Anatomie Eines Mordes von M (Ein Malfoymurdermystery (Draco x Hermione)) ================================================================================ Prolog: Weiß Wie Schnee ----------------------- "Sei reizend zu deinen Feinden. Nichts ärgert sie mehr." *** "Ich dachte mir schon, dass du hier bist." sagte Harry leise. Das Dark End war menschenverlassen. Nur am hintersten Tisch der Spelunke sass Ron zusammengesunken zwischen einer Armada aus leeren Butterbierflaschen. "Hau ab", murmelte er tonlos. "Ich will nicht reden." Zwei Nächte waren seit Hermiones Tod vergangen. Sie lag in der Gryffindor- Gruft, von der Harry bisher nicht gewusst hatte, dass sie existierte. Morgen würden ihre Eltern kommen, um sie abzuholen. Ihren Körper. Ron vermied Harrys Blick. Stattdessen stierte er mit leeren Augen auf die Flasche, die er gerade geöffnet hatte. Sie hatten nicht mehr viel geredet, seit es passiert war. Worte erschienen so sinnlos. "Gibt´s für mich auch noch so eins?" fragte Harry und setzte sich. Wortlos und ohne ihn anzusehen, schob Ron ihm ein Butterbier unter die Nase. Die Schule stand unter Schock. Auf den Gängen wurden kaum gelacht, niemand sass entspannt in den Gemeinschaftsräumen und spielte Karten oder blätterte in Büchern. Die Schüler sassen in bleichen, schweigsamen Grüppchen beisammen. Im Gryffindor-Turm herrschte die meiste Zeit Totenstille. Zur selben Zeit hatte unpassenderweise das Eis begonnen, abzutauen. Es schneite nicht mehr. Der Boden wurde wieder weich unter ihren Füßen. Der Frühling brach an. Harry war nicht dabei gewesen, als Hagrid es erfuhr, aber er hatte sein Heulen gehört, durchdringend und wild wie das einen tödlich verwundeten Tieres. Nun hatte er damit angefangen, überall in den Gärten kleine Distelbüsche zu pflanzen, im Angedenken an Hermione. Er behauptete steif und fest, Hermione habe Disteln gemocht. Harry mochte ihm nicht widersprechen. Die meiste Zeit schniefte Hagrid, während er in der Erde herumgrub, leise und anhaltend. Professor McGonagall war blass und still und versäumte es die meiste Zeit, die wenigen lauten Schüler zurechtzuweisen, die sich auf den Gängen herumtrieben. Harry hatte bemerkt, dass sie jedes Mal, wenn sie die Gryffindors sah, schwer schluckte und den Blick abwenden musste. Hermiones Fehlen war zu offensichtlich. Harry blickte sich teilnahmslos um. Dann hob er die Flasche und trank. "Das ist wirklich die mieseste Kaschemme, die Hogsmeade zu bieten hat." "Mhm." Man hatte keinen besonderen Auslöser für ihren Tod finden können. Dumbledore hatte sie persönlich untersucht. Ihr Herz hatte einfach aufgehört, zu schlagen. Wahrscheinlich steckte machtvolle schwarze Magie dahinter, aber beweisen liess sich nichts. Dumbledore, Lupin und selbst Snape arbeiteten wie besessen daran, herauszufinden, was passiert war. Sämtliche Personen, denen Hermione an jenem Tag begegnet war, wurden nach allen Einzelheiten befragt. Harry und Ron berichteten genau, was sie in den Kellern beobachtet hatten. Nachdem er seine Aussage beendet hatte, verfiel Ron in ein schreckliches, betäubtes Schweigen, das er bisher kaum gebrochen hatte. Natürlich war Snape sofort zu den Slytherins geeilt, um Malfoy in dieser Sache zu verhören. Aber Draco Malfoy war spurlos verschwunden, seit Hermiones Tod bekannt geworden war. Er schien Hals über Kopf aus der Schule getürmt zu sein. Er hatte nichts mit sich genommen, und nicht einmal seine Kumpel Crabbe und Goyle, die Snape stundenlang in die Mangel genommen hatte, wußten etwas davon. Niemand wußte, wo er sich aufhielt. Die meiste Zeit waren Dumbledore, Lupin und die Lehrer in Dumbledores Büro und steckten die Köpfe zusammen. Herausgekommen war noch nichts. Das alles liess Harry seltsamerweise kalt. Er dachte nicht an Rache. Oder, dass es ihm helfen würde, zu erfahren, wie Hermione gestorben war. Er nahm das alles nur wie durch dicke Watte wahr, während in seinem Kopf nur ein einziger schauerlicher Satz nachhallte: Hermione war tot. Und nichts brachte sie wieder zurück. Sie schwiegen eine Weile. Schliesslich sagte Ron - und Harry war froh darüber, dass er überhaupt etwas sagte: "Sie...sie hätte das nicht gut gefunden. Dass wir hier sitzen und uns betrinken." Keiner von ihnen hatte es seitdem gewagt, Hermiones Namen auszusprechen. Es tat zu sehr weh. Harry lächelte schwach. "Sie hätte es gehasst. Aber unter diesen Umständen....ich denke, sie hätte uns verziehen." "Sie ist weg, Harry." sagte Ron. Seine Stimme schwankte. "Ja." sagte Harry. "Sie ist weg." "Wirst du....wirst du mit ihren Eltern reden?" fragte Ron zögernd. Harry spielte mit dem Verschluss seiner Flasche. "Denke schon. Lass uns morgen zusammen hingehen und mit ihnen reden. Sie würden sich bestimmt freuen....na ja, freuen ist vielleicht der falsche Ausdruck, aber....wir waren ihre besten Freunde. Es wird ihnen etwas bedeuten." Ron schluckte. "Sie...sie ist einfach so gestorben, Harry, und wir haben nur dagestanden....einfach nur dagestanden, und wir haben nichts getan, wir...." "Wir konnten nichts tun." Harrys Stimme kratzte in seiner Kehle. Und das war sie, die einfach, furchtbare Wahrheit, immer noch. Sie konnten nichts tun. "Ich hasse es, ein Zauberer zu sein," sagte Ron plötzlich heftig. "Ich hasse es. Die Besten sterben, und die Schlechtesten kommen zurück! Was soll das alles? Was nützt es, wenn man nicht einmal so etwas verhindern kann? Dummes, sinnloses Rumgefuchtel mit dem Zauberstab ist es, sonst nichts!" Dann versank er wieder in verbissenem, hilflosen Schweigen. Harry wusste nicht, was er sagen konnte. Ron hatte recht....nutzlos und wie die Idioten hatten sie dagestanden, als sie vor ihnen zusammenbrach..sie hatten hilflos zugesehen, wie der letzte Funken Leben aus Hermione wich...wie ihr schmerzzerquältes Gesicht langsam einfror, das Flackern in ihren Augen erlosch, das zarte Rosa der kalten Winternacht aus ihrem Gesicht kroch, um einem schrecklichen, steinkalten Weiß wich...weiß wie Schnee... "Suff ist keine Lösung, Gentlemen," sagte plötzlich eine Stimme von der Tür her. Harry blickte auf. In der Tür standen Snape und Lupin, eingewickelt in dicke Mäntel. Snape hatte gesprochen. "...aber unter den gegebenen Umständen verzeihlich," fügte Lupin hinzu und blickte den Lehrer mahnend an. "Wir kommen, um Sie abzuholen," verkündete Snape. "Wir dürfen hier sein," erwiderte Ron trotzig und musterte die beiden Gestalten argwöhnisch. "Es ist Hogsmeade. Es ist Wochenende. Wir haben die Erlaubnis." "Ich will Sie nicht bestrafen, Weasley," sagte Snape verärgert. Lupin blickte die beiden Jungen abwechselnd an. "Wir wissen nun, wie es passiert ist," meinte er rasch. Es schien ihn Mühe zu kosten. Harry und Ron rissen beide den Mund auf. Aber Lupin hob die Hand. "Ihr müsst mit uns kommen. Wir haben jemanden, der uns die Wahrheit erzählen kann. Aber ich warne euch. Es wird nicht leicht." Das Eis schmolz von den Bäumen, als sie durch den Park aufs Schloss zuliefen. Überall taute der Schnee zu unscheinbaren weissen Flecken ab. Die sinkende Wintersonne beleuchtete sie grell und gnadenlos. Es war eine seltsame Prozession durch die Schule. So ziemlich alle Schüler, die ihnen auf dem Weg begegneten , unterbrachen ihre Gespräche und reckten nach ihnen die Hälse. Überall, wo sie entlanggingen, verwandelten sie Stimmengewirr in Stille. Harry spürte es, und er konnte die anderen verstehen. Sie alle wussten, dass etwas Wichtiges geschehen war. Auf halbem Wege schloss sich ihnen eine aufgelöst wirkende McGonagall an. "Geht es um Miss Granger?" fragte sie ohne Umschweife. Snape nickte knapp und bedeutete ihr, ihnen zu folgen. Er führte die kleine Gruppe geradewegs hinab in die dunklen Keller. Sie betraten einen Raum, der von einem kleinen, bläulich-kalten Feuer beleuchtet wurde. Die toten Kreaturen, die in langen Regalreihen in gelblicher Flüssigkeit schwammen, warfen unheimliche, verzerrte Schatten an die Wände. Harry und Ron kannten dieses Zimmer zu gut. Es war Severus Snapes Büro, und sie hatten hier bereits mehr Zeit verbracht, als sie sich gewünscht hätten. Im Büro erwarteten sie zwei Personen. Albus Dumbledore, der aussah, als sei er von Lupin und Snape aus dem Schlaf gerissen worden und habe keine Zeit mehr für Haar- und Bartpflege gehabt. Aber seine milden Augen waren hellwach auf die Eintretenden gerichtet. Harry sah auf den ersten Blick, dass Dumbledore nicht mehr wusste als er und Ron. Die andere Person kauerte bleich und verschreckt in einem schweren Sessel und war - Draco Malfoy. Malfoy sass stocksteif da und blickte Harry und Ron voll Abneigung an. Er wirkte reichlich mitgenommen - innerlich und äußerlich. Sein feines Haar hing in verdreckten, verfilzten Strähnen herunter. Sein Gesicht und die blassen Hände waren bedeckt von Schrammen, als habe er sich tagelang durch Dornenbüsche geschlagen. Diese schicke Nerzrobe, in der er Weihnachten so eitel herumstolziert war, war zerschlissen, voller Schlammspritzer und Blätter. Er sah noch viel blasser aus als sonst, und irgendwie schien die ätzende Arroganz, die ihn sonst umgab, ihn verlassen zu haben. Ohne das, ohne diese blasierte Gleichgültigkeit sah er klein und verstört aus und irgendwie..... elend. Als sie eintraten, hob er den Kopf und durchbohrte Harry mit einem vorsichtigen, forschenden Blick. Übelkeit packte Harry, als er in diese verhaßten berechnenden grauen Augen blickte. Aber er blieb still. Wartete. Malfoy war verschlagen, bösartig und feige. Aber traute er ihm einen kalten Mord zu? Harry war nicht sicher. "Und? Packst du jetzt aus, hm?" fuhr Ron Malfoy an. Er verschränkte die Arme, mühsam beherrscht, aber der Blick, den er ihm zuwarf, war blanker, nackter Hass. Malfoys blasse Augen verengten sich zu Schlitzen. "Bevor ich auch nur ein Wort sage," zischte er, "will ich, dass Potter und Weasley ihre Zauberstäbe abgenommen werden." Aber seine Stimme flackerte unsicher. Harry starrte ihn an. "Wie kannst du es wagen, so zu reden, du...-" "Ich tappe ebenso im Dunkeln wie du und Ron, Harry," unterbrach Dumbledore ihn milde. "Aber offensichtlich lebt Mister Malfoy seit einigen Tagen in größter Angst. Er hat sich nach seiner Flucht aus Hogwarts im Verbotenen Wald verborgen gehalten." Wider Willen war Harry schockiert. Malfoy fürchtete den Verbotenen Wald sosehr wie sämtliche anderen Schüler auch. Und zu den Furchtlosesten hatte er nie gehört. Sich im Wald zu verstecken, konnte nur eine Verzweiflungstat gewesen sein. Dumbledore fuhr fort. "Lupin und Severus haben ihn hier heute Nacht in der Gryffindor-Gruft aufgegriffen. Vor Miss Grangers....an Hermiones Ruhestätte. Er hatte allerhand Zubehör für die Ausübung schwarzer Magie bei sich...." Ron liess einen angewiderten Laut hören. Dumbledore sah ihn eindringlich an. "....die offensichtlich dazu dienen sollten, ihren Tod rückgängig zu machen und sie wieder ins Leben zurückzuholen." schloss er. In seinem Sessel senkte Malfoy den Kopf. Es war unmöglich, seinen Blick zu sehen. Lupin drückte Harrys Schulter. "Gib mir deinen Zauberstab, Harry, glaub mir, es ist besser so. Du musst hören, was er zu sagen hat." Widerstrebend zog Harry seinen Zauberstab heraus und überreichte ihn Lupin, ohne Malfoy aus den Augen zu lassen. "Weasley, gib mir deinen Zauberstab." forderte Snape Ron auf. Aber Ron dachte nicht daran. "Dieses kleine Schwein soll sich nicht so aufspielen!! ....er....er hat sie da doch reingezogen...!!...er hat irgendetwas mit ihr angestellt....er ist an allem Schuld....er hat sie doch umgebracht....!" "Du hast recht." lies sich leise Malfoys Stimme vernehmen. Ron erstarrte. Er wurde kreidebleich. Harry starrte Malfoy fassungslos an, der seine bleichen Finger in die Lehnen des Sessels krallte. Sein Gesicht war wie versteinert. Er hätte tot sein können. "Ihr habt mich schon verstanden." sagte er. Sein Gesicht hatte überhaupt keine Farbe. Seine Lippen begannen, zu zittern. Sein Ausdruck war schwer zu deuten. "Ich war es. Ich bin an allem Schuld. Ich hab sie getötet." Seine Worte sanken im Raum nieder wie Blei. Nachdem er es gesagt hatte, sackte Malfoy in den Sessel zurück, als hätte jemand die letzten Fäden zerschnitten, die ihn am Leben hielten. Niemand rührte sich. Niemand ausser Ron. Es war Ron kein Zweifel anzumerken, kein Zögern, keine Skrupel. Als sei es das Klarste und Einfachste, was er jemals getan hatte, schritt er auf Malfoy zu, hob seinen Zauberstab und sagte mit fester Stimme: "AVARA KED -" Dumbledore war ihm in den Arm gefallen. Harrys Herz pochte wild. Warum? Warum hatte er Lupin seinen Zauberstab gegeben? Dumbledore hätte sie nicht beide so schnell aufhalten können.... er hätte Malfoys Leben ein Ende setzen können....er hätte Hermiones Mörder auf der Stelle umbringen können.... Ohne sich Schrecken oder Unruhe anmerken zu lassen, sagte Dumbledore: "Ich lasse nicht zu, dass Sie zum Mörder werden, Mr Weasley." "RÜHREN SIE MICH NICHT AN!!!" schrie Ron Dumbledore an. Harry konnte sich nicht erinnern, dass jemals ein Schüler so mit Albus Dumbledore gesprochen hatte, und war auch überzeugt, dass es noch nie geschehen war. Er konnte Ron verstehen. Während er die Szene beobachtete - Dumbledore, der Ron festhielt, wie er mit erhobenem Zauberstab vor Malfoy stand, der sich mit verzerrtem Gesicht in den Sessel kauerte - hätte Harry den alten Mann am liebsten geschlagen. War es dem Schulleiter egal, dass Malfoy den Mord an Hermione zugegeben hatte? "Ich hab´s nicht gewollt!" schrie Malfoy in die Stille hinein. Seine blassen Augen waren riesig in dem wachsbleichen Gesicht. "Ich hab´s doch nicht gewollt....! Es war keine Absicht....!" Er krümmte sich im Sessel zusammen und warf den Lehrern wilde, flehende Blicke zu. "Lassen Sie nicht zu, dass man mich nach Askaban steckt...." flüsterte er panisch. "Ich wollte es doch nicht....und ich bin doch erst fünfzehn... Bitte, ich bin kein Mörder, ich wollte es doch nicht, bitte nicht nach Askaban...." Mit Abscheu hörte Harry eine Spur List aus Malfoys Gewimmer heraus. "Hermione ist TOT!" schrie er ihn an, und es war das erste Mal, dass er ihren Namen wieder aussprach, und das tat weh, so weh, "Sie ist TOT, du Bastard, und das ist alles, was dir Sorgen macht?!" "Ich will nicht ins Gefängnis!" heulte Malfoy auf. "Bitte nicht Askaban, Sie können das nicht machen, Sie können das nicht zulassen...." "Bringen Sie Ihren Schüler zum Schweigen," zischte McGonagall Snape angewidert an. Sie hatte Tränen in den Augen. "Das ist erbärmlich!" Snape legte Malfoy die Hand auf die Schulter, und er verstummte. Aber er atmete schwer und sah sich gehetzt um. "Ich geh nicht nach Askaban..." flüsterte er noch einmal. "Sie werden vorläufig nirgendwo hingehen, Mr Malfoy," sagte Dumbledore, und er hörte sich dabei alles andere als freundlich an. Er hatte Ron inzwischen seinen Zauberstab entwunden. Nun hielt er ihn in der Hand und taxierte Malfoy mit einem kalten Blick, der Harry an ihm neu war. "Nicht, bevor Sie nicht die ganze Wahrheit gesagt haben." Malfoy schien sich allmählich zu beruhigen. Er starrte eine Weile leer vor sich hin, dann richtete er den Blick auf Harry. Es war ein Blick, den Harry wiederum von Malfoy überhaupt nicht kannte - er war weder gehässig noch herblassend noch hasserfüllt, es war ein scheuer und sehr trauriger Blick. "Ich wollte nicht, dass Hermione stirbt." sagte er leise und blickte Harry fest an. Ron lachte auf, heiser und verzweifelt. "Spar dir das für die Dementoren auf, du Schwein..." "Ich glaube dir," sagte Harry zu Malfoy und erwiderte seinen Blick. Ron starrte ihn an. "Aber Harry - er hat....er hat....-" "Lass ihn, Ron," sagte Harry plötzlich zu seinem eigenen Erstaunen. "Wir sollten ihm zuhören. Ich muss hören, wie es war...." Dumbledore zeichnete mit Rons Zauberstab zwei Stühle in die Luft, und Harry setzte sich. Nach einem kurzen Zögern setzte sich auch Ron. Nun, wo alle ihm zuhörten, schien Malfoy die Furcht erst recht zu packen. Verängstigt blickte er in die Runde. Severus Snape nahm neben ihm Platz und nickte ihm aufmunternd zu. Draco Malfoys Stimme zitterte, als er zu sprechen begann. "Na schön. Ich werd´s erzählen. Es war so..." Kapitel 1: Erster Teil: Rot Wie Blut ------------------------------------ *** Kapitel 1: Der Rüsselvorfall *** Als er für sein sechstes Semester zurück zur Schule kam, hatte Draco die konkurrenzlos schlimmsten, schrecklichsten Ferien seines Lebens hinter sich. Schon als seine Ankunft zu Hause am allerersten Abend in einem Desaster endete, hätte er es wissen müssen. Dabei war an diesem Abend eigentlich eine Feier angesagt gewesen. Natürlich nicht, weil Draco kam - das ließ seinen Vater eigentlich weitestgehend kalt, und ER entschied, wann in ihrem Haus gefeiert wurde, und wann nicht. Nein, Grund für die Feier war das Ende von Lucius Malfoys kurzem, aber heftigen Gastspiel in Askaban. Zu diesem Anlass hatten seine Eltern ihre reichsten und vornehmsten Freunde eingeladen - alle selbstverständlich reinblütige Zauberer aus den besten Familien - und Draco kam gerade im rechten Moment, um mit seinen Leistungen des vergangenen Schuljahres zu prahlen (die wurden natürlich ausgeschmückt - von den wirklichen Leistungen seines Sohnes war sein Vater alles andere als begeistert, soviel wusste er). Seine Mutter befehligte Heerscharen von Hauselfen, bis am Abend all seine Lieblingsspeisen (und es waren viele) auf dem Tisch standen. Sein Zimmer platzte aus allen Nähten vor Geschenken. So oder ähnlich war alles zumindest gedacht gewesen. Aber alles kam anders. Die Tische waren gedeckt, die Geschenke warteten darauf, ausgepackt zu werden, Vaters versammelter Freundeskreis tummelte sich um den Kamin... Und er kam an und hatte diesen Rüssel. Dabei hatte Draco vor der Rückfahrt nur noch die Rechnung mit dem gefeierten Mr. Potter begleichen wollen. Seine Rechnung mit Dem-Jungen-der-verdammt-noch-mal-lebte. Es stand ihm nicht zu - ihm zuletzt! - seiner Familie so etwas anzutun.... Es ging weit darüber hinaus, was er sonst fühlte, wenn Potter mit diesem selbstgerechten Gesichtsausdruck eines Helden an ihm vorbeimarschierte. Sonst ging es darum, ihn zu reizen. Herauszufordern. Aber dieses Mal.... Dieses Mal wollte Draco ihm wirklich, wirklich wehtun. Aber es war alles anders gekommen als geplant. Plötzlich war alles voller verflohter Weasleys gewesen, aus dem Nichts waren diese Ravenclaw- Klugscheißer und Hufflepuff-Deppen aufgetaucht, alle hatten ihre Zauberstäbe in der Hand gehabt und - dann konnte Draco sich nur erinnern, dass alles sehr feucht und schwabbelig und das Gepäckfach des Hogwarts- Express echt sehr eng gewesen war. Er konnte immer noch nicht fassen, dass diese Flohsäcke es gewagt hatten. Hand an ihn zu legen. Ihn zu verfluchen. Ihn. Bei Crabbe und Goyle, ok, da spielte es keine Rolle, bei denen konnte selbst die Gestalt einer Nacktschnecke nichts mehr reißen. Aber er, Draco? Wie konnten diese selbstherrlichen kleinen Armleuchter sich das erlauben?! Zuerst sah es aus, als habe er Glück. Kurz bevor der Hogwarts-Express seine Heimatstation erreichte, hatte er gespürt, wie sich die Pfunde schlackernden Schleims allmählich wieder in die Form seines Körpers zurückschrumpften. Und dann hatte er begonnen, zu wachsen. Er. Der Rüssel. Mitten in seinem Gesicht. Dieser verfluchte Rüssel, und er ging und ging nicht weg. Draco war sicher, dass die Granger, das kleine Miststück, ihm diesen Rüssel eingebrockt hatte, die und niemand sonst. Keinem anderen war ein so starker Zauber zuzutrauen. Nie würde er den Gesichtsausdruck seines Vaters vergessen, als er mit seinem Rüssel ins Kaminzimmer trat, nie das nackte Entsetzen im Gesicht seiner Mutter. Es war der demütigendste Abend seines Lebens gewesen, wie er auf der Couch lag, umreiht von den vornehmen Zaubererfreunden seines Vaters, die ihn untersuchten wie etwas, das aus dem Muggel-Zoo entlaufen war, und den geeigneten Gegenzauber diskutierten, während seine Mutter mit beschämter Miene Pastetchen herumreichte und es vermied, ihn anzusehen. Immerhin hatte er es geschafft, den Chauffeur zu beißen, der bei seinem Anblick nicht aufhören konnte, zu wiehern. Er wurde am nächsten Morgen von Dracos Vater entlassen. So hatten Dracos Ferien begonnen, und in etwa so setzten sie sich fort. Sein Vater, der sich normalerweise damit begnügte, Dracos zauberisches Können bei jeder Gelegenheit zu bekritteln, ignorierte ihn nach dem Rüssel- Vorfall nun völlig. Es hiess immer, er habe keine Zeit für ihn. Draco wusste natürlich, dass das zum Teil stimmte. Sein Vater und die anderen Getreuen den dunklen Lords waren dabei, seine Wiederkehr zu betreiben und bessere Zeiten für sie alle zu schaffen. Das verstand er durchaus. Aber er fühlte sich ausgeschlossen. Wusste denn sein Vater nicht, dass er ihm zu Hand gehen konnte? Seit Jahren wartete Draco darauf, dass sein Vater ihn endlich in die schwarzen Künste einweisen würde. Aber sein Vater schien daran überhaupt nicht zu denken. Bisher hatte er seinen Sohn noch nie in das Geheimverlies unter dem Salon mitkommen lassen, in dem er seine kostbaren Instrumente für die dunkle Zauberei aufbewahrte. Und noch nie hatte er ihn in eines der Verbotenen Bücher aus seiner Bibliothek reinsehen lassen (Draco stand nicht auf Bücher, aber hier ging es ums Prinzip). Seinen Freunden gegenüber behauptete Draco zwar beharrlich das Gegenteil, aber bis heute hatte er noch nie einen Gegenstand der schwarzen Magie in der Hand gehalten. Es war frustrierend. Na schön, hin und wieder durfte er ein paar Gifte zusammenbrauen - fürs Giftmischen hatte er ein gewisses Talent - und sie an den Hauselfen ausprobieren, aber das konnte doch nicht alles sein?! Sein Vater verachtete ihn, weil er sich immer wieder in Allem von Potter und seinen dämlichen Freunden übertölpeln ließ, noch dazu Freunden, die aus Muggelsippen oder aus den Reihen der degenerierten Weasleys stammten. Aber konnte ER etwa was dafür, wenn Potter andauernd von Dumbledore und all den anderen verhätschelt wurde? Sein Vater ließ Potter als Ausrede allmählich nicht mehr gelten. Hatte er, Lucius, nicht dem Quidditch-Team der Slytherins Superbesen spendiert, damit Draco in die Mannschaft kam? Sie hatten trotzdem die Meisterschaften verloren. Und Draco hatte erst zweimal in drei Jahren den Goldenen Schnatz gefangen, und das eine Mal nur, weil er ihm gegen die Stirn geflogen und zu Boden getrudelt war. Hatte ihnen nicht Snape so viele Punkte wie nur irgend möglich zugeschachert? Sie hatten trotzdem nie den Hauspokal gewonnen, weil Potter dann doch noch im letzten Moment die Welt errettet hatte oder sonstwas. Aber auch wenn man Potters unschätzbare Hilfe abzog, enttäuschte er auf der Ganzen Linie. Draco blieb weit hinter den Erwartungen zurück, die man von Standes wegen in einen Malfoy setzen konnte. Draco war als Quidditch-Sucher mies, er war als Zauberschüler mies, er selbst war überhaupt mies, mies, mies. Es wurde für Draco zur Mutprobe, durch den Flur im ersten Stock zu laufen, in dem die Bilder all der mächtigen, bedeutenden Malfoys hingen. Sein Urur- Großvater hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, die Augen zu verdrehen und seinen Ururenkel auszuzischen, wenn er unter seinem Bilderrahmen vorbeischritt. Schließlich verlegte sich Draco darauf, diesen beschämenden Korridor nur noch im flotten Sprint zu durchqueren. "Und noch was," brüllte einmal eine seine Ur-Großmütter, als er bei einer dieser Gelegenheiten an ihrem Bilderrahmen vorbeispurtete, mit pfeifender Stimme hinter ihm her, "du rennst wie ein MÄDCHEN, Bursche!" Sein Vater liess keinen Zweifel daran, dass er die Hoffnung, aus seinem Sohn könnte ein mächtiger Schwarzer Magier oder zumindest ein passabler Zauberer werden, beizeiten aufgegeben hatte. Da sein Vater nicht im Traum daran dachte, ihm seine Zeit zu widmen, vertrieb er sich die Ferien damit, auszuhecken, wie er es Potter, Weasley, Granger und den anderen heimzahlen konnte, diese letzte Sache und überhaupt. Aber all diese Überlegungen waren getränkt von bitterer Hoffnungslosigkeit. Potter hatte Freunde, zu viele Freunde. Er selbst hatte Crabbe und Goyle - sie mochten alles tun, was er wollte, sie blieben zwei behämmerte Trolle. Potter hatte machtvolle Freunde, die für ihn sterben würden - warum auch immer. In entsprechender Laune begann Draco sein neues Schulsemester in Hogwarts. Sein Vater und die anderen arbeiteten daran, dass die Zeiten sich änderten, aber fürs erste trieben sich in der Schule überall Muggelfreunde und Dumbledores Speichellecker rum und gingen ihm auf die Nerven. Am ersten Abend Dumbledore mit seinem Rauschebart und seinem stupide gütigen Grinsen im Gesicht an der Stelle zu sehen, an der noch vor Kurzem Dolores Umbridge gesessen hatte - Dolores, die ihm versprochen hatte, ihm die besten NEWT- Noten überhaupt zu verschaffen, ihn im Ministerium unterzubringen - es gab ihm den Rest. Und Potter und seine Freunde hatten sich so lieb, dass man Herpes bekommen könnte (Draco bekam tatsächlich Herpes. Aber selbst ihm war klar, dass das mal nichts mit Potter zu tun haben konnte. Trotzdem hatte ihm das gerade noch gefehlt.). Trotz allem war er auch von grimmiger Vorfreude erfüllt. Er konnte es nicht erwarten, dass sein Vater und die anderen in diesem Laden aufräumten. Aber als er darüber nachdachte, beschlich ihn ein furchteinflössender Gedanke. Sein Vater hatte ihn bisher immer an der kurzen Leine gehalten, er hatte nie Anstalten gemacht, ihn in seine wirklichen Pläne mit ein zu beziehen. Wenn alles klappte und der dunkle Lord wieder an die Macht kam - würde sein Vater ihn überhaupt an der Macht beteiligen? Oder würde er ihn für alle Zeit als nutzlose Null in den Wind schreiben? Eine erschreckende Vision tauchte vor Draco auf, wie er, aufgedunsen, das silberglatten Haar fettig von den Kesseldämpfen, einen Zwicker auf der Nase, für immer im heimatlichen Kerker damit beschäftigt wurde, Todestränke anzurühren. Soweit durfte es nicht kommen, niemals! Er musste etwas unternehmen. Er musste JETZT GLEICH etwas unternehmen, um seinen Vater zu überzeugen, dass er sehr wohl dazugehören konnte, dass er sehr wohl ein Malfoy war. Aber was? Und als hätte eine schlummernde, dunkle Macht sein Flehen erhört, traf an einem Morgen kurz nach den Sommerferien dieses kleine Päckchen von zu Hause ein. Und sein Moment schien da. Kapitel 2: Das ist das Hier und Heute, Ladies! ---------------------------------------------- EDIT: Einen dicken Dank an alle, die sich dazu haben hinreissen lassen, diese FF zu lesen und zu kommentieren!^^ Sie ist ziemlich alt, von 2002 oder so. Ich hab sie immer, wenn ein neuer HP-Band rauskam, aktualisiert, aber nach HBP dürfte sie wohl komplett von Gestern sein (wer HBP schon kennt, weiss, was ich meine^^). Trotzdem finde ich es enorm lieb, dass einiGe von euch sich dafür interessieren. *winke* EvilM *** "Psst! Hermione! Hierher! Hier drüben!!" Hermione drehte sich unwirsch um. Die Vorhänge von Lavender Browns Bett waren zugezogen. Dahinter kicherte es. Augenrollend wandte sie sich wieder ab. Sie runzelte die Stirn. Hier auch nicht! Wo war...? Rsch! Der Vorhang von Lavenders Bett wurde aufgezogen, und Ginny Weasley steckte ihren Kopf raus. Sie hatte rote Flecken auf den Wangen und sah aufgekratzt aus. Ihre roten Haare standen wild vom Kopf ab. "Komm, das musst du dir ansehen, Hermione! Parvati hat hier was total Irres...." Hermione blickte Ginnys struppige, aufgelöste Gestalt nur müde an. "Hat eine von euch meine Mappe mit den Bildern von Giftpilzen gesehen?" unkte sie störrisch. "Ooooh, das hört sich an, als könntest du eine Aufmunterung vertragen, Hermione!" rief Parvati und klatschte in die Hände. "Vergiss die Giftpilze! Komm her!" Hermione hob abwehrend die Hände. "Falls es wieder so ein Haarglättezauber ist wie letztes Mal, an meinem Geburtstag, dann vergiss, es, Parvati," sagte sie. "Ich hab keine Lust, mir wieder tausend Ausreden einfallen lassen zu müssen, weil ich drei Wochen einen Turban tragen muss." Aber wider Willen musste sie Grinsen. Nun hob Parvati die andere Hälfte des Vorhanges. Ein betäubender Duft nach Rosen und anderen, undefinierbaren Zutaten wallte in den Schlafraum. Hermione musste sich anstrengen, nicht bewusstlos umzufallen. Sie konnte sehen, dass auf Lavenders Bett in ziemlich gewagter Stellung ein Dreifuss aufgebaut worden war, über dem ein kleiner Kessel hing. Darunter brannte ein hellblaues Feuer. Rosafarbener Dampf sickerte über den Kesselrand. Auf dem Bett sassen Parvati, Lavender und Ginny im Schneidersitz um das Ganze herum und schienen in konstantes Kichern verfallen zu sein. Hermione runzelte die Stirn. "Ihr...ihr inhaliert nicht etwa diese Zauberpilze, die Lee Jordan heimlich hinterm Gewächshaus verkauft, oder? Ich warne euch, wenn McGonagall..." Gelassen schürte Lavender das Feuer unter dem kleinen Kessel. "Keine Panik, Granger. Parvatis Oma hat ihr so ein Zauberpulver geschickt, alles sauber, alles harmlos..." sie verfiel wieder ins Kichern. "Aber wenn man es in Rosenwasser tut und dann eine Locke von sich hineinwirft, sieht man die Gestalt seiner Großen Liebe! Seines zukünftigen Ehemanns! Du musst es unbedingt versuchen, Granger!" "Wer sagt denn, dass jede Frau ihre Große Liebe heiratet?!" spöttelte Hermione verächtlich. "Da macht ihr euch Illusionen, meine Lieben. Und wer sagt, dass ich überhaupt heiraten will?!" fuhr sie fort, während sie sich bückte und unter ihrem Bett herumtastete. "Wer sagt denn, dass ich nicht viel eher eines Tages mit einem Mann in gleichberechtigter, außerehelicher Gemeinschaft mit Gütertrennung zusammenleben werde?" Sie schielte auf die verblüfften Gesichter auf Lavenders Bett. "Oder in einer progressiven, kommunenähnlichen Einrichtung mit vielen Männern," sagte sie dann, nur um noch eins draufzusetzen. Auf dem Bett herrschte für einen Moment betäubte Stille. Dann fragte Parvati zögerlich: "Also bedeutet das: nein?!" Hermione kam unter dem Bett hervorgekrochen. In der Hand hielt sie mehrere Bogen Papier, auf denen schauerliche Zeichnungen verschiedener Knollengewächse zu sehen waren. "Ich denke, es gibt wichtigeres als das." Sie begann, sich Wollmäuse vom Rock zu klopfen. "Giftpilze, zum Beispiel. Referat bei Snape. Das ist das hier und heute, Ladies." Lavender war fassungslos. "Du meinst es gibt Wichtigeres als, mit wem du mal zusammensein wirst?" "Wer wird sich denn die ganze Überraschung vermasseln?" meinte Hermione sarkastisch. Aber für Lavender war das Thema nicht erledigt. "Es gibt nichts Wichtigeres," sagte sie bestimmt. "Es gibt im Leben nichts wichtigeres als das." Hermione fegte sich entnervt ein dickes Büschel Locken aus dem Gesicht. "Ich bitte dich, dieser Liebesorakel-Kram ist doch eh nur Augenwischerei! Ich wette, ihr habt alle herausgefunden, dass eure späteren Männer schöne, starke, sensibel-humorvolle Typen sein werden, die auch noch richtig was im Kopf haben und alle Zauberärzte, Zauberminister oder Rockstars werden, hab ich recht?" Ginny hüstelte und murmelte Unverständliches in ihren Pyjama. Parvati musterte Hermione mit gerunzelter Stirn. "Manchmal denk ich, du hast überhaupt keine Lust, dich zu verlieben, Hermione." Hermione blickte sie direkt an. "Um ehrlich zu sein: Nein." "Aber...." Hermione stemmte die Hände in die Hüften. "Ich will euch mal was sagen: Ich mag mein Leben so, wie es ist. Und auch wenn ihr mich für verrückt haltet: wenn ich verliebt wäre, würde ich versuchen, so schnell wie möglich wieder damit aufzuhören. Liebe tut weh. Ich bitte euch, diese Nummer mit Harry und Cho, und wie beschissen ging´s dir, Ginny...ich...ich hab´s bei Viktor Krum gesehen...und an vielen anderen. Sobald man sich verliebt, bekommt man nur Scherereien. Verliebte sind einfach irrational. ICH habe jedenfalls keine Lust, mit einer durchsichtigen Bluse vor dem Quidditch-Team rumzutänzeln, wie Hannah Abbott, oder einem Kerl auf den Hintern zu starren wie eine hypnotisierte Schlange, wie Pansy Parkinson, oder ein Jahr lang nur ununterbrochen zu heulen, wie Cho. Wenn ich ehrlich bin, ja, auf all das kann ich dankend verzichten." Hermione holte tief Luft. "Und nun," verkündete sie, "Geh ich Lernen. Gute Nacht!" Die Putzkolonne, bestehend aus verbissen aussehenden kleinen Kobolden, an denen das Freundlichste die kleinen Glöckchen an ihren roten Hütchen waren, waren bereits unterwegs und warfen ihr finstere Blicke zu. Nachdem Madam Pince verkündet hatte, daß sie 12 Montate zu einer Wicca- Fortbildung nach Putney verschwinden würde ("55 Sachen, die sie noch nicht über Stinkwurz wußten"), hätte Dumbledore eine Menge netter, stiller Hexen haben können, die ungemein scharf auf den Posten als Vertreterin gewesen wären. Stattdessen hatte er sich persönlich auf den Weg runter nach Hogsmeade gemacht, um mit den Kobolden zu verhandeln. Seine Idee war, sie mit der wichtigen Aufgabe der Bibliotheksverwaltung zu betreuen, damit sie endlich von der Straße wegkamen. Diese Kobolde waren eine hartgesottene Gang, die früher den Alraunen-Handel und die illegalen Hippogreif-Rennen in Hogsmeade kontrolliert hatten und von denen bekannt war, dass sie ihre Feinde am liebsten in siedende Marmelade eintauchten. Hermione fragte sich ernsthaft, ob Dumbledore damit den Bogen seiner Güte nicht eine Spur überspannt hatte. Gleichberechtigung aller magischen Wesen hin oder her, die Typen waren selbst ihr eine Nummer zu hart. Aber immerhin - die Bücher wurden wesentlich pünktlicher zurückgebracht als vorher. Die Schüler fürchteten die Kobold-Crew, und keiner legte sich mit ihnen an. Hermione erinnerte sich noch lebhaft an den Vorfall vor zwei Jahren, als Dean Thomas die Leihfrist für einen Bildband über Veela überzogen hatte und daraufhin mit einem angenagten Bein in den Krankenflügel musste. Und Hermione Granger aus Gryffindor hatte bei der Kobold-Gang besonders verschissen, da sie immer die Letzte in der Bibliothek war und sie vom Schliessen abhielt. Einmal hatte ihr ein Kobold sogar ohne Vorwarnung den Stuhl unterm Hintern weggezogen, um ihn auf den Tisch zu stellen. Auch dieses Mal war die Bibliothek schon menschenverlassen, als sie eintrat. Hermione warf den Kehrkobolden, die sie mit inbrünstigem Hass anstarrten, einen trotzigen Blick zu, schnappte sich ihren Federkiel und begann, in ihrem Buch Kringel um die wichtigsten Giftpilze zu machen. Verdammt. Fungus Obscurus und Fungus Oscuro, wo war da noch mal der Unterschied....?! Die Kobolde packten murmelnd ihre Sachen zusammen und machten sich auf, um im Dead End, der miestesten Flüsterkneipe unten in der Stadt, noch ein paar Kürbisschnäpse zu kippen. "He, du da," knurrte einer der Kobolde sie an, während er einer Büste von Merlin dem Weisen ziemlich unsanft einen Schmutzlappen ins Gesicht stieß, "hast du eigentlich kein Privatleben oder was?" Hermione lächelte kühl. "Das hier IST mein Privatleben," meinte sie gelassen. Der Kobold verschwand kopfschüttelnd hinter dem nächsten Bücherregal. "Was immer dich anmacht, Baby," knurrte er. Hermione lächelte verstohlen. "Keine Sorge," murmelte sie leise, "das tut es." Sie blätterte eine weitere Seite in dem Buch um. Sie liebte das Geräusch von trockenem, raschelndem Pergament. Ihre besten Freunde waren immer noch Bücher. In allen Büchern steckte ein Geheimnis, und sie hortete diese Geheimnisse, dieses Wissen in ihrem Herzen. Sie sog den Duft des alten Papiers ein. Auch den liebte sie. Das ärgerliche, nutzlose Gespräch mit Parvati, Ginny und Lavender fiel ihr wieder ein. Liebe, dachte sie. Liebe war so unberechenbar, so riskant. Aber die Liebe zu Büchern war zeitlos. Ihr Wissen enttäuschte sie nie. Liess sie nie im Stich. Sie strich mit der Hand über das Papier. Das, dachte sie. Das ist auch eine Art von Liebe, schätze ich. Kapitel 3: Suchen Und Fluchen ----------------------------- Ein unwilliges Grunzen riss Hermione aus ihren Gedanken. "Wir schliessen gleich! Heda, wir wollen schliessen, du brauchst überhaupt nicht reinzukommen, Bürschchen....he!" Hermione blickte auf. Eine weitere Person kam in die Bibliothek stolziert, schoss einen vernichtenden Blick auf den zeternden Kobold ab und sah sich suchend um. Sie runzelte die Stirn. Draco Malfoy in der Bibliothek? Das allein war seltsam. Hermione kannte die Bibliothek und ihre Besucher sehr genau, und Malfoy zählte zu den Schülern, die sich hier nie blicken liessen. Jeder wusste, dass er sich seine Schulaufgaben von einer Schar verängstigter Schüler machen ließ, die nicht von seinen Gorillas ins Klo getunkt werden wollten. Nicht, dass Hermione ihn in der Bibliothek besonders vermisst hätte. Er hatte sie bemerkt und kam geradewegs auf sie zumarschiert. Hermione versteifte sich in Abwehr. Was konnte er wollen? Nur, um ihr seine üblichen plumpen Beleidigungen ins Gesicht zu speien, hätte er sich wohl kaum den weiten Weg gemacht? Er baute sich vor ihrem Tisch auf, stemmte die Hände in die Seiten und musterte sie herausfordernd. Hermione sah nicht einmal von ihrem Buch auf. "Verlaufen, Malfoy? Das Jungenklo ist rechts unten im Gang." "Ich hab nach dir gesucht." verkündete er mit seiner trägen, gelangweilten Stimme. Dabei blickte er auf sie runter, als könne er es selbst nicht so recht fassen. Sie fuhr fort, in aller Ruhe die Besonderheiten der sumerischen Pickelscharte rauszuschreiben, aber sie war nur äußerlich gelassen. Sie fürchtete sich nicht vor Malfoy, aber sein Erscheinen konnte, wenn überhaupt, nur Scherereien bedeuten. "So sehr ich einen Kaffeeklatsch mit dir genießen würde, Malfoy," sagte sie kühl, ohne ihn anzusehen, "ich seh heut abend schon genug Giftpilze, danke." Er tat so, als habe er sie nicht gehört. "Wir müssen reden." schnarrte er herrisch. Nun blickte sie doch auf. Ihre Blicke trafen sich, und sie hatte Mühe, ihre Überraschung zu verbergen. Was konnte er von ihr wollen? Sie wusste, Malfoy würde niemals freiwillig mit ihr reden, wenn nicht.... Nein, eigentlich konnte sie sich GAR KEINEN Grund vorstellen, weshalb er freiwillig mit ihr reden sollte. Bemüht uninteressiert sagte sie, "Ach, WIR müssen reden? Wär mir neu." "Granger....-" Mit einem ohrenzerfetzenden Quietschen schleifte er einen Stuhl vom Nebentisch herbei und nahm unaufgefordert ihr gegenüber Platz. Der Kobold, der in ihrer Nähe Kekskrümel zusammenfegte, warf ihm hasserfüllte Blicke zu. Hermione wartete. "Du musst, äh...." Malfoy setzte zum Sprechen an. Aber es schien ihm nicht zu gelingen. Sein blasses, spitzes Gesicht nahm einen dezenten Grünschimmer an. Er sah aus, als würde ihm als nächstes sein Abendessen hochkommen. Vorsorglich schob Hermione ihre Bücher beiseite. Wenn er sich erbrach, musste es nicht unbedingt auf die sauteure, 200 Jahre alte Gesamtausgabe von "Die Wunder der Pilzwelt" sein, dachte sie, praktisch wie immer. "Ich will, dass du, äh....du musst mir helfen." würgte er schliesslich unter größten Schwierigkeiten heraus. Dann verstummte er, offensichtlich selber über diese Tatsache maßlos entsetzt. Hermione stierte Draco entgeistert an. "Ich? Dir? Und welchen Grund sollte ich dafür haben? Einfach nur wegen unserer herzlichen, vertrauensvollen, von gegenseitigem Respekt geprägten Freundschaft? Verpiss dich, Malfoy!" "Psst!" zischten sie aus allen Ecken Kobolde an. Zwei rosa Flecken erblühten auf Malfoys bleichen, hohen Wangenknochen. "Pass auf, Granger," versuchte er es dann erneut, bemüht ruhig, "da ist ein Rätsel, dass ich lösen muss....so eine Art Geheimnis....". Er sprach sehr langsam, als würde er einem Kleinkind die Wunder der menschlichen Fortpflanzung erläutern. Hermione nahm an, dass dies der Ton war, in dem er normalerweise Crabbe und Goyle seine Pläne erklärte. "Jedenfalls muss ich dieses Rätsel lösen, es ist wirklich wichtig für mich, aber ich hab wirklich schon alles versucht, ich komm nicht weiter. Und wenn ich... wenn ich dieses Rätsel nicht bald gelöst kriege, kann ich ziemliche Schwierigkeiten bekommen." Er errötete. Er sah aus, als bereite es ihm körperliche Schmerzen, mit ihr über so persönliche Sachen zu sprechen. Wahrscheinlich war es auch so. Er musterte sie feindselig. "Und du bist nun mal verdammt noch mal die schlaueste Hexe, die diese Schule zu bieten hat," murmelte er widerstrebend. Dass sogar Draco Malfoy ihre Schlauheit anerkannte, ließ Hermione fast rot werden. Aber nur fast. Sie sprach nicht. Wartete nur ab. "...und ich dachte, wir könnten diese ganze Potter-Weasley-Granger-Kiste einfach mal für ne Weile vergessen, und du hilfst mir da raus," fuhr er in geschäftsmäßigem Ton fort, "Du stellst mir nur dein Wissen zur Verfügung. Mehr nicht. Es braucht ja keiner zu erfahren. Und natürlich springt für dich was dabei raus. Vielleicht können wir uns einigen." Sie verschränkte die Arme und blickte voll Trotz zu ihm auf. "Ich würde nie etwas annehmen, dass durch DEINE Finger gegangen ist, Malfoy. Ich mach mir nicht die Hände schmutzig." Nun schien er die Geduld zu verlieren. Er stemmte seine blassen Hände auf den Tisch und beugte sich mit zornfunkelnden Augen zu ihr runter. "Ich könnte auch Crabbe und Goyle den Tip geben, dich mal in ein Klo zu tauchen," zischte er. Sie erwiderte seinen Blick unerschrocken. "Du kannst es versuchen," flüsterte sie und hob ihren Umhang, so dass er ihren Zauberstab sehen konnte. Er kräuselte hämisch die Lippen. "Wenn du mich verhext, bekommst du fünfzig Punkte für Gryffindor abgezogen, mindestens" sagte er genüsslich. "ICH bekomme vielleicht Punkte abgezogen," konterte Hermione gelassen, "aber DU wirst drei Wochen damit beschäftigt sein, dir die Furunkel auszudrücken, wenn ich mit dir fertig bin." Wie immer brach die Wut nicht aus ihm heraus. Aber Hermione konnte sie sehen, sie funkelte in seinen blassen Augen wie eine kalte blaue Flamme. Dennoch beherrschte er sich. Er richtete sich auf und starrte auf sie herab. "Du bist....also....nicht....interessiert?" fragte er steif. Sie lächelte ihn süßlich an. "Mit einem Wort: nein. Danke für´s Gespräch. Vielleicht komm ich mal auf das Angebot mit der Toilette zurück, wenn mir danach ist." Sie vertiefte sich wieder in ihr Buch. Sie spürte, dass er sie eine Weile hasserfüllt anstarrte. Dann hörte sie, wie seine Schritte sich schnell und wütend entfernten. Das Donnern der Bibliothekstür hallte markerschütternd im Raum wieder. Hermione ließ von ihrem Buch ab und starrte in die Richtung, in die er verschwunden war, nachdenklich. Etwas in ihr sagte ihr, dass der Begegnung von eben etwas sehr Seltsames anhaftete. Im selben Moment fühlte sie den harten Stiel eines Laternenhalters in ihrer Seite. "Wir schließen jetzt!" brüllte ein Kobold in ihr Ohr. Kapitel 4: Dracos Furcht ------------------------ Mit raschen Schritten stapfte Draco Malfoy zurück zum Gemeinschaftsraum der Slytherins. Kalter Zorn flutete durch seine Adern wie Gift. "Schlangenzunge!" bellte er die Kerkerwand an und wartete ungeduldig, dass sich die Geheimtür öffnete. Alles in ihm schrie danach, zurück zur Bibliothek zu rennen, Granger zu packen, sie zu schütteln und ihr "Du selbstherrliches Miststück!" ins Gesicht zu schreien. Was fiel ihr ein? Er war reich. Er hatte Einfluss. An dieser Schule gab es Dutzende von Leuten, die auf den Knien darum betteln würden, sich seine Freundschaft zu verdienen! Und ausgerechnet diese verhärmte Zicke ohne Frisur und Brüste liess ihn gegen die Wand fahren? Was FIEL ihr ein?! Der Gemeinschaftsraum war bereits verlassen. Die Zauberflammen im Kamin knisterten leise. Er holte eine Tüte blauer Gummiwichtel aus seinem Geheimversteck, schmiss sich in einen Sessel, riss die Tüte auf und biss dem ersten, zappelnden Wichtel den Kopf ab. Er kaute und brütete finster vor sich hin. Es liess ihm keine Ruhe. Er hatte sogar versucht, NETT zu sein! Er hatte kein einziges Wort gesagt über ihre Haare oder darüber, dass sie im sechsten Semester immer noch keinen Busen hatte, und er hatte sich das böse Schlammblut-Wort verkniffen. Er hatte sie die Zicke spielen lassen, ohne ihr eine zu kleben, und das war nicht einfach! Er hatte sogar versucht, NETT zu ihr zu sein, was sich in etwa so anfühlte, als würde ihm sehr langsam und ohne Narkose das Bein amputier! Ihm wurde immer noch schlecht von der Mühe. Und Sie liess ihn eiskalt auflaufen, dieses arrogante Biest! Granger, immer wieder Granger. Die prinzipientreue Granger, die sich nie aus der Ruhe bringen liess, wenn Potter schon weinerlich wurde und Weasley in die Luft ging wie ein Filibuster-Kracher. Granger, die immer so beschissen vorlaut war, obwohl sie noch nicht einmal HÜBSCH war mit ihrem Haarbuschwerk und ihrer unsexy Streberinnenmasche, die immer alles besser wusste und besser machte... Draco erinnerte sich noch, dass er damals, als die Kammer des Schreckens geöffnet worden war, und es zu erwarten war, dass es bald die ersten Schlammblüter erwischen würde, zu Crabbe und Goyle gesagt hatte: "Ich hoffe, es ist die Granger." Und er hatte es so gemeint. Er verabscheute sie, er verabscheute sie wirklich. Sie war eine Muggelgeborene. Ein Schlammblut. Wie konnte sie eine so machtvolle Hexe sein? Wie konnte es sein, dass sie alle Reinblüter an der Schule mit ihrer Kunst übertraf? Er war nicht nur wütend. Er war auch verletzt. Er hatte sie um Hilfe GEBETEN, verdammt! Er hatte ihr fast von seinem Geheimnis erzählt...er war bereit gewesen, alles, die Ohrfeigen im dritten Jahr, die vielen Male, dass sie sich über ihn lustig gemacht hatte, für den Moment zu vergessen....er hatte ihr gegenüber Schwäche gezeigt....und die ach so hilfsbereite, faire Granger spie ihm ihre Verachtung ins Gesicht....! Ein beissendes Gefühl der Demütigung sickerte langsam, unaufhaltsam in alle Fasern seines Körpers. Es war wie damals. Auf der ersten Reise nach Hogwarts. Als Harry Potter sich geweigert hatte, ihm die Hand zu geben. Es stimmte, er hasste Harry Potter. Seine Leute in Slytherin nahmen an, dass er Harry hasste, weil er so oft so siegreich gegen die dunklen Kräfte gekämpft hatte. Andere - und wahrscheinlich, wie er fürchtete, auch sein Vater - nahmen an, dass er Harry hasste, weil er neidisch auf ihn war. Und auch das stimmte. Er WAR neidisch auf ihn. Und wie. Aber das war nicht der Punkt. Er konnte es verkraften, dass Harry ein besserer Quidditch-Spieler war, dass Harry berühmt war, dass er Mut hatte, dass er überall, wo er auftauchte, behandelt wurde als sei er aus Gold. Denn insgeheim hielt er Harry trotzdem für einen sentimentalen Idioten. Das war es nicht. Es war dieser eine Moment, der seinen Hass ausgelöst hatte. Er hätte es niemals, niemals zugegeben, aber in diesem Moment im Hogwarts-Express, als er ihm die Hand hinstreckte, WOLLTE er Harry Potters Freund sein. Denn Harry Potter war, trotz seiner nicht zu verleugnenden Idiotie, nun, Harry Potter. Aber Harry hatte abgelehnt. Draco hatte ihm seine Freundschaft angeboten. Etwas, dass er nicht oft tat. Eigentlich nie. Und Harry hatte einfach abgelehnt. Ohne Zögern. Er hasste Harry mittlerweile aus vielen Gründen, kleineren und größeren. Aber es war dieser eine Moment, den er nicht vergessen konnte. Und diese Sache heute abend.... ...war genauso gewesen. Dracos Herz sank ihm in die Kniekehlen, als ihm plötzlich ein anderer schrecklicher Gedanken kam. Der Gedanke, dass dieses kleine Biest vielleicht soeben all seine Pläne ruiniert hatte. Unter Qualen stöhnte Draco auf und krallte seine Hände in sein silberblondes Haar. Dass sie ihm nicht helfen wollte, ruinierte vielleicht seine letzte Chance, seinem Vater zu beweisen, dass er kein Nichtsnutz war. Er öffnete noch einmal sein Geheimfach neben dem Bücherschrank und holte das kleine Etwas heraus, dass sein Vater ihm per Eulenpost zugesandt hatte. Er stellte es vor sich auf den Tisch und starrte es voller Abscheu an. Allmählich konnte er es wirklich nicht mehr sehen. Also noch mal: Was, in aller Welt, sollte er damit machen?! Es sah nach überhaupt nichts aus. Wirklich nach überhaupt nichts. Finster erinnerte er sich, wie sein Herz gerast hatte, als er an dem kleinen Päckchen das Schild entdeckt hatte, auf dem in der Handschrift seines Vaters stand: "Öffne dieses Päckchen nur, wenn du allein und ungestört bist. Und ich meine: WIRKLICH allein und ungestört." Endlich, endlich vertraute sein Vater ihm etwas von Wichtigkeit an! Kein knapper Brief mit Ermahnungen und Anweisungen, kein Zeitungsartikel, den er in der ganzen Schule verbreiten sollte. Nein, etwas Geheimes, das nur für ihn bestimmt war! Und dann das. Die Blume steckte in ihrem runden kleinen Gefäß und liess den Kopf hängen. Die Blütenkapsel war fest verschlossen. Nur ein klebriges, zähes Sekret sickerte zwischen den geschlossenen Blättern hervor. Sie hatte leichte Ähnlichkeit mit einer Venusfliegenfalle, aber das war auch das einzige, was ihm an diesem Grünzeug bekannt vorkam. Draco wußte nicht, wie dieses Gewächs von innen aussah, aber wahrscheinlich ähnlich häßlich wie von aussen. Sie hatte keine Blätter. Der verklebte Stiel und die schmale Kapsel schimmerten in einem unansehnlichen, irgendwie heimtückisch wirkenden Grün. Wieso, in aller Welt, schickte sein Vater ihm eine BLUME? Noch dazu eine hässliche, nutzlose Blume? Denn eines stand für Draco fest: nach den vielen Versuchen, die er mit dem Gemüse angestellt hatte, schien dieses erbärmliche Plänzchen in etwa so viele Zauberkräfte zu besitzen wie ein durchschnittliches Käsetoast. Draco war heute noch froh, dass keiner der anderen Slytherins nachts Durst bekommen hatte und ihn im Gemeinschaftsraum dabei beobachtet hatte, wie er Stunden vor einer unattraktiven Zimmerpflanze sass, sie mit seinem Zauberstab anstupste, sie im Plauderton aufforderte, ihm die Zukunft vorauszusagen, sie beschwor, Potter bei seinem nächsten Quidditch-Spiel in den Otterwürstchenstand krachen zu lassen, sie mit Zaubertinkturen einrieb - und schliesslich, in den letzten Nächten, als er die Geduld verlor, wild drauf eindrosch und sie samt Topf gegen die Kerkerwände kickte - der Teil machte Spass, brachte aber auch nichts, ausser dass die Statuette von Salazar Slytherin wegen eines teillädierten Spitzbartes und einer neuen Nase zur Reparatur musste. Die Blume blühte nicht. Sie wirkte dunkel und tot. Schliesslich musste Draco sogar eine Nacht im Schulsee verbringen, weil er sich bei einem seiner Versuche mit Dianthuskrautsaft besprüht hatte (Die Kiemen kamen allerdings nicht schlecht. Er merkte sich das Rezept). Wieder und wieder las er das Schreiben, das sein Vater der Brosche beigelegt hatte, und fragte sich, ob sein Vater sich einfach nicht ausdrücken konnte, oder ob er selbst einfach etwas blöder war, als er bisher gedacht hatte. Sein Vater hatte ihm geschrieben, er bräuchte nur herausfinden, was es sei, sein Vater hatte ihm zugetraut, es herauszufinden. Aber offensichtlich war er da im Irrtum. Furcht beschlich Draco bei diesem Gedanken. Was würde sein Vater sagen, wenn er merkte, dass sein Sohn mit diesem Zauberinstrument nicht umzugehen vermochte? Wichtiger noch, was würde er TUN? Vielleicht war es ein Test. Vielleicht war es eine Probe.... Würde sein Vater ihn auf immer im Giftkeller versauern lassen, wenn er sich nicht bewährte? Oder würde er noch weiter gehen? Würde er.... Würde er ihn ausschalten, wenn er unnütz war?! Aber ich hatte nie ein Chance, schrie es in ihm. Ich hatte nie eine Chance, mich zu beweisen....! Wie betäubt starrte er auf die teilnahmslos schimmernde Blume herunter, deren Blüte sich nicht öffnen wollte. Das hier....das war seine Chance. Es war eine Gemeinheit. Draco dachte fieberhaft nach. Er musste handeln. Er musste schnell handeln. Er musste sich etwas einfallen lassen... Denk, ermahnte er sich selbst. Denk schon. Wenn diese Blume hier wirklich Macht besitzt....dann musst du es wissen. Du musst einfach. *flüster* Tu es, Draco! TU ES!!! *räusper* An dieser Stelle vielen Dank an euch Leute, die diese FF lesen! Und die kleine Weihnachtspause tut mir leid...ich könnte die Geschichte viel schneller hochladen, da sie eiGentlich schon fertich ist, bin aber leider zur Zeit zu verschnarcht...darum dieses Mal zwei Kapitel. Ich werd schneller, versprochen! Kapitel 5: Kater und Kabale --------------------------- "GAAARGH!" Professor Sprout, die ihre Schüler am nächsten Tag in der ersten Stunde durchs Gewächshaus 14 führte, merkte nichts, als hinter ihr zwei Slytherins von zwei bleichen, schlanken Händen ergriffen und rabiat zwischen die Schösslinge der menschenfressenden Riesenbäume gezerrt wurden. Bevor Crabbe und Goyle durch ihr Geröchel alles alarmieren konnten, hielt Draco einen Finger vor die Lippen. "Ich dachte, du wolltest blaumachen! Wir - wir haben doch allen erzählt, du wärst krank...." Crabbe schraubte seine dröhnende Stimme mühsam zu einer Art Flüstern herunter. "Es soll dich doch keiner sehen...." "Wenn du deine Klappe hältst, wird das auch nicht passieren," zischte Draco. Seine Augen blitzten. "Seid jetzt beide still und hört mir zu. Mir ist eingefallen, wie ich´s mache. Ihr müsst da was für mich erledigen. Ihr braucht dazu eine Dose Sardellen, eine magische Maulklammer aus meiner Schublade und einen robusten Kissenbezug. Heute abend, wenn der Unterricht aus ist, macht ihr Folgendes...." "Crookshanks....miez, miez....spiel nicht die Diva, es ist spät! Crookshanks...ich hab Thunfisch....und wenn du nicht sofort auftauchst, zieh ich dir das Fell ab und mach mir ne Mütze draus....miez, miez..." Hermione blickte sich um. Die Eingangshalle war wie ausgestorben. "Crookshanks...!" rief sie noch einmal, aber ihre Motivation liess allmählich nach. Normalerweise wartete Crookshanks immer schnurrend auf sie, wenn sie abends in den Schlafsaal kam, anstatt sich im ganzen Schloss suchen zu lassen. Hatte er Mäuse gejagt und sich zu den Kerkern verirrt? Oder war ihm was passiert? Sie machte ein paar zaghafte Schritte auf die Große Treppe zu. Vielleicht streunt er nur rum, versuchte sie sich einzureden. Kater machen so was. Vielleicht - Als sie sich umwandte, blieb ihr fast das Herz stehen. Auf der Treppe stand jemand und versperrte ihr den Weg. Zwei kalte, graue Augen bohrten sich in ihre. "Auf ein Wort, Granger." schnarrte Draco Malfoy. Hermione liess die Schultern sinken. Auch das noch. Warum, von allen Idioten, die ihr nun noch den Abend verderben konnten, ER? Warum nicht lieber ein tollwütiger Troll, ein Trupp Dementoren oder eine randalierende Meute besoffener Bibliothekskobolde? Wieso ausgerechnet DER? Und wieso ausgerechnet JETZT? "Sieh an," meinte sie ohne besonderes Interesse. "Ist dir irgendwie langweilig, oder warum verfolgst du mich? Hast du keine Erstklässler mehr gefunden, die du vorm Schlafengehen rumschubsen kannst?" Sein schmaler Mund zuckte verärgert, aber er machte keine Anstalten, sich zu rühren. Als er wieder sprach, war es, als spie er pures Gift aus. "Ok, ich hab´s auf die nette Tour versucht..." Hermione prustete. "Oh, das in der Bibliothek war deine NETTE Tour?!" spottete sie. "Tut mir leid, ist mir nicht aufgefallen. Vielleicht solltest du dir das nächste Mal ein Schild umhängen..." "Halt´s Maul, Granger," sagte er kalt. Hermione funkelte ihn an. "Was glaubst du, wer du...." Ein hämisches Grinsen huschte über sein Gesicht. "Nimm dir´n bisschen Zeit. Lass uns Klartext reden." "Verdammte Scheisse, was soll denn das?! Wie hat Draco sich das vorgestellt? Diese Scheissviecher sehen alle gleich aus! Wie sollen wir denn - aaaargh, weg da, du Drecksvieh, weg da! - jemals rauskriegen, welche ihre ist?!" Vincent Crabbe schwamm in einem Meer aus Katzen und fuchtelte hilflos mit dem Kissenbezug herum. Sie hatten besonders clever sein wollen und mit den Sardellen eine Spur bis in die Kerker gelegt. Aber wie sich herausstellte, fühlten sich von Sardellen durchaus mehrere Katzen angesprochen, nicht nur eine. (Sie hatten beide keine Ahnung von Katzen. Sie hassten Katzen. Goyle hatte eine Kröte als Haustier, und Crabbe hatte sogar ein Gürteltier gehabt, aber eins von Hagrids Säbelzahnhirschbabies hatte es gefressen) Es waren nicht nur sämtliche Schülerkatzen angetreten, sondern auch ein Haufen ungepflegt aussehender Biester aus der näheren Umgebung so wie Mrs Norris, die beim Anblick von Sardellen offensichtlich ihre Treue zu Filch sofort über Bord geworfen hatte. "Draco meint, wir erkennen sie sofort," meinte Gregory Goyle lahm. Er hielt mit jeder Pranke eine zappelnde Katze am Schwanz, eine hing kratzend an seinem Rücken und eine erklomm soeben seine Schulter. "Er sagt, es ist der hässlichste Kater von allen." "Was soll das heissen: der hässlichste?! Die Biester hier sind alle hässlich! Hätte diese Granger sich nicht eine beschissene SCHILDKRÖTE anschaffen können?! Das ist doch.....AAARRRRGH....!" Ein riesenhaftes, rostbraunes Ungetüm mit einem seltsam eingedrückten Gesicht hatte sich auf Crabbe geworfen und schien fest entschlossen zu sein, ihm die Nase abzubeissen. Crabbe wankte, ohne etwas sehen zu können, zwischen Katzen, über Katzen und auf Katzen herum, und drosch in Todesangst mit dem Kissenbezug auf das pelzige Monster in seinem Gesicht ein. "Nimm es runter! Autsch! Nimm es verdammtnochmal RUNTER!" Aber Goyle strahlte. "Vince, du bist ein Genie! Du hast ihn gefunden!" Kapitel 6: Back To Business --------------------------- "C...Crookshanks!?" flüsterte Hermione heiser. Sie schluckte. Draco Malfoy räkelte sich in einem breiten Ledersessel, in dem er fast verschwand, und schien sich äusserst wohl zu fühlen. Sie spürte, dass er auf jeden einzelnen Ausdruck des Schmerzes auf ihrem Gesicht lauerte. Sie wusste, dass er darauf wartete, sie weinen zu sehen. "Wie immer das potthässliche Vieh heisst," sagte er lässig, "es befindet sich in dieser Minute in meiner Gewalt." Es sei denn, die beiden Deppen haben´s verbockt und haben stattdessen ein Meerschwein gekidnappt oder sind von dem Kater abgemurkst worden, ergänzte er im Stillen. "Versuch nicht, rauszufinden, wo er ist, du wirst es nicht schaffen. Ich überleg mir, was ich mit ihm mache. Ich könnte meiner Mutter einen schönen Muff daraus machen lassen. Oder, ich hab gehört, es gibt in Hogsmeade ein paar Tavernen, die zahlen viel Geld für ne gut abgehangene Katze..." "Hör auf!" Hermione schossen Tränen in die Augen. Er verschränkte die Arme und musterte sie. Sie schluchzte abgehackt, ihre blassen Hände im Schoss verkrampft. Sie bot einen so unglücklichen Anblick, dass es selbst ihm fast wehtat. Aber nur fast. Wie aus weiter Ferne hörte sie seine Stimme, leise und schadenfroh. "Ich wette, nun tut´s dir leid, hm?" säuselte er. "Wie du mich behandelt hast? Hättest wohl lieber n bisschen mehr Respekt zeigen sollen, wie? Nicht überall das kleine arrogante Miststück raushängen lassen. Du wünscht dir sicher, du hättest mir diese verfluchten Ohrfeigen im dritten Jahr nicht gegeben, hm? Und du hättest mich auch lieber nicht ein feiges Frettchen nennen sollen....? Ich wette, nun tut´s dir leid, was?" Hermione blickte ihn an. Sie fühlte Schmerz, aber auch etwas anderes. Kalten, blanken Abscheu. "Du BIST ein feiges Frettchen, Malfoy," zischte sie verächtlich. "Und das einzige, was ich bereue, ist, dass ich mich mit ein paar Ohrfeigen begnügt habe!" Einen Moment flammte wieder die kalte, nackte Wut in seinem Blick auf. Aber der Funke erlosch so schnell, wie er gekommen war. "Hör zu," sagte er knapp. "Ich hab überhaupt keinen Bock, deiner schnurrenden Klobürste was anzutun, verstehst du? Ich will nur von deinem Wissen profitieren, sonst nichts, und schon ist alles vorbei und keiner hat´s gesehen. Ich habe nur drei Bedingungen. Erstens: Kein Wort zu Potter und Weasley. Zweitens: Zuerst lösen wir mein Problem, dann lösen wir deins. Drittens: Kein verdammtes Wort zu Potter und Weasley. Und zu den Lehrern natürlich auch nicht, ist das klar? Wenn du mitspielst, ist in ein paar Tagen alles vorbei und Corkship - " "Crookshanks," schniefte Hermione. "Wie auch immer - sitzt wieder auf deinem Schoss und kaut Gräten." Er lehnte sich zurück. "Siehst du, ich verlange doch gar nicht viel. Na, was ist?" Hermiones schmale Schultern zuckten. Sie starrte ihre Hände an. Sie spürte, wie Tränen der Hilflosigkeit in ihre Augen stiegen. "Hab ich eine Wahl?" murmelte sie tonlos. Das Feuer im Kaminzimmer prasselte warm. Sie sassen eine Weile still da, ohne ein Wort zu sprechen, Hermione leise und immer leiser schluchzend, Draco in Gedanken versunken. "Ts, ts, Granger, wie kann ein sooo schlaues Mädchen so sentimental sein?" fragte er schließlich leise, spöttisch bedauernd. "So kriegt man dich also dran, hm? Entführt einen dummen, stinkenden, hässlichen alten Kater, und die patente Miss Granger löst sich in Tränen auf.....es ist erbärmlich, Hermione, sooo erbärmlich...." Sie bedeckte ihr Gesicht mit den Händen. "Immerhin HAB ich etwas, das ich mag," presste sie zwischen mehreren Schluchzern heraus. Er lachte leise und musterte sie kalt. "Ich mag das hier," sagte er. Durch ihre tränenfeuchten Locken hindurch sah sie, wie er mit seinen blassen, feinen, penibel gepflegten Händen etwas auf den Tisch stellte. Er schob ihr über den Tisch einen kleinen Tontopf hin, in dem die häßlichste Blume steckte, die sie in ihrem bisherigen Leben gesehen hatte, mattgrün, giftig und irgendwie heimtückisch schimmernd. "Und nun," meinte er triumphierend, "Gib dir Mühe, Granger." Mhm, der sensible Kuschelmann wird Draco halt eben nie...! Aber wird Hermione sich beuGen oder doch eher dem Macho zeiGen, was ne Harke is...? Dauert nicht lanGe, bis ihr´s erfahrt! Kapitel 7: Handeln mit Hermione ------------------------------- Hermione Granger kam nicht nur zu den Unterrichtsstunden pünktlich, wie Draco am Abend feststellte. Sie kam immer und überall pünktlich. Selbst zum Treffen mit ihrem Erpresser. Als er um kurz nach zehn in den Waschkeller kam, war sie bereits da. Wenn er es nicht besser gewusst hätte, hätte er denken können, er sei versehentlich in eine Unterrichtsstunde bei dieser verdorrten alten Schnappe McGonagall geplatzt. Granger sass, die Beine überschlagen, an einem nackten, alten Tisch und sah in tadelnd an. Um ihr vorwurfsvolles Gesicht herum stapelten sich Bücher. Viele Bücher. Große Bücher, kleine Bücher, dicke Bücher, schmale Bücher, Bücher mit schmucken neuen Einbänden und solche, die aussahen, als würden sie bei der nächsten Gelegenheit zwanglos zu Staub zerbröseln. Eben einfach verdammt viele Bücher. Draco wurde ziemlich anders. LESEN?! Sie wollte dieses Rätsel allen Ernstes durch LESEN lösen? Wie bekam dieses Mädel es zustande , mit dieser Einstellung Potter andauernd den Arsch zu retten?! "Deja-voodoo, Granger," meinte er. "Ich dachte schon, du ziehst mir gleich fünfzig Punkte für Slytherin ab und gibst mir ne Strafarbeit auf. Lass mich raten, was du später werden willst - Kindergärtnerin?! Oder doch lieber Gefängniswärterin?" Ohne darauf zu achten, hob Hermione ihren Zauberstab. "Lumos," sagte sie knapp, und im Raum begann es zu schimmern. Draco sah sich um. Gegen seinen Willen war er beeindruckt. Er kannte einige Verstecke in Hogwarts, aber Hermione schien über die echten Geheimtips wesentlich besser informiert zu sein. Er verzog das Gesicht. Oh mann, und sie war eine GRYFFINDOR! Wie peinlich für ihn! "Kein übles Versteck, Granger," räumte er widerstrebend ein. "Kompliment." "Ich hab an dieser Schule schon mehr krumme Sachen gedreht, als du dir jemals erträumen könntest, Malfoy," sagte sie kühl. Im ersten Moment wollte Draco sie auslachen. Aber dann blinzelte er verblüfft und starrte sie an. So hatte er sie noch nie betrachtet. Für ihn war Hermione Granger immer das kleine streberische Miststück mit den festen moralischen Grundsätzen gewesen. Er hätte geglaubt, ein solcher Satz würde aus ihrem Mund lächerlich klingen. Er hätte niemals geglaubt, dass ihr die Rolle der Verschwörerin so gut stand. Aber es war so. Als er sie nun ansah - der kühle, unbeeindruckte, entschlossene Blick - begriff er, dass sie nicht nur schlau war, sondern auch zäh. Das sie auf irgendeine Art und Weise ZU schlau war, um sich an Grenzen zu halten. Das alles.... ....stärkte sein Selbstbewusstsein nicht besonders. Er schüttelte den Gedanken ab. "Was ist?" Hermione blinzelte ihn an. Eine Spur zu herablassend, wie er fand, wenn man bedachte, dass er ihren unansehnlichen Schmusekater letzte Nacht in Verlies Nr. 16 angekettet hatte (nachdem er Crabbe und Goyle mühsam davon abgehalten hatte, das Viech in einem Fass mit eingelegten Froschdärmen zu ersäufen). "Fangen wir nun an, oder was?" Etwas verspätet dämmerte es Draco, dass er seit etwa fünf Minuten wie ein Gartenwichtel in der Tür stand und sie anstierte. "Tut mir leid," schnarrte er mit dem Versuch eines verächtlichen Grinsens, "ich war nur einen Moment schockiert über diesen Riesenhaufen langweiliger, trockener Lehrstücke hier." Dabei liess er seinen Blick provozierend über ihren Körper wandern, der wie immer in schmucklosen, strengen Kleidern steckte. Er sah, wie ihre Lippen zuckten, als er sich setzte. Der Tritt hatte also sein Ziel nicht verfehlt. Er lächelte in sich hinein. Gute, brave Granger, die noch nie ein Rendezvous abbekommen hatte, noch nicht einmal bei diesem Deppen Weasley. Nun fühlte er sich besser. Sie musterten sich eine Weile. Es war schwer zu beurteilen, was kälter war: der Keller oder ihre Blicke. Draco fiel es schwer, seine Ungeduld zu verbergen. Hatte sie herausgefunden, was die Blume konnte, und hielt ihn hin, weil sie ein Miststück war? Oder hatte sie ÜBERHAUPT nichts herausgefunden und hielt ihn einfach nur so hin? "Wie geht´s Crookshanks?" fragte Hermione unvermittelt. "Hermione, nun rück endlich...." "Wie geht´s Crookshanks?" wiederholte Hermione beharrlich und sah ihn vernichtend an. "Bestens," meinte Draco entnervt. "dem geht´s bestens. Greift alles an, was in seine Nähe kommt. Hat drei von Crabbes Pullovern zerfetzt, und das noch vorm Frühstück. Frisst meine letzten Pasteten. Können wir zur Sache kommen...." Hermione lachte. "Ich dachte mir schon, dass ihr viel Spass mit ihm haben werdet. Gib Goyle den Tip von mir, dass sein Ohr besser wieder anwächst, wenn er den Wundwachstrank mit Endivienöl versetzt...." Immer noch lachend, holte Hermione aus ihrem Ärmel den kleinen Topf mit der Blume heraus und stellte sie auf den Tisch. Sie schien sich zu entspannen. Draco lehnte sich vor. Endlich packte sie aus. "Ich habe verschiedene Versuche damit unternommen und...." sie brach abrupt ab. "DU GIBST MEINEM KATER PASTETEN?!" fauchte sie. "Jaja, Pasteten in allen Formen und Farben, die ICH eigentlich essen wollte, also rück endlich deine Informationen raus...." Hermione hieb mit der flachen Hand auf den Tisch. Draco fuhr zusammen. Der Waschkeller mochte noch so geheim sein - wenn Hermione so weitermachte, hatten sie in den nächsten Sekunden das versammelte Auroren-Team oder Filch mit erhobener Kehrschaufel hier stehen. "Könntest du dich vielleicht zusammenreissen?" zischte er erschrocken. Aber Hermione war nicht mehr zu bremsen. "Katzen fressen keine Pasteten! Pasteten sind schlecht für Crookshanks, schlecht für seine Zähne, schlecht für seinen Stoffwechsel! Katzen brauchen Eiweisse, sie fressen trockenes Fleisch oder Fisch oder...." Draco fühlte sich schrecklich müde. Sein Kopf hörte überhaupt nicht mehr auf zu wummern. Wie hielten Potter und Weasley das nur die ganze Zeit aus?! "Hör zu," zischte er. "Wenn du nicht bald damit rausrückst, was du über dieses Gemüse hier weißt, kaut dein Kater bald nur noch Wurzeln. Und zwar von unten, verstehst du mich?!" Hermione lehnte sich zurück. Ihre Augen blitzten. "Wirst du Crookshanks Thunfisch und Sardellen besorgen?" "Von mir aus." "Wirst du ihn abends mal mit einer Stoffmaus spielen lassen? Das braucht er nämlich." Er seufzte. "Ich bin sicher, Goyle freut sich schon riesig, das zu übernehmen." "Wirst du Crookshanks hinter den Ohren kraulen und ihm sagen, dass er ein guter Kater ist? Das hat er gern." "Alles, was du willst", stöhnte Draco. Dafür wirst du bezahlen, du Miststück. "Zum letzten mal, Hermione, was-weißt-du-über-diese-Blume?!" Sie nickte, verschränkte die Arme und machte eine kleine Pause. Dann meinte sie: "Nichts." Kapitel 8: Got A Black Magic Woman ---------------------------------- Sie. Hatte. Es. Schon. Wieder. Getan. "Das reicht." Draco stemmte seine blassen Hände auf den Tisch und stand abrupt auf. "Denkst du, ich werde hier mit dir sitzen und mich von dir verspotten lassen? Denkst du, ich halte dieses Treffen zu deinem Vergnügen ab, Granger? Denkst du überhaupt irgendwas? Mach dich noch einmal über mich lustig, und du wirst des bereuen! Ich bin...." Er brach ab. Er hatte sagen wollen: "Ich bin Draco Malfoy!". Und da war ihm plötzlich eingefallen, dass dieser Satz überhaupt nichts zu bedeuten hatte. So deutlich, so klar und so schmerzlich hatte er diese Wahrheit noch nie empfunden. Er war also Draco Malfoy. Na und? Autsch. Das tat weh. "Ich muss wissen, was es mit dieser Blume auf sich hat," murmelte er, eher zu sich als zu ihr. "Ich muss einfach." Hermione hatte sein Ausbruch nicht im Kleinsten verunsichert. Sie sass noch immer ungerührt am Tisch. Nur ihre Augenbraue hatte sich einen kleinen Deut nach oben bewegt. "Lass mich ausreden, ok? Ich wollte sagen: NOCH nicht. Das bedeutet nichts weiter, als dass dieses Gewächs hier nichts Bekanntem ähnelt, das ich in meinem Leben bisher gesehen habe, und dass diese Art Blume in keinem Buch verzeichnet ist, in dem ich gesucht habe. Das kann nur zweierlei bedeuten - entweder, dieses Grünzeug hier ist so magisch wie der Rucolasalat mit Kapern von meiner Mutter...." Draco sank langsam wieder in den Stuhl. Er hatte ihren Gedanken erfasst. "....oder ihre Magie ist so besonders....so ungewöhnlich....so gefährlich, dass sie...." "....verboten ist," schlossen sie beiden zusammen den Satz. Er ahnte es natürlich bereits. Dieser Brief seines Vaters....das dunkle heimtückische schimmern....die Tatsache, dass dieses Gewächs auf keinen ihm bekannten Zauberspruch reagierte.... Schwarze, verbotene Zauberei. Touch down. Er musterte Hermione misstrauisch. Er wusste, dass sie wahrscheinlich zu fein und zu moralisch war, um ihn zu verabscheuen wie er sie, aber sie konnte ihn nicht leiden. Was war, wenn sie ihren Kater einfach sausenliess, um ihn bei Dumbledore anzuschwärzen? Oder St. Potter und sein Äffchen Weasley alarmierte? Wenn sie ihn einfach auffliegen liess? Aber als er sie ansah, erkannte er, dass diese Sorge unbegründet war. Denn es war etwas in ihrem Gesicht, das weder Furcht, noch Sorge ausdrückte. Es war ein eigentümlicher, fiebernder Ausdruck, der ihn an seinen eigenen erinnerte, wenn er an den Falltüren zu seines Vaters verbotenen Laboratorien vorbeiging. Es hatte sie erwischt. Sie konnte an diesem Geheimnis nicht vorbeigehen. Und er wusste, sie würde ihn nicht verraten. Dieses Mädchen, dachte er, dieses Mädchen will´s wirklich wissen. Was für ein durchgeknalltes Miststück. "Malfoy?" "Was, Granger?" Ihre Augen ruhten noch immer auf der verklebten, geschlossenen Blütenkapsel. "Hast du wirklich ALLES damit ausprobiert?" "Habe ich." "Enthüllungszauber?" "Ja." "Entschleierungszauber?" "Ja." "Zauberdünger, alle bekannten Sorten?" "Ja." "Großes und kleines Luciatus Decorporum?" "Ja!" "Diese eklige Sache mit den Froschdärmen und dem toten Iltis?" "Ja, verdammt!" "Was ist mit...schwarzer Magie?" Ihre Stimme klang beiläufig, aber er sah sie erröten. Zum ersten Mal, seit er sie kannte. "Ich meine, ich versteh nichts davon, aber du sicher, oder etwa nicht, Draco? Was hast du mit dem Teil hier noch angestellt? Irgendwelche schwarzen Zaubersprüche?" fuhr sie betont sachlich fort. Er hätte nicht geglaubt, dass er Hermione Granger noch mehr hassen könnte, aber in diesem Moment, als sie mit ihren kleinen neugierigen Fingern seine verwundbarste Stelle traf, war es soweit. Nicht rot werden, Draco, nicht rot werden, beschwor er sich. Er setzte seine kühlste Miene auf. Nicht einmal Crabbe und Goyle wussten, dass er die dunklen Kräfte nicht beherrschte. Und dieses dreckige kleine Schlammblut musste es erst recht nicht wissen. "Noch nicht." schnarrte er so gelangweilt wie möglich. "Ich sah noch keine Veranlassung." Was für eine lahme, lahme Ausrede, dachte er. Granger wirkte enttäuscht, aber nur einen kurzen Moment lang. Dann richtete sie ihren Blick auf ihn, glühend, erwartungsvoll. "Gut," meinte sie dann. "Dann tu es jetzt." Hermione spürte ihr Herz schlagen. Für einen Moment vergass sie, dass es Malfoy war, mit dem sie hier sass, Malfoy, der sie in den fünf Jahren in Hogwarts mehr gedemütigt hatte, als sie in den 12 Jahren zuvor jemals gedemütigt worden war, Malfoy, der keinen Funken Anstand oder Würde besass, Malfoy, der sich sogar herabgelassen hatte, ein unschuldiges Haustier zu kidnappen. Sie dachte nur daran, dass sie kurz davor stand, etwas zu sehen, was sie noch nie zuvor erlebt hatte. Und das liebte Hermione. Schwarze Zauberei, dachte sie. Ich werde sie sehen. Heute. Jetzt. Langsam, sehr langsam erhob sich Malfoy. Sein spitzes Gesicht war starr, und seine feine Haut war noch einen Ton blasser geworden. Seine schlanken Schultern spannten sich, und sie sah eine Sehne an seinem weißen Hals hervortreten. So aufgewühlt sah man ihn sonst nur nach einem Quidditch-Spiel, wenn er mit dem Gesicht im Gras klebte, während Harry mit dem Schnatz überm Stadion Ehrenrunden drehte. Naja, dachte sie, wahrscheinlich macht er das auch nicht jeden Tag. Malfoy zückte seinen Zauberstab - siebzehn Zoll, weisses Elfenbein - hob ihn.... Und erstarrte mitten in der Bewegung. Erstarrte einfach. Eine Weile sass Hermione da und wartete. Malfoy tat überhaupt nichts. Und fixierte die Blume, die teilnahmslos in ihrer Blumenerde steckte, mit seinen grauen Augen, als sei sie eine Riesenspinne, die zum Sprung auf ihn angesetzt hatte. Ein Ausdruck huschte über sein Gesicht und verkrümelte sich sofort wieder, aber nicht schnell genug. Sie hatte ihn erkannt. Es war Scham. "Malfoy," begann sie zögernd, "Du hast keine Ahnung von schwarzer Magie, oder?" Sein schmaler Mund öffnete sich. Schloss sich wieder. Er liess den Zauberstab sinken. Sie spannte sich an, sie erwartete, er würde sie nun attackieren - attackieren, weil sie ihn beschämt hatte. Aber er tat nichts. Er hüstelte nur und wand sich mit einer seltsamen Bewegung, die wohl Gelassenheit vortäuschen sollte, wieder in seinen Stuhl. Sein Gesichtsausdruck war kalt, undurchdringlich. "Was schlägst du vor?" fragte er sie knapp. Seine Stimme war eisig. Hermione staunte. Draco Malfoy! Sein Vater war ein Todesser, ein Vertrauter Voldemorts, ein mächtiger schwarzer Zauberer, wie konnte es sein, dass er, sein Sohn, nichts....- Dann blickte sie auf seine blasse, verschlossene Miene und verstand. Und dachte daran, dass er ihr eigentlich lieber war, wenn er auf ihr rumhackte. Sie hätte sich freuen sollen, wie damals, als er als quietschendes Frettchen vor Mad Eye geflohen war. Aber sie erkannte, dass es ihn wirklich schmerzte, und das bereitete ihr, überraschenderweise, Unbehagen. Die Verlegenheit, diese üble Blamage dieses arrogantesten aller Hogwarts- Schüler mitzuerleben, war mehr als beklemmend. Sie räusperte sich. "Ich schätze mal, dass das Geheimnis dieser Blume darin besteht, wie man sie zum Erblühen bringt. Stimmst du mir zu?" Als er nickte, fuhr sie fort. "Wir haben Hinweise, dass es sich um ein verbotenes Gewächs der schwarzen Magie handelt. Wir werden uns also die nächsten Nächte in der verbotenen Sektion der Bibliothek treffen. Du setzt dich mit der Kobold-Crew in Verbindung - ich glaube, der Anführer ist der mit der dicken Warze in Form eines nackten Trolls auf der Nase - und stellst klar, dass sie uns nicht stören. Ich weiss, dass sie bestechlich sind, Lee Jordan war früher ein paar Mal bei den Hippogreif-Rennen, der hat´s mir erzählt. Wir suchen in den Büchern nach allem, was diesem Gemüse hier nur im Kleinsten ähnelt. Und dann machen wir Tests, hier unten im Waschkeller. Nach dem Ausschlussverfahren. Und finden heraus, womit wir es hier zu tun haben." Draco hörte ihr zu, aber in seinen Ohren rauschte das Blut ohrenbetäubend. Wieso hatte er sich keine Ausrede ausgedacht? Wieso? Wieso hatte er ihr diesen Einblick gewährt? Verzweifelte Scham krallte sich um seine Brust. Und sie, sie war so kühl, geschäftsmäßig und selbstsicher wie stets. SIE ließ sich nicht in die Karten sehen. Er blickte in Hermiones Gesicht und stellte sich vor, wie sie wohl verängstigt und schmerzerfüllt aussah.... Wart´s ab, dachte er. Der Moment kommt. Er nickte. "Gut. Einverstanden. So machen wir´s. Dann ist dieses Treffen wohl beendet, nehme ich an. Ich werde sehen, ob ich diesen Ober-Kobold noch erwische. Dann können wir in der nächsten Nacht schon anfangen." Er erhob sich, deutete mit förmlichem Kopfnicken einen widerwilligen Abschied an und schritt davon. Seine Schritte waren steif, beherrscht, aber es war ihm anzusehen, dass ihm daran gelegen war, so schnell wie möglich von ihr wegzukommen. Kapitel 9: Saalschlacht! ------------------------ Die Tür zur Großen Halle wurde krachend aufgerissen. Im Türrahmen stand Hermione Granger, bebend vor Zorn. In ihrer wutzitternden Faust hielt sie ein zerknülltes Stück Pergament. Ausserdem hatte sie sich offensichtlich die Haare gerauft. "WO IST DRACO MALFOY?!" keifte sie durch den berstend vollen Saal. Sofort wurde es still. Alles Gemurmel, Gelächter und Besteckklappern brach ab. Zwei dutzend Gryffindors, zwei dutzend Ravenclaws, zwei dutzend Hufflepuffs und zwei dutzend Slytherins blinzelten sie blöde an. Es war kurz nach Ende des Frühstücks, und die Lehrer hatten sich bereits vom hohen Tisch zurückgezogen, um den Unterricht vorzubereiten. Draco fuhr überrascht von seinem Quidditch-Magazin auf. Verblüfft beobachtete er, wie Granger, unübersehbar im höchsten Stadium der Mordlust, auf ihn zustakste und erst vor ihm stehenblieb, als nur noch wenige Zentimeter sie trennten. Sie blitzte ihn an. "Du bist so ein Schuft, Malfoy!" heulte sie in ohrenbetäubender Lautstärke, obwohl sie direkt vor ihm stand. "Mir sowas anzutun....!" Er starrte sie an. War sie übergeschnappt? War sie nun total übergeschnappt?! Aus den Augenwinkeln sah er, dass sich die ersten Haufen interessierter Zuschauer zusammenfanden. Sie würde doch nicht....? Sie konnte nicht so dumm sein...sie würde doch nicht hier vor allen Leuten.... "Hast du sie noch alle?!" zischte er entgeistert. Er senkte die Stimme. "Wenn du mir was zu sagen hast, warte bis wir uns im Verlies treffen...bist du verrückt..alles hört uns zu..." "Das wirst du bereuen, ich schwör´s dir!" fuhr Granger wimmernd fort. Dann beugte sie sich plötzlich zu ihm vor und wisperte: "Mach mit!" Kein Zweifel. Sie WAR übergeschnappt. "Da!" Sie knallte ihm den Fetzen Pergament auf den Tisch, den sie in der Faust hielt. "Sowas hinterhältiges....! Sowas fieses....!" Dann widerholte sie, fast unhörbar, eindringlich: "Nun mach schon mit! Nenn mich Schlammblut oder sowas!" Draco starrte sie an. Starrte auf das Blatt. Darauf stand: TRITT MICH, ICH BIN EIN SCHLAMMBLUT. "Den hast du mir in Zaubertränke auf den Rücken geklebt...." zeterte Granger weiter. "Durch die ganze Schule bin ich damit gelaufen....du Dreckskerl...." Einige Slytherins, die den Zettel auch sahen, begannen gehässig zu gackern. Von den anderen Tischen flogen Draco tödliche Blicke zu. Das war nichts Neues für ihn. Aber diesmal erwischte es ihn unerwartet. "Dieser Zettel ist nicht von mir," sagte er kalt. "Es ist DEINE Handschrift!" kreischte Granger. Draco schielte auf das Blatt. Er hatte den Wisch nicht verfaßt, das war die Wahrheit. Seine Sticheleien waren vielleicht manchmal plump. Aber so plump nun auch wieder nicht. Aber irgendwer hatte seine Handschrift offensichtlich sehr überzeugend imitiert. "Sowas ist nicht mein Stil," meinte er tonlos. "Du LÜGST mir auch noch ins Gesicht?!" Ungläubig beobachtete Draco, wie dieses irre Mädel ihren Zauberstab zückte. Einen Raunen lief durch die Reihen der Schüler. "Das reicht. Stell dich, Malfoy!" Dann tat sie etwas unerwartetes. Sie zwinkerte ihm zu. Und endlich, endlich verstand er, was sie wollte. Unwillkürlich musste er grinsen. Dieses Mädchen war wirklich schlau. Eine kleine Demonstration ihrer immerwährenden Feindschaft, und ihr heimliches vereintes Unternehmen war noch besser beschützt als zuvor.... Das, dachte er, hätte meine Idee sein können. Drohend erhob sich Draco von seinem Stuhl. "Ich schätze, ich muss dich wieder auf deinen Platz verweisen, Schlammblut," schnarrte er so laut wie möglich und riss seinen Zauberstab hervor. Er sah, wie Potter und Weasley, die beiden wackeren Ritter der Gerechtigkeit, sich drohend erhoben. "Nein, Harry, nein, Ron," rief Granger dramatisch - Draco war von ihren schauspielerischen Fähigkeiten tief beeindruckt - und winkte mit der Hand ab. "Das ist eine Sache zwischen diesem manikürten Frettchen und mir!" "So?! Du nennst mich Frettchen?!" erhob auch Draco die Stimme. Nicht, dass sie ihm die Show stahl. "An deiner Stelle würde ich die Schnauze halten, du rattenzähniges kleines Miststück! Und weißt du was: NATÜRLICH hab ICH dir den Zettel verpaßt, du Streberkuh, und ich hab es GENOSSEN! Nicht wahr, Jungs?!" Er wandte sich beifallheischend zu Crabbe und Goyle um, die ihn nur wie zwei Schafe anglotzten. "Aber...." grunzte Goyle. "War ein Riesenspaß, nicht wahr, Jungs!?" wiederholte Draco mit Nachdruck und stampfte Crabbe vielsagend auf den Fuß. Endlich brachen die beiden in zustimmendes Genicke und Gemurmel aus. Die Slytherins johlten. An den anderen Tischen brach Tumult aus. "Du verdienst es nicht besser, du wertloses Stück Muggel-Schleim!!" steigerte sich Draco begeistert hinein. Er hätte bis in alle Ewigkeit so weitermachen können. Alles in der Halle war auf die Füße gesprungen und scharte sich um die beiden Duellanten. Draco konnte sehen, wie Lee Jordan von den Gryffindors noch schnell ein paar Wetten annahm. Schlauer Junge, das musste man ihm lassen. "Dafür wirst du zahlen, Malfoy!" kreischte Granger. "Mach dein Testament, Granger!" bellte Draco. Ok, das war nun ein bißchen übertrieben, aber er konnte ihr schließlich nicht das letzte Wort lassen. Sie erhoben beide ihre Zauberstäbe. Mit Blicken verständigten sie sich auf eine kleine Kunstpause. Jeder Einzelne in der Halle hielt den Atem an. Dann legten sie los - " Luauretro!" schrie Hermione. "Cantamania!" stiess Draco hervor. Den mochte er besonders. Im letzten Moment, ohne dass es irgendwer merkte, lenkten sie beide ihre Zauberstäbe ein Stück zur Seite. Und verfehlten einander. Hinter Draco riß es Adrian Pucey von den Füßen, Dracos Fluch zischte an Grangers linkem Ohr vorbei und traf Ernie MacMillan, dieses Muskelpaket von Hufflepuff, frontal in den Waschbrettbauch. Es dauerte einen Moment, bis Pucey und alle anderen im Saal bemerkten, dass er nur noch mit einem Bananenröckchen und einer adretten Muschelkette bekleidet war. Panisch brüllend versuchte er, seine Blöße mit einer Platte voll Schweinskopfsülze zu bedecken. Allerdings wurde die Aufmerksamkeit der Zuschauer sofort abgelenkt, als Ernie MacMillan plötzlich wie elektrisiert auf den Hufflepuff-Tisch hüpfte und wie elektrisiert begann, "Oye Como Va" zu singen und dazu einen kessen Mambo zu tanzen. Draco hob den Zauberstab für seinen nächsten Fluch. Er plante, beim nächsten Mal aus Versehen Potter zu treffen - "Gib´s ihr, Draco - " seufzte Pansy, in Extase, hinter ihm. Sie hätte sicher noch weitergejubelt, wenn sich nicht in diesem Moment die Patil- Schwestern beißend und kratzend auf sie gestürzt hätten. Und in der Großen Halle brach die Hölle los. Draco wußte überhaupt nicht, wo er zuerst hinsehen sollte, so schön war alles. Warringtom aus dem Slytherin-Quidditch-Team hatte Dean Thomas von Gryffindor im Schwitzkasten, während Seamus Finnigan ihm zeternd ans Schienbein trat. Millicent Bulstrode tunkte die zappelnde Padma Patil in eine Schüssel Haferbrei, während ihre Schwester Parvati die kreischende Pansy an den Haaren im Kreis herumschleuderte. Ron Weasley klammerte sich an einen riesenhaften Slytherin-Siebtkläßler und hämmerte ihm eine Teekanne auf den Kopf. Am anderen Ende des Saales raufte Potter mit vier besonders ehrgeizigen Slytherin-Erstklässlern, die sich an seine Gliedmaßen hängten. Adrian Pucey rannte noch immer entsetzt schreiend um den Slytherin-Tisch herum, ihm auf den Fersen der begeisterte Colin Creevey mit seiner Kamera. Ernie MacMillan war inzwischen dazu übergegangen, "She loves you, yeah, yeah, yeah!" zu schmettern und dazu lasziv mit den Hüften zu kreisen, während sich seine Kumpel an seine Arme hängten und versuchten, ihn vom Tisch zu zerren. Alles versank im tobenden, brodelnden Chaos. Niemand bemerkte, dass die Lehrer inzwischen zurückgekehrt waren, da kein einziger Schüler zum Unterricht erschienen war. Mit verstörten Mienen beobachteten sie das Spektakel und schienen nicht sicher zu sein, was man in einer solchen Extremsituation unternehm könnte. Etwa einen Meter entfernt von sich sah Draco plötzlich, wie Granger sich mit knallrotem Gesicht am Boden krümmte. War sie verletzt? Er runzelte die Stirn. Sie war SEINE Gegnerin! Es ging nicht in Ordnung, wenn ein anderer sie attackierte! Abgesehen davon brauchte er sie für seine Pläne unversehrt! Aber nein, beim zweiten Hinsehen erkannte er, dass sie sich nur vor Lachen nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Als sie kurz zu ihm aufblickte, erkannte er in ihren Augen die selbe Schadenfreude, die auch er empfand. Sie war ohne Zweifel ein sehr seltsames Mädchen. Aber das hier war ein Meisterstück. Niemand achtete auf sie beide, als Draco zu ihr hinüberging und ihr den Arm anbot, um ihr aufzuhelfen. "Tritt mich, ich bin ein Schlammblut?!" zischte er vorwurfsvoll. Hermione blickte zitternd vor Lachen zu ihm auf. Rote Flecken blühten auf ihren Wangen. Eine Locke klebte ihr quer auf der Stirn. "Mir....fiel....nichts....besseres ein....." keuchte sie zwischen zwei Glucksern hervor. "Und ehrlich, Draco, besser sind deine ECHTEN Einfälle auch nicht." Sie nahm seinen Arm, und er zerrte sie auf die Füße. Die um sie herum tobende Schlacht versetzte Draco in solche Bestlaune, dass er anerkennend ihre Schulter drückte. Er näherte seine Lippen ihrem Ohr. Er spürte, dass sie aus irgendeinem Grund schneller atmete. Wahrscheinlich noch immer vor Lachen. "Gratuliere," flüsterte er ihr zu, "Mit dieser Nummer schreiben wir heute Hogwarts-Geschichte, du und ich." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)