Das Ende von allem von Eri_Kisaki ================================================================================ Kapitel 16: ------------ Er hechtete die Treppe hoch, bis er zum Foyer kam. Dort stand Gin lässig an die Wand gelehnt und rauchte eine Zigarette. Lethargisch hielt er seinen Zigarettenstummel in der Hand. "Ist sie dir zu langweilig?", fragte Gin mit einem gehässigen Grinsen und trat seine Zigarette auf dem Holzboden aus. Vodka, der immer noch ein wenig blasswangig war, schüttelte ernst den Kopf. "Nein, Sherry hat mich mit einer Waffe bedroht und weggeschickt!" Gin zündete sich genüsslich eine neue Zigarette an und zog bedächtig an ihr. "Mit einer Waffe?", fragte er schließlich nach einer ganzen Weile. Vodka nickte überschwänglich. "Ja, sie hat sich meine Pistole geschna..." "Weiß der Boss davon?" "Noch nicht. Ich bin gleich nachdem das passiert ist hierher!" "Dann geh ihm mal Bescheid sagen!" Der blonde Mann beachtete seinen Partner nicht weiter und sah aufmerksam zur Tür. Er hatte Vermouth schon lange nicht mehr gesehen, geschweige denn sich mit ihr getroffen. Gin war ein wenig beunruhigt. In letzter Zeit benahm sie sich immer seltsamer. Sie hatten sich noch nie gegenseitig erzählt, was sie am Tag taten. Es war ihnen egal. Aber Vermouth versteckte etwas. Wann immer sie sich getroffen hatten, konnte er nicht sagen, wo sie davor gewesen war. Und auch verlangte sie mehr Abhörgeräte und Wanzen als sonst. Sie hatte irgendetwas vor. War es vielleicht ihr Ziel, Miyanos Tochter zu töten? Zuzumuten wäre es ihr. Sie hasste immerhin Sherry. Aber das durfte sie nicht. Sherry war jetzt wieder ein Mitglied der Organisation. Und keine Verräterin, auch wenn Gin sie weiterhin noch als eine solche betrachtete. Der einzige Grund, wieso er sie am Leben lassen wollte, war, dass er wissen musste, wer ihr Freund war. Er hatte zwar schon einen Verdacht- diesen Oberschülerdetektiv vom Freizeitpark, der ebenfalls geschrumpft worden war, aber er wollte es bestätigt haben. Vodka druckste immer noch vor ihm rum und Gin drehte sich zu ihm. "Geh zum Boss!", wies er seinen Partner erneut an. Der kleine Mann mit der Sonnenbrille begann, sich die Treppen zum Büro vom Boss hochzuschleppen. Oben angekommen, klopfte er nervös an die Tür. "Ja?", antwortete eine weibliche genervte Stimme. Er trat ein. Ein Pistolenschaft wurde an seine Stirn gedrückt. Elena lächelte ihn eindringlich an. "H-hell Angel?", stotterte er. Er war baff. Da hielt eine Frau eine Waffe auf ihn gerichtet, die seit Jahren tot war. Aber nicht nur sie lebte noch. Auch Atsushi, ihr Mann, in der Organisation auch bekannt als Mad Psyentist, war noch quicklebendig. Er stand am Fenster und sah zu den beiden anteilslos herüber. "Da bist du überrascht, oder?", fragte sie düster und lud die Pistole. Angstschweiß lief Vodka den Rücken runter. Würde sie abdrücken? "Elena... Lass ihn. Der hat doch so schon schiss!" Atsushi kam auf die Beiden zu und legte eine Hand ihre Schulter. "Schade eigentlich.." Sie nahm die Hand runter und entlud die Waffe wieder. Vodka drückte sich schnaufend mit dem Rücken an die Tür. "Wie geht es deinem Fuß?", erkundigte Elena sich gespielt freundlich, während sie die Pistole einsteckte. "Äh.... Ich bin eigentlich wegen was anderes gekommen.. Ich muss zum Boss und ihm etwas sagen!" Elena schaute ihren Mann fragend an. Der zuckte mit den Schultern. "Sag das doch gleich!... Was gibt es denn?" Erst in diesem Moment begriff Vodka, was Atsushi hier zu tun hatte. Es war sein Büro! Folglich musste er der Boss sein. Er räusperte sich und vertrieb so seine Gedanken. "Sherry hat sich meine Waffe genommen und mich dann weggeschickt...", erzählte er leise. "Hat sie versucht auszubrechen? Ich hoffe für euch alle, dass sie noch lebt!", sagte Atsushi in einem ruhigem Ton, der aber eisig war, sodass Vodka unwillkürlich Gänsehaut bekam. "Ja, ich denke schon, aber sie ist eben im Besitz meiner Pistole.." "Wir werden uns darum kümmern. Gin und du, ihr werdet unten auf unsere neuen Anweisungen warten!" Der kleine, stämmige Mann nickte und ging. Elena kam zu ihrem Mann und schmiegte sich an ihn. "Der ist ja so etwas von unfähig! Ich hätte ihn doch anschießen sollen!" "Nein!", widersprach Atsushi. "Wir werden ihn noch für so manche Aufträge gebrauchen können. Aber wir sollten uns lieber um die Kleine Gedanken machen. Wenn sie eine Waffe hat... sie könnte versuchen, sich umzubringen!" "Nein!" Jetzt war es Elena, die abwehrte. "Ich kenne sie. Dazu hat sie dann doch keinen Mumm! Glaub mir, ich weiß das!" Elena lachte. "Dafür habe ich sie doch die ganze Zeit nach unserem "Unfall" beschatten lassen..." "Das hoffe ich auch sehr stark. Wir brauchen sie ja noch.... Wie gefällt es dir eigentlich, deinen alten Körper wiederzuhaben? Die stärkere Dosis hat also keine Nachfolgen?", fragte er und nahm ein Reagenzglas von dem Reagenzglasständer auf dem Schreibtisch. "Gefällt? Mehr als das! Endlich nicht mehr diese hohe Piepsstimme. Und niemand, der einen wie ein Kind behandelt. Da sieht man mal, dass du schon immer ein sehr guter Wissenschaftler warst! Mit mir ist alles in bester Ordnung!" Sie fasste nach der Lösung und schüttelte sie leicht umher, sodass sie aufschäumte. "Ja, aber Sherry ist auch nicht so ganz ohne. Wofür ich Jahre gebraucht habe, benötigte sie nur ein paar Stunden. Sie ist ja auch meine Tochter. Mit ihrer Hilfe werden wir schon in einigen Wochen an unserem Ziel sein." "Sie wird trotzdem niemals so intelligent werden wie du! Dafür fehlt ihr der Mut. Verbohrt würde sie auf der Seite der Guten arbeiten." "Das hat sie dann aber teilweise von dir!", meinte Atsushi fast lächelnd. "Aber nur das Uneinsichtige! Denn nur mit meiner Entscheidung, als.." Sie verstellte ihre Stimme, sodass sie sich wie die eines Kleinkindes anhörte. "...Mimiko aufzutreten, haben wie uns entscheidende Vorteile eingebracht. Wie wären wir sonst an den Computer gekommen?" Ran war still und musterte Vermouth so unauffällig, wie möglich von der Seite. Doch die blonde Frau bekam es trotzdem mit. Ihr ängstlicher Blick klebte an ihr und bei jeder Bewegung folgte er ihr. Dabei tat sie nichts anderes, als Auto zu fahren. Vermouth konnte Angels Angst aber durchaus verstehen. Wie oft wurde eine Geisel schon entführt und durfte dann frei telefonieren? Aber Angel war anscheinend gar nicht willig, mit ihrem Freund zu reden. Erst hatte sie das Handy an sie weitergegeben und dann auch noch ein Zeichen zum Auflegen erteilt. "Wieso wolltest du denn nicht mit ihm reden?", fragte Vermouth interessiert nach. Ran starrte aus dem Fenster und seufzte. "Ich wollte nicht, dass er mich sofort verfolgt. Wenn das alles wahr ist, was Sie sagen, dann brauchen wir genug Informationen. So gerne ich auch wieder zurück würde... es geht nicht. Es kann nur einen Countdown geben und der wird sein, wenn sie alle- das FBI und Shinichi- die Organisation zerstören. Und nicht etwa, wenn es Shinichi nur darum geht, mich zu retten. Damit würde er nichts daran ändern, dass die Organisation noch besteht. Aber wenn wir genügend Informationen haben- was immer wir auch noch für welche brauchen... Dann ist das schon möglich. Ich will ihm so viele Hinweise wie möglich zuspielen!" "Aber du wirst in Gefangenschaft sein. Ich würde dich schon anrufen lassen, aber ob ich denke nicht, dass Elena das auch tut." "Dann werden Sie dass alleine tun! Sie sind doch, wie sie sagten, auf seiner Seite. Und die Stimme können Sie ja bestens verstellen!" Sie legte ihr Handy auf das Armaturenbrett des Autos. Vermouth musste über Rans, wenn auch etwas naiven, Plan lächeln. Sie hatte sich Gedanken um alles gemacht, wie sonst auch. Genau so kannte sie sie. Und genauso wollte sie sie auch haben! "Wir werden gleich da sein, deshalb musst du dich gleich schlafen stellen.", wies Vermouth die Oberschülerin an. "Können Sie mir vorher noch sagen, was sie alles wissen? Vielleicht würde es mir helfen, wenn ich genau alle Hintergründe verstehe." "Wenn ich dir dieses Wissen gebe, bist du auch bestimmt nicht mehr so gehemmt vor mir, oder?.. Aber lass mich erzählen..... Alles hat 1922 angefangen. Ein Mann- er nannte sich selber nach seinem liebsten alkoholischem Getränk Whisky- versuchte schon seit geraumer Zeit das FBI, das damals noch namenlos war, zu zerstören. Dieses verfolgte ihn nämlich, da er mehrere Morde begangen hatte, auch welche in den Reihen des FBIs. Doch natürlich schaffte er das nicht alleine und so suchte er sich mit der Zeit eine Gruppe, von der er der Boss wurde und dessen Mitglieder alkoholische Decknamen besaßen. Zusammen gelang es ihnen, das FBI, das zu dieser Zeit ja noch nicht so umfassend und hilfreich für die Staaten war, anzugreifen. Sie verloren nur ganz knapp. Aber sie dachten gar nicht daran, aufzugeben. Sie waren fest entschlossen, das FBI niederzumachen. Die Jahre vergingen, in denen sich das FBI und die Gruppe unter Whisky immer wieder bekämpften. Doch das FBI wurde immer mächtiger und bald hatten sie mehr Agenten, als die anderen. Es war im Jahre 1932, kurz nachdem das FBI zur Untersuchung von Beweismitteln ihr Labor errichtet hat, als Whisky einen erneuten großen Anschlag auf das FBI versuchte. Doch auch diesmal verloren sie. Dafür hatte Whisky aber ein neues Ziel. Welches, dass kann ich leider nicht sagen, aber es muss sehr bedeutend für ihn gewesen sein. Bis zu seinem Tod versuchte er Geld zu erlangen, durch Erpressungen und spezielle Aufträge und auch holte er sich mehrere Programmierer und Wissenschaftler in die Organisation. Einer von diesen Forschern war Atsushi, der Sohn von Whiskys treuestem Handlanger Terpentin. Kurz vor seinem Tod, übergab Whisky Terpentin, man hätte ihn Vizeminister nennen können, die Leitung der Organisation und der führte diese in seinem Namen weiter. Die Fehde zwischen dem FBI und ihnen wurde ein wenig dünner und unter Terpentins Führung gelang es ihnen, mehr und mehr verdeckt zu arbeiten. Das FBI versuchte zwar immer noch, sie zu verhaften und unschädlich zu machen, aber sie hatten keine Anhaltspunkte mehr, wo die Organisation sich aufhalten könnte. Terpentin war sehr geschickt. In den nächsten Jahren arbeiteten die Organisationsmitglieder, die sich angewöhnt hatten, nur Schwarz zu tragen, weiter heimlich. Eines Tages gelang es Atsushi, ein Mittel herzustellen, dass den Prozess der Alterung beeinträchtigt und gleichzeitig die Zellen schrumpfen lässt. Wie genau das abläuft, kann ich dir nicht sagen. Ich bin ja schließlich keine Wissenschaftlerin... Das einzige, was ich noch darüber weiß, ist, dass Atsushi viele Jahre für die Herstellung gebraucht hat. Doch das Mittel hatte die Nachwirkung, dass die Person, die das eingenommen hatte, sterben musste, da die Zellschrumpfung bis zum Tod durchgeführt wurde. Bei einigen Versuchsobjekten klappte es aber auch. Eine ganze Weile kam er nicht weiter mit seinem Projekt. Aber er sah, dass seine Tochter sehr klug war. Schon mit vier Jahren begann sie sich mit verschiedenen Giften zu beschäftigen- und das ohne, dass sie es selbst wusste. Also fassten Atsushi, seine Frau Elena und Terpentin den Beschluss, dass sie das Mittel noch weiter entwickeln sollte. Jedoch müssten sie solange von der Bildfläche verschwinden, bis sie es geschafft hätte. Und so wurde Sherry damit beauftragt, das Aptoxin herzustellen... Leider konnte ich nicht mehr herausbekommen. Aber so in etwa muss es verlaufen sein." Ran nickte stumm und Vermouth sah sie von der Seite an. Ihr Angel war ein wenig eingeschüchtert. So würde sie die Gefangenschaft der Organisation nie überstehen. "Hier!" Vermouth hielt den Wagen an und reichte Ran ihr Handy. "Was soll ich damit?", fragte Ran überrascht nach. "Wenn du versprichst, nicht wegzulaufen, dann darfst du deinen Freund anrufen." "Nein, ich will nicht.." "Überleg es dir! Ich geh solange eine rauchen. Du kannst also frei sprechen. Aber vielleicht solltest du ihm nicht unbedingt auf die Nase binden, dass ich ihn immer anrufen werde. Es gibt nämlich einige im FBI, die es gerne sehen würden, wenn ich nicht frei umherlaufe!" Ohne auf eine Antwort von Ran zu warten, stieg Vermouth aus und schloss elegant die Tür. Sie wusste genau, dass Ran Shinichi anrufen würde. So hatten sie wenigstens die Chance, ungestört zu reden. Ran saß jetzt alleine auf dem Beifahrersitz und hielt ihr Telefon in der Hand. Sie war sich nicht sicher, was sie jetzt tun sollte. Es wäre sicherlich schön, Shinichi noch einmal sprechen zu können und es würde ihr Kraft geben, aber sie hatte auch Angst, dass es vielleicht ihr letztes Gespräch sein könnte. Es tutete. Ran schluckte leise.Hastig legte sie wieder auf. Nachdem sie in Washington, D.C. gelandet waren, war das Wetter wieder umgeschlagen. Es regnete wie aus Eimern. Akais Laune war mehr als schlecht. Den ganzen Flug über hatte er versucht, sich aufs Ohr zu hauen, aber die Agentin, die neben ihm gesessen hatte, war übel gewesen und er musste sich die ganze Zeit über ihr Gejammer anhören. Und auch, als sie endlich mit dem Hubschrauber in der Zentrale gelandet waren, hatte er noch keine Ruhe. Erst musste er bei der Einweisung der Personen des Zeugenschutzprogramms dabei sein und dann wurde ihm auch noch die Aufgabe erteilt, sich um die kleinen Kinder zu kümmern. Akai fühlte sich ein wenig von Black veräppelt und war stinksauer auf ihn. Demnächst würde er wohl noch Babysitter spielen müssen. Die drei Grundschulkinder standen mit geweiteten Augen vor ihm und starrten ihn an. "Was glotz ihr so?", fuhr er sie an. "Haben Sie schlechte Laune! Sie sollen uns doch in das betreute Wohnen, oder so ähnlich begleiten!", sagte der Junge Genta schnaubend. Akai holte tief Luft und setzte dann ein Lächeln auf. Desto eher er diese Kinder loswerden würde, desto besser. "Kommt mit!", forderte er die Kleinen auf. Ohne auf eine Reaktion zu warten, marschierte er davon. Erst, als er nach einigen Metern bemerkte, dass ihm niemand folgte, blickte er zurück. Und dort, wo bis eben noch die Detektiv Boys gestanden hatten, war jetzt Leere. Entnervt schaute er sich im Foyer um. Niemand war zu sehen. "Kinder?", rief er durch den Raum. Keine Antwort. Wütend stiefelte er durch die Gegend. Er drehte um, als er plötzlich Schritte hinter sich hörte. Doch Akai täuschte sich. Es waren nicht die Detektiv Boys, die ihm da begegneten. "Akai? Das ist ja eine Freude, Sie mal wieder zu sehen! Wie geht es Ihnen?" Eine ältere Frau lächelte ihm entgegen. Bei ihrem Anblick wurde Akai schlecht. Die Erinnerung kam in ihm hoch und er wünschte sich, nicht mit ihr sprechen zu müssen. Diese Frau war Yukis Mutter. Yuki und sie hatten große Ähnlichkeit. Akai schnürte sich der Hals zu. Yukis Mutter, Frau Modji, war nach dem Tod ihres Mannes als Agentin aufgenommen worden und hatte es sich zur Aufgabe gemacht, sich um die Personen des Zeugenschutzprogramms zu kümmern. Aber nicht nur, dass diese Frau Yuki in einer älteren Version war, diese Frau wusste anscheinend noch gar nicht, dass ihre Tochter nicht mehr lebte. Sie strotze nur so vor Freude. Und nun würde er derjenige sein, der ihr alles erklären musste. Heute war wirklich nicht sein Tag. "Schönen Guten Tag auch, Frau Modji! Es freut mich auch, Sie endlich mal wieder zu sehen! Sind Sie auch gerade bei der Arbeit? Ich dachte, Sie wären in Japan?", fragte Akai, um Zeit zu schinden. Er wollte diese Frau, die Yuki so verdammt ähnlich war, nicht weinen sehen. Nicht sie! "Ja, aber Yuki meinte, es wäre gut, wenn ich mal wieder ein bisschen im Ausland bin und mein Englisch aufpoliere." Frau Modji lächelte und fuhr sich durch ihre langen schwarzen Haare. Akai zuckte im Stillen zusammen. Genauso hatte es Yuki auch immer getan, wenn sie fröhlich war. Diese Bewegung erschien ihm zu vertraut. Er wand sich ab. "Akai- san? Was ist los? Hab ich etwas Falsches gesagt?" Frau Modji versuchte, Akai ins Gesicht zu blicken, doch er sah schnell weg. Nein, er würde jetzt nicht die Kontrolle verlieren. Aber der Schmerz ging so verdammt tief. "Es tut mir Leid, Ihnen das mitteilen zu müssen, aber..." Akai blickte sie direkt an. Es schien ihm, als wenn Yuki vor ihm stehen würde und mit hochgezogenen Augenbrauen auf die Fortsetzung des Satzes wartete. "... Yuki ist bei einem Einsatz ums Leben gekommen.", beendete er seinen Satz ruhig. Hatte er nur das Gefühl, oder zitterte seine Stimme wirklich ein bisschen? Frau Modjis geweitete Augen starrten für einen Moment bewegungslos geradeaus. Doch dann schien sie unerwarteter Weise gefasst und lächelte tapfer. "Es musste ja so kommen, oder?" Sie lachte bitter und Tränen rannen ihr lautlos über die Wangen. Und genau in diesem Moment war sie Yuki ähnlicher, als jemals zuvor. Diese unendlich traurigen, bekümmerten Augen. Von Schmerz gequält, unfähig, alles zu verkraften. Es war noch gar nicht so lange her, dass Akai diesen Blick gesehen hatte. Es war in seinem Wagen gewesen. "Ich denke, dass ich dich liebe!" Erschrocken sah Akai auf. Hatte da gerade Yuki gesprochen? Ihre Stimme hatte so real, so nah geklungen. Aber er hatte sich wieder einmal getäuscht. "Wieso? Wieso hast du sie nicht beschützen können?", schniefte Frau Modji. Er hatte sich also nur eingebildet, Yukis Stimme zu hören. Aber Frau Modji duzte ihn. Bestimmt war er deshalb zu dem Trugschluss gekommen. Und dann kam auch noch hinzu, dass sie lange mit dem Flugzeug geflogen waren. Die ältere Frau warf sich in Akais Arme und krallte sich an sein Hemd. Und zum ersten Mal war es Akai egal, was andere jetzt sagen würden. Er schloss seine Arme um die weinende Frau, war versucht sie zu trösten und ihren Schmerz zu nehmen. Das war das mindeste, was er noch für seine Freundin tun konnte. "Es tut mir so unendlich Leid.." Mit glasigen Augen blickte er in die Ferne des Raumes. Jodie stellte sich an das Fenster und hörte mit halbem Ohr zu, was Black mit den Staaten besprach. Es ging um irgendetwas, was sie unbedingt verstecken mussten. Normalerweise wäre Jodie sofort interessiert gewesen, aber sie war mit ihren Gedanken ganz woanders. Ihr Blick fiel auf das Fenster, indem sich der Junge, der auf dem Stuhl neben Blacks Schreibtisch saß, befand. Cool Kid hingegen sah nur auf sein Telefon. Vermouth lebte also noch. Das war soweit schon einmal klar. Aber es wollte Jodie einfach nicht in den Kopf, wieso sie Ran telefonieren ließ. War sie vielleicht doch nicht so böse, wie sie gedacht hatte? Wenn doch nur Akai da wäre. Der hatte ihr bis jetzt immer geholfen, wenn sie Fragen zu Vermouth hatte. Sie könnte ihn anrufen, aber sie wollte nicht aufdringlich wirken. Besonders nicht, da er erst seit ein paar Stunden weg war. Jodie war klar, wie Vermouth es geschafft haben musste, in die Zentrale zu gelangen. Es erforderte auch nicht unbedingt großer Hilfsmittel- zumindest nicht, wenn man Vermouth hieß. Nachdem die Organisation die Codes erhalten hatte, wusste sie über alle Mitglieder bescheit und konnte sie ganz leicht nachahmen. Nach den Wächtern aus dem Eingangsbereich war Vermouth als Akai verkleidet in die Organisation eingedrungen. Jodie fragte sich, wieso sie gerade Shuichi ausgewählt hatte. Eine andere unauffälligere Person hätte es immerhin auch getan. Aber Vermouth und Akai hatten ein seltsames Verhältnis zueinander und vielleicht wollte sie ihn damit gezielt ärgern. Sie musste jedoch zugeben, dass der Punkt diesmal an ihre Feindin ging. Schließlich war das FBI selbst Schuld, wenn sie jede Person einfach reinließen, ohne sie ordentlich zu überprüfen. Black beendete sein Gespräch und legte schweigend den Hörer aufs Telefon. Er stütze seine Arme auf dem Schreibtisch ab und sah Shinichi nachdenkend an. Shinichis Blick hing immer noch aufs seinem Handy. Er fühlte sich so nutzlos. Ran war entführt worden und er konnte sie nicht zurückholen. Er machte sich selbst für alles verantwortlich. "Wir werden alles in unserer Macht stehende tun, um ihre Freundin zu Ihnen zurückzubringen. Aber wir wissen nicht, wo wir sie suchen sollen. Bitte haben Sie geduld.", forderte Black Shinichi eindringlich an. "Ich werde jetzt nicht untätig herumsitzen! Man kann immerhin mit der neusten Technik schon die Standorte des Telefons zurückverfolgen! Wenn Sie mir nicht helfen, gehe ich zur Polizei." "Bitte, verstehen Sie doch! Sie können nicht einfach dort hinmarschieren und Ihre Freundin befreien. Zunächst brauchen wir einen guten Plan!" "Dann überlegen Sie sich gefälligst einen!", schrie Shinichi fast. Die ganze Zeit über hatte er schon immer gewartet, bis die Organisation sich blicken ließ. Und jetzt, da sie Ran hatten, wollte er nicht länger warten. Er wollte sie nicht verlieren. Jodie legte beruhigend eine Hand auf seine Schulter. "Wir tun, was wir können." "Dann sagen Sie mir bescheid, wenn sie etwas haben! Ich werde hier nicht sitzen bleiben und Däumchen drehen!" Shinichi sprang erbost auf. Mit schnellen Schritten war er bei der Tür. "Wenn ich was weiß, werde ich sie informieren.", fügte er dann noch ein wenig ruhiger zu und ging. "Er rennt in sein Verderben.", meinte Black leise. "Sie werden ihm folgen! Wir brauchen jeden Hinweis, den wir bekommen können. Und ich habe das dumpfe Gefühl, dass er mehr herausfinden kann, als wir." Jodie nickte stumm. "Werden Sie auch die Nummer des Telefons verfolgen?" "Das haben wir schon längst getan. Und bis zu einem bestimmten Ort konnten wir sie auch verfolgen, aber das Signal wird jetzt blockiert. Die Organisation ist nicht so dumm, dass sie sich finden lassen." Shinichi hatte das FBI- Gebäude verlassen und stand nun in der Einsamkeit. Außer dem Bauwerk war nichts anderes als Wald vorzufinden und so machte sich Shinichi auf den Weg, die holprige Straße entlangzugehen. Er musste erst einen klaren Kopf bekommen, bevor er anfing, nachzudenken. Doch Rans Entführung war wie eine Blockade in seinem Kopf. Mit einem Kieselstein kickend, zog er sein Handy aus seiner Jackentasche und wählte Rans Handynummer. Er hatte nicht viel Hoffnung, dass es klappen würde, aber er ließ es auf einen Versuch ankommen. "Shinichi?", heulte Ran zur Begrüßung ins Telefon. Dem Oberschüler stockte der Atem und er wusste nicht, was er sagen wollte. "Scht! Nicht weinen!", versuchte er es mit brüchiger Stimme. Sein Herz krampfte sich unweigerlich bei ihrem Weinen zusammen. Niemals hatte er gewollt, dass sie unglücklich war. Nicht, als er sie verlassen musste, weil er Conan war und auch jetzt nicht. Sie sollte strahlen, sich des Lebens erfreuen! Doch anscheinend war das in seiner Gegenwart überhaupt nicht möglich. "Es tut mir Leid!", schniefte sie. "Was denn? Mir hat es Leid zu tun! Ich konnte dich nicht beschützen!" "Du kannst nichts dafür. Ich... hätte vorhin mit dir reden können, aber ich konnte nicht! Du darfst mir nicht sofort folgen!" "Aber ich kann dich doch nicht so einfach in den Händen dieser Organisation alleine lassen!", protestierte er. "Ja, ich verstehe das schon. Mir würde es genauso gehen..... Aber.. aber, wenn du jetzt mich holen kommst, dann werden die Männer in Schwarz dich sofort töten!." "Das wollen sie jetzt auch schon!" "Du wirst die Organisation zerstören und alles hat ein Ende." Ran ignorierte seinen Einwand. "Ich vertraue dir. Mein Leben ist in deinen Händen sicher. Du wirst sie besiegen. Und dann sind wir endlich zusammen." "Ran..." "Weißt du, es klingt vielleicht kindisch, aber ich habe seit deinem Verschwinden geträumt, dass du mich irgendwann im Regen in deinen Armen hältst....Haha, aber das sind kindische Fantasien!" "Ich liebe dich!", beteuerte er ihr. "Ich weiß. Ich liebe dich auch! Und wenn du schon einmal mit mir sprichst, dann kann ich dir gleich auch noch ein paar Dinge sagen, die ich gerade von Vermouth erfahren habe." "Ran, du darfst dieser Vermouth auf keinen Fall vertrauen. Wir wissen nichts über sie. Sie könnte dich ebenso in eine Falle locken!" "Du irrst dich! Sie hat ein gutes Herz. Vielleicht kann sie es nicht so zeigen, wie andere Menschen, aber sie ist gut und sie will uns helfen, die Organisation zu zerstören. Also, hör zu, was sie gesagt hat:...." Kazuha warf sich auf ihr neues Bett. Sie musste zugeben, dass es bequem war und sie lächelte. Auf dem Rücken liegend, starrte sie an die Decke und stellte sich ihre Eltern vor. Sie machte sich ein kleines bisschen Sorgen um alle, aber im Augenblick ging es ja allen gut. Ran und Shinichi waren in Japan geblieben, aber es ging ihnen da sicherlich auch sehr gut. Wieso auch nicht? Ihr Zimmer war nicht so groß, wie ihre in Osaka und es war auch nicht so stilvoll eingerichtet, aber sie hatte ihren eigenen Bereich und konnte hier leben. Und ihr Zimmer besaß sogar einen Schlüssel, mit dem sie die Tür abschließen konnte. Also hatte sie hier Privatsphäre. Die Zimmer waren alle in der Umgebung der FBI-Zentrale und Kazuha fühlte sich, so weit es ging, wohl. Heiji war nur wenige Meter von ihr untergebracht worden. Dass sie nicht gehen durften, wohin sie wollten, war verständlich. Das einzige, große Problem, dass Kazuha nun hatte, war, dass die meisten Agenten hier nur Englisch sprachen. Es gab zwar auch einige japanische, aber die waren in der Minderheit. Es klopfte an ihrer Zimmertür und Kazuha rappelte sich von ihrem Bett auf. "Ja?" Vorsichtig machte sie die Tür einen Spalt auf. Vor ihr stand eine brünette Frau, die eine Liste in der Hand hielt. Sie war wesentlich größer als Kazuha und sah auf sie herab. "I have to apologize for disturbing you, but I have to examine if everything is all right!" "Bitte was?" Kazuha sah die Frau mit großen Augen an. Sie hatte keinen Schimmer, was die Frau ihr sagen wollte. "Sor-ry, but I...I can't understand..", stammelte Kazuha auf Englisch. "Everything is all right!", unterbrach eine männliche Stimme Kazuhas Satz. Kazuha machte die Tür einen Spalt weiter auf und blickte um die Ecke. Da stand doch glatt Heiji! "Nice! I hope you enjoy your stay! " Die Frau neigte den Kopf leicht und ging dann zum nächsten Zimmer weiter. "Was hat die Frau gesagt?", fragte Kazuha ihren Freund, ließ ihn in ihr Zimmer eintreten und schloss die Tür. "Sie hat sich entschuldigt, dass sie dich stören muss. Sie wollte bloß wissen, ob alles in Ordnung ist." "Das mit "all right" habe ich ja auch noch verstanden, aber den Rest... Du bist wirklich mein Retter in der Not!" Sie lächelte ihn liebevoll an. "Und das ist also dein Zimmer?" "Ja, ich finde es hat was von einem Hotelzimmer. Nicht sehr persönlich, aber es reicht ja!" Heiji nickte zustimmend und beide sahen sich unschlüssig an. Kazuha wurde verlegen. Da standen sie jetzt ganz alleine in ihrem Zimmer und wussten nicht, wie sie reagieren sollten. "Du solltest mir nicht von der Seite weichen, ansonsten passiert noch etwas. Ich hab doch keine Ahnung, was die ganzen Leute hier von mir wollen. Englisch lag mir noch nie besonders!", unterbrach Kazuha die Stille und setzte sich auf die Kante ihres Bettes. Heiji tat es ihr gleich. "Wir können in zwei Stunden etwas Essen gehen. Sie haben extra für uns einen Imbiss zusammengestellt, da wir uns ja noch nicht an die Zeitverschiebung gewöhnt haben." "Also, ich habe eigentlich keinerlei Probleme. Einen Jetlag habe ich jedenfalls nicht." "Ich auch nicht. Aber so ein bisschen Müdigkeit überkommt mich schon. Der Flug war ja auch ganz schön lang." "Mich nicht! Dafür bin ich einfach viel zu aufgeregt. Es ist ja so viel passiert und ich finde, es wird langsam Zeit, dass man mich aufklärt." Heiji ließ sich rücklings auf das Bett fallen und schloss die Augen. "Aber nicht heute!" Kazuha ließ sich auch fallen und drehte ihren Kopf so, dass sie Heiji ansehen konnte. "Meinst du wir werden wieder nach Japan gehen können?", fragte sie flüsternd. "Ich kann es dir nicht genau beantworten, aber solange diese Organisation noch existiert nicht, nein." "Dann werden wir hier also eine ganz neue Zukunft aufbauen? Ohne unsere Freunde und Familien?" "So sieht es wohl aus." "Das ist hart... aber ich habe ja noch dich!" Sie stupste ihren Freund aus Kindertagen in die Seite. "Und ich werde dich nicht alleine lassen!", meinte Heiji entschlossen und lächelte sie an. Es entstand wieder eine Stille. Doch diesmal erschien sie beiden nicht unangenehm. Heiji beugte sich ganz langsam zu ihr herüber. Kazuha schloss ihre Augen und kam Heiji auch ein wenig entgegen. Sie wusste genau, was Heiji vorhatte. Zart striffen ihre Lippen übereinander und Kazuha fühlte, wie ihr Herz raste. Unwillkürlich legte Heiji seine Hand in ihren Nacken und schlang den anderen Arm um ihre Taille. Der Kuss wurde intensiver und erst nach einer ganzen Weile ließen beide rot voneinander ab. Sie sahen sich an und atmeten schneller. "War das eine Art Versprechensbeweis?", fragte Kazuha neckisch nach. Heiji räusperte sich. "Ich werde mich dann ein wenig schlafen legen!" Kazuha sah ihm nach, wie er aufstand und sein Shirt glatt zog. Kurz bevor er bei der Tür angekommen war, sprang sie auf. "Warte!" Auf Zehenspitzen stehend drückte sie ihm noch einen Kuss auf die Lippen. Lächelnd erwiderte er den Kuss und zog sie in seine Arme. Als sie sich lösten, grinste Kazuha schnaufend. "Jetzt kannst du gehen!" .......................................................................................................................................... Gut, Schluss! ^^ Ich hab ein bisschen Recherche betrieben, damit ich ein wenig Ahnung über das FBI hab. Ist eigentlich ganz interessant. Ach und dieser Stelle wollte ich mich auch mal ganz doll bei meinen lieben Kommischreibern: Kiana; DetektivinRan99; Black_Taipan; Chiisai-chan und Mips bedanken! DANKE!!!!^^ Immer schön Kommis hinterlassen. Dann könnt ihr jetzt auch gehen! ........................................................................... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)