Kopfüber von abgemeldet (Das 10. ist daaa bitte lesen ^^) ================================================================================ Kapitel 3: Erwachen; eine Erinnerung ------------------------------------ Sooo, es ist vollbracht! Erstmal ein Wort vorweg: Ich hoffe innigst, dass euch dieses Kapitel besser gefällt als das zweite!! Das Kapitel ist nun nicht mehr so düster, eher hell, aber mit sehr vielen Gedanken. Hier im 3.Kap beginnen Rebeccas Erinnerungen an die Zeit, in der Micha noch lebte. Hiermit möchte ich mich noch bei allen bedanken, die meine Storys so fleissig kommentieren!! Ihr seid die besten!! Kuss, eure Dragon 3. Kapitel Erwachen; eine Erinnerung Im zarten Licht der rosa Morgendämmerung erhob sich ein Schatten. Er war fest verbunden mit einem zweiten, die beiden waren gleich. Lustlos glitten sie im Dämmerlicht umher, bis... Bis das Telefon klingelte, und ich seufzend den Hörer von der Gabel trennte. "Ja?" "Becky?!" Oh, Micha... ich seufzte. Musste dieser Junge wirklich jeden Morgen hier anrufen? Hatte er keine Freundin, der er auf die Nerven gehen konnte mit seinem allmorgendlichen Elan? "Was willst du?" Er wollte mir mitteilen, dass er sich auf das 10. Treffen heute Abend riesig freute. Wenn ich nicht aussähe wie der Schatten einer fleischgewordenen Vogelscheuche würde ich mich mit dir freuen... "Ja, ich mich auch. Also, bis heute Abend." Ich wollte schon wieder auflegen, da hörte ich seine aufgeweckte Stimme noch rufen: "Hey, halt! Du kannst mich nicht einfach abwürgen, Becky! Du musst mich anhören, vielleicht schreibst du ja mal ein Buch über mich..." Mein Blick rollte zur Decke und Micha vernahm mein Schnauben. Ich sei Gerichtsschreiberin und keine Schriftstellerin, meinte ich grinsend, "und ausserdem wären die ,Abenteuer des Micha Graf' eh nicht jugendfrei und würden beim Publikum nicht ankommen!" Er lachte. Und ich auch. "Nun gut, wo du schon mal angerufen hast...", sagte ich dann, "kannst du mir ja grad sagen, welches Kleid ich für deinen Mega-Event anziehen soll: Das hell- das dunkel- oder das mittelschwarze?" Ich grinste schelmisch in mich hinein. Micha raunte und ich sah ihn vor meinem inneren Auge die Sommersprossennase kraus ziehen, "und du hast nichts in Schwarz?" Abermals kicherten wir beide. Darauf wurde er auf einmal ernster: "Hast du in letzter Zeit etwas von Maggie gehört? Redet sie mit dir?!" Ich stutzte. Wie kam Micha nur auf die Idee, Margaret würde sich mir anvertrauen? Ich hatte niemals viel Kontakt zu der Schwarzhaarigen gehabt. Nicht, dass ich mit diesem Zustand zufrieden war, aber ich glaubte einfach nicht an Interesse ihrerseits. Sie war so unnahbar. Nur bei Micha schien sie sich wirklich wohl zu fühlen und vertraute ihm, so wie ich das beobachten konnte. Und dieser Micha, genau dieser Micha fragte mich nun nach der unnahbaren Maggie, von welcher niemand wusste was sie tagsüber, ausserhalb der Veranstaltungen und Treffen bei Nacht, so trieb. "N... nein, wieso sollte sie?" Er raunte geheimnisvoll. Das machte mich sehr neugierig und ich versuchte, etwas von ihm darüber zu erfahren. "Nichts, vergiss es.", seufzte er abwehrend. Ein leises Knurren kam über meine Lippen. Dauernd musste er mich neugierig machen und dann sollte ich das einfach vergessen, toll. Schliesslich musste ich dann doch auflegen, ansonsten würde ich zu spät zur Arbeit kommen und mein Chef mochte das gar nicht. Am Ende hörte ich Micha noch einmal in den Hörer hinein seufzen, vermutlich wegen Maggie. Doch mich hatte das nicht zu stören, ich musste meinen Kopf frei haben für die Gegenwart und ihre alltäglichen Problemchen. Nach dem Duschen öffnete ich meinen Schrank: Schwarz- und Grautöne überwogen sichtlich neben wenigen weissen oder rosafarbenen Blusen und T-Shirts. Das zeigte meinen eher schlichten und unauffälligen Kleidergeschmack. Mit gekonntem Griff suchte ich meine Arbeitskleidung aus. Diesmal sollte es ein schwarzer Hosenanzug sein. "Kleiden Sie sich dem Gericht angemessen, Rebecca. Elegant, aber nicht zu extravagant, gesittet, aber man darf Sie auch nicht übersehen!" Die endlos langen Vorträge meines Chefs über die Kleiderordnung hingen mir jeden Morgen in den Ohren, so dass ich schmunzeln musste. Ich schrieb doch nur die Protokolle, was sollte also das Brimborium wegen den Kleidern? So dachte ich jedenfalls früher, als ich erst im städtischen Gericht zu arbeiten begonnen hatte. Aber nun war ich an meinen Chef gewöhnt und konnte auch irgendwie seine Sorgen verstehen, die weiblichen Mitarbeiterinnen könnten eines heissen Sommertages im Bikini zur Arbeit erscheinen. So waren sie nun mal, die Mädchen von heute. Wieder schmunzelte ich über meine Gedankengänge. War ich denn kein Mädchen wie alle anderen? Na ja, Mädchen klang vielleicht etwas kindlich für eine bald-achtzehn-Jährige, aber trotzdem... Ich hatte eh nie den Drang verspürt, mich halbnackt auf meinen Platz neben den Anwälten zu setzen und die Aufmerksamkeit aller auf mich zu lenken. Und endlich begab ich mich auf den Weg, erwischte gerade noch den Zug Richtung Innenstadt. Wie immer morgens hatte ich nicht das Glück, einen Sitzplatz zu erwischen, also stellte ich mich zwischen einige andere müde Gestalten und hielt mich irgendwo fest. Manchmal bemerkte ich, wie Blicke an mir haften blieben. Ich wusste, dass ich in meiner bevorzugten Arbeitskleidung oft älter aussah. Anfangs hatte mir das Angst gemacht, Angst davor, angesprochen zu werden von Wildfremden. Durch Erzählungen von Freunden und Zeitungsartikel hatte ich mich verwirren lassen und fürchtete mich am Anfang meines unabhängigen Lebens vor einer Welt voller Gewaltverbrecher und Psychopathen. Irgendwie war das lächerlich, war ich doch selbst eine Person, die nur gut und gerne als seltsam beschrieben wurde, wenn man sie näher kannte. Denn wenn man mich näher kannte, wusste man von meinem ungewöhnlichen Bekanntenkreis und von dem, was wir abseits von Gut und Böse in finstrer Nacht unternahmen. Ich seufzte. Meine Angst war bisher unbegründet gewesen. Niemand hatte mich je angesprochen im Zug oder auf der Strasse. Meine Station wurde von dieser angenehmen Frauenstimme aufgerufen. Während ich mich zwischen den Mitreisenden hindurch zur Türe quetschte, gingen mir seltsam banale Dinge durch den Kopf wie: Wie wäre das wohl, diese Frau mit dieser Stimme zu kennen, die im Zug die Stationen ansagt? So in Gedanken versunken rempelte ich am Bahnhof gut und gerne mal jemanden an, aber niemanden störte das. Und mich schon gar nicht. Wir waren alle samt Business-Menschen, viel zu gestresst und mit sich selber und seiner Arbeit beschäftigt, um aufeinander einzugehen. Wie mechanisch murmelte ich in einer Tour meine Entschuldigungen, wenn ich wieder jemandem auf die Füsse trat oder meine Schulter die eines anderen streifte. Es war schon hell in den Strassen und trotzdem war es neblig. Ich atmete die Luft, von Zigarettenrauch und Abgasen durchzogen und wandelte auf meinem Weg zum Gericht. Das imposante, graue Gebäude im Stadtzentrum strahlte alles andere als Geborgenheit aus, welche sich so mancher an seinem Arbeitsplatz wünschte. Durch die Fenster war nichts zu erkennen, keine Menschen, kein Licht. Und somit kein Leben. Die perfekte Umgebung für mich, schmunzelte ich in mich hinein. Nicht, dass ich mit Mord und Totschlag gut Freund war, mir waren nun mal kitschig eingerichtete Friseursalons oder andere Lokalitäten, von denen sich Frauen in meinem Alter sonst angezogen fühlten, viel unheimlicher, als ein schiefergraues, wie tot wirkendes Gerichtsgebäude. So manche meiner flüchtigen Bekanntschaften hatte mir schon gesagt, wie unbehaglich sie sich fühlten, wenn wir an der ebenfalls grauen Statue der blinden Justitia vorbeigingen. Aber ich selber mochte die Schutzpatronin des Gerichtes. Für mich bedeutete ihre Blindheit, dass sie Gerechtigkeit mit dem Herzen und nicht mit der Oberflächlichkeit der Augen verteilte. Das empfand ich als äusserst ehrenhaft. Ein lauter Schrei liess mich aus meiner Träumerei erwachen und ich stürmte die Stufen zum Haupteingang nach oben. Schnell wuchtete ich die schwere Glastüre auf, von welcher der uniformierte Portier dadurch fast erschlagen worden wäre. Ich raunte ein "'Tschuldigung..." und bahnte mir meinen Weg in Richtung des Schreies. Bald traf ich auf einen Mann und eine junge Frau, ein Mädchen, kaum älter als 17 Jahre. Der Herr mit dem dunkelblonden Bürstenschnitt war unverkennbar ein Gefängniswächter oder ähnliches, er trug Uniform. Er biss sich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf die Unterlippe. Höflich fragte ich, was denn los sei und ob er so geschrieen hätte. "Ja...", meinte er, "Das Biest ist mir mit ihren Mörderhacken auf den Fuss getreten!" Seine blauen Augen funkelten missmutig zu dem Mädchen hinüber, welches bloss schüchtern lächelte. Ein unheimlicher Drang überfiel mich, die Fremde in den Arm zu nehmen. Ich tat es natürlich nicht. Doch ich würde es in Zukunft oft tun. Dies ist ein anderer Beginn. Völlig verschieden vom Beginn meiner Erzählung. Und doch hängen die beiden unvermeidlich zusammen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)