Wish You Were Here von abranka ================================================================================ Kapitel 1: Wish You Were Here ----------------------------- How I wish How I wish you were here We're just two lost souls Swimming in a fish bowl Year after year Running over the same old ground What have we found? The same old fears Wish you were here Verdammt, ich hätte nie gedacht, dass ich dich vermissen würde. Niemals. Gerade dich nicht, du verdammter Koch. Lorenor Zorro stand an die Reling der Flying Lamp gelehnt und ließ den Blick über das Wasser schweifen. Wenigstens sah es nach außen hin so aus. In Wirklichkeit nutzte er die Ruhe und die sanften Wellen des Meeres, um seine Gedanken und Gefühle einigermaßen zu ordnen. Auch wenn das angesichts dieses umfassenden Chaos vergebliche Mühe war. Vor einer Woche hatten sie, die Crew der Flying Lamp - bestehend aus dem Kapitän Monkey D. Ruffy, der Navigatorin Nami, dem Schützen Lysop und eben Zorro, dem Schwertkämpfer -, ihren Schiffskoch Sanji auf einer Insel im All Blue abgesetzt. Ja, sie hatten diesen sagenumwobenen Ozean gefunden, der vor Fischen nur so wimmelte. Sanji hatte sein Ziel somit erreicht. Er konnte dort sein - und kochen. Mit neuen Fischen experimentieren und die besten Gerichte der Welt zaubern. Ein trauriges Lächeln huschte über Zorros Gesicht, als er sich an Sanjis Begeisterung erinnerte. Die Crew brauchte Sanji - sie brauchte ihn immer noch -, doch niemand hatte es gewagt, ihn zu fragen, ihn zu bitten, ob er denn nicht doch bei ihnen bleiben würde. Sieben Tage war das nun her. Sieben verdammte Tage, die Zorro wie eine Ewigkeit vorkamen. Das Kochen übernahm nun der Reihe nach die gesamte Crew - mit mehr oder noch mehr schlechten und widerlichen Ergebnissen. Sie brauchten Sanji. Ansonsten würden sie sich noch irgendwann selbst vergiften. Das alles hatte Zorro im Hinterkopf - und noch viel mehr. Er wusste nicht genau, wann es angefangen hatte. Irgendwann hatte sich ein seltsames Gefühl in ihm breit gemacht. Sanji und er waren noch öfter aneinander geraten als vorher. Viel öfter. Jeden Tag hatte es mehrfach zwischen ihnen gekracht, bis die anderen ständig genervt waren. Klar, wer hörte schon gerne direkt morgens um sechs das Gezeter von zwei Sturköpfen? Zorro musste leise lachen. Der Wind versuchte an seinem kurzen, grünen Haar zu ziehen und scheiterte. Die Strähnen waren dazu viel zu kurz. Somit begnügte er sich damit, Zorro um die Ohren zu pfeifen und das Lachen von seinen Lippen hinaus auf die See zu tragen. Der Schwertkämpfer wusste nicht, was passiert war. Irgendwie... irgendetwas halt. Er seufzte leise. Und jetzt war Sanji weg. Unwiderruflich weg. "Du vermisst ihn." Namis Stimme erklang plötzlich neben ihm. Zorro schreckte unwillkürlich zusammen und war versucht, die rothaarige Navigatorin anzusehen. Doch dann unterließ er das lieber und blickte weiter unbewegt aufs Meer hinaus. "Mhm...", machte er leise. "Er fehlt uns allen." Nami seufzte leise und stützte das Kinn in die Hände. "Heute kocht Ruffy. Wir können froh sein, wenn wir überhaupt etwas abbekommen und dann nicht direkt wieder alles ausspucken müssen." Sie verdrehte die Augen. "Mhm." "Weißt du, ich glaube... Sanji würde sicher zurückkommen. Wir hätten ihn nur fragen müssen. Aber wer kann ihm seinen Traum schon absprechen? Er kann jetzt das leben, was wir alle noch suchen und leben wollen..." Die Navigatorin seufzte erneut. "Mhm." "Verdammt, Zorro! Sag doch mal was!", fauchte sie plötzlich und fasste ihn an den Schultern. Er blickte sie ausdruckslos an. "Und was? Dass ich ihn vermisse? Dass mir diese ewigen Streitereien fehlen? Dass ich diesen elenden Fraß, den wir hier fabrizieren, nicht mehr sehen kann? Das ist für dich doch eh offensichtlich." Mit einem unwilligen Knurren wandte er sich wieder dem Meer zu. Nami sah ihn noch kurz an, dann drehte sie sich mit einem leisen Seufzer weg. "Ich glaube... wenn du ihn fragen würdest, dann würde er wieder mit uns segeln.", sagte sie leise. Blöde Kuh. Als wenn ich das nicht wüsste... Als wenn ich das nicht längst wüsste. Aber ich kann nicht. Ich kann einfach nicht. In der Nacht bevor Sanji von Bord gegangen war, war er zu Zorro in die Kajüte gekommen. Der Schwertkämpfer war dadurch aus dem Schlaf gerissen worden und entsprechend schlecht gelaunt gewesen. Bevor er jedoch etwas hatte sagen können, war Sanji ihm zuvorgekommen und hatte das Wort ergriffen. "Sag etwas.", hatte der blonde Koch gemurmelte und Zorro aus seinen dunklen Augen fest angesehen. "Sag etwas und dann bleibe ich. Sag, dass ich mir diesen ganzen Kram nicht nur einbilde, dass hinter unseren Streitereien mehr steckt. Sag es mir..." Seine Stimme war immer leise geworden, doch der grünhaarige Mann hatte jedes Wort klar und deutlich verstehen können. Vollkommen überrascht hatte Zorro ihn angesehen. Einfach nur angesehen. Kein Ton war über seine Lippen gekommen. Was hätte er sagen sollen? Dass in ihm so ein komisches Kribbeln war? Dass er eine seltsame Nähe zu Sanji spürte und das Gefühl hatte, dass ihm diese Nähe gefährlich werden könnte? Ja, dass es eine regelrecht gefährliche Nähe geworden war, in der er Angst hatte, die Kontrolle zu verlieren und sich daher hinter seinen harten Worten verstecken musste? Jetzt wusste er, dass er das hätte sagen sollen. Dass es die Dinge einfacher gemacht hätte, für ihn - und für Sanji. Er hatte nichts gesagt. Kein Ton war über seine Lippen gekommen. Er hatte den blonden Koch nur stumm angesehen. Noch nicht einmal eine dumme Bemerkung hatte er hervorbringen können. Lange hatte Sanji auf der Bettkante gesessen und lange hatten sie sich in die Augen gesehen. Schließlich war der blonde Mann aufgestanden. In der Tür war er noch kurz stehen geblieben und hatte leise etwas gemurmelt. Es hatte nach "Schade." geklungen. Und am nächsten Tag war er von Bord gegangen. Von Bord gegangen, um seinen Traum zu leben. Hätte ich das Recht gehabt, ihn von seinem Traum abzuhalten? Hätte ich das gedurft? Diese Fragen stellte sich Zorro immer wieder. Nur eine Antwort bekam er nicht. Überhaupt hatte er das Gefühl, sich hinter der Frage des Lebenstraumes zu verstecken. Ging es nicht um etwas anderes? Klar, es ging um Gefühle. Und somit um etwas, womit sich Zorro nicht wirklich auskannte. Das meiste, was in ihm herrschte, war der Wunsch zu kämpfen. Was für ein Gefühl war damit verbunden? Er zuckte mit den Schultern. Er wusste es nicht. Er wusste nur, dass es ihn glücklich machte. Aber irgendwie hatte er nun das Gefühl, niemals mehr glücklich werden zu können. "Ach, verdammt!", fluchte er lautstark und schlug mit der Faust auf die Reling. Letztlich ist es doch wirklich scheißegal, was in mir vorgeht. Letztlich ist dieser ganze Gefühlskram doch scheißegal. Hauptsache er ist wieder hier bei uns, an Bord der Flying Lamp. Er wandte sich ab und stampfte in Richtung Ruder. Der langnasige Lysop hielt das Steuerrad in der Hand und die Flying Lamp somit auf Kurs. "Wir fahren zurück.", brummte Zorro und stellte sich mit hinter dem Rücken verschränkten Armen neben Lysop. "Wir holen Sanji zurück." Seine Stimme klang fest, obwohl schon allein bei dem Gedanken daran, dass sie umkehren würden und dass das sein Entschluss war, sein Herz anfing wie ein Rennpferd zu galoppieren. "Äh?", machte Lysop verwirrt. "Du hast schon richtig gehört: Dreh um!" Zorros Stimme war lauter geworden, als er beabsichtigt hatte. "Was geht denn hier ab?" Vertrottelt wie so oft stand Ruffy, der schwarzhaarige Kapitän plötzlich hinter ihnen, den Strohhut in den Nacken geschoben und einen herrlich blöden Ausdruck auf dem Gesicht. "Er... er will...", stammelte Lysop, durch Zorro in seinem ohnehin kaum vorhandenen Selbstvertrauen erschüttert. "...Sanji zurückholen.", vervollständigte Zorro. "Oder willst du etwa weiter diesen Fraß essen?" "Fraß?" Ruffy kratzte sich erneut am Kopf. "Na ja, so schlimm ist es doch..." Weiter kam er nicht. "Ist es doch!", brüllten Nami und Lysop gleichzeitig. "Oh, na gut... Holen wir ihn zurück!" Ein breites Grinsen erschien auf Ruffys Gesicht. Schwungvoll drehte er das Steuerrad und einige Minuten später waren sie auf Gegenkurs - zurück zum All Blue und zu Sanjis Insel. Erneut lehnte Zorro an der Reling und beobachtete, wie der Wind sie Sanji regelrecht entgegenjagte. Sein Herzschlag hatte sich langsam wieder beruhigt, doch er war noch immer unruhig. Was sollte er Sanji sagen? Was denn? Und wenn er herausgefunden hatte, was es war, würde er dann auch einen Ton herausbringen? Er hoffte es. Er hoffte es inständig. Erstaunliche drei Tage später gingen sie vor der Insel vor Anker. Zorro zitterten die Knie, als die ganze Crew gemeinsam das Schiff verließ. Etwas, was der knallharte Schwertkämpfer niemals jemandem gegenüber zugeben würde. Sie steuerten auf die Baustelle zu, die einmal Sanjis Restaurant werden sollte. Mehr als ein Rohbau war es aber noch nicht. Der blonde Koch stand gerade auf einer Leiter und nagelte einen Balken fest, als sie unter ihm eintrafen. Er hatte sie bisher noch nicht bemerkt. "Hey Sanji!", brüllte Ruffy gut gelaunt hinauf. Sanji verlor vor Schreck und Überraschung das Gleichgewicht. Mit einem lauten Aufschrei rutschte er ab. Die Leiter kippte um und beide fielen dem Boden entgegen. Ehe Ruffy seine elastischen Arme ausstrecken konnte, war Zorro schon vorgesprungen und hatte den Koch aufgefangen. "Idiot, pass das nächste Mal auf.", knurrte der Schwertkämpfer bewusst herablassend, stellte Sanji wieder auf die Füße und wich zwei Schritte zurück. Verwirrt huschte dessen Blick von Zorro über Lysop und Nami zu Ruffy und wieder zurück zu Zorro. "Was... Was macht ihr denn hier?", fragte er schließlich, während er versuchte, die Fassung zu wahren. Es gelang ihm nur mäßig, eine Tatsache, die Zorro mit einer gewissen Genugtuung registrierte. In Sanjis Unsicherheit sah er eine gewisse Beruhigung. Wenn Sanji unsicher war, dann durfte er es doch auch sein, nicht wahr? "Wir holen dich zurück." Ruffy grinste breit, während Nami und Lysop mit dem ähnlichen Ausdruck eines beinahe durch zu breites Lächeln halbierten Gesichts neben ihm standen. Sanji sah Zorro an. "Wollt ihr das alle?" Die Stimme des Blonden klang überraschend kühl. "Klar!" Die immer noch grinsenden Drei nickten synchron. "Und du?" Sanji wandte sich an Zorro und betrachtete den grünhaarigen Schwertkämpfer distanziert aus seinen dunklen Augen. Verdammt. Ich dachte, es wäre nicht nötig... Zorro spürte augenblicklich einen dicken Kloß ihm Hals, der es ihm unmöglich machen wollte, etwas zu sagen. Da war sie wieder. Diese gefährliche Nähe. Er konnte jedes Detail in Sanjis Gesicht sehen. Die Art, wie ihm die blonden Haare im Seitenscheitel fielen und das linke Auge verdeckten. Das leichte, kaum sichtbare Zucken der schmalen Lippen. Er hatte das Gefühl, wieder keinen Ton herausbringen zu können. Und doch... Er musste sich dazu zwingen. Welche Wahl hatte er denn schon? Er wollte schließlich, dass Sanji zurückkam. Zur Flying Lamp zurückkam. Zu ihm zurückkam. Der Gedanken traf ihn mehr, als er sich selbst gegenüber jemals zugeben würde. Aber genau das war es, was er wollte. Sanjis Blick ruhte noch immer auf ihm und mittlerweile starrten ihn auch Nami, Ruffy und Lysop an. Zorro riss sich zusammen und sagte schließlich das, was er als einziges rausbringen konnte. "Klar, Blödmann. Oder meinst du, ich will weiter das elende Zeug von Ruffy und Lysop essen? Außerdem kann man mit denen nicht richtig streiten." Er verzog das Gesicht. "Haben zu wenig Feuer, Smutje." Sanji starrte ihn einen Moment lang mit ausdrucksloser Miene an, dann musste er lachen. "War ja klar." Mit zwei Schritten war er bei dem Schwertkämpfer und umarmte ihn kurz. Gerade lang genug, um ihm zweimal fest auf die Schulter zu klopfen und vier kleine Worte ins Ohr zu flüstern. "Hab dich auch vermisst." Wie paralysiert stand Zorro da und ließ sich die Berührung gefallen. Sein Herz machte dem Hufschlag eines Rennpferdes wieder einmal alle Ehre und das Rauschen des Blutes in seinen Ohren glich einem Wasserfall. Wie erstarrt stand er da und sein Blick ging ins Leere. "Hey, Zorro! Willst du da Wurzeln schlagen? Wir legen ab!" Lysop riss ihn aus seinen Gedanken. "Bin ja schon da!", brüllte er zurück und rannte hinter den anderen her, die bereits an Bord gegangen waren. Kaum hatte er die Planke hinter sich gebracht, da wurde sie auch schon eingezogen und der Anker gelichtet. Kurze Zeit später waren sie wieder auf dem Weg Richtung Grandline. Wieder einmal hatte Zorro seinen Platz an der Reling gefunden. Sein Blick glitt über die Wellen. Erneut brauchte er sie, um seine Gedanken und Gefühl zu sortieren. Das würde er wohl immer brauchen, solange Sanji in seiner Nähe war. Gefährliche Nähe. Oh ja, diese Worte trafen die ganze Situation ziemlich gut. Na ja, eigentlich war alles nicht so aussichtslos, wie er immer gedacht hatte. Das hatten ihm dieser denkwürdige, nächtliche Besuch und diese vier kleinen Worte bewiesen. Und doch... Vielleicht war es besser einfach eine Weile diese Nähe zu haben und dann zu sehen, was passieren würde. Ein Lächeln huschte über Zorros Gesicht. Ja, das klang gut. Man musste schließlich nichts überstürzen. Er war schließlich keine Motte, die sich in die Flammen stürzte. Der Gong, der zum Essen rief, erklang und kurz darauf dröhnte Sanjis Stimme über das Deck. "Essen ist fertig!" Mit einem noch tieferen Lächeln stieß sich Zorro von der Reling ab. Während er auf Sanji zuschritt, hatte er das Gefühl, doch eine Motte zu sein. Eine, die sich einmal mehr in die gefährliche Nähe der Flamme begab. We don't need Need anymore pain We just need to remain on the very same page So much to gain No more losing a friend Losing ourselves We just need your help So glad you're here Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)