Kopfüber von abgemeldet (Das 10. ist daaa bitte lesen ^^) ================================================================================ Kapitel 9: Wie Hund und Katz ---------------------------- So, nun ist das neunte da ^^ Es ist mit dem 5. eines der längsten Kapitel, wollte es eingentlich noch länger machen, aber mir gefiel der Schluss XXD Ich widme es allen Lesern ^^ Hoffe, es gefällt euch!! Kuss Dragon 9. Kapitel Wie Hund und Katz Endlich zu Hause angekommen drängte mich Engel sogleich aufs Sofa. Noch halb mit dem Ausziehen meiner Schuhe beschäftigt hüpfte ich tollpatschig quer durch das Wohnzimmer, verfolgt von Engels halb belustigtem und halb ungeduldigem Blick. Als ich es mir dann gemütlich gemacht hatte, gesellte sich meine Noch-Mitbewohnerin zu mir, wie gewohnt näher, als es mir eigentlich lieb war. Ihre hellen, blau-grauen Augen leuchteten mir entgegen und ihre Lippen zeigten ein Lächeln, welches mir mehr als nur unheilvoll erschien. Was sie wohl nun schon wieder wollte? Eigentlich wusste ich es ja, doch wahrscheinlich wollte ich es gar nicht hören, ich wollte, dass sie mich in Ruhe liess. Da war sie wieder, diese unbegründbare Wut auf Engel. Ich wollte sie ihr entgegen schreien, mit aller Kraft, die meine Lungen hergaben. "Böser Hund! Du bist ein böser Hund, böser, böser, böser Hund!" Mutter weint und schreit, immer wieder klopft sie ihm mit der Hand auf die Schnauze. Ihre Tränen behindern ihre Sicht. Doch wo bin ich? Wo bleibt mein Gefühl? Träume ich? Allmählich seufzte ich und riss mich zusammen. Ich durfte diese Gedanken nicht überhand nehmen lassen. Ich durfte nicht. Dann bemerkte ich, dass Engel schon die ganze Zeit auf mich einredete, seit etwa fünf Minuten. Es war seltsam und doch irgendwie nicht, denn es erinnerte mich an meine Arbeit. Obwohl ich ihr ganz offensichtlich nicht zugehört hatte, konnte ich mich an jedes Wort erinnern, haargenau. Sie hatte laut und schnell geredet, wie sie das stets zu tun pflegte, schien nicht einmal zu atmen während ganzen Schwallen von Sätzen. Das liess mich schmunzeln, ich kannte sonst niemanden, der so schnell sprach, ohne sich auch nur ein Mal zu verhaspeln oder sonst was. "Willst du dieses Mädchen nun echt bei dir aufnehmen? Denk noch mal darüber nach, du hast ja schliesslich mich, ich meine, ich reiche dir doch, will sagen, du hast doch keinen Platz. Ja, ja, ich weiss, ich werde bald wieder abreisen, aber trotzdem. Hast recht, ich sollte nicht so ne Szene machen, gehörst ja nicht mir, aber irgendwie schon, will sagen, in diesem Moment grad halt, und wenn Micha nicht in der Nähe ist, verstehst schon." Wie ich mir das alles so durch den Kopf gehen liess, blinzelte ich sie verwirrt und ungläubig an, überlegte dann weiter. Sie musste mich für wahnsinnig begriffsstutzig halten, so wie ich mich benahm. "Ich meine, na ja, du willst das nun doch nicht wirklich durchziehen, oder? Denk daran, du hast keinen Platz, verstehst du, und ausserdem... und ausserdem ist sie mir unsympathisch, ganz einfach. Ich weiss, ich werde sie nicht so lange ertragen müssen, aber könntest du nicht ein wenig warten, für mich, ja?" Die Erinnerung an ihren Hundeblick beendete meine Gedanken. Ich schüttelte verwirrt den Kopf, ehe ich zu einer Antwort ansetzte. Doch es sollte nicht dazu kommen, da das Telefon klingelte. Leider war Engel schneller als ich und hatte den Hörer schon in der Hand, sie murmelte etwas von wegen ich sei nicht da, und ja, ich würde sie morgen abholen. Auf meine Frage, wer es gewesen sei, meinte Engel: "Der Doktor..." Es klang viel kleinlauter als ich das erwartet hatte. "Dem Mädchen geht es bis auf die Amnesie gut, man könne sie morgen abholen." Sie zuckte die Schultern und ich schaute sie ungläubig an. Wieso mischte sie sich so sehr in mein Leben ein? Und überhaupt... hatte sie eben gesagt, ich würde ihr gehören? Ein lautes Husten entrann meiner Kehle, Engel klopfte mir sogleich auf den Rücken. Das war ein Zeichen... es wollte aus mir herausbrechen, alles, alles was ich ihr in den letzten Tagen hatte sagen wollen... "Du... du bist... du bist so..." Ich holte tief Luft, war überzeugt davon dass der pure Hass gerade in meinen Augen leuchtete. Engel duckte sich leicht zwischen ihre Schultern, hätte sie grosse Hundeohren gehabt, hätte sie diese zurückgelegt und gewinselt. "... ein böser Hund! Georg, morgen schläfern wir ihn ein, morgen!" Sie weint noch stärker, schluchzt nach jedem Wort. Dieser Stich in meinem Herz... Es tut so weh... so weh... Doch nicht, hör nicht auf! Schmerz befreit... Lass mich vergessen... Wo bin ich? Im nächsten Moment sah ich mich in ihren Armen liegen, schluchzend, weinend wie ein Schlosshund. Und nicht wissend warum. Ihre Hand tätschelte und streichelte meinen Kopf. Es war alles so wirr... Ich hatte Angst. Und wusste nicht wovor. Ihre Arme gaben mir nicht, was ich erwartete und so schluchzte ich weiter. Bis ich einschlief. Wieder nichts erreicht... wieder versagt. Mir träumte, ich fuhr mit Maggie und Micha auf einem Schiff. Er umarmte mich zärtlich, sein rotes Haar wehte im Wind... Maggie sass in einer dunklen Kammer und las in einem dicken Buch, ich spürte ihre Trauer. Das Nebelhorn ertönte laut und schon standen Micha und ich auf dem Dach eines Hochhauses. Noch immer hielt er mich fest. Seine Wärme überwältigte mich, ich schauderte und blickte zu ihm hoch in seine grünen Augen. Er bewegte seine Lippen, wollte etwas sagen, doch ich konnte ihn nicht hören, kein Ton entfloh ihm. Um uns herum schwirrten Helikopter. Eine schwarze Katze schlich um meine Beine, sie schnurrte mich an und funkelte aus blauen Augen zu mir hoch. "Nicht jetzt, süsse...", hörte ich mich selber sagen, als mit lautem Gebell ein Hund auf uns zu gerannt kam, die Katze jagend. Der weisse Koloss vergass seinen Sprint abzubremsen und donnerte in Micha hinein, welcher vom Dach stürzte. Ich schrie auf und erwachte. Im eigenen Schweiss gebadet lag ich da, ein kalter Schauer überzog meinen nackten Körper. Nackt? Ich zuckte zusammen und blickte mich um. Mein Zimmer. Mein Bett. Meine Wände. Keine Engel. Keine Kleider. Ungläubig starrte ich um mich, draussen war es dunkel. Der fahle Mondschein brannte auf meiner Haut, kalt wie Eis. Doch mein Kopf war frei, trotz des verwirrenden Traumes fühlte ich mich leicht. Eine seltsame Vorahnung beschlich mich, sogleich schwenkte mein Blick zur Tür, welche in diesem Moment aufsprang. Ich dachte gerade noch daran, mich zu bedecken, doch ich war nicht schnell genug, mich Engels Blick völlig entziehen zu können. Sie stand nun im Türrahmen, als würde sie auf etwas warten. Sie trug einen weissen Bademantel. Ich schüttelte den Kopf. Vielleicht sah sie das als Aufforderung, auf jeden Fall gesellte sie sich darauf hin zu mir, setzte sich an meine Bettkante. Schnell verkniff ich mir die Frage, warum ich keine Kleider trug, denn als die Worte meine Zunge berührten, spürte ich ihren bitteren und beschämenden Geschmack. Und so schwieg ich. Ich blickte Engel einfach nur an, wie ein Schlag kam die Erkenntnis, dass nun der letzte Tag ihres Besuches bei mir angebrochen war. Es war eine kurze Zeit gewesen, aber irgendwie auch eine unerträgliche Ewigkeit. Ich musterte ihre Augen, sie waren weder tief noch geheimnisvoll, und doch strahlten sie etwas aus, das mich anzog. Wie sehr sie mich doch an ihn erinnerte... Ich wusste, dass ich mir viel zu sehr und viel zu oft den Kopf darüber zerbrach, über dieses Mädchen und ihre Ähnlichkeit mit einem toten Hund. Ja, er war tot, es gab mir einen Stich ins Herz und ich hätte schon wieder weinen können. Doch diesmal hielt ich mich zurück. Ich hätte schwören können, einen Luftzug durch das blonde Haar meines Gegenübers huschen gesehen zu haben. Aber das Fenster war zu. Also fantasierte ich. Das war schrecklich, ich schüttelte den Kopf. Spätestens jetzt hätte ich ein Wort von ihr erwartet, doch sie schwieg. Auch sie schien mich einfach nur betrachten zu wollen. Ihre Blicke streiften meine Schultern, meine Hände, mein Gesicht, alles, was nicht von der Decke, welche ich schnell um mich gerafft hatte, verhüllt war. Ich schluckte. Mein Zeitgefühl war völlig dahin, ich wusste nicht, ob die Sekunden, die vergingen, nicht in Wirklichkeit Stunden waren... Es wurde schnell hell. Wir sassen noch immer da. Wenn ich so darüber nachdenke, hätte ich eigentlich über ihre Distanziertheit überrascht sein sollen. Aber in diesem Moment dachte ich eigentlich an gar nichts. Ich weiss nicht, ob das wirklich möglich ist, nichts zu denken, aber ich erinnere mich einfach an nichts... Vielleicht ging es ihr gerade genauso. Ein gellender Schrei durchbrach meine Sinne. Es war mein eigener. Ich war so erschrocken vom unangemeldeten Klingeln an der Türe, dass ich zusammengezuckt war und zu schreien begann. Das dauerte jedoch nur einen kurzen Moment, ehe ich mich beruhigte und Engel entschuldigend ansah. Es hatte geklingelt? Schnell verwehte ich meine Gedanken und stand auf. Ich wollte schon zur Türe eilen, da durchfuhr mich Engels verlegenes Hüsteln. Ich blickte an mir herunter. Nackt, wie Gott mich schuf, stand ich mitten in meinem Zimmer, die Morgensonne beleuchtete meine immerhin doch vorhandenen Rundungen. Abermals schluckte ich und rupfte einige Kleider aus meinem Schrank, die ich hastig anzog und dann stürzte ich hinaus in den Flur. Bevor ich die Tür öffnete, machte ich noch den Versuch mein wild zerwuscheltes Haar zu glätten, was mir jedoch nur in sehr unbefriedigender Weise gelang. Wie in Zeitlupe bewegten sich die Scharniere, ich trat einen Schritt zurück. Als erste erblickte ich Eva Lang, nein, Justine, welche mit unbeweglicher, melancholischer Mine da stand. Hinter ihr trat der rote Haarschopf Michas zum Vorschein. Ich traute meinen Augen kaum, der Anblick der beiden überraschte mich je einzeln sowie zusammen. Dann musste ich lachen und bat die beiden mechanisch herein. Engel sass inzwischen auf dem Sofa und schien doch tatsächlich zu knurren, als Justine die Wohnung betrat. Diese zuckte kaum mit der Wimper und liess sich von Micha und mir durch das Wohnzimmer geleiten. Alle drei setzten wir uns auf die Couch. Micha umarmte mich freundschaftlich, ich errötete und plötzlich löste sich in mir der Knoten des Schweigens. "Was machst du denn hier?" Micha strubbelte mir über den Kopf, so dass all meine vorherigen Bemühungen wieder für die Katz waren. "Du weißt doch, dass Maja im Krankenhaus arbeitet. Sie hat das mit deiner Cousine mitgekriegt und hat mich dann beauftragt, sie sicher zu dir zu bringen, Becky." Dann musterte er die Schwarzhaarige, danach mich. Ich sah ihm genau an, was er dachte: Wir beiden sähen uns überhaupt nicht ähnlich. Aber das mussten Cousinen ja auch schliesslich nicht. Ich musste unwillkürlich grinsen. Schliesslich schüttelte ich den Kopf. "Na ja, danke.", meinte ich knapp. Ich konnte einfach nur hoffen, dass Micha keine dummen Fragen stellen würde. Natürlich könnte ich ihm vertrauen, ich könnte ihm alles anvertrauen, meine ganze Lüge, all die vielen Gedanken von den letzten zwei Wochen. Doch nicht jetzt. Hoffentlich würde es keine Missverständnisse geben deswegen... Justine war derweil unter eine Salve von argwöhnischen Blicken geraten, welche sie jedoch mit einer solchen Gelassenheit von sich abprallen liess, dass man sie schon fast für arrogant halten konnte. Doch das konnte ich nicht, ich fand sie dazu viel zu niedlich. Engel, welche diese kanonenschussgleichen Blicke abfeuerte, schien alles andere als ruhig zu sein. Ihre Oberlippe zitterte kaum merklich und ohne ein Geräusch von sich zu geben. Meine Laune hob sich und ich sah mich kurz davor, Engel unter den Couchtisch zu verbannen mit einem lauten: "Geh auf deinen Platz!" Ich kicherte hinter vorgehaltener Hand und Micha zog mich herrisch an sich. Leise seufzend genoss ich seinen Geruch. Ich lauschte seinem Herzschlag. Er lebte. In meinem Traum war er vom Hochhaus gefallen... wie schrecklich. Doch es war nur ein Traum. Ein leises Räuspern liess mich um mich blicken. Justine knetete ihre Hände in ihrem Schoss. "Ich...eh... das da bedrängt mich!" Sie stotterte und kniff ihre Augen fest zusammen, ihre Hand deutete langsam auf Engel. Micha machte keine Anstalten, sich das laute Prusten zu verkneifen. "Zum Schreien, ,das da'." Er klopfte seinen Schenkel. Ich warf Justine einen gezwungen und auch sehr gespielt rüber kommenden strengen Blick zu. "Sie ist hier genauso Gast wie du..." Plötzlich fiel mir ihre Amnesie ein. Ich lehnte mich zu meiner mehr oder weniger Cousine herüber. "Kannst du... dich an irgendetwas erinnern? An mich vielleicht?" Sie wog ihren Kopf hin und her. "Ja, du hast mich ins Krankenhaus gebracht... auch an meinen Namen erinnere ich mich, an meinen Vater auch ein wenig." Ich lächelte sie zufrieden an, obwohl ich innerlich sehr unsicher war. Micha war inzwischen aufgestanden um sich einen Kaffee in der Küche zu machen. Es war bei uns Gang und Gäbe, dass er in meiner Wohnung umherwerkelte, als wohnten wir schon seit Jahren gemeinsam darin. Plötzlich horchte ich auf, es war Justines Frage, welche das Grinsen auf meinem Gesicht augenblicklich verblassen liess. "Wo ist der Hund?" "W- welcher Hund?" "Na... am See... ich erinnere mich schwach, bevor du mich gewärmt und gestützt hast, war da ein Hund, der mich angestupst hat und angesabbert..." Ein heisskalter Schauer überflutete mich. Ich schüttelte vehement den Kopf. "Nein, kein Hund!" Sie hob eine Augenbraue und wich etwas vor mir zurück. Kam ich zu aggressiv rüber? Ich senkte resignierend den Kopf und entschuldigte mich. Sie winkte ab und rückte wieder näher zu mir, legte ihren Kopf vertrauensselig an meine Schulter. Es war ein mulmiges Gefühl, dieses Mädchen so nah bei mir zu spüren. Sie war mir doch so fremd... Doch ich wusste, dass ich ihr zum ersten Schritt in ein neues Leben verholfen hatte und ich war überzeugt davon, das Richtige getan zu haben. Also musste ich spielen. Und das konnte ich ja... ich war sogar gut. Ich grinste in mich hinein und streichelte Justines Wange mit meinen Fingerspitzen, während Engels Schnauben erklang. Als sich Micha mitsamt Kaffee wieder zu uns dreien gesellte, wandte sich die Blonde sogleich an ihn. Ein trotziger Unterton durchzog ihre Stimme. "So, du bist also mit Rebecca zusammen, ja? Ich meine, das braucht dir nicht peinlich zu sein, wäre ich ein Mann, wäre ich auch gerne mit ihr zusammen, will sagen, möchte halt nur wissen ob das stimmt und so... bist ja ganz ein lieber, aber glaubst du nicht, du solltest sie etwas weniger einengen?" Michas Kaffe verteilte sich, begleitet von einem spritzenden Prusten, über den gläsernen Couchtisch. Die Röte schoss ihm ins Gesicht, er hustete kurz, dann antwortete er: "Nein, nicht doch, wir... sind nur gute Freunde..." Es klang mehr nach einer Frage als nach einer Aussage, das liess mich schlucken. Dann nickte ich und mischte mich ein. "Ja, nur gute Freunde. Das reicht ja wohl, oder?" Micha nickte wild und Engel grinste, scheinbar zufrieden darüber, uns verunsichert zu haben. Wie automatisch streichelte ich Justine weiter, welche schon halb über meinem Schoss lag und es sichtlich genoss, den Trubel um sie herum ignorierend. Was für ein gelassenes Gemüt, dachte ich schmunzelnd und stellte in ihr das genaue Gegenteil von Engel fest. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)