After Earth von Mythori (Zeitalter der Tyranths) ================================================================================ Kapitel 1: Der Mann im Glas --------------------------- ******* Vorwort ******* Diese FF wird täglich fortegsesetzt^^ (oder fast täglich XD), da Mara-Chan und ich beinahe Täglich daran schreiben^^ wir wollten eine Collap machen in Sachen FF und empfanden es als einfachste Lösung, dies in Form eines RPG zu machen^^ Wir werden immer wieder mal aktualisieren, es lohnt sich also, wenn ihr euch merkt, auf welcher Seite ihr wart. Aber ich werde immer ein * setzten, wenn es weitergeht, damit man es sich als Leser besser merken kann^^b Wer aber nicht warten kann und jeden neuen Post SOFORT lesen muss, der kann mir eine ENS schreiben und ich trage ihn als RPG-Sanner ein. Dieser kann dann die Posts lesen, aber wenn er sich einmischt oder einen Post schreibt (egal ob schwarz oder grau) sehe ich mich gezwungen ihn zu schmeissen^^ Das wäre es mal... viel Spass beim Lesen. ***************************************************************** Daoryn legte die Hände auf die Knie und japste schon fast schmerzhaft, sah sich immer wieder hektisch um. Waren sie weg? Er konnte sie nicht mehr hören und auch nicht sehen. Also hatte er sie wohl abgehängt. Der Junge mit den weißen, stoppeligen Haaren ließ sich auf einem Steinsockel nieder, zu dem wohl irgendwann einmal eine Säule gehört hatte. Zum ersten Mal sah er sich wirklich genau um. Bei seiner Flucht hatte er nicht besonders auf den Weg geachtet. Er befand sich anscheinend auf dem riesigen Schrottplatz der Labore. Ein Platz, an dem er eigentlich gar nicht hätte sein dürfen. Unbehaglich stand er wieder auf und ging schwer atmend weiter. Wenn man ihn hier fand, war er so gut wie tot. Daoryn machte ein paar Schritte und sah sich um, aus Angst, einem Wächter zu begegnen. Etwas Glitzerndes, mitten auf einem der Schrottberge zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Er umrundete den Berg und betrachtete ihn genauer. Hier stapelten sich altes Glas, Plastik und Schläuche. Er kletterte vorsichtig weiter nach oben und bestaunte die riesigen, durchsichtigen Gefäße, die hier lagen. Manche zerstört, manche noch recht intakt. Es schauderte ihn, als er zum Teil undeutliche Schemen in den Gefäßen erkennen konnte und er hielt sich krampfhaft davon ab, diese genauer zu betrachten und als er endlich an der Stelle angekommen war, die seine Neugierde geweckt hatte, sog er scharf die Luft ein. Vor ihm befand sich eines dieser Gefäße, scheinbar noch völlig intakt. Und darin lag ein Mensch. Und, wie es schien, lebte der sogar noch! Daoryn stand da und konnte es einfach nicht fassen. Es wurde viel weggeschmissen, aber doch keine lebenden Menschen! Kopfschüttelnd seufzte er leise und machte sich daran, dieses seltsame Gefäß näher zu untersuchen. Es war eines der unzähligen Reagänzgläser der Zucht-Labore... hier wurden Menschen, welche vermutlich längst ausgestorben wären, grossgezogen. Meist lebten diese 'Zuchten' bis zu 10 Jahre in diesen Gefässen. Die nahrhafte Flüssigkeit, die leicht grünlich schimmerte, war voller Sauerstoff und anderen wichtigen Nährstoffen für den Körper. So war eine gute und reibungslose Entwicklung sämtlicher Körperteile gewährleistet. Doch in solchen Reagänzgläsern wurden nur 'neue' Menschen gezüchtet. Menschen, welche etwas ganz bestimmtes besser tun konnten als normale. Die meisten dieser 'Experimente' dienten dazu, so genannte Slaves, oder auch Sex-Sklaven für die Tyranth zu züchten. Je nach Wunsch wurden diese im Kindesalter oder eher später abgegeben. Diese Menschen, bevorzugt waren es Männer, wurden dann einfach so lange in diesen Gefässen gelassen, bis sie jemand kaufte.. Nicht aber diese Exemplar. Müde starrte der Mann ins Leere, wirkte tot, was er aber nicht war. Die schulterlangen, schwarzen Haare schwebten wie in Schwerelosigkeit um ihn herum und wiegten sich sacht hin und her. Alles, was sich bewegte... war das Herz des Mannes. Seine Gesichtszüge wirkten sanft, liebevoll. Seine Augen in einem sachten Grün-braun und seine Statur leicht muskulös aber auch von angenehmer Feminimität. Ein Bild von einem Mann, könnte man so sagen. Doch warum hatte man ihn weggeworfen? Das wusste der Mann nicht. Er konnte denken, konnte hören, was ausserhalb seines Gefängnisses geschah, in welchem er schon über 20 Jahre gefangen war. Er sah, was geschah, empfand Gefühle. Er war ein richtiger Mensch. Doch etwas hatte den Entwicklern nicht gefallen. Die schwarzen Haare. Schwarz... die Farbe des Pöbels... längst war sie aus der Mode. Im Moment wollten die Tyranths lieber hellhaarige, oder rothaarige Slaves für ihre persönlichen Vergnügen. Also warfen sie alles fort, was aus der Mode kam... Und so auch dieser Slaves, der vor Daoryns Augen in dem Glas lag und vor sich auf den Schrott starrte. Kein Laut, keine Bewegung... nur Stille. Nicht mehr lange würde er überleben, das stand fest, denn der Sauerstoffgehalt der Nährflüssigkeit ging langsam zu Ende, ebbte ab. Er würde ersticken... Daoryn klopfte vorsichtig gegen das Glas, legte den Kopf schief und wartete ab. Als sich nichts regte, kletterte er etwas höher und untersuchte die verschiedenen Röhren, die aus dem Gefäß zu kommen schienen. Sie waren natürlich alle abgetrennt, ließen auch keinen Rückschluss darauf ziehen, für was sie einmal gedient haben könnten. Daoryn runzelte die Stirn und betrachtete den Mann in dem Gefäß. Was für einen Grund gab es denn, einen Menschen in so ein Gefäß zu sperren? Er verstand das einfach nicht. Für ihn hatte das etwas von einem bizarren Flaschengeist. Aber das war wohl kaum der Sinn der Sache, nicht wahr? Er setzte sich wieder vor die Scheibe, betrachtete den Mann genauer. Er war hübsch, keine Frage, aber sein Gesicht, der Ausdruck hatte etwas von einem Toten... Daoryn seufzte und fuhr sich einmal durch die kurzen Haare, sodass diese nach allen Seiten abstanden. Dann fasste er einen Entschluss. Er klopfte gegen die Scheibe und wedelte etwas davor herum. "Hallo? Wenn du mich hören kannst, dann mach irgendwas! Meinetwegen zuck' mit der Augenbraue." Irgendwie kam er sich lächerlich vor dabei. Er saß hier, vor einem Glasgefäß und sprach mit dem Inhalt von diesem, obwohl er nicht einmal sicher wusste, ob dieser Mensch noch lebte, ob er nicht vielleicht sogar gefährlich war. Er sah sich kurz um. Außerdem hatte er nicht viel Zeit. Er musste zurück, bevor man ihn suchen kam. "Ich gebe dir noch eine Chance!", sagte er leise, beschwörend. "Irgendein Zeichen! Ich hol' dich dann auch da raus!", versprach er drängend. Erst geschah nichts... es war still und nur das Klopfen seines Herzens konnte der Mann im Gefäss hören.. Dann, durchdringlich und rau kam ein zweites, deutlich lauteres Klopfen. POCH, POCH, POCH... Weit weg und verschwommen hörte der Slave, wie ihn jemand ansprach. Ihn? Aber einen Slaves sprach man nicht an... nicht, wenn er noch nicht an die Luft gekommen war. Doch wer auch immer da draussen war, nach den Worten zu urteilen sprach er wirklich mit ihm. Still schwebte er weiter in der grünen Flüssigkeit, dachte nach, ob er der Bitte des Fremden nachkommen und diesem ein 'Zeichen' geben sollte. Er holte ihn raus? Hiess das, er wollte ihn? Gab es doch endlich jemanden, der Interesse an ihm zeigte, trotz seiner schwarzen Haare? Langsam schloss er die Augen, öffnete sie dann wieder um die Gestallt draussen direkt in die Augen zu blicken. Keine Mimik, keine Bewegung, nur ein einziger Blick. Ein Junge... oder ein junger Mann, wie es schien. Kurze, hellbraune Haare mit weissen Spitzen, dunkle Haut... ein Tyranth? Nein... diese hatten helle Haut und reine, weisse Haare. Also kein Tyranth... aber was dann? Der Blick der müden, sanften Augen trafen die des Jungen vor dem Gefäss. Daoryn wäre fast den gesamten Hügel wieder hinuntergekullert, als der Mensch in der Flasche die Augen aufschlug. Er quietschte erschrocken und hielt sich an dem glatten Glas fest, konnte sein Gewicht gerade noch so ausbalancieren. Und für einen Moment konnte er den Mann einfach nur anstarren. Wobei er höchstwahrscheinlich ein ziemlich blödes Bild abgab. Erst, als er sich wieder einigermaßen gefasst hatte, winkte er dem Mann unsicher zu. Er wusste ja nicht, ob der ihn überhaupt sah... der Blick wirkte irgendwie so leer. "Ähm hi!", murmelte er leise, kam sich dabei irgendwie ziemlich blöd vor. "Ich hole dich jetzt hier raus.", informierte er ihn knapp und untersuchte dann den Behälter genauer. Irgendwo musste man dieses Ding doch öffnen können, nicht wahr? Schließlich musste der Mann ja auch irgendwie da hinein gekommen sein. Als er keine richtige Öffnung fand, nahm er eine schmale Metallstange und machte sich einfach daran, den oberen Teil, an dem sich all die Schläuche befanden, wegzustemmten. "Vorsicht, ich mache das jetzt auf!", warnte er und stemmte sich mit aller Kraft gegen die Stange. Erst passierte gar nichts, dann flog der Deckel, oder was auch immer das war, mit einem lauten Knall weg und Daoryn wurde über und über bekleckert mit dieser komischen, grünen Flüssigkeit, die den Behälter gefüllt hatte. Er verzog angewidert das Gesicht und ließ die Stange fallen, um sich über selbiges zu wischen. "Bäh, das ist ja widerlich! Dafür hab ich jetzt aber was gut bei dir!", informierte er den Mann etwas patzig. "Du kannst jetzt übrigens rauskommen.", setzte er noch hinterher, richtete seine Augen gespannt auf den nun freien, oberen Teil. Ob der Mensch im Inneren jetzt wirklich rauskommen würde? Der Fremde draussen machte etwas... der Mann wusste nicht, was er wusste nicht, wie... er schwebte still weiter in der Flüssigkeit. Dann ein Ruckt, ein lautes Knirschen und Rütteln, als die Metallstange sein ewiges Gefängnis aufbrach und ihm den Weg in die Freiheit öffnete. Doch was nun? Er hörte, wie der Junge auf ihn einredete, wie er sage, er solle rauskommen... Doch sollte er? Oder besser gesagt, KONNTE er? Wie bewegte man sich? Wie erhob man sich? Noch nie zuvor hatte er dieses Gefäss verlassen müssen und durch seinen ewigen Halb-Schlaf in geduldiger Unbeweglichkeit hatte er nie gelernt seine Glieder zu bewegen. Still verharrte er, dachte darüber nach, wie er es anstellen sollte sich von der Grünen Flüssigkeit zu erheben. wie atmete man? Wie sprach man? Er verstand, was der Junge sagte, nicht aber wusste er, wie er zu antworten hatte. In diesem Moment... in dieser Sekunde war seine Geburt. Unzählige Jahre des Wartens und nun endlich wart die Stunde seiner Geburt. In seinem Kopf arbeitete es und langsam... kriechend langsam hob er etwas den Kopf an. Die Muskeln waren trotz der fehlenden Übung dank der Flüssigkeit voll ausgebildet, weshalb es ihm nicht sehr schwer fiel sich zu bewegen. Doch nun kam der schwierigste Teil von allem... er musste den offenen Rand der Kapsel ergreifen und sich erheben. Langsam und tastend glitten seine Finger über den Rand, an die Luft. Das erste Mal, dass er etwas anderes spürte als rundes Glas und Flüssiges... Die Kante war so faszinierend, dass er ihr entlang strich und alles genau abtastete, ehe er fester zugriff und sich langsam erhob. Das Wasser ebbte unter ihm weg, verschwand einfach und machte etwas leichterem, dünnerem Platz... Luft. Sauerstoff, welcher er bisher nur flüssig in seinen Lungen hatte, füllte nun seinen Mund und er begann keuchend zu husten. Die Flüssigkeit war so konzipiert, dass sie bei Berührung mit Luft schnell verdunstete und die Lungen so frei gab. Auch das Wasser in der Kapsel verdampfte rasch und schon nach wenigen Minuten war kein Tropfe mehr übrig. Noch immer hustete der Slave, rang nach Luft. Leicht zitterten seine Arme, auf denen er sich abstützte und er hob den Kopf, um seinem neuen Besitzer - für welchen er Daoryn automatisch hielt - in die Augen. Unsicher und wie ein Kind stand er nackt vor diesem. "..." * Auch auf Daoryns Haut verdunstete die grüne Flüssigkeit sehr schnell. Der bemerkte das aber gar nicht, war völlig in seine Beobachtung vertieft. Dieser Mann war irgendwie faszinierend. Erst hatte er gedacht, der würde sich gar nicht bewegen, einfach liegen blieben. Er hatte schon Angst gehabt, dass er ihn womöglich umgebracht hatte, als er den Deckel geöffnet hatte. Er konnte ja nicht wissen, was diese Flüssigkeit war, oder ob sie irgendeine besondere Bedeutung hatte. Deshalb atmete er auch erleichtert auf, als der andere seinen Kopf hob, langsam Bewegung in der Körper kam und die Hände nach der Kante tasteten. Tasteten, als ob sie noch nie etwas ähnliches berührt hätten. Daoryn wartete geduldig, bis der Mann sich nach draußen gezogen hatte, machte besorgt einen Schritt auf ihn zu, als er begann, zu husten. Er traute sich jedoch nicht, den anderen zu berühren, ihm auf den Rücken zu klopfen - wobei es auch nicht wirklich so aussah, als ob der Hilfe brauchte. Als er ihn dann so durchdringen ansah, räusperte sich Daoryn verlegen. "Ähm... hi." Gut, das hatten sie schon gehabt. "Mein Name ist Daoryn.", begann er unsicher. "Verstehst du mich überhaupt?", fragte er leise, und: "Wie heißt du?". Einmal mehr ließ er seinen Blick über den Mann wandern, untersuchte ihn auf irgendwelche Verletzungen oder Hinweise, was man ihm da oben angetan hatte. Als er nichts fand, nickte er erleichtert, räusperte sich verlegen, als ihm erst richtig bewusst wurde, dass der andere keine Kleidung besaß - nicht, dass er sich dahinter verstecken müsste! Daoryn wurde rot, zog dann schnell seinen dünnen Mantel aus und legte ihn dem anderen um die Schultern. Der Mann stand noch etwas wacklig auf den Beinen da, bewegte sich kaum und hörte schweigend zu. Erst nachdem er den Mantel umgezogen bekam, versuchte er sein Glück. Wie man gewisse Dinge tut, hatte man ihm schon als Kleinkind beigebracht. Bilder hatten sie ihm in den Kopf projiziert, Bilder und Töne, Klänge und Worte. Man hatte ihm so beigebracht, wie er was zu tun hatte... er verstand alles und als der Junge ihn fragte, ob er ihn verstand nickte er etwas. Doch als er nach dem Namen gefragt wurde, sah er Daoryn mit unsicherem Blick an. "..." Eine gute Frage auf die er nicht zu antworten wusste.. wie hiess er? Was war sein Name? Hatte man ihm einen gegeben, sollte er überhaupt einen haben? Anstatt zu antworten wurden bei dem Mann unzählige neue Fragen wach. Wie hiess er? Wer war er? Warum war er hier? Wie ein Kind, das zum ersten Male draussen war, sah er sich fasziniert um. Dann sah er sich den Jungen an, der ihn aus seinem Gefängnis befreit hatte. Ohne ein Wort hob er sachte seine rechte Hand und liess seine Finger tastend über die Wangen des jungen Mannes gleiten. Wieder etwas, das er zum ersten Male ertastete. Und es war so faszinierend, dass er immer weitermachen musste und vollkommen vergass dem Jungen endlich zu antworten. Er schnupperte. Geruch... er nahm sie wahr, so heftig wie er noch nie etwas zuvor empfunden hatte. Geräusche, klar und rein, nicht verzerrt vom Wasser, in dem er bisher war. Warm schien die Sonne auf ihn und liess seine Haare, welche bereits trocken waren, sanft glänzen. Daoryn atmete erleichtert auf, als der andere nickte. Er hätte nicht gewusst, was er mit einem Fremden hätte machen sollen, der ihn nicht verstand. Er legte den Kopf schief und wartete auf eine Antwort, die er jedoch nicht bekommen würde. Hatte der andere etwa keinen Namen? Hatte er ihn vergessen? Oder konnte er gar nicht sprechen? Verstand er ihn vielleicht doch nicht und hatte einfach nur so genickt? Fragen über Fragen... Daoryn verschluckte sich fast an ihnen, als dieser Mann die Hand nach ihm ausstreckte, ihm über die Wange strich. Ein bisschen wurde er sogar rot. Auch, wenn man das zu seinem Glück bei der dunklen Hautfarbe kaum sah. Erst wollte er die Hand wegschieben- So etwas tat man doch nicht! Einfach fremde Leute streicheln! Aber irgendwie hatte er den Eindruck, dass der Andere es einfach nicht besser wusste. Er schien so fasziniert und so... unschuldig. Es kam Daoryn tatsächlich so vor, als ob er noch nie einen anderen Menschen berührt, fremde Haut gefühlt hätte. Also ließ er ihn gewähren. Als er nach einer halben Ewigkeit immer noch keine Antwort hatte, stand er einfach auf und griff nach der Hand des Fremden. Sie mussten hier weg, besser gestern als heute, bevor sie erwischt wurden. Doch wie sollte er das dem anderen klar machen, wenn er nicht einmal sicher war, ob der ihn überhaupt verstand? "Hast du keinen Namen?", fragte er sanft, lächelte leicht. "Wir müssen weg von hier. Hier ist es gefährlich. Komm mit mir, ich bringe dich in Sicherheit.", erklärte er langsam, damit der andere ihn auch verstand- hoffentlich. Dann zog er etwas an der Hand, um seine Worte zu verstärken. Als der Junge den Mann an der Hand nahm, starrte dieser ihn verwundert an. Man hatte ihn noch nie zuvor berührt... Da es das erste Mal für ihn war, stand der Mann wie erstarrt da und sagte kein Wort. Als er gefragt wurde, ob er einen Namen hatte, sah er sein Gegenüber einfach nur an... dann schüttelte er den Kopf. Der einzige Hinweis, den er auf seine Herkunft hatte, war ein Strichcode und seine Seriennummer, die man ihm ins Hirn gepflanzt hatte. Diesen einen Code wusste er auswendig und konnte ihn auch nennen. Doch wie? Wo er noch nicht einmal wusste, wie man redete? Doch nun mussten sie weg... er wusste zwar nicht, wieso, doch wenn sein Gegenüber das sagte, würde es schon so sein. Brav, wenn auch etwas tapsig auf den Beinen, stolperte er ungeschickt hinter diesem her. Immer wieder stolperte er, riss sich dann und wann an einem spitzen Etwas die Haut auf. Bisher war sein Körper makellos, wie der eines frisch geborenen Kindes. Doch nun war er dem Leben ausgesetzt... musste alles tun, was andere auch tun mussten. Er würde auch menschlichere Züge und Bedürfnisse bekommen, wie Hunger oder Durst. Nun war er da. Und der Junge vor ihm war sein einziger Strohhalm, an den er sich klammern konnte in dieser völlig neuen Welt. Er wusste weder wohin, noch was tun. Alles, was er hatte war dieser Daoryn. Daoryn... welch ein schöner Name! Ob das üblich war, dass man einen Namen hatte? Waren nicht Serien-Nummern üblicher? Er würde noch viel lernen müssen, wie es jedes Kind musste. Doch nun lief er erst einmal hinter Daoryn her, versuchte mit diesem gut mithalten zu können. Daoryn seufzte, sah den Mann mitleidig an. "Du hast keinen Namen? Das ist ja schrecklich!", sagte er fast schon entsetzt. Irgendwie kam ihm dieser Mann immer seltsamer vor. Wie er ihn angesehen hatte, als Daoryn nach seiner Hand gegriffen hatte. Nicht, als hätte er Angst vor ihm. Eher, als hätte er so etwas noch nie erlebt. Konnte das sein? Wo kam der Fremde her? War er etwa sein ganzes Leben lang in diesem Behälter eingesperrt gewesen? Waren die Thyrants wirklich so grausam? Er schüttelte verwirrt den Kopf und ging dann los. Recht schnell bemerkte er, dass der Fremde nicht sehr sicher auf den Füßen war. Er fasste ihn fest bei der Hand und suchte einen sicheren Weg nach unten. Es half jedoch alles nichts. Immer wieder stürzte der andere und verletzte sich dabei. Daoryn fühlte wirklich Mitleid mit ihm, als er sah, wie sehr er sich abmühte. Als sie endlich wieder auf festem Boden standen, atmete Daoryn erleichtert auf. Er lächelte dem Fremden aufmunternd zu und führte ihn dann in Richtung seines Zuhauses. Sobald sie dort waren, würden sie auch Zeit haben, miteinander zu sprechen. Sofern der andere überhaupt sprechen konnte. Da konnte man nicht sicher sein, schließlich hatte er noch kein einziges Wort gesagt. "Du brauchst einen Namen.", begann er irgendwann, als er es nicht mehr aushielt, einfach schweigend dahinzutrotten. "Jeder hat einen Namen, also brauchst du auch einen." Er runzelte die Stirn und tippte sich gegen das Kinn. "Gibt es irgendetwas, womit du bezeichnet wurdest? Irgend eine Kennung? Eine Nummer vielleicht?" Er hatte einmal gehört, dass es vielen Thyrants zu umständlich war, sich all die Namen ihrer Untergebenen zu merken. Deswegen gaben sie ihnen Nummern. Eine schreckliche Vorstellung, wie Daoryn fand. Als sie endlich einigermassen ebenen Boden unter den Füssen hatten, war es für den Mann auch nicht mehr so schwer das Gleichgewicht zu halten. Er gab sich Mühe, so schnell zu laufen wie Möglich. Dabei glitt sein Blick über die Ebene, die vor ihnen lag. Es war warm, nicht zu sagen heiss und um sie herum lag nur Schrott. Unzählige mechanische Dinger, von denen niemand so recht wusste, wozu sie da waren. Ausser natürlich die Tyranths selber. Unter ihnen heisses Gestein, bedeckt mit Wüstensand. Das Wetter auf diesem Planeten war sehr eintönig. Manchmal aber auch umso unberechenbarer. Je nach Ort, an dem man sich befand, war es Wüste oder Dschungel, Meer oder Eislandschaft. Sie befanden sich in der Wüstenregion. Heiss und von Sandstürmen und Wirbelstürmen geplagt... kaum Wasser, das nur dann kam, wenn es gewitterte und dies geschah nur einmal wöchentlich im Durchschnitt. Dann goss es meist wie aus Kübeln und Blitze, blau und violett durchzuckten die Stille der Nacht. Das alles kannte der Mann nicht. Auch nicht die Tatsache, dass jeder einen Namen brauchte. Verwundert sah er den Jungen vor sich an und dachte nach, als dieser ihn nach einem Anhaltspunkt fragte. Schliesslich öffnete er den Mund etwas... und eine tiefe, sanfte Stimme sprach monoton und wie von einem Band: "692442-0" Das '0' sprach er als 'zero' aus. Dies war seine Seriennummer. Für manch einer wäre so eine lange Nummer sehr viel schwerer zu merken als ein einfacher Name. Doch die Tyranths waren meister der Mechanik und der Mathematik. Sie liebten Zahlen und alles, was dazu gehörte. Anders als die Menschen, welche sehr viel mehr Wert auf emotionales wie Namen gaben. Daoryn war wirklich erleichtert, als er am Horizont schon die felsigen Vorsprünge erkennen konnte, in denen sich die Höhlen der Ausgestoßenen befanden. Sie lebten dort, mitten in der Wüste, die für die Thyrants recht unattraktiv war. Sie wurden für die Drecksarbeit eingesetzt, die sonst keiner erledigen wollte, oder für die die Thyrants nicht ihre kostbaren Sklaven opfern wollten. Dafür bekamen sie - von Zeit zu Zeit Wasser und Nahrung. Natürlich nur so viel, um sie gerade am Leben zu erhalten. Man war jedoch größtenteils auf sich selbst gestellt und wer es nicht schaffte, aus eigener Kraft zu überleben, der überlebte überhaupt nicht. So war es nun einmal, wenn man zum Abschaum der Menschheit gehörte, wie es die Thyrants bezeichneten. Schief gelaufene Züchtungen, Sklaven, die keiner wollte oder die zu unbequem waren und solche wie er. Mischlinge der beiden Rassen. Weder das eine, noch das andere. Und nirgends gerne gesehen oder akzeptiert. Als der Fremde dann zu sprechen begann, fuhr Daoryn erschrocken herum, völlig aus seinen Gedanken gerissen und erschrocken, dass der andere doch sprach. Er starrte ihn für eine ganze Weile einfach nur an. Dann schüttelte er sich leicht und schloss für einen Moment die Augen. Diese Stimme war so... auf der einen Seite klang der Fremde so angenehm, irgendwie sofort vertrauenserweckend. Jemand, dem man guten Gewissens sein Leben in die Hand legen würde. Aber auf der anderen Seite war die Stimme kalt, bar jedem Gefühl. So etwas hatte er noch nie in seinem ganzen Leben gehört. Nicht einmal die Thyrants hörten sich so extrem an. Als der Sinn des gesagten in sein Gehirn vordrang, lächelte er wieder. "Na, da hätten wir doch schon etwas. Zero klingt doch hübsch! Dann hast du nämlich doch einen Namen." "Ze...ro...", wiederholte der Mann leise und nun, da es nicht wie von Band lief, hörte es sich wieder ganz anders an als die Zahlen zuvor. Gefühle waren etwas, das Zero - wie nun sein Name war - völlig fremd waren. Er musste erst alles von Grund auf lernen. Er musste lernen wie man sprach, wie man Gefühle anderer deutete und selber welche empfand. Er musste lernen, was es bedeutete, zu 'leben'... ein eigenes Individuum zu sein. Ein langer Weg lag sicherlich vor ihm. Doch die erste Hürde war geschafft... er hatte einen Namen! Immer wieder wiederholte er den zweisilbigen Namen, bis er ihn sauber und deutlich sagen konnte: "Zero..." Mehr aber kam noch nicht von ihm. Er fühlte sich auch nicht grossartig anders als zuvor. Dass er einen Namen hatte, schien also nichts zu ändern. Mal davon abgesehen, dass er nun eine eigene Person war. Jemand, den man mit dem Namen nannte und nicht nur eine Zahl rief. Er sah nach vorne und auch er sah die Felsen aus dem sandigen Boden ragen. Löcher wiesen darauf hin, dass der Felsen bewohnt war und man sah schon die Umrisse einiger Menschen und anderen Bewohnern dieses Planeten. Hier herrschte keine Rassentrennung. Alles lebte auf einem Haufen und die einzelnen Siedlungen halfen sich gegenseitig. Man sorgte dafür, dass nicht alle gleich bei grosser Not starben. Doch leider war es hier auch nicht heile Welt. Ja, wer nur auf den Taschen anderer lag und sich nicht selber verpflegen konnte, der starb. Zu gross waren die Umstände, welche solche Leute bereiteten. Daoryn schmunzelte, als er Zero zusah, wie dieser immer wieder nur seinen Namen wiederholte. Irgendwie war der Mann süß. So Ahnungslos und unschuldig, wie ein kleines Kind. Wieder fragte sich Daoryn, wie der Mann - wie Zero- wohl gelebt hatte. Er schien ja bis jetzt völlig abgeschottet gewesen zu sein, so, wie er alles hier aufnahm und bewunderte. Er hatte wirklich den leisen Verdacht, dass Zero bis jetzt aus diesem Gefäß nie herausgekommen war. Aber gut, der erste Schritt war gemacht. Zero hatte einen Namen. Und so grundlegende Dinge wie Laufen beherrschte er ja. Und er hatte auch das Gefühl, dass er ihn verstand, wenn er etwas sagte. Der Rest würde auch noch kommen. Daoryn schloss seine Finger noch etwas fester um Zeros Hand und führte ihn um eine Kurve, direkt auf eine steile Felswand zu. Durch seine Herkunft und sein Aussehen bedingt, war es ihm nicht vergönnt, mit den anderen zusammenzuleben. Er war quasi ein Außenseiter bei den Außenseitern. Mit manchen kam er ja ganz gut klar, aber viele der Menschen hier hatten einen schrecklichen Hass auf die Thyrants und das bekam er dann eben immer zu spüren. Vorhin war er auch nur auf den Schrottplatz gekommen, weil er wieder vor ein paar Raufbolden weggerannt war. Denn das konnte er. Wegrennen. Er war im Vergleich zu den normalen Menschen sehr schnell. Das kam aus den Thyrant-Genen in ihm und hatte ihm schon recht oft den Hals gerettet. Er war nämlich niemand, der gerne zuschlug und sich prügelte. Er ging Streitereien so gut wie möglich aus dem Weg und hasste jede Art von Diskussionen. "Wir müssen noch um die Felswand und dann sind wir da.", erklärte er und lief weiter, immer noch ein bisschen in Gedanken versunken. Zero lief derweilen Daoryn hinterher. Das dieser kein ganzer Tyranth war, sah man ihm gut an... braune Augen mit kleinen, goldenen Sprenkeln, das war weder für Tyranths, welche strahlend gold-gelbe Augen hatten und Menschen, welche meist braun, blau oder manchmal grün hatten. Seine eigenen Augen mit dem sachten grün am Rand der braunen Augen zeugte von seiner Menschlichen Abstammung. Doch Daoryn...? Dieser erschien Zero wie ein Mischling... was er sich aber noch nicht vorstellen konnte. Wie auch? Erst einmal musste er sich zurechtfinden. Im Schatten der Klippen wurde es angenehm kühl und ein leichter Wind wehte ihnen etwas Sand entgegen. Doch so harmlos dieses laue Lüftchen wirkte, so schrecklich war das, was ihm bald folgen würde. Jeder hier draussen wusste, dass Wind nur eines bedeutete: Sandsturm. Weit weg am Horizont sah man schon die Wolke aus Sand sich weit in den Himmel türmen und in ein bis zwei Stunden würde er die Siedlung erreichen. Die Leute zogen sich langsam in ihre Wohnungen aus Fels zurück, schlossen die improvisierten Türen aus Holz oder Metall, welches sie alle aus dem Schrottplatz hatten und warteten ab. Solch ein Sturm konnte Tage dauern, je nach Jahreszeiten. Dieser Planet hatte 6 Davon. Nichts war für die Menschen mehr so, wie damals, als sie noch ihren Heimatplaneten bewohnten. Die Jahre waren länger, Tage dauerten gut 32 Stunden... Es gab nicht wirklich grosse Änderungen des Klimas bei den Jahreszeiten... nur Änderungen des Wetters. Eine Zeit gab es jeden Tag schreckliche Gewitter, eine Zeit wüteten immer wieder Sandstürme, wie nun, eine Zeit gab es sogar Wirbelstürme... Und überall auf diesem Planeten war es anders. In der Wüste war die Zeit im Moment rau und grausam, da man gezwungen war, bis zu zwei Tagen in den Höhlen zu verharren, abwartend, dass die Sandstürme endlich vorbeizogen. Arbeiten konnten weniger verrichtet werden und dadurch mangelte es rasch an Nahrung und Wasser. Es bestand sogar die Gefahr, lebendig unter einer Wanderdüne aus Sand begraben zu werden. Zero wusste von dem noch nichts... Er kam aus einer Welt von blinkenden Lichtern, aus einer Welt hinter Glas und in mitten zig tausend Schläuchen. Da, wo er herkam gab es weder Essen noch Wasser. Alles, was man hatte war diese Flüssigkeit, welche den Körper ernährte und mit aller Gewallt am Leben erhielt. Eine Welt von Codes, Lebenserhaltungsprogrammen und grossen, piepsenden Maschinen. Tag und Nacht nur von Licht der Lampen und vollkommener Dunkelheit angedeutet, welche nur hin und wieder von kleinen Lämpchen einer maschine unterbrochen wurde. Nur wage erinnerte sich Zero an das Labor, aus welchem er kam... Leute in weissen Kutten, welche ständig mit Blöcken herumliefen und Dinge in diese schrieben... Schliesslich hatten sie es um die Klippe geschafft. Diese Seite lag im Windschatten. Also würde der Sturm hier eher mässig wüten. Daoryn runzelte die Stirn und betrachtete besorgt die Wolken am Horizont. Er hasste diese Stürme. Regen war in Ordnung und Gewitter machten ihm nichts aus. Aber Sandstürme, die waren einfach nur beängstigend. Tonnen von Sand walzten über einen hinweg und wenn man Pech hatte, kam man eben nicht mehr aus der Höhle und musste elendiglich verhungern und verdursten. Deswegen hatte er sich auch eine Höhle auf dieser Seite der Felswand ausgesucht. Sie war höher gelegen als die anderen, somit ein bisschen schwerer zu erreichen, aber durch den Fels war man recht gut gegen den Sand geschützt. Und es hatte eben noch den positiven Nebeneffekt, dass er etwas abseits lebte, die anderen Menschen ihn die meiste Zeit über in Ruhe ließen. "Wir müssen hier hoch klettern.", erklärte er Zero. "Hier ist es nicht steil und ich gehe hinter dir." Er lächelte ermutigend und zeigte dem Mann, wie er klettern musste. Hoffentlich bekam er das hin. Wenn er schon mit dem laufen solche Probleme hatte, war es vielleicht nicht die beste Idee, ihn auch noch klettern zu lassen. Aber es war nun einmal die einzige Möglichkeit. Sie mussten auf alle Fälle in die Höhle, bevor der Sandsturm die kleine Siedlung erreichte. Sonst waren sie beide so gut wie tot. Er würde einfach hinter Zero bleiben und ihm helfen, so gut er konnte. Dann würden sie das schaffen. Es war ja auch nicht so sonderlich steil. Und es gab auch keine spitzen Kanten oder Risse in der Felswand, an denen man sich hätte verletzen können. Der Sand hatte über die Jahre alles abgeschliffen und abgerundet. Zero sah etwas unbehaglich hoch zum Eingang des Behausung... "..." Gut, versuchen könnte er es, aber ob er dazu in der Lage war, war fraglich. Zögernd hob er eine Hand, ergriff einen der Felsen und zog sich hoch. Gut, so weit ging es schon. Nun lagen noch gute 10 Meter vor ihm... Doch da die Wand wirklich nicht sehr steil war, ging es recht gut voran. Hin und wieder rutschte er aus, doch konnte er sich jedes Mal an dem Felsen festhalten. Der Wind nahm langsam zu, wehte ihnen immer wieder Sandkörner in die Augen und erschwerte so den Aufstieg. Als wolle der Sandsturm sie beide unbedingt verschlingen und sie hindern, es noch rechtzeitig in die Höhle zu schaffen. Alle anderen hatten sich zurückgezogen, warteten wie immer geduldig ab. Sie kannten die Stürme, ihre Vorboten und die Wüste schon sehr lange. Dadurch konnten sie alle sehr gut mit diesen Dingen umgehen. Zeros Herz aber klopfte heftig. Noch nie zuvor war er nervös gewesen. Doch er fühlte, dass von den sandbraunen Wolken, die sich ihren Weg unbarmherzig immer näher auf sie zu frei walzten, eine grosse Gefahr ausging. Der Schrottplatz war durch die Labore, die sich weit in den Himmel erhoben mit den Mauern der Stadt, welche sich unter einer riesigen Kugel aus Glas befand, geschützt. Doch so wie sie nun waren, hier hilflos am Aufstieg der Felswand, waren sie ein gefundenen Fressen für diese herzlose Naturgewalt. Er versuchte schneller zu klettern und je weiter er die Wand erklomm, desto besser gelang ihm das auch. Er bekam sehr schnell Übung und wurde sicherer. An der Kraft lag es nicht, nur an der Übung. Endlich kam er oben an und kauerte auf der kleinen Fläche vor dem Eingang der Höhle. Fasziniert starrte er auf das Bild am Horizont... Man konnte schon die ersten Wolken über den Boden rollen sehen. Der Sturm war weit in den Himmel ragend und bedeckte schon die ganze Wüste, so schien es. Rasch streckte er Daoryn seine Hand entgegen, um diesem zu helfen. Daoryn kletterte hinter Zero her, half ihm, so gut er konnte, mit Anweisungen. Der Mann lernte recht schnell und bevor es wirklich richtig hässlich werden würde, würden sie es noch in die Höhle schaffen. Er zog sich beim Klettern sein Halstuch über Mund und Nase, um besser atmen zu können. In diesem Moment tat ihm Zero leid, der, nur mit einem Mantel bekleidet, ohne Kopfschutz oder Atemschutz, dem Sand hilflos ausgeliefert war. Doch es war nicht sehr weit und über die Hälfte hatten sie schon geschafft, da musste der andere jetzt einfach durch. Und man musste Zero durchaus zugestehen, dass er schnell lernte. Als er oben angekommen war, atmete Daoryn erleichtert auf, reichte ihm lächelnd die Hand und ließ sich das letzte Stück helfen. "Danke sehr.", bedankte er sich höflich und nahm dann ein weiteres Mal Zeros Hand, zog ihn mit sich zum Eingang. Rasch drückte er Zero auf das alte Bett und drehte die halb kaputte Gaslampe auf, die ihm als Lichtquelle diente. "Du bleibst hier sitzen. Ich mache nur schnell den Eingang dicht.", erklärte er und war schon wieder weg. Er schnappte sich noch ein Tuch, wickelte es sich um den Kopf, sodass auch die Augen einigermaßen geschützt waren und trat dann ein weiteres Mal nach draußen, um seine Türe anzubringen und zu verschließen. Sie bestand aus einem durchsichtigen, aber recht stabilen Material, dass, wenn er es genauer bedachte, dem von Zeros Gefängnis recht ähnlich war. Er hatte sehr lange danach suchen müssen. Denn eine Tür aus Holz oder Metall hatte er nicht gewollt. Es machte ihm einfach Angst, in einer Höhle gefangen zu sein, ohne Licht und ohne zu wissen, was da draußen vor sich ging. Er machte die Türe fest und verschloss sie von innen, bis sie ganz dicht war. Erleichtert aufatmend drehte er sich um und lächelte seinen Gast an. "Nun, willkommen in meinem Reich." Es war nur ein sehr kleines Reich, zugegeben. Ein zusammen gezimmertes Gestell, auf dem ein Tuch als Matratze gespannt war, ein alter Stuhl und ein Stück Stein, aus der Wand geschlagen, das ihm als Tisch diente. Im Hinteren Teil ein -zugegeben ziemlich schiefes- Regal, das Wasser und Nahrung für etwa zwei Wochen enthielt. Bei zwei Personen würde es also für eine Woche reichen. Vorerst waren sie also hier drin recht sicher. Zero sah Daoryn dabei zu, wie er die Höhle verschloss und sah sich dann um. Gut, für jeden anderen hätte diese Höhle schäbig gewirkt, nicht aber für ihn! Zero starrte voller Bewunderung alles an, was neu war... also die ganze Höhle. Durch diese durchsichtige Tür konnte man draussen sehen, wie der Sand immer dichter wurde, doch NOCH war der Sturm nicht da. Dieser würde wie eine einzige Welle voller Wucht gegen die Klippe prallen. Zero derweilen war eifrig dabei alles genauestens zu betrachten. Alles war neu für ihn... selbst der Schmerz, den die Sandkörner in seinen Augen verursachte. Was für andere extrem unangenehm gewesen wäre, war für ihn einfach nur spannend. Doch wurde es ihm nach einer Weile zur Qual und etwas unbeholfen versuchte er sich der lästigen Fremdkörper in seinen Augen zu entledigen. "..." Er sagte kein Wort, doch als Daoryn ihn willkommen hiess, lächelte er etwas. Es war das erste mal, dass er Gefühle empfand... er war glücklich. Irgendwie erfüllte ihn die Worte des Jungen mit Freude, was sich durch sein Lächeln zeigte. Für ihn war er etwas sehr erquickendes, dass jemand mit ihm sprach. Draussen hörte man ein dumpfes Grollen, weit weg... und es kam immer näher, wurde lauter und kündigte den Sturm an. Es war einer der heftigsten in diesem Jahr. Die Tonnen an Sand rollten sich immer weiter über das Land, verschluckten schon die ersten Siedlungen weiter weg und kam in einem rasenden Tempo näher. Die Türe, so stabil sie auch war, zitterte hin und wieder und rumpelte etwas. Dann erreichte sie der Sturm. Auf einen Schlag wurde es finster draussen, nur noch das dunkle Rot-Braun-Gelb des Sandes war zu sehen, kein Himmel, kein Horizont mehr. Alles war verschwunden. Die Tür krachte kurz aber laut, als der Wind den Sand mit 350 Stundenkilometer Windgeschwindigkeit gegen die Klippe schleuderte und dadurch kurz ein Windstoss gegen die Tür prallte. Dann aber war es relativ ruhig. Zumindest was die Wucht des Sturmes betraf. In ihrer windgeschützten Höhle konnten sie ruhig dieses Naturereignis beobachten. * Daoryn ging zu Zero und sah diesem in die Augen, als er sich diese rieb. "Lass mich mal.", meinte er leise, nahm ein Tuch und machte es feucht, rieb damit vorsichtig über die Augen des anderen. "Besser?", fragte er, als er fertig war. Es wurde immer dunkler und bald erhellte nur noch die kleine, flackernde Öllampe die Höhle. Für Zero schienen all diese Dinge neu zu sein. Für ihn jedoch waren sie es nicht. Er hatte im Laufe seines Lebens schon so viele Stürme erlebt, dass er sie gar nicht zu zählen vermochte. Die Türe wackelte und knarzte gefährlich, doch sie war sicher. Als er die erste Tür gebaut hatte, war sie ihm irgendwann davon geflogen. Daraus hatte er gelernt. Seine jetzige Konstruktion würde sogar einem Wirbelsturm standhalten. "Hast du Hunger? Oder Durst?", fragte er seinen Gast freundlich und deutete auf das Regal. Er selbst wickelte sich das Tuch wieder vom Kopf und zog dann sein Hemd aus, schüttelte den Sand weg. Das Gleiche tat er mit der Hose. Dann nahm er einen Besen und kehrte den Sand zusammen, tat ihn in einen Eimer, der für den Abfall gedacht war. Erleichtert seufzte er auf und ließ sich auf den Stuhl fallen. Er hasste das Gefühl von Sand in der Kleidung und auch, wenn sie hier mitten in der Wüste waren, schaffte er es recht erfolgreich, die kleinen Körner aus seiner Höhle zu verbannen. Unter anderem, weil er fast immer barfuß war und somit nicht alleine schon zehn Kilo Sand in den Schuhen mitschleppte. Als nächstes zog er einen Kanister Wasser vom Regal und schenkte sowohl sich als auch Zero etwas ein. Hier war es nämlich sehr wichtig, dass man ausreichend trank. Und da der andere ohnehin nicht sprach und somit nicht protestieren konnte, drückte er ihm einfach den Becher in die Hand und trank seinen dann leer. Zero war froh, als er endlich diese lästigen Dinger aus seinem Auge los war und nickte etwas, als sich Daoryn um sein Wohlbefinden erkundigte. Er lächelte leicht und sah diesem bei all seinen Arbeiten zu. Wie er den Sand wegwischte. Aha... also kein Sand in Höhlen! Das hatte er begriffen. Weiterhin sah er zu, wie Daoryn Wasser ausschenkte und als dieser ihm das in die Hand drückte, sah er es leicht verwundert an. Gut... es war flüssig... aber was musst er damit tun? Fragend sah er den Jungen vor sich an und wirkte dabei wie ein kleines Kind, das nicht wusste, was es tun sollte. So grausam es auch erschien, man hatte Zero nur eines gelehrt in seiner Jungend: Wie man mit jemanden schläft. Denn das war seine eigentliche Aufgabe... Sex. Viele Tyranths hielten sich Menschen nur aus diesem Grund. Darum wurden sie gezüchtet. Männer waren dabei sehr viel beliebter, da bei Frauen eine ungewollte Schwangerschaft auftreten konnte, was unter den Tyranths als 'Rassenverschmutzung' galt. Jedem Slave wurde darum per Programm Bilder in den Kopf gesendet, wo man jedem Fötus im Alter von 2 Monaten einen Chip in den Kopf pflanzte. Diese Bilder zeigten, WAS ihre Aufgabe war und was sie tun können mussten, auch, wenn sie selber noch jungfräulich waren. Es war eine Schande und ein Verbrechen, Lebewesen nur zu solchen Dingen zu züchten. Doch einst hatten es die Menschen selber nicht besser gemacht. Sie hatten Tiere gezüchtet auf kleinstem Raum, nur um sie in Massen zu schlachten und zur Nahrung zu verarbeiten. Nun hatte es das Schicksal mit den Menschen umgekehrt angestellt. Doch hier in der Wildnis war es wie es die Natur vorgesehen hatte: Fressen und gefressen werden. Menschen jagten kleine Tiere und grosse Tiere jagten Menschen. Das Gleichgewicht der Natur war vollkommen. Keine Waffen waren den Menschen hier draussen vergönnt, sie mussten sich selber welche machen. Zero hatte daher kaum Überlebenschancen. Er wusste nur, wie man sich im Bett verhalten sollte, nicht aber, wie man ums nackte Überleben kämpfte. Würde er dies nicht bald lernen, wäre er dem Tode geweiht. Noch immer starrte er auf das Glas und schwieg. "..." Daoryn schenkte sich nach und trank wieder alles aus. Bis auf die Sache mit der Rassenverschmutzung hatte er noch nie etwas von all diesen Dingen gehört. Nur eben oben genanntes hatte er quasi aus persönlicher Erfahrung mitbekommen. Als kleines Kind hatte man ihm nicht angesehen, dass er halb Mensch war. Er hatte ganz weiße Haare gehabt und sehr helle Haut. Er war abgeschottet von allem aufgewachsen, aus Angst, er könnte sich plötzlich doch noch verändern. Und genau das war auch passiert. Mit neun oder zehn Jahren waren mit einem Schlag seine menschlichen Gene hervorgetreten, sein Haar und seine Haut war beides braun geworden. Und bis auf seine Augen hatte man ihm seine Herkunft nicht angesehen. Das hatte ihm dann bei den Menschen hier auch das Leben gerettet. Sie hatten das kleine, arme, ausgestoßene Kind nicht als das erkannt, was es war und es bereitwillig aufgenommen, es groß gezogen. Als dann sein letzter Wachstumsschub, das Erwachsenwerden eingetreten war, hatte er sich erneut verändert. Seine Haare waren heller geworden und er war inzwischen größer als die meisten hier. Die Menschen hatten ihn als den Mischling erkannt, der er war und ausgestoßen. Sein Glück, dass er so viel wie er nur konnte aufgenommen hatte und bereits in der Lage war, alleine zu überleben. Und genau dazu würde er Zero jetzt auch verhelfen. Er war kein Wohltäter, der alles und jeden einsammelte und mitschleppte, aber Zero hatte das Zeug dazu, alleine zu überleben, wenn man ihm die Chance dazu gab. Und diese Chance war Daoryn. Er würde ihm alles beibringen, was er wissen musste. Denn auch für ihn sprang dabei etwas heraus. Zero war noch nicht beeinflusst von den Vorurteilen der Thyrants und der Menschen. Er würde ihn nicht als einen dreckigen Mischling sehen, sondern als eine Person, mit einem eigenen Charakter und guten und schlechten Zügen. Das war schließlich alles, was Daoryn wollte. Er setzte sich zu Zero und musterte stirnrunzelnd dessen Becher. "Weißt du nicht, wie man das macht?", fragte er leise. "Einfach in den Mund nehmen und schlucken.", erklärte er, schenkte sich noch mehr ein und machte es dem anderen vor. Rein und schlucken? Zero sah Daoryn an, den Jungen, der ihn geholt hatte. Ja, er sah ihn nicht als Mischling. Schon gar nicht als Abschaum... mehr als seinen Besitzer. Er legte den Kopf leicht schief und sah Daoryn an... dann den Becher und schlussendlich wieder den Jungen. "Wieso?", erkundigte er sich. Und wie bitte sehr 'schluckte' man? Durch die Flüssigkeit hatte er nie schlucken müssen. Seine Lungen und sein Magen hatten stets alles bekommen, was sie brauchten. Nichts hatte er essen, trinken oder atmend müssen. Letzteres machte sein Körper schon ganz von alleine. Doch wie man ass und trank, das wusste er nicht. Auch nicht, wofür. Draussen tobte der Sturm weiter, und er würde dies auch noch den Rest des Tages tun. Langsam krochen Sanddünen über die Landschaft unter ihnen und zog weiter in dieser immer währenden Bewegung. Immer wieder ratterte und knarrte die Türe, doch es geschah nichts. Draussen sauste und grollte es und man hörte den Sand an die Tür rieseln. Es war irgendwie... gemütlich hier. Doch erst einmal wollte Zero wissen, WESHALB man dieses durchsichtig, flüssige Zeug schlucken sollte. Was war der Sinn? Nichts, das zum Leben gehörte war ohne Sinn. Nichts ohne Verwendung. Kein Leben ohne Sinn. Alles hatte seinen Platz. Also... was war der Sinn dieses.. Zeugs? Daoryn schluckte es, also war es nicht gefährlich. Ein gewisses Gefühl breitete sich langsam in ihm aus... er fühlte sich irgendwie komisch. Dass er wirklich Durst hatte, konnte er nicht ahnen. Doch würde er es sicherlich merken, wenn er erst einmal diese neue Welt der normalen, natürlichen Physik besser kannte. Daoryn starrte ihn einen Moment verwirrt an, dann lachte er leise. Damit hatte er jetzt nicht gerechnet. Nicht damit, dass Zero sprach und auch nicht damit, dass er ihn fragte, warum er Wasser trinken sollte. "Entschuldige.", sagte er leise. Er wollte schließlich nicht, dass Zero dachte, er lache ihn aus. Er goss sich noch einmal Wasser nach und starrte dann auf den Becher, überlegte, wie er Zero das jetzt erklären sollte. "Also.", begann er unsicher. "Das da ist Wasser. Dein Körper braucht Wasser und Nahrung, um zu überleben." Am besten, er begann wirklich ganz von vorne, damit Zero auch wirklich alles verstand. "Du musst jeden Tag eine bestimmte Menge davon zu dir nehmen, damit du weiterlebst. Besonders hier in der Wüste ist das wichtig.", erklärte er weiter. Irgendwie war es ein komisches Gefühl, jemandem so etwas grundlegendes zu erklären. Vor allem, wenn dieser Jemand schon ein Erwachsener war. "Du nimmst das in den Mund und dann... warte, ich helfe dir. Nimm es einfach in den Mund." Er wartete, bis Zero ein bisschen im Mund hatte, massierte dann leicht seine Kehle, damit er es automatisch schlucken würde. Er wusste einfach nicht, wie er ihm das sonst zeigen sollte. "Wie alt bist du eigentlich, Zero? Weißt du das?", fragte er nebenbei. Zero tat, was Daoryn sagte und als dieser seinen Hals massierte, wurde der Reflex ausgelöst, dass er es schluckte. Es war ein seltsames Gefühl, wie die Flüssigkeit seinen Hals herunter lief und in seinen Magen floss. "..." Gut, nun wusste er, wieso man essen und trinken musste. Scheinbar war er nun, in der Aussenwelt anderen Überlebungstechniken ausgeliefert. Als dieser nach seinem Alter fragte, musste er lange überlegen... sehr lange. Er schloss dazu die Augen, dachte nach, versuchte sich an einst zu erinnern. Immer wieder hatten die Wissenschaftler geredet, hatten Zahlen gesagt... darunter eine, die immer grösser wurde, je länger er in dem Gefäss war... Ob diese Zahl sein 'Alter' war? Er wusste es nicht genau, doch lieber etwas sagen, als gar nichts. "25...", murmelte er leise und dachte weiter nach. Ob das richtig war? Er selbst hatte schon lange das Gefühl für die Zeit verloren... oder besser: er hatte nie eines. Er hatte einfach gelebt... hatte gelebt in dieser Welt aus Glas und Maschinen. Er hob zögerlich das Glas hoch und versuchte selber zu schlucken. Der Reflex funktionierte einwandfrei! Wieder schluckte er. Als er das Glas fertig ausgetrunken hatte, sah er Daoryn lächelnd an. Irgendwie war er stolz auf seine eigenen Fortschritte. Doch essen... war dies das selbe? Einfach rein und schlucken? Oder musste man noch mehr dazu machen? Das Gefühl aber verschwand. Also wirklich Durst, wie er sich selber dachte. Er hatte davon gehört. Über diese Empfindungen des Körpers, die Anhaltspunkte darüber gaben, was dieser benötigte. Daoryn lächelte zurück und schenkte ihm gleich noch einmal nach. Wunderbar! Das mit dem Trinken schien ja wirklich gut zu funktionieren! "25 also...", murmelte er nachdenklich. "Dann bist du sieben Jahre älter als ich." Das war viel. Besonders für Daoryn. Aber auf der anderen Seite war es wieder ganz wenig, wenn man bedachte, wie wenig Zero doch über das Leben wusste. "Wir sollten auch etwas essen.", schlug er vor, zog wieder Dinge aus dem Regal. Er stellte zwei Teller auf den Tisch und verteilte Fleisch und ein paar Wurzeln und haltbares Gemüse und das fladenähnliche Brot darauf. Einen Teller reichte er weiter an Zero und setzte sich dann wieder neben ihn. "Das ist Essen. Fleisch, Gemüse und Brot. Alles Dinge, die wichtig für den Körper sind. Das kannst du nicht einfach schlucken. Das musst du vorher kauen.", erklärte er lächelnd, machte es Zero auch gleich vor. Es war wirklich irgendwie lustig, jemandem sämtliche Vorgänge des täglichen Lebens beizubringen. Wie würde das erst werden, bei anderen Dingen? Schlafen, oder Toilette benutzen? Er hoffte wirklich, dass Zero nicht wie ein kleines Kind erst lernen musste, wie man sein Geschäft zu machen hatte. Das würde dann nämlich für sie beide ziemlich peinlich sein. Und Schlafen... wie brachte man jemandem so etwas bei? Das ging doch gar nicht. Er konnte nur hoffen, dass Zero das auch von alleine merkte. "Was hast du eigentlich da oben gemacht? Was haben die mit dir gemacht? Warum warst du da oben?" Er war sich durchaus bewusst, dass das ziemlich viele Fragen waren. Aber er war einfach neugierig. Er wollte unbedingt wissen, was die Thyrants da taten und warum Zero so war, wie er war. Was hatte es für einen Sinn, einen Menschen großzuziehen, der nicht einmal wusste, wie man die wichtigsten Bedürfnisse stillte? So jemand war doch gar nicht lebensfähig, oder? Zero sah genau zu, wie Daoryn ass, um es sich zu merken. Sein eigener, erster Versuch war noch etwas unbeholfen... Seine noch völlig unbenutzten Zähne taten weh, als er das erste man in das Fleisch biss. Aber es schmeckte irgendwie... gut. Ja, gut ein gutes Wort hierfür. Es mundete ihm ausgezeichnet, weshalb er den Schmerz ignorierte und einfach weiter kaute. Als alles schon die Konsistenz eines Breis hatte, setzte wieder der Schluck-Reflex ein und das Essen landete in seinem Magen. Faszinierend! Daoryns Fragen jedoch, was er da oben denn getan hätte... das vermochte Zero nicht so einfach zu erklären. Ja, was genau hatte er denn dort gemacht? Er sah Daoryn an und überlegte. "Ich... weiss nicht...", sagte er schliesslich leise. Er wusste nicht, wieso was war. Er hatte gezwungener Massen einfach gelebt. Wieso er gelebt hatte und was genau seine Bestimmung war, das wusste er nur vom Hören her. "Lover der Serie A654V79-Zero... konzipiert um alle Wünsche des Besitzers zu erfüllen. Aufgabenbereich: Kopulation. Typus: Dominant.", wiederholte er nüchtern die Worte der Laboranten. DAS hatten sie gesagt. Und das war auch alles, was Zero wusste. Sein Blick aber verriet, dass er selber herzhaft wenig mit diesen Worten anfangen konnte. Doch das war nicht alles, was er sagte... nein, er murmelte noch leise: "Grün, Lichter, Töne, ich.. kann mich kaum erinnern." Etwas traurig sah er Daoryn an. Traurig, weil er diesem seine Fragen nicht gut genug beantworten konnte. Dabei wollte er es. Er wollte Daoryn jedes Rätsel lüften, jeden Wunsch erfüllen. Kein Wunder, denn dazu hatte man ihn schliesslich gezüchtet. Draussen windete es noch immer, doch wurde es etwas heller, wenn auch nicht sehr viel. Doch jeder Bewohner wusste, dass solche grossen Stürme meist verschiedene Stärker in sich bargen. Am Anfang war es am heftigsten. Immer etwa eine halbe Stunde lang. Dann ebbte der Wind etwas ab für gut 4 - 9 Stunden. Danach kam der Wind wieder mit voller Wucht. Diese letzte Phase war immer die gefährlichste. * Gut, zumindest das mit dem Essen schien ja schon mal recht gut zu klappen. Erleichtert seufzte er und lächelte Zero dann an, aß selbst weiter. "Schmeckt es dir?", fragte er, als er den faszinierten Gesichtsausdruck des anderen sah. Dann hörte er wieder diese nüchterne, fast kalte Stimme, wusste genau, dass Zero mit dem, was er da sagte, selbst nicht besonders viel anfangen konnte. Daoryn jedoch um so mehr. Erst überrascht, dass Zero überhaupt antwortete, wurde er ziemlich schnell ziemlich rot. DAS war es also, was die da oben züchteten... Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und seufzte leise. Na, DAMIT würde Zero hier wohl nicht so besonders weit kommen... Ein wildes Wyvern, das einen fressen wollte, ließ sich selten davon beeindrucken, wenn man ihm seine Bettqualitäten anbot. Als er sah, wie traurig Zero auf einmal wirkte, fuhr er ihm tröstend über den Arm, lächelte aufmunternd. "Mach dir keine Sorgen, das wird schon. Irgendwann finden wir das alles heraus. Aber jetzt musst du erst einmal lernen, hier unten zu leben. Alles zu seiner Zeit." Irgendwie war dieser Mann, der mehr einem Kleinkind glich, unheimlich süß. Diese Faszination für alles, was ihm selbst so normal, manchmal fast schon lästig vorkam. Er lächelte noch einmal und setzte sich vor die Glastüre, beobachtete den vorbeiziehenden Sandsturm. Ein bisschen hatte es nachgelassen, aber diese Ruhe war trügerisch. "Du hast noch nie so etwas gesehen, nicht wahr?", fragte er, an Zero gewand. Er selbst mochte es sehr, hier zu sitzen und den Naturgewalten zuzusehen, wie sie wüteten. So lange man selbst in Sicherheit war, war dieses Schauspiel einfach nur faszinierend. Zero folgte dem Blick des Jungen und sah raus. "Ja.", sagte er leise und nicht minder fasziniert wie über alles andere. Der Anblick war wirklich wunderschön. Doch gleichauf fühlte er instinktiv, dass von diesem Naturschauspiel eine grosse Gefahr ausging. Doch so war es mit jeder Wetterlage dieses Planeten. Was auf der Erde damals ein laues Lüftchen war, das artete hier zu einem riesigen Sturm aus, der alles hinwegfegte. Dies war der Planet der Extreme... entweder gab es keinerlei Regung in der Natur, oder ein richtiges Unglück, dass über die Bewohner der Aussenwelt hereinbrach. So aber, geschützt wie sie waren, konnte Zero sich gänzlich dieser Faszination widmen. Sein Blick sprach Bände! Diese Natur, so wunderschön und unendlich, wenn auch karg und manchmal eintönig, war unheimlich interessant für ihn. Zero sass da und sah hinaus, beobachtete den Sand, der an der durchsichtigen Tür vorbeihuschte. Dass sein einziger Lebenszweck darin bestand, andere zu verwöhnen und zu 'vernaschen' wusste er nicht, doch war er darauf programmiert, bei gewissen Situationen automatisch und instinktiv zu tun, was man von ihm erwartete. Doch er war folgsam. Und er lernte sehr schnell. Daher würde es ihm nicht sehr schwer fallen zu lernen, wie man überlebte. Dies musste er auch in einer Welt der Monster. Die Fauna dieses Planeten war gross, wenn nicht sogar riesig. Säugetiere waren hier noch am Anfang ihrer Entwicklung. Zumindest die 'niederen', wie man sie nannte. Tyranths stammten nicht von diesem Planeten. Auch sie wurden einst verjagt, doch hatten sie hier eine neuen Zivilisation gegründet. Geschützt von meterdickem Glas, welches die Hitze regulierte und alle Stürme überstand, lagen die Städte verstreut über den ganzen Planeten. Unterirdisch mit langen Strassen miteinander verbunden, grosse Technologie und höchsten Lebenskomfort. Nicht aber der Outback. Hier musste man stets einen Wächter aufstellen, welcher über den Himmel wachte, denn die Wyverns - grosse, fliegende, Dinosaurierähnliche Wesen - griffen immer wieder die Menschen an, welche leichte Beute waren. Auch hier waren die Höhlen ihr einziger Schutz. Doch hatten sich die Menschen an alles gewohnt. Man hielt Ausschau, achtete auf jedes Zeichen, dass ihnen die Natur gab. Und so gelang es den Menschen immer mehr, ihre eigene Population langsam zu retten. Frauen gab es wenige und die meisten wurden als Zuchttiere missbraucht. Doch die, die hier lebten, sorgten oftmals für genügend Nachwuchs. Bis zu 6 Kindern pro Frau waren hier nicht selten. Und Kinder wurden oftmals besser behandelt als alle anderen, denn SIE waren die Zukunft. Besonders Mädchen lebten wie kleine Göttinnen. Vielleicht würden die Menschen bald aus den roten Zahlen der Aussterbe-Liste kommen und sich erholen. Einzelgänger wie Daoryn waren hier selten... und sie fristeten ein hartes Leben. Oftmals waren sie ihr ganzes Leben alleine, mussten jagen, um nicht zu verhungern. Zero hätte sicherlich eine gute Chance, von den anderen angenommen und integriert zu werden, doch er würde Daoryn nicht alleine lassen, ausser, dieser wollte es so. Er mochte unwissend, wie ein Kind und noch dazu extrem naiv sein... doch Treue war ihm angeboren. Noch immer brauste es draussen und Zero ass langsam weiter. Gut. Das Wichtigste konnte er nun: essen und trinken. Es war ein seltsames Gefühl, wie seine Organe immer mehr zu arbeiten begannen. Er fühlte genauestens, wie das Essen seinen Hals herabgeleitet wurde und irgendwo in seinem Bauch landete. Daoryn lächelte und sah weiterhin nach draußen. Er war nicht daran gewöhnt, viel zu reden und auch jetzt wüsste er nicht, über was er sich mit Zero unterhalten hätte können, zumal der viel zu fasziniert war, als dass er ihn stören wollte. Es stimmte, als Einzelgänger hatte man es schwer hier draußen. Viele überlebten nicht länger als ein paar Monate, mit viel Glück vielleicht ein Jahr oder zwei. Auch Daoryn selbst lebte eigentlich nur aus dem einen Grund noch, dass er kein richtiger Mensch war. Als halber Tyranth waren seine Sinne geschärft und er war sehr schnell. Auch, wenn diese Fähigkeiten oft wie das Wetter kamen und gingen. Er jagte auch nicht, wie die anderen, die großen Wyvern, sondern beschränkte sich auf kleinere Tiere, Echsen und Schlangen. Es war weniger gefährlich und er wurde auch von diesen problemlos satt. Außerdem aß er viel vegetarisch. Etwas, was viele Menschen immer noch nicht verstanden hatten. Denn auch, wenn die Wüste völlig tot schien, gab es hier genügend, um zu überleben. Man musste nur wissen, wo man suchen musste. Und Daoryn wusste es. Natürlich würde er versuchen, sein Wissen an Zero weiterzugeben. Der Mann würde schon lernen, auf eigenen Beinen zu stehen. Und dann... dann konnte er sich immer noch entscheiden, zu den anderen Menschen zu gehen. Daoryn würde ihm diese Wahl unter allen Umständen geben. Schließlich war es Zeros Leben und das würde wohl bei einer ganzen Gruppe um einiges länger sein, als wenn er hier mit ihm lebte. Aber darüber konnte er sich später noch Gedanken machen. Jetzt gab es wichtigeres. Zum Beispiel, Kleidung. Zero brauchte unbedingt etwas zum Anziehen. Er konnte ja nicht ewig nur in dem alten Mantel herumlaufen. Das war viel zu unangenehm und vor allem unzweckmäßig. Und, wenn er wollte, würde er auch Schuhe brauchen. Nur, weil Daoryn barfuß ging, hieß das ja nicht automatisch, dass Zero das auch tun wollte. Daoryn seufzte und ging zu seinem Regal, kramte im hintersten Eck und lachte dann triumphieren. Er ging wieder zu Zero und hielt diesem eine Hose aus Wyvern-Haut vor die Nase. Sie würde vielleicht etwas eng sein, aber bestimmt passen. Er selbst trug ja lieber leichte Kleidung, möglichst weit und sehr hell in der Farbe. Wie die Wüstenbewohner auf der Erde es damals getragen hatten, auch, wenn er das nicht wusste. Aber für den Anfang müsste es reichen. Zero sah das Kleidungsstück fragend an. Was bitte sehr sollte er damit? Sein Blick traf Daoryn und er seufzte leise. Wie dumm konnte man sein? Irgendwas wichtiges hatte es sich mit dem... DING sicherlich auf sich. Und wie immer wusste er nicht im geringsten was. Vermutlich sollte man es anziehen. Die Wissenschaftler hatten auch immer solche Dinger an. Doch er nie. 25 Jahre lang war er nackt gewesen. Der Mantel fühlte sich schon seltsam an, wie würde dann erst dieses Ding werden? Er griff danach, unsicher und schüchtern und tastete es ab... Puff! Schon war er wieder in seiner kindlichen Faszination gefangen. Dieses Material fühlte sich sehr interessant an! Seidig weich und elastisch, dennoch aber stabil. Vermutlich vom Flügel eines Wyvern. Zero schnupperte etwas daran. Es roch genauso seltsam wie es aussah, nicht aber schlecht. "..." Prüfend bewegte er es etwas in den Händen. Dann aber sah er Daoryn fragend an und wollte leise wissen: "Was ist das?" Er wusste es nicht, und er wollte es wissen! Er wollte alles wissen. Seine Neugierde war das einzige, das grösser war als sein Wissensdurst... und diesen galt es zu stillen. Sein Hirn arbeitete auf Hochtouren, versuchte eine Antwort selber zu finden. So etwas ähnliches trug Daoryn auch. Aber es sah etwas anders aus. Ob er es auch über die Beine ziehen musste? Wenn ja... wofür? Was war der Grund, der Nutzen? Neugierig wartete er auf eine Antwort. Derweilen nahm er sich das letzte Stückchen Fleisch, dass für ihn gedacht war und knabberte daran. Es war wirklich lecker, weshalb er sich sehr viel Zeit nahm, es zu kauen. Dann schluckte er es. Schade... Doch was sollte man machen. Zero ahnte, dass es hier Essen nicht in Hülle und Fülle gab. Und darum würde er auch nicht um mehr bitten. Er war dankbar mit dem, was er bekommen hatte. Daoryn guckte einen Moment ziemlich verblüfft aus der Wäsche, gluckste dann leise und setzte sich neben Zero. Gut, war ja klar, dass der nicht wusste, was eine Hose war. Also ging es wieder ans Erklären. "Das hier,", er zeigte auf die Hose, "nennt man Hose. Man zieht es über die Beine. Es schützt vor Kälte und vor der Sonne und vor allem vor dem Sand. Du musst es anziehen, damit du nicht nackt bist. Jeder Mensch hier trägt so etwas. Ich auch." Er stand auf, um Zero seine Hose genauer zu zeigen. Dann zog er ihn auch hoch und öffnete die Hose, hielt sie ihm hin. "Die Beine müssen hier rein.", erklärte er und zeigte auf die Hosenbeine. Er lächelte Zero aufmunternd zu, als er dessen etwas skeptischen Blick sah. "Na komm. Ist ganz einfach." Als Zero sie endlich angezogen hatte, schloss er die Knöpfe und betrachtete den Mann prüfend. Ja, die Hose stand ihm wirklich gut. Sie war ziemlich eng, aber durch das elastische Material dürfte sie trotzdem noch angenehm auf der Haut sein. Er lächelte zufrieden und nahm Zero dann den Umhang wieder ab. "Den brauchst du hier drin nicht. Viel zu warm.", erklärte er und legte ihn zusammen, verstaute ihn im Regal. "Und wenn du irgendwelche Fragen hast, dann stell sie ruhig. Ich werde versuchen, dir alles zu beantworten, was du wissen willst." Es war wohl die beste Art zu lernen, fand Daoryn. Wenn Zero etwas wissen wollte, dann würde er es ihm erklären. Das war viel einfacher, als wenn Daoryn einfach irgendetwas erklärte, was der andere unter Umständen schon wusste... Zero nickte dankbar, als er die Hose anhatte und aufgefordert wurde einfach zu fragen, sollte er eine Frage haben. Das war gut, so musste er sich nicht über alles und jeden Gedanken machen. Draussen brauste es laut, dennoch hörte man deutlich ein Sirene. Alle Menschen, abgesehen von Zero selber, wussten um die Bedeutung dieser Sirene. Eine Warnung! Wie es manchmal bei Sandstürmen der Fall war, wurde dieser von einen Monster begleitet. Die Wachen, welche auf den Höchsten Höhen der Klippen standen, sahen diese Sand-Wyvern, die man Kranôk nannte und schlugen sofort Alarm. Dieser aber durfte nicht lange anhalten, da diese Kreaturen sehr empfindlich auf Geräusche waren. Als die Männer hoch oben auf den Gipfeln die langen, stachligen Körper der Ungeheuer erspähten, liessen sie die Sirenen drei mal erklingen, ehe sie sich so schnell wie möglich in ein paar enge Nischen der Klippen zurückzogen. Unter ihnen brauste der Sand vorbei, welcher nie höher als 200 Meter kam, doch auch hier oben war der Wind so stark, dass sie um ihr Leben bangen mussten, wenn sie sich nicht gut festhielten. Es war nur ein Wyvern, der diesen Sturm begleitete auf der Suche nach Opfern, welche diesem nicht schnell genug hatten ausweichen können. Lange, dünne Stacheln, welche mit Häuten verbunden waren, dienten dem Wesen als Flügel. Es konnte nicht wirklich fliegen, doch in dem heftigen Wind gleiten konnte es. Ausserdem war es die schiere grösse des Monsters, dass ihn zu einem Wyvern machte. Der Kopf spitz und glatt wie das Gestein, an dem es vorbeihuschte. 50 Meter von Kopf bis Schwanzspitze mit dem Körper einer Schlange. Ein Anblick, wie ihn nur wenige sehen und überlebten. Auch wenn Menschen klein waren, so waren sie ein beliebter Snack er Monster. Langsam kam es mit dem Sturm näher, tauchte aber immer und immer wieder über diesem auf, wie ein Delphin, der einen Sprung aus dem Wasser machte. Dann tauchte es wieder unter, lauschte und schnupperte nach möglichen Opfern. Daoryn spitzte die Ohren und eilte zur Türe, als er die Sirene hörte. "Zero, bleib da sitzen und sei ganz still.", ordnete er an. Keine Zeit für Erklärungen, das konnte er nachher noch tun. Er kannte diesen Alarm und er wusste um die Gefahr, die mit ihm kam. Denn auch, wenn er etwas abseits wohnte, profitierte er noch von den Wachen der Menschen, da er diese die meiste Zeit über auch von hier aus hören konnte. So wie jetzt. Eigentlich waren diese Tiere nicht gefährlich, so lange man in den Höhlen blieb. Die Wyvern sahen nicht besonders gut, verließen sich mehr auf ihr Gehör, schnappten beim kleinsten Geräusch zu. Wenn man sich also ganz still verhielt, hatte man meistens gute Chancen, ihnen zu entkommen. Zumindest, so lange man sich in den Höhlen befand und sie einen nicht riechen konnten. Das Problem war nun aber, dass die gläserne Verkleidung von Daoryns Höhle, die sonst recht vorteilhaft war, in diesem Fall völlig versagte. Die anderen Menschen hatten ihre Türen getarnt, sie in den Farben der Felsen bemalt oder einfach mit Sand verkleidet. So waren sie bei einem solchen Sturm kaum noch vom restlichen Felsen zu unterscheiden. Seine Tür jedoch bestand aus Glas und schien somit strahlend in jedem dünnen Lichtstrahl, der durch den Sand drang. Dieses Glitzern konnte selbst der Wyvern nicht übersehen. Leider konnte man dagegen nichts tun. Es gab keine Möglichkeit, das Glas von außen abzudecken oder daran zu hindern, zu glänzen. Daoryn hatte wirklich schon alles versucht. Jetzt nahm er ein dunkles Tuch von dem Regal und hängte es vor den Eingang, griff dann nach Zeros Hand und zog ihn mit sich ins hinterste Eck. Der Trick war, die Höhle so zu verhängen, dass es aussah, als ob einfach ein Stück Glas vom Schottplatz hier her geflogen wäre und sich verhakt hatte. Wenn der Wyvern dann noch nichts hören konnte, würde er auch wieder ablassen und weiterziehen. Hoffentlich... Er blieb ganz still, wie es Daoryn wollte, denn Zero wusste, dass dieser schon einen Grund dafür haben musste. "..." Schweigend drängte er sich zusammen mit diesem in die Ecke und wartete ab... Draussen kam das Wyvern näher, es kroch förmlich durch den Sturm näher und erspähte schon nach kurzem das seltsam leuchtende Objekt. Langsam kroch er näher und man hörte ein tiefes, grollendes Knurren vom Inneren der Kreatur, als diese schon sehr nahe war. Die beschuppte Kreatur starrte das seltsame Objekt an. Doch als es näher kam und daran schnupperte, roch es seltsam. Einerseits roch es Menschen... aber nur sehr mangelhaft. Mehr stach der Geruch des Glases hervor. Von innen sah man, wie es vor der Tür langsam finster wurde... wie das Monster näher kam. Den Umriss sah man nur wie ein Schatten, welcher sich über die Tür und somit das Tuch legte. Es kam näher, kriechend langsam aber unerbittlich. Wieder das Knurren von aussen. Wie erstarrt sassen die beiden Menschen da, ganz hinten in einer Ecke. Das Wyvern würde sie nicht erreichen, das stand fest, doch wäre eine aufgebrochene Türe sicherlich verheerend. So blieb ihnen nichts weiter übrig, als zu warten und in absoluter Stille zu verharren. Einige Minuten schnupperte das Wyvern an der Tür... ehe es endlich das Weite suchte und sich desinteressiert abwandte. Sie hatten es geschafft. Zeros Herz klopfte wie wild vor Angst und Nervosität. Doch nun war die Gefahr vorüber, das Monster zog mit dem Sturm weiter auf der Suche nach Fressbarem. "..." Noch immer wie erstarrt sah Zero die Tür an, wagte es nicht sich zu bewegen. Daoryn ließ zischend die Luft aus seinen Lungen, von der er sich gar nicht bewusst gewesen war, dass er sie angehalten hatte. Er machte einen vorsichtigen Schritt und schob das Tuch ganz leicht zur Seite. Nein, der Wyvern war definitiv weg. Er stellte keine Gefahr mehr dar. Sie hatten wirklich verdammtes Glück gehabt. Er fuhr sich durch die Haare und ging dann zu Zero, berührte ihn vorsichtig am Arm und lächelte beruhigend. "Ganz ruhig, wir haben es überstanden.", beruhigte er den anderen. Er konnte sehen, wie dieser Angst gehabt hatte, was nur verständlich war. Für ihn, der um die Gefahr wusste, diese Tiere kannte, war es ja schon schlimm genug. Aber für jemanden, der nicht wusste, welcher Schrecken dort lauerte, nicht wusste, was auf ihn zukam, musste diese Situation wirklich beängstigend sein. Er zog Zero wieder zum Bett, drückte ihn vorsichtig darauf, sodass er wieder dort saß. Dann kniete er sich vor ihn und sah ihn ernst an, versuchte, ihm irgendwie diese Angst wieder zu nehmen, in dem er ihm genau erklärte, was diese Tiere waren und welche Gefahr sie für die Menschen darstellte. Als er fertig war, damit, suchte er noch einmal in seinem Regal und drückte Zero ein paar rote Beeren in die Hand. "Iss das, das ist gut auf den Schreck.", erklärte er, aß selbst eine handvoll. Die Beeren schmeckten zwar nicht besonders gut, aber sie halfen, den Kreislauf wieder zu beruhigen. Das kam daher, dass sie etwas vergoren waren und dadurch einen gewissen Anteil an Alkohol enthielten, der den Körper wieder beruhigte. Etwas besseres gab es eigentlich gar nicht. Sicherlich eine Gute Idee für alle, welche sich an ein Mindestmass an Alkohol gewohnt waren. Nicht aber bei Zero. Brav ass er die Beeren auf und beruhigte sich wieder etwas. Nun wusste er, WAS diese Biester waren. Und vor allem, wann sie eine Gefahr darstellten und wie man dieser ausweichen konnte. Eine Weile geschah erst einmal nichts weiter, doch dann wurde Zero irgendwie... schwummrig. Nervös über das fremde Gefühl sah er Daoryn ängstlich an. "Ich... irgendwie fühle ich mich.. seltsam.", meinte er zögerlich und schüttelte den Kopf, als ihm auf einmal schwindlig wurde. Zero hatte noch nie irgendwelche Krankheiten oder Drogen gehabt. Darum reagierte sein Körper umso extremer auf diese. Der Alkohol, für andere höchstens etwas erheiternd, wenn nicht sogar ohne jegliche Reaktion, schlug bei ihm voll ein und ihm wurde etwas übel. Auch die erste Krankheit, sei sie auch noch so schwach und ungefährlich, würde bei ihm zu grossen Komplikationen führen. Immerhin hatte sein Körper noch kaum Abwehrstoffe. Wie ein Kleinkind eben. Gut, dass in den Beeren nicht allzu viel Alkohol war, so war es auch nicht so schlimm. Doch immerhin schlimm genug, dass Zero leicht wankte und immer wieder mit Kopfschütteln versuchte die Benommenheit zu verdrängen. Daoryn kaute seine Beeren und schluckte sie dann genüsslich, sah zufrieden, wie auch Zero sich wieder zu beruhigen schien. Es half eben meistens doch, wenn man wusste, vor was man da Angst hatte. Und so schlimm die Wyvern auch waren, wenn man wusste, wie man mit ihnen umzugehen hatte, stellten sie wirklich die kleinere Gefahr dar, im Vergleich zu manch anderen Dingen. Doch als der dann anfing, so komisch hin und her zu schwanken und irgendwie leicht blass im Gesicht wurde, runzelte Daoryn erschrocken die Stirn. Was war denn mit dem los? Er hielt ihn fest und bugsierte ihn so, dass er sich ganz auf das Bett legen konnte, stand dann auf, um ihm seinen Becher wieder mit Wasser zu füllen. Konnte es sein, dass jemand so extrem auf die paar Beeren reagierte? Selbst die Kinder vertrugen diese Menge absolut problemlos! Er seufzte und schüttelte den Kopf, half dann Zero, den Becher leer zu trinken. Gut, keine Beeren mehr für den Mann! "Tut mir leid, ich wusste ja nicht, dass du das so überhaupt nicht verträgst. Keine Angst, das geht gleich wieder vorbei. Bleib einfach ruhig liegen, dann ist es nicht so schlimm." Er sah Zero entschuldigend an und legte ihm dann ein feuchtes Tuch auf die Stirn. Tja, das war wohl keine gute Idee gewesen... Zero stöhnte leise, blieb aber liegen und schloss die Augen. So schwer die Wirkung auch gewesen war, so rasch schien sie nachzulassen. Vermutlich dankt dem Wasser. Draussen brauste es, doch langsam schien der Sturm an Kraft zu verlieren. Nun würde bald die letzte Phase von diesem eintreten: die schlimmste. Unbarmherziger Wind und Tonnen weise Sand. Selbst die Bewohner der Stadt wussten dies und machten schon mal überall Licht. Denn bald würde man die Hand vor Augen nicht mehr erkennen können. Nach einige Minuten ging es Zero wieder bedeutend besser. Sein Körper hatte sich etwas mehr an die Droge gewöhnt und hatte begonnen, diese rasch abzubauen. Doch nun kam etwas anderes. Ein seltsames Gefühl, dass Zero aber kannte. Man hatte es ihm ins Gehirn projiziert, damit er auch wirklich stubenrein war bei seinem neuen Besitzer. "Daoryn...", begann er leise und sah diesen an, "Ich... muss mal." Zumindest hoffte er das. Wenn es sich bei diesem Gefühl NICHT um Harndrang handelte, so würde er wieder nervös werden. Auch wenn die Tyranths sich bei Prototypen wie ihm nicht so viel Mühe gaben, so hatten sie die wichtigsten Dinge zumindest beachtet. Zero war also schon im Stande, seinen Körper und dessen ganz eigene Sprache zu verstehen. Daoryn saß neben ihm und strich ihm etwas beruhigend durch die Haare, wartete, dass es ihm wieder besser gehen würde. Er sah immer wieder gedankenverloren durch die Tür, beobachtete den Sturm und wartete eigentlich schon seit etwa einer Stunde darauf, dass es wieder schlimmer werden würde, der Sand nur so gegen die Türe schlagen würde. Hoffentlich bekam Zero dann keine Angst. Da wurde es nicht nur ziemlich laut, nein, die Glastüre wackelte jedes Mal bedrohlich, als ob sie bei der nächsten Böe einfach nachgeben würde. Als diese Tür ihren ersten Sturm durchlebt hatte, hatte er wirklich mehr als gezittert, gebetet, dass sie halten würde. Von Zeros Worten aus seinen Gedanken gerissen starrte er diesen ziemlich erschrocken an, wurde dann ein bisschen rot. Gut, es war ja schon einmal etwas, dass der andere dieses Bedürfnis kannte. Das erleichterte ihm die Sache ungemein. Etwas verlegen zog er eine alte verbeulte Tonne heraus, wurde noch ein bisschen röter. "Ähm... du kannst jetzt nicht draußen... und... eh... einfach da rein.", stammelte er verlegen und sah Zero unsicher an. "Du weißt doch, wie... wie das funktioniert, oder?", fragte er unsicher nach. Die Peinlichkeit, ihm das zu erklären hätte er sich wirklich gerne erspart. Er schob die Tonne noch etwas zu Zero und drehte sich dann weg, setzte sich vor die Tür und beobachtete weiter den Sturm, entschlossen, erst wieder zu gucken, wenn der Mann fertig war. Und oh ja, er hoffte WIRKLICH, dass Zero DAS auch alleine konnte. Zero sah etwas unsicher auf die Tonne. War das nicht... unhygienisch? Aber hier draussen nahm man es mit der Hygiene sicherlich nicht allzu ernst. Daher setzte er sich auf und versuchte, das erste Mal in seinem Leben, sein Geschäft zu verrichten. Es klappte sogleich und er war froh darüber. Dass es Daoryn peinlich war, hatte Zero bald gemerkt und so war er froh darüber diesem nicht noch mehr Unannehmlichkeiten zu bereiten. Als er fertig war tippte er Daoryn leicht an. "Ich... bin fertig.", sagte er leise und hoffte, dass Daoryn dadurch nicht peinlich berührt sein würde. Draussen wurde es langsam dunkler, lauter. Nun kam der wahre Sturm! Plötzlich knallte die Tür laut, wurde eng an die Höhlenmauer gedrückt und ratterte lauthals. Sand verdunkelte mit einem Schlag alles um sie herum. Zero zuckte heftig zusammen und starrte auf die Tür. "Was..?", fragte er unsicher und wusste nicht so ganz, ob er sich Sorgen machen musste oder nicht... mit weit über 500 Stundenkilometer knallte der Sturm gegen die Klippen, liess diese leicht erzittern unter dieser Naturgewallt. Wer den Eingang seiner Höhle dem Wind zugewandt hatte, würde diesen Sturm nicht überleben... Leider war dies bei manchen der Fall. Ihre Türen wurden in die Höhle geschleudert und der Sand füllte binnen Sekunden alles auf. Doch die Menschen versuchten alles, sich zu retten. Sie stemmten sich mit all ihrer Kraft gegen die Türen. Nicht alle würden diesen Sturm überleben... denn es war einer der heftigsten seit Jahren. Wie dicke Wolken zog der Sand an ihnen vorbei und schob sich in Massen über die Siedlung. Eine der Wanderdünen schob sich über diese hinweg und immer weiter. Gut, denn wenn diese direkt über der Siedlung zum Liegen gebracht wäre, wären die Menschen dem Tode geweiht gewesen. Daoryn wartete mit rotem Kopf, bis Zero fertig war und nickte dann erleichtert. Er schob die Tonne wieder zurück an ihren Platz. Natürlich war diese Lösung nicht so sonderlich toll, aber wenn man tagelang in eine Höhle eingeschlossen war, kam es darauf dann auch nicht mehr an. Und ansonsten erledigte er solche Dinge draußen. Da war es dann auch egal. Als die Türe plötzlich laut knallte, fuhr auch er zusammen, warf einen prüfenden Blick in ihre Richtung. Nun, sie würde halten. Zumindest, solange es nicht noch schlimmer wurde. Aber das glaubte Daoryn kaum. Es war schon so einer der heftigsten Stürme, die er je erlebt hatte. Er legte Zero beruhigend eine Hand auf den Arm und schüttelte kurz den Kopf. "Keine Sorge, das hält. Diese Tür fliegt uns nicht so schnell um die Ohren, dafür habe ich schon gesorgt. Und wenn das hier vorbei ist, dann haben wir es auch endlich überstanden.", versprach er zuversichtlich. Im düsteren Licht der Öllampe schien die Höhle fast ein bisschen bedrohlich und viel enger, als vorher. Aber das ließ sich nicht ändern. Besser, als da draußen zu sein. Hoffentlich hatten es auch die Menschen alle geschafft, sich rechtzeitig in ihre Höhlen zu flüchten. Wenn die Wächter immer noch da oben gestanden hatten, waren sie jetzt wohl nicht mehr da. Denn auch, wenn es da oben nicht so schlimm war, würden sie diesen Sturm nicht überstehen. Gut, IHM konnte das egal sein, aber er war schließlich nicht herzlos. Diese Wächter hatten ihm, wenn auch unbewusst, schon mehr als einmal das Leben gerettet. So wie heute. Und dafür war er ihnen dankbar, wünschte ihnen nicht den grausamen Tod in einem Sandsturm. Zero starrte nach draussen und schwieg. Der Sturm tobte sich einfach herzlos aus, ohne Rücksicht auf Verluste. Die Wachen hatten sich in den engen Nischen zurückgezogen. Dort waren sie zwar nicht völlig sicher von den Sandkörnern, die wie kleine Geschossen durch die Luft fegten, doch wenigstens wurden sie nicht mitgerissen. Dieser Teil des Sturmes barg nie Sand-Wyvern in sich, denn sogar diesen war der Sturm zu heftig. Er fegte alles, was nicht fest im Boden verankert war hinfort. Darum war es den Menschen auch nicht möglich hier irgendetwas anzupflanzen. Nur in versteckten Nischen der Klippen verbargen sich Wurzeln und Pflanzen und überstanden selbst die schlimmsten Stürme. So wie diesen. Zero hatte wirklich etwas Angst, denn immer wieder ratterte die Tür und wackelte heftig. Ein schrecklicher Sturm, den sogar die Tyranths in ihrer geschützten Stadt nicht erwartet hätten. Die grosse Glaskuppel knarzte laut und viele der Bewohner der Stadt befürchteten schon das schlimmste... Doch hielt die Kuppel, genau wie auch die Tür hielt. Sehr schnell begriff Zero, dass diese Laute scheinbar normal waren. Also entspannte er sich etwas mehr und sah raus. Die Höhle war fast gänzlich finster, nur die alte Öllampe schenkte ihnen etwas Licht. Ein kleiner Trost. Doch irgendwie... wurde Zero warm ums Herz. Es war, wenn auch mit diesem dunklen Nachgeschmack, irgendwie gemütlich. Und das besonders, weil der Junge bei ihm war. Diese ganze Situation hatte etwas familiäres, etwas, das Zero genoss. Sie schwiegen eine ganze Weile und sahen dem Toben draussen zu. Ob dieser Sturm ein böses Ohmen war? Würde sich das Klima dieser Welt auch verändern? Durchaus möglich, doch würde dies Jahr-Millionen dauern. Zero blieb ruhig, wollte Daoryn nicht auch noch mit seiner Angst anstecken. Er wollte nur eines: diese Stille geniessen. Diese Geborgenheit. Ja... Geborgenheit. Nie hatte er die Bedeutung dieses Wortes begriffen. Immer nur in dieser Welt aus Maschinen, mit Bildern im Kopf, welche ihn auf das Leben als Sex-Sklaven vorbereiteten. Immer nur das leise Piepsen der Geräte... diese kalte, grausame Welt aus Metall, Glas und Experimenten an Menschen hatte er hinter sich gelassen. Nun war er hier, in einer richtigen Welt, keiner aus künstlichen Materialien und Illusionen, welche ein Computer in jedes Hirn schaltete. Er war... frei. Und auch wenn diese Welt viele Gefahren barg, auch wenn viel Leid auf ihn zukommen möge, er freute sich. Er genoss jede einzelne Sekunde, die er mit Daoryn in dieser Höhle verbrachte. Das Leben hatte er endlich erlangt, so lange hatte er es sich gewünscht... hatte sich innerlich geheim nach dieser gesehnt. Er hatte gespürt, dass die Glaswelt, aus welcher er kam, nicht der Ort waren, an den er gehörte. Nun endlich war er an einem Ort, der ihm viel schöner erschien. Daoryn lächelte aufmunternd, und kuschelte sich etwas in das Bett, lehnte sich hinten an die Wand. Er nahm sich endlich Zeit, den anderen etwas genauer zu beobachten, die Gesichtszüge unter die Lupe zu nehmen. Die schönen, grünen Augen mit dem Braunstich, die langen, schwarzen Haare. Alles so völlig anders, als bei ihm selbst. Aber es stimmte, Zero war wirklich ein sehr hübscher Mensch. Was ja nicht verwunderte, da er von den Thyrants irgendwo genau dafür gezüchtet worden war... Er schüttelte ärgerlich den Kopf, um diesen Gedanken loszuwerden. Nein, er würde Zero nicht auf diese Züchtung reduzieren! Nicht einmal im Entferntesten! Er war ein Mensch, wie jeder andere und er hatte es verdient, wie einer behandelt zu werden. Er war sehr schön und gut! Es spielte doch schließlich keine Rolle, warum er das war! Sein Blick wanderte weiter. Zeros Körper schien recht kräftig zu sein, unter der Haut konnte man bei jeder Bewegung die Muskeln erkennen. Eigentlich verwunderlich, wenn er wirklich sein ganzes Leben in diesem Behälter verbracht hatte... Aber die Thyrants hatten auch dafür eine Lösung, nicht wahr? Und es war wirklich gut, denn so würde der Mann, wenn er es einmal gelernt hatte, kein Problem damit haben, sich zu verteidigen oder jagen zu gehen. Nicht so, wie er selbst. Denn auch, wenn man den Thyrants große Körperkraft nachsagte, war er selbst nicht gerade damit gesegnet worden. Wäre ihm wahrscheinlich lieber gewesen, als das Aussehen. Aber das konnte man sich eben nicht heraussuchen. Und wenn er ehrlich war, mochte er seine Haare und seine Augen fast genau so sehr, wie seine dunkel Haut. Beides hob ihn von den anderen ab, die hier lebten, machte ihn zu etwas Einzigartigem. Wenn auch vielleicht nur dadurch... Er seufzte und drehte seinen Kopf wieder zur Tür. Diesen Teil des Sturmes hatte er immer gehasst. Man sah überhaupt nichts, nur Sand, und es war stockfinster. Jedes Mal, wenn er so im Dunkeln gesessen hatte, hatte er sich schrecklich einsam gefühlt. So sehr, dass es schon fast körperlich weh tat. Aber jetzt, jetzt war es irgendwie anders. Er war nicht mehr alleine hier. Und plötzlich erschien die Höhle auch gar nicht mehr so dunkel, der Sturm überhaupt nicht mehr so schlimm. Was Einsamkeit doch alles verändern konnte... Auch Zero fühlte sich erfrisch und sehr viel besser als in diesem Gefäss... Daoryn hatte nicht nur seinen Körper gerettet. Sicherlich auch seine Seele. Die Unschuld, die bei dem Jungen sehr viel besser aufgehoben war als bei irgend einem Tyranth, welcher ihm mit Hieben und Geschrei das Leben beigebracht hätte. Zero starrte noch immer raus, doch dann drehte er etwas den Kopf und... Erstarrte, als er Daoryn auf dem Bett sah... in seinem Hirn machte etwas 'Klick' und sein 'Programm' war aktiviert. Automatisch, ganz instinktiv stand er auf und ging bis zum Bett. Doch vor diesem blieb er stehen. Etwas in ihm warnte ihn... doch der Zwang Daoryn zu küssen war zu überwältigend. Langsam beugte er sich vor, sah Daoryn tief in die Augen und küsste ihn dann sanft. Alle Bilder spielten sich schon in seinem Kopf ab, was er als nächstes tun musste. Er stieg auf das Bett und kam dem Jungen gefährlich nahe. /Was mache ich hier?!/, fragte er sich selber und erstarrte, als er dem völlig überrumpelten Blick Daoryns sah. Langsam griff er sich an den Kopf und schloss die Augen. "Tut... tut mir Leid...", murmelte er leise und wicht von dem Jungen so weit wie nur möglich zurück. War er denn des Wahnsinns?! Er setzte sich auf den Boden und zog die Beine an, schlang die Arme darum und sah drein wie ein geprügelter Hund. Er wusste, das er das nicht hätte tun dürfen, doch er hatte es getan... nun war Daoryn sicher wütend. Warum auch nicht? Man hatte ihn gelernt nur jemanden zu küssen, wenn dieser es wollte oder es verlangte. Warum also hatte er es einfach so getan? Zero wusste es nicht, doch machte es ihm Angst. Er hatte die Kontrolle völlig verloren... "..." Betrübt und schuldbewusst sah er zu Boden. Daoryn starrte den anderen nur mit offenem Mund an. Was... was war das denn gerade gewesen...? Mit einiger Mühe klappte er den Mund wieder zu und fuhr sich über die Lippen. Konnte es sein, dass Zero ihn gerade geküsst hatte? Ungläubig sah er den anderen an, war lange Zeit überhaupt nicht in der Lage, sich zu rühren. Dann, als sich sein Gehirn endlich wieder einschaltete, machte es auch bei ihm 'Klick'. Er verstand sehr wohl, warum Zero ihn geküsst hatte. Schließlich hatte der ihm erzählt, zu was ihn die Thyrants konzipiert hatten. Wahrscheinlich hatten sie ihn darauf jahrelang gedrillt... Daoryn seufzte und stand dann auf, ging zu Zero und setzte sich neben ihn, konnte den Drang nicht unterdrücken, ihm einmal tröstend über die Haare zu streichen. Wie einem kleinen Kind. "Mach dir keine Gedanken.", murmelte er leise. "Du kannst da nichts dafür... es war ja keine Absicht...", versuchte er, ihn zu beruhigen. "Außerdem lebe ich ja noch.", scherzte er, lächelte wieder. Er nahm Zeros Hand und zog ihn hoch. "Du solltest nicht auf dem kalten Steinboden sitzen. Nachher wirst du noch krank.", erklärte er und drückte ihn wieder auf das Bett. Gut, wie erklärte man jetzt schlafen? "Du solltest schlafen. Du bist bestimmt müde... einfach hinlegen und die Augen zu machen, an gar nichts denken. Der Schlaf kommt dann von alleine, wirst du schon sehen.", versuchte er, Zero das begreiflich zu machen. Er deckte ihn ein wenig zu und setzte sich dann wieder vor die Türe, aber erst, nach dem er die Lampe ausgemacht hatte. Er war zum einen überhaupt nicht müde und zum anderen sollte er sich vielleicht nicht unbedingt zu Zero legen. Wer wusste schon, auf was für Ideen der sonst noch kam... Zero tat, was Daoryn ihm gesagt hatte und schloss die Augen. An nichts denken... das war leichter gesagt als getan für ihn. Er schwieg und versuchte sich nur auf das Rauschen des Sturmes zu konzentrieren. Und tatsächlich gelang es ihm, einzuschlafen. Draussen tobte der Sturm weiter, würde nicht so schnell enden, wie es schien. Alles war getaucht in ein dunkles Braun und die Türe Knarrte und knirschte immer wieder laut unter den Strapazen auf. Noch gute 7 Stunden würde es so weitergehen. Zero schlief den ersten Schlaf seines Lebens und erholte sich von seinem ersten Tag in seinem Leben. Daoryn derweilen sass wartend weiter vor der Tür und sah hinaus in den Sturm... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)