Schwarzer Drache: Manticor von abranka (Schwarzer Drache II) ================================================================================ Kapitel 9: 9. Schwarzes Licht ----------------------------- "Tante Eries, wo finde ich denn Ritter Allen?" Prinz Shid von Freyd sah die Königin von Asturia ungeduldig an. "Er ist auf dem Flugplatz, Shid und kümmerte sich um das Verladen der Guymelefs. Er muss die nächsten Tage wieder nach Farnelia. Admiral Vitguer hat ihn um seine Rat gebeten," erwiderte Eries geduldig. Sie musterte ihren Neffen. In den letzten Jahren war er immer mehr gewachsen und richtig schlaksig geworden. Mittlerweile war er zwölf Jahre alt und wirkte doch schon viel erwachsener. Das brachte aber auch seine Herrschaft über Freyd mit sich. Lächelnd fuhr sie ihm über sein kurzes blondes Haar. Er erinnerte sie so sehr an Marlene. "Und was ist mit mir? Ich brauche auch Allens Rat!" Ungeduldig löste Shid sich von seiner Tante und lief im Thronsaal auf und ab. "Dann geh doch zu ihm und sprich mit ihm." Sie zuckte mit den Achseln. "Du wirst ihn schon nicht stören." Wie könnte er dich auch zurückweisen! Shid nickte, winkte seiner Tante noch einmal zu und rannte los. Auf dem Flugplatz machte sich alles zur Abreise bereit. Allen hatte die Guymelefs erfolgreich im Frachtraum verstaut. Vier Guymelefs waren schon fast zu viel für den Crusado, doch Gardes hatte ihm schließlich versichert, dass das Luftschiff diese Last schon tragen könne. Das hatte es bisher schließlich immer geschafft. Van, Lothian und Louvain hatten den Ritter tatkräftig unterstützt, sodass endlich alle Seile und Leinen fest angezogen waren. Nun konnte keine der wertvollen Kampfmaschinen mehr durch die Gegend rutschen und so beschädigt werden. Auf der Brücke stand Hitomi neben Alexander und Gardes und blickte auf das Flugfeld hinaus. Sie sah eine kleine blonde Gestalt über den Platz rennen, bei Milerna, die draußen in der Sonne saß, kurz innehalten und schließlich an Bord kommen. "War das nicht gerade Prinz Shid?" fragte Gardes verwirrt. "Das sah so aus," erwiderte Hitomi. "Was sah wie aus?" erkundigte sich Merle, die gerade auf die Brücke kam. Shid rannte in den Frachtraum. In der Tür prallte er mit Allen zusammen und fiel zu Boden. "Immer langsam mit den jungen Pferden," lachte der Ritter und zog den blonden Prinzen hoch. "Entschuldigt, Allen," stammelte der Prinz mit hochroten im Gesicht. "Ich wollte Euch fragen, ob Ihr..." Weiter kam er nicht. Allen bedeutete ihm still zu sein und legte seinen Kopf schief. "Was ist das? Hörst du das auch, Van?" fragte er über die Schulter zurück. Van stimmte ihm zu, konnte das Geräusch aber auch nicht einordnen. Irgendwie kam es ihnen sehr bekannt vor. Ein leises, fast unhörbares Zischen, so, wie es die weiße Lichtsäule gemacht hatte, als sie Hitomi davon getragen hatte... Auf der Rückseite Gaias schob sich der Manticor langsam aus dem Schatten. Seine Schultern bewegten sich geschmeidig bei jedem Schritt. Das Fackellicht ließ sein dunkelrotes Fell noch blutiger schimmern und gab der dicken, dunkelroten Mähne einen Anschein von Lebendigkeit. Die schwarzen, ledrigen Flügel hatte er eng an den Körper angelegt. Sein Skorpionsschwanz zuckte leicht, als er vorwärts ging. Dicht vor Auriana blieb er stehen. Die blonde Prinzessin blickte nur kurz in die bodenlosen schwarzen Augen, dann senkte sie den Blick. "Es ist an der Zeit. Um die Zukunft zu sichern, müssen wir sie herholen. Den Sohn des Drachen, Van Farnel, und das Mädchen vom Mond der Illusionen, Hitomi... Sie allein stehen uns im Weg. Sie müssen verschwinden." "Und wie sollen wir das tun?" Aurianas Stimme zitterte bei dieser Frage. "Wir werden sie herholen," grollte der Manticor und schloss seine schwarzen Augen. "Hier können wir sie am besten vernichten..." Er begann sich zu konzentrieren. "Los, auf die Brücke!" rief Van und schob sich an Allen vorbei. Sofort rannten sowohl dieser, als auch Louvain, Lothian und Shid hinter ihm her. Milerna setzte sich verwirrt im Gras auf. Was war das? Was war das für ein dunkler Lichtschein, der auf einmal über dem Crusado lag? Plötzlich erfasste eine schwarze Lichtsäule das Luftschiff und hob es in die Luft. "Kommt zu mir, Sohn des Drachen und Mädchen vom Mond der Illusionen!" grollte der Manticor. "Allen!" Milerna schrie auf, als sie begriff. "Allen!" Sie wollte auf das Schiff zulaufen, doch es war schon verschwunden. Und mit ihm die schwarze Lichtsäule. An Bord des Crusado waren allen von dem plötzlichen Lichtwechsel überrascht. Schwarzes Licht... Das Luftschiff wurde durchgeschüttelt und jeder suchte irgendwo Halt. Hitomi presste sich die Hände auf die Ohren, doch die grollende Stimme durchdrang alles. "Kommt zu mir, Sohn des Drachen und Mädchen vom Mond der Illusionen..." "Oh nein!" kam auf einmal eine gedonnerte Erwiderung. "Du bekommst sie nicht!" Hitomi spürte die Anwesenheit des Drachen, seine Kraft und sein Eingreifen. In die Schwärze des Lichtes mischte sich immer mehr Weiß und langsam wich das Schwarz einem immer heller werdenden Grau. Dann übernahm das Weiß die Oberhand und der Crusado fand sich unter blauem Himmel wieder. Und stürzte ab. "Noch bin ich nicht stark genug," fauchte der Manticor zornig. "Aber bald werde ich es sein. Verlass dich darauf!" "Das werde ich," kam die spöttische Antwort des schwarzen Drachen. "Das werde ich, alter Feind." Der Manticor zog sich hinter seinen Schutzschleier zurück und schloss erschöpft die Augen. Gleichzeitig fauchte der Drache ungehalten. Er hatte den Aufenthaltsort seines alten Feindes immer noch nicht bestimmen können. Dieser Schutzschleier hinderte den Drachen daran, dem Manticor sowohl in der Realität als auch auf der Traumebene zu nahe zu kommen. Nun, es gibt aber eine Möglichkeit... kam es dem Drachen in den Sinn. Der Crusado war direkt über einer tiefen Schlucht aufgetaucht und wurde nun von der Schwerkraft unaufhörlich nach unten gezogen. Gardes versuchte noch ihn irgendwie in der Luft zu halten, hatte aber keinen Erfolg. "Wir stürzen ab, Kommandant!" schrie er Allen zu. Dann neigte sich das Luftschiff langsam nach vorne und durch die große Frontscheibe wurde der scheinbar endlos tief unter ihnen liegende Boden der Schlucht sichtbar. Kreischend krallten sich alle fest. Die meisten hatten Glück und fanden schnell sicheren Halt. Besonders Merle und Louvain hatten schnell Erfolg, denn ihre katzenhafte Wendigkeit kam ihnen sehr entgegen. Hitomi konnte sich nur mit Mühe an einem festgeschraubten Sitz festkrallen. Sie sah Van an sich vorbeirutschen und packte sofort zu. Dankbar blickte er sie an und hielt sich an ihrer Hand fest. Auch die anderen hatten mittlerweile Halt gefunden. Und immer schneller stürzte der Crusado dem Boden entgegen. Schwarze Krallen griffen nach dem zerbrechlichen Luftschiff und plötzlich stoppte der Fall. Durch den harten Ruck verlor Hitomi den Halt. Gleichzeitig spürte sie auch, wie Vans Hand abrutschte und er fiel. "Van!" Sie schrie laut auf und wurde fast gleichzeitig von Allen am Gürtel gepackt. Mit hartem Griff zog er sie hoch. "Van!" Dieser blickte sich noch einmal um, rollte sich dann eng zusammen und durchschlug die Glasscheibe. Er stürzte dem Boden entgegen. "Wo ist Shid?" erkundigte sich Eries, als sie den Flugplatz betrat. Milerna sah auf und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. "An Bord des Crusado." "Und wo ist der?" fragte Eries ungehalten. "Weg," flüsterte Milerna. "Einfach weg." Sie schluchzte laut auf und fiel ihrer Schwester um den Hals. Eries strich ihr sanft über den Rücken und fragte sich stumm, was bloß passiert war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)