Chihiros Rückkehr ins Zauberland von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 3: Im Nebelwald ----------------------- So, endlich geht es weiter. Es tut mir sehr leid, dass es so lange gedauert hat. Es lag nicht nur am Zeitmangel, sondern auch an meiner Unzufriedenheit mit bestimmt fünf Variationen zu diesem Kapitel. Ich hoffe sehr, dass euch diese Version gefällt und wünsche euch viel Spaß beim lesen. PS: Vielen Dank für die Kommis! Es freut mich immer sehr ein Feedback zu lesen. ~~~~~ "Das ist ein Traum, es muss ein Traum sein", ging Chihiro durch den Kopf. Dass eine Geisterstadt hinter dem Tunnel lag, war ja noch irgendwie akzeptabel aber gegen eine Wiese, die über Nacht zum tosenden Meer wird, sträubt sich nun mal jeglicher gesunde Menschenverstand. Was noch besser war, war ein "Spaziergang" zu einer Hexenmeisterin namens Zeniba, die ihr vielleicht helfen könnte. Und die Krönung des ganzen Übels war dieser junge Mann vor ihr, der ihr zweites Handgelenk gerade mit seiner kalten Hand zusammenquetschte und das bereits genauso wehtat, wie das andere. Hoffentlich musste ihr Gelenk nicht vor Quetschungen und Kälte absterben. Chihiros Gedanken trieften nur so vor Ironie. "Nicht so fest", murmelte sie. Er ließ augenblicklich lockerer. Eigentlich fragte sie sich schon die ganze Zeit über, weshalb er sie eigentlich noch festhielt. Hatte er etwa Angst sie würde ihm weglaufen? Falls es das war, konnte er sie getrost loslassen, schließlich war sie nicht so dumm, jetzt noch, wo sie doch schon einen beträchtlichen Weg zurückgelegt hatten und der langsam aufkommende Nebel immer dichter wurde, an Flucht zu denken. Als hätte er ihre Gedanken gelesen, antwortete er: "Keine Sorge, ich halte dich nur fest, um sicherzugehen, dass du kein Opfer des hiesigen Fluchs wirst." Fluch? Chihiro lief ein eisiger Schauer über den Rücken. Die Sache wurde ja langsam noch verdrehter, als es ihr Verstand zuließ. "Moment mal", stellte sie fest "wie willst du mich denn von einem Fluch bewahren, wenn du doch selbst sagtest, deine Kräfte wären versiegelt?" Eigentlich war das mit den versiegelten Kräften für sie völlig unlogisch, aber sie verstand es nun mal sich zwischen egal-wie-absurden Vorstellungen und Gesagtem Parallelen zu ziehen. Würde sie es nicht können, wäre sie ihrer Meinung nach in Mathe längst durchgefallen. "Dieser Fluch ist von mir selbst errichtet, jetzt sind wir nur noch auf Zenibas Amulett angewiesen.", erklärte er kurz angebunden, allerdings mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen. Wollte er sie damit etwa beruhigen? "Es ist ein Traum.", mit diesem Gedanken schloss Chihiro jegliche Zweifel ab und hoffte auf ein baldiges Erwachen. Egal ob sie nun von einem Märchenprinzen bei der Hand geführt wurde oder nicht, vor lauter Angst und Kälte (doch das würde sie sich nie eingestehen) hatte sie nur einen Wunsch: nichts wie nach Hause! Sie bereute ihre Bockigkeit jetzt schon; vielleicht wäre sie schon längst daheim. Sie schaute sich um; das einzige was sie trotz des Nebels erkennen konnte, waren Bäume und Sträucher am Wegrand. Eigentlich nichts Außergewöhnliches und außerdem wurde es langsam wieder hell. Trotzdem schaffte sie es nicht die unheimliche Atmosphäre, begleitet von einer Stille wie sie sie noch nie erlebt hatte, zu ignorieren und spürte einen zweiten eisigen Schauer über ihren Rücken laufen. Jetzt blieb nur noch die Frage, ob es vor Kälte oder Angst war, zwei unangenehme Gefühle, die sie ständig zu verfolgen schienen. "Sag mal Haku...." "Hm?" "Wie spät ist es eigentlich? Vorhin ist es so überraschend schnell dunkel geworden und wir laufen schon eine Ewigkeit durch diesen Wald. Ich frage mich warum ich eigentlich kein bisschen müde bin..." "Schwer zu erklären... Es gibt zwei Möglichkeiten weshalb du noch munter bist. Vielleicht liegt es ja daran, dass in dieser Zone das Raum- und Zeitverhältnis nicht mehr stimmt. Das hier ist ein ziemlich gefährliches Gebiet." Möglichkeit eins: abgehakt und ausgeschlossen. "Und die zweite Möglichkeit?" "Sag, hast du Angst?" Diese Frage traf voll ins Schwarze. "Wieso sollte ich Angst haben?", verteidigte Chihiro sich sofort. Sie wollte es ums verrecken nicht zugeben, um ja nicht als ein ängstliches kleines Kind dazustehen. Um sein Lachen zu dämpfen hielt er sich die andere Hand vor den Mund. Er hatte sie durchschaut - sie hatte Angst! Eigentlich wollte er sie damit ja nicht ärgern, aber ihr Gesicht, das ihn gerade fassungslos anstarrte, war einfach zum totlachen. "Entschuldige Chihiro, aber ich habe schon lange nicht mehr so gelacht." Ein einziger Satz, bestehend aus einer Entschuldigung, begleitet von einem sanften Ton und einem charmanten Lächeln und all ihre Wut verpuffte mitsamt all den Racheplänen, die sie bereit wäre an ihm auszuüben. Warum musste dieser Kerl auch nur so gutaussehend sein? Sie lief rot an, als sie sich bei diesem Gedanken ertappte. Und er begann sich Vorwürfe zu machen, sie in Verlegenheit gebracht zu haben. Man käme ja nie auf die Idee, sie würden aneinander vorbei denken. "Du brauchst keine Angst zu haben.", fing Haku an, " Ich bin schließlich da und wenn du mir vertraust, kann doch nichts schief gehen. Wenn man keine Angst hat, dann fühlt man sich viel freier und unangespannter. Vielleicht ist das ja der Grund. Würdest du mir vertrauen, dann wärst du sicher schon müde geworden." "Umso besser, stell dir vor ich wäre eingeschlafen!", scherzte sie, um abzulenken. "Keine Sorge, dann hätte ich dich getragen." Bei dieser Antwort blieb ihr schlichtweg die Spucke weg. "Apropos, was für ein Amulett denn?", fragte Chihiro, nachdem sie sich wieder gefasst hatte und zur Zerstreuung in Gedanken ihr Gespräch durchgegangen war. Haku schien zunächst nicht zu verstehen. "Ach so, na das hier.", und deutete auf seinen silbern hellblauen Haargummi, der leicht glitzernd unter dem weiten weißen Ärmel hervorlugte und sein linkes Handgelenk schmückte. "Na so was! So einen habe ich auch!", meinte Chihiro verblüfft und löste ihren Pferdeschwanz, um Haku ihren Haarschmuck zeigen zu können, dessen Farbe allerdings von lila zu violett überging. Haku schaute es erstaunt an. "Ist es von Zeniba?", fragte er verblüfft. "Ich weiß nicht mehr, woher ich ihn habe..." "Es sieht wirklich ganz danach aus, aber...?", er brach mitten im Satz ab und blieb plötzlich wie angewurzelt stehen, was dazu führte, dass Chihiro gegen seinen Rücken lief. "Dämonen", war seine einzige Bemerkung. In Gedanken zuckte Chihiro bereits mit den Schultern. Was hatte sie denn sonst erwartet? Dass sich plötzlich ein Loch nach Hause auftat? Nein. Das war ja zuviel verlangt. Sie war bereits bereit die Beine in die Hand zu nehmen, sollten diese Dämonen wie jene schreckliche Oni aussehen, die sie von den vielen abgedruckten Bildrollen aus dem Geschichtsunterricht kannte. Doch statt Gestalten, die ihr Herz hätten zum Stillstand bringen können, tauchten aus den noch erkennbaren Baumkronen einige unförmige, durchsichtige, schwarze Gestalten auf, die durch die Luft schwebten. Chihiro vernahm ein klirrendes Geräusch. Dann wieder eins. Und wieder und wieder. Ehe sie überhaupt verstand was vor sich ging, fielen vier Eisklumpen scheppernd zu Boden, die die Dämonen eingefroren hatten und nun wie eine glitzernde Zellen ihre Gefangenen präsentierten. Chihiro war geschockt. "Was...war das?", brachte sie mühevoll hervor, in die Leere starrend. "Der Fluch." "Drück dich bitte genauer aus." Hakus eisiger Blick war weiterhin auf die eingefrorenen Gestalten gerichtet. "Das ist genau das wovor ich dich bewahren will. Jeder, der diesen Bereich betritt, wird ausnahmslos eingefroren. So einfach ist das." "Das sehe ich auch", äußerte sie sich, als sie sich wieder gefangen hatte, "Ich meine, was passiert mit ihnen danach?" "Das Eis löst sich mitsamt seiner Beute mit der Zeit auf. Dann sind sie selbst in der Gesterwelt nicht mehr existent, sprich für immer tot. Ohne Hoffnung auf eine Wiedergeburt." "Sie leben noch?" "Ja." "Dann tu was!" "Ich kann nichts für sie tun. Selbst wenn ich es wollte.", erklärte er und zog Chihiro mit sich, an den Eisklötzen vorbei. Er blickte sie nicht an. "Verstehst du jetzt weshalb es so wichtig wäre, dass du verschwindest? Das Leben hier in der Geisterwelt ist nicht ungefährlich." Sie war wie vor den Kopf gestoßen. Jeder Schritt hier könnte also ihren Tod bedeuten. Die Lage war ernster, als sie sie zu Anfang eingeschätzt hatte. Chihiro gestand sich ein, dass sie unter gefährlichen Albträumen litt, die zu ihrem Leidwesen ein wenig zu realistisch für ihren Geschmack waren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)