Kopfüber von abgemeldet (Das 10. ist daaa bitte lesen ^^) ================================================================================ Kapitel 6: 1.Teil Heimkehr; 2.Teil Schicksal und weisser Hund ------------------------------------------------------------- Nun ist es da, das 6. Kapitel! Es ist eine "Engel-Episode" und ich mag es sehr gerne, is ma was neues, das ganze in zwei Teilen zu haben. ich hoffe natürlich, euch gefällt es genau so!! Hab euch lieb! Besonderer Dank geht an Raziel, die Maggie so wunderschön gezeichnet hat ^^ Dragon 6. Kapitel 1.Teil Heimkehr; 2.Teil Schicksal und weisser Hund 1.Teil In jenem Moment, als Engel in meine Wohnung trat, stürmte sie somit meine Burg, etwas in mir zerbrach, was ich mir so sorgfältig aufgebaut hatte. Schutz, Zuflucht, Ruhe, all dies war nun nicht mehr gewährleistet, und doch war ich in diesem Moment froh, Engel bei mir zu haben. Sie bedeutete etwas Neues, Spannendes, war ein neuer Mensch in meinem Leben, der nicht minder wichtig werden sollte denn so manch anderer. So stand sie nun da, nur wenige Tage nach dem Treffen, mit ihrer grossen Reisetasche, Gepäck für zwei Wochen Aufenthalt bei mir. Es war Sonntag, ich hatte frei und somit alle Zeit der Welt, mich mit meiner neuen Mitbewohnerin zu beschäftigen. Freundlich lächelnd führte ich sie in einen kleinen Raum, eine Art Abstellkammer, welche ich aber in liebevoller Arbeit zu so etwas wie einem Gästezimmer umgemodelt hatte. Das Fenster war zwar klein, doch es spendete Tagsüber genug Licht. Es gab auch eine Stehlampe und eine Bettcouch, eigentlich richtig gemütlich. Mein Gast grinste mich breit an und stellte ihr Gepäck in eine Ecke ihres neuen Zimmers. Dann trat sie auf mich zu, ihre Augen glänzten. "Und, gefällt es dir?" Sie nickte heftig, ohne den Blick von mir zu wenden und umarmte mich. Zögerlich löste ich die Umarmung, schaute das Mädchen ein wenig verwirrt an. Sie lächelte, wie sie auch bei unserer ersten Begegnung im Bus gelächelt hatte und ich konnte es nicht deuten, und ich würde es auch niemals können. Schliesslich setzten wir uns ins Wohnzimmer, ich atmete tief durch und begann neugierig ein Gespräch. "Du heisst wirklich Engel? Oder ist das nur ein Übername?" Ich grinste sie dabei schelmisch an. Sie jedoch schüttelte den Kopf. "Das ist mein Name, meine Eltern sind leicht seltsam drauf. Hab noch eine ältere Schwester, die hat's noch schwerer als ich." Dann grinste auch sie und natürlich wollte ich wissen, warum, und wie denn ihre Schwester heisse. Die Blonde leckte sich über die Lippen und überging meine Frage. Stattdessen fragte sie mich, ob ich Geschwister hätte. Und ich antwortete, ja, so in etwa und erklärte ihr, dass ich einen Halbbruder hatte. Er war vierzehn und der Kontakt zu ihm war mehr als spärlich. Mein Gegenüber schien sich dafür sehr zu interessieren, doch ich blockte ab, biss mir auf die Unterlippe. Ein unangenehmes Gefühl suchte mich heim, Engel würde mir zu nahe treten wollen. Oder war ich einfach nur zu misstrauisch? Langsam rückte ich von der anderen weg, ans Ende des Sofas. Sie dachte sehr wahrscheinlich, oder wusste vielmehr, dass ich mich unwohl fühlte, doch dies tat ihrer Neugierde und den zierlichen Anbahnungen von Aufdringlichkeit keinen Abbruch. Im Gegenteil. Sie rückte einfach nach und liess nicht locker, bis ich schliesslich ein unbeabsichtigt bösartiges Augenfunkeln zeigte und das Mädchen leicht vor mir zurückwich. Ich entschuldigte mich leise und sie schüttelte den Kopf. Dann klingelte das Telefon, ich ging ran und winkte Engel, sie solle still sein, da sie mit hoher Lautstärke herumquietschte: "Wer ist es? Sag, sag!" Wie alt war die Kleine noch mal? Also wirklich... Ich verdrehte die Augen und lauschte dann der Stimme, welche aus dem Hörer drang. Diese liess mich stutzen. Entgegen meiner Erwartung war es nicht Micha, der mich wie gewohnt einmal am Tag anrief, es war Maggie. Sie wollte mit mir noch einmal besprechen, wann ich Engel für die "Prüfungen" zum Treffpunkt bringen sollte. Diese Abmachung kam mir sehr entgegen, denn ich war wie schon erwähnt nicht vorbereitet gewesen und hatte dazu auch keine Zeit mehr gehabt. Maggie jedoch war vorbereitet und so würde Engel ihren Prüfungen unterzogen und der Urlaub war bei mir. Es klingt nun vielleicht ein wenig sinnlos, aber es war doch eine witzige Sache. Alles im Leben hat seinen Sinn, so auch sein Ende. "Also, nächsten Donnerstag und der Montag darauf, geht das?" Ich nickte bejahend und bestätigte ebenfalls, dass Engel neben mir nichts davon verstand, was gesprochen wurde. Dann verabschiedete sich Maggie und legte auf. Wie hypnotisiert behielt ich den Hörer an meinem Ohr, während das tutende Geräusch durch meinen Kopf dröhnte. Engel entriss mir schliesslich das Gerät und schaute mich mit grossen Augen an. Wenn ich mich in diesem Moment hätte sehen können, dann könnte ich jetzt auch sagen, ob ich rot wurde, aber da war kein Spiegel. Der Reaktion meines Gegenübers zu urteilen war ich rot wie eine Tomate, denn sie kicherte verhalten und nahm mich in die Arme. Eine Woche verstrich, sie verstrich langsam und stetig, doch niemals langweilig und ich gewöhnte mich an Engels Gegenwart in meiner Burg. 2.Teil Die Erinnerung traf mich wie ein Schlag ins Gesicht, so heftig wie unerwartet und ich fragte mich, warum ausgerechnet sie mich an ihn erinnerte. Er hatte stets im Garten gesessen und milde aber energisch mit tiefer Stimme vorbeigehende Leute angebellt. Er war gross gewesen und sein weiss gelocktes Fell hatte an einen Eisbären erinnert. Engel sass niemals im Garten und sie bellte auch nicht. Ausserdem hatte ich nicht einmal einen Garten, ganz zu schweigen von Topfpflanzen. Trotzdem hatte sie mit ihrem dunkelblonden, leicht gewellten Haar Ähnlichkeit mit dem Hund. Dabei war sie doch ein Mensch. Ihre Anhänglichkeit grenzte schon fast an Belästigung, nur gut, dass ich arbeiten musste. Wenn ich nach Hause kam, sass sie im Schneidersitz vor der Türe und leckte sich mit kessem Blick die Lippen. Ich musste mich schon sehr zusammenreissen, um nicht zu sagen: "Engel, geh auf deinen Platz!" oder Ähnliches, wie ich das mit dem Hund zu tun gepflegt hatte. Aber ich sagte: "Lass das, steh auf." Und Engel erhob sich grinsend. Oft schmunzelte ich, wenn ich sie betrachtete, wie sie mir gegenüber sass und sich mit den Fingern durchs Haar fuhr. Im Gegensatz zum Hund war Engel wenigstens von Anfang an stubenrein. All den Unterschieden zum Trotz wurde ich das unbehagliche Gefühl nicht los, die beiden seien sich so ähnlich wie es sonst Zwillinge sind. Dieses Gefühl machte mir Angst. Manchmal knurrte sie mich an, mit leicht hochgezogener Oberlippe, etwa, wenn ich sie anwies, des Nachts nicht in mein Bett zu kriechen. So was erschreckte mich immer tödlich, ich hatte einen sehr leichten Schlaf und erwachte sogar aus tiefsten Träumen, wenn nur ein Zweig ans Fenster klopfte in einer windigen Nacht. Es war wieder eine Gemeinsamkeit Engels mit unserem früheren Familienhund, dieses aufdringliche Suchen nach der Nähe zu meiner Person. Damals hatten wir ein Schloss an meiner Zimmertür anbringen und es nachts abschliessen müssen, weil ich mich so sehr vor dem Tier gefürchtet hatte. Die Angst, der Hund täte mir ein Leid zu wenn ich schlief, hatte mich so sehr geplagt, dass er dann schliesslich ganz in den Garten verbannt worden war, zumindest für eine Weile. Engel konnte ich nicht einfach auf den Balkon sperren, und das hatte ich auch nicht vor. Ihr vehementes Sträuben, das nächtliche Besuchsverbot zu akzeptieren und einzuhalten, bereitete mir beinahe Kopfschmerzen. Die Blonde hatte ihre "Prüfungen" hinter sich gebracht, ich hatte leider nicht dabei sein können. Nun ging es nur noch darum, die letzten Tage gemeinsam zu bestreiten. Wir sassen auf dem Sofa in meinem Wohnzimmer, ihr Kopf war auf meinen Schoss gebettet und ich streichelte wie in Trance mit immer gleich bleibender Bewegung ihre Seite. "Rebecca, lass den Hund nicht aufs Sofa, du weißt doch, die Haare!" Ein Lächeln streift meine Lippen und ich schnipse mit dem Finger, der Hund gibt ein undefinierbares Geräusch zwischen Knurren und Grunzen von sich und gleitet schwerfällig zu Boden. Nun sitzt er da, so gross, dass er noch immer mit mir auf Augenhöhe ist und lässt sich von mir hinter den Ohren kraulen. "Na, das gefällt dir, was? Iiiieh!" Seine Zunge fährt über mein Gesicht, ich wische es mit dem Ärmel meines Pullovers ab. Dann bettet er seinen Kopf auf meinen Schoss und schaut mit grossen Augen zu mir hoch. Dieser treue Blick..."Du bist ein ganz Lieber, nicht wahr?" "Was?" Ich zuckte zusammen. Hatte ich geträumt? "Wie bitte, was?", fragte ich auf ihre Frage hin und schüttelte leicht verwirrt den Kopf. Engel grinste und meinte, ich hätte gemurmelt. Dann lachte ich, ich hatte wohl wirklich etwas geträumt. Wie lange das wohl her war? Zehn, elf Jahre? Plötzlich bemerkte ich Engels Gesicht nah bei meinem, ihre hellen Augen leuchteten mir entgegen, wie lange war das schon so? Ich entgegnete ihr mit fragendem Blick und sogleich rückte sie näher, ich spürte wie sie ruhig und bestimmt atmete. Ihre Zunge befeuchtete ihre Lippen, eine zierliche Hand legte sich an meinen Oberarm. Sie kniete über mir, ihre Beine lagen aussen an meinen an, mit der freien Hand stützte sie sich an der Couchlehne ab und ich sass gefangen zwischen dem Körper meiner Mitbewohnerin und meinem Möbel. Es gab kein Entrinnen. "Aus!", entfuhr es mir, ehe ich darüber wirklich hätte nachdenken können. Die andere zuckte zusammen und setzte sich aufrecht zu meiner Linken, befreite mich aus dieser Enge. "Ich bin kein Hund...", murmelte sie mit schmollenden Lippen und blickte auf ihre Hände, gefaltet auf ihren Schenkeln. Ich stotterte und entschuldigte mich schliesslich, mein Herz raste wie nach einem Sprint auf den abzufahren drohenden Zug. Doch dieser Zug war nun hoffentlich weg, auf diesen Zug würde ich nicht aufspringen, und wenn es der letzte auf der Welt wäre. Er beängstigte mich, er fuhr ins Dunkel meiner Vergangenheit. Engel war mir zu nah. Es war nicht sie, sondern er, der mir Herzklopfen bereitete. Hätte ich etwa alles zugelassen, wäre sie ihm nicht so ähnlich? Aber hätte sie es überhaupt getan, wäre sie es nicht? Ich fühlte etwas Weiches, etwas unendlich Zartes an meiner Wange, dicht unter meinem linken Auge. Schnell schielte ich herüber und erkannte Engels Antlitz, sie küsste mich, nein, küsste diese Träne, welche sich meiner Kontrolle entzogen hatte. "Es tut mir leid.", flüsterte sie, "Ich weiss auch nicht, warum..." Ein Handzeichen meinerseits liess sie abrupt schweigen. Ich schloss die Augen und liess den Kuss auf meinem Gesicht nachwirken. Langsam glitt meine Hand zu ihrem Bein, streichelte es dankend, entschuldigend. Fühlte sich so Versöhnung an? Nein, bis dahin war es noch ein langer Weg, es wäre falsch, in diesem Moment schon von Versöhnung zu sprechen. Es war Schicksal, einfach nur Schicksal. Sie war meines, so wie alle in meinem Umfeld es waren, doch sie war unweigerlich verknüpft mit meinem früheren Leben, ob sie es wusste oder nicht. Ob sie es wollte oder nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)