Er ist mein Leben von Lunatrixa ================================================================================ Kapitel 3: Tränen und Schmerz ----------------------------- 3.Kapitel Tränen und Schmerz Andrè und Rosalie erzählten sich alles Mögliche, während Oscar daneben saß und es einfach nicht fassen konnte. Wie konnte sie nur so dumm sein? Sie hörte Andrè zu, seine Worte durchströmten sie wie süßer Honig, bis sie fühlte, wie sich etwas in ihr drin öffnete, Tränen stiegen ihr in die Augen, und einen Moment lang kämpfte sie um ihre Fassung und ihre gewohnte Kontrolle, aber es gelang ihr nicht. Sie wusste tief innen, dass einfach passieren würde, was eben passieren würde, und dass es gut war. Sie gab einfach auf und ließ sich treiben. Es war, als hätte sie unendlich lange immer jenem Punkt entgegen getrieben, an dem sie sich nun befand, als würde etwas erfüllt werden, worauf sie endlos schon gewartet hatte. Plötzlich brach Oscar ungewollt in Tränen aus. Sie konnte sich nicht mehr beherrschen, nicht mehr dagegen ankämpfen. "Was ist mit dir Oscar?" fragte Andrè mitfühlend. "Ich... bin nur müde, ich habe diese Nacht kaum geschlafen. Ich glaube es ist besser wenn ich mich ein wenig hinlege." Eilig wollte Oscar den Tisch verlassen. Als sie vom Stuhl aufstand riss sie ungeschickt ein Teil des Tischtuches mit sich, so das die Blumenvase die darauf stand den Halt verlor und umfiel. Rosalie und Andrè sprangen entsetzt auf, um nicht irgendwas vom ausfließenden Wasser abzubekommen. Oscar wollte die rollende Vase auffangen doch es gelang ihr nicht mehr, sie fiel zu Boden und zerbrach in Stücke. "Verdammt!" klang es verärgert aus Oscars Mund während sie damit anfing die Splitter auf dem Boden einzusammeln. "Aua!" schrie sie auf einmal auf. Sie starrte auf ihre Hand, in der nun eine Scherbe steckte und die angefangen hatte, zu bluten. Sie rannte schnell ins Bad und hielt ihre Hand unter den Wasserhahn. Das kalte Wasser ließ die Hand kalt werden, bis sie sie kaum noch spürte, sie starrte sie schließlich an und verzog das Gesicht qualvoll und wischte sich mit der anderen Hand über die tränenverschmierte Wange, dann zog sie den Splitter aus der Hand. Das tat brutal weh, der Splitter steckte tief, und sie schrie auf. Die Hand begann wieder zu bluten, sie klammerte sich mit ihr am Waschbeckenrand fest, lehnte ihr heißes, gerötetes Gesicht dagegen und sank auf die Knie. "Oscar... ist es sehr schlimm?" Frage sie nun eine vertraute, warme Stimme. Im Türrahmen stand Andrè. "Es geht schon." "Zeig mal her!" Andrè nahm ihre blutende Hand. Ihre Hand war kalt, unglaublich kalt. Er presste ein Tuch das im Bad hing auf Oscars Hand um die Blutung zu stillen. "Halt mal fest, ich hole dir einen Verband." Oscar hielt das Tuch fest und verzog vor Schmerz das Gesicht. Nach einigen Sekunden kam Andrè mit einem Verband wieder ins Bad gelaufen. Oscar harte noch immer auf dem Fußboden. Er nahm ihre Hand und verband sie. Unsicher warf er einen Blick zu ihr hinauf, während er auf dem Boden saß. Ihre Wangen glühten, aber ihr Blick war nicht ängstlich. Er hörte ihr Herz schneller werden. Andrè half ihr nun nicht nur beim Aufstehen, sondern hielt sie danach sogar einige Augenblicke lang in den Armen. Er hielt ihre Hand, schaute ihr tief in die Augen, es war, als sehe er ihren Schmerz und ihre Verzweiflung darin geschrieben. Sie nahm seine Hände und hielt sie fest. "Da seit ihr ja..." Rosalie blieb erschrocken stehen, was sie da sah war mehr als merkwürdig. Oscar in den Armen eines Mannes, sie glaubte zu träumen. Oscar löste sacht die Umarmung und trat einen Schritt zurück, ohne Andrès Hände loszulassen. Rosalie lächelte und blieb für einen Moment stumm stehen, dann drehte sie sich um, schloss die Augen und sagte mit sanftmütiger Stimme. "Es ist bestimmt nicht so wie ich denke! Nein, unmöglich, hab ich nicht recht Lady Oscar?" "Was meinst du?" Oscar ließ rasch Andrès Hände los und klimperte mit ihren Augen zwei- dreimal. "Lady Oscar, Ihr wisst genau was ich meine!" Oscar errötete, es gefiel ihr nicht das Rosalie sie so ansah. Sie hatte große Mühe mit diesem neuen Gefühl umzugehen. Andrè merkte dass ihr dieses Thema unangenehm war, deswegen schob er Oscar aus dem Bad und sagte rasch. "Ich habe ihr doch nur die Hand verbunden! Wir müssen jetzt noch etwas arbeiten, bis später Rosalie." Beide huschten um die Ecke. Rosalie konnte es nicht fassen, die beiden verzogen sich einfach und ließen sie alleine da stehen, etwas verärgert darüber nahm sie ein Buch aus einem Regal, setzte sich, und begann darin zu lesen. Oscar dachte darüber nach was eben gerade geschehen war, Andrè hatte sie um ein- oder zwei Ecken geschoben und da standen sie nun. "Oscar?" Andrè setzte sich auf eine Stufe der Treppe die neben ihnen waren. Oscar sah ihn mit einem etwas verwirrten Blick an. "Ja, Andrè?" Mehr brach sie nicht über die Lippen, noch immer dachte sie über das nach was gerade eben im Bad passiert war. Er hatte sie umarmt, er hielt ihre Hände und sie die seinen. Doch trotz all dem behauptete er dass er nichts für sie empfand, sie konnte sich das kaum vorstellen. Diese Situation überforderte sie, sie wusste weder ein noch aus, sie wollte nur noch weit weg. "Ich habe noch etwas zu erledigen, bis später Andrè!" Kaum hatte Oscar diese Worte über ihre Lippen gebracht, verschwand sie auch schon um die nächste Ecke. Andrè blieb schweigend auf der Treppe sitzen und sah ihr mit einem etwas traurigem Blick nach. Oscar befand sich nun einige Kilometer weit weg vom Anwesen der Jarjayes, sie hatte ihr Pferd genommen und wollte an einen stillen Ort gehen an dem sie nachdenken konnte. Sie musste sich erst einmal im Klaren werden was da eigentlich mit ihr geschah. Ja es gab keinen Zweifel, sie liebte Andrè, sie hatte sich an dem Abend an dem sie mit ihm getanzt hatte in ihn verliebt, seine Augen waren es die sie so fasziniert hatten. Sie fragte sich ob es wohl falsch war jetzt einfach davon zulaufen. Nach mehreren Meilen kam Oscar bei einer alten Mühle an die mitten auf einer Wiese stand. Diese Gegend war ihr vertraut. Außer der Mühle war weit und breit kein einziges Haus zusehen, nur ein paar Tannen bedeckten die Mühle so das sie kaum erkennbar war. Als sie bei der Mühle ankam, traf sie dort den Bauern Farid, der mit seiner Schafherde heimwärts zog. Farid war ein aufgeweckter junger Mann, groß und kräftig gebaut. Sein braun gelocktes Haar hing im steil ins Gesicht, so das er kaum etwas sah. Er war ein äußerst neugieriger Mensch, intelligent und an vielen Dingen interessiert. Es war eine Schande, dass er sein Talent bei der Farmarbeit vergeudete. Oscar kannte Farid schon seit Kindertagen, er war ein alter Freund ihres Vaters. Der Bauer lebte mit seiner Tochter Valerie die gerade mal zehn Jahre alt war alleine in dieser alten Mühle. Seine Frau starb ein paar Monate nach Valeries Geburt, es wurde kaum von ihr gesprochen. "Onkel Farid!!" Oscar winkte dem Bauern zu und lächelte ihn an. Oscar nannte den älteren Herrn schon seit Kindertagen . Der Bauer lehnte seine Heugabel sorgfältig an die Wand und drehte sich um. "Oscar! Was für eine Überraschung dich hier zusehen!" Oscar sprang vom Pferd ab und knotete die Leine an einem Pfahl fest. Farid freute sich sehr, Oscar mal wieder zusehen. "Wie geht es dir?" fragte Oscar mit einem Lächeln im Gesicht. "Den Umständen entsprechend gut." Gab er von sich, während er mit der Schuhsohle über den Boden fuhr. Oscar runzelte die Stirn. Sie sah ihm an das irgendetwas nicht in Ordnung war, deswegen bohrte sie weiter. "Was heißt für dich den Umständen entsprechend gut?" "Ach... Oscar, ich müsste unbedingt ins Ausland um geschäftliches zu erledigen. Ich wollte sowieso deinen Vater um Hilfe bitten, also kommst du sozusagen gerade zur rechten Zeit!" Oscar sah ihn nur an und sagte nichts. "Wäre es möglich dass dein Vater sich um Valerie kümmern könnte während ich weg bin?" Oscar überlegte kurz. Möglich wäre dies schon, aber ihr Vater war auch schon älter und nicht mehr in den besten Jahren. Vielleicht wäre es zu viel für ihn auf ein kleines Kind aufzupassen. Und ihre Mutter war ja meistens bei der Königin im Schloss und arbeitete dort. Also blieb nur noch eine Möglichkeit.... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)