When love is knocking on your door von black_rain (Weihnachtsbeitrag 2004) ================================================================================ Kapitel 2: ----------- CONTACT II Irgendwann nach scheinbaren Millionen Ewigkeiten war er schließlich schwer keuchend vor seiner Wohnungstür angekommen. Vielleicht hatte sein Brummschädel von heute Morgen doch eine angehende Erkältung oder etwas dergleichen anzeigen wollen - schließlich wohnte er bloß im zweiten Stock und fünf noch nicht einmal sehr steile Treppen waren nun nicht gerade eine unüberwindbare Hürde! Seufzend etwas von "Hmpf. Von wegen fröhliche Weihnachten,!" murmelnd ließ er sich auf der zweituntersten Stufe der leicht knarzenden Holztreppe nieder und öffnete dann die Tasche um müde nach seinem Schlüssel zu suchen. Natürlich ging in genau diesem Augenblick die Treppenhausbeleuchtung aus, sodass er sich erst umständlich wieder hoch kämpfen und erneut die Taste drücken musste, bevor er seine Suche fortsetzen konnte. Ein aussichtsloses Unterfangen mit dem ernüchternden Ergebnis, dass jener Gegenstand, den er suchte, schlicht und einfach nicht mehr da war. Und bevor er etwas tun konnte flossen die Tränen in Strömen über sein Gesicht, während der blasse, schmale Körper von heftigen Schluchzern geschüttelt wurde. Jedoch, so sehr er auch versuchte, sich zu beruhigen - es ging nicht. Zuviel war in letzter Zeit schiefgegangen, als dass er nun noch einen einzigen weiteren Wermutstropfen ertragen konnte. Selbst die Katze hatte Mitleid mit ihm, sprang ansatzlos auf seinen Schoß und schmiegte sich tröstlich an ihn und schenkte ihm ihre schmerzlindernde Wärme und ein beruhigendes langanhaltendes Schnurren. Dankbar vergrub er sein tränennasses Gesicht in dem geschmeidig weichen, geradezu seidigen Fell und begann sich auszuweinen, bemerkte es nicht einmal, als wenige Minuten später wieder das bereits vor einiger Zeit erloschene Licht im Treppenhaus anging. Mit eingezogenem Kopf hastete er durch die Straßen und versuchte auf dem von zehntausend Menschen fest- und sehr glattgetretenen Schnee nicht auszurutschen. Fast wäre er mit diesem Vorhaben kurz vor Leons Haus noch gescheitert, als er auf einem Stückchen Glatteis beinahe doch noch ausgerutscht wäre, aber er konnte sich gerade noch so retten und ging vorsichtig und sich gut an dem Holzgeländer festhaltend die kleine Treppe mit nur fünf Stufen hinunter, bis er schließlich vor der Haustür des jungen Blondschopfes stand. Unschlüssig blickte er auf die schwach erleuchtete Klingeltaste mit Leons Namen, aber Klingeln würde wenig nützen, wo der Student doch höchstwahrscheinlich nicht in seine Wohnung kam. Er wollte gerade bei einem anderen Nachbarn klingeln als er einfach auf gut Glück versuchte die Tür aufzudrücken und war nicht wenig erstaunt, dass diese tatsächlich nachgab. /Sehr sicher ist das aber auch nicht gerade.../, dachte er leicht stirnrunzelnd. Bei ihm stand sogar in der Hausordnung, dass die Tür immer geschlossen gehalten sowie die Tagessperre eingerastet werden und ab 10 Uhr abends völlig abgeschlossen werden musste... Achselzuckend trat er ein. Im Grunde genommen sollte er schließlich froh über die Nachlässigkeit der Anwohner sein. Es war stockfinster im Treppenhaus, doch bevor er den Lichtschalter drückte, lauschte er einige Sekunden auf menschliche Geräusche, hörte jedoch nur den Wind, der, wütend darüber ausgesperrt worden zu sein, um das Haus brauste. Nun doch sehr besorgt ging er die Treppen hinauf bis in den zweiten Stock, wie Leon es ihm noch vor etwas mehr als einer halben Stunde erklärt hatte. Er musste nicht lange suchen um den jungen Studenten, der ihm, ohne es zu wissen, so gründlich den Kopf verdreht hatte, zu finden, doch der Zustand in dem er den Kleineren vorfand ließ ihn einen leisen erschrockenen Laut von sich geben, bevor er sich vor den braunäugigen Blondschopf hockte und ihn sanft, fast zaghaft an der Wange berührte. "Leon, ich bin es, Damian...", flüsterte er leise. Jener zuckte überrascht zusammen, bevor er mit geweiteten Augen den kellnernden Studenten erkannte. "Was...?", machte er vor Fassungslosigkeit nicht mehr als ein leises Wispern hervorbringend und Damian erschrak, als er das starke Zittern in der Stimme bemerkte. Viel tiefer jedoch traf es ihn, als Leon hastig sein Gesicht senkte, sodass seine wallenden Locken es vor Damian verbargen. "Leon", hauchte er hilflos, verstrich mit seinem Daumen die nassen Tränenspuren, hob schließlich sanft dessen Kinn an, weil er nicht wollte, dass jener glaubte, etwas vor ihm verstecken zu müssen. "Leon, sieh mich bitte an! Was... was hast du, Kleiner?", fragte er mit sanft gedämpfter Stimme, hoffte, dass er Leon dazu bewegen konnte, ihm zu vertrauen. Und von einem Augenblick auf den anderen brach es plötzlich aus dem Jüngeren heraus und jener erzählte dem anderen Studenten alles, was geschehen war. Als die Sprache auf die Katze kam blickte er etwas genauer auf das Fellbündel und war nicht wenig verdutzt sein eigenes Haustier auf dem Schoß dieses blonden Engels vorzufinden, doch er hütete sich davor, den Jüngeren gerade jetzt zu unterbrechen, da er sich ihm freiwillig preisgab. "Daran ist nur diese Katze Schuld!", klagte Leon und sog die Nase hoch, doch Damian konnte sehen, dass der Kleinere das nicht wirklich ernst meinte. Trotzdem zog er seine Katze vorsichtig von dessen Schoß herunter, hob sie, June unter den Vorderbeinen haltend, vor sein Gesicht und fragte streng: "Stimmt das, June? Hast _du_ das alles Leon eingebrockt?" Bildete er sich das nur ein oder funkelten Junes verschiedenfarbige Augen ihn eindeutig empört an? Was es auch war, nun trat auch der Kleinere für Damians Kätzchen ein und nahm seine Anschuldigung wieder zurück. "Blödsinn! Ich war einfach nur mal wieder zu tollpatschig..." Der Schwarzhaarige ließ seine tierische Mitbewohnerin endlich herunter und schenkte dem süßen Unglücksraben ein warmes, mitfühlendes Lächeln. "Ich glaube eher, du hast in letzter Zeit einfach Pech gehabt... aber das ändert sich jetzt bestimmt. Soviel Pech kann ein Mensch nun auch nicht haben..." Ihm zuzwinkernd wandte er sich wieder an seine Katze: "Und du, meine Dame, wirst mir heute Abend erklären müssen, wie du es geschafft hast, dich aus der Wohnung zu schleichen und dann auch noch ausgerecht zu Leon zu finden!" Leon riss erstaunt die Augen auf. "Soll das etwa heißen, sie gehört dir?" Der Größere lächelte schief. "Na ja weißt du, eigentlich gehört eine Katze nur sich selbst, aber es sieht wohl so aus, als wäre _ich_ tatsächlich _ihr_ Mensch... Tut mir wirklich Leid, dass sie dir so einen Ärger eingebrockt hat." Erschrocken und entschlossen schüttelte er den Kopf, sodass seine blonde Lockenmähne wild umherflog. "Nein, überhaupt nicht, ich habe doch schon gesagt, dass-" "Schon in Ordnung, Leon", lächelte der andere leicht und trieb ihm so warmes Blut in die Wangen. Es dauerte einige Sekunden bis er wieder fähig war, einen klaren Gedanken zu fassen und noch einige, bis er verdutzt fragen konnte: "Wieso bist du überhaupt hier? Du wolltest doch erst morgen kommen!" Grinsend griff der Ältere in seine Hosentasche und förderte einen metallisch aufblitzenden Gegenstand zu Tage. "Meine Schlüssel!", rief er fassungslos und fiel dem Schwarzhaarigen spontan und ohne nachzudenken um den Hals. "Sh... Schon gut, Kleiner", hörte er die angenehm tiefe Stimme wispern, spürte leicht erschauernd dessen warmen Atem über seine Ohrmuschel streichen. Dann erst wurde ihm klar, was er da eigentlich tat und löste sich hastig von Damian, senkte verlegen den Blick. "Entschuldigung..." "Ach was", winkte der andere breit lächelnd ab, drehte sich dann um und schloss Leons Tür auf, während dieser versuchte aus eigener Kraft und sehr umständlich wieder hochzukommen. "Warte Leon, ich helfe dir!", rief der studierende Kellner beinahe erschrocken und stützte ihn so gut er konnte, was nicht ganz einfach war, weil er den Blonden um ein gutes Stück überragte. Der blinzelte ihn unendlich dankbar aber auch ebenso verwundert an, stotterte ob der wunderbaren Nähe schon wieder errötend: "Da-Danke. Du kannst auch mit hereinkommen, wenn du magst, und dich ein bisschen aufwärmen... Draußen ist es doch so kalt." Der Grünäugige lächelte ihm warm zu und ließ das Herz des Kleineren deutlich schneller schlagen, sodass dieser innerlich betete, der andere würde es trotz ihrer beinahe intimen Nähe nicht bemerken. "Vielen Dank, das ist sehr freundlich von dir." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)