Chihiros Rückkehr ins Zauberland von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Das Rätsel um den geheimnisvollen Tunnel --------------------------------------------------- Disclaimer: Chihiros Reise ins Zauberland gehört mir nicht, ich habe mir nur die Charaktere für meine eigene Geschichte ausgeliehen und einige dazuerfunden. Das gilt für alle Kapitel dieser Geschichte. Ich habe diese FF schon vor einem Jahr angefangen *drop*, aber irgendwie nicht weitergeschrieben... sollte sie gefallen, werde ich natürlich weiterschreiben. Ich danke allen, die sie sich durchlesen und wünsche euch viel Spaß. ------------------------------------------------------------------------------- Das hier war schon ein sonderbarer Ort, fand Chihiro. Hier stand eine Kamifigur, die beidseitig zwei grinsende Gesichter erkennen ließ. Das eine Gesicht blickte in den Wald, auf die schlecht befahrbare Straße und das andere Gesicht blickte in einen Tunnel eines alten und heruntergekommenen Gebäudes. Früher fand sie diesen Ort gruselig, nicht zuletzt wegen dieser furchterregenden Figur. Aber heute dachte sie anders darüber. Es war ein stiller Ort, der von der Außenwelt wie abgeschnitten schien. Der dichte Wald schützte diesen Platz vor dem Lärm der Welt. Nur ab und zu störten Vögel oder andere Tiere diese Ruhe, in der man sich ansonsten voll und ganz seinen Gedanken widmen konnte. Darum war es Chihiros Lieblingsplatz. Immer wenn sie Sorgen, Ärger oder Probleme hatte, rannte sie hierher. Egal ob im Winter, Frühling, Sommer oder Herbst, sie lehnte sich einfach an die Figur und begann zu überlegen um nach Lösungen und Antworten zu suchen. Ab und zu dachte sie auch über diesen Tunnel nach, der alles was ihm zu nahe kam in sich aufzusaugen schien. Als sie und ihre Eltern ganz neu hierher gezogen waren, sind sie schon mal dort gewesen. Doch als sie wieder rauskamen, hatten sie all ihre Erlebnisse vergessen, falls man sie den überhaupt etwas erlebt hatten. Seltsamerweise waren sie mehrere Tage weg gewesen, doch ihnen schien es als hätte es sich bloß um einige Stunden gehandelt, obwohl sie sich nicht mehr erinnern konnten. Damals meinte ihr Vater, dieser Ort wäre verflucht und riet ihr deshalb davon ab hierher zu kommen. Würde er wissen wohin sie jedes Mal verschwand, würde es riesen Ärger geben. Einige Male schon spielte sie mit dem Gedanken einfach mal nachzuschauen was sich hinter dem "verfluchten" Tunnel verbarg, aber ehe sie nur einen Schritt in den Tunnel setzte, zog dieser Sog sie hinein und ihr Mut verließ sie eben so schnell wie er gekommen war. Jedes mal trat sie panisch zurück und war froh der Zugkraft entkommen zu sein, wobei sie sich doch ein wenig für ihre Feigheit schämte. Diesmal war sie sehr aufgeregt und verärgert, weshalb sie versuchte einen klaren Kopf zu bekommen. Ihre beste Freundin war gemein und ungerecht. Sie glaubte Chihiro nicht, sie vertraute ihr nicht. Dachte ihre Freundin wirklich, Chihiro könnte sie anlügen? Die Antwort war: ja und das enttäuschte sie sehr. Es traf sie wirklich hart, dass Yukiko ihr an den Kopf warf, Chihiro wolle ihr damit nur den Freund ausspannen. Die Wahrheit aber war, dass jener Freund ihrer Freundin fremdging. Trotzdem behauptete Yukiko stur, Chihiro wäre bloß eifersüchtig und neidisch, da sie selbst keinen hatte. Wenn man schon sechzehn war und immer noch keinen Freund hatte oder habe, musste man ja an Chihiros Stelle neidisch werden, meinte sie. Hier konnte sie schreien und toben, um wieder als die alte, fröhliche Chihiro zurückzukehren. Eigentlich war es ja wirklich nicht ihre Art aber auch sie hatte eben ab und zu mal solche Phasen. Es hörte sie hier ja sowieso niemand. Sie seufzte leise. Warum dachte ihre Freundin nur so über sie? Sie waren doch bis jetzt wie ein Herz und eine Seele, oder? Na ja, wahrscheinlich nun doch nicht, wenn sie Chihiro solche Dinge zutraute. Sie hatte sich sehr in ihr getäuscht. Sollte das etwa das Ende ihrer langjährigen Freundschaft gewesen sein? Durfte sie wirklich so schnell aufgeben, nachdem Yukiko für sie fast wie eine Schwester geworden war, da Chihiro ein Einzelkind geblieben war? Chihiro schüttelte entschieden den Kopf. Nein! Sie musste die ganze Sache anders angehen. Sich mit ihr weiter zu streiten oder ihr gar die Freundschaft zu kündigen, war der falsche Weg. Sie kam zum Entschluss, dass sie ihrer Freundin schon beweisen werde, dass sie es nicht auf ihren Freund abgesehen hatte. Sie würde zu ihr hergehen und ihr ihren neuen Freund vorstellen. Yukiko musste ja nicht unbedingt wissen, dass sie einfach irgendeinen Jungen bitten würde eine Zeit lang ihren Freund zu spielen. Dann würde Yukiko schon alles einsehen und sich bei ihr entschuldigen und Chihiros Freundschaft wieder zu schätzen wissen. Ja, das sollte sie wirklich machen. Chihiro war einfach zu gutmütig, um ihrer Freundin lange böse zu sein. Aber was sein musste, musste sein. Sie war zufrieden. Diese Stille bewirkte wirklich Wunder und das bemerkte sie nicht zum ersten Mal. Man könnte sogar meinen, dieser Ort gebe ihr das nötige Gleichgewicht wieder, welches im Alltagsstress viel zu oft verloren ging. Sie drehte sich zur Kamifigur und bedankte sich bei ihr. Sie fand zwar, dass sie aus dem Alter raus war, an höhere Kräfte zu glauben, aber schaden konnte es ja nun wirklich nicht. Schließlich hatte sie bis jetzt ihr Handeln noch kein einziges Mal bereut, nachdem sie diese Stelle verließ um ihre Überlegungen in die Tat umsetzen zu können. Egal wie sehr sie sich dagegen sträubte, dieser Ort hatte ganz eindeutig etwas Magisches an sich. Als sie sich umdrehte blickte sie automatisch in den Tunnel. Auch wenn sie es verdrängen wollte, immer wenn sie hierher zurückkehrte, wurde sie an das Geschehnis vor sechs Jahren erinnert, nämlich daran dass sie keine Ahnung hatte was denn passiert war, obwohl sie das Gefühl hatte etwas sehr wichtiges vergessen zu haben. Jemanden vergessen zu haben. Chihiro schreckte hoch. Sie war in Gedanken einfach einige Schritte in den Tunnel gegangen und der Sog holte sie wieder in die Realität zurück. "Jemanden vergessen zu haben...", murmelte sie vor sich hin und bekam einige Echos zurück. Mit jedem Echo hatte sie zwar das Gefühl auf dem Weg zu sein sich wieder zu erinnern, aber in ihrem Kopf schien eine Blockade entstanden zu sein, um sie daran zu hindern. Sie schaute in den dunklen Gang des Tunnels, konnte aber nichts als Schwärze erkennen und schluckte. Sollte das etwa der richtige Weg sein? Chihiro rieb sich am Kopf. Sie hatte schon vorhin so etwas Komisches gedacht und jetzt wieder? Was sollte das? Das war wirklich unheimlich! Schon wollte sie einen Schritt zurück treten, als sie aber inne hielt. Wenn sie diesen Gang nicht passieren würde, würde sie nie erfahren was hinter dem Tunnel wirklich war. Sie hatte oft genug gekniffen, diesmal sollte ihre Neugierde siegen. Sie war sowieso schon drin, auch wenn es nur zwei Meter waren. Das Schlimmste, also der Sog, vor dem sie immer solche Angst hatte, war überstanden. Wer weiß, ob sie sich das noch mal trauen würde? Chihiro kam zur Überzeugung, dass sie diese Chance nutzen müsse und werde. Zuerst zögerlich, dann etwas entschlossener begann sie voranzuschreiten. Obwohl draußen Sommer war und im Schatten fast um die 30°C, war es hier eiskalt. Es zog leicht, aber bei weitem nicht so stark wie am Anfang. Eigentlich war es ja auch logisch, wenn sie so überlegte. Ihr Vater war nämlich nie der abergläubische Typ gewesen, aber mit seiner Behauptung über den Fluch hatte er Chihiro, als sie zehn war, große Angst eingejagt, weswegen sie bis jetzt von diesem absurden Gedanken in ihrem Innersten nicht ablassen konnte. "Ach was! Es gibt keine Flüche. Reiner Aberglaube!", versuchte sie sich zu beruhigen. "Schließlich bin ich ein realistischer Mensch, der an solches Gerede nicht glaubt.", redete sie sich ein. Von wegen Beruhigung! Allmählich bekam sie es wirklich mit der Angst zutun und wünschte sich ihre Neugierde langsam sonst wohin. Da war kein Ausgang weit und breit! Sie kniff ihre Augen zusammen, um besser sehen zu können. "Doch! Da ist einer!", rief sie freudig und rannte auf den leuchtenden Fleck zu. Es war gar nicht so weit, sondern ihr nur so vorgekommen, da sie vor lauter Aufregung fast wie in Zeitlupe voran gegangen war. Zu ihrer Überraschung kam sie in einer Art Wartesaal an. Vor lauter Freude endlich dem endlos langen und feuchten Tunnel entkommen zu sein, blieb sie erst schwungvoll vor einer der leeren Bänken stehen, die allerdings ziemlich sauber und gepflegt aussah. Sie schaute sich um. Das hier war alles andere, als sie erwartet hatte. Ein einfacher Wartesaal, nichts Besonderes. Obwohl es schon komisch war, dass man so etwas ausgerechnet hier vorfand. Sich immer noch orientierend, entdeckte sie, dass sie wohl aus dem mittleren Ausgang rausgerannt sein müsste, denn es waren insgesamt Drei vorhanden und obwohl sie schon mitten im Saal stand, dessen Größe nicht zu verachten war, musste sie ja nur gedanklich eine Linie zurückziehen, um zu erkennen woher sie gekommen war. 'Seltsam', überlegte sie, 'draußen war doch nur einer.' Zu ihrem Entsetzen stellte sie fest, dass die ganze Sache doch unheimlicher wurde, als sie es zunächst zu sein schien. Rasch drehte sie sich um, um den Saal genauer zu erforschen. Außer diesem Umstand (nämlich, dass komischerweise plötzlich drei Aus- oder Eingänge da waren, denn es kam darauf an von welchem Standpunkt man es betrachtete) konnte man den Rest des Raums vollkommen akzeptabel als "normal" durchgehen lassen. Kleine runde Fenster, mit buntem Glas verziert, warfen ein ebenfalls farbiges Licht in den Saal, der überall von Säulen gestützt war. Das Licht im Saal war zwar etwas fahl, verlieh ihm aber eine besondere und eigene Atmosphäre. Die Helligkeit des Raums übte eine beruhigende Wirkung auf sie aus. Sie überlegte, wohin wohl die anderen Ausgänge führen mochten, aber ihre Gedankengänge wurden von einem leisen Geräusch unterbrochen. Es klang wie ein Zug, stellte sie fest, während sie sich der Richtung aus der es kam zuwendete. "Wie sonderbar, wieso kommt mir alles so vertaut vor, als wäre es schon mal passiert...?" Das war also wirklich der richtige Weg, dachte sie. Es war doch gut, dass sie sich getraut hatte reinzugehen, denn sie hatte das Gefühl etwas Wichtiges, nämlich ihre Erinnerungen, wiedererlangen zu können. Ihre Augen blieben am nächsten Ausgang stehen, der den Saal zusätzlich erleuchtete und den sie schon vorhin erblickt hatte, sich aber zuerst entschieden hatte diesen Ort hier genauer zu untersuchen. Instinktiv hatte sie schon gewusst, dass sie später durch diesen Ausgang gehen müsste. Sie beschloss daher genug gesehen zu haben und folgte dem Zuggeräusch raus ins Freie. Kapitel 2: Willkommen zurück! ----------------------------- Tut mir leid, dass ich euch hab so lange warten lassen, sorry! Leider hatte ich wenig Zeit und einige technische Probleme... Egal. Ich danke für die Kommis, hab mich sehr gefreut, dass eine Fortsetzung erwünscht ist und hoffe euch gefällt dieses Kapitel auch! ------------------------------------------------------------------------------- Die Verwirrung und Verblüffung war aus Chihiros Gesicht gewichen, übrig blieb nur ein dankbares Lächeln der Sonne, die ihre Strahlen auf Chihiros mittlerweile durch Kälte mit Gänsehaut überzogene Haut warf und sie angenehm erwärmte. Vor ihr erstreckte sich eine unberührte Landschaft, die sie hinter dem Hügel erforschen konnte. Plötzlich war ihre Beklemmnis verschwunden und je weiter sie ging, desto vertrauter kam ihr die Umgebung vor. Spielerisch überquerte sie den kleinen Bach und meinte in der Ferne einige Häuser zu erkennen. Zielsicher lief sie auf diese zu und betrachtete sie näher. Sie waren all samt bunt angestrichen und mit einigen Schriftzeichen versehen, aber die Straßen waren leer. Sie kam sich fast wie Alice im Wunderland vor. Und das hier schien wirklich wie ein Wunderland zu sein, nur eben auf seine eigene Art und Weise. Das Mädchen spürte, dass sie noch jede Menge Neues entdecken würde. Sie lief kreuz und quer durch alle Straßen, in der Hoffnung wenigstens eine Menschenseele zu finden. Aber sie blieb allein. Frustriert darüber, dass dieser Ort nichts zu bieten hatte und obendrein noch menschenleer war, beschloss sie wieder umzukehren. Ein Blick auf die Armbanduhr genügte um festzustellen, dass es schon spät war und es bald dunkel werden müsste. Sie sollte sich lieber beeilen, denn sie wollte nicht, dass ihre Eltern sich Sorgen machen. Sie kam aus einer kleinen Nebenstraße wieder auf die breiteste aller Straßen und wollte sich gerade umschauen ob sie nach rechts oder links müsste, als ihr Blick an einer Art riesigen Tempel hängen blieb. Vor ihm erstreckte sich eine nicht minder geschmückte Brücke und sie hörte plötzlich wieder das Zuggeräusch. Ohne weiter nachzudenken lief sie die steilen Treppen zur Brücke hoch und das Geräusch wurde immer lauter. Fasziniert wie ein kleines Kind stützte die sich am Geländer und erblickte unter ihr wirklich einen Zug. "Tatsächlich, ein Zug. Ich hatte mich nicht getäuscht..." Gedankenverloren starrte sie dem wegfahrendem Zug hinterher. Während der andere Zug schon am Horizont verschwunden war, fuhr plötzlich ein weiterer vorbei und löste sich ebenso schnell wieder auf. Chihiro war verwirrt, 'Noch einer?', fragte sie sich. 'Oder gar ein déjà-vue?' Sie starrte auf die leeren Gleise. 'Bin wohl überarbeitet und gestresst', stellte sie fest, als sie sich zum Gehen umdrehte und dabei spürte, dass sich Blicke in ihren Rücken bohrten. Ruckartig drehte sie sich um. "Niemand da", flüsterte sie. Vor ihr war immer noch dasselbe idyllische Porträt, jetzt nur noch romantischer, denn das Abendrot überflutete den Himmel. Doch trotz dieser einladenden Umgebung bekam sie es mit der Angst zu tun. Das große von chinesischem Stil zeugende Gebäude mit der Aufschrift "Aburaya" schien leer und verlassen und wirkte auf sie sogar noch gruseliger als der Tunnel. Verängstigt machte sie einen Schritt nach hinten und stieß dabei gegen jemanden. Erschrocken drehte sie sich ruckartig wieder um und starrte nun auf einen weißen Suikan. Sie ließ wie in Zeitlupe ihren Blick nach oben wandern und blieb an einem grünen Augenpaar hängen. Plötzlich vermische sich ihre Angst mit zwei weiteren Gefühlen: Verblüffung und Freude. Sie wusste selbst nicht warum, aber sie hätte diese überaus ansehnliche Person, die vor ihr stand am liebsten umarmt. "Chihiro! Was tust du hier?", fragte eine zwar ruhige aber keineswegs freundliche Stimme. "Eh?", sie verstand nicht. "Wer ...?", mehr brachte sie mit ihrer zittrigen Stimme nicht zustande, denn der Schock war trotz mehr oder minder positiven Gefühlen geblieben. "Ich bin..." "...Haku?", entfuhr es ihr. Sie schlug sich die Hand vor den Mund. Woher wusste sie das? Sie hatte ihn noch nie gesehen, oder doch? Aber vor allen Dingen, woher kannte er sie? Seine Augen weiteten sich für einen kurzen Moment. "Woher...?" Schweigen. "Egal jetzt!", er richtete seinen Blick wieder auf sie. "Du solltest verschwinden, und zwar plötzlich!" Diesmal klang es nicht ganz so barsch. Ob er es gemerkt hatte, dass er ihr einen ganz schönen Schrecken eingejagt hatte? Und während sie überlegte, was er meinte, packte er sie blitzartig am Handgelenk und zerrte sie mit sich. "Hey! Was soll das? Lass mich gefälligst los", protestierte sie, "Du tust mir weh!" Sein Griff lockerte sich, aber er lies noch lange nicht los. Vielmehr raste er förmlich die Treppen mit ihr runter und da er sich sowieso nichts sagen ließ, war sie froh, dass er sie festhielt. Sollte sie nämlich die Treppe runterfliegen, würde sie sich an ihm festkrallen, dann wäre sie wenigstens nicht die einzige, die sich alle Knochen brechen würde. "Wenn du nicht sofort zurückgehst, kann ich für nichts garantieren!", schrie er. "Meine Kräfte sind hier versiegelt und ich kann dich nicht beschützen!" Wovon schwafelte der eigentlich? Sie beschützen? Kräfte? Für nichts garantieren? Chihiro verstand die Welt nicht mehr. Wer war eigentlich dieser junge Mann, der sie gerade ohne weiteres durch die Gegend zog und unverständliche Sachen von sich gab? Mit anderen Worten: sie bereute ihren kleinen Ausflug. Dabei wollte sie doch nur etwas Abwechslung und hinter das Geheimnis des Tunnels, das sich als ein absolut Ödes erwies, kommen. Zuerst schlich sie durch eine Geisterstadt und jetzt musste sie fürchten von irgendeinem Fremden, der aus heiterem Himmel vor ihr auftauchte, entführt zu werden, und weiter wollte sie gar nicht denken! Sie schüttelte den Kopf und bremste mit all ihrer Kraft, unfreiwillig hielt er an. "Was machst du denn? Du sollst zurück, sonst ist es viel zu gefährlich hier!" Er schaute sie an und Chihiro starrte wie ein bockiges Kind zurück. "Oh nein!", stöhnte er. "Wenn jetzt auch noch das Meer..." "Verdammt! Wovon redest du! Was willst du? Wer bist du? Und wieso rennen wir wie zwei Verrückte durch die Stadt? Was in aller Welt soll das?", Chihiro verlor so langsam die Beherrschung. Sie verstand das alles nicht und obwohl sie sich gewisser Maßen zu ihm hingezogen fühlte, sträubte sie sich doch zumindest in dem Moment dagegen ihm zu vertrauen. "Weiter!", war die einzige Antwort und er zerrte sie mit voller Kraft wieder mit. "Ich will aber nicht!" Mit diesen Worten stemmte sie ihr ganzes Gewicht nach hinten. "Ich habe keine Zeit für Erklärungen! Was ist eigentlich los mit dir? Die Chihiro, die ich kenne, würde nie so kindisch reagieren!" Vor Verblüffung blieb ihr der Mund offen stehen. Sie hatte das Gefühl, je länger sie in seine grünen Augen starrte, desto näher waren die Erinnerungen greifbar. Es wurde bereits dunkel und sie konnte sich sein Aussehen nicht mehr wirklich ausmachen. Überhaupt war sie schon froh seine Silhouette zu erkennen. Und wo man schon bei Dunkelheit war, es war viel zu schnell dunkel geworden für ihren Geschmack. Wie unheimlich! Ihre Hand entglitt ihm und sie ließ sich kraftlos auf die Knie sinken. Ihr Kopf schmerzte höllisch und sie war völlig außer Atem. Vor ihrem geistigen Auge erstreckte sich ein dichter Nebel, der ihr jegliche Erinnerung verweigerte. Es machte sie einfach verrückt. "Jetzt mach nicht schlapp! Wir müssen weiter!" Er wollte schon wieder ihr von seinem Abdruck versehenden und mittlerweile rot gewordenen Handgelenk nehmen, als sie ihm ihre andere Hand anbot. Erstaut über ihren Meinungswechsel zog er sie sacht hoch und flüsterte: "Ich will nur dein Bestes. Bitte vertrau mir." Chihiro wusste nicht mehr was sie tun sollte, sie war total fertig und hatte ohnehin keine andere Wahl, also nickte sie. "Wenn es so wichtig ist, dass ich gehe, dann werde ich es wohl müssen, nicht wahr?" Er nickte langsam. "Ja. Und jetzt los!" Sie rannten weiter und Chihiro gab sich alle Mühe mit seinem Tempo mitzuhalten. "Sag mir wenigstens wer du bist und wohin wir wollen!" "Aber das hast du doch selbst gesagt! Ich bin Haku und du musst wieder durch den Tunnel zurück!" Er blieb abrupt stehen. Es war zwar wie gesagt schon dunkel geworden, aber hinter ihnen brannten nicht einmal die Lichter der Stadt, die sie vor kurzem verlassen hatten. Chihiro schaute ängstlich zurück. Es war also doch eine Geisterstadt gewesen. "Wieso gehen wir nicht weiter?", fragte sie, als Haku keine Anstalten machte sich auch nur einen Zentimeter vorwärts zu bewegen. "Zu spät!", presste er undeutlich zwischen den Lippen hervor. Chihiro versuchte sich zu orientieren, denn wenn sie richtig lag, waren sie jetzt an einem Treppenansatzt, hinter dem eine große Wiese, die sie schon vorhin durchquert hatte, sein müsste. Stattdessen beobachtete sie mit verstörtem Blick, wie das Wasser vor Hakus Füße schlug. Mit der Zeit hatten sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt und vor ihrem Sichtfeld breitete sich ein unendliches schwarzes Meer aus. "Nein..." Chihiro war sich so sicher gewesen, dass sie den richtigen Weg eingeschlagen hatten, sodass sie jetzt völlig am Ende ihres Verständnisses angelangt war. "Das war doch eine Wiese, nicht wahr?" "Ja, aber nachts wird sie zum Meer. Und ohne einem Boot kommen wir nicht weiter." Erklärte er und drehte sich zu ihr um. Seine Stimme war völlig ruhig geblieben und ließ nichts von der innerlichen Anspannung anmerken. Er schien zu überlegen. "Komm mit.", war das Fazit seiner Gedanken. Kapitel 3: Im Nebelwald ----------------------- So, endlich geht es weiter. Es tut mir sehr leid, dass es so lange gedauert hat. Es lag nicht nur am Zeitmangel, sondern auch an meiner Unzufriedenheit mit bestimmt fünf Variationen zu diesem Kapitel. Ich hoffe sehr, dass euch diese Version gefällt und wünsche euch viel Spaß beim lesen. PS: Vielen Dank für die Kommis! Es freut mich immer sehr ein Feedback zu lesen. ~~~~~ "Das ist ein Traum, es muss ein Traum sein", ging Chihiro durch den Kopf. Dass eine Geisterstadt hinter dem Tunnel lag, war ja noch irgendwie akzeptabel aber gegen eine Wiese, die über Nacht zum tosenden Meer wird, sträubt sich nun mal jeglicher gesunde Menschenverstand. Was noch besser war, war ein "Spaziergang" zu einer Hexenmeisterin namens Zeniba, die ihr vielleicht helfen könnte. Und die Krönung des ganzen Übels war dieser junge Mann vor ihr, der ihr zweites Handgelenk gerade mit seiner kalten Hand zusammenquetschte und das bereits genauso wehtat, wie das andere. Hoffentlich musste ihr Gelenk nicht vor Quetschungen und Kälte absterben. Chihiros Gedanken trieften nur so vor Ironie. "Nicht so fest", murmelte sie. Er ließ augenblicklich lockerer. Eigentlich fragte sie sich schon die ganze Zeit über, weshalb er sie eigentlich noch festhielt. Hatte er etwa Angst sie würde ihm weglaufen? Falls es das war, konnte er sie getrost loslassen, schließlich war sie nicht so dumm, jetzt noch, wo sie doch schon einen beträchtlichen Weg zurückgelegt hatten und der langsam aufkommende Nebel immer dichter wurde, an Flucht zu denken. Als hätte er ihre Gedanken gelesen, antwortete er: "Keine Sorge, ich halte dich nur fest, um sicherzugehen, dass du kein Opfer des hiesigen Fluchs wirst." Fluch? Chihiro lief ein eisiger Schauer über den Rücken. Die Sache wurde ja langsam noch verdrehter, als es ihr Verstand zuließ. "Moment mal", stellte sie fest "wie willst du mich denn von einem Fluch bewahren, wenn du doch selbst sagtest, deine Kräfte wären versiegelt?" Eigentlich war das mit den versiegelten Kräften für sie völlig unlogisch, aber sie verstand es nun mal sich zwischen egal-wie-absurden Vorstellungen und Gesagtem Parallelen zu ziehen. Würde sie es nicht können, wäre sie ihrer Meinung nach in Mathe längst durchgefallen. "Dieser Fluch ist von mir selbst errichtet, jetzt sind wir nur noch auf Zenibas Amulett angewiesen.", erklärte er kurz angebunden, allerdings mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen. Wollte er sie damit etwa beruhigen? "Es ist ein Traum.", mit diesem Gedanken schloss Chihiro jegliche Zweifel ab und hoffte auf ein baldiges Erwachen. Egal ob sie nun von einem Märchenprinzen bei der Hand geführt wurde oder nicht, vor lauter Angst und Kälte (doch das würde sie sich nie eingestehen) hatte sie nur einen Wunsch: nichts wie nach Hause! Sie bereute ihre Bockigkeit jetzt schon; vielleicht wäre sie schon längst daheim. Sie schaute sich um; das einzige was sie trotz des Nebels erkennen konnte, waren Bäume und Sträucher am Wegrand. Eigentlich nichts Außergewöhnliches und außerdem wurde es langsam wieder hell. Trotzdem schaffte sie es nicht die unheimliche Atmosphäre, begleitet von einer Stille wie sie sie noch nie erlebt hatte, zu ignorieren und spürte einen zweiten eisigen Schauer über ihren Rücken laufen. Jetzt blieb nur noch die Frage, ob es vor Kälte oder Angst war, zwei unangenehme Gefühle, die sie ständig zu verfolgen schienen. "Sag mal Haku...." "Hm?" "Wie spät ist es eigentlich? Vorhin ist es so überraschend schnell dunkel geworden und wir laufen schon eine Ewigkeit durch diesen Wald. Ich frage mich warum ich eigentlich kein bisschen müde bin..." "Schwer zu erklären... Es gibt zwei Möglichkeiten weshalb du noch munter bist. Vielleicht liegt es ja daran, dass in dieser Zone das Raum- und Zeitverhältnis nicht mehr stimmt. Das hier ist ein ziemlich gefährliches Gebiet." Möglichkeit eins: abgehakt und ausgeschlossen. "Und die zweite Möglichkeit?" "Sag, hast du Angst?" Diese Frage traf voll ins Schwarze. "Wieso sollte ich Angst haben?", verteidigte Chihiro sich sofort. Sie wollte es ums verrecken nicht zugeben, um ja nicht als ein ängstliches kleines Kind dazustehen. Um sein Lachen zu dämpfen hielt er sich die andere Hand vor den Mund. Er hatte sie durchschaut - sie hatte Angst! Eigentlich wollte er sie damit ja nicht ärgern, aber ihr Gesicht, das ihn gerade fassungslos anstarrte, war einfach zum totlachen. "Entschuldige Chihiro, aber ich habe schon lange nicht mehr so gelacht." Ein einziger Satz, bestehend aus einer Entschuldigung, begleitet von einem sanften Ton und einem charmanten Lächeln und all ihre Wut verpuffte mitsamt all den Racheplänen, die sie bereit wäre an ihm auszuüben. Warum musste dieser Kerl auch nur so gutaussehend sein? Sie lief rot an, als sie sich bei diesem Gedanken ertappte. Und er begann sich Vorwürfe zu machen, sie in Verlegenheit gebracht zu haben. Man käme ja nie auf die Idee, sie würden aneinander vorbei denken. "Du brauchst keine Angst zu haben.", fing Haku an, " Ich bin schließlich da und wenn du mir vertraust, kann doch nichts schief gehen. Wenn man keine Angst hat, dann fühlt man sich viel freier und unangespannter. Vielleicht ist das ja der Grund. Würdest du mir vertrauen, dann wärst du sicher schon müde geworden." "Umso besser, stell dir vor ich wäre eingeschlafen!", scherzte sie, um abzulenken. "Keine Sorge, dann hätte ich dich getragen." Bei dieser Antwort blieb ihr schlichtweg die Spucke weg. "Apropos, was für ein Amulett denn?", fragte Chihiro, nachdem sie sich wieder gefasst hatte und zur Zerstreuung in Gedanken ihr Gespräch durchgegangen war. Haku schien zunächst nicht zu verstehen. "Ach so, na das hier.", und deutete auf seinen silbern hellblauen Haargummi, der leicht glitzernd unter dem weiten weißen Ärmel hervorlugte und sein linkes Handgelenk schmückte. "Na so was! So einen habe ich auch!", meinte Chihiro verblüfft und löste ihren Pferdeschwanz, um Haku ihren Haarschmuck zeigen zu können, dessen Farbe allerdings von lila zu violett überging. Haku schaute es erstaunt an. "Ist es von Zeniba?", fragte er verblüfft. "Ich weiß nicht mehr, woher ich ihn habe..." "Es sieht wirklich ganz danach aus, aber...?", er brach mitten im Satz ab und blieb plötzlich wie angewurzelt stehen, was dazu führte, dass Chihiro gegen seinen Rücken lief. "Dämonen", war seine einzige Bemerkung. In Gedanken zuckte Chihiro bereits mit den Schultern. Was hatte sie denn sonst erwartet? Dass sich plötzlich ein Loch nach Hause auftat? Nein. Das war ja zuviel verlangt. Sie war bereits bereit die Beine in die Hand zu nehmen, sollten diese Dämonen wie jene schreckliche Oni aussehen, die sie von den vielen abgedruckten Bildrollen aus dem Geschichtsunterricht kannte. Doch statt Gestalten, die ihr Herz hätten zum Stillstand bringen können, tauchten aus den noch erkennbaren Baumkronen einige unförmige, durchsichtige, schwarze Gestalten auf, die durch die Luft schwebten. Chihiro vernahm ein klirrendes Geräusch. Dann wieder eins. Und wieder und wieder. Ehe sie überhaupt verstand was vor sich ging, fielen vier Eisklumpen scheppernd zu Boden, die die Dämonen eingefroren hatten und nun wie eine glitzernde Zellen ihre Gefangenen präsentierten. Chihiro war geschockt. "Was...war das?", brachte sie mühevoll hervor, in die Leere starrend. "Der Fluch." "Drück dich bitte genauer aus." Hakus eisiger Blick war weiterhin auf die eingefrorenen Gestalten gerichtet. "Das ist genau das wovor ich dich bewahren will. Jeder, der diesen Bereich betritt, wird ausnahmslos eingefroren. So einfach ist das." "Das sehe ich auch", äußerte sie sich, als sie sich wieder gefangen hatte, "Ich meine, was passiert mit ihnen danach?" "Das Eis löst sich mitsamt seiner Beute mit der Zeit auf. Dann sind sie selbst in der Gesterwelt nicht mehr existent, sprich für immer tot. Ohne Hoffnung auf eine Wiedergeburt." "Sie leben noch?" "Ja." "Dann tu was!" "Ich kann nichts für sie tun. Selbst wenn ich es wollte.", erklärte er und zog Chihiro mit sich, an den Eisklötzen vorbei. Er blickte sie nicht an. "Verstehst du jetzt weshalb es so wichtig wäre, dass du verschwindest? Das Leben hier in der Geisterwelt ist nicht ungefährlich." Sie war wie vor den Kopf gestoßen. Jeder Schritt hier könnte also ihren Tod bedeuten. Die Lage war ernster, als sie sie zu Anfang eingeschätzt hatte. Chihiro gestand sich ein, dass sie unter gefährlichen Albträumen litt, die zu ihrem Leidwesen ein wenig zu realistisch für ihren Geschmack waren. Kapitel 4: Bei Zeniba --------------------- Hallo allerseits! Erstmal will ich mich für eure Kommis bedanken! Dankeschön! Ich muss sagen, es spornt mich ziemlich an und zum Glück hat es diesmal nicht ganz so lange mit dem neuen Kapitel gedauert. Ich wünsche allen viel Spass beim Lesen und hoffe, dass es euch gefällt. ------------------------------------------------------------------------------ Die Reise durch den endlosen Wald setzte sich stillschweigend fort. Langsam aber sicher löste sich der Nebel immer mehr auf und gab eine nächtliche Moorlandschaft frei. "Sei vorsichtig, wohin du hintrittst. Am besten, du bleibst direkt hinter mir.", warnte er sie und ließ ihr Handgelenk los. "Es ist nicht mehr weit." Irgendwie war sie enttäuscht. Sie hatte sich schon an den festen Griff, der ihr Schutz und Sicherheit bot, gewöhnt. Ausserdem ist seine Hand langsam warm geworden, so als würde wieder Blut durch seine Finger strömen, fiel ihr auf. Erschrocken stellte sie fest, wie schnell sie zu ihrem gutaussehendem Begleiter Vertrauen gefasst hatte. Von weitem hörte sie ein seltsames Quitschen und sah dann ein Licht, das sich auf sie zu bewegte. Eine hüpfende Straßenlaterne? "Keine Angst, es will uns nur den Weg zeigen", meinte die beruhigende Stimme vor ihr. Chihiro stieß nur einen tiefen Seufzer aus. Ständig passierte hier eine Verrücktheit nach der anderen. Zenibas Anwesen erinnerte Chihiro an eine kleine Holzhütte, wie aus westlichen Märchen, die eine grauenvolle Hexe bewohnte. Wider Erwarten erwies sich das Häuschen als ein sehr gemütliches und die Hexenmeisterin als eine sehr nette alte Dame mit einer großmütterlichen Art, die sie sofort herzlichst umarmt hatte. Und selbst das Ohngesicht hatte es sich nicht nehmen lassen Chihiro ebenso zu begrüßen. Völlig durchgefroren nippte sie dankbar an einer heißen Tasse Tee. Sie hatte sich vorher nicht getraut Haku damit zu belästigen und hatte ein Zittern erfolgreich unterdrückt. "So ist es also wahr. Du kannst dich an nichts mehr erinnern...", schlussfolgerte Zeniba. "Ja.", bestätigte Chihiro, " Es tut mir leid." "Vielleicht ist es auch besser so.", sagte Haku zu ersten Mal seit langem etwas, der neben ihr auf der Bank saß und nachdem er dafür gesorgt hatte, dass sie etwas gegessen hatte, sich die ganze Zeit auf die Rolle eines Zuhörers beschränkt hatte. Trotz der Tatsache, dass Zeniba Chihiro alles darüber erzählt hatte was sie über Chihiros ersten Aufenthalt wusste, war dieser keine neue Erinnerung eingefallen. Es klang für sie mehr nach einer Geschichte oder einem Märchen, als nach einer Zusammenfassung ihrer eigenen Erlebnisse. "Zeniba-San! Wissen Sie, wie ich wieder nach Hause kommen könnte? Haku meinte, Sie könnten mir vielleicht helfen." Chihiro konnte nicht mehr. Sie war erschöpft und wollte ihren Eltern, die sie bestimmt schon erfolglos suchten, nicht noch mehr Sorgen bereiten. Außerdem hatte sie ja jetzt, das was sie gewollt hatte, nämlich alle Antworten auf die Fragen, was vor sechs Jahren passiert ist. Auch wenn es alles sehr unglaublich klang und sie gelacht hätte, hätte man es ihr unter anderen Umständen erzählt. So aber musste sie es einfach glauben, auch wenn sie Zenibas Erzählung noch lange nicht als ihre eigenen Erinnerungen akzeptierte. Das jedoch verdrängte sie einfach. Zeniba schüttelte nur den Kopf. "Der einzige Ausgang zu deiner Welt befindet sich woher du gekommen bist, zumindest der Einzige, den ich kenne." Chihiro schaute sie derart flehend an, dass sogar ihre Mutter - wäre es an sie gerichtet - hätte nachgeben müssen. "Wenn du willst, schaue ich in meinen Büchern nach, aber ich fürchte, dass du Morgen zurück musst, um nach Hause zu gelangen. Trotzdem ist es gut, dass du hier bist. Dort hättest du über Nacht sowieso nicht bleiben können.", gab die Hexenmeisterin nach und beschwichtigte Chihiro sofort, als diese den Mund aufmachen wollte. Der Weg hierher sei keineswegs umsonst gewesen, wollte sie ihr damit verständlich machen. Chihiro bedankte sich noch rechzeitig für Zenibas Bemühen, ehe sie nun endgültig von der Müdigkeit übermannt in einen traumlosen und ruhigen Schlaf sank. Am Rande registrierte sie noch, dass sie zur Seite gegen etwas Weiches und Warmes gefallen sein müsste und dabei einen angenehmen Duft, der sie an die Luft nach dem Regen erinnerte, wahrgenommen hatte. Innerlich zuckte Haku überrascht zusammen, als er Chihiros Kopf an seiner Schulter spürte, gab sich Äußerlich jedoch völlig gleichgültig. "Aus ihr ist wirklich eine hübsche junge Frau geworden", flüsterte Zeniba Haku augenzwinkernd in einem belustigten Ton zu. Diese Bemerkung ignorierend bat er das Ohngesicht um ein Kissen und eine Decke für Chihiro. Er selbst konnte nicht mal aufstehen, da sie sich im Schlaf näher an ihn herangekuschelt hatte und seinen linken Arm festhielt. Das Tageslicht strahlte hell durch die Fenster ins Zimmer und blendete Chihiro beim Aufwachen, sodass sie zunächst nicht koordinieren konnte, wo sie war. Dann jedoch fiel ihr alles wieder ein und sie gab ein leises Stöhnen von sich, das die Aufmerksamkeit von Zeniba und Haku auf sie zog, die bis eben noch ziemlich vertieft in verschiedene Bücher waren. "Guten Morgen", Chihiro rieb sich die Augen. "Schönen Guten Morgen, mein Kind", erwiderte Zeniba und widmete sich wieder ihrem Buch, während das Ohngesicht Chihiro zunickte. Auch Haku gab ein leises "Morgen." von sich, um gleich darauf gedankenversunken mit ernstem Gesicht die Bücher vom Tisch zu räumen. "Oh nein!!!", rief Chihiro entsetzt, und zwar so laut, dass sie damit selbst Zenibas unerschütterliche Konzentration brach. Alle starrten sie fragend an, Chihiro allerdings bemerkte es nicht und jammerte weiter vor sich hin, an ihrem Rock zupfend. "Meine Schuluniform! Völlig zerknittert! Mama bringt mich um! Wieso immer ich?" Eigentlich war Chihiro nicht der Typ, der wegen solchen Banalitäten jammerte, aber wenn es um ihre Schuluniform ging, war es etwas anderes. Besonders der Faltenrock war schwer zu bügeln und stand auf der Hassliste ihrer Mutter auf Platz eins. Selber traute sie sich nicht mehr an den Bügeleisen, weil ihretwegen schon Papas bestes Hemd dran glauben musste. Und so unordentlich in die Schule zu gehen war undenkbar für sie. Was würden die anderen von ihr denken? "Ach Kind. Wenn das dein einziges Problem ist...", Zeniba atmete erleichtert auf und mit einem Fingerschnippen war die Uniform wie frischgebügelt. Chihiro betrachtete sich erstaunt. "Ich fürchte, du hast gleich ein viel größeres Problem.", räumte Haku ein. Sie schaute erschrocken in die Runde, wacher denn je. Zeniba und das Ohngesicht dagegen starrten Haku an. Wer ist schon gerne der Überbringer einer schlechten Nachricht? Er seufzte resigniert. Lange drum rum zu reden brachte eh nichts und war sowieso nicht seine Art. "Den Ausgang, den du benutzt hast und von dem wir glauben er sei der einzige, gibt es nicht mehr." Chihiro brauchte erst einen Moment das Gesagte zu verstehen. Wie lange sie wohl brauchen würde es zu verdauen war eine andere Frage. Aber anstatt zu schreien und zu toben, was man von einer Person in so einer Situation eher erwarten würde, taumelte sie entgeistert nach hinten, stolperte über ein Buch und kam sitzend auf der Bank auf - wortlos. Sie war durch und durch schockiert und ihr Kopf wie leer geräumt. Doch mit einem Mal schlugen die Gedanken auf sie ein, wie ein Hagel aus Schreien, Sorgen, Bedenken und Fragen, durchmischt von Wut und Angst zugleich. Sie mahnte sich innerlich zur Ruhe. ,Positiv, denke immer positiv, nicht pessimistisch werden, jetzt bloß nicht pessimistisch werden. Das ist das Letzte was du jetzt brauchst.' Nachdem sie sich einigermaßen beruhigt hatte, fragte sie mit belegter Stimme: "Warum? Was ist passiert?" Haku deutete auf eine Zauberkugel auf dem Tisch, die Chihiro noch nie zuvor gesehen hatte. "Es gab ein Erdbeben dort. Das Gebäude mit dem Ausgang ist eingestürzt und die Verbindung zu deiner Welt ist somit verschwunden.", erklärte er. "Gibt es einen anderen Ausgang?", fragte sie trotz der richtigen Annahme, dass sie, nach den Gesichtern vor ihr zu urteilen, wohl kaum eine befriedigende Antwort erhalten würde. Zeniba seufzte. "Wir haben bisher keinen anderen gefunden. Es tut mir Leid, Chihiro. Aber wir sind noch nicht fertig. Vielleicht finden wir doch noch irgendeinen Hinweis in einem der Bücher hier.", versuchte sie Chihiro zu beruhigen. Chihiro allerdings hatte da so ihre Zweifel. Für sie sah es so aus, als hätten Zeniba, Haku und das Ohngesicht die ganze Nacht durchgearbeitet. Wenn dann hätten sie doch schon längst eine Lösung gefunden und mit jedem weiteren Buch, das Zeniba auf die Seite legte, rückte die Hoffnung auf eine Rückkehr nach Hause ein Stückchen weiter weg von ihr. Kapitel 5: Ein kleiner Diskurs über Magie ----------------------------------------- Hallo allerseits! Hab zwar einwenig lang gebraucht, bin aber endlich mit diesem Kapitel fertig und eigentlich recht zufrieden. Wie immer ein großes Danke an die Kommischreiber, ihr spornt mich wirklich an! Trotz aller Zufriedenheit hoffe ich, dass es nicht zu langweilig geworden ist (man vergrault sich ja nicht schon vorab die Leser...), aber lest und entscheidet selbst darüber. Viel Spaß! ------------------------------------------------------------------------------- Mit einem weichen Handtuch rubbelte Chihiro die letzten mit Tränen vermischten Wassertropfen aus dem Gesicht. Die kalte Gesichtswäsche hatte gut getan und sie ein bisschen beruhigt. Seit bestimmt zehn Minuten hatte sie sich schon in Zenibas Bad eingesperrt und versucht gegen die Tränen anzukämpfen. Woran sie aber kläglich gescheitert ist. Jetzt da sie sich von ihrem Schock erholt hatte, kamen sie unaufhaltsam, obwohl Chihiro nun wirklich keine Heulsuse war. Zumindest nicht mehr seit dem Umzug vor sechs Jahren. Dabei hatte sie auch ihre beste Freundin kennen gelernt, die ihr beibrachte hänselnden Mitschülern kontra zu geben. Chihiro musste bei dem Gedanken, was sie alles angestellt hatten, lächeln. Sie waren durch und durch verschwörerisch bis über beide Ohren gewesen, ein unschlagbares Team, das stets viel Spaß hatte. Ihre Erinnerungen heiterten sie einwenig auf und lenkten ihre Gedanken von ihren, sie war fest davon überzeugt, vor Sorgen verrückten Eltern ab. Sie dachte über Yukiko nach und fragte sich ob ihre Freundin sich wohl die Schuld dafür geben würde, dass sie verschwunden war. Und bestimmt suchte schon die halbe Stadt nach ihr. Sie kannte doch ihre Mutter. Chihiro musste sich eine gute Ausrede einfallen lassen. Denn wie könnte ihr jemand die Wahrheit glauben, wenn sie es selbst noch nicht so richtig fassen konnte? Aber ein Traum war es nicht, schließlich hatte sie sich oft genug in den Arm gezwickt, ohne jegliches Ergebnis. Außer dass ihr linker Arm nun voller blauer Flecken war. Behutsam riskierte sie einen Blick in den Spiegel. Und stöhnte. Ihre Augen und Wangen waren ganz rot und geschwollen. So konnte sie sich nicht wieder raustrauen. Entnervt schloss sie die brennenden Augen und da sie nicht wusste was sie sonst noch dagegen tun könnte, verweilte sie einfach so. Dabei passierte etwas völlig unerwartetes und unerklärliches. Vor ihrem geistigen Auge glitzerten silbrigweiße transparente Schuppen, die sich von etwas zu lösen begannen und ihr ins Gesicht flogen. Sie fühlte sich, als würde sie fallen, in eine unendliche Tiefe, von der Dunkelheit umgeben. Aber das Gefühl der Angst blieb aus, weil sie wusste dass ihr nichts geschehen könnte, denn da war jemand ganz in ihrer Nähe, der es nie zulassen würde… „Chihiro! Ist alles in Ordnung?“, tönte es von draußen. Es war unverkennbar Zenibas leicht raue Stimme. Die Sechzehnjährige schreckte aus ihrem Tagtraum hoch. Warum kam ihr diese Szene so vertraut vor, als hätte sie es schon mal selbst erlebt? War das womöglich ein Teil ihrer lang gesuchten Erinnerungen? „Chihiro!“ Ihr blieb keine Zeit, über diese Frage nachzusinnen. „Es ist alles in Ordnung!“, schrie sie zur Antwort und öffnete derart schwungvoll die Badezimmertür, sodass sie beim heraustreten beinahe in Zeniba gelaufen wäre, die ihre Hand gehoben hatte, um zu klopfen. „Du hast geweint.“ Das war eine Feststellung, keine Frage. Die Angesprochene nickte leicht verlegen. „Aber jetzt geht es mit wieder gut.“, versicherte sie lächelnd. Die Hexenmeisterin beäugte sie argwöhnisch und seufzte. „Ich wollte nur nach dem Rechten sehen und dich fragen, ob du etwas brauchst oder ob ich dir irgendwie helfen kann.“ Chihiro schüttelte abwehrend den Kopf. „Nein, vielen Dank. Sie helfen mir schon genug indem Sie sich meinetwegen soviel Mühe machen für mich einen Weg nach Hause zu finden. Ich danke Ihnen vielmals dafür. Sie brauchen sich wirklich nicht noch mehr Umstände zu machen. Und erst recht keine Sorgen.“ Um ihren Worten mehr Ausdruck zu verleihen, verbeugte Chihiro sich tief nach traditioneller Art. Zeniba schmunzelte insgeheim. Hatte sich dieses Kind, das äußerlich zu einer jungen Frau herangewachsen ist, überhaupt verändert in den vielen Jahren, oder nun doch nicht? „Wie dem auch sei, wenn du Probleme hast, dann scheue dich nicht und komm zu mir, ja?“ „Okay!“, Chihiro strahlte wieder. Sie war nicht allein und das war das einzige was zählte. Hier gab es so Viele die sich um sie kümmerten. Warum also deprimiert sein? Irgendwie würde sie es schon schaffen einen Weg nach Hause zu finden. Da war sie ganz sicher. „Dieses Haus ist das reinste Labyrinth.“, stellte Chihiro fest, während sie, begleitet von Zeniba zurückging. „Von Außen sieht es gar nicht so groß aus.“ Dabei fiel ihr ein, dass sie das Haus ja mitten in der Nacht und nur dessen Umrisse gesehen hatte. Zeniba kicherte. „Natürlich ist das Haus von außen klein. Von innen jedoch ist es groß. Wo bliebe sonst der Spaß und die Überraschung?“ Chihiro blickte sie fragend an. „Das ist Magie.“, erklärte Zeniba. „Magie…Magie ist so befremdlich.“, sprach Chihiro ihre Gedanken versehentlich laut aus. „Für euch Menschen nicht nur befremdlich, sondern auch unbegreiflich.“, kommentierte Zeniba sie, „Daher wehrt ihr euch dagegen, weil es eure Phantasie und logisch konstruierte Vernunft übersteigt. Während eure angestrebte rationale Denkweise ihre Grenzen hat, ist die Magie absolut schrankenlos.“ Das gab Chihiro zu denken. „Und was muss man tun, um sie zu akzeptieren?“ „Nun, zunächst einmal muss man daran glauben. Ohne die feste Überzeugung, dass Magie ebenso real ist wie alles andere, was ihr Menschen für real haltet, wird man sie nie beherrschen können. Und sobald ihr Menschen etwas beherrscht, ist es doch akzeptabel für euch, oder etwa nicht?“ „Sobald es die Masse beherrscht. Nicht nur ein einzelner.“, bestätigte sie. „Aber kann Magie wirklich völlig uneingeschränkt sein? Das kann ich nicht so recht glauben.“ „Niemand wird wohl in der Lage sein, sie ganz zu erfassen. Dafür hat sie viel zu viele Facetten. Schon allein aus diesem Grund gibt es unendlich viele Möglichkeiten. Unendlich viele.“ „Das…ist ja wirklich interessant.“, gab Chihiro zu, nachdem sie sich Zenibas Worte durch den Kopf gehen ließ. „Geradezu…faszinierend.“ Nachdenklich blieb sie stehen. Zeniba lächelte. „Es gibt Menschen, die nichts damit zutun haben wollen, entweder, weil die Magie sie erschreckt, da sie eben über ihre Vorstellungskraft hinausgeht, sodass sie gleichzusetzen ist mit ‚nicht existent’ oder aber Menschen, die beeindruckt von ihr sind und sich vielleicht auch damit auseinandersetzen.“ „Aber kann denn auch jeder Mensch, der den Wunsch hat Magie zu beherrschen, sie erlernen?“ „Meines Wissens nach hat jeder Mensch einen Funken Magie in sich. Nur ist es dann fraglich, wie groß dieser Funke ist, und ob jener Mensch die Möglichkeit und die nötigen Mittel, wie zum Beispiel den Glauben daran, hat, ihn zu entdecken. Und ob er ihn nutzen will, nutzen kann, oder nicht.“ „Das würde ja bedeuten, dass ich auch, rein theoretisch, Magie beherrschen könnte?“ Chihiro konnte nicht verhehlen, dass dieser Gedanke eine gewisse Begeisterung in ihr weckte. „Natürlich.“, bestätigte Zeniba nickend ihre Frage. „Ihr unterhaltet euch über Magie?“ Vollkommen in Gedanken versunken, hatte Chihiro gar nicht bemerkt, dass Haku dazugekommen war. „Ich habe mich schon gefragt, wieso ihr nicht endlich kommt.“, er machte einen leicht ungeduldigen Eindruck. „ Das Frühstück ist schon lange fertig und es wird bald regnen. Wir sollten uns beeilen.“ „Wir frühstücken draußen?“ „Man muss schließlich das Wetter ausnutzen.“, meinte Haku. Dem sonnigen Himmel nach konnte man sich kaum vorstellen, dass es überhaupt in den nächsten Tagen, geschweige denn schon bald, regnen könnte. Aber Haku sollte Recht behalten. Noch ehe sie mit dem abräumen fertig waren, kündigte sich der Regen mit einem starken Wind an, der die schweren grauen Regenwolken vor die strahlende Sonne zog und sie damit verdeckte. Zufällig steifte Chihiros Blick den vermeintlichen Flussgott, dessen Haare sich von dem lockeren Band lösten und im Wind durcheinander wehten. Damit gaben sie seinen Nacken frei und Chihiro musste erstaunt blinzeln. „Was sind das für Zeichen?“, sie musste fast schreien, so laut war der Wind. Haku drehte sich verwundert zu ihr um und sie deutete mit der linken Hand auf ihren Hals. Er hatte noch gar nicht bemerkt, dass seine Haare nicht mehr festgebunden waren und fasste sie mit einer Hand zusammen, um seinen Nacken zu bedecken. Er drehte sich weg. „Es ist nichts.“ Ein ziemlich abweisender Ton. „Geh endlich rein, zu den anderen. Es hat bereits angefangen zu regnen, falls du es nicht bemerkt hast. Den Rest mache ich schon.“ Kapitel 6: Ein denkwürdiger Abend --------------------------------- Der Regen peitschte ununterbrochen gegen die Fensterscheibe und die Regentropfen rannen um die Wette das Glas hinunter. Doch Chihiro schenkte ihnen keine Aufmerksamkeit; stattdessen seufzte sie. Auf einem Stuhl sitzend, den sie ans Fenster gerückt hatte, stützte das Mädchen sich mit einem Ellenbogen am Fenstersims ab. Der Tag war anstrengend und eintönig zugleich gewesen. Anstrengend, weil ihr Tatendrang mittlerweile der Müdigkeit und Mattheit gewichen war und eintönig, weil sie kaum Beschäftigung gefunden hatte und keine Ahnung hatte, wie sie so viel freie Zeit nutzen konnte. Woher auch? Sie war es nicht gewohnt tatenlos rumzusitzen. Daheim füllte ihr schulischer Alltag sowieso fast ihren gesamten Tagesplan, sodass kaum Zeit für andere Aktivitäten blieb, wenn sie weiterhin in der Schule mithalten wollte. Letztlich blieb ihr nichts anderes übrig, als ihren Sorgen, was passieren würde, wenn alle Stricke reißen würden, nachzuhängen. Sie konnte es sich schon förmlich ausmalen, wie Zeniba das letzte Buch, welches ihr Aufschluss über die Verbindung zwischen der Menschen- und Geisterwelt liefern sollte, mit einem bedauerndem Gesichtsausdruck wieder zuklappen würde. Ihr Optimismus versickerte gerade mit dem Regen zusammen irgendwo in der Erde. Und dass sie zu keinerlei adäquaten Lösung gekommen ist, was sie noch tun könnte, wenn dieser Fall tatsächlich einträfe, ist wohl unnötig zu sagen. Genauso unnötig, wie ihre Kopfschmerzen, die sich zwar schon den ganzen Tag hindurch bemerkbar gemacht hatten, sich aber nun immer mehr verschlimmerten. Sie stützte ihre Stirn auf ihre kalte Hand, schloss die Augen und genoss diese Wohltat. „Geht es dir nicht gut?“ Die Brünette war derart in Gedanken, dass sie eine Weile gebraucht hatte, um zu realisieren, dass jemand seine Hand auf ihre Schulter gelegt hatte und sie etwas fragte. Ach ja, Haku. Problem Nummer zwei. Über sein seltsames Verhalten am morgen hatte sie auch genug Zeit gehabt nachzudenken. Warum hatte er so abweisend reagiert? Das passte überhaupt nicht ins Bild, welches sie sich von ihm bisher gemacht hatte. Ihr war es egal, ob er um die komischen Zeichen ein Geheimnis machen wollte. Zumindest versuchte sie sich das einzureden. Doch neben ihrer Neugierde hatte sie auch Verständnis; jeder hatte nun mal seine Geheimnisse. Sie würde also nicht mehr nachfragen. Dennoch, trotz der Tatsache, dass sie einen wunden Punkt getroffen zu haben schien, behandelte er sie wie zuvor, so als hatte sie ihn nie gefragt. Das verwirrte sie am meisten. Sie hätte da ganz anders reagiert. Sie schüttelte den Kopf. „Alles in Ordnung“, winkte sie ab. „Sicher?“, seine grünen Augen schienen ihre Gedanken zu lesen. „Sicher.“, schloss sie das Thema ab, damit er wieder von ihr abließ. Sie wollte niemandem zur Last fallen, mal davon abgesehen, dass sie es schon längst tat. Wieder wandte sie sich dem Fenster zu und starrte solange ins Nichts, bis ihr eine Tasse mit dampfendem Wohlgeruch nach Kräutern unter die Nase geschoben wurde. „Weißt du, dass du eine schlechte Lügnerin bist?“, fragte jene Person, die immer noch die besagte Tasse hielt. Ein amüsierter Unterton war nicht zu überhören. Chihiro nahm den Tee verdattert an. „Wie meinst du das?“, versuchte sie so ahnungslos wie möglich zu klingen. Er lehnte sich an die Wand und stand ihr somit genau gegenüber. Sein nachdenklicher Blick ruhte immer noch auf ihr. „Was ist los? Erzähl.“, forderte er sie auf, während er die Arme vor der Brust verschränkte und ihre Antwort abwartete. Und sein Blick sagte, dass er bereit war hier so lange zu verweilen, bis er eine zufrieden stellende Antwort erhalten würde. „Ich fühle mich nur ein bisschen eingesperrt.“ Die Antwort war nicht zufrieden stellend. Und ein Grund mehr sie nicht in Ruhe zu lassen. Sie nahm die Kriegserklärung an und starrte zurück. Keiner wollte nachgeben. Chihiro funkelte ihn verärgert an. Seine geschmeidige Gestalt verbarg sich im Halbdunkeln, aber seine Augen leuchteten unnatürlich auf, wie die Augen eines Reptils, welche selbst das kleinste Licht reflektierten. Sein Blick war im Gegensatz zu Ihrem bedacht, geheimnisvoll, einnehmbar. Je länger sie ihn anstarrte, desto mehr hatte sie das Gefühl zuviel von sich preiszugeben. Abrupt brach sie den Blickkontakt ab. Was sollte dieses ‚Starrduell’, fragte sie sich entrüstet. Was bezweckte er damit? So langsam wurde es lächerlich. „Und ein bisschen fertig“, fügte sie schließlich geschlagen hinzu. Sie war zu sehr mit eigenen Gedanken beschäftigt, um zu bemerken, dass er sich zu ihr vorgebeugt hatte. Erst als sie seinen Handrücken auf ihrer Stirn spürte zuckte sie vor Schreck zusammen und hätte beinahe ihren Tee verschüttet. „Nur ein bisschen fertig? Du hast Fieber und jetzt glühen deine Wangen auch noch!“, sein Verdacht hatte sich also bestätigt. „Echt?“, sie legte sich sie Hand ebenfalls auf die Stirn, nachdem er seine wieder entzogen hatte, um nachzuprüfen, ob er Recht hatte und tastete danach ihre heißen Wangen ab. Plötzlich hatte sie das starke Bedürfnis sich einfach von ihm wegzudrehen. „Du solltest dich hinlegen.“ Das war keine Feststellung, sondern ein Befehl. Sein Tonfall duldete keine Widerrede. Ihr erster Impuls war zu rebellieren. Sie machte den Mund auf und wollte ihm etwas wie „Bist du meine Mutter?“ an den Kopf werfen, klappte ihn dann aber wortlos wieder zu. Sie wollte nicht kindisch erscheinen. Vielleicht wäre es wirklich besser zu tun, was er sagte. Eine Krankheit hatte ihr gerade noch gefehlt und sie wäre momentan die Letzte, die eine Verschlimmerung provozieren würde. „Aber nur dieses eine Mal“, murmelte die Zurechtgewiesene. Nur, weil die Situation es erforderte. Ansonsten würde sie sich ganz bestimmt nicht rumkommandieren lassen. Stur war sie natürlich nicht. „Trink den Tee. Das Ohngesicht sucht gerade ein Zimmer für dich.“ „Wozu denn? Ich kann mich doch auf die Bank legen.“, Chihiro deutete auf die Holzbank, auf der sie schon die letzte Nacht verbracht hatte. Sie konnte es nicht fassen, dass es erst gestern war, als sie die Geisterwelt betreten hatte. Der Tag hatte sich ewig lange hingezogen, doch ein Blick aus dem Fenster verriet, dass auch dieser Tag ein Ende hatte. Ein ziemlich verregnetes Ende. Außerdem wollte sie keine Umstände bereiten. Was war da schon ein schmerzender Nacken? Ein eigenes Zimmer würde ihr ohnehin das Gefühl geben, dass sie für immer bleiben musste und eben das wollte sie nicht. „Ich glaube nicht, dass dein Aufwachen heute angenehm war. Und außerdem schläft ein Gast doch nicht in der Küche.“ „Dann hättest du mir deine Gastfreundlichkeit ruhig gestern schon zeigen können. Und überdies: entscheidet nicht Zeniba-San darüber, wo ich schlafe?“, sie wusste nicht warum sie sich wieder so aufregte. Vielleicht weil er alles einfach so über ihren Kopf hinweg entschied. Haku ignorierte den gereizten Ton. „Das hat sie schon.“, antwortete er ruhig. „Und wenn du heute morgen in irgendeinem Zimmer aufgewacht wärst und nicht gewusst hättest wo du bist, hättest du nicht Panik bekommen? Wer weiß, was dann passiert wäre. Allein hättest du nicht mal hierher zurück gefunden.“ Das saß. Nicht nur, dass sie wirklich panisch reagiert hätte, in diesem Labyrinth von einem Haus hätte sie sich zusätzlich gnadenlos verlaufen, soviel war sicher. Daraufhin hatte sie nichts mehr zu erwidern. Warum nur hatte er immer Recht?, fragte sie sich frustriert. Sie nahm vorsichtig einen Schluck vom Tee und entschloss sich für heute nur noch das Nötigste mit ihm zu bereden. Sonst könnte es leicht sein, dass sie womöglich noch anfangen würde sich mit ihm zu streiten. Während sie den zweiten Schluck nahm, fing Haku an die Bücher auf dem Tisch auszusortieren. Chihiro konnte es kaum noch erwarten, dass das Ohngesicht wiederkam, um ihr ihr Zimmer zu zeigen. Nicht nur weil sie wirklich müde war, sondern auch weil sie endlich Haku entfliehen wollte. Es war einfach genug für heute. Als Chihiro ihren Tee ausgetrunken hatte, verließ sie ihren Platz am Fenster und schaute Zeniba über die Schulter. „Noch nichts“, murmelte die Hexenmeisterin und blätterte eine Seite des großen in Leder gebundenen Buches um. Sie war gerade mal bei der Hälfte angelangt. Chihiro biss sich auf die Lippe. Sie würde wohl wirklich noch mal hier übernachten müssen. „Stell die Tasse einfach hier ab und geh schlafen, sofern du nicht hungrig bist.“ Chihiro schüttelte den Kopf; sie hatte keinen Hunger und zog den Schlaf eindeutig vor. „Mach ich, sobald das Ohngesicht wiederkommt.“ „Wie du meinst. Er zeigt dir dann dein Zimmer. Präg dir den Weg dorthin gut ein.“, riet sie. Und kaum hatte Chihiro die Tasse abgestellt, kam das Ohngesicht herein und holte sie endlich ab. Sie wünschte allen kurz eine gute Nacht und verließ zusammen mit ihrem dämonenähnlichen Begleiter die Küche. Außerhalb Chihiros Hörweite: „Ich dachte, ich hätte dieses Buch schon zur Seite gelegt?“, bemerkte Haku und deutete auf das vor Zeniba liegende Buch. „Habe ich etwas übersehen?“ Zeniba schüttelte verneinend den Kopf. „Nein, hast du nicht. Hier steht wirklich nichts, was uns momentan interessieren würde.“, antwortete die Angesprochene und klappte das Buch wieder zu. Daraufhin hob Haku eine Augenbraue. „Sie wollten ihr die Hoffnung nicht nehmen.“ Die Aussage hatte einen fragenden Unterton. Die Hexe nickte. „Zumindest nicht für heute Nacht. Sie hat Fieber. Was sie jetzt braucht ist Ruhe, keine Aufregung.“, erklärte sie. Haku stimmte ihr vollkommen zu. „Nichtsdestotrotz haben Sie ihr übel mitgespielt“, lächelte er. „Das sagt der Richtige. Wer hat sie denn förmlich dazu gezwungen zu gestehen, dass es ihr nicht gut geht, obwohl dieser gewisse Jemand es schon vorher gewusst hatte?“ „Sie merken aber auch wirklich alles.“ Der Flussgott hoffte nur, dass dieses Gespräch keine falsche Wendung nehmen würde. Zeniba lächelte allwissend zurück. „Eine Medizin wie dieser Kräutertee, den du ihr gegeben hast, täuscht vielleicht einen Menschen, aber niemals Wesen mit einem sensibleren Geruchssinn.“ Sie hielt Chihiros Tasse demonstrativ hoch. „Ich weiß. Schließlich habe ich dieses Wissen Ihnen zu verdanken.“ „Lenk nicht ab. Ich möchte wissen, woran du erkannt hast, dass sie krank ist. Auf mich wirkte sie als hätte sie nur Heimweh.“ Haku hielt während dem sortieren inne. „Das würden Sie mir sowieso nicht glauben.“ „So?“ Zeniba hatte genug Zeit seine Antwort abzuwarten, was Haku ebenfalls bewusst war. „Ich habe es gespürt.“, entgegnete er schulterzuckend, als wäre nichts auf der Welt simpler als das. Zenibas Augen weiteten sich, dann schüttelte sie den Kopf. „Da du mit Abstand mein bester Schüler warst und du die Magie mindestens zehnmal schneller erlernt hast als andere, sollte mich wirklich nichts mehr überraschen.“ „Sie wissen doch: mir rennt die Zeit davon. Und wer nicht viel davon hat, der beeilt sich eben.“, antwortete er vielsagend. ------------------------------------------------------------------------------- Zur Abwechslung mal ein Schlusswort: Jetzt werden sich bestimmt einige über Hakus Augen wundern, darum eine kleine Erklärung am Rande. Ich weiß zwar nicht, ob die Augen eines Reptils (natürlich ist der Drache ein Fabeltier, aber er hat für mich eben etwas reptilmäßiges an sich) reflektieren, aber es gibt genug Tiere, wie Katzen, Hunde, Rehe, usw. deren Augen leuchten, wenn man sie nachts anstrahlt. Ich dachte nur, das würde ihm etwas Eigenes verleihen, vielleicht auch leicht Animalisches, was ihn noch zusätzlich von einem Menschen unterscheidet. Vielen Dank an meine Kommischreiber! Ihr seid echt lieb und eure Kommis haben mich immer wieder daran erinnert, dass ich das Kapitel endlich fertigstellen muss. @vilpat: Bin auch gespannt (Scherz!)! Lass dich überraschen, die Auflösung kommt auf jeden Fall noch, versprochen. @Secillia-3124: Ich weiß, wie es ist, wenn man auf ein Kapitel wartet, aber die Autoren haben's meistens auch schwer, denn so eine Geschichte beansprucht viel Zeit und Vorplanung. @Sweet_Saku_chan: Ich geb mir Mühe dranzubleiben ^-^ @sweetybear : Hoffe, dass die Spannung immer noch da ist. @Chiisa: Ist es jetzt besser mit den Absätzen, oder hast du Doppelte gemeint? Ach ja, ehe ich’s vergesse: ich will mich nicht aufdrängen, aber wenn jemand per ENS benachrichtigt werden will, wenn das nächste Kapitel on ist, muss er mir nur Bescheid sagen. Nur nicht schüchtern sein ;) Ansonsten danke ich fürs Lesen und hoffe, dass das Kapitel gefallen hat und einigermaßen gelungen ist. Also dann, bis zum nächsten Mal! Kapitel 7: Noch eine Chance? ---------------------------- Er rannte, kämpfte sich seinen Weg durch das hohe Gras, stolperte, fiel hin, rappelte sich wieder auf. Es war dunkel, er wusste nicht wohin, nur dass er wieder weiter musste. Weg, fort, egal wie. Seine Lungen protestierten bereits, seine Beine schmerzten so sehr, sodass er glaubte, jemand würde sie ihm ausreißen, seine Gedanken überschlugen sich. Alles war so verwirrend, so surreal, wie ein schlechter Traum. Er hatte immer noch nicht richtig begriffen, was vorgefallen war, vielleicht wollte er es auch gar nicht. Er wusste nur eins, dass er weiter rennen musste und dass er unter keinen Umständen anhalten durfte. Sonst würden sie ihn finden. Er hatte keine Wahl, sein Körper befahl die Flucht. Solange, bis er zusammenbrechen würde. Sie suchten bereits nach ihm, denn er vernahm ein Stimmenwirrwarr in der von Fackeln erleuchteten Ferne. Er wagte es nicht sich umzudrehen. Mit Mühe durchquerte er das Gestrüpp. ‚Nur weiter!’, forderte die Stimme in seinem Kopf und trieb ihn qualvoll voran. Doch er war zu erschöpft, sowohl physisch, als auch psychisch und seine Vorsicht ließ nach. Wieder knickte er um, von einem Schwindelgefühl erfasst, und verlor abermals sein Gleichgewicht. Mit einem überraschten Schrei stürzte er in die Tiefe, überschlug sich mehrfach, obwohl er versuchte sich mehrmals festzuhalten. Dennoch gab es wie so oft keinen rettenden Halt, stattdessen riss er sich die Fingerkuppen und Handflächen nur noch mehr auf. Instinktiv machte er sich mit zugekniffenen Augen auf einen harten Aufprall gefasst, doch wider Erwarten gab der Untergrund unter seinem Gewicht nach. Noch eher er realisierte, was passiert war, spürte er schmerzliche Kälte und dass das Wasser ihn zu Ersticken drohte. Keuchend und hustend durchbrach er den Wasserspiegel mit letzter Kraft wieder und schnappte gierig nach Luft. Während er um sich schlug, um dem unruhigen Wasser zu trotzen, das ihn gewaltvoll zu ertränken versuchte, stieß in etwas von hinten am Rücken an. Gehetzt drehte er sich um, doch schon im nächsten Moment weiteten sich seine Augen vor Freude. Ein rettendes Boot. „Junger Herr…“, murmelte ein alter Mann, der auf ihn hinabblickte und er erkannte sofort seinen alten Diener an dessen Stimme. „Hilf mir hoch!“, bat er ihn und streckte seinen Arm nach ihm aus, doch der Diener machte keine Anstalten ihn hochzuziehen. Stattdessen blickte das mit dem Wasser hadernde Kind seltsam an und legte seine Hand auf dessen Kopf. „Tut mir Leid, Befehl ist Befehl.“, antwortete er kopfschüttelnd und mit seiner ganzen Kraft drückte er ihn unter Wasser. Sein Griff war stark genug dafür zu sorgen, dass ein Wiederauftauchen unmöglich wäre. „Was…tust…du?“, seine entsetzten und ungläubigen Worte wurden vom Wasser verschluckt, welches wieder seine Lungen fluteten. Doch er hatte weder die Kraft, noch die Möglichkeit sich zu wehren. Er hatte seine Grenzen erreicht. In diesem Moment begriff er, dass er sterben würde. Angestrengt öffnete er die Lider. Ein Traum. Er blinzelte schlaftrunken. Alles um ihn herum war dunkel. Er stellte fest, dass er wohl über den Büchern eingeschlafen sein musste. Seine Gedanken kehrten kurz und doch viel zu lange zum Geträumten zurück. Nein, eher einer alten Erinnerung, korrigierte er sich. Ein ungewollter Ausflug in die Vergangenheit. Er richtete sich auf, dabei fiel etwas von seinen Schultern. Seine Stirn legte sich in Falten. Eine Decke. Er konnte sich nicht entsinnen, wann er sie sich übergelegt haben sollte. „Wieder wach?“, durchbrach eine Stimme die Stille. Er hatte sie noch gar nicht bemerkt. Kein gutes Zeichen. „Was machst du hier?“, fragte Haku zurück und drehte langsam seinen Kopf in ihre Richtung. „Ich bin aufgewacht und konnte nicht mehr einschlafen.“, das Mädchen entfernte sich vom Fenster und verschmolz mit der Dunkelheit. Mit ruhigen Schritten kam sie auf ihn zu. „Ich habe gehofft, dass noch jemand wach sein würde.“ „Du solltest nicht einfach so rumspazieren in deinem Zustand. Geh wieder ins Bett.“ Sie setzte sich ihm gegenüber, seine Forderung ignorierend. „Das weiß ich selbst, du brauchst mich nicht zu belehren. Mir geht es besser, zufrieden?“ „Nein. Wenn du nicht völlig gesund bist, dann solltest du dich an meine Belehrungen halten.“ Ihre Sturheit war einfach unglaublich. „Ich will zurück.“, entgegnete sie nur. „Ich weiß.“ „Und?“ Sie wusste nicht, was sie ärgerlicher machte, was er antwortete, oder wie er es tat. „Und daraus kann nichts werden, nicht solange du nicht wenigstens gesund bist. Geh schlafen.“, wiederholte er sich und wollte schon aufstehen, als sie sich über den Tisch beugte und ihn am Ärmel festhielt. So leicht ließ sie sich nicht abwimmeln. „Ich will doch nur wissen, was los ist. Ich kann sowieso nicht schlafen.“ Sie machte sich Sorgen, das war ihm bewusst. „Ich kann deine Sorgen durchaus nachvollziehen, aber du machst dir dadurch nur selbst das Leben schwer, Chihiro. Was meinst du, woher dein Fieber kommt? Und wenn du dich nicht ausruhst, wird es nur noch schlimmer. Mach dir lieber darum Gedanken.“ „Also kann ich nicht zurück.“, murmelte sie und ließ ihn los. „Wie kommst du darauf?“, fragte er, während er mit den Fingern schnippte, um den Raum zu erleuchten. „Da fragst du noch? Du weichst meiner eigentlichen Frage dauernd aus, welchen Schluss soll ich schon daraus ziehen? Wohl kaum den, der mir besser gefällt.“ „Ich habe nie behauptet, dass es keine Möglichkeiten mehr gäbe.“ „Drück.dich.bitte.klarer.aus.“ Sie musste sich zusammenreißen, um ihn nicht anzuschreien. Was sollte das, war das hier etwa eine Endlosschleife? Konnte er nicht endlich sagen, was Sache war? Er fuhr sich durch die Haare, kurz mit sich selbst hadernd, da er nicht vorbereitet war. „…Nun gut.“, murmelte er resigniert. „Nur unter einer Bedingung, nämlich, dass du dann ohne Widerworte schlafen gehst.“ Wieso bestand er eigentlich darauf? Er schüttelte leicht den Kopf über sich selbst. Dieser herrische Ton gefiel ihr gar nicht, aber hatte sie denn eine Wahl? Mit einem zögerlichen Nicken erklärte sie sich damit einverstanden. „Ich kann dir nichts versprechen, aber es gibt, glücklicherweise für dich, jemanden, der vielleicht mehr darüber weiß.“, fuhr er fort und beendete den Satz in Gedanken mit ‚und unglücklicherweise für mich.’ „Wir müssten dann ersteinmal mindestens einen halben Tag reisen und das kann ich nur verantworten, wenn du völlig gesund bist.“, erklärte er. „Im Moment brauchst du nicht mehr zu wissen. Es wäre ohnehin Zeitverschwendung dieses Thema jetzt auszuweiten.“ Wieder fragte sie sich, wie lange sie noch in dieser seltsamen Welt bleiben musste. Doch hoffentlich nicht für immer. Dieses ‚vielleicht’ war wirklich nicht vielversprechend. Er faltete die auf der Bank liegende Decke zusammen und legte sie Chihiro in die Hände. „Ich finde, du solltest dich nun an unsere Abmachung halten.“ Er benötigte schnellstens etwas Zeit zum Nachdenken. Am besten an der frischen Luft und in aller Ruhe. Wenn das Ganze ein Omen war, dann war es sicherlich kein Gutes. Mit einem leisen in die Länge gezogenen Knarren öffnete er die Tür nach draußen und verließ Zenibas Anwesen. Vor seinem inneren Auge ließ er den Traum unweigerlich Revue passieren. Sein Bewusstsein driftete langsam ab, sich der verlockenden Dunkelheit hingebend. Was auch immer gerade geschehen ist, es kümmerte ihn nicht mehr. Seine Lungen, die bis eben noch zu platzen drohten, spürte er nicht mehr, genauso wenig die schmerzliche Kälte des pechschwarzen Wassers. Eine seltsame Stille machte sich breit, ein weit entferntes Rauschen war alles, was er noch vernehmen konnte. Sein Körper trieb langsam auf die Oberfläche zu, als würde das Wasser selbst ihn wieder loslassen. Doch mit einem Mal wurde es unruhig und fing an ihn hin und herzuwippen, weniger, um ihn in einen ewigen Schlaf zu schaukeln, sondern vielmehr um ihn wieder wachzurütteln. Die völlige Ruhe verflüchtigte sich. Er registrierte, dass er wieder in der Lage war zu spüren und fühlte förmlich wie sein Geist in seinen Körper zurückzukehren begann. Vor seinem verschwommen Blickfeld schien etwas zu leuchten, sich mehr und mehr auszubreiten und ihn dann, einer Umarmung gleich, ebenfalls in sein grelles Weiß zu ziehen. Ein Gefühl von Befreiung durchströmte ihn, als würde jemand seinen Körper vor seinen Qualen erlösen und ihn wieder Herr seiner Sinne werden lassen. „Menschenkind…“, echote eine Stimme in seinem Kopf. ------------------------------------------------------------------------------- Wie immer ein großes Sorry, dass ich so lange mit dem Schreiben gebraucht habe, aber dieses Kapitel hat mich einige Nerven gekostet und ich hoffe, dass es euch gefallen hat. Vielen Dank an meine lieben Kommischreiber (Ich liebe es, euere Meinungen zu meiner FF zu lesen!) und an meinen Betaleser vilpat! Kapitel 8: Ein Aufbruch mit Hindernissen ---------------------------------------- Das monotone Geräusch eines fahrenden Zuges erfüllte den Innenraum des Waggons. Die Insassen waren durchsichtige Geistergestalten, nur Haku und sie waren, ihrer Meinung nach glücklicherweise, faserfest. Chihiro blickte schläfrig aus dem Fenster, hinaus in den rosa verfärbten Himmel eines späten Nachmittags, welcher von goldenen Steifen durchzogen war. Dass sie, ein Mensch, unter lauter Schattengeistern war, schien keinen zu interessieren. Chihiros Gedanken schweiften unweigerlich zu Zenibas Haus und was noch vor einigen wenigen Stunden geschehen war, ab. „Es gibt noch einige wichtige Dinge zu klären.“, mit diesen Worten führte Haku sie in Zenibas altbekannte große Küche, in der sie von der alten Hexenmeisterin und dem Ohngesicht schon erwartet wurden. Haku drückte sie förmlich auf die Sitzbank und setzte sich ihr gegenüber auf Zenibas Seite. Er faltete bedächtig die Hände. Chihiro war zu verwirrt, um erwartungsvoll zu sein. Hakus ruhige Stimme durchbrach die ernste Stille. „Wir werden bald mit dem Zug aufbrechen, um…“, er zögerte für einen Moment, „einer gewissen Bekannten einem Besuch abzustatten. Wie gesagt, ich hege die Vermutung, dass sie dir weiterhelfen könnte.“ Zeniba nickte. „Es kann schließlich nicht sein, dass es keine Verbindung mehr zu deiner Welt gibt. Das ginge wider jegliche Vernunft, schließlich war die Geisterwelt bisher stets an die Menschenwelt gebunden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es plötzlich anders sein soll.“, ergänzte die Hexenmeisterin. Chihiro starrte sie an, doch ihre Gedanken blieben unausgesprochen. Zeniba kam ihr zuvor, als könne sie Gedanken lesen. „Nur weil ich dir keinen Aufschluss darüber liefern kann, muss es noch lange nichts zu bedeuten haben. Ich habe mich bisher kaum mit der Menschenwelt beschäftigt. Da ist es kein Wunder, dass ich nicht weiter weiß.“, erklärte sie schulternzuckend. Eine Hexenmeisterin beschäftigt sich logischerweise nun mal mit Magie. Dass Zeniba diese in der Geisterwelt zuhauf fand war nur natürlich. Die Menschenwelt war in dieser Hinsicht deutlich uninteressanter. „Verstehe.“ „Die Geisterwelt besteht durch und durch aus Magie, die nicht nur zum Guten eingesetzt wird. Für Menschen ist diese Welt geradezu tödlich “, ergriff Haku wieder das Wort, „denn sie ist eine Aneinanderkettung unzähliger Bedrohungen: Banne, Flüche, optische Täuschungen,…“ Haku fing an mit den Fingern aufzuzählen. „Nicht zu vergessen all die Dämonen und bösartige Geister. Sie sind zumeist Menschenfresser, die oftmals selbst die Seele ihres Opfers verschlingen.“, warf Zeniba ein. Chihiro hörte wie gebannt zu. Zwar hatte sie sich schon gedacht, dass es gefährlich werden könnte, aber dass sie auf so viele Gefahren achten musste, hätte sie nicht für möglich gehalten. Zenibas Erzählung ihrer eigenen Erlebnisse spukten immer noch wie ein unglaubwürdiges Märchen in ihrem Kopf herum. Hatte sie damals tatsächlich so viel Courage gehabt? Es war eher bloße Naivität gewesen, sonst nichts. „Wie du selbst siehst, müssen wir Vorbeugungsmaßnahmen ergreifen. Eine davon ist bereits dein Haargummi.“ Chihiro tastete unwillkürlich nach dem lila glänzenden Haarschmuck, welcher eher nach einem gewöhnlichen nützlichen Schmuckstück aussah, als nach einem magischen Gegenstand. „Es ist bereits von starker Magie, aber ich fürchte es reicht nicht aus.“ Haku blickte zu Zeniba, welche zustimmend nickte. „Zwar hängt nicht nur meine Magie daran, aber…nein, das reicht wirklich nicht aus. Diese Welt ist viel gefährlicher geworden…“ Der ehemalige Flussgott schaute Chihiro eindringlich an. „Ich schätze ich werde nicht drum herum kommen, dich zusätzlich mit einem Bann zu belegen.“ Die Angesprochene zuckte innerlich zusammen. „Meine Magie wird wie ein Schutzschleier wirken. Man wird denken, du wärst ein Geist, wie die meisten auch.“, erklärte er um sie zu beruhigen, „Es handelt sich sozusagen um eine magische Aura, die aus einem Teilstück meiner Magie besteht.“ Chihiro starrte ihn verständnislos an. „Eigentlich ist es nur eine harmlose Illusion.“, ergänzte er und noch ehe Chihiro erleichtert aufatmen konnte, fügte ihr Gegenüber an: „Bliebe nur noch ein Problem…“ Und sein Blick glitt erwartungsvoll zu Zeniba. Die alte Hexe schüttelte seufzend den Kopf. „So wie ich das sehe, wird es auch weiterhin ein Problem bleiben.“ Chihiro blinzelte, als der Zug kurzzeitig ruckelte und schon im nächsten Moment schüttelte sie den Kopf über sich. All diese Ermahnungen vor den Gefahren, die sie ereilen könnten, hatten sie wohl doch mehr erschreckt als sie es zugeben wollte. Aber andererseits sollte sie das alles nicht auf die leichte Schulter nehmen. Schützende Maßnahmen hin oder her. „Chihiro ist und bleibt ein Mensch.“, erinnerte sie sich Zeniba sagen, „Selbst wenn sie magische Fähigkeiten besitzen würde , was ja nicht auszuschließen wäre, würde es dennoch nicht genügen. Man denke zum Beispiel an versteckte Magie… So etwas erkennen manchmal nicht einmal Götter.“ Chihiro versuchte sich vorzustellen, was das zu bedeuten hatte und in wie vielen Ebenen man denken musste. Alles war so furchtbar kompliziert… „Am besten wäre es, wenn sie immer in deiner Nähe bleiben würde. Auf sie aufzupassen, ist alles was mir dazu einfällt.“, sprach Zeniba zu Haku, welcher nur geistesabwesend nickte. Was daraufhin folgte war weniger spektakulär als Chihiro es sich ausgemalt hatte. Haku legte lediglich zwei Finger auf ihre Stirn, murmelte leise etwas was sie akustisch nicht verstehen konnte und schon war es vorbei. Sie hatte gar nichts gespürt und doch lag nun ein Bann auf ihr. Es war erschreckend, wie unauffällig so etwas vonstatten ging. Chihiro versuchte vergeblich eine Veränderung in sich auszumachen. „Dann bliebe nur noch die Kleiderfrage.“, sagte Zeniba und musterte Chihiros lila Schuluniform, welche einen recht ungewöhnlichen Schnitt in den Augen der Hexenmeisterin besaß. „Dieses Kleidungsstück ist viel zu auffällig. Je weniger du auffällst, desto besser wäre es für dich.“ Chihiro zuckte mit den Schultern und wartete ab, worauf Zeniba hinauswollte. „Du brauchst etwas Traditionelleres.“ Chihiro hob eine Braue. „Etwa einen Kimono?“, fragte sie einwenig ungläubig. Ihre Befürchtungen wurden jedoch nur zur Hälfte bestätigt. „Ich hatte da eher an eine gekürzte Version eines leichten Yukatas gedacht. Schließlich musst du ja darin reisen.“ Da der Aufbruch rapide näher rückte, blieb Chihiro keine Zeit für eine müßige Auswahl ihrer neuen Kleidung. Letztlich verblieb sie mit einem kurzen braunen Yukata, der mit ihrer Haarfarbe gut harmonierte, einem einfachen Obi, weißen Tabi und hohen Geta, wobei Zeniba ihr versichern musste, dass diese Geta keine Gewöhnlichen seien und Chihiro sich darauf verlassen konnte in ihnen ohne Probleme längere Strecken zu bewältigen. Schlussendlich wurde ihr im letzten Augenblick ein roter Haori, dessen Länge die des Yukatas übertraf, in die Hand gedrückt. Wegen des ganzen Stresses fiel ihr erst viel später auf, dass sie somit eine Signalfarbe trug. Die Neueingekleidete schüttelte lediglich den Kopf über diese Unauffälligkeit und tröstete sich damit, dass der Haori wenigstens farblich gut zu ihren restlichen neuen Anziehsachen passte. Noch ehe der Zug einen langen Tunnel passiert hatte, ging wieder ein Ruckeln durch den Waggon, doch nun ein viel Stärkeres als zuvor. Instinktiv hielt Chihiro sich am Polster fest, aber nicht fest genug, denn als der Zug mit einer abrupten Notbremsung zu stehen kam, wurde sie regelrecht gegen ihren Sitznachbarn geschleudert. Den übrigen Fahrgästen erging es ähnlich. Ein aufgebrachter Stimmenwirrwarr ging durch die sich aufrappelnde Menge. „Ist dir etwas passiert?“ Hakus ruhige Stimme holte sie aus ihrem Schockzustand wieder zurück. „Ähm, nein.“, antwortete sie und ließ augenblicklich seinen Suikan los, an dem sie sich geradezu festgekrallt hatte. Noch ehe sie etwas ergänzen konnte, ging eine Meldung des Zugführers durch die Waggons. Alles was sie noch verstehen konnte, war dass der Zug irgendeinen Defekt habe und vorerst nicht weiterfahren könne. Die Fahrgäste wurden gebeten auszusteigen, sofern ihr Ziel die nächste Stadt sei, die zu Fuß schnell zu erreichen war. Der Rest müsse sich darauf einstellen, dass die Reparaturen Stunden dauern könnten. Unter Entschuldigungen brach die hektisch gesprochene Meldung ab. „Auch das noch.“, murmelte Haku verärgert und hob mit Leichtigkeit Chihiro von sich, um ebenfalls aufzustehen. Chihiro hatte nicht einmal Zeit gehabt sich gänzlich vom Schock zu erholen, schon überrumpelte er sie: „Wir gehen.“, entschied er. „Wie das? Ich dachte, dass wir bis mindestens morgen Früh fahren müssten.“ Sie musste erst einmal ihre durcheinander geratenen Gedanken sortieren. Außerdem hatte sie das Gefühl, als würde sich der Raum um sie herum drehen. Währenddessen griff er nach der kleinen Reisetasche von Zeniba, nahm Chihiro mit der anderen Hand am Handgelenk und führte sie zum Ausgang. „Ich erkläre es gleich… Vorsicht, Stufen.“ „Hier ist es so dunkel … man sieht kaum die Hand vor Augen.“, begann Chihiro ein Selbstgespräch, als sie nach dem Ende des modrigen Tunnels suchte. Nachdem sie ausgestiegen waren, fiel zu allem Überfluss auch noch das Licht im Zug aus, was sowohl für Unruhe im Zuginneren als auch Draußen sorgte. Sie konnte Haku gerade mal schemenhaft erkennen und zwischen Zug und Tunnelwand war auch noch nicht gerade viel Platz. Bei solchen „idealen Voraussetzungen“ blieb ihr nur zu versuchen Haku mit außerordentlicher Vorsicht zu folgen und inständig zu hoffen nicht wie ein ungeschickter Trampel zu stolpern. Allerdings schien der Tunnel kein Ende zu nehmen, obwohl Chihiro sich nun sicher sein konnte, dass der Zug schon weit hinter ihnen liegen müsste, da sie seit einiger Zeit viel mehr Platz um sich herum hatte. Dennoch wurde der Lichtpunkt vor ihr nicht mal ansatzweise größer. „CHIHIRO!“, Hakus laute Stimme ließ die Angesprochene unvorbereitet erschrocken aufzucken. „Wa-?“, schon hatte Haku ihr einen Finger auf die Lippen gelegt. Es herrschte eine seltsame Stille. „Dachte ich’s mir doch.“, murmelte er nach kurzer Zeit. Chihiro war verwirrt. Was bezweckte er damit? Sie rechnete schon damit wieder in völliger Ungewissheit gelassen zu werden, doch die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. „Der Tunnel ist in Wirklichkeit nicht so lang, wie er scheint.“, stellte er fest. „Es handelt sich lediglich um eine Illusion.“ Chihiro hob eine Braue. „Ich verstehe nicht.“ „Die Illusion verzerrt das Blickfeld erheblich und sorgt dafür, dass man kaum vom Fleck kommt. Eine wirklich tückische Magie, ich habe mich gleich gewundert.“ „So sehr, dass du, nein, besser gesagt wir , es gleich ausprobieren mussten?“, erriet sie mit gereizter Stimme. „Hier stimmt was nicht und das gefällt mir überhaupt nicht... Jedenfalls bin ich der Meinung, dass wir so schnell wie möglich hier raus müssen.“ „Und wie sollen wir das anstellen? Wie es aussieht sitzen wir in einer Falle!“ Innerlich verfluchte Chihiro gerade die ganze Situation. „Und überhaupt, wie hast du das alles erkannt?“, murmelte sie vor sich hin, ohne wirklich eine Antwort zu erwarten. Was könnte er ihr schon sagen? Erfahrung? Intuition? Wie konnte sie schon verstehen, wie man hier überlebte? „Fällt dir nichts auf, wenn du redest?“ Chihiro zuckte mit den Schultern. „Was sollte mir schon auffallen?“ „Findest du es nicht seltsam, dass es kaum Echos gibt?“ „Jetzt wo du es sagst…“ „Und wenn es kaum einen Widerhall gibt, dann kann der Tunnel nicht lang sein. Konzentriere dich auf irgendwas, aber schau nicht in den Lichtpunkt. Dann müssten wir bald hier raus sein.“ Chihiro blieb also nichts anderes übrig als Hakus Rat zu befolgen. ‚Die Reise hat ja blendend angefangen.’, seufzte sie missmutig in Gedanken. ------------------------------------------------------------------------------- Ersteinmal vielen Dank für die Kommis! Ich habe mich wie immer riesig gefreut! Das ist immer meine größte Aufmunterung! Ansonsten bleibt mir nur ein erleichtertes Aufseufzen. Nach einer halben Ewigkeit habe ich endlich wieder was zustande gebracht. Es tut mir leid, dass es so lange gedauert hat. Ich sage nur: Stress und völlige Unzufriedenheit. Bin ich froh, dass das Kapitel endlich so geworden ist, wie es hätte vor langer Zeit werden sollen! Ich hoffe, es gefällt euch Lesern auch. Fast hätte ich einige Begriffserklärungen vergessen: Geta: Holzschuhe mit hohen Sohlen Haori: ein Übergewand, eine Art Kimonojackett Obi: ein breiter Gürtel für den Yukata Tabi: Socken mit abgeteiltem großen Zeh Yukata: hier ein leichter Sommerkimono Bis zum nächsten Mal! PS: Weiß jemand wie ich diese schrecklichen Leerseiten wegkriege? Mich hat fast der Schlag getroffen, als ich es entdeckt habe. Kapitel 9: Einsicht ------------------- „Konzentriere dich auf irgendwas.“, hatte Haku gesagt und so versuchte Chihiro krampfhaft ihre Gedanken baumeln zu lassen, um auf dieses ‚irgendwas’ zu stoßen. Ganz in dem Bemühen endlich diesem unheimlichen Tunnel zu entfliehen zwang sie sich also ihren Geist auf eine innerliche Reise zu schicken – woran sie kläglich scheiterte. Ob ihre Konzentrationsschwierigkeiten etwas mit dem Tunnel zutun hatten? Die ungewöhnlichsten Gedankensprünge vermischten sich nämlich zu einem unentwirrbaren Durcheinander. Müde geworden stellte Chihiro sich die Frage ob an gar nichts zu denken auch als ‚irgendwas’ gelten könnte und bemerkte, dass ihre Augen immer schwerer wurden. Und dann passierte es, wieder ohne jegliche Vorwarnung. Ihr Körper versteifte sich plötzlich und Chihiros Herz begann aus ihr unerfindlichen Gründen zu rasen. Zusammenzuckend vernahm sie eine weit entfernte Stimme, undeutlich und leise, wobei sie nicht ein Wort davon verstand. Sie versuchte auszumachen, wo sie war, doch ihre Umgebung war nichts anderes als ein verschwommenes Grau und die Person, die auf sie einredete, nur ein Schemen vor ihrem geistigen Auge. Chihiro hatte das Bedürfnis etwas zu sagen, doch sie wusste nicht wirklich was und ihre Hilflosigkeit drückte sich in einem ihren ganzen Körper durchlaufenden Zittern aus. Mit einem Mal fühlte sie sich elend, eingeschüchtert und mutterseelenallein, geradezu den Tränen nahe. Die gesenkte Stimme klang sorgenvoll. „…hast du denn?“, hörte Chihiro mühevoll heraus, weil vor ihr ein alles verdeckender Schleier in endloser Langsamkeit zu verschwinden schien. Doch gerade als das Mädchen feststellen konnte, dass diese Stimme einer Frau gehören musste, blendete sich diese Szene genauso schnell wie sie gekommen war wieder aus. Spuren hinterließ das Ganze nichtsdestoweniger an ihr, weswegen Chihiro immer noch zitterte, als ihre Gedanken daran sich wieder verflüchtigten. Und mit einem Mal wechselte vor ihren geschlossenen Augen die Lichtstärke von dunkel auf hell, begleitet von einem dumpf widerhallenden Ausruf ihres Namens. Mühevoll öffneten sich ihre Lider gerade in dem Moment als Haku seine Begleiterin mit sich ins Freie hinauszog. „Chihiro!“, wiederholte er lauter, was bei ihr etwa einen Effekt wie durchgeschüttelt zu werden hatte. „Was hast du denn?“ In seinem bestimmten Tonfall schwang unterschwellig Besorgnis mit, als er bemerkte, wie geistesabwesend sie durch ihn hindurch schaute. Immer noch verwirrt spürte Chihiro wie das letzte Zittern in ihren Händen langsam abklang und fragte sich gleichzeitig, ob sie ihm von dem beunruhigenden Geschehnis erzählen sollte, welches sie sogar noch im Nachhinein beeinflusst hatte. Doch noch ehe sie ihre Entscheidung gefällt hatte, antwortete sie automatisch „Es ist nichts.“, ohne ihn direkt anzusehen, denn sie hatte das Gefühl sofort von seinen grünen Augen durchschaut zu werden. Chihiro wusste nur zu genau, warum sie so reagiert hatte und biss sich daraufhin schmerzhaft auf die Unterlippe. „Bist du sicher?“, fragte er nachdrücklich. Ein Blick auf ihre Mimik und ihr unbehagliches Zappeln war ihm eigentlich schon Antwort genug. „Mir war nur kalt.“, antwortete sie konsequent um das Thema fallen zu lassen. Irgendwie war es ihr unangenehm. Er erwiderte nichts mehr darauf, ob nun aus Taktgefühl oder Desinteresse, jedenfalls hätte er ihr damit keinen größeren Gefallen tun können. Erleichtert atmete Chihiro die ihr entgegen strömende, frische Abendbrise ein, die wie eine Woge der Entspannung über sie hinwegspülte. Tief in Gedanken versunken bekam sie den vor ihr gebotenen Anblick auf einen wie von Flammen verschlungen Himmel, in dessen Mitte eine glühende Kugel schien, nur halb mit. Unbewusst bemerkte sie aber dennoch, dass etwas um sie herum nicht stimmen konnte. „Das kann nicht sein.“, murmelte ihr Begleiter und riss das Mädchen aus ihren innerlichen Aufruhr. Stirnrunzeln schaute sie ihn an, auf eine Vertiefung seiner Aussage wartend. Den Kopf ihr gegenüber halb weggedreht starrte der ehemalige Flussgott jedoch stumm ins Leere. Durch die letzten Strahlen der Sonne streiften weiche Schatten die Züge seines in sich versunkenen Gesichtsausdrucks, die nichts von seinen Gedanken preisgaben. Mit einem nicht ungeringen Maß an Faszination musterte sie sein Profil näher. Doch noch ehe ihre Gedanken völlig abzuschweifen drohten, rief sie sich – nicht ohne Verwirrung – räuspernd zur Ordnung. „Was kann nicht sein? Wo sind wir?“, fragte sie, in der Hoffnung, dass er nicht das meinte, was sie befürchtete. „Das wüsste ich auch gern.“, lautete die erschreckend lakonische Antwort. „Du weißt nicht, wo wir sind?“, sie schnappte trotzdem ungläubig nach Luft. Als ob sie das gespürt hätte. „Sag mir bitte, dass du scherzt.“, murmelte Chihiro, obwohl sie sich der Ernsthaftigkeit der Lage sicher sein konnte. „Das ist nicht die Station, die normalerweise nach diesem Tunnel kommt.“, erklärte sich ihr Gegenüber. Wieso nur lief alles schief, was überhaupt schief laufen konnte? Sie gab sich große Mühe nicht auszurasten. ‚Was kommt denn noch?’, fragte sie sich frustriert, wollte diesen Gedanken aber eigentlich gar nicht weiter verfolgen. „Sondern?“, Chihiro klang mehr als resigniert, weshalb Haku abzuwägen schien, ob er ihr seine Vermutung überhaupt offenbaren sollte. „Du kannst es ruhig aussprechen. Mich schockiert so leicht nichts mehr.“, versicherte sie, nachdem sie den Grund seiner Zurückhaltung erkannt hatte. „Ich fürchte, wir wurden etliche Stationen zurückgeworfen.“ Chihiro hätte am liebsten zynisch unter Tränen losgelacht. Das war einfach nicht fair. „Aber du bist dir nicht sicher.“, ein ihrerseits aufkeimender Hoffnungsschimmer – der eine eher zweifelhafte Bestätigung in Hakus Kopfnicken fand. „Wenn wir hier allerdings weiterhin stehen bleiben“, fuhr er fort, „ können wir schlecht herausfinden, wo wir nun wirklich sind. Lass uns erst einmal an Land gehen.“, und versuchte sich zu orientieren. An Land? Sie starrte ihn mit großen Augen an und sein letzter Satz wiederholte sich eindringlich in ihrem Kopf, bis ihr Verstand endlich 'klick' machte und sie endlich erkannte, was die ganze Zeit über nicht gestimmt hatte. (Wobei ein etwas genauerer Blick auf ihre Umgebung auch gereicht hätte, was man ihr in jenem Moment aber nicht vorwerfen konnte.) Wie in Zeitlupe wanderte ihr Blick zu ihren Füßen, begleitet von ihrem von Sekunde zu Sekunde erbleichenden Gesichtsausdruck. „Was hast du mit mir gemacht?“, flüsterte sie fast, beinahe unbeholfen auf ihre ‚Standfläche’ starrend. Der Angesprochene drehte sich wieder zu ihr um, für einen kurzen Moment nicht nachvollziehend, was sie meinte. „Wärest du lieber versunken?“, bemerkte er dann trocken. „Du hättest mich wenigstens warnen können!“, zischte sie empört, holte tief Luft, wie um sich selbst zu beruhigen, und schimpfte wütend weiter, „Es könnte nämlich sein, dass es für normale Menschen abnormal ist auf dem Wasser zu stehen!“ Sie konnte einfach nicht glauben, dass er ohne ihr Wissen mir nichts dir nichts Zauberei auf sie anwandte! Haku hob lediglich eine Augenbraue. „Ich kann die Magie jederzeit rückgängig machen.“, antwortete er unbeeindruckt, und für einen Sekundenbruchteil hatte Chihiro tatsächlich das Gefühl wie ein Stein zu sinken. „Aber das würde ich an deiner Stelle nicht von mir verlangen.“ Seine Augen leuchteten amüsiert auf. Er war ihr einfach über, auch wenn sie es nicht akzeptieren wollte. ‚Was du nicht sagst.’, dachte sie sarkastisch, verbiss sich aber mit Mühe einen schnippischen Kommentar, da sie die Sinnlosigkeit dieses Gesprächs bemerkte. Haku würde schon seine Gründe gehabt haben – die sie nicht unausgesprochen lassen würde –, aber außen vor gelassen zu werden war nicht gerade ein angenehmes Gefühl. „Bleib dicht bei mir.“, sagte er schließlich, während Chihiro mit Argwohn die Wasseroberfläche betrachtete, welche den tiefroten Himmel spiegelte und sich trügerisch solide anfühlte, bei jeder noch so kleinen Gewichtsverlagerung aber mit wellenartigen und in ihrer Größe variierenden Wasserkreisen reagierte. „Warum?“, fragte sie gedehnt und schaute mit heimlichem Interesse nach unten, wie sich ihre Füße von den mindestens anderthalb Meter unter ihr liegenden und von Algen umrankten Gleisen auf dem bis zum Grund klaren Wasser abhoben. „Wegen der Wasserlöcher.“, sagte der Angesprochene kurz angebunden. Schon wieder so ein unbekanntes Hindernis. Chihiro gab ein gequältes Stöhnen von sich, hackte letzten Endes allerdings nach. „Wasserlöcher sind… ein wenig vergleichbar mit Treibsand in der Wüste. Mit bloßem Auge sind sie unsichtbar, tritt man aber hinein“, sagte Haku, „so kann eventuell nicht nur Magie entkräftet, sondern auch ein sehr starker Sog erzeugt werden. Weshalb die meisten Betreffenden letztlich ertrinken.“ Dass das unter Umständen noch die harmlose Variante war, enthielt er ihr nur in seinen Gedanken nicht vor. Diese Variante hingegen reichte Chihiro schon vollkommen, um ihr vor Augen zu führen, wie abhängig sie von ihrem Begleiter doch war. Sie hatte sich die Reise zwar nicht einfach vorgestellt – von Optimismus konnte hier wirklich keine Rede sein –, aber deshalb nicht weniger gehofft, dass alles nur halb so schlimm kommen würde. Auch wenn sie dem Flussgott immer noch böse war, so wusste sie dennoch alles was er bisher für sie getan hatte zu schätzen und wollte seine Zeit möglichst wenig stehlen, was ihr wirklich Kopfschmerzen bereitete. Schließlich war sie an ihrer Situation selbst schuld, daher war es ganz allein ihre Sache es alleine auszubaden und sich ihrer Lage zu stellen, anstatt auf andere angewiesen zu sein. Im Zug hatte sie sogar mit dem (eigentlich schon von vornherein unverwirklichbaren) Gedanken gespielt sich nach der Ankunft irgendwie alleine durchzuschlagen, ob Haku nun wollte oder nicht und ganz egal, was Zeniba gesagt hatte. Dies allerdings schien ihr unter gegebenen Umständen geradezu absurd, wenn man bedachte, dass in dieser Welt kein Normalsterblicher auch nur eine Stunde ohne Hilfe überleben könnte. Zwar wusste sie, dass dem nicht so war, doch allmählich kam sie sich vor, als würde sie nach einer Entschuldigung suchen. Was das Ganze auch nicht besser machte. Tatsachen aber waren Hakus Auflistung der vielen Gefahren (die sie zwar nicht abstritt, jedoch nach anfänglichem Schreck und darauf folgenden rationalen Überlegungen für leicht übertrieben hielt), plus verfluchte Tunnel, plus irgendwelche Wasserlöcher, plus weiteres Ungewisse ergaben nicht gerade eine beruhigende Summe. Höchstens eine Verzweiflungstat. Und verzweifelt war sie, zumindest noch, nicht. Haku streckte ihr seine leere Hand zu ihrem Schutz entgegen und sie legte widerwillig die ihrige hinein, weil ihr bewusst wurde, dass sie keine andere Wahl hatte als alles so hinzunehmen wie es gekommen war. Ihr einziger Trost war, dass das was noch kommen würde abänderlich sein könnte. --------------------------------------------------------------------------------- Tja, da bin ich nach langer langer Zeit wieder. Ich hoffe ihr habt mich nicht vergessen *g*. (Könnts aber auch keinem verübeln...) Jedenfalls wie immer ein großes Danke an meine Kommischreiber! Ihr seid wirklich lieb. Dann also bis zum nächsten Kapitel! Kapitel 10: Eine überraschende Entdeckung ----------------------------------------- Kurz vorab: eine Gissha ist ein traditioneller japanischer Ochsenkarren, der nur für Adelige als luxuriöses Transportmittel bestimmt war. Normalerweise (nicht aber in meiner Geschichte) wird so ein Wagen durch Mitgehen gesteuert. --------------------------------------------------------------------------------- Die abendliche Dämmerung wurde im ständigen Zyklus auch diesmal ausnahmslos von der Nacht eingeholt. Flankiert von einer kaum erkennbaren flachen Landschaft, schien der breite Feldweg kein Ende zu nehmen. Die Stunden strichen ungezählt vorbei. Chihiro, allmählich von der ewigen Lauferei müde geworden, fragte sich zusehends, wann sie denn endlich einem Zeichen der Zivilisation begegnen würden. Und als hätten ihre mentalen Flehen sich materialisiert, ließ sich in der Ferne ein stetiges Hufgetrappel, gefolgt von einem schwerfälligen Rattern, wie aus dem Nichts auf einmal immer deutlicher vernehmen. Eine unförmige Gestalt bildete sich aus der unüberschaubaren Finsternis langsam heraus und zwei schwere große Räder einer fast schon skurril anmutenden Gissha blieben geräuschvoll vor den zwei Reisenden stehen. Wortfetzen wurden von einem plötzlichen und beinahe schon unerträglich lang andauernden Windstoß mitgerissen. „Könnten Sie uns bitte sagen, wo wir uns hier befinden, Toshio-San?“, fragte Haku den alten Fuhrmann der Karosse, den sie gerade kennen gelernt hatten. Nachdenklich zwirbelte der menschlich wirkende Geist seinen dünnen weißen Bart mit einer dreifingrigen, in scharfen Krallen endenden Hand, während die Zweite fest die Zügel umfasste. „Wir befinden uns hier in Inari-Samas Herrschaftsgebiet, an der westlichen Grenze der von Yuudai-Sama verwalteten Provinz.“, erklärte er knapp und ausführlich zugleich, wobei beim Sprechen jedes Mal die langen Eckzähne seines Untergebisses hervorblitzten. Chihiro starrte nahezu unhöflich lange auf das einzelne große Auge in der Mitte des Kopfes ihrer neuen Bekanntschaft, die von einem breiten Vorsprung aus auf sie runterblickte. Das Einzige was sie nun vielleicht noch mehr zu verblüffen vermochte, war wahrscheinlich der im Gespräch gefallene Name des mysteriösen Gottes, den sie aus zahlreichen japanischen Legenden her kannte. „Wie weit ist es noch bis zum nächsten Ort?“, erkundigte ihr Begleiter sich, da er die eben beschriebene Gegend nicht genau genug kannte. „Noch ein gutes Stück. Mit dem Karren hier bräuchte ich die Nacht und einen ganzen weiteren Tag mindestens.“, lautete die alles andere als erfreuliche Auskunft. Chihiro stöhnte resigniert auf. Mittlerweile schmerzten ihre Füße höllisch und sie fühlte sich völlig entkräftet. Bei dem Gedanken an das Übernachten im Freien konnte sie nicht anders, als nochmals einen mutlosen Laut von sich zu geben. Deprimiert sehnte sie sich ein warmes, weiches Bett herbei. „Aber, aber. Nicht verzagen, junges Fräulein. Ich fahre zufällig in dieselbe Richtung und könnte euch beiden ein Stückchen mitnehmen.“, krächzte Toshio. „Das würden Sie tun?“, ungläubig strahlte Chihiro ihren alten Retter dankbar an. Indessen holte Haku einen seidenen Beutel aus seiner Ärmeltasche. „Ich würde gerne dafür bezahlen…“, bot er an, wurde aber jäh unterbrochen. „Nicht nötig, junger Mann.“, winkte der Alte ab. „Kauf lieber deiner Freundin etwas Schönes.“, meinte er und schaute die gänzlich ahnungslose Chihiro an, fuhr dann aber unbeirrt fort: „Übrigens kenne ich ein nettes Nest für euch zwei, die Übernachtungen dort sind allerdings nicht gerade billig. Du wirst das Geld brauchen.“, richtete er an Haku und beobachtete gleichzeitig, nicht ohne einer Spur an Verwunderung, den entgleisten Gesichtsausdruck dessen Begleiterin. „Vielen Dank“, sagte der Flussgott mit einem freundlichen Lächeln, innerlich höchst amüsiert, weil ihm Chihiros Reaktion nicht weniger entgangen war. „Wir sind Ihnen wirklich sehr verbunden.“, und umarmte die zur Säule erstarrte Chihiro, der die Proteste aufgrund des Schocks im Hals stecken geblieben waren, von hinten – wie um die missverstandene Beziehung zwischen ihnen zu untersteichen. Chihiros Verstand raste, während sie an einem ochsenähnlichen Tier vorbei zum hinteren Teil der Gissha geschoben wurde. Sie waren doch kein Paar, also warum zur Hölle widersprach er nicht? Was sollte das nun wieder?! Zwar war sie verwirrt, begriff aber eines auf niederschmetternde Art und Weise ganz klar, nämlich dass derjenige, der sich Haku schimpfte, nicht mal Magie nötig hatte, um sie völlig sprachlos zu machen und ihr obendrein noch eine versteinerte Mimik aufzuzwingen. ‚Das ist ja regelrecht manipulativ!’, schoss es ihr voller Entrüstung durch den Kopf. Als sie endlich wieder zur Besinnung kam, stand sie auch schon vor der Öffnung ins Innere der seltsamen Karosse. „Was sollte das?!“, zischte sie Haku zu, der ihr wohl auf ewig ein unlösbares Mysterium bleiben würde, „Das ist doch völliger Blöds-“ Das besagte Mysterium hielt ihr mit ernster Mine einen Finger an die Lippen, um sie verstummen zu lassen, und schüttelte nur leicht den Kopf. Chihiro runzelte verärgert die Stirn. Es war wohl mal wieder zuviel verlangt eine normale Begründung zu bekommen. Wieso musste sie sich das eigentlich gefallen lassen? „Wir sollten jetzt einsteigen.“, sein endgültiger Ton setzte ihrer stillen Rebellion einen Schlussstrich vor. Ein Aufbegehren würde jetzt nichts bringen, sah sie zerknirscht ein, was aber nicht heißen sollte, dass sie ihm nicht anderswo eine Szene machen würde. Worauf er sich verlassen konnte! Chihiro bedachte ihn mit einem zornigen Blick, dann wandte sie sich mürrisch und beleidigt der Gissha zu. Die Öffnung lag viel zu hoch für sie und die ganze Vorrichtung schrie geradezu nach einer Leiter, fand sie. Seufzend wandte sie dem schmalen lackierten Vorsprung den Rücken zu und versuchte sich darauf, durch gleichzeitiges Abstützen und Hochspringen, aufzusetzen. Unglücklicherweise jedoch machte ihr Körper diese Art von Anstrengung für diesen Tag nicht mehr mit. Sie war einfach zu erschöpft, ihre Arme konnten ihr eigenes Gewicht nicht lange genug halten. Schlimmer noch, jetzt fühlte sie sich auch noch als wären zwei Bleiklötze an ihren Schultern festgewachsen. Genervt blickte sie Hilfe suchend zu Haku, nur um festzustellen, dass er sie mit einer überheblich gehobenen Augenbraue beobachtete. ‚Keinen Kommentar, bitte.’, dachte sie sich bissig. „Ich kann nicht.“, gab sie sich dennoch (oder vielleicht gerade deshalb) geschlagen und war umso wütender auf ihre Mattheit. Im schweigenden Einverständnis umfasste er schließlich ihre Taille fest, hob sie hoch und setzte sie ab – alles in einer einzelnen fließenden Bewegung. ‚Danke für’s Erbarmen!’, schimpfte Chihiro in Gedanken, besann sich dann aber eines besseren und kletterte wortlos, die Bambusvorhänge nach oben schiebend, hinein. Das Innere des Reisewagens war geräumig genug, sodass sich zwei Personen gegenüber auf den Holzboden setzen konnten. Im Seiza sitzend lehnte Chihiro ihren Kopf und ihre Schulter gegen die glatt polierte Wand, wobei sie bei jeder Bewegung auf ihren langen Haori, rein aus angeborener Sorgfalt, achtete. ‚Ein wirklich seltsames Stück Stoff.’, dachte sie sich bei der flüchtigen Erinnerung an ihr Gespräch mit Haku, als sie noch das Regenmeer auf der Suche nach dem Ufer durchquert hatten. Rückblende: Eine eisige Böe ließ Chihiro fröstelnd Zenibas Haori enger um sich ziehen, während sie weit tiefer liegende Stellen, als es die Umgebung der Gleise gewesen war, passierten. Dem Mädchen wurde schnell klar, warum die so genannten Wasserlöcher so gefährlich werden konnten. Indem sie sich der reflektierenden Meerfläche widmete, versuchte sie diese beunruhigende Erkenntnis so gut es ging zu vertreiben. Und es war teilweise auch wirklich unterhaltsam genau abgebildete Wolken unter den eigenen Füßen davon gleiten zu sehen. In der Spiegelung verschmolz das Rot ihres Haoris beinahe mit den, von den letzten Strahlen der Sonne in die gleiche Farbe getauchten, Wolken. Eigentlich hatte sie ja gehofft dieses überaus auffallende Kleidungsstück so wenig wie möglich zu gebrauchen, aber andererseits wollte sie nicht vor Kälte frieren, wenn sie die Möglichkeit hatte es umgehen zu können. „Warum gerade Rot…?“, hätte sie Zeniba am liebsten gefragt und murmelte es unbewusst laut vor sich hin. „Was sagst du?“, jagte Haku sie dank seines scharfen Gehörvermögens aus den Gedanken. „Ich, äh, habe mich nur gerade gewundert, wieso Zeniba-San mir ausgerechnet ein so rotes Kleidungsstück wie diesen Haori gegeben hat.“, antwortete sie, verwirrt über seine Aufmerksamkeit. „Soetwas sticht doch wahnsinnig ins Auge.“, erklärte sie ihm ihre Sorge. Hakus Stirn legte sich leicht in Falten, da er offensichtlich Chihiros Problem nicht verstand. „So viel Rot ist in den Haori doch gar nicht eingearbeitet.“, wunderte er sich, „Außerdem habe ich noch nie davon gehört, dass Hellrosa auffällig sein sollte.“ Er fragte sich, wie sehr sich der Zeitgeist der Menschen noch ändern könne. Chihiros Verwirrung wurde nur größer. Rosa? Auch noch hell? Hatte sie sich vielleicht verhört? „Das ist eindeutig Rot!“, beharrte sie, „Ich werde die zwei Farben wohl noch von einander unterscheiden können!“, und beendete ihren Protest innerlich mit ‚Ich bin doch nicht bescheuert!’. Ihre Befangenheit schien ansteckend zu sein, beziehungsweise ihre Hartnäckigkeit zäh, denn Haku nahm sich ergebend ein Stück ihres Ärmels zwischen die Finger, um es genauer betrachten zu können. Einen kurzen Moment später jedoch blinzelte er überrascht, als er endlich realisierte, was Chihiro meinen könnte. „Hm…ja, Rosa enthält schließlich einen gewissen Anteil an Rot…“, sagte er mehr zu sich selbst, als würde ihn diese banale Feststellung faszinieren. „Das ist nichts Neues.“, unterbrach sie ihn, seine Intention völlig missverstehend. „Was ich damit meine“, entgegnete er ruhig, „ist, dass…deine Wahrnehmung so nicht korrekt ist.“ Jetzt war es an Chihiro die Stirn zu runzeln. Wollte er sich etwa über sie lustig machen? „Hierbei handelt es sich um einen wirklich besonderen Stoff.“, fuhr Haku fort, wobei er Zeniba in Gedanken seinen vollsten Respekt zollte, währenddessen Chihiro noch immer im Unwissen verblieb. „In diesen Haori ist nämlich allerfeinste Magie mit eingewoben. Es ist geradezu ein Musterbeispiel für versteckte Magie.“, erklärte er endlich. Chihiro konnte seine Begeisterung nicht teilen. „Und was bedeutet es für meine Wahrnehmung? Was ist daran falsch?“, stutzte sie indes alarmiert. „Ich sagte nicht, sie wäre falsch, sondern lediglich so nicht korrekt.“, wiederholte er sich wie ein geduldiger Lehrer, der seinem begriffsstutzigen Schüler ein Thema näher bringen wollte. Ihre Stirnfalten vertieften sich deutlich. War das nicht dasselbe? ‚Das ist doch Haarspalterei!’ „Ich bin erstaunt, dass du die magische Farbe so deutlich siehst.“, sagte er, da ihr Verständnislosigkeit auf der Stirn geschrieben stand. „Eigentlich müsstest du, wie jeder andere, die hellere, vermischte Farbe sehen, nicht die Intensivere, Reine.“ Er musterte sie so eindringlich, dass es ihr schon unangenehm wurde. Es wurde wohl langsam an der Zeit sie mehr in die hiesigen Denkmuster einzuweihen, ging ihm durch den Kopf. „Das heißt?“, fragte sie verunsichert. „Du hast dich nicht blenden lassen.“, über seine Lippen huschte kurz ein zufriedenes Lächeln. „Allerdings wäre es nur normal dieselbe Farbe zu sehen, wie ich auch.“, wurde er wieder ernst. So langsam verstand sie, worauf er hinaus wollte. Das also meinte er mit ‚so nicht korrekt’. „Ist das jetzt gut oder schlecht?“ „Es ist ungewöhnlich.“, lautete seine Antwort stattdessen und Chihiro stellte fest, dass der Mann es wirklich ausgezeichnet verstand sie mit paradoxen Gefühlen zu konfrontieren. Einerseits wusste sie nun nicht, wie sie das wieder verstehen sollte, andererseits machte es sie wütend, wenn er ihren Fragen so schamlos auswich. „Der helle Ton ist demnach eine Täuschung und der intensivere die Tatsache, oder wie?“, erriet Chihiro und erntete Hakus Kopfnicken dafür. „Versteckte Magie bedeutet, dass sie nämlich nur in einem entscheidenden Augenblick wirksam und somit sichtbar wird.“, bestätigte er, „Dafür gibt es unzählig viele Möglichkeiten und deshalb ist sie so schwer zu erkennen.“ „Und um was für eine Art handelt es sich hier?“ Wissbegierde war in der Tat eine ihrer größten (und wohlgemerkt ungesündesten) Stärken. „Ich weiß es nicht. Es liegt an dir dies herauszufinden. Wahrscheinlich bist du sogar die Einzige, die das könnte.“ Er versank in Gedanken. ‚Das ist möglicherweise sogar der Sinn der Sache…’ „Aber du hast es doch jetzt erkannt...“, merkte sie an. „Nicht auf dieselbe Weise wie du.“, lächelte er unbestimmt. Chihiro war irgendwie von dem Gesprächsverlauf enttäuscht, beließ es aber dabei, da er das Thema nicht weiter anschnitt. Wenigstens wusste sie nun, dass sie scheinbar nur für sich selbst auffällig aussah. Der Karren fuhr schließlich an und sobald eines der Räder über den nächst besten Stein holperte, stieß Chihiro sich schmerzhaft an. Gequält murmelte sie irgendwelche Verwünschungen vor sich hin und massierte die wunde Stelle an ihrer Schläfe. „So tust du dir nur weh.“, kommentierte der Flussgott sie trocken. „Aber ich muss mich irgendwo anlehnen“, rechtfertigte Chihiro sich, „sonst kann ich nicht einschlafen!“ „Dann setz dich seitwärts zum Ausgang hin.“, sagte er schließlich nach einer kurzen Pause. Das Mädchen tat wie geheißen, rätselte aber, was das bringen sollte. Sie zog gerade die Beine wegen fehlenden Platzes leicht an, als sie neben sich ein Stoffrascheln vernahm. Danach, plötzlich und ohne die kleinste Vorwarnung, spürte Chihiro wie eine Hand sie sanft, aber bestimmt, an der Schulter zur Seite drückte, sodass ihr ganzer Oberkörper gegen ihren Nebensitzer kippte und ihr Kopf auf dessen Brust platziert wurde. Erst jetzt wurde ihr richtig bewusst, wie nah sie eigentlich beieinander saßen. „Es war ein anstrengender Tag. Schlaf jetzt.“, war alles, was er dazu sagte. Überrumpelt und wie erstarrt verblieb Chihiro mit angehaltenem Atem in dieser Position. Der von draußen immer noch kühle Stoff seines Suikans linderte die aufsteigende Hitze in ihrem Gesicht nur geringfügig. Auch wenn Haku ihr noch so vertraut vorkommen mochte, das war eindeutig zuviel der Nähe!, schrie eine aufgebrachte Stimme in ihrem Kopf, doch sie war zu müde, um auf sie einzugehen. Ihre Augen fielen wie von selbst zu und irgendwie war es… ganz bequem so. Die Argumente einfach zu verharren überwogen die Proteste ihrer anderen inneren Stimme. „Danke.“, flüsterte sie schlicht und schlief – trotz heftigen Herzklopfens – rascher als erwartet ein. Mühselig langsam wachte Chihiro auf. Irgendwie wäre sie am liebsten wieder in ihren Halbschlummer versunken, nicht merkend wie sehr sie etwas unbewusst genoss. Doch eine leise Stimme in ihrem Kopf hörte nicht auf inständig zu flüstern, sie solle gefälligst schleunigst wach werden. Das Mädchen brauchte einen Augenblick um sich zurechtzufinden – und um vor allen Dingen zu verstehen worauf (oder besser gesagt auf wem) sie eigentlich seitlich hingedreht, mit dem Gesicht und einem Arm auf weißem Stoff eines angenehm harten, Wärme ausstrahlenden Untergrunds, lag. Schlagartig wurden selbst die letzten Geister ihres Unterbewusstseins wach, als sie endlich das ständige leichte Heben und Senken des Brustkorbs unter ihr registrierte, sodass sie am liebsten sofort zurückgewichen wäre. Wenn sie jedes Mal nach dem Aufwachen einen solchen Schock verspüren müsste, so war sie sich sicher auf keine lange Lebensspanne hoffen zu dürfen. Da Haku noch zu schlafen schien, richtete sie sich jedoch aus Rücksicht langsam und behutsam auf, so schwer es ihr auch fiel. Darauf bedacht ihn nicht aufzuwecken, befreite sie sich vorsichtig aus seiner Umarmung – sein linker Arm hatte auf ihrer Taille geruht – die durch den langen Ärmel seines Suikans den netten Effekt mit sich brachte sie bedeckt zu haben wie eine Decke. Die durchsichtigen Vorhänge dämpften zwar das Licht, aber es war unverkennbar schon Morgen. Der Wagen fuhr angenehm, ohne nervtötendes Ruckeln wie in der Nacht zuvor. Unbeabsichtigt streifte Chihiro das schlafende Gesicht ihres Begleiters mit einem flüchtigen Blick. Seine teils feinen, aber unverkennbar männlichen Züge wirkten in diesem Moment so entspannt und in sich ruhend wie ein friedlicher See an einem windstillen Tag. Ungewollt betrachtete sie ihn näher, als hätte sein Anblick eine magnetisch anziehende Wirkung auf sie. Das dumpfe Licht ließ seinen ohnehin schon hellen Teint noch blasser wirken, sein markantes Gesicht war gezeichnet durch hohe Wangenknochen, eine akkurate Nase und leicht schmale Lippen. Strähnig hing sein Pony ihm in die Stirn, die olivgrünen Haare fielen wie ein in der Sonne schimmernder Wasserfall über seine Schultern. Chihiro sinnierte, ob er sich die Haare der seltsamen Zeichen wegen so lang wachsen ließ, damit er sie auf diese Weise besser verdecken konnte. Als hätte jemand mit den Fingern geschnippt, um sie aus einer Art Trance zu holen, bemerkte die Brünette gerade noch rechzeitig, dass sie ihre Hand bereits gehoben hatte, um ihm eine lose Strähne aus dem Gesicht zu streichen und zog sie blitzartig zurück, als hätte sie sich an der bloßen Luft verbrannt. Was war nur in sie gefahren? Sie war plötzlich über sich selbst erschrocken. In genau diesem Augenblick gaben seine langen Wimpern den Blick auf stechend grüne Augen frei und Chihiro drängte sich wieder die Frage auf, wie viele Frauen seiner unleugbar attraktiven, nein, charismatischen Erscheinung bereits schon erlegen waren. Kopfschüttelnd schob sie diesen an Frivolität grenzenden Gedanken beiseite. „Du starrst mir ja noch ein Loch ins Gesicht.“, murmelte Haku, als er sich etwas gerader aufsetzte, ihren Blickkontakt immer noch erwidernd. Harsch strich er sich die störende Strähne beiseite, was nur zur Folge hatte, dass ihm eine andere ins Gesicht fiel. ‚Aussehen ist wirklich nicht alles.’, dachte Chihiro ernüchtert, da sich ihr gerade ein Paradebeispiel mit kompliziertem Charakter dafür bot. „Ich wusste gar nicht, dass ich so gefährlich bin.“, entgegnete sie sarkastisch. „Du könntest dich noch wundern…“, flüsterte er, allerdings nicht hörbar genug, als dass Chihiro ihn verstehen könnte. „Wie lange fahren wir noch?“, fragte sie nach einer Weile, um das Schweigen zwischen ihnen zu überbrücken. Haku zuckte mit den Schultern und hob einen Vorhang an. Sogleich strömte ihnen eisige Luft entgegen, die sonst mittels eines Banns direkt vor den durchscheinenden Vorhängen blockiert wurde. „Fliegen trifft es wohl eher.“, meinte der Flussgott wenig beeindruckt. Fliegen? Ungläubig versuchte sie das Schiebefenster aufzubekommen, doch es klemmte irgendwie. ‚Dann eben anders.’, und beugte sich der besseren Sicht wegen über ihren Begleiter hinweg. Und tatsächlich. Sie hatte die Wolken für Nebel missverstanden. Weit unter ihr, wie sie es gerade noch erkennen konnte, weil sowohl der Vorsprung als auch der dichte Dunst ihren Ausblick beschränkten, zog eine dunkle Waldlandschaft vorbei. Deswegen also fühlte sich die „Fahrt“ so angenehm an. Wortlos setzte sie sich zurück. ‚Ein fliegender Karren’. Wieso überraschte sie das überhaupt noch? --------------------------------------------------------------------------------- Ich weiß, dass die Geschichte echt schleppend vorangeht. Allein schon für dieses Kapitel habe ich drei Versionen geschrieben (Das macht doch kein normaler Mensch, oder?) und hoffe sehr, dass ich euch mit meiner Geschichte nicht langweile. Wie gesagt, Kritik (Lob natürlich auch^^) ist immer willkommen. Geizt bitte vor allen Dingen nicht mit ersterem, ich will mich ja verbessern (da ich das Gefühl habe, dass das bisschen an Schreibniveau, was ich hatte, fröhlich den Bach runter geht). Wenn ihr euch fragt wieso ich das traditionelle Gefährt so verunstaltet habe, dann kann ich nur sagen, dass ich Mitleid mit meinem alten OC hatte. Übrigens, ‚Toshio’ bedeutet in etwa ‚geschätzter Mann’. Ich habe ewig gebraucht um diesen Namen zu finden. Was die Höflichkeitsanreden angeht…ich bin nicht konsequent, hab’s gemerkt >.<. Eventuell werde ich die älteren Kapitel in dieser Hinsicht noch auskorrigieren. Inari ist in der Tat eine mysteriöse Gottheit, denn man ist wahrscheinlich bei keiner anderen so unsicher wer (Mann oder Frau) es ist und wofür (Reis? Wohlstand? Freundschaft?). Ein mächtiges Danke geht wie immer an euch, liebe Kommischreiber ♥. Vielen Dank für eure Unterstützung, ich freue mich immer wie ein kleines Kind auf euere Meinungen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)