicht so ganz mein Ding und ich verliere ziemlich leicht die Kontrolle über das, was mit mir passiert. Es tut mir wirklich Leid." Das gab es doch nicht! Lächelte der Kerl immer noch so nett. War der denn gar nicht sauer oder so? Nein, immer noch dieses Lächeln, bei dem einem ganz schwindlig wurde. "Ach, und noch vielen Dank, dass sie sich um mein Bein gekümmert haben. Aber ich glaube, ich sollte jetzt langsam gehen, denn meine Freunde vermissen mich sicher schon und Sie haben doch bestimmt auch nicht ewig Zeit." Cain fühlte sich wie auf 'nem Präsentierteller wie der Kleine ihn so anstarrte, aber irgendwie gefiel es ihm von diesen smaragdgrünen Augen beobachtet zu werden. "Also wirklich, was ist denn mit dir los?", dachte Cain, "Reiß dich mal ein bisschen zusammen! Aber es ist doch echt süß wie er sich entschuldigt! - Cain!" *Sich in Gedanken rechts und links eine klatschen tut* Als der Junge geendet hatte, sagte er, noch etwas schmunzelnd über seine Gedanken: "Du gehst nirgendwo hin, weil du da erstens, gar nicht zu in der Lage wärst und zweitens ist das Wetter bereits umzuschlagen. Der Wind hat sich gedreht und ein nicht gerade kleiner Schneesturm ist im Anmarsch, das würdest du mit deinem verstauchten Bein und der Gehirnerschütterung nicht mal fünf Minuten überleben. Ich bin Arzt von Beruf und weiß was ich sage. Außerdem sehe ich dich jetzt als meinen Patienten an und um den kümmere ich mich bis er wieder gesund ist. Nun zu deinen Freunden: Denen hab' ich schon Bescheid gegeben. Du sollst kurz durchrufen, wenn es dir wieder besser geht. Und mach dir mal über meine Zeit keine Gedanken, meine Verabredung für heute Abend ist wegen eines "unvorhergesehenen Ereignisses" geplatzt." Bei diesen Worten grinste er seinen neuen Patienten, dessen Augen immer größer wurden, breit an. Aber dieser kam gar nicht dazu etwas zu erwidern, denn schon redete Cain weiter: "Und da wir nun ein paar Tage zusammen leben müssen, finde ich, können wir uns auch gleich duzen wie ich es schon die ganze Zeit tue, meinst du nicht auch? Also ich heiße Cain." Und schon streckte er seinem immer noch verdutztem Gegenüber lächelnd seine Hand hin. ~*~*~*~ Zögernd ergriff Florin die ihm entgegengestreckte Hand und drückte sie vorsichtig. Sie fühlte sich ganz warm an, richtig angenehm. "Also ich bin Florin, aber wenn Sie ... äh, wenn du möchtest kannst du mich Flo nennen. Das machen alle, die ich kenne. Ähm, ich nehme mal an, dass das hier so 'ne Art Ferienhaus ist, oder so. Wie cool! So was hätte ich auch gern." Er blickte sich neugierig in der Hütte um. Die Küche war zum Wohn- und Esszimmer offen und nur durch eine Theke abgetrennt. Am hinteren Ende des Wohnzimmers war eine Tür, wahrscheinlich das Schlafzimmer und links daneben ein kleiner Gang, der wohl zur Haustür und zum Badezimmer führte. Im Zimmer war eine Couch, ein Sessel, Tisch, Teppich, Regal und was sonst noch so in einem Wohnzimmer ist. Erst als er sich fertig umgeschaut hatte, bemerkte er, wie totmüde er war. "Sag mal Cain, kann ich mich hier vielleicht irgendwo hinlegen, Ich bin wirklich absolut müde und würde echt gerne schlafen. Ist das in Ordnung?" ~*~*~*~ "Ein bisschen schüchtern ist er ja, aber sü... Nein! Denk nicht mal dran!", dachte Cain und schaute verlegen zu Florin, der aber nichts bemerkt hatte, da er sich wie gebannt den Raum anschaute. Auf die Frage von Florin antwortete Cain: "Und ob das in Ordnung ist, wenn du erst mal richtig ausgeschlafen bist, geht es dir gleich viel besser! Es ist das Beste, wenn du in meinem Bett im Schlafzimmer (wo sonst?!^^) schläfst." Florin wollte gerade Protest einlegen, da sagte Cain auch schon: "Erstens hab' ich kein anderes Bett, zweitens musst du dein Bein noch schonen (ganz der Arzt!^^), was du auf dieser harten Couch vergessen kannst und drittens macht mir das wirklich nichts aus hier zu schlafen. Also keine Widerrede! Aber Katzenwäsche muss sein und außerdem findest du im Bad Schlafanzüge von mir, die du anziehen kannst. Leg mir einfach deine Sachen raus, ich wasch sie dann." Gesagt getan. Florin wollte gerade aufstehen, da nahm Cain ihn auch schon auf den Arm und trug in ins Badezimmer. Als er fertig und mit einem viel zu großen Schlafanzug ausgestattet war, trug Cain ihn ins Bett, holte neues Bettzeug für Florin, nahm sein altes, sagte "Gute Nacht", machte das Licht aus und die Tür zu. Bevor er sich aber schlafen legte, stellte er noch die Waschmaschine mit Flos Sachen an und ging dann zu Bett bzw. Couch. Totmüde schlief er schnell ein. ~*~*~*~ Verschlafen blickte Florin sich um und schaute auf den Leuchtwecker auf dem Nachttisch 02:13 Uhr?! Wie konnte man nur so früh aufwachen?! Also drehte er sich auf die andere Seite und versuchte weiterzuschlafen, doch als er nach zehn Minuten immer noch nicht eingeschlafen war, dachte er sich, dass er sich vielleicht etwas Wasser zum Trinken holen sollte. Eigentlich wollte er ja nicht aufstehen, denn dieses Bett hatte so einen angenehmen Geruch, ein bisschen so wie Cain, aber er setzte sich trotzdem auf und machte sich auf einem Bein hüpfend und möglichst leise auf in Richtung Küche. Auf dem Weg humpelte er an Cains "Bett" vorbei und blieb fasziniert von diesem Anblick stehen. Langsam hüpfte er auf die Couch zu, setzte sich auf den Rand und betrachtete Cains schlafendes Gesicht. Durch das Licht des Vollmondes wirkte es noch viel schöner als es schon war und wie ihm dann auch noch die langen dunklen Haare ins Gesicht fielen sah es einfach nur noch toll aus. Noch während Florin diesen wunderschönen Anblick betrachtete, bemerkte er, wie sein Herz anfing zu rasen. Was sollte das denn jetzt?! Das hier war doch ein Mann! Okay, er sah echt klasse aus, aber trotzdem! Gerade wollte er aufstehen, als sein Blick noch einmal zu Cain fiel und da verspürte er auf einmal diesen Drang. Könnte er wohl ...? Nur ganz kurz ...? Ohne weiter darüber nachzudenken beugte Flo sich langsam zu Cains Gesicht herunter. Sein Herz schlug immer fester und als er dann seinen Atem spüren konnte, schien es, als würde es zerspringen. Ganz sanft legte Florin seine Lippen auf Cains Wange und, wenn auch nur für ein paar Sekunden, konnte er seine Haut unter ihnen fühlen. Doch eben nur für ein paar Sekunden, denn dann fuhr er, erschrocken über sein eigenes Handeln, hoch. Oh Gott, hatte er das wirklich gerade getan?! Hatte er Cain, einem Mann, wirklich einen Kuss gegeben?! Ohne auf seinen schmerzenden Fuß zu achten ging er so schnell wie möglich ins Schlafzimmer zurück und legte sich wieder ins Bett. Das konnte doch alles nicht wahr sein! Wie konnte nur so etwas passieren?! Erst nach einer halben Ewigkeit voller Unruhe schlief Florin ein. Sein Wasser hatte er total vergessen ... ~*~*~*~ "Eine sanfte Berührung streift meine Wange. Mhm ... wie angenehm! Was ist das? Florin? War er das?", dachte Cain noch, schlief dann aber sofort wieder ohne weiter darüber nachzudenken ein. Acht Stunden später blinzelte Cain frisch ausgeschlafen der Morgensonne entgegen, die durch die großen Fenster hereinschien. Als er sich gestreckt und aufgesetzt hatte, wanderte seine Hand automatisch zu seiner Wange. "Hatte er das wirklich nur geträumt? Es kam ihm so echt vor. Und was hatte Florin getan, wenn er es war? Aber was immer er auch gemacht hatte, es war schön und er wollte es wieder spüren, dann aber länger und viel intensiver!", dachte Cain, ging zum Schlafzimmer und öffnete langsam und leise die Tür. Florin schlief noch, aber er lag quer im Bett und hatte sein Bettzeug zerwühlt. Ein verwirrter Ausdruck lag auf seinem Gesicht. Bei diesem Anblick huschte eine Sorgenfalte über Cains Gesicht. Florin hatte offenbar nicht gut geschlafen und Cain fragte sich, woran das lag. Leise zog er die Tür zu und ging erst mal ins Bad und unter die Dusche. Gewaschen und angezogen, hatte er sich überlegt, dass ein gutes Frühstück Florin sicher wieder auf die Beine brächte. Mit guter Laune machte er sich ans Werk und stand eine halbe Stunde später mit einem riesigen Tablett bewaffnet wieder vor Florins Tür. Er trat ein und weckte Florin, indem er sanft dessen Schulter berührte. Sich die Augen reibend und ein "Guten Morgen" murmelnd, setzte sich Florin auf und machte sich über das Frühstück her. Cain bemerkte nur zu gut, dass Florin jedem seiner Blicke auswich, was seinen Verdacht nur erhärtete. Aber er wollte es genau wissen, deswegen fragte er: "Florin, bist du heute Nacht aufgewesen und rumgelaufen? Warst du zum Beispiel im Wohnzimmer?" ~*~*~*~ Wie? Was sollte denn jetzt diese Frage? Hatte er etwa nicht geschlafen? Aber das würde ja heißen, dass er ...! Oh Gott!! Und jetzt wollte er auch noch eine Antwort! Zum ersten Mal an diesem Morgen sah Flo Cain in die Augen, die unbedingt eine Beantwortung der Frage verlangten. Sie schienen es zwecklos zu machen, jetzt hier irgendeine Lüge zu erzählen. "Ähm, ja also ...", setzte Flo an. Cains Augen blickten ihn immer durchdringender an und sein Herz schlug schon wieder mit zehnfacher Geschwindigkeit. Solche Augen gehörten verboten, also ehrlich! Gerade wollte Florin ihm die ganze Geschichte erzählen, da klingelte Cains Handy. In der Nähe war ein Unfall passiert und weil der Krankenwagen nicht durchkam, sollte er doch mal nach dem Rechten sehen. So schnell wie möglich packte Cain seine Sachen zusammen und rief Flo zu, er solle sich fertig machen, er würde ihn bei seinen Freunden absetzen. Puh, dass war knapp! Gerade noch gerettet! Zehn Minuten später befanden sich die Beiden in Cains Auto und fuhren in Richtung Unfallort. Flo schwieg die ganze Fahrt über, weil er befürchtete doch noch antworten zu müssen. Es herrschte also auf dem ganzen Weg eine bedrückende Stille im Wagen. Als Cain Florin dann aus dem Auto ließ, schärfte er ihm ein, wenn er wieder zu Hause war, noch einmal zum Arzt zu gehen und fuhr weiter. Florin stand noch ein paar Minuten vor der Pension herum und schaute dem Wagen sehnsüchtig hinterher. Sein Herz schlug immer noch wie wild. Er kannte nicht einmal seinen Nachnamen. Na ja, er würde ihn wahrscheinlich auch nie wieder sehen. Schade. Warum machte dieser Gedanke ihn nur so traurig? Er sollte sich nicht so viele Gedanken dazu machen. In ein paar Tagen ist das alles wieder vergessen. Aber trotzdem, schade. Betrübt ging Florin in die Pension. + + + + + Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)