Zwischen Dunkelheit und Licht von Lizard ================================================================================ Kapitel 1: Verzweiflung und... ------------------------------ Kleine Erklärung vorneweg: Diese Geschichte entstand vor meiner zweiten FF, aus einer spontanen Laune heraus, als ich Lust hatte mal was Dramatisches, Trauriges zu Inu Yasha zu schreiben. Sie hat nur zwei Kapitel, ist also eine Kurzgeschichte. Ich persönlich finde das Entstandene nicht völlig gelungen, weshalb ich auch erst gezögert habe es zu veröffentlichen. Aber irgendwie fände ich es schade die Geschichte in der Schublade verstauben zu lassen, also habe ich sie abgetippt und on gestellt. Einige Aspekte daraus finde ich nicht so schlecht und vielleicht gefällt die Story ja einigen von euch. Gleich noch eine Warnung: Das ist eine traurige Geschichte! Genauer gesagt hatte ich in meiner damaligen, dramatischen Laune riesig Lust jemanden sterben zu lassen. Den süßen, von mir geliebten Hanyou oder seine Kagome umzubringen, habe ich dann aber doch nicht fertig gebracht. Also musste dann leider sein Bruder dran glauben..., öhm, ich entschuldige mich hochoffiziell bei allen Sesshomaru-Fans... bitte nicht böse sein, ich habe ihm dafür auch ein heldenhaftes Ende beschert, ähem... Und weil die Geschichte entstanden ist, als der InuYasha-Manga noch lange nicht beendet war, d.h. also als noch nicht bekannt war, wie alles ausgeht, ist diese Geschichte auch als AU zu betrachten. Das zur Erklärung und zur Warnung, hier die Geschichte: Eine eiserne, graufarbene Pforte verschloss den engen Zugang zu einer felsspaltartigen Höhle. Es war der Weg in ein anderes Reich. Ein Tor, das für immer verschlossen bleiben sollte... Naraku betrachtete die Eisentüre und lächelte. Endlich hatte er die Pforte gefunden, nach der er so lange gesucht hatte. Endlich würde er die dahinter verborgene Macht entfesseln können. Niemand mehr würde ihn aufhalten können. Die Hölle würde über die Welt herein brechen und Finsternis würde herrschen. Für ewig. Endlich! Naraku berührte die Pforte und fuhr einem vorgegebenen Muster folgend mit seinen Fingern die schwachen, kaum noch erkennbaren Silberverzierungen an der Türe entlang. Ein schwaches Beben, ähnlich entfernten Donnergrollen, drang aus der Tiefe der umgebenden Felsen empor und verstärkte sich langsam. Mit einem tiefen, hohlen Seufzer aus dem Erdinneren öffnete sich das Tor. * * * * * "Es ist grausig und unheimlich. Einfach fürchterlich! Nie habe ich Derartiges jemals zuvor gesehen. Wie ein Schatten taucht es überall dort auf, wo kurz zuvor Kinder an einem mysteriösen Schlangenbiss gestorben sind. Es raubt ihre unschuldigen Seelen und verschwindet wieder. Immer wieder. Entsetzlich. Das Ding muss direkt aus der Hölle stammen und mit jeder Kinderseele, die es frisst, wird es stärker und böser!" Äußerst besorgt und sehr aufmerksam lauschte eine sechsköpfige, buntgemischte Truppe in einem abgelegenen Bergkloster dem Bericht eines uralten Priesters. Die Gruppe bestand aus einem rotgewandeten Halbdämonen mit Hundeohren, zwei dunkelhaarigen, jugendlichen Frauen, einem jungen Mönch und zwei kleinen Dämonen in Form einer Katze und eines Fuchs. Als der alte Priester seine Rede beendet hatte, kuschelte sich der kleine, kindliche Fuchsdämon ängstlich an das jüngere der beiden Mädchen, das eine für die Zeit seltsame Tracht trug. "Wie ich schon vermutet und befürchtet habe", sagte nun der junge Mönch ernst: "Naraku hat den Höllendämonen befreit. Einen übermächtigen Geist aus dem finsteren Teil des Jenseits. Er hat die Fähigkeit die Boten des Todes zu unterjochen und nach seinem Willen zu lenken. Mit ihrer Hilfe holt er sich die reinen Seelen unschuldiger Kinder, die ein Schlangendämon vorher für ihn tötet, und stärkt sich damit. Sobald er hundert, auf diese Weise ermordete Kinderseelen beisammen und vertilgt hat, wird er unbesiegbar sein und das Gleichgewicht zwischen den Welten zerstören." "U-und wa-was ge-geschieht dann?" fragte der Fuchsdämon total verängstigt. "Das will ich lieber gar nicht wissen..." murmelte der Mönch leise. "Wie konnte Naraku das nur tun?" fragte das Mädchen in der seltsamen Kleidertracht, das den Fuchsdämonen umklammert hielt, entsetzt: "So etwas Furchtbares kann doch nur ein Wahnsinniger wollen." "Naraku ist wahnsinnig", stellte der Halbdämon fest, "und er ist kaltblütig genug solche Mächte einzusetzen. Ihm ist es egal, wenn dabei die Welt zugrunde geht." Beklommen sahen sich alle an. "Wie viele Kinder sind wohl schon bisher von der Schlange des Höllendämonen getötet worden?" fragte das ältere Mädchen, das einen großen Bumerang in seinem Schoß liegen hatte. Der alte Priester musterte die Gruppe vor ihm unglücklich und seufzte tief. "Niemand weiß das genau. Sehr viele auf jeden Fall. Möglicherweise ist es schon zu spät. Vielleicht fehlt nur noch eine einzige Seele. Eine letzte, völlig reine Kinderseele." Der Halbdämon sprang auf. "Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren. Wir müssen diese widerliche Höllenkreatur sofort finden und vernichten bevor es seine volle Macht erlangt." "Vernichten? Wie?" warf der junge Mönch resignierend ein: "Dieses Wesen kommt aus den Urtiefen des Jenseits. Man kann es nicht töten und ich kann es auch nicht mit meinem Kazaana aufsaugen. Es hat keine wahre, lebendige Gestalt. Unsere Waffen sind alle nutzlos dagegen." "Egal wie", motzte der Halbdämon wütend, "meinst du, ich verkrieche mich hier in einem Kloster und warte untätig bis die Welt untergeht?! Irgendeinen Weg dieses Ungeheuer zu besiegen muss es geben und ich werde ihn finden!" "Inu Yasha hat recht", sagte das jüngere Mädchen und stand ebenfalls auf, "ich gehe mit ihm!" "Nein, Kagome, das ist zu gefährlich", begehrte der Halbdämon auf, "du bleibst hier. Ihr alle bleibt hier. Ich werde allein gehen!" "Nein!" sagte Kagome entschlossen und drückte den Fuchsdämonen in ihren Armen fest. "Wir gehen und siegen alle oder wir... wir sterben gemeinsam..." * * * * * Auf einer blumenübersäten Waldlichtung hüpfte im goldenen Abendlicht übermütig ein kleines Mädchen herum und jagte fröhlich einigen bunten Schmetterlingen nach. Bernsteinfarbene Augen, ebenso golden wie die untergehende Sonne, beobachteten unauffällig, aber aufmerksam jede Bewegung, die das Kind machte. Diese goldglänzenden Augen gehörten einem weißhaarigen Hundedämonen in großer, menschlicher Gestalt, der ruhig auf einem Stein am Rande der Waldlichtung saß. Ein kleines Stück neben dem stolzen Dämonen wuselte ein kleiner Krötendämon im Gras herum und machte sich an einem Feuer zu schaffen, über dem Waldpilze und ein zerlegter Hase briet. Plötzlich stolperte das fröhlich lachende Mädchen auf der Lichtung und fiel hin. Ihr heiteres Lachen verwandelte sich in erschrockenes, schmerzhaftes Weinen. Leise schluchzend stand die Kleine auf und lief zu den beiden Dämonen am Waldrand. Ihr Ellbogen blutete leicht. "Ach herrje", seufzte der Krötendämon und watschelte ihr entgegen, "nicht schon wieder... Kann sie denn nicht einmal etwas aufpassen?" Erneut seufzend besah sich der Krötendämon den Arm des kleinen Mädchens und meinte dann: "Ist nicht weiter schlimm, nur ein Kratzer. Hör auf zu weinen, Rin!" Der weißhaarige Dämon erhob sich und kam ebenfalls dazu. Schweigend ging er in die Knie und wischte mit einem Finger sacht das wenige Blut vom Ellbogen des Mädchens. Danach hob er die Kleine mit nur einem Arm hoch und trug sie zum Feuer, wo er sie behutsam absetzte. Immer noch wortlos zog er sich dann auf seinen Sitzplatz auf dem Stein zurück und blickte von dem kleinen Mädchen weg in die Ferne. Kaum hatte der weiße Dämon das kleine Mädchen berührt, hatte sie aufgehört zu weinen. Nun saß sie glücklich und wieder fröhlich lächelnd am Feuer. Hungrig betrachtete sie das Fleisch und die gebratenen Pilze über den Flammen. "Kann ich schon anfangen zu essen, Jaken-sama?" fragte sie den Krötendämon. Dieser nickte leicht genervt. "Jaja, aber pass auf und verbrenn dir nicht wieder die Finger!" Langsam dämmerte es und ein kühler Wind kam auf. Mit einem Mal kroch merkwürdiger Nebel, der leicht schwärzlich wirkte, träge von der gegenüberliegenden Seite aus dem Wald auf die Lichtung. Lautlos, aber blitzschnell sprang der weißhaarige Dämon auf und umfasste den Griff eines seiner beiden Schwerter, die in seinen seidenen Gürtelschleifen hingen. "Was ist, Sesshomaru-sama?" fragte der Krötendämon erstaunt aufblickend. Der Angesprochene antwortete nicht. Auf der Lichtung verdichtete sich der seltsame, schwärzliche Nebel und formte schließlich eine menschliche Gestalt. Diese Gestalt ähnelte Sesshomaru sehr in Größe und Aussehen, doch sie war pechschwarz und besaß fledermausartige Flügel. Ihre Umrisse waren verschwommen und undeutlich. So wirkte das ganze, neblige Wesen wie ein verfestigter Schatten ohne klare Konturen. Nur die Augen der Kreatur waren klar erkennbar, obwohl auch sie schwarz und dunkel waren. Jaken und die kleine Rin am Feuer schraken ängstlich zurück. Sesshomaru zog seine Waffe. Tokijin, das bösartige Teufelsschwert, blitzte im letzten Licht der untergehenden Sonne bedrohlich auf. Die schattenartige Gestalt vor Sesshomaru schien zu lächeln und sah mit seinen schwarzglitzernden Augen auf Rin. Mit einem kurzen Seitenblick auf Jaken trat Sesshomaru der dunklen Kreatur entgegen und hob Tokijin. Der kleine Krötendämon sauste daraufhin schnell um das flackernde und dann plötzlich verlöschende Lagerfeuer herum und packte Rin am Arm. Hastig zog er das kleine Mädchen mit sich fort in den Wald. Das unheimliche Schattenwesen schlug leicht mit seinen Flügeln und begann bösartig zu lachen. "Was für eine schöne, kleine Seele du bei dir hast, Dämonenfürst", sagte der Schatten mit dumpfer Stimme zu Sesshomaru: "Ideal geeignet als mein letztes Opfer! Schenk sie mir und du wirst in meinem neu errichteten Reich willkommen sein." Sesshomaru schwieg und rührte sich nicht. Weiterhin drohend hielt er Tokijin in die Höhe. "Du willst sie mir nicht schenken?" fragte die schwarze Gestalt: "Törichter Dämon! Du erkennst wohl nicht, wer und was ich bin? So werde ich eben um dein niedliches Menschenmädchen kämpfen. Ihre Seele gehört mir." Die dunkle Kreatur breitete ihre Arme aus. Ein schwarzer Nebel, leicht wie ein Atemhauch und schwebend wie ein seidiges Tuch, bildete sich vor dem verschwommenen Gesicht des Schattenwesens und flog dann schnell auf den weißhaarigen Dämonen zu. Sesshomaru wich dem nebligen Atem des düsteren Wesens aus. Der Hauch zog an ihm vorbei und umhüllte einige Bäume. Sofort färbten sich die Pflanzen schwarz und das Laub fiel herab. Einzig ausgedörrte, verkohlte Stämme, die ihre Zweige wie die Arme eines Skeletts in die Höhe streckten, blieben zurück. Der Hundedämon besah sich die toten Bäume und erschauerte unwillkürlich innerlich. Langsam ließ er sein Schwert sinken und blickte seinem Angreifer durchdringend in die unergründlich, tiefschwarzen Augen. Finsternis, Stille, bodenlose Tiefe starrte zurück. Tod strahlte ihm entgegen. Kälte umhüllte ihn. Sesshomaru sah auf Tokijin in seiner Hand herab. Nein, dieses Schwert würde ihm nichts nutzen. Irgendetwas stimmte hier nicht. Sein düsterer Gegner war kein normaler Dämon. Das heilende Himmelsschwert Tensaiga an seiner Seite begann sacht zu pulsieren. Mit plötzlichem Verstehen wollte Sesshomaru Tokijn fallen lassen und nach dem Schwert des Himmels greifen. Doch genau in diesem Moment hörte er einen schwachen Schrei. Er hörte einen Ruf wie aus weiter Ferne. Einen Ruf, der sich tief in sein Herz bohrte, einen Ruf, der eigentlich nicht zu hören war und den er doch verstand. Er hörte seinen Namen, leise und verängstigt gerufen von einem kleinen Menschenmädchen. Der dunkle Schatten vor Sesshomaru lachte wieder. "So wie es scheint war mein kleines Ablenkungsmanöver erfolgreich. Du hast wohl nicht daran gedacht, dass auch ich einen treuen, willigen Diener habe?!" Sesshomaru drehte sich sofort um, umklammerte fest Tokijin, lauschte und witterte. Todesangst lag in der Luft und ein kaum wahrnehmbarer Blutgeruch. Rins Geruch. "Lass es sein", sagte die Schattenkreatur, "es ist zu spät. Sie ist mein." Sesshomaru sprang. Fort von seinem düsteren Gegner, ohne ihn weiter zu beachten. Seine Gedanken nur auf ein Ziel gerichtet, flog er durch die Luft. Zu ihr... Er spürte nicht den schwarzen Nebel, der ihm lautlos folgte. * * * * * Entsetzt sah Jaken auf das am Boden liegende, reglose Mädchen. Alles war so schnell gegangen, dass er kaum Zeit bekommen hatte zu reagieren. Wie befohlen war der Krötendämon so schnell wie möglich mit Rin von der Lichtung geflüchtet, auf der Sesshomaru angegriffen worden war. Rin hatte sich vor dem Davonlaufen zuerst gesträubt, war ihm aber dann brav gefolgt. Allerdings nicht, ohne vorher noch einen ängstlich sehnsüchtigen Blick auf Sesshomaru zurück zu werfen. Schnell ließen die Fliehenden die Lichtung hinter sich und hasteten eilig durch die Bäume bis sie eine weitere Lichtung erreichten. Atemlos blieben sie dort stehen und sahen sich um. Niemand war ihnen gefolgt. Nichts war zu hören, zu sehen oder zu spüren. Jaken seufzte erleichtert und setzte sich erschöpft auf den Boden. Langes Rennen strengte ihn an. Auch Rin war müde, doch sie setzte sich nur zögerlich hin. Weiterhin zutiefst verängstigt blickte sie unruhig immer wieder in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Jaken wusste, dass Rin sich Sorgen um Sesshomaru machte, doch er kümmerte sich nicht darum und teilte auch ihre Bedenken nicht. Er zweifelte nicht daran, dass Sesshomaru, der ja ein sehr mächtiger Dämon war, den unheimlichen Angreifer besiegen würde. Die einzige Sorge, die der Krötendämon noch hatte, war, dass etwas anderes ihm oder Rin gefährlich werden könnte. Wachsam achtete er daher auf jedes Geräusch und hielt seinen feuerspeienden Kopfstab fest umklammert. Dann ein Schlag, ein Zischen, und bevor Jaken überhaupt wusste, was geschah, lag er betäubt auf der Erde. Er hörte einen Schrei von Rin, sie rief nach Sesshomaru und wimmerte dann erschrocken vor Schmerz. Jaken sprang auf. Ihm schwindelte, mühsam schüttelte er seine Benommenheit ab und sah vor sich eine riesige, schlangenartige Gestalt mit stechend gelben Augen, die Rin fixierten. Das Mädchen blutete leicht am Arm aus zwei kreisrunden, nadelfeinen und nebeneinander liegenden Wunden. Starr blickte sie die Schlange mit verängstigt geweiteten Augen an. Jeder weitere Angstschrei blieb wie ein Kloß in ihrem Hals stecken. Nur ein einziges Wort entrann noch fast unhörbar ihrer kleinen Kehle. "Sesshomaru-sama..." flüsterte Rin und sackte zusammen. Wie ein Stein kippte sie um und fiel zu Boden. Das schlangenartige Ungeheuer wandte sich nun Jaken zu. Der Krötendämon suchte hektisch seinen herabgefallenen Kopfstab, fand ihn und packte ihn schnell. Voller Angst rammte er den Stab vor sich ins Gras und ließ die darin wohnende, feurige Kraft los. Ein höllisches Feuer umhüllte fast die ganze Lichtung, loderte hell auf und verschlang das Schlangenwesen. Nur verkohlte Asche blieb zurück. Erleichtert aufseufzend schloss Jaken kurz die Augen und sah schließlich zu Rin. Das Gesicht des kleinen Mädchens war geisterhaft bleich. Ihre Augen waren offen und blickten glasig und leblos in den Himmel. Zögernd berührte Jaken sie an der Hand und wich bestürzt zurück. Ihre Haut war eiskalt. Ein kaum spürbarer Wind ließ den fassungslosen Krötendämonen zusammenfahren. Jaken sah auf und zitterte leicht. Neben ihm stand wie aus dem Nichts Sesshomaru mit Tokijin in der Hand und blickte ausdruckslos auf Rin herab. Furchtsam und verzweifelt warf sich Jaken auf den Boden. "Verzeiht mir, Sesshomaru-sama. Es ging alles so schnell. Ich wollte Rin beschützen. Wirklich, ich habe getan, was ich konnte. Eine Art Schlangendämon hat uns angegriffen. Er war ganz plötzlich da und hat mich kurz niedergestreckt. Ich habe das Ungeheuer mit meinem Kopfstab verbrannt, doch vorher hat es Rin noch gebissen. Verzeiht mir..." Sesshomaru antwortete nicht. Er legte Tokijin am Boden neben sich ab und hob Rin vorsichtig auf. Schlaff hin das kleine Mädchen in seinem Arm. Ein dunkles Lachen erfüllte die Lichtung. Jaken sprang erschrocken aus seiner kauernden Haltung in die Höhe und versteckte sich hinter Sesshomaru. Schwarzer Nebel tauchte die Lichtung in Düsternis und aus den Nebelschwaden erhob sich eine Gestalt. Dieselbe Gestalt, die Sesshomaru angegriffen hatte und die er verlassen hatte, als er dem Schrei Rins gefolgt war. "Du liebst sie", sagte das grauenhafte Schattenwesen zu Sesshomaru und ging auf den Hundedämonen zu. "Wie traurig für dich. Denn du kommst zu spät. Mein lautloser, geschickter Diener hat ihr Schicksal besiegelt. Ihre reine Seele gehört nun mir!" Sesshomaru legte Rin behutsam wieder am Boden ab und ergriff Tensaiga. Das heilende Schwert pulsierte stark und schimmerte blau auf. Bedächtig zog Sesshomaru die glänzende Klinge aus seiner Scheide und richtete sie auf das Wesen vor ihm. Schützend warf das schimmernde Schwert sein Licht über Rin. "Du willst gegen mich und meine Boten des Todes kämpfen? Obwohl du ahnst, wer ich bin? Wie töricht von dir sich mit dem Höllendämonen anlegen zu wollen. Du hättest einen Platz in meinem künftigen Reich haben können, doch du wirfst diese Möglichkeit weg. Nur wegen eines schwachen Menschenmädchens." Der düstere Schatten winkte mit einer Hand. Schemenhafte Gestalten, die Sesshomaru schon öfters gesehen hatte, kamen hinter der Höllenkreatur hervor und näherten sich Rin. "Holt mir ihre Seele", befahl der Höllendämon seinen willenlos gemachten Geistern aus dem Jenseits. Sesshomaru hob sofort Tensaiga und vernichtete die missbrauchten Boten des Todes bevor sie dem Körper des Mädchens zu nahe kamen. "Diese schwachen Geister kannst du vielleicht damit besiegen", lachte der Höllendämon daraufhin, "doch mich kannst du nicht um die Seele betrügen. So werde ich mir das Mädchen eben selbst holen und dein himmlisches Schwert wird dir nichts nützen. Alle Seelen, die ich töte, gehören mir und stärken mich. Ich bin mächtig wie der Tod selbst." Der Höllendämon zog ein pechschwarzes Schwert und schlug damit gegen Tensaiga. Sesshomarus Klinge leuchtete hell auf und knirschte. Ein fürchterlicher Schmerz durchzog Sesshomarus Körper, doch er hielt dem Schlag stand und ging zu einem Gegenangriff über. Wieder lachte sein Gegner und wehrte den Angriff spielend ab. Sesshomarus Schmerzen nahmen zu, doch er wich nicht zurück, sondern drängte weiter gegen seinen Feind vor. Drängte seinen schrecklichen Gegner fort. Fort von Rin. Der düstere, wallende Nebel auf der Waldlichtung löste sich etwas auf. Sesshomaru konnte aus den Augenwinkeln Jaken erkennen, der ihm entsetzt entgegen starrte. Und er sah Rin, sein schwaches, kleines Mädchen am Boden liegen. Doch ihr Gesicht war nun nicht mehr bleich, ihre Wangen hatten sich gerötet und ihre Augen flackerten lebhaft. Verwirrt richtete sich die Kleine auf und blickte dann Sesshomaru an. Ihre wunderschönen, rehbraunen Augen glänzten sanft. Sesshomaru wehrte einen weiteren Schlag des schwarzen Schwertes seines Gegners ab und drehte sich zu seinem Diener um. "Jaken!" Der Krötendämon erwachte aus seiner Erstarrung und nickte. Dann packte er Rin am Handgelenk und wollte sie mit sich fort ziehen. Rin schrie auf, ihre andere Hand streckte sich verzagt nach Sesshomaru aus. Ihre Augen füllten sich mit Tränen und Verzweiflung. "Sesshomaru-sama!!!" "GEH!" Der Hundedämon fauchte grollend. Rin hatte sich von Jaken losgerissen und stürmte nun auf ihn zu. Ein Stück vor Sesshomaru stoppte sie und sah ihn unbewegt an. Eine winzige Träne rollte ihre Wange herab. Gierig richtete der schattenartige Höllendämon sein Schwert auf das kleine Mädchen. Sesshomaru schrie wütend auf, seine Augen färbten sich feuerrot. Mit voller Wucht warf er sich gegen den dunklen Schatten und stieß Tensaiga in seine Brust. Die düstere Gestalt wurde zurückgeschleudert und keuchte. Doch sogleich sammelte der Höllendämon wieder Kraft und machte sich für einen neuen Angriff bereit. Sesshomaru nutzte den Augenblick und sprang zu Rin. "Geh", wiederholte er und schubste das Mädchen unsanft von sich weg. Seine Augen glühten immer noch rötlich. Rin sah ihn an, schüttelte wortlos den Kopf und kam wieder auf ihn zu. Stumm umfasste sie eins seiner Beine und klammerte sich daran fest. Der Hundedämon knurrte zornig und steckte Tensaiga in die Scheide. Gewaltsam machte er Rin von seinem Bein los, packte sie grob und warf sie Jaken entgegen. "Verschwindet", schrie er zornerfüllt, "SOFORT!" Jaken ergriff Rin und zog sie weg. Rin wehrte sich kräftig, doch diesmal gelang es ihr nicht sich aus der festen Umklammerung des Krötendämons los zu machen. Verzweifelt schreiend ließ sie sich von Jaken fort zerren. Sesshomaru zog Tensaiga wieder aus der Scheide und sah Rin nach. Die blauschimmernde Klinge in seiner Hand pulsierte, als wollte sie ihn warnen, doch er rührte sich nicht. Er konnte es nicht. Regungslos sah Sesshomaru Rin nach. Sah ihre verängstigten Augen, hörte ihr Rufen, spürte ihr verzweifeltes Sehnen. Sie sehnte sich nach ihm und er sich nach ihr. Er wollte sie nicht von sich stoßen, lieber hätte er sie liebevoll umarmt und nie mehr losgelassen. Doch zumindest würde sie sicher sein. Ruhe und Frieden erfüllten Sesshomaru, ebenso Trauer und irgendwie ein wenig Glück. Tensaigas warnendes Pulsieren verstärkte sich, doch er nahm es nicht wahr. Ebenso wenig wie die schwarze, kalte Klinge hinter sich, die auf seinen Rücken zielte. Der Höllendämon hinter Sesshomaru lächelte. Lautlos lenkte er seine diabolische Macht auf sein höllisches Schwert und stach zu. Öhm ja, das war das erste Kapitel. Und? Wollt ihr das zweite auch noch lesen oder wird es euch zu dramatisch? (*sorry, sorry*, *unter dem Teppich verkriech*) Mit dem nächsten Kapitel habt ihr es dann überstanden... ;)) Vielen Dank für das Interesse! Kapitel 2: ...und Hoffnung -------------------------- Voila: der zweite Teil meiner traurig dramatischen Kurzgeschichte. Vielen Dank für die Kommentare zu Teil I. Ich habe Sesshomaru-Fans vorgewarnt und warne nochmals, dass ich ihn über den Jordan schicke, also bringt mich nicht um! Ist ja nur eine FF... Das Ende d.h. die letzten drei Absätze finde ich eigentlich ganz hübsch (na ja, etwas kitschig wahrscheinlich). Ach, urteilt selbst, weiter geht's: Mit geschlossenen Augen stand der Mönch Miroku am Rand des riesigen, dunklen Waldes vor sich und konzentrierte sich. Hinter ihm standen aufgeregt seine Freunde und sahen ihn gleichermaßen ängstlich wie ungeduldig an. Nach einer kurzen Weile drehte sich Miroku zu ihnen um. "Die dunkle Macht des Höllendämonen ist nahe. Sie kommt aus dem Wald. Wie es scheint ist sie weiter gewachsen und nun gewaltig." Inu Yasha schnupperte beunruhigt. "Seltsam", sagte er, "es riecht stark nach Fäulnis und Tod, aber irgendwie auch bekannt. Wenn ich mich nicht arg täusche, steckt da irgendwo auch Sesshomaru. Ob er dem Höllendämon begegnet ist?" In diesem Moment knackte es und aus dem Wald kamen zwei kleine Gestalten gelaufen. Es waren ein Krötendämon und ein kleines, zerzaustes und verzweifelt weinendes Mädchen, das der Dämon hinter sich her schleifte. "Das ist doch dieser Jaken", rief Kagome verblüfft, "der immer hinter Sesshomaru herläuft, und das kleine Mädchen, das ihm ebenso ständig folgt." Das verheulte, kleine Mädchen sah Kagome und Inu Yasha ein wenig verdutzt an. Auch Jaken war erstaunt und ließ die Kleine los. Daraufhin rannte Rin sofort auf Kagome und den Halbdämonen zu. Sie krallte sich in Inu Yashas Kleidung und schluchzte laut. Reflexartig und extrem verwirrt legte Inu Yasha sanft seine Hände auf die Schultern des zerbrechlich wirkenden Mädchens und versuchte vergeblich sie zu trösten. "Sesshomaru-sama, Sesshomaru-sama...", jammerte Rin unaufhörlich leise. "He, pssst... ist ja gut... was soll denn das bedeuten?" sagte Inu Yasha hilflos. Jaken näherte sich zögernd. "Mein Herr ist im Wald. Er kämpft gegen jemanden. Gegen... gegen..., ich weiß nicht, wer das war. Etwas Finsteres, das Rins Seele fressen wollte. Sesshomaru-sama befahl mir mit Rin zu fliehen..." Erstarrt sahen alle den Krötendämon an. "Sesshomaru-sama...", schluchzte Rin wieder leise. "Wir haben... einen fürchterlichen Schrei gehört", fügte Jaken schließlich langsam stotternd hinzu, "er klang wie... es war... ich glaube, äh, Rin glaubt, das war Sesshomaru-samas Stimme..." Plötzlich erbebte die Erde unter einem dröhnenden, dumpf hallenden Ton. Ein helles, blaufunkelndes Licht schoss aus dem Wald in den Abendhimmel und zersplitterte in unzählige Strahlen, die in alle Richtungen davon flogen. Danach wurde es wieder düster und still. Nur der Abendwind rauschte durch die Bäume. Die ersten Sterne am Nachthimmel gingen auf. Miroku konzentrierte sich. "Die finstere Aura des Höllendämonen...", flüsterte er verwundert, "...sie ist weg!" Inu Yasha packte das kleine, in seine Beinkleider weinende Mädchen, schob hastig Kagome, die neben ihm stand, auf seinen Rücken und sprang. Schnell wie niemals zuvor sprintete er in den Wald und verschwand zwischen den Bäumen. * * * * * Grauenvolle Schmerzen peinigten Sesshomaru und durchzogen seinen gesamten Körper. Eisige Kälte umfasste und lähmte ihn. Mit einem lauten Schrei sank er gemartert und geschwächt auf die Knie. Tensaiga fiel aus seiner kraftlosen Hand und das blau glühende Licht seiner Klinge erlosch. Ein höhnisches Lachen in seinem Rücken erdröhnte und quälte Sesshomarus empfindliche Ohren. Halb besinnungslos tatstete der Hundedämon von seinem Rücken vor zu seiner Brust und spürte etwas Metallisches, kälter als Eis, zwischen seinen Fingern. Warmes Blut, sein eigenes Blut, rann über Sesshomarus Hand und über den Gegenstand, der ihn durchbohrte. Das schwarze Eisen in seinem Leib knisterte, vibrierte und schmerzte unerträglich. Wieder ertönte ein dröhnendes Lachen. "Narr. Dein Beschützerinstinkt kostet dich nun das Leben. Wie konntest auch so töricht sein und mir den Rücken zuwenden. Und alles nur wegen einem Menschenmädchen, das mir sowieso nicht entkommen wird. Du kannst es nicht verhindern, sie ist mein!" Mit einem heftigen Ruck riss der Höllendämon sein Schwert aus Sesshomarus Körper. Der Hundedämon sackte noch etwas zusammen und presste seine Hand auf seine heftig blutende Wunde. Mühsam stand er auf und drehte sich zu dem Höllendämon um. Die in ihm tobenden Schmerzen waren kaum auszuhalten, doch er blieb aufrecht stehen. Kalt fixierte er mit hart rotgolden glänzenden Augen die dunkle Gestalt vor sich und lächelte plötzlich leicht. "Du irrst dich", sagte Sesshomaru leise, aber deutlich, "niemand mehr ist dein. Du bist nur ein leerer Schatten ohne eigene Seele, ohne Macht gegen die Kraft des Lebens. Mein Opfer für dein entflohenes Opfer, mein Tod für deinen Tod..." Mit einer blitzschnellen Bewegung ergriff Sesshomaru das am Boden neben ihm liegende Tensaiga und hielt es in die Höhe. Das Schwert leuchtete wieder hell auf, vibrierte in seiner Hand und begann zu summen, als er seine Lebensenergie in die Waffe legte. "Komm, folge mir in die Hölle", rief Sesshomaru und schleuderte den leuchtenden Stahl in seiner Hand mit aller Kraft von sich fort. Die Klinge flog auf den erschrockenen Höllendämonen zu und durchbohrte ihn. Das blaue Leuchten Tensaigas verstärkte sich und breitete sich aus. Blendend strahlendes Licht erfüllte die Waldlichtung, ballte sich zu einer riesigen, blauweißen Kugel zusammen, schoss in die Höhe und zerbarst. Blau funkelnde Lichtstrahlen sprühten hundertfach wie aufblitzende Saphire in den Himmel und sausten in alle Richtungen davon. Ein dumpfer, tiefer Ton wie der Klang eines gewaltigen Gongs oder einer großen, bronzenen Glocke erfüllte die Luft und ließ die Erde erzittern. Dann war es schlagartig still. Sesshomaru sammelte seine letzten, verschwindenden Kräfte zusammen und schwankte schwerfällig auf den Ort zu, an dem bis vor kurzem noch der Höllendämon gestanden hatte. Dessen dunkle Schattengestalt war verschwunden, an seiner Stelle lag Tensaiga matt glänzend am Boden. Der Hundedämon hob das Schwert auf und steckte es sanft in seine Scheide zurück. Langsam ging er danach zu Tokijin und wollte auch dieses Schwert aufheben, doch er erreichte es nicht mehr. Kurz davor, direkt neben einem Baum, brach er zusammen und sank ins Gras. Wie durch Hände rinnender Sand, verrann sein Leben. Es war Zeit zu gehen... Auf der gegenüberliegenden Seite der Waldlichtung glaubte Sesshomaru eine Bewegung zu sehen, doch vielleicht war es auch nur eine Täuschung. Der Schmerz überwältigte ihn und vernebelte seine Sinne. Dennoch hörte er eine vertraute Stimme, die sehnsuchtsvoll seinen Namen rief. Die Stimme eines Kindes. Seines Kindes... Sesshomaru öffnete halb seine noch leicht rotleuchtenden Augen und lächelte schwach. "Meine Tochter...", hauchte er, dann verloren sich seine Gedanken in der Unendlichkeit. * * * * * Rin befreite sich strampelnd aus Inu Yashas Armen. Hastig und stolpernd rannte sie auf die liegende Gestalt neben dem Baum am Rande der Lichtung zu. Erst kurz davor stoppte sie abrupt und schaute starr auf den weißhaarigen Dämonen zu ihren Füßen herab. Versteinert stand sie im Gras und merkte nicht wie ihre beiden Begleiter sich langsam näherten. Still sahen Inu Yasha und Kagome ebenfalls herunter auf Sesshomaru. "Inu Yasha", sagte Kagome leise flüsternd, "ist er..." Der angesprochene Halbdämon schob Rin sachte ein Stück beiseite, kniete sich zaghaft hin und ergriff Sesshomaru an den Schultern. Behutsam drehte er den reglosen Körper zu sich herum und legte ihn sanft in seinen Schoß. Vorsichtig stützte er Sesshomarus Kopf an seiner Brust ab und nahm den Arm seines Bruders in die Hand. Wortlos sah Inu Yasha auf die klaffende Wunde, die Sesshomarus Oberkörper von hinten nach vorne durchdrang und aus der zäh halbgeronnenes Blut quoll. Todesgeruch ging von der Verletzung aus. Inu Yasha schaute auf Sesshomarus leicht noch rötlich schimmernde und halb geöffnete Augen. Der rotgoldene Blick seines Bruders war gebrochen, leblos und leer. Unwillkürlich packte Inu Yasha den kalt werdenden Arm in seiner Hand fester und schluckte hart. Er spürte wie Kagome hinter ihm tröstend ihre Hände auf seine Schultern legte und hörte wie sie einen seufzenden Ton von sich gab. Tief in seinem Inneren wurde es hohl und kalt. Erst ein salziger Geruch weckte den Halbdämonen schließlich aus seiner starren Trance. Er blickte auf und sah neben den angewinkelten Beinen seines Bruders Rin sitzen. Das kleine Mädchen umklammerte mit einer Hand den losen, leeren Kleidungszipfel von Sesshomarus linkem Ärmel und weinte lautlos. Zahllose Tränen kullerten von ihren Wangen und tropften auf Sesshomarus Beine. Dieser verlorene und traurige Anblick löste den lastenden Knoten in Inu Yashas Brust. Kräftig drückte er den Körper in seinen Armen an sich, vergrub sein Gesicht im Nacken seines toten Bruders und schluchzte. Kagome hinter ihm umarmte den Halbdämonen fest. * * * * * Am nächsten Morgen standen Inu Yasha und Kagome Hand in Hand auf einer Anhöhe und sahen auf einen mit Steinen umrahmten Grabhügel inmitten von wogendem Gras. Kurz hinter ihnen stand Sango mit Kirara im Arm. Neben ihr betete Miroku leise, zu seinen Füßen hockte der kleine Fuchsdämon Shippo. Etwas abseits, neben einem Busch stand Jaken und blickte leer vor sich hin. Direkt am Rand des aufgeschütteten Erdhaufens kniete Rin. Ihre kleinen, leicht schmutzigen Hände umklammerten krampfhaft einen bunten Wildblumenstrauß. Ihre schüchternen, rehbraunen Augen glänzten und Tränenspuren zeichneten ihr kleines, rundes Gesicht. Vorsichtig legte Rin die Blumen in ihren Händen auf der Graberde ab und lächelte dann zaghaft. Ihr Lächeln erinnerte an das eine Lächeln vor längerer Zeit, das sie einst einem Hundedämonen geschenkt hatte, den sie irgendwann verletzt in einem Wald gefunden hatte. Und der ihr ein zweiter Vater geworden war. "Wiedersehen, Otou-chan", flüsterte das kleine Mädchen leise, "wir sehen uns im Himmel wieder." Rin wischte sich mit ihrem Ärmel über das Gesicht und stand auf. Kagome kam zu ihr und nahm sie an der Hand. Miroku wandte sich an Jaken. "Willst du nicht auch mit uns kommen?" Der Krötendämon schrak auf und schüttelte nach einer Weile seinen Kopf. "Nein, ich werde vorerst hier bleiben und noch eine Zeitlang wachen. Und dann... ich weiß noch nicht, vielleicht gehe ich nach Hause." "Du hast ein Zuhause?" fragte Sango erstaunt und etwas neugierig. "Nun ja", sagte der Krötendämon etwas verlegen, "gewissermaßen schon. Oder auch nicht. Mein wirkliches Zuhause bleibt hier in der Erde zurück. Für immer." "Meins auch", sagte Rin und sah zu Boden. Shippo kam zu ihr gesprungen und nahm tröstend ihre andere Hand. Zusammen mit ihm und Kagome an ihrer Seite ging Rin die Anhöhe hinab. Miroku und Sango mit Kirara im Arm folgten ihnen. Inu Yasha und Jaken blieben zurück. Jaken setzte sich ins Gras und versank in grübelndes Schweigen. Inu Yasha blieb noch eine Weile reglos stehen, dann ging er zum Grabhügel und zog das an seinem Gürtelband neben Tessaiga befestigte Schwert hervor. Traurig betrachtete der Halbdämon Tensaiga, das einzige, was er von seinem Bruder noch in den Händen hielt. Tokijin hatten sie zusammen mit Sesshomaru begraben, nachdem Miroku es mit mächtigen Bannsiegeln umgeben und gesichert hatte. Inu Yasha fürchtete nicht, dass die bösartige Macht des Teufelsschwertes nochmals erwachen könnte. Er war sich sicher, dass sein toter Bruder auf irgendeine Art und Weise darüber wachen würde. Und über das Grab seines Bruders würde nun zudem Tensaiga wachen. Inu Yasha warf einen letzten Blick auf Tensaiga und rammte dann das Schwert samt Scheide tief in die Erde des Grabhügels. Ein bläuliches Licht schimmerte kurz auf, legte sich über das Grab und verschwand wieder. "Leb wohl... onii", sagte der Halbdämon leise, "ich werde dich niemals vergessen... und ich werde Rin so wie du mit meinem Leben beschützen. Genau wie Kagome, das verspreche ich dir!" Mit einem letzten Blick wandte Inu Yasha sich vom Grab ab und folgte seinen Freunden. Er holte Sango ein und ging mit gesenktem Kopf neben ihr her. Sango sah ihn an, blickte auf seine Hüfte und bemerkte leicht verwundert, dass dort nur noch Tessaiga hing. "Du hast Tensaiga also tatsächlich bei ihm zurück gelassen", meinte die Dämonenjägerin: "Warum? Es ist ein machtvolles und ganz besonderes Schwert. Du könntest vielleicht viele Leben damit retten." "Ich könnte es nicht richtig benutzen", antwortete Inu Yasha, "es war und bleibt Sesshomarus Schwert. Es akzeptiert nun niemanden mehr, der es führen könnte. Warum, weiß ich nicht." "Ja, warum", fragte sich nun auch Miroku laut, "warum hat sich Tensaiga uns verweigert? Hätten wir es benutzen können, hätten wir doch vielleicht auch Sesshomaru ins Leben zurück bringen können. Warum wollte oder konnte das Schwert das nicht?" "Ich weiß es nicht", sagte Inu Yasha traurig, "ich weiß es wirklich nicht. Vielleicht wollte Sesshomaru es selbst so." Schweigend gingen die Freunde weiter und erreichten am frühen Nachmittag schließlich ein Dorf, in dem sie rasteten. Miroku kümmerte sich auf seine unnachahmliche, etwas betrügerische Art um eine Unterkunft und etwas zu essen. Sango und Kagome versuchten zusammen mit Shippo und Kirara die schweigsame, unglückliche Rin etwas aufzuheitern. Währenddessen sah sich Inu Yasha ein wenig im Dorf um. Die Menschen waren ungewöhnlich fröhlich und freundlich. Selbst zu ihm, einem sonst oft verachteten Halbdämonen. Inu Yasha verstand das alles nicht. Was nur machte die Menschen so glücklich? Schließlich hielt er es vor Neugierde nicht mehr aus und fragte den Nächstbesten, warum alle hier so ausgelassen und froh waren. Der befragte Mann sah ihn perplex an. "Wisst ihr denn noch gar nichts von den Wundern, die überall geschehen sind?" "Wunder?" fragte Inu Yasha verdutzt. "Ja, Wunder", bestätigte der Mann begeistert, "überall im ganzen Land sind welche geschehen. Gestern Abend fiel an vielen Orten einen strahlenartiges, blauglänzendes Licht vom Himmel. Überall, wo dieses Licht hinfiel, wurden Schwache und Kranke plötzlich gesund und sogar Tote lebendig. Viele Hunderte! Es ist ein gewaltiges, großartiges Wunder!" "Ein blaues Licht?" Inu Yasha stockte der Atem. "Gestern? Zur Abendstunde?" "Jaja", rief der Mann fröhlich, "gestern, kurz nachdem die Sonne untergegangen war." "Kurz bevor Sesshomaru starb...", murmelte Inu Yasha leise. Der Mann hörte nicht mehr, was der Halbdämon sagte, und ging mit heiterer Miene weg. Inu Yasha flitzte schnell zu seinen Freunden zurück. Auch diese hatten mittlerweile von den Wundergeschichten gehört. Staunend sahen sich alle an. "Tensaigas wahre Macht", sprach Miroku schließlich aus, was fast alle dachten: "Sesshomaru hat bei seinem Tod Tensaigas wirkliche Macht entfaltet und freigesetzt. Diese heilende Macht, die wir als blaues Licht gesehen haben, hat nicht nur den Höllendämonen besiegt, sondern auch mehreren Hunderten das Leben gerettet." "Aber Toutosai hat damals doch gesagt, Tensaiga würde nur so funktionieren, wenn das Herz dessen, der dieses Schwert führt, mit Liebe zu den Menschen erfüllt ist." wandte Kagome zögerlich ein. "Hat Sesshomaru Menschen also doch nicht gehasst, sondern sogar geliebt?" Alle sahen nun zu Rin, die gedankenverloren und stumm neben Shippo Figuren in den Sand am Boden malte. "Nun", sagte Inu Yasha schließlich, "zumindest einen Menschen hat er über alles geliebt. Mehr als sein Leben. Ich denke, das hat Tensaiga genügt." Kagome sah Inu Yasha an und schmunzelte. Der Halbdämon sprach unbewusst aus, was er selbst in seinem Innersten ahnte. Auch er besaß ein mächtiges Schwert, das Menschen beschützte. Auch er hatte erst durch Liebe die Macht seines Schwertes erwecken können und war dadurch so stark geworden wie kaum ein anderer vor ihm. So stark wie sein Bruder. Hoffnungsfroh schaute Kagome in den Himmel. Die schneeweißen Wolken über ihr erinnerten sie in ihrer Form irgendwie an einen großen, auf sie herab lächelnden Hund. Kagome lächelte zurück. Liebe heilte alles, Liebe verband alles, Liebe war die mächtigste Kraft auf Erden. Und Liebe würde niemals vergehen. * * FIN * * Und, hat es euch ein wenig gefallen? Wie schon in der Warnung vorneweg gesagt, passt die Geschichte natürlich nicht in den Kontext von Manga und Anime. Abgesehen davon, habe ich nie geglaubt, dass Rumiko Takahashi je ein ähnliches Ende für Sesshomaru geplant hatte. Aber um eine perfekt passende Geschichte ging es mir ja gar nicht. Mir ging es eher um Stimmungen/Gefühle und so. Außerdem fand ich es mal ganz interessant mir zu überlegen wie Tensaigas wahre Macht Hunderten auf einmal das Leben zu retten aussehen/funktionieren könnte. Denn diese Fähigkeit wurde so ja auch nie gezeigt... (abgesehen von diesem Berg aus Leichen im Jenseits, die allerdings nicht wiedererweckt, sondern erlöst wurden, hat Sesshoumaru Tensaiga ja nur bei einzelnen zur Wiederbelebung genutzt). Welche Szenen/Stimmungen u.ä. aus der Story gefielen euch gut? Ach ja, das muss ich auch noch loswerden: Einen meiner liebsten Sätze aus der Geschichte (den vorletzten) habe ich übrigens teils aus einem Walt Disney-Zeichentrickfilm geklaut. Vielleicht kennen ja einige von euch diese Szene aus "Die Hexe und der Zauberer" (oder "Merlin und Mim", ist ein schon etwas älterer Walt Disney-Film). Nachdem Merlin und sein kleiner Schützling Arthur (bzw. Floh, wie er dort genannt wird) sich in Eichhörnchen verwandelt hatten und dabei ziemlich Lustiges erleben mussten, kommt es zu folgender Szene: (Ob ich das Zitat noch einigermaßen richtig hinkriege? Mal sehen...) "Merlin sagt: Tja, siehst du, mein Junge, Liebe ist eine starke Kraft. Arthur fragt daraufhin: Stärker als die Schwerkraft? Merlin antwortet: Ja, auf ihre Art schon. Ich würde sagen, sie ist die stärkste Kraft auf Erden." (Ach, ich liebe diese süße Szene... habe sie schon geliebt, als ich noch ein kleines Kind wie Rin war...) Und einer der dämlichsten Sätze, die ich in der Story verbrochen habe, ist meines Erachtens der, als Miroku sagt: ,Die dunkle Macht des Höllendämonen ist nahe...' (wie bin ich nur auf so was gekommen, das klingt echt mehr als merkwürdig?! Ähm..) Na ja, ich steh dazu... zum Guten wie zum Schlechten... Jetzt habe ich euch genug mit meinen Gedanken genervt. Falls ihr hier auch ein paar Gedanken loswerden wollt, freue ich mich weiterhin über Kommentare zu der Geschichte, Lob und Kritik sind gleichermaßen willkommen. Vielen Dank auf jeden Fall für euer Interesse und eure Lesebereitschaft! *mich tief verbeuge* Vielleicht sehen wir uns ja in einer anderen FF von mir wieder (sofern ihr noch was von mir lesen wollt). Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)