Schwarzer Drache: Manticor von abranka (Schwarzer Drache II) ================================================================================ Kapitel 8: 8. Blick zu den Sternen ---------------------------------- Spät in der Nacht kamen die drei Reisenden mit Escaflowne in Palas an. Um die Nachtruhe im Schloss nicht zu stören, entschlossen sich Van, Hitomi und Alexander im Crusado zu übernachten. "Van?" Hitomi fuhr sich schlaftrunken mit der Hand durch die braunen Haare. Rechts von ihr lag Alexander in seiner Decke zusammengerollt und schnarchte ruhig vor sich hin. Links von ihr hatte bis gerade noch Van gelegen, doch sie konnte ihn nicht mehr entdecken. Draußen war es noch immer dunkel und sie konnte die Sterne durch das Fenster schimmern sehen. Sie stand auf und taumelte zur Tür hinüber. Am gestrigen Abend hatten sie sich kurzer Hand ein Schlaflager auf der Brücke zurechtgemacht, da sie auch Gardes und seine Crew nicht hatten stören wollen. Einige Decken hatten ihnen dabei ausgereicht. Jetzt stieg Hitomi langsam die Rampe herunter und blieb auf dem Flugplatz stehen. Die Sterne leuchteten am Nachthimmel. Auch der Mond und der Mond der Illusionen waren klar zu sehen. Hitomi legte den Kopf in den Nacken und starrte den Mond der Illusionen an. Die Erde. Ihre ursprüngliche Heimat. Immer noch verspürte sie ein leichtes Ziehen im Bauch, wenn sie ihren Heimatplaneten am Himmel sah. Aber andererseits wollte sie auch gar nicht zurück. Sie wollte nie wieder von Van weg. Nur leider sagte sie ihm das zu selten. Leise seufzte sie. "Er leuchtet schön heute Nacht, nicht wahr?" Van trat von hinten an sie heran und umarmte sie zärtlich. Stumm nickte Hitomi und schmiegte sich an ihn. "Wünscht du dir nicht manchmal zurückzugehen?" "Nein." Hitomi schüttelte energisch den Kopf. "Eigentlich nicht. Weißt du, das da oben ist längst nicht mehr meine Welt. Meine Welt ist hier. Hier bei dir. Nirgendwo anders will ich sein." Sie drehte sich zu Van um. Er lachte sie an und küsste sie zärtlich. "Du weißt gar nicht, wie glücklich du mich machst." "Mindestens so glücklich, wie du mich," strahlte Hitomi zurück. Van nahm sie an die Hand und gemeinsam entfernten sie sich einige Schritte vom Crusado und ließen sich ins Gras sinken. Nebeneinander lagen sie auf dem Rücken und blickten zu den Sternen. Van hielt Hitomis Hand fest in seiner. Sollte er sie heute Nacht fragen? War dies endlich der richtige Moment? Der Moment, auf den er so lange gewartet hatte? Ja, er musste es einfach sein... "Hitomi," begann er. "Hm?" brummte sie und wandte ihm den Kopf zu. Er blickte in ihre unendlich tiefen grünen Augen und wusste, dass er ihr alles anvertrauen konnte. Dass sie immer da sein würde und dass er niemals Angst vor ihr haben musste. Er verlor jegliche Unsicherheit. Mit einem Lächeln auf den Lippen setzte er sich auf. "Hitomi, ich möchte, dass du immer bei mir bist. Willst du meine Frau werden?" Hitomi sah ihn verblüfft an. Damit hatte sie nun nicht gerechnet. In den letzten Monaten hatte sie sich zwar immer wieder gefragt, warum er ihr noch keinen Antrag gemacht hatte, aber dann hatte sie an seine bisherigen Erfahrungen - mit Auriana - zurückgedacht und verstanden, dass er einfach noch etwas Zeit brauchte. Sie würde auf ihn warten. Wenn es sein musste, bis ans Ende der Zeit. Van wurde langsam nervös. Warum sagte sie nichts? Warum sah sie ihn einfach nur so an? "Oh Van!" Hitomi fand ihre Sprache wieder, setzte sich auf und umarmte ihn. "Natürlich will ich dich heiraten! Nichts lieber als das!" Sie küsste ihn stürmisch. Van lachte erleichtert auf. "Du hast mich erschreckt," brummte er dann vorwurfsvoll. "Mein armer Kleiner," lachte Hitomi und wuschelte durch seine dichten schwarzen Haare. "Von wegen klein!" Van warf sie zu Boden und wenig später kugelten sie lachend über die Wiese. Schließlich blieben sie liegen und küssten sich ausgiebig. Dann hoben sie ihre Köpfe und sahen dem Sonnenaufgang entgegen. Merle hatte in der Nacht kaum geschlafen. Sie war immer noch sauer auf Louvain, weil er sein Versprechen gebrochen hatte. Langsam schlichen sich aber auch andere Gedanken durch ihre Wut hindurch. Sie begann sich zu fragen, ob sie nicht vielleicht völlig falsch reagiert hatte. Schließlich hielt sie es im Bett nicht mehr aus und setzte sich auf die Fensterbank. Sie blinzelte dem Sonnenaufgang entgegen, während ihre Gedanken tobten. Was hättest du denn gewollt, wenn du vollkommen erschöpft nach einem langen Tag nach Hause gekommen wärst? Du hättest auf Verständnis gehofft, nicht wahr? Oh Merle, was hast du nur wieder angestellt? Das Katzenmädchen seufzte leise und fuhr sich durch das verwuschelte kurze Haar. Nun gut, er hätte gestern Morgen Bescheid sagen können, aber wahrscheinlich wollte er mich einfach nicht wecken. Louvain würde dich doch niemals ernstlich verärgern oder gar verletzen wollen. Nein, er doch nicht. "Was bin ich doch für eine blöde Kuh!" rief sie aus und schlug die Hände vor das Gesicht. Sie war zu der Erkenntnis gekommen, dass sie so einiges gutzumachen hatte. Leise schlich sie sich aus ihrem Zimmer und huschte zu Louvains Schlafgemach. Auf Zehenspitzen schlich sie hinein und ließ sich auf der Bettkante nieder. Er sah so friedlich aus. Mit den geschlossenen Augen, der wallenden blonden Mähne und dem leichten Lächeln auf den Lippen. Merle musste lächeln und strich ihm schließlich zärtlich über die Wange. Danach küsste sie ihn liebevoll auf den Mund. Langsam öffnete Louvain die Augen und blinzelte seine Freundin an. "Merle, was..." "Ich wollte mich entschuldigen, Louvain. Ich habe mich gestern unmöglich benommen," gab sie zerknirscht zu. "Kannst du mir noch einmal verzeihen?" "Na klar," brummte der Löwenjunge. "Und jetzt komm rein und schlaf noch etwas. Ist doch noch viel zu früh." Er hob die Bettdecke leicht an und Merle huschte zu ihm ins Warme. Sie kuschelte sie eng an ihn und beide schliefen mit einem Lächeln auf den Lippen wieder ein. "Wer bist du denn?" Alexander wurde von einer lauten Männerstimme geweckt. Ohne schon richtig wach zu sein, sprang er auf und zog sein Schwert. In Verteidigungsstellung funkelte er sein Gegenüber plötzlich hellwach an. "Sag mir lieber, wer du bist," knurrte er. "Gardes, der Führer dieses Luftschiffs. Und du?" Gardes wollte sich nicht von diesem schwarz gekleideten Jungen einschüchtern lassen, war aber von ihm überrascht worden. Er zog jedoch eine friedliche Lösung vor. Was hatte er schon davon, wenn er einen Jungen verprügelte? "Alexander Dazéra. Der Neffe von Van Farnel." "Neffe?" Gardes blickte den Jungen verwirrt an. Dann musste er ja Folkens Sohn sein. Wie sollte das denn möglich sein? "Ist schon gut, Gardes," erklang Vans Stimme hinter ihm. Gardes drehte sich um und sah Van und Hitomi hinter sich stehen. Beide hatten wirres Haar, verschlafene Augen und Gras an ihren Kleidern hängen. "Wenn Ihr meint, Van," brummte Gardes und ließ die drei allein zurück. Alexander entspannte sich wieder und ließ das Schwert sinken. "Ich hasse es, wenn ich so geweckt werde," murmelte er und ließ sich wieder auf seine Decke sinken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)