Transmutation von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Awakening -------------------- Müde blinzelte der Schwarzhaarige gegen das Licht, erkannte seine Zimmerdecke und seufzte leise. Er trug seine Klamotten vom vorigen Tag noch und lag quer über dem Bett, sein Haar verstrubbelt. Wie war er hier hin gekommen? Warum war er so müde? Und wieso taten ihm alle Muskeln in seinem Körper weh?!? Mühsam arbeitete sich Leon in eine aufrechte Position und fuhr sich mit der Hand über die Augen, und selbst diese Bewegung veranlasste seine Muskeln schon zu einem Aufschrei. Mann, hatte er einen seltsamen Traum gehabt... Ein Streuner hatte ihn gebissen, und plötzlich entflammte sein ganzer Körper in Schmerz, nur um kurz darauf wieder normal zu werden, und die Wunde, die der Hund in seine Seite gerissen hatte, war plötzlich geheilt. So was wirres...Was wollte sein Unterbewusstsein damit wohl ausdrücken? Das war kein Traum, Leon. Verleugne es nicht. Verwirrt kniff der 18jährige die Augen zusammen, doch die Stimme kam nicht wieder. Ja, klar. Kein Traum. Dann müsste wohl ein Loch in meiner Jeansjacke sein, oder? Und Blut überall. Grinsend tastete der Schwarzhaarige an seine Seite, und erstarrte. Da war ein Loch in seiner Jacke. Ungläubig ließ er seinen Blick zu dieser Stelle wandern, doch er blieb an seiner blutgetränkten Jeans hängen. Es musste ein Traum gewesen sein! So was konnte doch nicht wirklich passieren...oder? Vehement verdrängte er die aufkommenden Gedanken, und zog sich schnell aus, sprang unter die Dusche. Wenn er noch weiter so darüber nachdenken würde, würde er schier verrückt werden. Also erstmal einen klaren Kopf schaffen, die Kopfschmerzen weg bekommen, und dann wieder überlegen. Leon lebte in einer an sich ziemlich großen Wohnung. Schlafzimmer, Bad mit Badewanne und Dusche, Küche, Gästezimmer, Wohnzimmer mit großem Balkon und einem perfekten Blick auf die belebte Stadt. Und jeder dieser Räume war so riesig, dass der Schwarzhaarige ein ganzes Stockwerk für sich hatte. Tja, was man sich nicht alles leisten kann, wenn dem Großvater die größte Computerfirma der Welt gehörte. Seine Eltern waren schon lange tot, deshalb war die einzige Person, zu der er noch Bezug hatte, sein Großvater, und dieser ließ ihm so viel Freiraum wie er wollte, überwies ihm monatlich immer einen Haufen Geld, von dem er leben konnte. Leon hatte die Schule erst vor ein paar Wochen abgeschlossen, in der Grundschule hatte er einmal eine Klasse übersprungen, weshalb er ein Jahr früher als sein Jahrgang fertig war. Er konnte sich jetzt entscheiden, ob er studieren wollte, in der Firma seines Großvaters mitarbeiten wollte, eine Weile um die Welt reisen sollte, oder was auch immer. Sein Großvater würde ihn in allem unterstützen und ihm alles erlauben. Der Schwarzhaarige kannte sich gut mit Computern aus, weshalb es auch kein Problem wäre ohne jegliches Informatikstudium bei Carlson Technics mitzuarbeiten. Aber noch war er sich unsicher. Mit seinem Abschluss könnte er auch so gut wie alles studieren, nur im Moment fühlte er sich einfach mehr nach ausruhen und entspannen. Die Welt kennen lernen. Er hatte keinen engen Kontakt zu irgendwelchen Leuten, Freunde, wie man sie nennen könnte, da die meisten entweder eingeschüchtert von seiner Art, seinem Geld, oder seiner Intelligenz waren. Und Leon legte keinen Wert drauf, seine Zeit mit irgendeinem Arschkriecher zu vergeuden, der versuchte sich Chancen durch ihn und seines Großvaters Verbindungen zu schaffen. Außerdem, wer hat gesagt, allein sein wäre nicht schön? Ihm gefiel es, und das war die Hauptsache. Punkt um, Ende der Diskussion. Seufzend rubbelte er sich durch die noch nassen Haaren, während er schon angezogen durch die Wohnung tigerte. Also, noch mal von vorne. Angenommen, dieses Tier hatte ihn gebissen. Schließen wir Tollwut jetzt einfach mal aus, denn dann würde es ihm sicher nicht noch so gut gehen. Was sollte das für ihn ändern? Okay, es war schon seltsam, dass die Wunde sich von selbst in dieser kurzen Zeit geheilt hat. Und die Schmerzen, das war natürlich sicherlich auch nicht normal. Aber, hey, was sollte schon passiert sein? Du bist jetzt ein Werwolf, Leon. Finde dich damit ab und lerne, damit zu leben, denn sonst treibt es dich in den Tod. Werwolf? Klar doch. Na, aber wenn diese innere Stimme so darauf bestand, finden wir doch mal etwas über Werwölfe heraus. Schließlich haben wir Computer, Internet und tausend nützliche Sachen. Nachdem der PC hochgefahren war, aktivierte Leon seine eigens konstruierte Suchmaschine, Gotcha, und gab den Begriff Werwolf ein. Gotcha war fast schon eine künstliche Intelligenz. Sie suchte nach bestimmten Kriterien, durchsuchte alle verfügbaren Websiten nach dem Wort, und entschied blitzschnell aus dem Zusammenhang, ob es sich um etwas nützliches handelte. Sie war darauf programmiert, Bücher, Filme, etc. außen vor zu lassen, und nur wirklich ernste Artikel zu finden. Das Programm hatte er irgendwann mal aus Langeweile entwickelt, da ihm google und der Rest nicht gut genug waren, und seitdem benutzte er es nur für sich selbst, hatte es weder seinem Großvater noch sonst jemandem gezeigt. Wenn jeder so was hätte, wäre es ja langweilig... Es dauerte eine Weile, bis das Suchprogramm fertig war, und in der Zeit frühstückte der 18jährige, hörte das leise Summen des Computers, und wartete darauf, dass ein Piepsen das Ende der Suche ankündigte. Nach einer halben Stunde spuckte der PC dann die Ergebnisse aus. Nur vier Artikel hatten es in die Endauswahl geschafft, und die ersten drei waren wenig befriedigend. Da stand irgendwas von wegen, halb Mensch, halb Wolf, sie nannten, woher der Begriff Werwolf stammte und wo der erste angeblich erschienen sein soll. Das war es dann auch schon. Nur der vierte versprach mehr. Werwölfe Nicht, wie allgemein angenommen, können diese übernatürlichen Wesen nur in der Nacht und bei Vollmond ihre Form wechseln, nein, sie können es eigentlich je nach Belieben. Bei den ersten Umwandlungen als Werwolf, wird es wahrscheinlich etwas schmerzen, aber dieser Schmerz wird nach ein bisschen Training völlig verschwinden. Werwölfe haben ungemein hohe physische Kräfte, aber sie beherrschen auch Telepathie, um sich in ihrer Wolfsform und über große Entfernung hin, verständigen zu können. Es gibt drei unterschiedliche Formen, die ein Werwolf nach Belieben wechseln kann. Erstens, die Form als Mensch, zweitens die Form als halb Mensch, halb Wolf, und drittens die Form als Wolf. Man unterscheidet zwischen zwei Arten von Werwölfen: a) geborene: Ihre erste Umwandlung tritt mit dem Beginn der Pubertät ein, ungefähr zwischen 12-14 Jahren. Ihre Väter sind zumeist da und unterstützen sie, stehen ihnen bei und zeigen ihnen, wie man es richtig macht, lernen sie es zu beherrschen und auf Befehl zu können. Sie werden meist schon in ein bestehendes Rudel geboren, da ihr Vater ja auch ein Werwolf sein muss. Werwölfe sind Rudeltiere, ja, aber das heißt nicht, dass sie andauernd zusammen sind, sondern jeder lebt sein eigenes Leben, und in bestimmten Abständen, oder wenn irgend jemand von ihnen sich bedroht fühlt, treffen sie sich und helfen sich. Gebissene Werwölfe werden fast nie in ein bestehendes Rudel von geborenen aufgenommen. b) gebissene: Ihre erste Umwandlung tritt eine Nacht nachdem sie gebissen wurden ein, deshalb sollten sich diese in dieser Zeit an einen einsamen, verlassenen Ort zurückziehen, um sich ungestört verwandeln zu können. Der Körper fordert diese Umwandlung und sie lässt sich auch nicht aufhalten. Man sollte sich vorher seiner Kleider entledigen, da diese sonst während der Verwandlung zerrissen werden, und man nachher nackt nach Hause zurückkehren müsste. Die gebissenen Werwölfe sind nicht so geachtet unter geborenen, dennoch werden sie akzeptiert, außer, sie ziehen die Aufmerksamkeit der Menschen, der Medien auf sich, dann werden sie eliminiert von dem Rudel, das ihnen am nächsten ist, ohne wenn und aber. Das Alter, in dem man einen Menschen beißen sollte, ist das zwischen 17 und 25. Vorher ist der Körper und das Denken des Menschen noch nicht ausgereift genug, um die Umwandlung anzuerkennen, zu verstehen und zu akzeptieren. Körper und Geist würden sich gegen das Verwandeln wehren, und sich so selbst zerstören, der Mensch würde umgehend sterben. Danach ist das Denken und der Körper nicht mehr anpassungsfähig genug, er wird nicht begreifen, was geschieht, die Verwandlung wird sich zwar vollziehen, aber der Mensch würde dabei verrückt werden, nach der Umwandlung würde er sofort Selbstmord begehen. Zwischen 17 und 25 befindet das Gehirn sich immer noch im Aufbau, Umbau, akzeptiert und versteht Veränderungen leichter und integriert sie. Deshalb ist das das Alter, in dem Menschen gebissen werden, meist jedoch wagen es die Werwölfe ab 23 nicht mehr, da es dann auch schon schief gehen kann, es kommt immer auf den Menschen an. Nach dem Biss kann es sein, dass einige Sinne schon gleich stärker ausgeprägt sind, während andere ganz nachlassen. Zum Beispiel hört der Mensch viel besser und viel lauter, da sein Gehirn sich noch nicht angepasst hat, die Lautstärke geregelt hat, und der Geruchssinn kann ganz versagen, ohne, dass es bemerkt wird. Die Augen verändern sich nie, denn ein Wolf sieht nicht besser als ein Mensch, er sieht nur weniger Farben, und meist behält der Werwolf dann seine menschliche Sehkraft. Und dann war der Artikel zu Ende. Ha, er war also im besten Alter, na wunderbar. Aber trotzdem glaubte er nicht wirklich, dass er jetzt von heute auf morgen ein Werwolf sein sollte. Ja klar, und Schweine können fliegen... Aber ein Teil seines Selbst, ein immer größer werdender Teil, beharrte darauf, dass es so war. Er hatte es ja selbst gesehen. Diese Intelligenz in den Augen dieser Tiere, die da eindeutig nicht hin gehörte. Aber Werwölfe, das waren doch nur Wesen für Horrorfilme und um kleine Kinder zu erschrecken, da war doch nichts Wahres dran! Oder etwa doch? Das würde er ja dann heute Abend sehen. Ein Stück außerhalb der Stadt, ein kleines Wäldchen, nicht weit von seiner Wohnung weg, und dann mal sehen, ob ihm plötzlich mitten in der Nacht Pfoten und riesige Ohren und ein Schwanz wachsen würde. Leon lachte trocken, doch es hörte sich verdammt unsicher an. Wie war das? Kleider ausziehen? Was würden die Leute wohl denken, wenn sie einen nackten, jungen Mann mitten in der Nacht im Wald stehen sahen? Er konnte einfach nur hoffen, dass keiner so blöd war, sich mitten in der Nacht im Wald rum zu treiben. Leon zog sich aus und versteckte seine Klamotten an einem nahe gelegenen Baum. Und jetzt? Abwarten und Tee trinken? Naja, ohne den Tee halt. Der 18jährige fuhr sich mit einer Hand durch sein schwarzes Haar, und seufzte leise. Ihm war es nicht wirklich unangenehm nackt zu sein, er fand seinen Körper okay so, wie er war. Schlank, mit ein paar Muskeln am Oberkörper, mit denen er einem Postermodel Konkurrenz machen konnte. Aber mitten in der Nacht diese Nacktheit im Wald zu präsentieren und dumm rum zu stehen, war dann doch nicht so seine Art. Als er seine Hand aus seinen Haaren zog, erschrak er. Die Adern traten aus der Haut hervor, er sah das Blut pulsieren, spürte, wie sein Hals anschwoll, wie seine Knochen sich verschoben. Leon wollte schreien. Aus Angst, aus Schmerz, es war egal. Doch er konnte nicht. Seine Stimmbänder gehorchten ihm nicht mehr, genauso wie der Rest seines Körpers. Plötzlich kniete er auf allen Vieren auf dem Boden, den Kopf zwischen den Schultern, mit aufgerissen, ängstlichen Augen. Haare wuchsen ihm an allen möglichen und unmöglichen Stellen, sein Kopf verlängerte sich, wurde länger, schmaler, während seine Ohren plötzlich von seinem Kopf abstanden, immer größer und spitzer wurden. Der Schwarzhaarige spürte, wie etwas aus seinem Becken wuchs, Panik erfasste ihn, was geschah hier? Das mit dem Werwolf konnte doch nicht wahr sein?!? Es durfte nicht! Doch als er das nächste Mal einen Blick auf seine Hände warf, waren es keine Hände mehr, sondern schwarze Pfoten. Und als er schreien wollte, konnte er es, doch es war kein Schrei, es war ein Heulen. Zitternd blieb das Tier stehen, wagte nicht, sich irgendwie zu bewegen. Sein struppiges, schwarzes Fell, glänzte im Mondlicht, während seine hellbraunen Augen unruhig hin und her schossen. Leon war groß, größer als die Hunde, Wölfe, die ihn angegriffen hatten. Auch war er ziemlich muskulös, und trotzdem schlank. Er fühlte die Kraft, wie sie durch seine Adern schoss. Der Schwarze wollte laufen, einfach loslaufen und sich austoben. Einmal noch hob er den Kopf gen Himmel und heulte, dann stemmte er seine Pfoten in den Boden und rannte los. Wie ein schwarzer Schatten jagte er durch die Nacht, rannte dahin, wieder auf die Stadt zu, er wusste, wo er lang laufen konnte, wo keine Gefahr von Autos, von schreienden Menschen herrschte. Er schien den Boden fast nicht mehr zu berühren, lief immer weiter, immer schneller. Gerüche drangen auf ihn ein. So viele, so fremde, so bekannte. Leon blieb stehen, streckte seine Nase in die Luft, lauschte. Er konnte die Autos auf der Autobahn zehn Kilometer östlich hören. Er hörte einen Streit zwischen einem Ehepaar, das auf der anderen Seite der Stadt lebte. Ein Baby schrie in irgendeinem Hochhaus nördlich von ihm. Der schwarze Wolf roch, konnte nicht alle Düfte identifizieren, doch er erkannte auch die Gerüche von anderen Werwölfen, die in der Stadt unterwegs waren. Seine Ohren spitzten sich. Ein Wimmern, Knurren. Ein Werwolf gegen einen anderen. Seine Füße trugen ihn zu dem Spektakel. Ein verletzter, silberner Wolf drängte sich an die Wand zwischen Abfall und Dreck, blickte ängstlich zu dem Wolf, der ihn bedrohte. Sein linkes Hinterbein zierte eine lange Wunde, aus der unaufhörlich Blut floß. Leon knurrte. Die Aufmerksamkeit aller Tiere wandte sich ihm zu. Das Nackenfell des Schwarzen war gesträubt, sein Kopf gesenkt, die Zähne gebleckt. Das Braun seiner Augen intensivierte sich. Langsam ging er auf den braunen Wolf zu, der ihn misstrauisch und auch ängstlich ansah. Leon roch seine Furcht, und immer lauter wurde sein Knurren, immer schneller schoß das Blut durch die Gefäße. Er war größer, stärker als der andere, und sie beide wussten es. Der Braune zögerte noch einen Moment, bevor er sich zu Boden fallen ließ und dem Schwarzen seine ungeschützte Kehle darbot. Das Knurren des 18jährigen erstarb, und seine Aufmerksamkeit wandte sich dem verletzten Wolf zu, während der Braune so schnell es ging verschwand. "Du bist einer wie ich, nicht wahr?" Seine Augen bohrten sich in die blauen seines Gegenübers, während er seine Gedanken übermittelte. Der Kleinere nickte, blickte ihn eingeschüchtert an, wusste nicht, ob er Freund oder Feind war. Leon trat einen Schritt näher und schnupperte an der Wunde, das Blut wurde immer weniger, bis es nur noch tropfenweise im Fell versickerte. "Wir müssen dein Bein versorgen. Warte hier, ich gehe meine Kleider holen und verwandle mich, dann kümmere ich mich um dich. Verstanden?" Der Silberne nickte, und er verschwand, jagte den ganzen Weg zurück, den er gekommen war. Das war seine Stadt. Hier kannte er sich aus, so oft wie er sich schon verirrt und den Weg zurück finden musste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)