Schwarzer Drache: Manticor von abranka (Schwarzer Drache II) ================================================================================ Kapitel 5: 5. Im Wald --------------------- Am nächsten Tag flogen Van und Hitomi mit Escaflowne zu dem Wald, von dem der Wirt des fliegenden Einhorns gesprochen hatte. Es war ein warmer und sonniger Frühlingstag. Hitomi und Van genossen es beide gleichermaßen, endlich wieder zusammen mit Escaflowne zu fliegen. Wenn sie es nicht besser gewusst hätten, dann hätten beide den Eindruck gehabt, dass sich Escaflowne mindestens genauso darüber freute endlich wieder zu fliegen. "Sieh mal! Da unten ist der Wald, von dem der Wirt gesprochen hat!" rief Van gegen den Wind an und deutete nach unten. Hitomi nickte. "Wir sollten landen!" Wenig später setzte der Guymelef auf der Wiese vor dem Waldrand auf. Beim Landen verwandelte sich Escaflowne wieder in die mächtige Rittergestalt zurück. Van fand sich im Cockpit wieder und ließ Hitomi von Escaflownes Hand sanft zu Boden. Hitomi kam weich im Gras auf und sah sich um. Sie begriff nun, warum es bisher niemand geschafft hatte, zu Tayana in den Wald vorzudringen. Ihnen stellte sich ein undurchdringliches Dickicht entgegen. "Ich glaube, mit Escaflowne kommen wir am besten hindurch!" rief sie Van zu. Dieser nickte zustimmend und ließ Hitomi wieder auf die Hand des Guymelefs springen. Er setzte sie auf Escaflownes Schulter ab und begann dann seinen Kampf gegen den dichten Wald. Sie kamen nur langsam voran. Escaflowne konnte zwar einen Teil der Pflanzen einfach bei Seite schieben, aber manchmal musste er doch einige Äste mit seinem Schwert bei Seite schlagen oder sogar ganze Bäume fällen. "Van, das ist doch aussichtslos," meinte Hitomi schließlich. "So finden wir sie nie." Van blieb stehen und dachte nach. Er wusste, dass Hitomi Recht hatte, aber andererseits wollte er auch nicht aufgeben. Dann kam ihm eine Idee. "Ich werde es mit deinem Anhänger versuchen," sagte er. "Gute Idee. Ich werde mich auch auf Tayana konzentrieren. Vielleicht kann ich dir damit helfen." Van nahm den roten Anhänger in seine Hand und schloss die Augen. Auch Hitomi schloss ihre Augen und lehnte sich auf Escaflownes Schulter zurück. Van stellte sich vor, wie das Pendel ausschlug und ihn in die richtige Richtung führte. Er konzentrierte sich ganz auf Tayana. Vor seinem inneren Augen konnte er sie fast sehen. Als das Pendel ausschlug, begriff er, in welche Richtung sie gehen mussten. Hitomi fand sich in Dunkelheit wieder. Sie stand in einer seltsamen Traumlandschaft. Am Horizont pendelte der vertraute, rote Anhänger und schlug ruhig im Sekundentakt. Dann wechselte die Szene und sie stand im Wald neben einer Hütte. Direkt vor ihr stand eine hübsche, dunkelhaarige Frau mit traurigen Augen, in der sie Tayana erkannte. Plötzlich brach eine Gestalt durch das Dickicht. Ein Dragon Slayer! Hitomi wollte schreien, doch kein Laut kam über ihre Lippen. Beiläufig zog der rote Guymelef sein Schwert. Tayana schrie und wollte wegrennen, doch die Maschine war schneller. Gedankenschnell hatte das Schwert die Frau durchbohrt und tot am Boden zurückgelassen. Anschließend tarnte sich der Guymelef wieder. Hitomi rannen Tränen über das Gesicht, während sie sah, wie ein kleiner dunkelhaariger Junge aus dem Haus gestürzt kam... "Hitomi! Ich weiß, wo wir hinmüssen!" Van riss sie aus der Vision. Benommen nickte das Mädchen vom Mond der Illusionen. Van hatte nicht bemerkt, was geschehen war, und so konnte sie ihren Gedanken nachhängen, während sich Escaflowne unaufhaltsam den Weg zu der Hütte bahnte. Ich kenne diesen Guymelef. Das war Dilandau. Er muss es gewesen sein! Aber... Von wann waren diese Bilder? Das war nicht die Gegenwart. Das war die Vergangenheit! Aber von wann? Wann ist das geschehen? Sie konnte keine dieser Fragen beantworten. Zudem überlegte sie fieberhaft, wie sie Van von ihrer Vision erzählen sollte. Doch letztlich entschloss sie sich zu schweigen, um ihm seine Hoffnung nicht zu nehmen. Gleichzeitig hoffte sie innig, dass die Vision falsch gewesen war. Endlich erreichte Escaflowne eine Lichtung. Mitten auf dieser Lichtung stand genau die Hütte, die Hitomi in ihrer Vision gesehen hatte. "Wir sind da," sagte Van und setzte Hitomi ab. Dann sprang er selbst aus Escaflownes Cockpit und landete im hohen Gras. Langsam schritten sie auf das verfallene Gebäude zu. Als sie näher kamen, erkannten sie, dass die Hütte wohl doch nicht so verlassen war, wie es den Anschein hatte. Neben der Eingangstür stapelte sich frisches Feuerholz und das Gras war erst vor kurzem niedergetreten worden. "Hallo?" fragte Van und klopfte an die Tür. Nachdem nichts geschah, schob er sie vorsichtig auf. Im Inneren war es schattig und kühl. Die Hütte war karg eingerichtet. In einer Ecke war ein Nachlager auf dem Boden und ansonsten befanden sich nur ein Tisch und zwei schiefe Stühle im Inneren. Die Feuerstelle in der Ecke war kalt. Mit einem Schulterzucken trat Van wieder nach draußen zu Hitomi. "Nichts." Gemeinsam gingen sie um die Hütte herum und blieben erschrocken stehen. Sie standen sie vor einem Grabstein. Auf dem Stein war ein Name eingemeißelt: Tayana Dazéra. "Wir kommen zu spät," sagte Van enttäuscht und fiel vor dem Grab auf die Knie. Er ging sich mit beiden Händen durch die Haare und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen, doch es gelang ihm nicht. Er hatte so sehr darauf gehofft Tayana zu finden und jetzt musste er feststellen, dass sie gestorben war. Hitomi legte ihm sanft die Hand auf die Schulter. Sie ahnte, was in ihm vorging, wusste aber nicht, was sie sagen sollte. "Was wollt ihr hier?" knurrte auf einmal eine tiefe Stimme hinter ihnen. Van sprang auf und wirbelte gleichzeitig mit Hitomi herum. Vor ihnen ein stand ein junger Mann, der völlig in Schwarz gehüllt war. Er hatte sein Schwert gezogen und wies mit der Spitze auf Vans Kehle. "Keine falsche Bewegung," fauchte er. Van hielt inne und auch Hitomi stand still. Beide musterten sie den Fremden. Als Erstes relativierte Hitomi ihre erste Schätzung seines Alters, die sich auf etwa zwanzig Jahre belaufen hatte. Er konnte höchstens fünfzehn, sechzehn Jahre alt sein. Seine Augen blitzten tiefbraun auf und erinnerten sie sehr an Folken. Er hatte auch diese unendlich tiefen Augen gehabt. Das Haar des Fremden war schwarz, kurz geschnitten und leicht gelockt. Jetzt fuhr er sich unruhig hindurch und eine Falte entstand zwischen seine Augenbrauen. "Wer seid ihr?" fragte er ungehalten. "Van Farnel und Hitomi Kanzaki." "Farnel?" Der Schwarzgekleidete stieß mit dem Schwert so weit vor, bis er Vans Kehle berührte. "Farnel, du kommst zu spät. Sie ist schon tot. Zehn Jahre schon." Dann ließ er das Schwert sinken und schob es in seinen Gürtel zurück. "Darf ich fragen, wer Ihr seid?" Van sah den Jungen neugierig an. Im Gegensatz zu ihm ahnte Hitomi bereits, wer ihnen dort gegenüberstand. Und seine Antwort bestätigte es ihr. "Mein Name ist Alexander Dazéra. Ich bin Tayanas Sohn." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)