Die weiße Kirschblüte von monophobie (Mein perfektes Leben und du.) ================================================================================ Kapitel 11: Wenn die Vergangenheit spricht... --------------------------------------------- Titel: Wenn die Vergangenheit spricht Warnings: Fluff, OoC A/N: Drama geeeeht looos~ ^^ ~*~ Wenn die Vergangenheit spricht ~*~ Ich küsse Talas Stirn und er schlingt seine Beine um meine Taille. "Wirst du mir wehtun, Kai?", fragt er leise und mit einem wehleidigem Blick in meine Augen. Mein Blick jedoch, strahlt Verwunderung aus und mit der selben in der Stimmlage erwidere ich: "Wieso sollte ich dir weh tun?" Sein Augen schweifen ab, nur kurz suchen sie noch einmal mein Gesicht, bis er sie zur Seite heftet. "Sie haben mir immer weh getan... und manchmal... manchmal so doll, dass es geblutet hat..." Ihm weh tun? Meinem Tala? Nein, das könnte ich nicht, niemals... Bis es blutet, so sehr... Ich habe keine Ahnung wie viel Schmerz Tala empfindet, oder empfunden hat, ich weiß es nicht und ich werde es nie wissen. Wie viele Schmerzen er wohl ertragen musste? Ich habe oft von Strichern gehört, von Zuhältern, von dem ganzen Milieu. Aber habe ich mir jemals einen Gedanken darum gemacht? Diese Menschen waren mir egal, es war mir gleich was sie fühlen, was sie durchmachen. Schmerz ist unbeschreiblich, aber nicht unbegreiflich, nicht in der heutigen Welt, aber eben diese Welt lässt uns kalt werden und gefühlsstumpf. Niemals wird ein Mensch erfahren wie ein anderer fühlt, weil er es nicht wissen will. Weil er es einfach nicht wissen will. Und Tala? Er wurde benutzt und keinen hat es interessiert. Er wurde benutzt, im wahrsten Sinne des Wortes. Immer und immer wieder gebraucht, gequält, zerrüttet, seine Würde, die doch unantastbar zu sein scheint. Ich kann es mir vorstellen, wie sie ihn missbraucht haben. Viel zu gut kann ich es, kann viel zu gut Talas Gesicht vor mir sehen und mir denken, wie er gelitten hat, still und ohne die Anteilnahme anderer. Ob er oft geweint hat? Ob er versucht hat, loszukommen? Ich lasse von Tala ab und setzte mich neben ihn. "Ich würde dir nie weh tun, Tala. Ich bin nicht so einer und ich will auch nicht so ein Mensch sein...", sage ich. Er richtet sich auf und schaut mich flehend an. "Tut mir Leid, Kai! Ich... ich wollte dir das nicht unterstellen! Bitte, sei mir nicht böse...", wispert er. Ich ziehe Tala vorsichtig zu mir und schließe ihn in die Arme. "Nicht so schlimm. Du hast viel durchgemacht, da kann ich dir solche Fragen nicht verübeln..." Er kuschelt sein Gesicht noch mehr an mich. "Du bist viel zu gut zu mir...", murmelt er. Ich streiche Tala über den Rücken. Ich weiß nicht was ich jetzt sagen soll. Wenn ich könnte würde ich Tala von all seinen Schmerzen befreien, aber ich kann es nun mal nicht. Bin ich schwach? Bin ich so schwach, dass ich den Menschen, den ich doch so sehr liebe, nicht helfen kann? "Ka... Kai willst du wissen, wie es zu all dem kam?", fragt Tala leise. Er schaut langsam auf. Wartet auf meine Reaktion. "Wenn du es mir erzählst..." Tala nickt und so beginnt er seine Vergangenheit zu schildern. Ich will still sein, schweigen, ihm zuhören... ihm Halt geben. "Alles begann als ich sieben war. Meine Eltern starben. Ich war allein in Russland, Geschwister oder Großeltern hatte ich nicht. Den einzigsten den ich hatte war mein Onkel, hier in Japan. Das Sozialamt hat mich hergebracht... und... und die ersten Jahre waren schön, so schön, ich lebte mich schnell ein, fand Freunde. Ich dachte hier zu sein, bei meinem Onkel, das müsse das Paradies sein. Doch als ich 11 war begann der Alptraum, aus dem ich nie erwacht bin. Es war das erstemal, dass er mich verkauft hat..." Tala machte eine kurze Pause um durchzuatmen. Ich versuchte das zu begreifen, was er soeben gesagt hatte. Mit elf? Mit elf Jahren schon... Es tut mir leid, aber das kann ich nicht verstehen... Wie kann man das einem Kind nur antun? "Und dann fing es an. Zuerst nur ab und zu. Es war für mich OK. Ich wusste es nicht besser. Mein Onkel hat gesagt, so müsse es sein. Er sagte dann kann ich mir viele tolle Sachen kaufen. Aber es wurde die Hölle... Es wurde regelmäßiger. Immer mehr Freier kamen. Frischfleisch haben sie mich genannt, aber keiner wusste meinen Namen. Keiner von ihnen... und ich begann zu verstehen, dass es sich nie ändern wird. Ich wusste das es nicht rechtens ist, was mein Onkel tut. Aber das hat ihn nicht abgehalten, immer weiter zu machen. Mit 15 wollte ich abhauen. Sie haben mich gefunden, zusammen geschlagen und zurück gebracht... Zwei weitere Fluchtversuche... nur zwei, dann gab ich die Hoffnung auf. Es war ohne Erfolg. Sie haben mich immer gefunden, immer und immer wieder und beim letzen mal... beim letzten mal haben sie sosehr auf mich eingeprügelt, dass ich fast gestorben wäre..." Tala unterbricht sich wieder selbst. Ich habe gar nicht bemerkt, wie bei jedem seiner Sätze meine Augen größer wurden und es macht mich seelisch fertig, das ich weiß, dass ich ihm nicht helfen kann. Tala versucht seine Tränen zu unterbinden, aber er fängt doch mit weinen an. Er klammert sich an mich. Vergräbt sein Gesicht in meinem Hemd. "Es tat so weh, Kai! Es tat so weh! Wieso bin ich nicht gestorben? Wieso? Ich will nicht mehr leben! Nicht so!", ruft er laut, fast schreiend. "Nein, Tala, sag so etwas nicht! Ich will nicht das du stirbst, denn dann glaube ich, nein, ich weiß, dass ich dann die Person verliere, der ich doch alles geben will. Die Person die ich liebe. Tala, wenn du stirbst, stirbt mein Herz mit dir...", sage ich leise. Tala schaut mich mit seinen rotunterlaufenen Augen an. Sie sind so leer, zu leer. Ohne Hoffnung, ohne Gefühl, ein Eissturm in denen der Tod tobt. Sie sind kalt, kalt, aber wunderschön. Er legt seinen Kopf an meine Schulter, atmet tief ein und aus. "Es wurde immer schlimmer... Ich lief nicht noch einmal weg. Aber dann... dann fing das mit dem Essen an. Mein Onkel gab mir fast nichts mehr, er ließ mich hungern. Er hatte gesagt, ich verliere an Kindlichkeit, das ist nicht gut fürs Geschäft. Aber umso dünner und schwächer ich wurde, umso anfälliger war ich für Krankheiten. Ich lag oft im Krankenhaus, aber auch dafür fand meine Onkel eine Lösung; er gab mir zwar nichts zuessen, dafür aber Vitamine und Pillen. Damit ich meinen Job ordentlich machen könnte. Das war mein Leben, bis Freitag. Bis zu dem Tag wo du kamst..." Er schmiegt sein Gesicht, wie eine Katze an meinen Hals und haucht mir kleine Küsse, gegen den selben. "Ich hab gedacht ich sterbe und dann... dann kamst du...", wispert er leise. Ich streichle ihn sanft über den Rücken und frage: "Was wollten die Typen von dir, Tala? Haben sie dich..." "Vergewaltigt? Ja das haben sie. Ich kenne sie, die waren schon oft bei meinem Onkel. Ich war denen aber anscheinend zu teuer. Und dann... dann haben sie sich einfach genommen was sie wollten... Das ist wohl Ironie des Schicksals... gerade ich." Seine letzten Sätze klangen so kalt. So unberührt. Als würde er von unbedeutenden Dingen sprechen. Wenn ich ihm doch nur helfen könnte. Irgendwie. Aber ich bin ein Feigling... Ich würde mich nie soviel trauen wie Tala, nicht so viel aushalten. Wie will ich ihm die Stärke geben das durchzuhalten, wenn ich es selber nicht könnte? "Die Zeit bei dir hat mir gut getan...", flüsterte er leise. Er richtet sich auf und setzt sich auf meinen Schoß, seine Arme legt er um meinen Hals. Ein sanftes Lächeln umspielt seine Mundwinkel. Er lächelt... Mögen ihn manche für einen verdorbenen Stricher halten. Für mich ist er Engel, mein Engel. Ich streiche ihn sanft über den Rücken. Ein Engel. Vielleicht ist sein Antlitz von der Dunkelheit verdeckt, aber ich weiß, dass sein Licht heller als die Sonne ist. Weißer als die Kirschblüte, die ich fand. Kalt und warm wie ein Sommerregen. So einzigartig und schön wie er nur für mich sein kann. Ich streiche ihn über die Wange und voller Geborgenheit legt er sein Gesicht in meine Hand. "Tut es weh?", frage ich ihn. Er weiß was gemeint ist, denn seine Augen schließen sich zum Teil und er streicht sein Gesicht noch mehr in meine Handfläche. "Jedes... jedes verdammte Mal.", wispert er. Wieder starren mich seine blauen Augen an. Wieder lächelt Tala. Doch ich weiß, dass es ein künstlicher Ausdruck ist, aufgesetzt. Zwar gut gespielt, aber zu viel verraten um es glaubwürdig erscheinen zu lassen. "Du weißt, dass du nichts musst. Ich zwing dich zu nichts, Tala. Es geht darum ob du es willst...", sage ich leise. "Nein, Kai, nein. Ich will. Ich will!", Er lässt seinen Kopf zu mir sinken und küsst mich immer wieder kurz und wiederholt: "Ich will. Ich will." Tbc. ©-Dini *olé* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)