Love's Destiny von lielilindal (oder die Geschichte von Cain und Florin) ================================================================================ Kapitel 1: Skiunfall und Mondscheinromantik ------------------------------------------- + + + + + Geschlagene 15 Minuten stand Florin jetzt schon am Skiabhang und kämpfte mit sich selbst nun endlich diese verdammte Piste hinunterzufahren, doch seine innere Stimme sagte ihm, dass er sich damit nur lächerlich machen würde, weil er der einzige wäre, der sogar auf der Anfängerpiste hinfliegen würde. Sport war nun einmal nicht sein Ding. Er hatte gerade mit sich selbst ausgemacht zu seinen Freunden zurückzugehen, als einer von diesen hinter ihm stand. "Ach, Mensch Flo, jetzt hab' dich nicht so. Komm, fahr endlich!", meinte dieser, fing an zu grinsen und gab Florin einen heftigen Stoß, so dass dieser sich nicht mehr halten konnte und die Piste hinunterfuhr. Nun ja, eigentlich war es mehr rollen als fahren, denn er hatte total die Kontrolle über sich und seine Beine verloren. Und so kam es, wie es kommen musste. Florin krachte voll Karacho in einen jungen Mann hinein. Was musste der auch im Weg stehen?! ~*~*~*~ "Hach, was für ein herrliches Wetter heute!", dachte Cain und schaute von oben auf die Piste für Profis hinab, die neben der Anfängerpiste lag. Er fuhr immer so nah an der Anfängerpiste, weil er es liebte, wenn staunende Blicke über sein Können ihn verfolgten und weil er so schneller Leute kennen lernte. Wie? Das ist doch wohl klar, er half ihnen, wenn diese, meistens gutaussehende, junge Frauen (was für ein Zufall!^^), unkontrolliert den Hang runterrollten. Er gab ihnen meist auch noch ein paar Tipps und schon hatte er seine Verabredung für den Abend. Es war einfach und klappte jedes Mal. So wie auch jetzt, seine noch etwas verzweifelte Begleitung für heute Abend sah wirklich gut aus. Sie redeten noch miteinander, als laute Rufe ihn aufhorchen ließen, aber als er sich umblickte, war es schon zu spät, er konnte die junge Frau gerade noch aus dem Weg schubsen, da prallte er schon mit einem weißen "Etwas" zusammen. Als er aufblickte, lag ein Junge direkt auf ihm. Dieser sah allerdings nicht gerade gut aus, wie er mit einer Kennermiene feststellte, während er den Jungen von sich herunter und sachte auf den Boden legte, schließlich war er ja Arzt. Der Junge war sehr bleich, zitterte und als er dessen Bein betastete, verzog er vor Schmerzen sein Gesicht. Die Umstehenden wollten schon den Rettungsdienst rufen, doch er konnte sie davon abhalten, indem er ihnen erklärte er wäre Arzt und würde sich um den Jungen kümmern. Er wollte ihn gerade nach seinem Namen fragen, da kippte dessen Kopf zur Seite. Der Junge fiel aber nicht in Ohnmacht, wie Cain feststellte, sondern war einfach aus Erschöpfung eingeschlafen. Er trug ihn zu seinem Auto und fuhr zu seinem Wochenendhaus, welches nicht weit entfernt war. Dort angekommen versorgte er dessen Bein und legte ihm einen nassen Lappen auf die Stirn, da er ein bisschen Fieber hatte. Da bemerkte er ein Zucken um dessen Augen. "Sehr gut, er wacht auf.", dachte Cain und schaute ihn erwartungsvoll an. ~*~*~*~ Langsam öffnete Florin die Augen und blickte in die Tiefblauen seines Gegenüber. War er gerade wirklich vor Erschöpfung eingeschlafen?! Gott, wie peinlich! Neugierig musterte er den jungen Mann ihm gegenüber, der anscheinend sein Bein versorgt hatte. Und obwohl er ja nicht auf Männer stand, musste er doch feststellen, dass der andere wirklich schön war. Nicht cool, interessant oder niedlich, sondern einfach nur schön. Und die Augen erst einmal. Wie das Meer an einem heißen Sommertag. In diesen Augen möchte man am liebsten ertrinken. "Aber Halt!", ermahnte Flo sich. Man starrt andere Leute nicht so an. Vorsichtig versuchte Florin sich aufzusetzen, doch als er einen Stich in seinem linken Bein spürte, legte er sich wieder hin. Der Mann lächelte freundlich und erst da merkte Flo, dass er derjenige war, den er über'n Haufen gefahren hatte. "Oh, entschuldigen Sie,", stammelte er. "ich wollte Sie eigentlich nicht erwischen, aber Sport ist nicht so ganz mein Ding und ich verliere ziemlich leicht die Kontrolle über das, was mit mir passiert. Es tut mir wirklich Leid." Das gab es doch nicht! Lächelte der Kerl immer noch so nett. War der denn gar nicht sauer oder so? Nein, immer noch dieses Lächeln, bei dem einem ganz schwindlig wurde. "Ach, und noch vielen Dank, dass sie sich um mein Bein gekümmert haben. Aber ich glaube, ich sollte jetzt langsam gehen, denn meine Freunde vermissen mich sicher schon und Sie haben doch bestimmt auch nicht ewig Zeit." Cain fühlte sich wie auf 'nem Präsentierteller wie der Kleine ihn so anstarrte, aber irgendwie gefiel es ihm von diesen smaragdgrünen Augen beobachtet zu werden. "Also wirklich, was ist denn mit dir los?", dachte Cain, "Reiß dich mal ein bisschen zusammen! Aber es ist doch echt süß wie er sich entschuldigt! - Cain!" *Sich in Gedanken rechts und links eine klatschen tut* Als der Junge geendet hatte, sagte er, noch etwas schmunzelnd über seine Gedanken: "Du gehst nirgendwo hin, weil du da erstens, gar nicht zu in der Lage wärst und zweitens ist das Wetter bereits umzuschlagen. Der Wind hat sich gedreht und ein nicht gerade kleiner Schneesturm ist im Anmarsch, das würdest du mit deinem verstauchten Bein und der Gehirnerschütterung nicht mal fünf Minuten überleben. Ich bin Arzt von Beruf und weiß was ich sage. Außerdem sehe ich dich jetzt als meinen Patienten an und um den kümmere ich mich bis er wieder gesund ist. Nun zu deinen Freunden: Denen hab' ich schon Bescheid gegeben. Du sollst kurz durchrufen, wenn es dir wieder besser geht. Und mach dir mal über meine Zeit keine Gedanken, meine Verabredung für heute Abend ist wegen eines "unvorhergesehenen Ereignisses" geplatzt." Bei diesen Worten grinste er seinen neuen Patienten, dessen Augen immer größer wurden, breit an. Aber dieser kam gar nicht dazu etwas zu erwidern, denn schon redete Cain weiter: "Und da wir nun ein paar Tage zusammen leben müssen, finde ich, können wir uns auch gleich duzen wie ich es schon die ganze Zeit tue, meinst du nicht auch? Also ich heiße Cain." Und schon streckte er seinem immer noch verdutztem Gegenüber lächelnd seine Hand hin. ~*~*~*~ Zögernd ergriff Florin die ihm entgegengestreckte Hand und drückte sie vorsichtig. Sie fühlte sich ganz warm an, richtig angenehm. "Also ich bin Florin, aber wenn Sie ... äh, wenn du möchtest kannst du mich Flo nennen. Das machen alle, die ich kenne. Ähm, ich nehme mal an, dass das hier so 'ne Art Ferienhaus ist, oder so. Wie cool! So was hätte ich auch gern." Er blickte sich neugierig in der Hütte um. Die Küche war zum Wohn- und Esszimmer offen und nur durch eine Theke abgetrennt. Am hinteren Ende des Wohnzimmers war eine Tür, wahrscheinlich das Schlafzimmer und links daneben ein kleiner Gang, der wohl zur Haustür und zum Badezimmer führte. Im Zimmer war eine Couch, ein Sessel, Tisch, Teppich, Regal und was sonst noch so in einem Wohnzimmer ist. Erst als er sich fertig umgeschaut hatte, bemerkte er, wie totmüde er war. "Sag mal Cain, kann ich mich hier vielleicht irgendwo hinlegen, Ich bin wirklich absolut müde und würde echt gerne schlafen. Ist das in Ordnung?" ~*~*~*~ "Ein bisschen schüchtern ist er ja, aber sü... Nein! Denk nicht mal dran!", dachte Cain und schaute verlegen zu Florin, der aber nichts bemerkt hatte, da er sich wie gebannt den Raum anschaute. Auf die Frage von Florin antwortete Cain: "Und ob das in Ordnung ist, wenn du erst mal richtig ausgeschlafen bist, geht es dir gleich viel besser! Es ist das Beste, wenn du in meinem Bett im Schlafzimmer (wo sonst?!^^) schläfst." Florin wollte gerade Protest einlegen, da sagte Cain auch schon: "Erstens hab' ich kein anderes Bett, zweitens musst du dein Bein noch schonen (ganz der Arzt!^^), was du auf dieser harten Couch vergessen kannst und drittens macht mir das wirklich nichts aus hier zu schlafen. Also keine Widerrede! Aber Katzenwäsche muss sein und außerdem findest du im Bad Schlafanzüge von mir, die du anziehen kannst. Leg mir einfach deine Sachen raus, ich wasch sie dann." Gesagt getan. Florin wollte gerade aufstehen, da nahm Cain ihn auch schon auf den Arm und trug in ins Badezimmer. Als er fertig und mit einem viel zu großen Schlafanzug ausgestattet war, trug Cain ihn ins Bett, holte neues Bettzeug für Florin, nahm sein altes, sagte "Gute Nacht", machte das Licht aus und die Tür zu. Bevor er sich aber schlafen legte, stellte er noch die Waschmaschine mit Flos Sachen an und ging dann zu Bett bzw. Couch. Totmüde schlief er schnell ein. ~*~*~*~ Verschlafen blickte Florin sich um und schaute auf den Leuchtwecker auf dem Nachttisch 02:13 Uhr?! Wie konnte man nur so früh aufwachen?! Also drehte er sich auf die andere Seite und versuchte weiterzuschlafen, doch als er nach zehn Minuten immer noch nicht eingeschlafen war, dachte er sich, dass er sich vielleicht etwas Wasser zum Trinken holen sollte. Eigentlich wollte er ja nicht aufstehen, denn dieses Bett hatte so einen angenehmen Geruch, ein bisschen so wie Cain, aber er setzte sich trotzdem auf und machte sich auf einem Bein hüpfend und möglichst leise auf in Richtung Küche. Auf dem Weg humpelte er an Cains "Bett" vorbei und blieb fasziniert von diesem Anblick stehen. Langsam hüpfte er auf die Couch zu, setzte sich auf den Rand und betrachtete Cains schlafendes Gesicht. Durch das Licht des Vollmondes wirkte es noch viel schöner als es schon war und wie ihm dann auch noch die langen dunklen Haare ins Gesicht fielen sah es einfach nur noch toll aus. Noch während Florin diesen wunderschönen Anblick betrachtete, bemerkte er, wie sein Herz anfing zu rasen. Was sollte das denn jetzt?! Das hier war doch ein Mann! Okay, er sah echt klasse aus, aber trotzdem! Gerade wollte er aufstehen, als sein Blick noch einmal zu Cain fiel und da verspürte er auf einmal diesen Drang. Könnte er wohl ...? Nur ganz kurz ...? Ohne weiter darüber nachzudenken beugte Flo sich langsam zu Cains Gesicht herunter. Sein Herz schlug immer fester und als er dann seinen Atem spüren konnte, schien es, als würde es zerspringen. Ganz sanft legte Florin seine Lippen auf Cains Wange und, wenn auch nur für ein paar Sekunden, konnte er seine Haut unter ihnen fühlen. Doch eben nur für ein paar Sekunden, denn dann fuhr er, erschrocken über sein eigenes Handeln, hoch. Oh Gott, hatte er das wirklich gerade getan?! Hatte er Cain, einem Mann, wirklich einen Kuss gegeben?! Ohne auf seinen schmerzenden Fuß zu achten ging er so schnell wie möglich ins Schlafzimmer zurück und legte sich wieder ins Bett. Das konnte doch alles nicht wahr sein! Wie konnte nur so etwas passieren?! Erst nach einer halben Ewigkeit voller Unruhe schlief Florin ein. Sein Wasser hatte er total vergessen ... ~*~*~*~ "Eine sanfte Berührung streift meine Wange. Mhm ... wie angenehm! Was ist das? Florin? War er das?", dachte Cain noch, schlief dann aber sofort wieder ohne weiter darüber nachzudenken ein. Acht Stunden später blinzelte Cain frisch ausgeschlafen der Morgensonne entgegen, die durch die großen Fenster hereinschien. Als er sich gestreckt und aufgesetzt hatte, wanderte seine Hand automatisch zu seiner Wange. "Hatte er das wirklich nur geträumt? Es kam ihm so echt vor. Und was hatte Florin getan, wenn er es war? Aber was immer er auch gemacht hatte, es war schön und er wollte es wieder spüren, dann aber länger und viel intensiver!", dachte Cain, ging zum Schlafzimmer und öffnete langsam und leise die Tür. Florin schlief noch, aber er lag quer im Bett und hatte sein Bettzeug zerwühlt. Ein verwirrter Ausdruck lag auf seinem Gesicht. Bei diesem Anblick huschte eine Sorgenfalte über Cains Gesicht. Florin hatte offenbar nicht gut geschlafen und Cain fragte sich, woran das lag. Leise zog er die Tür zu und ging erst mal ins Bad und unter die Dusche. Gewaschen und angezogen, hatte er sich überlegt, dass ein gutes Frühstück Florin sicher wieder auf die Beine brächte. Mit guter Laune machte er sich ans Werk und stand eine halbe Stunde später mit einem riesigen Tablett bewaffnet wieder vor Florins Tür. Er trat ein und weckte Florin, indem er sanft dessen Schulter berührte. Sich die Augen reibend und ein "Guten Morgen" murmelnd, setzte sich Florin auf und machte sich über das Frühstück her. Cain bemerkte nur zu gut, dass Florin jedem seiner Blicke auswich, was seinen Verdacht nur erhärtete. Aber er wollte es genau wissen, deswegen fragte er: "Florin, bist du heute Nacht aufgewesen und rumgelaufen? Warst du zum Beispiel im Wohnzimmer?" ~*~*~*~ Wie? Was sollte denn jetzt diese Frage? Hatte er etwa nicht geschlafen? Aber das würde ja heißen, dass er ...! Oh Gott!! Und jetzt wollte er auch noch eine Antwort! Zum ersten Mal an diesem Morgen sah Flo Cain in die Augen, die unbedingt eine Beantwortung der Frage verlangten. Sie schienen es zwecklos zu machen, jetzt hier irgendeine Lüge zu erzählen. "Ähm, ja also ...", setzte Flo an. Cains Augen blickten ihn immer durchdringender an und sein Herz schlug schon wieder mit zehnfacher Geschwindigkeit. Solche Augen gehörten verboten, also ehrlich! Gerade wollte Florin ihm die ganze Geschichte erzählen, da klingelte Cains Handy. In der Nähe war ein Unfall passiert und weil der Krankenwagen nicht durchkam, sollte er doch mal nach dem Rechten sehen. So schnell wie möglich packte Cain seine Sachen zusammen und rief Flo zu, er solle sich fertig machen, er würde ihn bei seinen Freunden absetzen. Puh, dass war knapp! Gerade noch gerettet! Zehn Minuten später befanden sich die Beiden in Cains Auto und fuhren in Richtung Unfallort. Flo schwieg die ganze Fahrt über, weil er befürchtete doch noch antworten zu müssen. Es herrschte also auf dem ganzen Weg eine bedrückende Stille im Wagen. Als Cain Florin dann aus dem Auto ließ, schärfte er ihm ein, wenn er wieder zu Hause war, noch einmal zum Arzt zu gehen und fuhr weiter. Florin stand noch ein paar Minuten vor der Pension herum und schaute dem Wagen sehnsüchtig hinterher. Sein Herz schlug immer noch wie wild. Er kannte nicht einmal seinen Nachnamen. Na ja, er würde ihn wahrscheinlich auch nie wieder sehen. Schade. Warum machte dieser Gedanke ihn nur so traurig? Er sollte sich nicht so viele Gedanken dazu machen. In ein paar Tagen ist das alles wieder vergessen. Aber trotzdem, schade. Betrübt ging Florin in die Pension. + + + + + Kapitel 2: "Don't talk just kiss" --------------------------------- + + + + + Klick! Die Tür zu einer geräumigen Wohnung in einem dieser neumodernen Hochhäuser öffnete sich und Cain trat ein. Er machte das Licht an und die Lampen erhellten den Flur und den Wohnraum, die im dritten Stock lagen. Eigentlich wollte er ja schon früher zu Hause sein und nicht erst am späten Abend, aber der Unfall hatte ihn unheimlich viel Zeit gekostet. Ach ja, der Unfall! Wegen diesem sch... Unfall hatte er Florins Antwort nicht hören können. Aber vielleicht war es auch besser so, schließlich wusste er nicht, was er geantwortet hätte, wenn Florin das gesagt hätte, wovon er meinte, dass er das er gesagt hätte. (^-^) Lieber nicht weiter drüber nachdenken, dass bringt nur Kopfschmerzen und macht müde. Ja, schlafen würde er jetzt gerne, aber er hatte noch vieles zu erledigen, deswegen musste das noch etwas warten. Als erstes stellte er seine Waschmaschine mit seinen dreckigen Sachen an, da fiel ihm der Schlafanzug den Florin getragen hatte ins Auge. Der angenehme Geruch, der von ihm ausging, ließ Cain wieder an Florin denken. "Ach, Flo! Ich wünschte ich könnte dich wiedersehen.", dachte er und diesmal ermahnte er sich nicht, denn er hörte nur auf seine Gefühle und die waren mehr als eindeutig. Nachdenklich packte er auch noch seine restlichen Sachen aus und setzte sich dann vor seinen Computer, um die neuen E-Mails abzurufen, die übers Wochenende gekommen waren. Wichtig waren vor allem die, die von seiner Arzthelferin, die auch gleichzeitig seine Sekretärin war, kamen, weil diese die Termine für die nächste Woche enthielten. Bei einem dieser Termine stockte Cain und dann huschte ein Lächeln über sein Gesicht. Vielleicht würde seine Frage doch nicht unbeantwortet bleiben... ~*~*~*~ Langsam ging Florin mit seinem Bruder Maik die Treppe zur Arztpraxis hoch. Sie war ganz neu in der Stadt, gerade erst ein paar Wochen alt. Wie es da wohl aussah? Na ja, wahrscheinlich wie in jeder Praxis auch. So ganz weiß und mit vielen Spritzen. Brr! Bei dem Gedanken an Spritzen lief es Florin eiskalt den Rücken runter. Warum mussten die auch so spitz sein?! Oben angekommen warf Flo einen flüchtigen Blick auf das Praxisschild: Dr. med. Cain Nolan. Moment mal, Cain? Hießen auf einmal alle Ärzte so?! Könnte es sein, dass...? Ach Quatsch, bestimmte nur Zufall! Allein bei dem Gedanken, dass er Cain wieder sehen könnte, fing sein Herz wieder an zu rasen. Maik schien irgendetwas zu bemerken, machte aber nur schon wieder ein allwissendes Gesicht, dass er, seit Flo ihm von dem Ski-Unfall erzählt hatte, aufsetzte. Wusste Maik irgendetwas, wovon er keine Ahnung hatte? Sie betraten die Praxis, meldeten sich bei der Sekretärin an und setzten sich ins Wartezimmer. Florin blickte verträumt aus dem Fenster und seine Gedanken schweiften ab und natürlich zu Cain. Ach Mensch, warum konnte er ihn nicht einfach vergessen?! Er seufzte und sein Bruder blickte ihn wieder seltsam an. Was hatte der nur?! Nach einer Viertelstunde warten wurde endlich Florins Name aufgerufen und er betrat den Raum, in dem ihm Cain lächelnd entgegensah und Flo bemerkte, wie er rot wurde. ~*~*~*~ Cain begrüßte ihn mit den Worten: "Schön, dass du meinen Rat befolgt hast, Florin Fux. Das machen nicht alle. Wie ich sehe, geht es dir schon viel besser und ein bisschen Farbe im Gesicht scheinst du ja auch zu bekommen.", da Florin nichts erwiderte, sondern immer mehr "Farbe" ins Gesicht bekam (^-^), sprach Cain lächelnd weiter: "Dann leg dich mal auf die Liege, ich werde dir den Verband abnehmen und mal schauen, ob du überhaupt noch einen brauchst." Gesagt getan. Anfangs noch ausgewichen, fixierten Flos smaragdgrüne Augen ihn jetzt regelrecht, was ihm aber nicht unangenehm war. Florin bekam nur noch einen leichten Verband, den er zur Sicherheit noch eine Woche tragen sollte. Sie verabschiedeten sich, doch als Flo schon die Türklinke in der Hand hatte, legte Cain seine Hand auf dessen Schulter, schob sein Gesicht nah an Flos Ohr und flüsterte: "Da du mir ja noch eine Antwort schuldest, sollten wir uns treffen. Wie wär's mit heute?", als er nur ein Nicken zur Antwort bekam, sagte er: "Okay, ich komme dann so um fünf bei dir vorbei.", wieder nur ein Nicken und im nächsten Augenblick war Florin auch schon aus der Tür und auf und davon. Noch ein bisschen schmunzelnd über Flos Verhalten, rief er zu seiner Arzthelferin: "Der nächste bitte!" ~*~*~*~ Nervös ging Florin in der Küche auf und ab. Hatte er auch nichts vergessen? Also, er hatte sich umgezogen, sein Zimmer aufgeräumt, Getränke geholt und einen Salat gemacht. Und was war, wenn Cain gar keinen Salat mochte? Oh Gott, bloß nicht dran denken. Plötzlich fühlte Flo eine Hand auf seiner Schulter und drehte sich erschrocken um. "Mensch Maik, erschreck mich doch nicht so!", beschwerte er sich, als er seinen Bruder entdeckte. "Gut, aber nur, wenn du aufhörst, hier wie ein aufgescheuchtes Huhn rumzulaufen", erwiderte dieser. "Man könnte ja fast meinen, du wärst in diesen Arzt verknallt." "Quatsch! Red nicht so'nen Müll!", stritt Florin, wie er selbst bemerkte, etwas zu schnell ab. "Genau, du wirst auch immer nur so zum Spaß rot, wenn man ihn auch nur erwähnt." Florin wollte gerade wieder etwas einwenden, als es an der Tür klingelte. Er atmete auf. Zum Glück war dieses Gespräch unterbrochen worden. Flo ging zur Tür, öffnete diese und begrüßte Cain freundlich. Warum sah der denn schon wieder so gut aus?! Er führte ihn in sein Zimmer und ließ ihn die ganze Zeit nicht aus den Augen. Cain schien das wohl zu bemerken, denn er blickte Florin etwas amüsiert an. "Äh, ich, ähm ... ich muss eben noch was holen.", stammelte Flo und verließ hastig das Zimmer. Sein Herz schlug ihm schon wieder bis zum Hals. Warum machte dieser Mann ihn nur so nervös?! Und was sollte er jetzt tun? Er konnte ja nicht ohne was geholt zu haben ins Zimmer zurückgehen. Da kam ihm eine Idee. Er ging ins Zimmer nebenan und holte Herbert, eine Natter, ging damit in sein Zimmer und hielt sie Cain entgegen. Dieser zeigte allerdings nicht die gewünschte interessierte Reaktion, sondern wurde ganz weiß im Gesicht und er sackte zusammen. War er gerade wirklich in Ohnmacht gefallen? Nachdem der erste Schock überwunden war, hob Florin unter größten Anstrengungen Cain auf sein Bett und brachte Herbert weg. Auf dem Weg zurück begegnete er wieder seinem Bruder. "Ich hab' mal'ne Frage,", fing dieser an. "das ist doch der Kerl, den du geküsst hast, oder? Ich möchte's auch nur wissen, um sicher zu gehen, in wen du dich da ..." "Sei still! Er hört das sonst noch! Es war doch nur auf die Wange!", unterbrach Florin Maik ziemlich laut und ging schnell in sein Zimmer. ~*~*~*~ Eigentlich war der Tag bis jetzt richtig gut verlaufen. Er hatte Florin wieder gesehen, was ihn ungewöhnlich stark gefreut hatte und es gab keinen ernsten Vorfall in der Praxis, also ein Traumtag! Nun aber sahen ihn zwei gelbe, nicht gerade freundlich dreinblickende Augen an und ein Maul mit überaus spitzen Eckzähnen streckte ihm eine gespaltene Zunge entgegen. Das letzte Mal wo er eine Schlange gesehen hatte, war vor einem halben Jahr im Fernsehen. Und das hatte schon gereicht, um bei ihm einen zehn Minuten andauernden Ohnmachtsanfall auszulösen. Ja, er hatte eine Schlangenphobie und ja, er konnte diese Dinger nicht ausstehen. Wie viele Therapien er schon gemacht hatte, wusste er nicht mehr, denn er hatte nach der zwanzigsten aufgehört zu zählen. Keine hatte ihm geholfen. Na ja, bis jetzt hatte er es auch immer geschafft den Schlangen aus dem Weg zu gehen. Bis jetzt! Dieser nicht sehr nett dreinblickenden Schlange konnte er nicht mehr ausweichen. Er wollte noch etwas sagen, da wurde ihm auch schon schwarz vor Augen und er sackte zusammen. "Stimmen? Woher kommen diese Stimmen? Und wo bin ich?", dachte Cain und öffnete langsam die Augen. Er lag unbequem auf Flos Bett, deswegen versuchte er sich zu drehen, dabei bemerkte er den angenehmen Geruch des Bettes und wollte schon wieder die Augen schließen, um ihn zu genießen, als er Flos aufgebrachte Stimme hörte. Eigentlich wollte er ja nicht lauschen, aber als er etwas von einem Kuss hörte, wurde er hellhörig und spitzte die Ohren, aber er hörte nur noch: "Es war doch nur auf die Wange!", von Flo. Das war es also, Flo hatte ihn einfach mitten in der Nacht auf die Wange geküsst. Nicht zu fassen! Dafür würde er sich noch revanchieren! Aber erst mal musste er sich um seinen Kreislauf kümmern, deswegen bat er Florin, der noch etwas rot im Gesicht war wegen des "Gesprächs" mit seinem Bruder, um ein Glas Wasser, was dieser ihm auch prompt brachte. Flo bot ihm auch noch Salat an, den Cain dankend annahm, er liebte Salate. So saßen beide schweigend nebeneinander auf dem Bett und aßen Salat. ~*~*~*~ Neugierig beobachtete Florin Cain beim Salatessen, der ihm anscheinend zu schmecken schien. Was für ein Glück. Hatte er sich also ganz umsonst Sorgen gemacht. Nur wie sollte es jetzt weiter gehen? Sie konnten ja auch nicht ewig Salat essen. Nach einer Weile waren sie fertig mit dem Salat und Flo brachte die Teller weg. Als er wieder kam, setzte er sich extra ziemlich nah neben Cain. Sein Arm berührte jetzt Cains. Oh Gott, er war bestimmt wieder ganz rot, aber die sanfte Berührung fühlte sich zu gut an, als dass er jetzt wieder gehen würde. Aber sie konnten doch nicht einfach nur nebeneinander sitzen. Also sollte er wohl man anfangen was zu sagen. "Ähm, na ja, du bist ja hier, weil du etwas von mir wissen wolltest, gut, also wegen neulich ... ja, du hattest Recht, ich bin im Wohnzimmer rumgelaufen.", brachte Florin hervor. Sein Herz schlug wie wild und er wusste nicht, was er sonst noch sagen sollte. Sollte er ihm vielleicht alles erzählen. Aber das würde heißen, dass er zugeben müsste, ihm, einem fast fremden Mann, einfach so einen Kuss auf die Wange gegeben zu haben. Cain würde ihn wahrscheinlich für verrückt oder so halten. Wäre es aber nicht unfair, es ihm nicht zu sagen. "Also, ich, ähm ..., ich bin nicht nur rumgelaufen, denn als ich dich da so gesehen hab', als du geschlafen hast, da konnte ich nicht anders! Wie du da so lagst und wie das Mondlicht da so reinschien! Ich musste dir einfach einen Kuss geben! Ich meine natürlich nur auf die Wange! Sonst mach' ich das eigentlich nicht, es tut mir echt Leid!" So, jetzt war es raus. Aber was würde Cain nun dazu sagen. Hoffentlich nichts gemeines oder so. ~*~*~*~ Cain hatte felsenfest geglaubt, Florin würde ihm irgendeine Lügengeschichte erzählen, aber er hatte sich getäuscht. Flo hatte ihm die ganze Wahrheit erzählt, die reine Wahrheit! Unglaublich! Aber das machte Flo noch süßer, als er sowieso schon war. Und wie er ihn jetzt so erwartungsvoll ansah mit einem Hauch von Angst in den grünen Augen, war einfach niedlich. Aber was sollte er Florin jetzt antworten, mhm ..., da dieser schon so ehrlich war, wollte Cain auf keinen Fall nachstehen, deswegen sagte er: "Also ich finde es unglaublich mutig von dir, dass du mir das gesagt hast. Ich hatte mir schon so was gedacht...", bei Florins erstauntem Gesichtsausdruck, musste Cain lächeln: "vor allem nach dem "Gespräch" mit deinem Bruder, was ich unabsichtlich mit angehört habe. Zu dem Kuss: Ich finde es überhaupt nicht schlimm, schließlich wäre das Leben ja langweilig, wenn wir uns immer und zu jeder Zeit im Griff hätte, oder nicht? Na ja und da ich immer mehr feststelle, wie sympathisch du mir bist, würde ich dich gerne besser kennen lernen, wenn du nichts dagegen hättest." Ein Blick auf die Uhr genügte, damit Cain feststellte, dass es schon ziemlich spät war, deswegen sagte er zu Flo: "Es tut mir wirklich sehr Leid, aber ich muss jetzt nach Hause, da ich noch einiges zu erledigen habe." Florin kam nur dazu, zu sagen, dass es ihm nichts ausmachte und schon standen beide an der Tür und hatten sich verabschiedet, da drehte Cain sich noch einmal um und sagte: "Ach ja, hier ist noch meine Visitenkarte, hinten drauf mit privater Handynummer, damit du mich immer erreichen kannst. Und das hier ist die Garantie dafür, dass du auf jeden Fall anrufst!", Er beugte sich vor, fixierte mit seiner Hand Flos Kopf und drückte ihm einen Kuss auf die Wange, danach flüsterte er ihm ins Ohr: "Und das hier ist meine Revanche!" Aber ehe Flo irgendetwas erwidern konnte, war Cain auch schon aus der Tür und verschwunden. ~*~*~*~ Was war denn das gerade gewesen?! Ja, ein Kuss, aber ... wieso? Eigentlich auch egal. Es hatte sich viel zu gut angefühlt, als dass man sich jetzt darüber den Kopf zerbrechen sollte. Auf einmal hörte er ein Geräusch hinter sich und blickte sich um. Da stand Maik. Hatte er etwa alles gesehen?! "So, mein unverliebter Bruder, wie geht es dir denn jetzt? Gut?", fragte dieser sarkastisch. Er hatte es also gesehen! Was nun? Am Besten einfach aus dem Weg gehen. "Ich weiß gar nicht, was du meinst! Aber ich bin müde, gute Nacht!", sagte Florin schnell und verschwand in seinem Zimmer. Er lehnte sich von innen an die Tür und betrachtete mit klopfendem Herzen die Visitenkarten in seiner Hand. Hach, er hatte seine Handynummer! Und was hatte er noch mal gesagt? Er würde ihn gerne besser kennen lernen? Ja, das wollte Florin auch gerne. Er könnte sich ja mit ihm verabreden. Aber wo? Und wann? Na ja, nicht den Kopf zerbrechen, erst mal drüber schlafen. Morgen sieht alles besser und leichter aus. Also machte Florin sich fertig und war kurze Zeit eingeschlafen. Am nächsten Morgen wurde Flo von der Sonne geweckt, die ihm ins Gesicht schien. Ein kurzer Blick auf seinen Wecker sagte ihm, dass er verschlafen hatte. Er musste doch zur Uni. Aber sein Traum war so schön gewesen. Er hatte schließlich von Cain geträumt. Auf dem Weg zur Universität kam ihm dann die Idee, wo er sich mit Cain treffen könnte. Ja, dass war gut! Kurzerhand schickte Florin ihm eine SMS: Treffen wir uns um 18.00 Uhr am Kino? ~*~*~*~ "Florin will also mit mir ins Kino gehen.", dachte Cain, während er die Antwort-SMS ins Handy tippte. Aber in welchen Film? "Sahara", "Königreich der Himmel" oder doch "Star Wars - Episode 3"? Mal sehen, sie werden schon einen finden! Aber 18.00 Uhr war ein bisschen früh, dass würde Cain nie im Leben schaffen, allein schon, weil er überhaupt nicht wusste, wo sich das Kino befand, denn er war ja gerade erst in die Stadt gezogen. So würde Flo ihn wohl abholen müssen. Und deswegen schrieb Cain in die SMS, dass Florin ihn in seiner Wohnung, die über der Praxis lag, abholen sollte. Es war kurz vor 18.00 Uhr und Cain war im Stress. Er lief mit offenem Hemd und ohne Schuhe durch seine Wohnung, um sich fertig zu machen, denn Flo konnte jeden Augenblick kommen. Ein Zwischenfall in der Praxis hatte ihn aufgehalten und unter Zeitdruck gesetzt. Da klingelte es plötzlich. Och, nicht doch! Musste Flo denn gerade jetzt überpünktlich sein? Hilft nichts, er konnte ihn ja schlecht vor der Tür stehen lassen. Also machte er sie auf und ließ Florin hinein, dabei entschuldigte er sich mehrmals und machte sich schnell fertig. Da Florin von seinem Bruder gebracht worden war, fuhren sie mit Cains Auto zum Kino. Dort angekommen entschieden sie sich für "Star Wars - Episode 3", den Flo unbedingt noch sehen wollte. Als Entschädigung für die Verzögerung, lud Cain Florin ein. Da Cain überhaupt nichts mit "Star Wars" anzufangen wusste, bekam er von Florin, während sie auf den Filmbeginn warteten, eine ausführliche Erläuterung. Danach wusste Cain mehr, als viele andere in dem doch recht vollem Kinosaal. Während des Films, beobachtete Cain Florin und stellte dabei fest, dass dieser sehr sensibel war. Er nahm Anteil an den Freuden und dem Leid der Personen im Film und fieberte bis zum Ende mit. Die Gesichtsausdrücke, die Florin dabei machte, waren einfach zu komisch, sie wechselten von tieftraurig zu total fröhlich oder waren voller Mitleid je nach Situation. Aber da jeder Film auch ein Ende hatte, standen sie nach zweieinhalb Stunden wieder draußen vor dem Kino. Und kurze Zeit später saßen sie im Auto und fuhren zu Flos zu Hause. Die ganze Fahrt über hatten sie über den Film geredet, doch als sie nun vor dem Bungalow standen, brachten sie kein Wort hervor. Irgendwie wusste keiner der Beiden, was er sagen sollte. ~*~*~*~ Eigentlich war der Abend klasse verlaufen, Florin hatte Cains Wohnung gesehen, sie waren im Kino und der Film war toll, auf der Rückfahrt hatten sie sich gut unterhalten, nur warum musste jetzt ausgerechnet dieses Schweigen herrschen? Es musste doch irgendwas zu sagen geben, irgendwas, um sich zu verabschieden. Warum war das denn so schwer? Vielleicht, weil Cain sich auch nicht von ihm verabschieden wollte, aber sie konnten ja auch nicht ewig hier sitzen! "Also,", fing Flo an. "ich muss dann mal los!" Wieso schaffte er es nicht, seine Stimme fröhlich oder optimistisch klingen zu lassen? Wahrscheinlich, weil er einfach zu deprimiert dafür war. Warum mussten sie sich auch verabschieden? Der Abend war doch so schön gewesen! Das Radio riss Florin aus seinen Gedanken. Cain hatte es angeschaltet. Er fand diese Stille also auch unerträglich. Flo wollte gerade aus dem Auto aussteigen, als Cains Hand ihn festhielt und er mit seinen Augen eine Geste machte, die Florin dazu bewegte, dem Lied im Radio zuzuhören. Was sollte das denn jetzt?! Aber egal, welches Lied war das denn nun? Noch während er zuhörte, merkte er, wie sein Puls sich erhöhte und er rot wurde. Das war doch "Don't talk just kiss" von "Right Said Fred". Was sollte das bedeuten? Mehr Zeit darüber nachzudenken blieb Florin aber nicht, denn Cains Hand, die ihn immer noch festhielt, zog ihn langsam zu sich. Es war nicht so, dass Flo sich nicht hätte wehren können, denn so fest hielt Cain ihn nicht. Er war einfach nur neugierig, was jetzt wohl kommen würde. War es das, was Flo dachte und sich insgeheim ja auch irgendwie wünschte. Na ja, er würde es ja gleich erfahren. Doch kurz vor seinem Gesicht hörte Cain auf zu ziehen. Wie konnte er nur? Er konnte doch Florin erst solche Gedanken aufdrängen und dann einfach vorher aufhören! Selbst wenn Cain jetzt noch so verwirrt guckte, so ging das nicht. Also musste Florin selbst die Initiative ergreifen! Dieses letzte kleine Stück musste doch auch noch zu schaffen sein! Flo kam mit seinem Kopf noch näher auf Cain zu, so dass sich ihre Lippen fast berührten. Mit seiner Zunge fuhr er einmal zärtlich über die Lippen seines Gegenüber, dann wagte er auch den letzten Schritt und küsste Cain richtig. Erst vorsichtiger, doch als dieser sich nicht wehrte, sondern den Kuss eher zu erwidern schien, heftiger. Küsste er gerade wirklich einen Mann? Blöde Frage, natürlich! Und es fühlte sich auch noch so gut an, wie Cains Zunge langsam in seinen Mund kroch. Erst als sie keine Luft mehr bekamen, mussten sie sich voneinander lösen, womit auch Florins Verstand wieder einsetzte. Oh Gott, was hatte er getan?! + + + + + Kapitel 3: Dramatisch, dramatischer, Kajak! ------------------------------------------- Cain lag auf seinem Bett und dachte über das nach, was vor einer Stunde passiert war. Er hatte Florin geküsst. Daran gab es nichts zu rütteln. Oh Gott! Verlegen vergrub Cain sein Gesicht in der Bettdecke. Hoffentlich dachte Florin jetzt nichts schlechtes von ihm. Schließlich hatten sie sich, zwar mit roten Köpfen, aber dennoch ruhig verabschiedet. Also so schlimm kann es ja nicht gewesen sein, oder? Aber als er das Lied gehört hat, konnte er sich einfach nicht mehr zurückhalten und als Flo dann auch noch auf ihn zugekommen war, war jeder Zweifel verschwunden. Der Kuss hatte ein wohliges Kribbeln in ihm ausgelöst. Flos Lippen waren so weich gewesen! Einfach herrlich! Allein schon der Gedanke daran, löste wieder dieses Kribbeln aus. Er musste wissen, was Flo über diesen Kuss dachte und vor allem, was er selbst darüber dachte. Klarheit war das Stichwort! Er brauchte Klarheit und deswegen fischte Cain sein Handy vom Nachtschränkchen und schrieb eine SMS an Flo. Sie mussten sich treffen, um die durch den Kuss neu entstandene Situation zu klären. Vielleicht machte er sich ja auch ganz umsonst Gedanke. Wer weiß? Er überlegte kurz, wo sie sich treffen könnten, als ihm die Idee kam, dass sie sich am Wochenende bei dem Kajakfest von seinem Verein treffen könnten. Flo hatte zwar gesagt, Sport wäre nicht so sein Fall, aber Cain würde schon aufpassen, dass ihm nichts passierte. Gesagt getan. Schon kurze Zeit später kam die Antwort von Flo, dass er Zeit habe und dass er sich freue. Beruhigt sah Cain, dass Flo eingewilligt hatte. Und so schmeckte er noch mal, bevor er einschlief, den süßen Geschmack von Flos Lippen auf den Seinen. Sie würden sich treffen!! Sie würden sich treffen!! Voller Freude über die eben empfangene SMS sprang Florin wie ein kleines Kind auf dem Bett herum, so dass dieses ziemlich seltsame Geräusche machte (Damit ist so'n obszönes Quietschen gemeint). Er hatte jetzt aber auch gute Laune. Schließlich war er eine Stunde lang in seinem Zimmer auf und ab gesprungen und hatte sich Sorgen gemacht, dass Cain vielleicht nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte. Zum Glück waren diese Sorgen umsonst gewesen. Hach, sie würden Kajakfahren gehen. Aber was genau war das eigentlich? Das war doch auf dem Wasser. Oh Gott, er würde bestimmt untergehen! Ach Quatsch, er durfte sich nur nicht so dämlich anstellen, wie er es sonst immer (zwar unbeabsichtigt) tat. Flo hörte ein Klopfen an der Tür und vernahm, wie jemand eintrat. Maik! Was wollte der denn jetzt?! Hoffentlich machte er nicht wieder durch irgendwelche Andeutungen diesen perfekten Tag kaputt. "Na, was ist denn mit dir los? Was hat dich denn so glücklich gemacht, dass du gleich dein ganzes Bett zerstören musst?" "Erstens zerstöre ich mein Bett nicht, sondern springe lediglich drauf rum und zweitens , nichts macht mich gerade glücklich, ich hab' einfach nur gute Laune! Das ist alles!" Maik blickte ihn zweifelnd an, dann musste er grinsen. "Du hast Recht, vielleicht sollte ich lieber fragen, WER hat dich denn do glücklich gemacht? Obwohl, wenn ich genauer drüber nachdenke, brauchst du gar nicht zu antworten. Ich weiß so wie so, was du sagen wirst!" Bei diesen Worten wurde Florin schon wieder rot. Sch ... Maik hatte ihn durchschaut. "Gut, wenn du so allwissend bist, kannst du mir doch auch sicher sagen, was am Wochenende für ein Kajakfest ist.", sagte Flo, in der Hoffnung, so das Thema wechseln zu können. "Hm, das ist so'ne Veranstaltung mit Grillen, Zelten und so. Und es sollen so viele Leute in Kajaks wie möglich auf's Wasser, um'nen Pokal zu bekommen. Mehr weiß ich auch nicht. Wieso? Zelten?! Florin besaß überhaupt kein Zelt! Wie sollte er denn so Zelten gehen? Er könnte sich ja eins leihen, oder Cain fragen, ob er ... Cain saß in seinem Auto und war auf dem Weg zu Flo. Er hatte mit ihm noch einige Telefonate halten müssen, um alles Organisatorische zu klären. Da Flo kein Zelt besaß, aber gerne auch dort übernachten wollte, hatte Cain vorgeschlagen, dass sie sich sein Doppelzelt teilten und Flo hatte eingewilligt. Weil es außerdem praktischer war, wollten sie gemeinsam zum Fest fahren. Cain sah Florin mit einer kleinen Reisetasche, woran ein Schlafsack befestigt war, schon von Weiten. Hinter ihm stand ein junger Mann, wahrscheinlich sein Bruder. Wie hieß er doch gleich? Ach ja, Maik! Flo hatte ihm von Maik erzählt. Cain hielt vor den Beiden und stieg aus. Flo stellte die Beiden gegenseitig vor und lud dann schnell seine Sachen ein. Als sie wieder im Auto saßen, sagte Maik noch zu Cain: "Und passen Sie mir ja gut auf meinen kleinen Flo auf!". Das Lächeln, welches Maik dabei aufsetzte, wirkte auf Cain irgendwie zweideutig (^-^). Irritiert blickte er zu Florin, der nur mit leicht rotem Gesicht den Kopf schüttelte und zum Fahren drängte. Während der Fahrt informierte Cain Flo über den Ablauf des Festes, das Radio hatte er überings ausgestellt (^-^). Als sie am Abend ankamen, waren schon sehr viele Leute da. Cain und Flo suchten als erstes einen Platz fürs Auto und dann einen fürs Zelt. Dabei trafen sie oft Leute, die Cain kannte, er stellte sie Flo vor, aber der achtete kaum darauf, da er aus dem Staunen nicht mehr raus kam. Das Fest war einfach gewaltig! Immer wenn Flo sich mit großen Augen umschaute, und das tat er dauernd, musste Cain lächeln, Flo sah dann immer total süß aus! Nachdem sie es beim zehnten Versuch schafften das Zelt aufzubauen, setzten sie sich zu Bekannten von Cain ans Lagerfeuer. Heute konnten sie sich ja noch ausruhen, schließlich ging's erst morgen so richtig los ... Drei Stunden saßen sie jetzt schon hier am Feuer und unterhielten sich mit irgendwelchen Leuten über absolut langweilige Themen. Konnten das nicht langsam mal ein Ende haben?! Florin fühlte sich total müde, weil er am Tag zuvor noch für die Uni hatte lernen müssen. Am Liebsten würde er einfach hier im Sitzen einschlafen, wenn das nur nicht so dämlich wäre. Also musste er durchhalten. Cain schien wohl bemerkt zu haben, dass Flo schon halb am Einschlafen war, denn er forderte ihn auf, jetzt mit ihm ins Zelt zu gehen, um zu schlafen. Na endlich, die erlösenden Worte! Leise schlichen sie an anderen Zelten vorbei zu ihrem eigenen und machten sich bereit zum Schlafen. Doch als Florin schließlich in seinem Schlafsack neben Cain lag, konnte er nicht einschlafen. Das konnte doch jetzt nicht wahr sein! Wieso denn das?! Er war doch so müde, warum funktionierte das mit dem Schlafen nun nicht?! Als er sich zur Seite drehte, wusste er, warum er nicht einschlief. Cain lag neben ihm. Dieser Mann machte ihn einfach nervös und das durch seine bloße Anwesenheit. Also beschloss Flo, ihn einfach noch ein bisschen anzugucken, bis er einschlafen würde. Cain sah toll aus. Selbst jetzt mit den vom Wind zerzausten Haaren wirkte er wunderschön. Es machte Florin richtig fröhlich, Cain so ansehen zu dürfen und seinen gleichmäßigen Atem so dicht bei sich zu hören. Vorsichtig rückte er noch etwas näher an ihn heran. Ja, er gab es ja auch zu, er mochte Cain. Er hatte ihn sogar richtig gerne und es machte ihn glücklich in seiner Nähe zu sein. War das denn schlimm? Nachdem Flo noch einige Minuten darüber nachgedacht hatte und zu keinem wirklichem Das morgendliche Treiben, das begonnen hatte, und die Sonnenstrahlen weckten Cain. Er setzte sich auf und sein erster Blick galt Florin. Irgendwie lag dieser näher bei ihm, als am Abend zuvor. Komisch! Aber stören tat es Cain kein bisschen, im Gegenteil er fände es auch überhaupt nicht schlimm, wenn Flo noch ein bisschen näher ... . Halt! Nicht schon am Morgen damit anfangen! Cain ließ Flo noch schlafen, da dieser fest zu schlafen schien und vom Vorabend noch ziemlich fertig aussah (Sein wirklicher Grund war natürlich: Er wollte diesen wunderschönen Anblick, wie Flo schlief, nicht zerstören J.). Am Liebsten hätte er wahrscheinlich ein Foto davon gemacht, aber das ging schlecht ... so ganz ohne Kamera ... . Und im Zeichnen war er nicht so gut. Deswegen löste sich Cain von diesem wunderschönen Anblick und ging zu den Waschsalons. Frisch gewaschen und gestylt betrat er nach einer guten halben Stunde wieder das Zelt. Das gab's doch nicht! Schlief der immer noch! Aber so langsam musste Florin jetzt aufstehen, sonst würde er ja noch das ganze Fest verschlafen. Also weckte er Flo, indem er sanft dessen Schulter berührte (kennen wir das nicht irgendwo her J). Florin rieb sich die Augen und fragte verschlafen nach der Uhrzeit. Es war einfach zu niedlich, wie Flo ihn jetzt ansah, so schlaftrunken, einfach süß! Cain beantwortete dessen Frage mit einem Lächeln, dass es ja schon zehn Uhr sei. Florin wollte schon entsetzt aufspringen, aber Cain hielt ihn zurück, indem er ihm erklärte, dass er noch genügend Zeit hätte. Er schlug ihm vor jetzt zum Waschsalon zu gehen und währenddessen würde Cain das Frühstück machen. Nachdem sie fertig gefrühstückt hatten, begaben sie sich in den Trubel des Festes. Ach, das Fest war toll, es machte richtig Spaß, mit Cain herumzugehen und sich alles anzusehen. Wie er sich freute, ihm alles zeigen zu können war einfach schön. Nur beim Gedanken daran, dass er in wenigen Stunden in ein Kajak steigen sollte wurde Florin leicht schwindelig. Er würde sich bestimmt blamieren. Also besser nicht dran denken! Doch wie das nun mal so ist, ließ sich die Zeit auch dieses mal nicht aufhalten, und so machten sie sich einige Stunden später fertig, um in die Kajaks einzusteigen. Cain erklärte ihm kurz, wie man das Paddel alten musste und wo die Spritzdecke, im Falle des Umkippens, zu lösen war. Trotzdem hoffte Flo, während er so halbwegs zuhörte, dass das nicht passieren würde. Cain und Florin setzten sich in einen Zweisitzer und ließen sich ins Wasser schieben. So schlimm war das gar nicht. Flo hatte es sich viel schlimmer vorgestellt. Naja, vielleicht gab ihm auch einfach Cains Anwesenheit Sicherheit. Durch ihn hatte er irgendwie das Gefühl, dass ihm nichts passieren könne. Und nach ein paar Minuten war er sich ziemlich sicher, dass sie das Wasser wieder trocken verlassen würden. Gleich würden alle Leute auf dem Fluss sein, Cains Verein würde den Pokal gewinnen uns sie könnten zurück zum Zelt gehen. Ja, danach sehnte sich Florin jetzt! Nicht, dass er nicht gerne mit Cain was unternahm, nur dieses Boot war ihm einfach unheimlich! Und endlich, sie waren fertig! Dummerweise folgte jetzt, entgegen Flos Erwartungen, dass reinste Chaos. Das Gedränge der Kajaks war riesig. Cain meinte zwar noch, er solle ruhig bleiben, aber nachdem sie ein paar mal angestoßen worden waren, wurde er echt nervös. Oh Gott, was sollte er denn jetzt machen? Viel Zeit darüber nachzudenken blieb ihm aber nicht, denn ein besonders rücksichtsloser Fahrer rempelte ihn heftigst an, so dass Florin das Gleichgewicht verlor und mitsamt Kajak und Cain umkippte. Cain hatte schon die ganze Zeit bemerkt, wie unsicher und unruhig Flo war. Er hatte versucht ihn zu beruhigen, was ihm auch einigermaßen gelungen war, aber Cain konnte trotzdem deutlich die Erleichterung in Flos Gesicht sehen, als sie zum Steg zurückfuhren. Allerdings wartete er noch ein paar Minuten bis sich das Gedränge am Steg geordnet hatte und manövrierte das Kajak dann sicher zu einem freien Platz, um auszusteigen. Dabei wurden sie leider ein paar mal angestoßen, was Florin sichtlich nervöser machte, sodass er schon mal seine Spritzdecke löste, damit er gleich schneller aussteigen konnte. Cain wollte sagen, dass das noch viel zu früh sei, aber in dem Moment krachte es. Ein anderer Fahrer hatte sie gerammt. Das wäre ja alles nicht so schlimm gewesen, hätte Florin dadurch nicht sein Gleichgewicht verloren. Cain streckte noch seine Hand nach ihm aus, aber es war schon zu spät, sie kippten. Er konnte gerade noch Luft holen, da tauchten sie schon ins kalte Nass. Auch das wäre alles nicht so schlimm gewesen, wäre dabei nicht Cains Kopf mit voller Wucht gegen einen Stein geprallt. Für einen Moment schloss Cain geschockt die Augen, als er sie wieder öffnete, war das Wasser vor seinen Augen ziemlich dunkel, zuerst dachte er, dass ihm ein bisschen schwarz vor Augen war, aber dann bemerkte er die rötliche Färbung des Wassers. Konnte das Blut sein? Aber Woher? Im selben Augenblick spürte er, wie als Antwort, den einsetzenden Schmerz im Kopf, der so stark war, dass er sich am Liebsten der eintretenden Bewusstlosigkeit hingegeben hätte. Aber halt! Nicht zu diesem Zeitpunkt und nicht an diesem Ort! Bei diesen Gedanken wanderte sein Blick sofort zu Florin. Was war mit ihm? War er schon in Sicherheit? Was er sah, widersprach seinem innigsten Wunsch und beruhigte ihn keineswegs. Florin hing noch halb im Boot und schien festzustecken. Vergeblich versuchte er sich aus dem sinkenden Kajak zu befreien. Auch ging ihm die Luft aus, seine Bewegungen wurden zusehends von Panik begleitet und seine Augen weiteten sich vor Angst. Cain musste schnell etwas unternehmen, er löste seine Spritzdecke, ignorierte den Geschmack von Blut auf seiner Zunge und schwamm zu Florin. Er packte Flos Arm, worauf sich dieser erschreckt umdrehte, aber als er sah, dass es Cain war, blickte er ihn Hilfe suchend an. Cain nickte nur und befreite Florin nach einigen Versuchen aus dem Boot. Genau in dem Moment erschlaffte Florins Körper und Cain bemerkte entsetzt, dass diesem die Luft ausgegangen war. Jetzt musste es schnell gehen, er schnappte sich Flo, drückte ihn dicht an seinen Körper und schwamm an die Oberfläche und damit in Richtung Steg, dabei ignorierte er, so gut es ging, den Schwindel, der seine Sicht verschleierte, und auch den Schmerz, der ihn langsam übermahnte. Er musste es schaffen! Er musste Florin sicher zum Ufer bringen! Er musste es einfach schaffen! Ein paar Retter kamen ihnen auch schon entgegen, als Cain die Oberfläche erreicht hatte und auf das Ufer zuschwamm. Sie halfen den Beiden an Land zu kommen und riefen sofort den Rettungsdienst, als sie sahen, dass Cain verletzt war. Cain hingegen beugte sich über Florin und tätschelte dessen Wange, legte den Kopf nach hinten und drückte mit seiner Hand sanft gegen dessen Bauch. Als er spürte wie sich Flos Körper verkrampfte, er dann anfing Wasser zu spucken und als er sah wie dessen Augen zuckten, da wusste er das Florin am Leben war. Und noch während seine Ohnmacht ihn übermahnte und er langsam neben Flo zu Boden glitt, lächelte er glücklich. Hustend setzte Florin sich langsam auf und schaute um sich. Erschrocken sah er neben sich auf dem Boden Cain mit einer blutenden Wunde am Kopf liegen. Was war passiert? War er etwa tot? Oh Gott, hoffentlich nicht! Er wollte gerade einen der umstehenden Leute fragen, als seine Gedanken durch den Lärm einer Krakenwagensirene unterbrochen wurden und ein paar weiß gekleidete Sanitäter ausstiegen. Cain wurde in den Wagen getragen, während ein Mann erklärte, was gerade passiert war. Als der Kajak umgekippt war, war Cains Kopf gegen einen Stein geschlagen und hatte sich verletzt. Trotzdem hatte er es noch geschafft, Flo aus dem Kajak zu holen und an Land zu bringen. Cain hatte ihm also das Leben gerettet. Wie er danach ins Krankenhaus gekommen war, wusste er nicht mehr. Während Cain im OP war, schaute Florin die ganze Zeit aus dem Fenster. War das alles etwa seine Schuld? Immerhin war er derjenige, der das Gleichgewicht verloren hatte. Warum machte er sich eigentlich solche Vorwürfe, Cain würde doch bestimmt wieder gesund werden. Jedenfalls hoffte Flo das. Nach etlichen Stunden des Wartens wurde endlich das Bett mit Cain zurück ins Zimmer geschoben. Doch der Anblick war keineswegs beruhigend, denn wie er so dalag, sah er einfach schrecklich aus. Nicht, dass er nicht schön aussah, nur mit den Verletzungen wirkte das ganze Bild irgendwie deprimierend. Und dann schlief er auch noch! Konnte er nicht wenigstens wach sein und ihn anlächeln, oder sagen, dass es ihm gut ging. Nein, er schlief! Ein Arzt, der mit ins Zimmer gekommen war, sprach Florin an: "Ah, Sie sind doch sicher einer seiner Angehörigen, richtig? Also, es handelt sich hierbei um eine sehr tiefe Platzwunde, die durch den Schlag gegen den Stein ausgelöst wurde. Eine Folge dessen ist auch eine starke Gehirnerschütterung. Wie ich hörte, hat er noch jemanden gerettet. Ich frage mich echt, wie er das bei der Verletzung noch geschafft hat. Das ist eigentlich ziemlich unmöglich. Na ja, auch egal. Wann er wieder aufwacht kann ich Ihnen nicht sagen, es könnte aber noch eine Weile dauern. Ich wünsche Ihnen trotzdem noch einen schönen Tag und ... äh, ziehen Sie sich doch was trockenes an." Mit diesen Worten verließ er den Raum wieder. Oh, dass war ja echt beruhigend. Also setzte Florin sich neben Cains Bett und wartete und wartete, insgesamt 37 Stunden. Dann tat sich endlich etwas. Cain bewegte sich, bzw. seine Augen zuckten. Oh Gott! Flo fiel vor Erleichterung ein riesiger Stein vom Herzen und als Cain dann auch noch die Augen langsam öffnete, konnte er sich nicht mehr zurückhalten. Tränen liefen ihm über die Wangen. Warum musste er denn jetzt heulen? So was war schon ewig nicht mehr vorgekommen. Wieso jetzt? Um seine Tränen zu verbergen, beugte er sich nach vorne und umarmte den gerade erwachenden Cain. Das erste was bzw. wen Cain sah bzw. fühlte war Florin. Seine Wärme tat Cain unheimlich gut, da er merkte, wie seine Kopfschmerzen wieder einsetzten. Flos Anwesenheit ließen sie gleich erträglicher erscheinen. Gleichzeitig spürte er etwas Nasses an seinem Hals. Was war das? Und wie als Antwort, hörte er leises Schluchzen. Es kam von Flo und hörte sich an wie eine Mischung aus Sorge und Erleichterung. "Komm schon, beruhig dich. Es ist doch nichts passiert. Schließlich lebe ich ja noch.", sagte Cain und legte sachte seinen Arm um Flo. Dabei bemerkte er, dass dessen Sachen noch nass waren. War er etwa die ganze Zeit bei ihm geblieben?! "Aber das könnte sich schnell ändern, wenn du mich weiter so erdrückst!", sprach Cain weiter, als Florin auf seine Worte nicht reagiert hatte. Daraufhin ließ Flo ihn los und wischte sich verstohlen die letzten Tränen aus dem Augenwinkel. Er sah Cain ein bisschen unsicher an, da er nicht wusste, wie er die Bemerkung aufzufassen hatte, aber als er sah, dass Cain ihn anlächelte, lächelte auch er. "So gefällst du mir schon viel besser." Bei diesen Worten strich er Flo sanft über die Wange, wobei der etwas errötete. "Ich bin wirklich unglaublich froh, dass dir nichts passiert ist. Warst du eigentlich die ganze Zeit bei mir? Du scheinst dich nämlich noch gar nicht umgezogen zu haben." Als er nur ein Nicken zur Antwort bekam und das Rot in Flos Gesicht noch zunahm, sagte Cain ein bisschen vorwurfsvoll: "Das kannst du doch nicht machen! Du hast dir bestimmt eine Erkältung eingefangen oder sogar noch schlimmeres!" Und wie zur Bestätigung, hustete Florin ein paar Mal. "Da hast du's und das, obwohl ich deinem Bruder versprochen habe, auf dich aufzupassen. Ich kann dich doch schlecht krank wieder nach Hause bringen!" Doch bevor Flo auch nur einen klitzekleinen Einwand erheben konnte, wurde die Tür aufgerissen und ein völlig aufgelöster Maik stand plötzlich im Zimmer (wenn man vom Teufel spricht ^-^). "Himmel, was machst du denn für Sachen!", fuhr Maik Florin an. "Du kannst doch nicht einfach ertrinken und dich dann nicht mehr melden! Weißt du eigentlich, was für Sorgen ich mir gemacht habe!?" Nachdem Flos Bruder seinem ersten Ärger Luft gemacht hatte, sah er sich um und erblickte Cain, woraufhin er dann doch grinsen musste. "Oh, verstehe, deswegen nicht." Schon wieder dieses überheblich-allwissende Getue, das Florin so auf die Nerven ging. "Gar nichts verstehst du! Tu nicht so komisch!" "Na ja, ist ja auch Unwichtig. Du hattest bestimmt einen sehr wichtigen Grund." Während Maik das sagte, schielte er extra auffällig zu Cain herüber. An dieses wandte er sich dann auch: "Was ich Ihnen noch sagen wollte. Die Sache mit dem Unfall ist auf gar keinen Fall Ihre Schuld. Mein Bruder hat sich einfach nur mal wieder dumm angestellt. Und er hat sich doch auch sicher noch nicht bei Ihnen für seine Rettung bedankt, also werde ich das jetzt für ihn tun. Haben Sie vielen Dank!" Was sollte denn das nun wieder? Jetzt stand Flo ja wie der letzte Idiot da. Boah, wie gemein! Er wollte gerade aufspringen, doch Cains Hand hielt ihn fest und wollte ihm damit sagen, dass er sich nicht aufregen solle. Nach dieser Berührung spürte Flo, dass er etwas rot wurde. Wie schaffte dieser Mann es nur seinen Puls in wenigen Sekunden um das zwanzigfache zu erhöhen?! Auch Maik bemerkte die Veränderung im Gesicht seines Bruders, woraufhin er sein ach-wie-süß-der-Kleine-Lächeln aufsetzte. Zu Cain sagte er dann wieder: "Ich will jetzt auch nicht unhöflich erscheinen, oder so, aber könnte Florin wohl noch ein paar Tage bei Ihnen bleiben, denn ich muss, aufgrund des Geburtstags meines Vaters, zu unseren Eltern und unsere Mitbewohner sind diese Woche auch nicht da und mit seiner Erkältung", er blickte zu Flo, der wieder am Husten war. "möchte ich ihn nicht gerne alleine lassen. Würden Sie das wohl tun?" Kapitel 4: Zufälle gibt's, die gibt's gar nicht ----------------------------------------------- "Aber natürlich würde ich das tun! Liebend gerne sogar! Schließlich werde ich jetzt wohl ein paar Tage zu Hause verbringen müssen und so könnten wir uns gegenseitig pflegen! Aber am Ende muss Florin entscheiden ob er möchte, oder nicht?", antwortete Cain auf Maiks Frage und schaute Florin erwartungsvoll an, aber der kam gar nicht dazu irgendetwas zu erwidern, da Maik schon weiter sprach: "Da bin ich ja froh! Ich hätte nämlich nicht gewusst, was ich sonst hätte machen sollen!", und stellte mit einem Blick auf die Uhr fest, dass es Zeit war zu gehen. "Also ich muss dann auch leider schon los, Koffer packen und so. Unsere Eltern wohnen ein bisschen weiter weg, deswegen komme ich nicht drum herum dort zu übernachten, und da es eine große Fete wird, bleibe ich gleich ein paar Tage da.", sagte er und streckte Cain die Hand zum Abschied hin. "Und wegen Florin machen Sie sich mal keine Sorgen, der freut sich schon drauf!", bei diesen Worten tätschelte Maik Flo den Kopf, was dem ganz und gar nicht gefiel. Er regte sich zwar nicht, aber wenn Blicke töten könnten ... . Maik reagierte darauf nur mit einem breiten Grinsen. "Scheint bei denen wohl öfter vorzukommen!", dachte Cain nur. Maik verabschiedete sich dann auch und war im nächsten Moment genauso schnell wieder verschwunden wie er aufgetaucht war. Nachdem Maik verschwunden war, ging eigentlich alles recht schnell, außer vielleicht, dass Cain eine geschlagene Stunde damit verbrachte den Arzt zu überzeugen ihn auf eigene Verantwortung zu entlassen und das hatte auch nur geklappt, als Cain dem Arzt erklärte, dass er selber Arzt sei und wüsste, wie er sich zu verhalten habe. Und erst als der Arzt Flo noch eingeschärft hatte ja für Cain zu sorgen, rückte er doch die ersehnten Papiere heraus. Sie bestellten sich bei der Rezeption ein Taxi und fuhren erst mal nach Flo, um dessen Sachen zu holen. Nach drei Stunden standen sie dann endlich vor Cains Haustür und betraten seine geräumige Wohnung. Nachdem sie alle Sachen verstaut hatten, auch die Dinge, die sie bei dem Fest gebraucht hatten (ein paar von Cains Freunden hatten die Sachen nach dem Unfall zusammengepackt und sie mit Cains Wagen vor sein Haus gefahren), zeigte Cain Florin, wo er schlafen konnte. Da er leider kein zweites Bett besaß, musste Flo auf der Couch schlafen, was diesem aber nichts ausmachte. Am Abend saßen sie satt, sie hatten sich nämlich was zu Essen bestellt, und entspannt im Wohnzimmer auf Cains zweiter Couch. Als Cain endlich die Frage stellte, die ihm schon die ganze Zeit auf der Zunge brannte: "Sag mal, wieso fährst du eigentlich nicht mit zu deinen Eltern? Immerhin hat dein Vater Geburtstag." "Oh, ich hasse meine Eltern! Und sie hassen mich, obwohl, na ja, wahrscheinlich kennen sie mich gar nicht mehr, schließlich haben sie mir klipp und klar gesagt, dass ich nicht mehr ihr Sohn bin." Verwirrt blickte Cain Florin an, ihn indirekt damit auffordernd, ihm diese Geschichte zu erzählen. Richtig lieb, wie er ihn so anguckte. "Du möchtest gar nicht wissen, wieso. Es ist keine schöne Erinnerung." Doch Cain blickte ihn mit seinen tiefblauen Augen, die Flo so faszinierend fand, immer bittender an, bis er dann doch über seinen Schatten sprang. "Also gut, ich erzähl's dir. Es war, als ich 14 war, auf einer Party bei uns zu Hause, ich glaub' Maiks Geburtstag, oder so. Meine Eltern waren nicht da, also hatten wir uns heimlich was zu trinken besorgt. Gut, ich geb's ja auch zu, ich hab' ein bisschen zu viel getrunken. Und dann war da eben dieser Kerl, 24 war der. Er hieß Carsten und war der Bruder von einem Freund von Maik. Er war's auch der den Alkohol besorgt hat. Na ja, ich hab' mich halt voll gut mit ihm verstanden, und so, und nach'ner Weile haben wir uns dann geküsst und sind in meinem Zimmer verschwunden. Was wir dort getan haben, muss ich dir sicher nicht erklären, oder?" Zum ersten mal während der Erzählung blickte Florin Cain an, doch dieser wich seinem Blick aus. Er fragte sich sicher, wie er ihn so schnell wie möglich wieder los würde. Aber jetzt gab es kein zurück mehr, nun musste Flo auch bis zum Ende durchhalten und weitererzählen. "Es wäre auch alles schön und gut gewesen, wenn nicht auf einmal meine Eltern im Raum gestanden hätten. Okay, eigentlich stand nur noch einer von ihnen, denn meine Mutter war in Ohnmacht gefallen. Du musst wissen, meine Eltern sind streng katholisch und das, was ich da getan hatte, ging natürlich überhaupt nicht. Mein Vater fing sofort an zu schreien, was ich denn hier täte und wie ich überhaupt dazu käme, so was zu tun. Die Party wurde auf der Stelle beendet und alle Gäste, inklusive Carsten, wurden rausgeschmissen. Doch dann ging das Desaster erst richtig los, denn mein Vater hat mich geschlagen und er hat es sogar geschafft, mir eine Rippe zu brechen, während meine Mutter, die inzwischen wieder aufgewacht war, die ganze Zeit gejammert hat, was sie nur falsch gemacht habe. Pa wollte Carsten dann noch anzeigen, doch ich hab' ihm gedroht, dass, wenn er das täte, ich ihn wegen der gebrochenen Rippe zur Polizei gehen würde. Da war er dann ruhig. Kurze Zeit später sind wir alle dann umgezogen in eine andere Stadt, damit ich diese Leute ja nicht wieder sehe. Dort wurde mir dann verboten, mich mit irgendwelchen Jungen aus meiner Klasse zu treffen und zu'ner Therapie wurde ich auch geschickte. Seitdem hasse ich meine Eltern, nein, meine ganze Familie eigentlich, denn die ticken genauso. Außer Maik, der war der einzige, der zu mir gestanden hat. Und als ich dann mit 18 auch noch ausgezogen bin, bin ich bei meinen Eltern unten durch. Und das nur wegen dieses einen Mals." Florin seufzte. Was sollte Cain nur darauf sagen? Er wusste es nicht. Zwar hatte er sich auf dem Nachhauseweg schon allerlei Varianten ausgedacht, aber mit so was hatte er nicht gerechnet. Irgendwann, während der Erzählung, hatte Cain Florin nicht mehr ansehen können. Er wollte nicht, dass Flo in sein völlig verwirrtes Gesicht blickte und noch was falsches dachte. Etwas später war Cain auch aufgestanden, weil er es einfach nicht mehr aushielt, ruhig neben Flo sitzen zu bleiben. Zu viele Gedanken schwirrten in seinem Kopf herum, zu viele Fragen stellten sich ihm, aber er musste sich beherrschen, deswegen ging er zu seinem Panoramafenster und schaute sich die Stadt an, die jetzt vom Nachtleben erfüllt war. Kurze Zeit später war Florin fertig und nach einiger Zeit intensiver Überlegung und Abwägung von verschiedenen Argumenten, kam er aus seiner Sicht zu einem gutem Ergebnis. Also setzte er sich wieder neben Flo, der die ganze Zeit kein Wort gesagt hatte und dafür war ihm Cain auch sehr dankbar. "Ich danke dir, dass du mir Zeit gegeben hast über das nachzudenken, was du mir erzählt hast. Nun ich denke, dass ich nicht das Recht dazu habe dein Verhalten oder das deiner Eltern zu beurteilen, deswegen ist das was ich dir gleich sagen werde meine eigene Meinung und nichts anderes. Verstehst du das? Ich möchte auf keinen Fall, dass du das in den falschen Hals bekommst!", ein Nicken als Antwort reichte ihm und er fuhr fort: "Also ich kann den Schock, den deine Eltern bei dem Anblick hatten, zwar verstehen, aber ich kann ihr Verhalten dir gegenüber absolut nicht nachvollziehen. Als ich in deinem Alter war, hab' ich so was ähnliches erlebt: Mein bester Freund hatte sich in ein Mädchen verliebt, eigentlich ja nichts schlimmes und seine Eltern freuten sich auch für ihn, bis sie herausfanden, dass das Mädchen in einem Heim wohnte. Sie war von ihren Eltern geschlagen und dann vom Jugendamt ins Heim gesteckt worden. Das wäre ja auch noch ertragbar gewesen, wenn das Mädchen nicht auch noch süchtig gewesen wäre. Sie war zwar clean und machte eine Therapie, aber die Eltern meines Freundes verboten ihm jedes weitere Treffen mit ihr. Als ich die Geschichte meinen Eltern erzählte, waren sie ganz bestürzt über das Verhalten der Eltern. Erst verstand ich nicht wieso, aber dann brachten sie mir ein Zitat bei, das ich bis heute nicht wieder vergessen habe: "Bei der Erziehung muss man etwas aus dem Menschen herausbringen und nicht in ihn hinein." Ich verstand sie und war glücklich, dass ich so tolle Eltern hatte.", als Cain geendet hatte, sah er Florin an, dass dieser nach Worten suchte etwas zu Erwidern, aber Cain kam ihm zuvor: "Du brauchst dazu nichts zu sagen, wir reden morgen darüber, schließlich müssen wir auch noch über ein anderes Thema reden, nicht wahr?" Cain lächelte Florin zu, was diesen zu beruhigen schien und zeigte ihm den Weg ins Badezimmer. Im Bad drehte Florin sich um und blickte die verschlossene Tür an. Warum hatte er Cain das alles erzählt? Das hatte er noch nie getan! Wieso jetzt? Er verstand sich selbst nicht mehr. Am Besten einmal kaltes Wasser ins Gesicht und dann ins Bett und eine Nacht drüber schlafen. Leider funktionierte weder das eine noch das andere und so lag Florin noch die halbe Nacht lang wach auf der Couch. Ihm war zum Heulen zumute! Cain hielt ihn doch jetzt bestimmt für irgendeinen kleinen Perversen. Er hatte ihm zwar zu verstehen gegeben, dass es nichts Schlimmes war, aber ob das wirklich so ernst gemeint war? Sollte Flo ihm tatsächlich glauben? Über die ganzen Fragen in seinem Kopf nachdenkend, schlief er dann endlich ein. Am nächsten Morgen erwachte Flo mit heftigen Kopfschmerzen und geröteten Augen. Durch das Gespräch mit Cain wieder in Erinnerung geraten, hatte er von jenem Abend mit seinen Eltern geträumt. Er würde es niemals zugeben, aber insgeheim wünschte er sich doch, dass ihm seine Eltern verzeihen würden. Die Chancen dafür waren allerdings geringer, als dass morgen Leben auf der Sonne entdeckt werden würde. Während er über all dies nachdachte, fiel ihm brütend heiß ein, dass er sich ja um Cain kümmern sollte. Da wäre es wohl am Besten mit dem Frühstück anzufangen. Gesagt getan! Eine halbe Stunde später hatte Florin sich endlich alles zusammengesucht und ein komplettes Frühstück gezaubert. Nun musste nur noch Cain geweckt werden. Also schlich Florin sich ins Schlafzimmer und strich dem Schlafendem sanft mit der Hand über die Wange, um ihn zu wecken. Und wieder bemerkte Flo, wie schön Cain doch war. Dieser rührte sich langsam und wachte auf. Sie gingen gemeinsam in die Küche und frühstückten lange und ausgiebig. Doch auch die längste Mahlzeit hat mal ein Ende und genauso passierte es auch hier. "Tja, du wolltest mit mir reden. Ich denke mal über das, was nach dem Kino geschehen ist. Allerdings weiß ich nicht so genau, was ich dir jetzt erzählen soll. Wir haben uns geküsst, aber dass war doch nur aus der Situation heraus, eigentlich doch nicht so was dramatisches. Ich meine, wir können doch weiter befreundet sein, oder?" So, mehr hatte er dazu nicht zu sagen, oder sollte er ihm vielleicht noch erzählen, wie es ihm ... . "Ich weiß, es hört sich jetzt ein bisschen komisch an, aber was ich dir noch sagen wollte, du küsst wirklich gut!" Als Cain am Morgen von einer sanften Berührung geweckt wurde, da wollte er erst gar nicht aufstehen. Er wollte lieber weiter dieses angenehme Gefühl auf seiner Wange spüren. Fast wäre er liegen geblieben, hätte seine innere Stimme ihn nicht zur Ordnung gerufen. Also machte er widerwillig die Augen auf und sah Florin. Dieser sagte ihm er habe Frühstück gemacht und so stand Cain auf, um mit Flo ins Esszimmer zu gehen. Seine Kopfschmerzen setzten wieder ein und waren noch genauso schlimm wie am Vortag. Na ja, war auch kein Wunder, schließlich war der Schlaf nicht gerade erholsam gewesen. Die Sache mit Florin und seinen Eltern hatte ihn ganz schön mitgenommen und so war sein Schlaf alles andere als ruhig verlaufen. Bei Florin sah es nicht anders aus. Das Frühstück was Flo vorbereitet hatte, war sehr lecker, dass hatte Cain echt nicht erwartet. Allerdings waren seine Kopfschmerzen während des Frühstücks noch stärker geworden, sodass er sich entschloss eine Tablette dagegen zu nehmen. Eigentlich nahm er ja ganz ungern Tabletten, Cain schwor lieber auf die Selbstheilungskräfte seines Körpers, aber das hier war zu viel. Also stand er auf, holte sich eine Tablette und ein Glas Wasser. Dann setzte er sich wieder hin und schaute der Tablette beim Auflösen zu. Florin schien von dem alledem nichts mitbekommen zu haben, da er schon die ganze Zeit gedankenversunken auf den Tisch starrte. Irgendwie schien er etwas sagen zu wollen, aber er machte dann doch immer wieder einen Rückzieher. Cain würde ihm schon helfen, aber erst mal musste er seine Tablette nehmen, die sich fertig aufgelöst hatte. Er führte gerade das Glas zum Mund, als Florin plötzlich anfing zu sprechen, da Cain nicht unhöflich sein wollte, trank er noch nicht, sondern hielt das Glas weiter fest. Bei Florins Rede runzelte Cain die Stirn, denn Flo sprach zwar das Thema an, worüber er so wieso noch mit ihm hatte reden wollen, aber nicht von dessen Gefühlen. Was war damit? Hatte Florin überhaupt nichts gefühlt, als sie sich geküsst hatten? Cain wollte gerade auf Flos Frage antworten und gleichzeitig nachhaken, als Florin ihn mit seiner letzten Äußerung so dermaßen schockte, dass Cain beinahe das Glas aus der Hand gefallen wäre. Er konnte gut küssen? Okay, das wusste er, aber es aus Flos Mund zu hören machte ihn irgendwie stolz. Und so konnte er sich nicht verkneifen zu sagen: "Danke schön! Das Kompliment kann ich nur zurückgeben. Und was machen wir jetzt? Den ganzen Tag zu Hause zu verbringen ist ja langweilig! Lass uns ein bisschen schwimmen und anschließend in die Sauna gehen, okay? Das stärkt den Kreislauf und kuriert schon mal deine Erkältung, die noch nicht ganz ausgebrochen zu sein scheint, vor. Also los! Packen wir alles zusammen! Eine Badehose für dich kaufen wir da." Voller Tatendrang schleifte Cain Florin hinter sich her, sie packten die Sachen und einige Minuten später waren Beide aus der Tür. Das Glas mit der Tablette hatte Cain auf den Tisch gestellt, Florin hatte mit seinem Kommentar Cains Kopfschmerzen buchstäblich weggeblasen. Was war das denn jetzt?! Schwimmen?! Sauna?! Schön und gut, es freute Florin ja auch mit Cain wegzugehen, aber hatte dieser denn gar nichts zu dem Kuss zu sagen? Na ja, vielleicht kam das ja noch. Das Schwimmbad war in der Nähe von Cains Wohnung, weshalb sie zu Fuß dorthin gingen. Im Shop vor dem Eingang kaufte Cain Florin dann eine ziemlich teure Badehose. "Hey, die ist doch viel zu teuer. Guck mal, hier gibt's auch billigere, die tun's auch.", versuchte Flo Einwand einzulegen, aber Cain lächelte ihn nur nett an und kaufte trotzdem die, die er in der Hand hielt. War ja schon irgendwie lieb von ihm. Hach, der Mann war einfach toll! Nachdem sie sich umgezogen hatten, legte sich Cain erst einmal auf eine Liege am Beckenrand, während Florin lieber zu den Rutschen gehen wollte. Gerade, als er sich umgedreht hatte, spürte er, wie sich von hinten zwei schlanke Arme um seinen Oberkörper schlangen. Was ... wer? Flo drehte seinen Kopf und erblickte voller Begeisterung seine Mitstudentin Carolyn. Die war an sich ganz nett, wenn sie doch nur nicht immer so wahnsinnig nervig wäre und sich nicht mit solchen eindeutigen Absichten an ihn ranmachen würde. Was wollte die nun ausgerechnet jetzt hier?! Sie war zwar ein ziemlich hübsches Mädchen, mit ihren langen roten Haaren und den dunkelbraunen Augen, aber sein Typ war sie wirklich nicht. Flo war gerne mit ihr befreundet, dass war dann aber auch schon alles. "Hi Carolyn!", brachte Flo heraus und hoffte dabei inständig, dass sich seine Stimme freundlich anhörte. "Was machst du denn hier?" "Na ja, schwimmen. Aber ist doch auch egal. Hey, ich bin richtig froh, dich zu sehen. Ich hab' dich vermisst! Du mich auch?" "Ähm, als ... ." Was sollte man denn nun darauf antworten. Nee, er hatte sie nicht vermisst. "Schön, dass freut mich.", fing Carolyn wieder an, sein Zögern einfach man als Zustimmung auffassend. "Sag mal, findest du es nicht ein bisschen dreist, mich so lange warten zu lassen. Ich meine, wir sind doch schon fast ein Paar und ich bin der Meinung, du könntest mich langsam mal küssen, oder?" Nee, ne? Wenn er dreist war, was war sie denn dann gerade gewesen? Nett? Und das alles auch noch vor Cain. Blieb ihm also nicht anderes übrig, als ihr hier und jetzt einen Korb zu geben. "Äh, Caro, es tut mir ja wirklich leid für dich, aber ich küsse nicht einfach so irgendwen und ich kann mich auch nicht dran erinnern, dass wir zusammen waren. Sorry!" Völlig fassungslos blickte Carolyn ihn an. Sie wusste nicht was sie darauf sagen sollte und schaute sich nun hilflos um. Erst da bemerkte sie Cain, der sich das Ganze seelenruhig angesehen hatte. "Oh, du bist gar nicht alleine hier.!, stellte sie überflüssigerweise fest. "Guten Tag, ich bin Carolyn!" Und nachdem Cain sich vorgestellt hatte, begann sie, sie wahnsinnig vollzutexten. Hilfe, es ging Florin so auf die Nerven! Nervte sie Cain denn nicht? Wieso lächelte er denn nur? Flo sah sich um, um etwas zu finden, womit man Carolyn ablenken könnte. Toilette, Sauna, Kabinen ... Moment, Sauna! Das war's ! Sauna! "Äh, Cain, wollten wir nicht noch in die Sauna?" Irgendwie hatte Flo das Gefühl, einen Hauch von Erleichterung in Cains tiefblauen Augen zu sehen. Und auch seine schnelle Reaktion befestigte Florins Anschein. Kurze Zeit später begaben sich die beiden in die Herrensauna und Carolyn ... nicht. Und WOW, Cain sah, na ja, einfach umwerfend aus. So ... und überhaupt ... . Flos Herz legte schon wieder einen Dauersprint ein und er fühlte, wie er rot wurde. Und dann setzte Cain sich auch noch direkt neben ihn. Jetzt konnte er einfach nicht mehr anders, er musste einfach seinen Kopf an Cains Schulter lehnen. Ja, er hatte diesen Mann wahnsinnig gern, und ja, vielleicht hatte Maik ja Recht und er war tatsächlich etwas in Cain verliebt, aber das war doch nichts Schlimmes. Jetzt genoss er erst mal diese Berührung mit Cain. Diese Carolyn war Cain wirklich auf die Nerven gegangen, aber da er so was schon von einigen seiner Patienten kannte, hatte er einfach sein Ärzte-Lächeln aufgesetzt und nur mit halbem Ohr zugehört. Als Florin der rettende Einfall mit der Sauna kam, wäre Cain ihm beinahe vor Dankbarkeit um den Hals gefallen. Der Weg zur Sauna glich einer Flucht, da sie nicht gerade langsam gingen. Naja, sie wollten vermeiden, dass Carolyn doch noch eine Idee bekam, wie sie sie aufhalten konnte. In der Sauna konnte Cain erst gar nicht den Blick von Flos Körper nehmen. Bei ihm stimmte einfach alles, Arme und Beine hatten die richtige Länge und passten perfekt zu dessen schlanken Körper. Ein ungewohntes Kribbeln setzte ein, aber noch schaffte er es zu kontrollieren. Allerdings wurde es immer schwieriger, als Flo sich auch noch gegen ihn lehnte und sein Körper bald vor Schweiß glänzte. Es sah einfach umwerfend aus! Als auch noch dessen Augen feucht zu glänzen begannen, da musste er hier raus. Andernfalls hätte er für nichts garantieren können. Es war sowieso Zeit, viel länger durfte Florin auch noch nicht in die Sauna, schließlich war er das gar nicht gewöhnt. Das kalte Wasser der Dusche hatte Cain wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Seine Gedanken waren wieder klar und nicht mehr von Gefühlen beherrscht. Allerdings schien das bei Florin nicht ganz so der Fall zu sein, da dieser ihn immer wieder fragend oder verwirrt von der Seite anschaute. Das "fragend" konnte er sich ja noch erklären, schließlich hatte er noch nichts zu dem Kuss gesagt. Er gab ja auch zu, dass das mit dem Schwimmbad eine Notlüge war, um nicht antworten zu müssen, weil er erst noch darüber nachdenken wollte, wozu er ja dank Carolyn nicht gekommen war, aber lange konnte er diesem fragenden Blick nicht mehr standhalten. Und deswegen sagte er, als sie wieder bei ihm zu Hause nebeneinander auf der Couch saßen (beim Verlassen des Schwimmbades hatten die höllisch aufgepasst, dass sie Carolyn nicht begegneten): "Also, zu dem Kuss, dass ich ihn schön fand, dass weißt du ja schon. Und Gefühle hat er so viele in mir ausgelöst, dass ich gar nicht weiß, was ich denken soll." Er sah Florin an und las in dessen Augen, dass es ihm nicht anders ging, was ihn ungemein beruhigte. Und so sprach er weiter, das Kribbeln in seinem Bauch so gut es ging ignorierend: "Natürlich möchte ich das wir weiter Freunde bleiben, aber ich weiß nicht, ob das gegenüber meinen Gefühlen gerecht ist." Cain bemerkte, wie Angst in Flos Augen aufblitzte, daraufhin berührte er dessen Wange und sah ihm tief in die Augen. Das Kribbeln wurde noch stärker, als er sagte: "Ich mag dich Florin. Ich mag dich mehr als für unsere Freundschaft gut wäre." Das Kribbeln in seinem Bauch machte dem Verlangen Florin zu küssen platz. Er schaute in Flos Augen und sah, dass dieser ähnliches zu fühlen schien. Das reichte ihm. Er beugte sich nach vorne und Sekunden später trafen seine Lippen auf Flos. Als er keinen Widerstand spürte, bat auch seine Zunge um Einlass, der ihm auch augenblicklich gewährt wurde. Der erste Kuss war ja schon schön gewesen, aber das hier war wirklich ein Traum. Sämtliche Zweifel, falls er jemals welche gehabt hatte, ja sogar sein ganzer Verstand hatten sich ausgeschaltet, für ihn existierten nur noch seine Gefühle. Florin schien es nicht anders zu gehen, dessen Hände wanderten zu Cains Kopf und vergruben sich in dessen Haaren, um den Kuss noch zu intensivieren. Nach einer gewissen Zeit löste Cain den Kuss, nur um weitere auf Flos Hals zu verteilen. Langsam drückte er dessen Körper auf die Couch und schob eine Hand vorsichtig unter das Shirt. Er spürte wie Flos Hände seine Haare noch stärker ergriffen und ihn nach oben zogen, damit ein weiterer Kuss ihm den Atem nahm. Aber dadurch ließ er sich nicht beirren, mit seiner Hand schob er dessen Shirt weiter nach oben und erkundete Flos Oberkörper. Dieser fühlte sich weich und warm an. Er spürte wie Flo bei seinen Berührungen erschauderte und nahm nun auch seinen Mund zu Hilfe, um Flo ein wohliges Seufzen zu entlocken. Cains Zunge neckte dessen Bauchnabel und arbeitete sich dann immer weiter nach oben, seine Hand umkreiste mit sanften Berührungen Flos Brustwarze, was diesem zu gefallen schien, da er heftig zu keuchen anfing. Als Cain mit der Zunge nicht mehr weiter kam, zog er Flo das Shirt aus, entlockte ihm noch einen leidenschaftlichen Kuss und kümmerte sich dann um dessen andere Brustwarze, die er vorsichtig anknabberte. Flos Hände waren aber auch nicht untätig gewesen, sie hatten Cains Kopf verlassen und angefangen dessen Hemd aufzuknöpfen, als das passierte, womit beide am Allerwenigstem gerechnet hatten: Es klingelte an der Haustür. Warum musste es gerade jetzt, wo es "interessant" wurde an der Tür schellen?! Aus welchem Grund sucht sich das Schicksal immer den unpassensten Augenblick aus?! Auch Cain schien nicht gerade begeistert über diese Unterbrechung, wollte aber trotzdem aufstehen, um die Haustür zu öffnen. Dies erübrigte sich, denn die Tür wurde von außen geöffnet, da sie nicht abgeschlossen war, und ein paar Sekunden später stand Carolyn im Wohnzimmer und blickte die beiden verdutzt an. Wie kam die denn hier her? Und was würde sie jetzt von ihnen denken, immerhin war die Position, in der sie sich befanden, sehr eindeutig! "Was macht ihr denn da? Hat Flo sich beim Schwimmen verletzt? Müssen Sie ihm helfen? Ist es schlimm?", fragte Caro. Wie ...? Häh ... ging sie wirklich davon aus, dass Cain gerade, aufgrund eines Unfalls, irgendeine lebensrettende Maßnahme durchführte? Wie d**f war die eigentlich? Obwohl, an sich war das ganz gut, denn so konnten sie sich aus dieser peinlichen Situation befreien. Doch just in diesem Moment tauchten drei weitere Personen in der Wohnung auf, Flos Mitbewohner Alexander und Steven und sein Bruder Maik, der sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte. "Also wirklich, ihr geht ja schnell ran!" Warum konnte Maik sich nicht auch so blöd anstellen wie Carolyn. Jetzt musste ihm irgendetwas halbwegs vernünftiges als Ausrede einfallen, oder sein Bruder würde noch denken, dass Cain einen schlechten Einfluss auf ihn hatte und ihm verbieten, sich mit zu treffen. Halt, dass durfte Maik ja gar nicht, aber egal, eine Erklärung musste her. "Ja ... also ... äh ...", versuchte Florin etwas zu sagen, aber ihm wollte einfach nichts Gutes einfallen, als sich Steven in das entstehende Gespräch einmischte: "Lass es sein! Du brauchst gar nicht erst versuchen alles abzustreiten, dafür ist die Situation viel zu eindeutig. Oder willst du mir etwa weiß machen, dass die Flecken an deinem Hals vom Himmel gefallen sind?" Gut, dass mit der Ausrede konnte er sich schon mal sparen, dann musste er eben vom Thema ablenken. "Wie kommt ihr überhaupt alle hierher und was tut ihr hier?", war dann also Flos nächster Versuch, von dieser oberpeinlichen Lage wegzukommen. "Unwichtig, erzähl ich dir später!", meinte Maik. "Ich habe irgendwie das Gefühl, dass wir hier stören. Dich hol' ich einfach später ab, okay? Tschüß!" Und mit diesen Worten zog Maik Carolyn mit sich, die es sich aber nicht verkneifen konnte, noch eine Frage zu stellen: "Wie? Wobei stören wir?" Damit verschwanden die drei. Erleichtert wandte Flo sich wieder Cain zu, beugte sich zu ihm und küsste ihn sanft. "'Tschuldigung, dass ich so nervige, dreiste Leute kenne." Kapitel 5: Unerholsame Erholung ------------------------------- Florin wohnte jetzt schon fast zwei Wochen bei Cain. Eigentlich wären beide in der Lage für sich selbst zu sorgen, aber irgendwie konnten sie sich nicht voneinander trennen. Schließlich lernt man sich, wenn man zusammen lebt, viel besser kennen und außerdem konnte man so viel mehr Zeit miteinander verbringen. Da gab es nur ein Problem: Carolyn! Seit sie wusste wo Florin derzeit wohnte, war sie jeden Tag da. Wenn Florin von der Uni kam, stand sie meistens schon vor der Haustür. Kurz gesagt: Die beiden wurden sie einfach nicht mehr los! Aber was tun? Eines Nachts kam Cain die Idee, dass Florin und er einfach heimlich wegfahren könnten, nämlich zu seiner Hütte im Harz. Florin war natürlich sofort einverstanden. Am nächsten Tag ließen sich beide auf der Arbeit bzw. Uni für den kommenden Freitag entschuldigen und packten ihre Koffer. Für Carolyn hinterließen sie einen Zettel an der Tür, dass sie am Sonntag wieder da seien. Gründe nannten sie keine, weil sie ja schlecht schreiben konnten, dass sie sich von ihr erholen mussten. Und so saßen sie schon seit zwei Stunden in Cains Wagen. Bald würden sie ihr Ziel erreichen und dann konnten sie sich endlich von dem ganzen Stress in der letzten Woche erholen. Während der Fahrt unterhielten sie sich über allgemeine Sachen, hörten Radio (!) und lachten sehr viel. Mit überaus guter Laune kamen die beiden bei Cains Hütte, die abgeschieden in der Nähe eines großen Sees lag, an. Cain gab Flo die Schlüssel zur Hütte und sagte ihm, dass er schon mal lüften sollte. Cain packte indessen das Gepäck aus dem Auto. Als er alle Sachen ausgepackt hatte, wunderte Cain sich, dass Florin noch nicht zurück war. Auch bleiben die Fenster weiterhin geschlossen. Da er dachte, dass Florin sich vielleicht irgendwo versteckt hatte und ihn reinlegen wollte, steuerte er auf das Haus zu und rief: "Florin! Wo bist du? Hey, komm raus! Ich find' dich ja doch!" Aber als er keine Antwort bekam, wurde ihm doch ein bisschen mulmig zu mute. Und so rief er, während er durch die offene Tür in den Flur trat: "Florin? Bist du hier? Komm schon! Ich find' das nicht mehr lustig!" Weiter kam er nicht mehr, denn im selben Augenblick spürte er einen heftigen Schmerz am Hinterkopf, der ihm alle Sinne raubte und zu Boden gleiten ließ. Florin nahm den Schlüssel von Cain entgegen und ging zur Haustür. Als er aufschließen wollte, stellte er mit leichter Verwunderung fest, dass nicht abgeschlossen war. Schon komisch, dachte sich Flo, trat aber trotzdem in die Hütte ein und schaute sich im Flur um. Gut, also jetzt erst einmal die Fenster zum Lüften öffnen. Auf dem Weg in die Küche hörte er plötzlich Stimmen aus einem der Zimmer. Wo kamen die denn her?! Und wer sprach da überhaupt? Flos erster Gedanke war, dass es vielleicht irgendwelche Kinder aus der Umgebung sein könnten, die es lustig fanden, hier zu spielen. Doch hier in der Gegend gab es gar kein Dorf o.ä., aus dem sie hätten kommen können, außerdem waren die Stimmen für Kinder doch etwas zu tief. Wer also war da? Langsam näherte er sich der Tür zu dem Raum, aus dem er die Männer sprechen hörte und blickte durch den Spalt, der nur angelehnten Zimmertür. Jetzt konnte er auch verstehen, was zwischen den zwei Personen gesprochen wurde: "Du hättest den verdammten Bankangestellten wirklich nicht abknallen müssen!", fuhr der Linke den Rechten an. Wie jetzt? Hatten die Beiden etwa jemanden umgebracht?! Oh Gott! Die Neugier, von der Florin eben noch besessen war, verwandelte sich jetzt allmählich in pure Angst. Hoffentlich war Cain noch nichts passiert. "Einer von euch zwei hätte mir ja helfen können!", schrie der andere Mann ihm Zimmer nun zurück. Moment mal, zwei?! Das heiß ja, dass hier im Haus noch irgendwo einer von denen rumlief! Gerade wollte Flo sich vorsichtig umdrehen, als ihm etwas kaltes, metallisches an die Schläfe gehalten wurde. "Na, wenn haben wir denn da? Du willst uns doch nicht etwa schon verlassen? Das fänd' ich aber gar nicht nett von dir." Vor Flo stand ein riesiger Mann von mindestens zweimeterzehn und hielt ihm mit einem gemeinen Grinsen eine Pistole an den Kopf. "So, jetzt gehen wir beide erst mal schön in diesen Raum.", sagte der Riese und stieß Florin heftig ins Zimmer, dass dieser auf den Boden fiel. Die beiden Männer, die sich eben gestritten hatten, blickten ihn verwundert an, aber auf eine Geste des Dritten schien sie zu verstehen, was passiert war. Einer von den Beiden kam jetzt auf Flo zu, griff in seine Haare und zwang ihn so, dem Anderen ins Gesicht zu sehen. "Gut, und jetzt sag', bist du alleine hier? Oder hast du uns noch jemanden mitgebracht, he?" Was sollte er denn nun sagen? Vielleicht hatte Cain ja mitbekommen, dass etwas nicht stimmte und war auf dem Weg, um Hilfe zu holen. Zögernd schüttelte Flo den Kopf. Leider war genau in diesem Moment Cains Stimme an der Haustür zu hören. "Von wegen du bist alleine hier. Was fällt die eigentlich ein, uns einfach anzulügen?", fauchte der Große, stieß Florin sein Knie in den Magen und verschwand aus dem Raum. Kurze Zeit später war ein dumpfer Aufschlag zu hören und Cains bewusstloser Körper wurde hereingezerrt. "Mein Kopf!", dachte Cain und versuchte die Augen zu öffnen, aber als er seine Lider hob, verspürte er einen heftigen Stich in seinem Kopf. Schnell schloss er sie wieder, da er sowieso nichts erkannt hatte, weil er Sterne gesehen hatte. Was war eigentlich passiert? Ach ja, er hatte einen Schlag auf den Hinterhopf bekommen. Sofort tasteten seine Händen den Kopf ab, aber er blutete nicht, hatte also keine Wunde, es würde wahrscheinlich eine Beule geben. Fazit: Es war alles halb so schlimm. Aber was war mit Florin? Wo war er? Ging es ihm gut? Cain wollte schon wieder seine Augen öffnen, als er plötzlich Stimmen wahrnahm: " ... Ah, der Typ ist also dein Lover?" (Carsten à kennen wir den nicht irgendwoher?^^) - "Nein ist er nicht und im Übrigen geht dich das gar nichts an, Carsten!" (Florin) - "Oh ho, der Kleine wird aufmüpfig!" (zweimeterzehn Gangster) - "Hey, seht mal sein Lover scheint aufzuwachen!" (Carsten). Cain spürte förmlich, wie ihn jetzt alle anstarrten. Also versuchte er noch einmal seine Augen zu öffnen und diesmal ging es schon ein bisschen besser. Langsam sah er sich um und bemerkte, dass er mit seinem Kopf auf Flos Schoß lag. Daraufhin versuchte sich Cain aufzurichten, Flo half ihm. Auf dessen besorgten Blick hin, sagte er ihm, dass es ihm schon besser ginge. Erst dann musterte Cain die anderen drei Gestalten im Raum: Also da wäre als erstes der zwei mal zweimeterzehn Mann, dem er anscheinend seine Kopfschmerzen zu verdanken hatte, na ja bei dem Muskelpaket auch kein Wunder, als zweites ein nicht ganz so großer Kerl, der aber doch fast so breit war und ein kantiges Gesicht hatte, das von stechenden Augen beherrscht wurde. Zu guter Letzt wäre da noch Carsten, dem man deutlich ansehen konnte, dass er seine besten Jahre schon hinter sich hatte: Nicht nur seine Kleidung, sondern einfach alles an ihm sah jetzt nur noch unordentlich und schmutzig aus. Also alles im allem, diesem Trio würde man am Liebsten aus dem Weg gehen. Nun, dass ging ja wohl schlecht, denn die drei sahen nicht so aus, als ob sie die Beiden gehen lassen würden. Aber wieso? Gerade als er nachfragen wollte, wandte sich Carsten, der das Sprachrohr zu sein schien, an ihn: "So, du bist also der Freund von unserem Kleinen da! Wie heißt du? Ich darf dich ja duzen, nicht?" Als ob er darauf, also auf das Duzen, eine Antwort erwartete, aber mit seinem Namen wollte er dennoch nicht rausrücken. Er würde denen nicht bedingungslos gehorchen. Niemals! Als Cain nicht antwortete, griff Carsten in dessen Hose und holte seine Brieftasche mit dem Personalausweis hervor. "Cain Nolan? Interessant! Bist du nicht der neue Arzt in der Nähe der Vereinsbank? Prima! Denn genau die haben wir ausgeraubt! Leider ist einer der Bankangestellten drauf gegangen. Tja, das war Pech!" Ein dreckiges Grinsen umspielte seinen Mund und Cain erschauderte. Als er zu Florin sah, merkte er, dass es dem nicht anders ging. Angst breitete sich aus. Würden sie uns beide auch töten? Hatten sie eine Chance zu fliehen? Nach diesem Gespräch ging alles ziemlich schnell. Cain und Florin wurden von den Männern gefesselt und in den ehemaligen Weinkeller gesperrt. Geknebelt wurden sie nicht, da in der Gegend so wie so nie jemand vorbeikam und sie hätte hören können. Nachdem sie nun ein paar Minuten schweigend dagesessen hatten, fing Flo an Cain zu erklären, was denn passiert war: "Tja, also was genau war, kann ich dir auch nicht sagen, aber die Drei haben eine Bank ausgeraubt und dabei einen der Angestellten getötet. Jetzt befinden sie sich auf der Flucht vor der Polizei und verstecken sich hier. Der Große wird Bernd genannt, der, mit dem kantigen Gesicht ist Martin und der andere Carsten, und ja, es ist DER Carsten, von dem ich dir neulich erzählt habe." Er blickte zu Cain, der ihm anscheinend gar nicht richtig zugehört hatte, weil er sich in dem dunklen Raum umgesehen hatte. Anscheinend suchte er eine Möglichkeit, um zu fliehen. Ja stimmt, sie sollten wirklich von hier verschwinden, wer weiß, was diese Typen sonst noch mit ihnen anstellen würden. Erst einmal mussten sie diese Fesseln loswerden, aber wie? Er schaute sich um und sah ein paar Flaschen, die hier zurückgelassen worden waren. Aber natürlich, Flaschen! "Cain, ich weiß, wie wir die Fesseln loswerden, mit einer Flasche!" Mit knappen Worten erklärte er ihm, was sie machen mussten. Man musste eine Flasche in ein Tuch einwickeln, damit es keinen Lärm machte, und sie dann zerschlagen. Mit den Scherben konnte man dann die Seile durchschneiden. Nach kurzer Zeit waren sie also wieder frei und überlegten, was nun zu tun sei. Draußen hörten sie, wie sich das Trio lautstark stritt. Und wieder kam Flo der Gedanke, dass sie die ganze Sache hier vielleicht gar nicht überleben würden. Aber dann würde Cain nie erfahren, worüber Florin sich in den letzten zwei Wochen klar geworden war, nämlich was er wirklich für ihn empfand. Es sei denn, er würde es ihm jetzt sagen. "Cain, ich muss dir etwas sehr wichtigen sagen, und ich meine wirklich etwas sehr wichtiges. Eigentlich ist jetzt nicht der richtige Augenblick dafür, aber ich habe Angst, dass ich es dir gar nicht mehr sagen kann. Ich meine, ich hätte es dir auch so gesagt, aber das geht nun eben nicht!" So, der erste Schritt war getan, jetzt musste er es nur noch zu Ende bringen. Flos Herz schlug wie wild bei dem Gedanken, was er gleich sagen würden, aber er musste es tun. Er blickte Cain tief in seine schönen Augen und sprach weiter: "Ich liebe dich!" So, es war raus." Du musst dazu ..." Florin kam nicht weiter, weil Cain dessen Mund mit einem Finger verschloss. "Ach, Florin! Du hast Recht, dass ist wirklich der unpassenste Augenblick für so etwas. Und außerdem bist du viel zu pessimistisch. - Jetzt sieh mich doch nicht so erschrocken an. Ich bin doch noch nicht fertig. - Wir werden das hier überleben und dann wirst du noch sehr viele Gelegenheiten haben mir diese drei bedeutungsvollen Worte zu sagen, genauso wie ich auch ...". Cains Stimme glich einem Flüstern, als er sich zu Flo hinunterbeugte und sagte: "Ich liebe dich auch!" Dann versiegelte er seine Worte mit einem innigen Kuss. "So, aber jetzt sollten wir uns darum kümmern, hier raus zu kommen. Meinst du nicht auch?" Ein Nicken von Flos Seite bestätigte ihn. Als wenn sie sich abgesprochen haben, standen beide gleichzeitig auf. Cain untersuchte die Tür, da der Raum hatte keine Fenster hatte, und Florin suchte den Raum nach etwas brauchbarem ab. Nach ein paar Minuten machten sie Bestandsaufnahme: Florin zeigte was er gefunden hatte, das wären ein bisschen Werkzeug, Drähte und natürlich Holz und Glas. Woraufhin Cain sagte, dass man die Tür, eine Eisentür, nicht aufbrechen könnte, der Schlüssel aber stecken würde und außerdem wäre der Spalt am Boden so groß, dass sie versuchen könnten mit Hilfe eines Tuchs und eines Drahtes den Schlüssel zu bekommen. Gesagt getan. Florin versuchte das Tuch, was sie auch schon zum Aufbrechen der Flaschen gebraucht hatten, unter der Tür durchzuschieben, während Cain versuchte Schlüssel so zu drehen, das dieser auf das Tuch fiel. Gerade als Cain es fast geschafft hätte, hörten sie Schritte auf der Kellertreppe, die immer näher kamen. Blitzschnell zog Florin das Tuch wieder zurück und Cain den Draht aus dem Schlüsselloch. Sie hatten gerade noch Zeit die Sachen, die Flo gefunden hatte, ohne großen Lärm zu zerstreuen und sich auf die zerborstene Flasche zu setzten, um keinen Verdacht zu erwecken, als auch schon die Tür aufging. Die Tür ging auf und Martin trat ein. Er blickte sich in dem dunklen Raum um und als er nichts sah, fragte er unhöflich. Ob hier irgendetwas passiert sei. Cain und Flo schüttelten unschuldig den Kopf, und weil man nicht sehen konnte, dass die Fesseln verschwunden waren, ging Martin wieder. Sie grinsten sich an, der Idiot hatte nichts gemerkt. Jetzt mussten sie nur noch aus diesem Keller abhauen. Nachdem sie eine Weile gewartet hatten, um sicher zu gehen, dass sich alle wieder hingelegt hatten, machte sich Cain wieder an der Tür zu schaffen und ... sie ging auf. Eigentlich hatte Florin ja Angst davor, wo sie nun hergehen würden, doch dank Cain , der bei ihm stand und dem er einem kurzen Kuss auf die Wange hauchte, war es zu ertragen. Sie schlichen die Treppe hoch, durch den Flur zur Haustür, nach draußen. Erst gingen sie zum Auto, an dem allerdings die Reifen zerschnitten worden waren. Also mussten sie zu Fuß von hier abhauen, durch den Wald und nachdem sie ein paar Stunden gelaufen waren, setzten sie sich unter ein paar Bäume. Ihm war kalt, vom Nieselregen war er ganz nass und er würde sich bestimmt eine Erkältung einfangen. Die wievielte wäre das dann? "Gott, ich sollte nicht mehr so viel mit dir zusammen sein. Ich werde dauernd krank!", sagte Flo lächelnd zu Cain, der total müde wirkte. "Möchtest du schlafen?" Cain nickte und schloss die Augen. Ah, der Mann sah echt toll aus. Und er liebte ihn. Durfte ein Mensch eigentlich so glücklich sein. "Wenn du willst kannst du dich in meinen Schoß legen?" Hilfe, sogar jetzt war die Frage peinlich! Cain lächelte, als er sah wie Florin bei dieser Frage leicht rot wurde. "Gerne, aber erst mal sollten wir uns überlegen, wie wir jetzt weiter vorgehen. Schließlich werden die Drei irgendwann merken, dass wir verschwunden sind und uns vielleicht suchen. Deswegen sollten wir uns und noch ein Stück von der Hütte entfernen, andererseits ist die Hütte der einzigste Ort weit und breit, wo es etwas zu Essen und zu Trinken gibt. Tja, ich weiß auch nicht weiter. Hast du nicht eine Idee?", fragte Cain gerade, als sie plötzlich Geräusche hörten. Aber es waren keine Schritte, knackende Zweige oder Stimmen, sondern Motorlärm wie von einem - ein Hoffnungsschimmer glomm in ihnen auf - Hubschrauber! Und tatsächlich, Sekunden später sahen sie ihn bzw. seine Lichter, denn es war schon recht dunkel. "Das könnte unsere Rettung sein. Der Hubschrauber scheint irgendetwas oder irgendwen zu suchen.", sagte Cain und deutete auf den tanzenden Lichtkegel, der unter dem Hubschrauber hin und her schwankte. "Aber natürlich! Das ist bestimmt ein Polizeihubschrauber, der die drei Bankräuber sucht!", schlussfolgerte Cain messerscharf, packte Flo am Arm und lief, so gut es ging, auf den Hubschrauber zu. Aber das Schicksal meinte es heute nicht gut mit ihnen, denn der Hubschrauber drehte und flog davon. Völlig außer Atem blieben sie stehen und schauten dem Hubschrauber hinterher. "Er kommt bestimmt wieder, schließlich ist es schon spät, sicher setzen sie die Suchen morgen fort.", versuchte Cain Florin und sich Mut zu machen. "Wir sollten uns irgendetwas für die Nacht bauen und uns dann überlegen, wie wir den Hubschrauber, wenn er wiederkommt, auf uns aufmerksam machen können." Nach einer kurzen Diskussion, war alles besprochen. Mit den Ästen und Zweigen, die in der letzten Zeit wegen der Stürme heruntergekommen waren, legten sie das Wort "Help" (ist nun mal kürzer als "Hilfe") ins Grass auf einer Lichtung, die sie gefunden hatten. Natürlich wäre es einfacher gewesen ein Feuer zu machen, das konnten sie allerdings nicht, da das Holz zu feucht war. Und damit sie ein bisschen Schutz vor dem immer stärker werdenden Regen hatten, lehnten sie gegen einen umgefallenen Baumstamm, Äste, die noch Blätter hatten. Darunter lagen sie nun, eng aneinander gekuschelt, um nicht zu erfrieren. Bald schon waren sie eingeschlafen. Am morgen wurde Florin durch eine Berührung an seiner Schulter geweckt. Nee, ne? Draußen übernachten und dann auch noch früh aufstehen? Wo gab's denn so was? Langsam öffnete er die Augen und sah auf den noch schlafenden Cain ... äh ... Cain!! Aber wer weckte ihn denn dann gerade? Erschrocken drehte Flo sich zur anderen Seite und blickte erleichtert in das Gesicht eines grün gekleideten Mannes (und nein es ist kein Alien!^^). Die Polizei! Na, Gott sei Dank! "Seid ihr die beiden, die von den drei Bankräubern festgehalten worden sind?", fragte der Polizist, während ein anderer Cain weckte. Als Florin nickte, sagte dieser dann: "Gut. Am Besten ihr kommt erst mal mit uns mit. Wir bringen euch dann nach Hause." "Äh ... aber was ist denn ...?", versuchte Flo den Mann zu fragen. Was war jetzt passiert? Er war verwirrt und auch Cain schien nicht so, als würde er gerade wirklich verstehen, was los war. "Also,", sagte der Polizist nun extra langsam. "die Bankräuber, die euch in ihrer Gewalt hatten, sind von uns gefunden und verhaftet worden. Sie wollten erst fliehen, doch schlau wie wir sind, haben wir sie gefasst. Einer von ihnen hat dann versehentlich ausgeplaudert, dass die Gefangenen weg seien. Deswegen haben wir angefangen, nach euch zu suchen und haben euch schließlich auch gefunden. Verstanden?" Wieder ein Nicken, doch diesmal musste Flo grinsen und auch Cain schien die Art, wie der Polizist sprach sehr lustig zu finden. Danach wurden beide zur Untersuchung in ein Krankenhaus gebracht, konnten aber mit leichter Unterkühlung nach ein paar Stunden wieder nach Hause geschickt werden, wo ein ziemlich aufgebrachter Maik auf sie wartete. "Sagt mal, seid ihr noch zu retten?! Was macht ihr denn für Sachen?", fuhr Maik sie an. Hatte der nichts besseres zu tun, als hier so ein Theater zu machen? Konnte er sich nicht einfach freuen, dass noch alle am Leben waren? "Lass uns doch!", erwiderte Flo und ergriff Cains Hand. "... okay, was ist passiert, als ihr weg ward, was ich wissen sollte?", fragte Maik, obwohl es so aussah, als würde er die Antwort so wie so schon kennen. Kapitel 6: 42 Fragen und keine Antwort -------------------------------------- Cain musste Florin zurückhalten, damit dieser sich nicht auf Maik stürzte, da dieser sein überlegenes Grinsen aufgesetzt hatte. "Wir kamen also bei meiner Hütte an und ich bat Flo schon mal zu lüften. Als er aber nach einer geraumen Zeit nicht wieder kam, ging auch ich ins Haus und wurde dort niedergeschlagen. Als ich wieder zu Bewusstsein kam, wäre ich am Liebsten sofort wieder ohnmächtig geworden. Wir waren von drei Bankräubern gekidnappt worden, und du wirst es nicht glauben, einer davon war dein Freund Carsten aus Kindertagen! Nachdem wir uns dann alle "vorgestellt" hatten, wurden wir beide gefesselt und in den Weinkeller gesperrt. Als der erste Schock vorbei war, versuchten wir zu fliehen - mit Erfolg! Nun zwar frei, aber mitten im Nirgendwo, warteten wir auf Hilfe, die auch, Gott sei dank, am nächsten Tag eintraf!", fasste Cain die vergangenen Stunden zusammen. "Schlimm, schlimm, da habt ihr ja ganz schön was erlebt! Ich sollte wohl froh sein, dass ihr noch lebt, oder?" Für dieses "oder?" hätte Cain Florin freiwillig losgelassen und ihn sogar noch angefeuert, es Maik zu zeigen. Aber auf so was war Maik natürlich vorbereitet und redete deswegen munter weiter, um die beiden abzulenken: "Tja, so Leid es mir tut, aber ihr könnt mich weder jetzt killen noch habt ihr die Zeit euch ausruhen, denn vor ein paar Minuten hat der ermittelnde Kommissar angerufen und mir mitgeteilt ihr sollt Punkt 12 auf dem Präsidium erscheinen, um eure Aussagen zu protokollieren, ergo ihr müsst jetzt losfahren. Und so Leid es mir auch tut, ich kann euch nicht hinfahren, da ich noch was dringenderes zu tun habe." Ein Blick auf die Uhr bestätigte ihnen Maiks Aussage: Sie mussten sich wirklich beeilen! Also riefen sie sich ein Taxi, da Cain sich nicht fit genug fühlte Auto zu fahren. Eine gute halbe Stunde später saßen sie im Büro des Kommissars, der sich mit dem Namen Hugo Schmidt vorgestellt hatte. Das Büro war gerade nicht in seiner besten Verfassung, Berge von Akten stapelten sich überall und die Möbel waren abgenutzt und spröde. Außerdem roch es in dem Zimmer, als wäre seit Tagen nicht gelüftet worden. Florin und Cain rissen sich zusammen und schon fing der Kommissar Schmidt an, nachdem der übliche Kram, Personalien etc., erledigt war, Fragen zu stellen: "Was ist denn eigentlich genau passiert?" Cain holte schon Luft, um dem Kommissar das gleiche zu erzählen, nur detaillierter, was er schon Maik erzählt hatte, wurde aber von Florin unterbrochen. "Naja, eigentlich war das alles nicht so dramatisch. Uns ist ja nichts passiert.", sagte Flo zu Kommissar Schmidt, woraufhin Cain ihm einen fragend-verwirrten Blick zuwarf, aber nichts sagte. Jetzt musste er hier durch, wenn er schon so anfing. "Es war doch ganz harmlos. Die Drei haben uns doch nur für ein paar Stunden eingesperrt und so schlimm war es da nicht, immerhin hatten wir alles, was wir brauchten." So ging die Aussage dann immer weiter und als Cain seine Variante erzählte, guckte Kommissar Schmidt doch etwas verwundert, kommentierte es aber nicht. Draußen verabschiedete Flo sich von Cain und ging nach Hause, und zwar zu sich nach Hause, denn er hatte keine Lust, Cain zu sagen, warum er nicht ganz die Wahrheit gesagt hatte. Eigentlich wusste er es selbst nicht. Danach sahen sie sich eine Woche lang kaum, da Florin für die Uni lernen musste und Cain viel zu tun hatte. Sie trafen sich bei Flo. Maik öffnete Cain die Haustür und konnte sich sein Grinsen wieder einmal nicht verkneifen. An Florins Zimmertür meinte er dann noch: "Ich lass euch dann mal alleine. *g*", und ging. Als die Tür aufging, machte Flos Herz einen Hüpfer. Sie ganze Zeit hatte er sich schon darauf gefreut, Cain wiederzusehen. Er liebte diesen Mann einfach. "Hi!", grüßte er und wies den anderen an, sich zu setzen. Sie unterhielten sich eine Weile, bis Florin es nicht mehr aushielt. Diese eine Frage beschäftigte ihn schon eine Zeit lang. "Sag mal, warum hast du eigentlich so'ne Angst vor Schlangen?" Cain war bei dieser Frage innerlich zusammengezuckt. Er wusste ja, dass sie irgendwann kommen musste, hatte es aber immer wieder verdrängt. Und eigentlich hatte er ja mit Florin über dessen, doch etwas seltsame Aussage bei der Polizei reden wollen. Aber irgendwie hatte er es nicht geschafft, die Unterhaltung in diese Richtung zu lenken. Und gerade als er ihn endlich fragen wollte, fing Florin auch noch von etwas an, worüber Cain schon lange nicht mehr gesprochen hatte und es auch gar nicht wollte! Zu schmerzvoll war der Verlust gewesen! Zu schrecklich die Erinnerung daran! Nein, er wollte auf keinen Fall davon reden. Er wusste, dass durch sein Schweigen schon viele Beziehungen zerbrochen waren, aber er konnte einfach nicht darüber reden. Natürlich war seine Beziehung zu Florin etwas ganz besonderes, er liebte ihn, wie er noch nie jemanden geliebt hat, trotzdem konnte er es nicht. "Tja, das hat einen ganz bestimmten Grund, aber das ist schon lange her und jetzt nicht so wichtig.", wehrte er ab und versuchte dabei zu lächeln, was ihm aber nicht so ganz gelang. "Viel wichtiger ist doch, warum du auf dem Präsidium gelogen hast. Das hat mich nämlich doch sehr gewundert. Man hatte das Gefühl, als ob du die Bankräuber, nach allem was sie uns angetan haben, auch noch beschützen wolltest. Hat es was mit Carsten zu tun? Hegst du vielleicht doch noch Gefühle für ihn und verharmlost die Sache deswegen so?" WAS?! Was sollte denn diese Frage jetzt? Er hatte keine Gefühle für Carsten, hatte er nie wirklich gehabt. Wie konnte Cain ihm so was unterstellen? Glaubte er nicht, dass er ihn liebte? "Was soll das nun?! Das hat ja wohl nichts damit zu tun, was ich wissen wollte!", fuhr Flo Cain doch etwas zu heftig an, woraufhin Cain ihn etwas beleidigt ansah. Dennoch machte er nicht die Anstalten, ihm mehr über seine Schlangenphobie zu erzählen. "Warum willst du es mir nicht sagen? Vertraust du mir nicht?" Cain schwieg weiter, doch sein Blick verriet, dass Flo ihn mit dem, was er gesagt hatte, sehr verletzt hatte. Das hatte er nicht gewollt ... oder doch? Er hatte ihm wehtun wollen! Nur warum? Weil er enttäuscht und wütend war, weil Cain ihm anscheinend nicht vertraute? "Gut, du musst es mir auch nicht sagen, wenn du kein Vertrauen in mich hast!", schrie Florin nun fast. Er verstand sich selbst nicht mehr, wieso tat er dem Menschen, den er am meisten liebte, so weh? "Verdammt, weshalb sagst du es mir nicht? Ich möchte doch nur mehr über dich wissen!" Jetzt standen ihm fast die Tränen in den Augen, so verzweifelt war er nun. "Warum zum Teufel ist es dir so verdammt wichtig den Grund für meine Schlangenphobie zu kennen? Warum kannst du es nicht einfach dabei belassen?", schrie Cain zurück. Dabei überging er die Tränen von Florin und unterdrückte den Schmerz in seinem Herzen. "Ich kann, will und möchte es dir nicht sagen! Und dann diese Vertrauensfrage! Pah! Fällt dir nichts besseres ein?", fuhr Cain Florin, sich völlig im Klarem darüber, dass er ihn jetzt tief verletzte, an. Aber warum sollte er diesem Menschen die Wahrheit sagen, wo er es doch selbst nicht tat? "Natürlich vertraue ich dir, aber das ist noch lange kein Freischein für meine Lebensgeschichte! Schließlich scheinst du mir doch genauso wenig deine verdrehte Aussage erklären zu wollen! Aber ich soll dir alles erzählen, ne! Das ist doch so typisch! Erst alles über den Anderen wissen wollen, aber dann selbst nichts erzählen! Ganz nach dem Motto: Wissen ist Macht!" Während er diese Sätze Florin entgegenschleuderte, verwandelte sich seine Wut in Verzweiflung. Tränen rannen über sein Gesicht, als er Florin die alles entscheidende, letzte Frage stellte: "Warum sollte ich es dir erzählen? Ich habe es noch keinem Menschen erzählt, der es nicht so wie so schon wusste. Also warum sollte ich es dir erzählen, wo ich dich doch erst ein paar Wochen kenne? Sag mir denn Grund, weswegen du dich für so wichtig hältst, mein Geheimnis zu erfahren? Und bitte, komm mir nicht mit irgendwas, was ich auch auf dich beziehen kann! Na los, sag's mir!" In seiner Stimme schwang Hohn und ein spöttisches, verzweifeltes Lächeln umspielte seine Lippen. Florin verstand die Welt nicht mehr. Wie hatte sich nur so schnell so ein heftiger Streit entwickeln können? Er wusste nicht, was er jetzt sagen sollte und so setzte eine unerträgliche Minute des Schweigens ein, denn Flo fühlte sich nicht in der Lage, Cain eine Antwort zu geben. Das Schlimmste daran war aber eigentlich, dass er gar keine Antwort wusste. Nachdem sie also fünf Minuten schweigend dagesessen hatten, nahm Florin den Rest seiner Selbstbeherrschung zusammen und forderte Cain höflich auf zu gehen. Als dieser dann nach einem ziemlich steifen Abschied das Haus verlassen hatte, stürzte der Damm ein und Florin brach im Flur in Tränen aus. Gott, wie hatte das passieren können? Warum hatten sie sich gestritten? Nur wegen dieser Kleinigkeit? So was gab es doch nur in irgendwelchen Liebesschnulzen! Das gab's doch nicht! Was sollte er jetzt tun? Völlig verzweifelt saß er im Hausflur auf dem Boden, als Maik hereinkam und seinen kleinen Bruder verwirrt ansah. Dieser Zustand hielt allerdings nicht sehr lange an, denn es war mehr als offensichtlich, dass es Florin nicht gut ging. Er beugte sich also nach unten und nahm seinen Bruder fest in den Arm. "Hey Kleiner, was ist denn los mit dir?", fragte Maik nach einer Weile, doch er bekam nur ein Schluchzen als Antwort. "Komm, wenn du's mir sagst, geht's dir bestimmt besser." Ein Nicken von Flos Seite und dann fing er an zu erzählen: "Ich ... ich hab mich mit Cain gestritten." Maik blickte ihn fragend an. "Warum weiß ich auch nicht so genau, es hat sich alles so blöd ergeben und auf einmal haben wir uns angeschrieen und so weiter ..." "Dann entschuldige dich doch einfach bei ihm?", schlug Maik vor. "Nein, das geht nicht, das, was ich gesagt habe, war viel zu gemein ..." Cain war wie in Trance nach Hause gefahren. Erst durch den Knall seiner zugefallenen Haustür, kam er wieder zu sich. Sofort erschien vor seinem inneren Auge das Bild von Florin wie er ihn mit verheulten Augen bat, das Haus zu verlassen. Seine ganz Trauer über diesen sinnlosen Streit kam hoch und gegen die Tür gelehnt, bahnten sich stumme Tränen ihren Weg. Irgendwann, es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, beruhigte er sich und versuchte zur Tagesordnung zurückzukehren. Schließlich war zwar heute sein freier Tag gewesen, aber er musste wie jeden Abend noch seine Mails abfragen, damit er sich auf den nächsten Tag einstellen konnte. Den Streit mit Florin versuchte er mit aller Macht in die hinterste Ecke seines Gehirns zu verbannen, was ihm aber nicht ganz gelang. Nachdem er den Computer hochgefahren und seine Mails empfangen hatte, sah er sie durch und blieb bei einer stocken. Sie kam von Helen Jenkins, sie war die Frau eines guten Freundes von ihm, der in England lebte. Er hieß Arthur und war schon ein Freund seines Vaters gewesen. Cain hatte ihm viel zu verdanken, unter anderem seine Ärzteausbildung, da Arthur auch Arzt war. Jetzt allerdings, wie es in der Mail hieß, wollte er in Ruhestand gehen und suchte einen geeigneten Nachfolger für seine Praxis. Dabei hatte er natürlich sofort an Cain gedacht, den er für einen hervorragenden Arzt hielt. Es gab nur einen Haken: Er musste sofort nach England kommen, ansonsten müsste die Praxis geschlossen werden. Cain wusste wie viel Arthur die Praxis bedeutet hatte und außerdem war das die Chance für Cain sich einen Namen als Arzt zu machen, da die Praxis einen hohes Ansehen hatte. Auf den ersten Blick sprach auch nichts dagegen, aber dann wanderten seine Gedanken wieder zu Florin. Was er wohl dazu sagen würde? Nein, er durfte sich nicht davon beeinflussen lassen, schließlich war es doch aus zwischen ihnen, oder? Florin hatte keine Antwort auf seine Frage gewusst und ihn rausgeschmissen, damit war ihre Beziehung beendet, oder nicht? Ein paar Restzweifel blieben, aber eigentlich war er sich ziemlich sicher, dass er das Angebot annehmen würde und das schrieb er auch in seiner Antwortmail. Morgen würde er mit seiner Sekretärin reden und alles in die Wege leiten. Mit Florin würde er auch noch reden müssen, aber das hatte noch Zeit. Am Besten sagte er es ihm kurz vor der Abreise, dann wäre es für ihn und für Florin nicht so schlimm. Florin saß in seinem Zimmer und wartete ungeduldig auf Maik, der ihm versprochen hatte zu Cain zu gehen und ihn nach dem Streit zu befragen. Hoffentlich fand er irgendetwas heraus, denn Flo wusste beim besten Willen nicht, wie er sich entschuldigen sollte. Es tat ihm ja schließlich Leid. Nur was war, wenn Cain wirklich nichts mehr von ihm wissen wollte. Hatten sie sich nicht vielleicht sogar ... getrennt? All diese Gedanken gingen Florin seit genau einem Tag durch den Kopf und er hatte es bis jetzt nicht geschafft, an etwas anderes zu denken. Wo blieb Maik nur? Und als hätte man ihn gerufen, öffnete sich die Zimmertür und der große Bruder betrat den Raum. Der Ausdruck auf seinem Gesicht verhieß allerdings nichts Gutes. "Hi Kleiner!", begrüßte er ihn und setzte sich neben ihn auf das Bett. "Und ... was .... wie ....?", versuchte Flo zu fragen, war aber nicht in der Lage, eine normale oder unnormale Frage zu formulieren. "Gut, ich bin also zu deinem Lover hingegangen und wollte eigentlich mit ihm über den Streit reden, doch dazu bin ich nicht mehr gekommen. Ich habe ihn gesehen, als er sich mit seiner Sekretärin unterhalten hat und du wirst nie erraten, worüber." Florin sah Maik verwirrt an und forderte ihn durch seinen Blick indirekt auf, weiter zu reden. Er wollte nun wissen, was Maik erfahren hatte. "Sie haben darüber geredet, dass Cain nach England gehen will, um die Praxis eines Freundes weiterzuführen. Deshalb muss er schnell weg.", fasste Maik das eben gehörte Gespräch zusammen. Nein! Das war nicht wahr! Das konnte er nicht machen! Das durfte er nicht machen! Wie konnte er ihm das antun?! Flo sprang auf. Er musste zu Cain! Er musste wissen, ob er wirklich nach England wollte! In Hausschuhen und ohne Jacke machte er sich zu Fuß (er hat noch keinen Führerschein) auf den Weg zu Cain und wieder liefen ihm Tränen der Verzweiflung über die Wangen. Warum wollte er denn nach England? Wollt er weg von ihm? Hatte er ihm so wenig bedeutet, dass er einfach so weg gehen konnte? Cain wartete. Seine Praxis hatte er vor einer halben Stunde geschlossen. Nun saß er in seiner Wohnung mitten im Flur auf ein paar Umzugskisten und starrte seine Haustür an. Nur noch ein paar Minuten, dann würde Florin hier sein. Denn natürlich hatte Cain Maik gesehen, als dieser vor ca. eineinhalb Stunden in seiner Praxis war, aber leider viel zu spät. Noch bevor er irgendetwas erklären konnte, war Maik auch schon wieder verschwunden. Und da Cain Florins Charakter kannte, schlussfolgerte er, dass dieser sofort, nachdem Maik ihm alles erzählt hatte, loslaufen würde. Gleich war die geschätzte Zeit, die Florin brauchen würde, um und deswegen erhob sich Cain. Er öffnete gerade noch rechtzeitig seine Haustür, bevor Florin wie wild dagegen hämmern konnte. "Komm rein!", sagte er mit einladender Geste. "Du weißt ja wo's langgeht." Florin sah überhaupt nicht gut aus, seine Kleidung war völlig durchnässt, er hatte Hausschuhe an und verheulte Augen, aber Cain durfte sich jetzt nicht Weichkochen lassen, schließlich hatte es mit ihnen keine Zukunft, denn er würde auf jeden Fall nach England zurückkehren. "Also, ich denke mal, du hast von Maik erfahren, dass ich nach England zurückgehen werde und fragst dich sicher warum?", ein Nicken von Florins Seite bestätigte ihn. "Um eins klar zu stellen: Ich gehe nicht deinetwegen nach England und mein Entschluss hat auch nichts mit unserem Streit zu tun. Allerdings, denke ich, haben wir durch diesen Streit gesehen, dass wir doch nicht so gut zusammen passen, wie anfangs gedacht und deswegen möchte ich hiermit unsere Beziehung als beendet ansehen. Ich weiß, dass dir diese Worte sehr weh tun und glaube mir, mir auch, aber eine Beziehung über so große Distanz mit solchen Problemen wäre über kurz oder lang so wie so nicht gut gegangen. Sieh dieses Gespräch als unser letztes an, denn wir werden uns nie mehr wieder sehen. Ich werde am Samstag fliegen. Ich wünsche dir viel Glück in deinem weiteren Leben und auch das du eine neue Liebe findest, die besser zu dir passt. Danke für alles!" Nach diese Worten beugte er sich zu dem verzweifelt nach Worten suchenden Florin hinunter, gab ihm einen sanften Abschiedskuss, hängte ihm seinen Mantel um, damit er nicht völlig auskühlte und schob ihn aus der Wohnung. Das Klicken des einschnappenden Schlosses sprach das aus, was beide zu Anfang nie gedacht hatten: Es war aus. Kapitel 7: Liebe ist Schicksal ------------------------------ Die Tage vergingen nur so wie im Flug und ehe Florin sich versah, war schon Freitag. In den ganzen Tagen davor hatte es keinen Moment gegeben, in dem er nicht an Cain gedacht hatte. Er schaffte es einfach nicht, sich auf andere Sachen zu konzentrieren. Warum konnte er ihn nicht vergessen? Warum musste er sich immer wieder beherrschen, Cain nicht anzurufen, um ihn noch mal zu bitten, seine Meinung zu ändern? Dieser Freitag war so trist und langweilig, wie schon die erste Hälfte der Woche und Flo stand schon wieder bis zum Hals in Arbeit. Er hatte nichts zu tun und deswegen stürzte er sich geradezu da hinein. Irgendwie musste er sich ja ablenken und das eben durch Arbeit. Was anderes durfte es jetzt nicht mehr geben! Vor allem keinen Cain! Leider vernachlässigte er durch all das arbeiten und lernen auch das Essen, was zur Folge hatte, dass es ihm zur Zeit nicht so gut ging, woraufhin sich Maik wieder Sorgen um seinen kleinen Bruder machte. "Hey Kleiner!", meinte dieser dann Nachmittags. "Vergiss ihn einfach. Es bringt doch nichts, wenn du dich hier so fertig machst. Davon hat doch keiner was. Ihr kanntet euch doch so wie so nur ein paar Wochen." Maik hatte'ne Ahnung! Was wusste der denn schon?! War er denn jemals so verliebt gewesen? Er liebte Cain doch immer noch und es sah auch nicht so aus, als würde das innerhalb der nächsten 24 Stunden aufhören. Und wie Tage das so an sich haben, ging auch dieser Freitag langsam zu Ende. Am Morgen des Samstags war Flo als Erster wach. Lustlos stand er auf und ging ins Bad, um sich zu waschen und anzuziehen. Danach ging er zur Haustür, denn die Post musste noch geholt werden. "Alexander, Alexander, Steven, Maik, Florin, Maik", ging Flo die Briefe durch ... Moment: Florin. Das war doch er! Von wem bekam er denn Post? Neugierig drehte er den Umschlag um, doch es stand kein Absender drauf. Immer neugieriger öffnete er nun den Brief. Er war von Cain! Lieber Florin! Ich musste die ganze Zeit an unseren Streit und an deine Worte von wegen Vertrauen und so denken. Deswegen habe ich mich entschlossen dir einen allerletzten Brief zu schreiben, worin ich dir das schreibe, was ich dir nicht sagen konnte. Zu erst einmal möchte ich mich für meine Worte entschuldigen, aber du wirst meine Schweigen am Ende dieses Briefes nachvollziehen können. Und genau weil du nicht wusstest weswegen ich Angst vor Schlangen habe, sind dir deine Worte auch entschuldigt. Mach dir also deswegen keine Gedanken, aber nun zum eigentlich Thema: Als ich zehn Jahre alt war, flog ich mit meinen Eltern nach Australien. Während des Urlaubs, besuchten wir auch eine Schlangenfarm. Dort gab es sowohl Würgeschlangen, aber auch giftige Kobras. An dem Tag waren wir die ersten Besuchter. Wir gingen durch die Gänge und bestaunten diese anmutigen Reptilien. Der Rundgang führte uns in eine Raum, der völlig dunkel war, also machten mein Vater das Licht an. Was wir sahen, hätte jedem die Sprache verschlagen. Von vielen Käfigen waren die Scheiben zersplittert oder hatten Löcher. Wie ich später erfahren habe, war menschliches Versagen und ein Erdebeben schuld daran. So befreit, hatten sich die Schlangen im ganzen Raum verteilt. Das wäre ja alles noch nicht unbedingt lebensgefährlich gewesen, hätten wir die Schlangen nicht durch den Umstand, das wir das Licht angestellt hatten, wütend gemacht. So angrifflustig gestimmt, stießen sie ihre Warnungen aus und kamen immer näher. Wir wurden in Richtung der Käfige gedrängt. Als meine Mutter plötzlich hinter sich ein Zischen hörte und sich umdrehte, ein fataler Fehler, denn jetzt sah sie einer besonders zielsicheren Schlangenart in die Augen. Diese hatte es an sich ihren Opfern Gift in die Augen zu spritzen. Und sie traf immer - auch jetzt! Meine Mutter ging unter Höllenqualen schreiend zu Boden. Mein Vater versuchte sie aufzufangen, doch durch diese plötzlichen Bewegungen aufgeschreckt, griffen die anderen Schlangen an. Auch hier war das Glück nicht auf unserer Seite, denn auch mein Vater wurde von einer überaus giftigen Schlange ins Bein gebissen. Ich konnte dem nur voller Entsetzen zusehen und nichts tun! Das war das erste mal in meinem Leben, wo ich mich richtig hilflos fühlte! Als die Schlangen nun auch auf mich losgehen wollten, nahm mein Vater seine letzte Kraft zusammen und warf mich zu Tür. "Lauf, lauf und hol Hilfe!", brachte mein Vater gerade noch hervor, bevor er zusammenbrach. Voller Entsetzen und nicht mehr Herr meiner Sinne rannte ich den Gang zum Eingang zurück. Dort warteten einige vom Personal. Sie mussten mir angesehen haben, das etwas schreckliches passiert war, denn sie fragten gar nicht lange, sondern liefen sofort los. Von da an kann ich mich nur noch an Bruchstücke erinnern. Irgendwann bin ich wohl zusammen gebrochen und erst im Krankenhaus wieder aufgewacht. Ich wusste sofort, das meine Eltern tot waren, das brauchte mir keiner mehr sagen, denn ich spürte die Leere in meinem Herzen. Ein guter Freund meines Vaters, Arthur Jenkins, von dem ich auch die Praxis übernehmen werde, nahm sich meiner an. Die ersten Jahre waren schwer, aber ich lernte zu kämpfen und lernte die Leere in meinen Herzen mit guten Erinnerungen zu füllen. Sodass ich sagen kann, ich habe den Schmerz überwunden, auch wenn ich noch nicht drüber reden kann. So, nun weißt du mehr, als sonst einer. Ich hoffe, mein Brief hilft dir über mich hinweg zu kommen. Mir hat es geholfen. Cain PS: Grüß Maik von mir. Das war er also, der Grund für Cains Schlangenphobie. Seine Eltern waren durch Schlangen getötet worden. Vollkommen perplex saß Florin in der Küche und starrte des eben gelesenen Brief an. Was hatte er getan? Er hatte schon vorher gewusst, dass er Cain mit seinen Worten schwer getroffen hatte, aber jetzt, wo er wusste, was passiert war, fühlte er sich noch mieser. Cain tat ihm Leid. Wie hatte er nur so gemein zu ihm sein können? Er musste sich bei Cain entschuldigen! Ein allerletztes mal musste er mit ihm reden! Es war ihm klar, dass er ihn nicht aufhalten konnte nach England zu gehen, aber er wollte ihm wenigstens sagen, dass es ihm Leid tat. Außerdem sollte er wenigstens so fair sein und Cain viel Glück wünschen. Soweit war ja alles in Ordnung, jetzt brauchte Flor nur noch einen Bimbo, der ihn möglichst schnell zum Flughafen fuhr. Maik! Wofür hatte man denn schließlich einen großen Bruder? Also ging Florin zu Maik ins Zimmer und gab sich dabei nicht wirklich Mühe leise zu sein, denn er sollte ja aufwachen! Unsanft öffnete Flo die Fenster und zog Maik die Decke weg. Jetzt war keine Zeit für Sentimentalitäten. Murrend öffnete Maik die Augen und wurde sofort von seinem kleinen Bruder darüber informiert, dass er sich beeilen müsse, da sie auf der Stelle zum Flughafen mussten. Erst wollte er ja nicht, aber als er sah, wie wichtig Flo sie Sache war, erklärte er sich doch dafür bereit. Zehn Minuten später fuhren sie los. Florin war nervös. Er wusste nicht genau, wie er Cain das sagen sollte, was er ihm sagen wollte. Sollte er einfach sagen, dass es ihm Leid tat? Konnte man das machen? Was war, wenn Cain ihm gar nicht zuhören wollte? Obwohl, das würde wohl eher nicht passieren, für so etwas war er zu nett. Als sie ankamen, lief Florin sofort zum Informationsschalter und wollte wissen, von wo und wann dieser Fug ging. Sch ..., er hatte nur noch wenige Minuten. Er machte sich auf den Weg zu dem Flugzeug, kam aber nur langsam vorwärts, da hier auch morgens schon hoher Betrieb herrschte. "Cain, wo bist du?", fragte Flo sich selbst, konnte ihn aber dennoch nicht finden. Und dann geschah es, das Flugzeug startetet und hob dann ab in den Himmel gen England. Nein, das konnte, das durfte nicht wahr sein! Warum? Er hatte sich nur entschuldigen wollen! Wieso meinte es das Schicksal trotzdem so schlecht mit ihm? Kraftlos sank Florin auf die Knie und stumme Tränen liefen ihm über die Wangen. Mann! Was war das denn für ein Idiot?! Wann fährt der endlich weiter? Er blockiert doch den ganzen Verkehr! Diese Worte galten dem Fahrer im Auto vor Cain. Seit zehn Minuten hatte sich der Wagen nicht mehr bewegt. Und so langsam wurde es Cain zu bunt, schließlich staute sich hinter ihm schon alles. Also fuhr er vorbei und parkte vor dem Auto. Wütend stieg er aus, stampfte zur Fahrertür von dem anderen Wagen und klopfte lautstark gegen die Scheiben. Als sich nichts regte, schaute er durch. Da war der Fahrer doch glatt eingeschlafen, lag mit dem Kopf auf dem Lenkrad. Na so was! Aber Cain konnte den anderen verstehen, der hatte bestimmt zu wenig Schlaf bekommen genauso wie auch er. Die ganze Nacht war er aufgewesen, viel zu aufgeregt, um zu schlafen und immer mit den Gedanken bei Florin. In der Zeit hatte er auch den Brief geschrieben und bei Florin in den Briefkasten geworfen. Es war ihm sehr schwer gefallen, nicht einfach anzuschellen und ihm den Brief persönlich zu übergeben. Aber Cain war ja kein Unmensch, um fünf Uhr morgens wollte Florin bestimmt noch nicht aufstehen. Mitleidig sah er jetzt wieder den Fahrer an. Komisch! Irgendwoher kenne ich den! Mhm ... könnte das nicht Maik sein? Nein unmöglich, was sollte der hier? Bestimmt nur eine Verwechslung! Leicht verwirrt ließ er von dem Fahrer ab und holte seine Taschen aus dem Auto. Schwer bepackt betrat er das Flughafengebäude. Sein Flug ging zwar erst in zwei Stunden, aber er musste ja auch noch das Auto wegbringen, schließlich konnte das nicht mit dem Flugzeug fliegen. Die ersten Flüge waren schon alle weg und es war wieder leerer in der Halle. Cain war schon auf dem Rückweg, als er eine Gestalt auf dem Boden kauern sah. Sie schien zu weinen und hatte verdammte Ähnlichkeit mit Florin. Nein, dass konnte doch nicht sein! Erst Maik und jetzt Florin! Bekam er jetzt schon vor Übernächtigung Halluzanionen? Langsam ging er auf die Gestalt am Boden zu, fasste sie an der Schulter und drehte sie zu sich um. "Florin? Bist du das, Florin?", fragte er. Erschrocken und leicht verwundert blickte Florin Cain tief in seine schönen Augen, aus denen er fast genauso verwirrt angesehen wurde. Was machte er hier? War er nicht eben ... geflogen? "Wie ... aber ...?", stotterte Flo, war aber nicht in der Lage, Cain zu fragen, was er hier tat, da die Antwort irgendwie klar war: mit dem Flugzeug nach England fliegen! Also musste er irgendwas anderes sagen, denn er wollte auf keinen Fall, dass Cain ihn was fragte, denn antworten konnte er nicht. Einfach nur das sagen, was er zu sagen hatte und dann weg von hier. "Äh, ja, eigentlich bin ich hier, weil ich dir, bevor du fliegst, noch etwas sagen will und zwar nicht das übliche "Ich wollte dich noch ein letztes mal sehen", obwohl ich das bestimmt auch wollte. Aber das Wesentliche, was ich dir sagen will ist, ... na ja, dass es mir Leid tut und ich meine wirklich sehr Leid. Das, was ich dir vorgeworfen habe, war gemein, fies und unverzeihlich. Trotzdem möchte ich mich entschuldigen, denn ich möchte nicht, dass du mich in schlechter Erinnerung behältst. Und ich möchte mich bei dir dafür bedanken, dass du mir doch alles erzählt hast. Danke!", sagte Florin und schaffte es sogar, Cain anzulächeln, während er sich die letzten Tränen aus dem Gesicht wischte. Jetzt musste er ihm nur noch eins erzählen. "Eins noch, ich wünsch dir wirklich viel Glück in England und in deinem weiteren Leben." Florin war echt stolz auf sich, er hatte es geschafft, Cain nicht zu sagen, wie sehr er ihn noch liebte. Mit diesen letzten Worten stand Flo auf und blickte auf Cain. Und genauso, wie bei ihrem ersten Treffen, musste er wieder feststellen, dass dieser Mann einfach nur wunderschön war. Der Gedanke ihn nie wieder zu sehen schmerzte, dennoch drehte Florin sich um, um zu gehen. Cain reagierte schnell. Bevor Florin auch nur einen Schritt gehen konnte, hatte er ihn wieder zu sich umgedreht und seine Arme um ihn geschlungen. Leise flüsterte er ihm ins Ohr: "Das ist ja mal wieder so typisch für dich! Ignorierst völlig, was man dir gesagt bzw. geschrieben hat, entschuldigst dich für Dinge, für welche du gar nichts kannst und dann willst du noch nicht mal meine Antwort abwarten! Also wirklich! Ich hab' dir doch gesagt, du sollst nicht herkommen, dass macht alles nur noch schlimmer. Wie soll ich mich denn jetzt wieder von dir trennen, wo ich mir doch so gewünscht habe, dich zu sehen? Schließlich liebe ich dich immer noch! Jetzt sieh mich nicht so verwirrt an! Hast du wirklich geglaubt, dass ich dich nicht mehr liebe? Ich hab' mich doch nur von dir getrennt, damit wir es beide einfacher haben, darüber hinweg zu kommen. Aber mit deinem Auftauchen, hast du das ja erfolgreich zunichte gemacht. Jetzt müssen wir uns wohl irgendetwas überlegen, wie wir das mit England machen, nicht wahr? Aber nicht hier! Komm, ich kenn' hier ganz in der Nähe ein schönes Café, da können wir über alles reden! Bis mein Flug kommt habe ich noch Zeit!" Gesagt getan. Cain packte den noch völlig verdutzten Florin beim Arm und zog ihn hinter sich her. Als sie das Flughafengebäude verließen, zeigte Flo auf den Wagen, worin Maik schlief. "Aber was machen wir denn mit Maik?", fragte er. "Keine Sorge, dem passiert schon nichts. Lass ihn einfach weiterschlafen!", erwiderte Cain, der schon bei seinem Wagen war. Kurze Zeit später saßen sie im Café und hatten sich was zu trinken bestellt, als sie plötzlich aufhorchten. Das Lied kannten sie doch! Und um ganz sicher zu gehen, fragte Cain die Bedienung, ob sie das Radio nicht etwas lauter stellen könnte. Und tatsächlich es war ... Don't talk just kiss! Warum kam denn jetzt dieses Lied (Warum wohl, weil ein Radioheini Lust hatte, dieses Lied zu spielen!)?! Er sollte doch darüber nachdenken, was zu tun sei, und nicht wieder mit seinen Gedanken abschweifen, oder ? Leider funktionierte das mit dem Nachdenken nun nicht mehr. In Flos Kopf herrschte nur noch eine Frage. "Cain, darf ich dich küssen?" Verwundert blickte Cain Flo an, lächelte aber kurz danach und nickte. Also ging Florin zu Cain herüber, legte seine Hand in dessen Nacken und legte seine Lippen auf die des anderen. Es war einfach nur schön! Florin hatte sich die ganzen letzten Tage danach gesehnt und endlich hatte er ihn wieder bei sich, den wichtigsten Mann in seinem Leben. "Cain, bitte, wenn du nach England gehst, nimm mich mit. Ich möchte nicht hier bleiben, wenn du nicht da bist!" Mit flehenden Augen sah Florin Cain an. Er durfte ihn einfach nicht hier lassen, nicht nachdem sie sich ausgesprochen hatten. "Ich liebe dich, bitte lass mich nicht hier.", bettelte Flo nun fast. "Das Semester ist bald zu Ende und vielleicht kann ich in England weiterstudieren. Das Geld krieg ich schon irgendwie zusammen und meine Schlangen kriegt Maik. Nur bitte, bitte nimm mich mit!" Konnte Cain jetzt nicht auch mal was sagen? Dieses Schweigen war ja schrecklich! "Cain, möchtest du überhaupt, dass ich mitkomme, oder soll ich lieber hier bleiben? Willst du mich nicht bei dir haben?", fragte Flo ziemlich ängstlich. Das wäre jetzt so ziemlich das Schlimmste, was ihm passieren könnte. Flo war einfach nur süß, wie er so vor ihm hockte, mit dem leicht verzogenem Mund und den ängstlich blickenden Hundeaugen. Niedlich! "Aber Florin, was glaubst du denn? Dass ich dich gleich wieder loswerden will, wo ich dich doch gerade erst wiederhabe?! Also wirklich! Für wen hältst du mich denn!", sagte Cain gespielt vorwurfsvoll und zog Florin auf seinen Schoß. "Natürlich würde ich nichts lieber tun, als dich mitzunehmen, aber da gibt es ein paar, nicht unerhebliche, Schwierigkeiten. Als erstes wäre da mal dein Studium. Natürlich könntest du das in England weiterführen, aber wenigstens das laufende Semester solltest du noch hier abschließen. In der Zeit kannst du dann auch gleich Englisch lernen. Oder kannst du das etwa schon wie ein Vollprofi?" An Florins verlegenden Gesichtsausdruck konnte Cain ablesen, dass das nicht der Fall war. "Nun ja, aber Englisch braucht man nun mal, wenn man in England studieren will. Als nächstes wären da deine Eltern, du bist zwar schon 19, aber fragen oder zumindestens informieren sollten wir sie trotzdem. Ach, und das mit dem Geld machen wir schon! Über der Praxis ist eine Wohnung, die schon auf meinen Namen umgeschrieben ist, also auch mir gehört, und da könntest du mit mir leben. Für alles andere komme ich erst mal auf." Fieberhaft überlegten Cain und Florin, was sonst noch für Schwierigkeiten auftreten könnten, fanden aber keine und realisierten im gleichen Augenblick, dass es überhaupt keine unlösbaren gab. "Na dann,", sagte Cain lächelnd, "lass uns mal mit Maik über die ganze Sache reden und danach alles in die Wege leiten!" Nach einem leidenschaftlichen Kuss, bezahlte Cain und sie machten sich Hand in Hand auf den Weg zu Maik, der wahrscheinlich immer noch im Auto schlief. An diesem Tag waren Cain und Florin, die zwei glücklichsten Menschen auf der ganzen Welt. Nur einmal wirst du es erleben und nie bekommst du es zurück! Denn das Schicksal wird es dir nur einmal geben, die wahre Liebe, das wahre Glück! Love is destiny, isn't? Anm.: Cain flog erst am nächsten Tag. Anm. zur Anm.: Er schlief nicht in einem Hotel o.ä.^^ The End Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)