Without hope von abgemeldet ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Einst herrschte Krieg auf der Welt. Warum dieser Krieg ausgetragen wurde, war schon lange nicht mehr bekannt. Die Parteien wussten nur, dass sie einen unbändigen Hass auf die anderen verspürten. Am schlimmsten waren dabei die Engel und Dämonen. Während die anderen Parteien immer wieder Friedensverträge untereinander gründeten - auch wenn sie schnell wieder vergingen - versuchen die Engel und Dämonen sich stets gegenseitig zu töten. Ein Frieden zwischen den beiden war ausgeschlossen und so bekriegten sie sich Jahrhundertlang, während sie mal die eine und mal die andere Rasse in ihren immer währenden Kampf zogen. Eines Tages jedoch war der Krieg zu ende. Was ihn beendete blieb auf allen Seiten unbekannt. Das einzige was den anderen Rassen auffiel, war lediglich das Fehlen der beiden ewigen Feinde. So herrschte lange zweifelhafter Frieden. Es kam immer wieder zu kleineren Kriegen zwischen den anderen Rassen, doch diese dauerten lediglich wenige Jahre. Dann kam die Zeit, in der die Engel - schon lange ein Mythos geworden - wieder erschienen. Und auch die Dämonen standen ihnen im nichts nach, denn auch sie wurden immer öfter gesehen... auch wenn die Rassen niemals gemeinsam gesichtet wurden. Bald sah man Engel und Dämonen wieder als Selbstverständlichkeit an. Lediglich die Menschen beteten Engel und Dämon als Götter an, was die anderen Rassen spöttisch beobachteten. So schien alles perfekt zu laufen, bis eines Tages ein mächtiges Wesen auftauchte, das nach und nach immer mehr Städte zerstörte. Ihm folgten ähnliche seiner Art und so beschlossen die vorigen Rassen, sich zur Wehr zu setzten. Daher sandte jede Rasse einen Vertreter aus ihren Reihen zu einem geheimen Treffpunkt. Die Menschen sandten einen Waldläufer, dessen Name Florian war. Aus den Reihen der Werwölfe kam Lulupa, eine Heldin unter ihres gleichen. Die Vampire sandten Vladt aus, ein junger Graf. Isuldar vertrat die Elfen, denn sie war hoch angesehen. Ikon kam aus den Reihen der Zentauren, die auch alle anderen Pferdewesen vertraten. Esmeralda stand für das Zauber- und Hexenvolk ein. Aus den Nestern der Phoenix kam Fjorl, der auch der Herr der Phoenix war. Aus den Reihen der Drachen kam ein kleiner, goldener Jungdrache, dessen Name Toriin lautete. Die Dämonen sandten Verus aus, einer der Mächtigsten. Aus den Reihen der Engel kam Nirynja, ein junger Himmelsengel, dessen Vater Gabriel war. Und so trafen sich diese Zehn in einer finsteren Nacht in einem verzauberten Wald im Geheimen. Kapitel 1: ----------- Die Dunkelheit war undurchdringlich. Irgendwo in der Finsternis schrie eine Eule, doch dann war alles wieder still. Erst das stampfen von Hufen auf feuchten Erdboden durchbrach erneuert die lautlose Landschaft und bald trat ein stattlicher Zentaur aus den Wald auf die Lichtung. Er schritt bis in die Mitte der Lichtung und lies einen Stapel trockenes Holz fallen. Dann trat er drei, vier Schritte zurück und sah sich neugierig um. Erst war niemand zusehen, doch dann meldete sich die Eule erneuert zu Wort. Sie saß auf einen nahen Baum und stierte den Zentaur neugierig an, bevor sie aufleuchtete. Umgeben von Feuer flatterte sie auf, schwebte zu dem Pferdmann und setzte sich auf den Holzhaufen, der sich auch prompt entzündete. Als das Feuer stark genug war, flatterte der Phoenix erneuert auf und landete in einen Brombeerbusch, nahe dem Zentaur. Gleichzeitig trat auch ein Wolfsweibchen heran, die neugierig an den beiden fremden Wesen schnüffelte, während sie die Frau hinter sich vollkommen ignorierte. Die Alte murmelte vor sich hin, setzte sich ans Feuer und wärmte sich ihre Hände daran. So blieben sie eine Weile, schweigend. Nur das Feuer knackte in die Stille. Eine Stunde später hörte man erneuert das Rauschen von Flügeln, allerdings flotter als die Schläge des eleganten Vogels im Gebüsch. Ein goldener Lichtblitz huschte vorbei und die vier sahen ihm nach. Genau da, wo der Blitz verschwunden war, trat eine junge Frau in Begleitung eines wunderschönen Mannes auf die Wiese. In ihren Armen lag ein kleiner, goldener Drache, der wohl die Ursache für den Blitz war. Wenig später trat noch ein Mann auf die Lichtung. Er erschien älter als die vorigen Beiden, aber jünger als die Alte. Anschließend stülpte sich die Erde auf und als sie wieder hinunter glitt, erschien ein finster drein blickender Mann, der große, lederne Flügel um seinen Körper legte. Er sah sich um und hielt es für angebracht, etwas zu sagen: "Wo ist der Engel?" "Noch nicht da.", erwiderte die Alte krächzend. Der Dämon schnaubte. "Typisch... immer müssen sie zeigen, wie viel besser sie doch als wir sind." "So wie ich das sehe Verus, warst du auch nicht gerade pünktlich.", setzte nun der Zentaur Ikon an und auch Florian stimmte dem zu, in dem er nickte. "Ich habe meine Gründe." "Gründe hat auch sie.", wisperte Esmeralda. Sie hatte ihre Kristallkugel gezückt und stierte nun in diese hinein. "Was soll das heißen, Hexe?" "Sie wird heute nicht hier erscheinen." "Na klasse." "Und auch morgen nicht und nimmer mehr, denn sie sitzt gefangen in einem Käfig in der Hand eines Königs der Menschen.", fuhr die Alte fort ohne auf Verus' Kommentar zu achten. Der Dämon fluchte nun wirklich und er war nicht der einzige. Auch Vladt fluchte lautstark und der Wolf knurrte erbost. "Das heißt, dass wir sie retten müssen, denn wir brauchen die Hilfe des Engels." Alle sahen zu dem Phoenix, der aufgehört hatte, seine Flügel zu putzen. Und Fjorl schwieg noch nicht. "Und sollte jemand etwas dagegen haben oder meinen, er brauche die Hilfe des Engels nicht, so sei er darauf hingewiesen, dass die Engel mächtige Bannformel kennen und auch einen Teil des 10-Bann-Spruchs entwickelt haben, der uns wichtig ist. Ohne den Engel können wir unsere Mission nicht beginnen, ohne den Engel können sie nicht begehen und ohne den Engel können wir sie nicht beenden." Damit widmete sich Fjorl wieder seinem orange-roten Gefieder. Verus verdrehte genervt die Augen und wandte sich von dem Vogel ab. "Gefiedertes Pack!", höhnte er, während er kurz mit den Flügeln schlug. Fjorl ignorierte dies großzügig. "Er hat recht.", sagte nun auch Isuldar, die junge Elfenfrau. "Wir können den Engel nicht dort lassen." "Weiß eigentlich irgendjemand, wie dieses Federvieh heißt? Es ist nicht gerade klug mitten auf einer Straße von Engeln zu reden." Der Vampir sah gebieterisch in die Runde, doch alle schwiegen, bis Esmeralda wieder das Wort aufnahm. "Die Engel hielten den Namen des Gesandten bis zum Schluss geheim und auch jetzt ist der Name des Engels nicht bekannt. Es wurde nur verkündet, dass er jung sein solle und das Geschlecht der Frauen vertreten soll, da es in unserer Gruppe nicht gerade stark ist." "Welch Überraschung.", schnaubte Florian. "Frauen sind nicht gerade mächtig." "Dies mag für euch Menschen gelten, nicht aber für die Zentauren.", erklärte Ikon trotzig. "Genauso wenig in den Nestern der Phoenix. Ganz im Gegenteil, meist haben unsere Weibchen mehr Macht." "Und sie sind nicht sehr oft vertreten, weswegen wir sie hüten wie unsere Magie.", knurrte Verus. Vladt schwieg, doch es war kein Geheimnis, dass sich Vampirgrafen kleine Harems hielten und sehr auf diesen setzten, bildete dieser doch der letzte Verteidigungsring vor den Grafen selbst. Florian zuckte mit den Schultern. "Wenn ihr meint." "Vergiss nicht, dass es auch Frauen in unserer Gruppe gibt. Und wir haben wohl unseren Sinn und können dir hier und jetzt unsere Fähigkeiten unter Beweis stellen, wenn dir danach verlangt." Isuldar trat auf den Waldläufer zu, doch Lulupa stellte sich ihr in den Weg und schüttelte leicht ihren eleganten Kopf. Florian schnaubte lediglich, zog eine Pfeife und Tabak aus seiner Tasche und wenige Augenblicke später zog er genüsslich an dieser, ohne weiter auf die Blicke der anderen zu achten. Verus war der erste, der wieder das Wort aufnahm. "Was machen wir nun? Wie Fjorl so großzügig hingewiesen hat, brauchen wir diese Heiligkeit." Bei dem letzten Wort klang unüberhörbarer Spott mit. Wie jeder Dämon verachtete auch Verus das Volk der Engel und man sah ihn an, dass er lieber ohne den Engel gewesen wäre. "Natürlich müssen wir ihn befreien. Wenn Madam so großzügig wäre und uns sagen würde, in welcher Stadt der Engel gefangen gehallten wird..." Ikon sah zu Esmeralda, die noch immer in ihre Kristallkugel sah, die durch das Feuer orange-rot leuchtete. "Ich sehe einen Wald und einen See. Die Sonne geht hinter einen Schloss aus Glas unter und der Ruf eines Werwesens ertönt." Verus zog eine Augenbraue hoch. "Warum könnt ihr eigentlich niemals direkt antworten, anstatt in Rätseln?" Die Alte grinste den Dämon an, sagte jedoch weiter nichts. Florian zog an seiner Pfeife, legte dann seine Hand mit dieser auf seinen Schoß und blies den Rauch wieder aus. "Das klingt nach Holaris, die Stadt des gläsernen Königs." "Wie kommst du darauf?", zischte Vladt. "Ich kenne keine andere Stadt der Menschen, in der ein Schloss aus Glas steht. Und meines Wissens nach gibt es auch unter euch keine Glasschlösser." Wieder waren alle Blicke auf den Menschen gerichtet. Sie alle mussten dem zustimmen und das passte ihnen nicht wirklich. Wieder meldete sich Verus als erster zu Wort. "Also? Was machen wir jetzt?" "Wir müssen erst mal nach Holaris und dort eindringen. Das wird gar nicht so leicht werden." Fjorl sah sich in der Gruppe um. Tatsächlich würde es schwer sein, dort zu erscheinen ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Für gewöhnlich verjagten die Menschen Zentauren, versuchten Phoenix zu fangen, Hexen zu verbrennen und stürmten auf Dämonen zu, um diese um Gnade anzuflehen. Elfen dagegen wurden verachtet, da sie als eitel betrachtet wurden. Vampire konnten nur bei Nacht eindringen, da sie am Tage ruhen mussten und Werwölfe waren auch nicht gerade beliebt. Allerdings waren Menschen nicht gerade begabt darin, einen Werwolf zu erkennen, wenn er direkt vor ihnen stand. Und Drachen lösten immer eine Massenpanik aus. Somit blieben nur zwei, die in Holaris eindringen konnten: Florian und Lulupa. So einigte man sich darauf, dass die beiden die Stadt getrennt betraten. Sie sollten sich ein wenig umhören. Vielleicht fanden sie eine Information darüber, wo der Engel geblieben war, denn Esmeraldas Fähigkeiten hatten bei der genauen Ortung der Himmlischen versagt. Gegen Abend sollten sie wieder zu den anderen stoßen und ihnen berichten, was sie herausgefunden hatten. Alles Weitere sollte dann beredet werden, aber so wie es jetzt aussah, würde die Gruppe wohl mit Gewalt in die Stadt eindringen und den Engel entführen. Das würde zwar eine Menge Aufruhr und Ärger versorgen, aber eine andere Möglichkeit sahen sie momentan nicht. So verabschiedeten sie sich von einander, denn der Tag brach an und Vladt musste von der Sonne weg. Sie trennten sich, um noch ein Weilchen auszuruhen, bis sie nach den Einbruch der Nacht nach Holaris ziehen würden. In Holaris Es klirrte, der Käfig an der Decke schwang leicht hin und her. Der große Mann sah von seinen Sitz auf, hinauf zu dem goldenen Gefängnis. "Bleib ruhig meine Schöne, sonst fällt er noch hinunter." Nur leises wimmern antwortete ihm. Der Mann lächelte entzückt und widmete sich wieder seinen Mahl. Wieder klirrte es, doch diesmal kümmerte sich der Mann nicht darum. So versuchte der Engel wieder, seine Flügel zu öffnen. Sie taten scheußlich weh. Bei ihrer Gefangenname brach der Rechte und man hatte nicht gerade darauf geachtet, wie sie sich in diesen Käfig verrenken musste. Er war einfach zu klein. Nirynja versuchte im Käfig ein wenig nach vorne zu rutschen, aber schon jetzt saß sie direkt an den dicken Stangen. Wieder wurde ihr bewusst, wie wenig Platz sie hatte: Ihre Füße eckten an der anderen Seite des kreisrunden Käfigs an. Sie konnte nichts weiter tun als da zu knien, eingeengt und ohne die gewohnte Freiheit. Sie versuchte die Flügel eng an ihren Körper zu legen, denn an den Käfiggatter musste sie diese abknicken, da die Lücken zwischen den Stangen so klein waren, dass sie ihre Flügel nicht hindurch schieben konnte. Das Anlegen war mit großen Schmerzen verbunden, doch momentan war das die angenehmste Pose. Weinend legte sie ihren Kopf an die Stangen und wünschte sich an die Freiheit. Sie wollte wieder frei umher fliegen, ihre Flügel strecken und lachen. Und natürlich musste sie zu den anderen, um den Feind zu besiegen zu können. Aber es schien hoffnungslos. Woher sollten sie wissen, wo sie war? Selbst wenn sie die Stadt finden würden - was sie höchst wahrscheinlich auch taten, immerhin war eine Hexe in der Gruppe und Holaris war nicht weit vom Treffpunkt weg - mussten sie hier eindringen. Und das würde sich als schwerer heraus stellen, als die Gruppe vielleicht dachte. In der Nacht Die Gruppe hockte dicht an der Waldgrenze und starrte auf Holaris hinunter. Sie hatten sich bei Dämmerung getroffen und noch einmal alles durch gesprochen. Gleichzeitig hatten sie auch versucht, Vladt von Lulupa fern zu hallten, die in menschlicher Gestalt erschienen war und sich als bildschön heraus stellte. Selbst Florian versuchte mit der rassigen Werwölfin zu flirten, doch die ignorierte ihn geduldig und achtete lieber darauf, nicht zu nah an Vladt zu geraten. Vampire waren nicht dafür bekannt, es beim flirten zu belassen. Nach dem alles geklärt war, hatten sie sich aufgemacht und waren drei Stunden durch den dunklen Wald gestiefelt. Lediglich Fjorl bot eine kleine Lichtquelle an und so hatten sie einige Schwierigkeiten. Immer wieder stolperte jemand über Wurzeln oder Steinen, trat in Pfützen oder stieß gegen einen Baum. Der schweigsame Toriin zog es vor, auf der Schulter der Elfe zu sitzen, da sie sich am sichersten bewegte und Drachen in der Dunkelheit nicht gerade gut sahen. Tatsächlich waren Isuldar, Florian und Lulupa die einzigen, die keine Schwierigkeiten hatten, durch den dunklen Wald zu laufen. Immerhin waren sie damit groß geworden, durch undurchdringliche Wildnis zu streichen. Regelmäßig hatte man Ikon fluchen hören. Er war der größte unter ihnen und stieß immer wieder gegen tief hängende Äste, musste ständig darauf achten nicht gegen Steine und Wurzeln zu stoßen - für ihn war es gefährlicher als für die anderen, denn er konnte sich seine zarten Beine schneller brechen - und lief somit dicht hinter Florian und unter Fjorl, die ihn führten. Verus hatte sich gänzlich von der Gruppe gelöst und ging seinen eigenen Weg nach Holaris. Allerdings war er immer in Rufweite. Vladt sprang während dessen von Ast zu Ast und hörte nicht auf die Ratschläge der Freunde. Er war fest der Meinung, dass der Baumweg sicherer wäre, als der Weg am Boden. Und es nützte nicht gerade, dass Esmeralda ständig innehalten musste. Die alte Frau war schon nach kurzer Zeit außer Atem und so lies sich Ikon irgendwann dazu herab, die Alte auf seinen Rücken zu tragen... was den Weg für ihn nicht gerade leichter machte. So kamen sie irgendwann am Waldrand an, völlig außer Atem, zerkratzt, Schlammbeschmiert und mit leichten Kopfschmerzen von diversen Zusammenstößen. Nun beobachteten sie die stille Stadt. Esmeralda war von Ikons Rücken abgestiegen und lehnte an einen Baum, nahe bei Fjorl, der ein wenig Wärme verbreitete. Auf ihren Schoß lag der kleine Drache und schlief. Allerdings schreckte er bei jedem Geräusch auf. Irgendwann war auch Verus aufgetaucht, der seltsam zu frieden wirkte. Woran das lag, fragten die anderen lieber nicht nach. Irgendwann brach der Morgen an. Ein Strecken und Gähnen ging durch die Gruppe, sie hatten während des Wartens geschwiegen und nun wurden nur wenige Worte getauscht. Man wünschte Florian und Lulupa viel Glück, gab noch den einen oder anderen Ratschlag und zog sich dann wieder in den Wald zurück, um nicht von vorbei fahrenden Händlern entdeckt zu werden. Florian begab sich als erstes zur Stadt. Lulupa wollte noch eins, zwei Stunden ausharren und ihren Gefährten erst dann folgen. Die Zeit zog sich entsetzlich lange hin und Lulupa konnte nichts anderes tun, als den vorbei ziehenden Karren zu zusehen. Mehrmals musste sie ihren Standort wechseln, da die aufgehende Sonne immer mehr bestrahlte und die schützenden Schatten auflöste. Als die Sonne über den Horizont stand, beschloss Lulupa, dass sie lange genug gewartet hatte. Gerade als sie auf die Straße wollte, kam ein bunter Wagen vorbei. Er war mit bunten Flicken behangen und wurde von zwei braunen Walache gezogen. Es klirrte laut, als er näher ratterte, denn an seinen Seiten hingen Töpfe aller Größe und jeder Form. An seinen vier Ecken waren je zwei Lampen angebracht, die nun nicht leuchteten. Sie hatten eine edle, schwarze Metallform, deren Seiten mit durchsichtigen, bunten Glas beschlagen waren. In ihren Inneren konnte Lulupa Kerzen unterschiedlicher Größe erkennen. Auf den Dach des Wagens war ein künstlicher Hahn befestigt, der laut stark krähte, während der Wagen sich der Stadt näherte. Auf den Kutschbock saß ein alter Mann, dessen Haarpracht schlaff herunter hing und einen fettigen Ansatz zeigte. Er hatte eine lange Hackenase, die eine dreckige Brille trug. Seine Kleidung war anscheinend einst so bunt gewesen wie sein Wagen, war aber von vielen Waschen ergraut und sah mehr als ein Waschlumpen aus. Er hielt die Zügel seiner Pferde mit den Beinen fest, während er einen verbeulten Topf mit einem Hammer bearbeitete. Lulupa fluchte über das Auftauchen des Kesselflickers. Sobald diese Menschen in eine Stadt auftauchten, herrschte Unruhe, da jeder seine alten Töpfe repariert haben wollte. Immerhin war diese Berufsgruppe fast seltener als Goldlinge - Blumen die ihren Besitzer reich machen sollten und mehr Legende als Tatsache waren... obwohl es diese Blumen tatsächlich existierten, gut gehütet von Verus' Artgenossen. Ein Kesselflicker bedeutete Probleme. Lulupa zog sich tiefer ins Gebüsch zurück, sie wollte nicht gesehen werden, bis sie in Sichtweite der Stadtwachen am Tor zur Stadt war. Doch leider schien der alte Kesselflicker bessere Augen zu haben, als Lulupa gedacht hatte. Kaum hatte er die Stelle erreicht, an der sich das Werwolfsweibchen versteckt hielt, da zügelte er seine Pferde und sah in den dichten Wald. "Wen wollt ihr'n ausrauben, verehrtes Fräulein?" Lulupa fluchte. Er hatte sie offensichtlich bemerkt und verstecken war nicht wirklich sinnvoll. Würde der Kesselflicker weiter fahren, ohne dass sie sich meldete, würde er den Stadtwachen bescheid geben und keine allein umherziehenden Frauen mehr hineinlassen. So trat Lulupa aus ihren Versteck auf den sandigen Weg. Der Kesselflicker zog seine verfilzten Augenbraue hoch. "Verzeihung, Madam. Von weiten saht ihr wesendlich jünger aus, aber nun seh ich, ihr seit längst erwachsen und in der Blüte eures Lebens." Damit tippte der Mann an einen nicht existierenden Hut und verneigte sich leicht vor der Werwölfin. "Reden sie keinen Unsinn, Mann!", fauchte die. "Oh... ein bisschen gereizt, mmmh? Nun, denke für 'ne Wölfin is' heute nich' leicht, in 'ne Stadt zu kom." Lulupa traf beinahe der Schlag. Woher wusste der Alte, dass sie kein Mensch war? Er musste ihr Erstaunen bemerkt haben und lächelte friedfertig. "Oh keene Sorge, ich werd euer kleines Geheimnis für mich behallten." Dabei leuchteten seine Augen kurz auf und Lulupa spürte Erleichterung aufkommen - er war ein Artgenosse. "Wärt ihr so freundlich und nehmt mich in die Stadt mit? Ich bin auf Mission und habe es eilig." "Türlich.", kicherte der Werwolf und rutschte auf den Kutschbock zur Seite, so das Lulupa aufsteigen konnte, was diese auch schnell tat. Der Kesselflicker trieb seine Pferde an und wandte sich seinen Topf zu, behielt gleichzeitig aber auch seinen Fahrgast im Auge. "Hab mich scho' gefragt, was so 'ne Schönheit hier so alleine macht." "Ich bin auf geheimer Mission.", entschuldigte Lulupa. Aus den verschiedensten Gründen wussten nur sehr wenige über die 10 Boten, die den neuen Feind entgegen treten sollten. Allen zehn war zu verstehen gegeben worden, dass sie nicht über ihren Auftrag reden sollten. Der alte Werwolf akzeptierte dies ohne weiter nach zu fragen. "Wie kommt es, dass ihr in euren Alter noch umherzieht, anstatt mit einer Fähe zu leben?" "Oh... Ich bin kein Geborener. Wurde vor zwanzig Jahren von einen Welpen gebissen, d'rum leb ich wohl auch noch. Das Wolfsleben hat mich nie gereizt, wollte lieber im alten Beruf bleiben und Töpfe ärgern." Er lächelte und entblößte vergilbte Zähne. "Allerdings hat das Wolfssein auch seine Vorzüge. Is' ewig her, dass ich mal ausgeraubt worden bin. Bin langsam berüchtigt: Der Kesselflicker mit'n Tollwutköter nenn'se mich. Hab' aber noch keen gebissen. Immer nur gedroht und so." Lulupa nickte verstehend. Werwölfe waren nicht gerate die leichte Beute, die so manch Räuber erwartet hatte. "Am best'n ihr schweigt, wenn wir das Tor erreichen. Weis scho', wie wir sie am besten da rein bekomm." Wenig später erreichten sie das Tor. Der Werwolf zügelte seine Tiere und lehnte sich von dem Kutschbock herab, um der Wache seine Papiere zu zeigen. Der studierte die kurz und sah dann von den Alten zu Lulupa. "Im Papier ist nur einer vermerkt." Der Mann lies seine Augen über Lulupas stattlichen Körper gleiten und beide Werwölfe konnten seine Erregung gerade zu riechen. "Hrm. Türlich nur einer. Die Kleene da hab ich in 'nem Dorf ofgegabelt. Will och Töpfe flick'n. 'Is' keene Arbeit für'n Weib, hab ich gesagt, aber die wollt' nich' hör'n. Hat lang' gebettelt. War richtig angenehm... da dacht ich mir: Na wenn se unbedingt will. Muss' dafür aber extra bezahl'n, wissen 'se? Will ja och meenen Spaß hab'n." Lulupa war empört über diese Geschichte, lies es sich jedoch nicht anmerken und lächelte kokett. "Und die Namen?", fragte die Wache leise. Sein Begehren war inzwischen auf für Menschen unübersehbar, doch der Werwolf ignorierte dies mit einen überheblichen grinsen, dass jeder zeigte, der stolz auf eine Errungenschaft war, die sonst niemand hatte. In diesen Fall war das Lulupa. "Markus nenn' man mich. Den Kesselflicker mit'n Tollwutköter." "Nicht doch ihren... ich meine..." Die Wache wurde rot. "Elise.", sagte der Werwolf stolz. "Elise...", wiederholte die Wache verträumt. "Darf man sich dieses wundervolle Weibsbild auch mal ausleihen?" Der Alte kicherte. "Nur wenn's Schätzl das och will." Er drehte sich fragend zu Lulupa. Wieder lächelte sie kokett. "Aber natürlich. Wenn ich ihnen behilflich sein kann, komme ich gerne mal vorbei." Den armen Wachposten verschlug es die Sprache. Er stand mit weit geöffneten Mund da und stierte Lulupa verträumt an. "Dürf'n wir durch?", fragte Markus vorsichtig. Die Wache nickte, sah dabei aber immer noch unverwandt auf die Werwölfin. Erst als der Wagen endlich durch den Tor war, entspannte sich Lulupa wieder. "Was war das denn für eine Geschichte?" Markus kicherte. "Hab nur ihre Reize genutzt. Anders wär'n wir erst durch sucht worden und ihr hab's eilig." Lulupa schnaubte. "Sie können mich hier jetzt absteigen lassen. Das Tor ist außer Sichtweite." Er wirkte etwas enttäuscht, hielt aber den Wagen an und Lulupa stieg vom Kutschbock, was gar nicht so einfach war, denn inzwischen tränkten sich unzählige Hausfrauen um den Wagen, die ihre Töpfe repariert haben wollten. "Vielen Dank noch mal." "Keene Ursache!" Dann wandte sich Markus an die Frauen. "Also wirklich, meene Damen. Kann erst arbeit'n, wenn ich of'n Markt bin. Lasst mich durch... ja Madam, ich bin ganzen Tach da..." Die Stimme von Markus verlor sich, während sich Lulupa weiter in dien Stadt drängelte. Das war einfacher als gesagt, denn überall strömten ihr Frauen entgegen. Die Nachricht vom Kesselflicker hatte sich wie ein Lauffeuer in ganz Holaris verbreitet. Im Käfig Müde öffnete Nirynja die Augen. Sie war eingeschlafen, aber sie fühlte sich noch immer müde und erschöpft, da sie in ihrem engen Gefängnis nicht richtig liegen konnte. Ein ätzender Geruch trat in ihre Nase und sie wandte den Blick ihren verletzten Blick zu. "Nein...", stöhnte sie. Die Wunde hatte angefangen zu eitern. Eine Gelbe Flüssigkeit floss wie Blut aus, der herausragende Knochen war nun nicht mehr nur schlammbeschmiert, sondern war auch noch von einer gelbgrünen Kruste bedeckt. Der Eiter tropfte auf den Käfigboden, floss dort zum Käfigrand und fiel von dort auf den Speisetisch des Mannes, der sie hier gefangen hielt. Eine einzelne Fliege schwirrte heran und setzte sich auf Nirynjas Wunde. Der Engel versuchte sie mit einer Bewegung ihres Flügels zu verscheuchen, doch inzwischen war der ganze Flügel steif. Unter Tränen versuchte sie das Insekt mit der Hand zu verjagen, aber auch das gelang durch die Enge ihres Gefängnisses nicht. Da wusste sie: Sie würde sterben. Nicht an Nahrungs- oder Wassermangel, sondern an der Vergiftung, die ihr Körper unweigerlich durch den Eiter davon tragen musste. Im Wald Lulupa lies sich erschöpft gegen einen Baum sinken. Wie sie Menschenstädte hasste! Sie waren zu voll und viel zu beengt. Auf den Weg aus Holaris hinaus hatte sie Florian getroffen und die beiden hatten beschlossen, gemeinsam zurück zu kehren. Die Wache hatte nicht schlecht geschaut, als Lulupa aus den Tor trat und fragte nach Markus. Sie erklärte ihm, dass sie genug von den Alten hätte, der bekäme ja keinen mehr hoch. Sie wollte sich lieber mir einen jungen, stattlichen Mann begnügen und hackte sich dabei verführerisch bei Florian ein, der auch prompt rot wurde. Die Wache hatte den beiden nach gestarrt und so konnte sich Lulupa erst von Florian lösen, als sie im Wald waren. Der war natürlich davon überzeugt, dass die Werwölfin es ernst gemeint hatte und so musste sie ihn erst mal K.O. schlagen. Er lag nun auf einen besonders harten Stein, während die Werwölfin auf die anderen warteten Die kamen auch recht bald. Lediglich Vladt zeigte sich nicht, da die Sonne noch nicht ganz untergegangen war. "Was ist denn mit dem los?", fragt Verus mit einen Blick auf die leblose Gestalt des Waldläufers. "Er hat ein Ablenkungsmanöver etwas zu ernst genommen." Sie berichtete ihren Gefährten, wie sie in und anschließend wieder aus die Stadt gekommen waren und keiner von ihnen konnte sich ein Grinsen verkneifen. Isuldar wurde aber schnell wieder ernst und weckte den Menschen mit ihrer heilenden Magie und bat ihn, nun doch ein wenig nüchterner zu sein. Doch Florian hatte kein Interesse mehr an der Werwölfin und paffte viel lieber an seiner Pfeife... was auch viel sicherer für ihn war. Als erstes aßen die neun etwas. Florian war so geistesgegenwärtig gewesen und hatte für alle was zu essen gekauft. Nachdem sie gesättigt waren, kamen sie zu dem ernsten Teil ihres Hier seins. "Und? Habt ihr was heraus gefunden?", fragte Verus, während er auf einen Knochen herumkaute. "Ich weis nur, wer den Engel nicht gesehen hat.", sagte Lulupa bedauernd. "Wir können das Armenviertel, das Handelsviertel und das Adelsviertel ausschließen." "Woher willst du wissen, dass dich niemand betrogen hat?", fragte Toriin erstaunt und meldete sich damit zum ersten Mal zu Wort. Seine Stimme quietsche unangenehm und erklärte auch, warum der Kleine eher schweigsam war. "Ich habe viel rumgeschnüffelt.", erklärte Lulupa. "Bei mir sieht's auch nicht viel besser aus. Fast keiner weis was über einen Engel." "Wie immer nutzlos, dieser Mensch.", höhnte Verus. "Er sagte fast." Die Gruppe schreckte auf, aber es war nur Vladt, der sich endlich raus traute. Er starrte gierig auf die Kätzchen, die in einem Korb lagen und schliefen. Mit einem Satz war er da und griff das erste heraus. Die Katze maunzte erbärmlich. "Oh bitte Vladt... nicht direkt von unseren Augen.", bat Isuldar, die verzweifelt auf die Miezen schaute. "Natürlich." Vladt setzte die Katze zurück in den Kopf, hob diesen hoch und trug ihn in den Wald, wo er sich seiner Mahlzeit widmen wollte. Man sah der Elfe an, dass sie am liebsten eingeschritten wäre. "Er braucht Blut zum Leben.", sagte Verus streng zu Isuldar. Diese nickte deprimiert. "Was meintest du mit fast?", setzte Ikon das vorige Gespräch fort. "Naja... ich habe zwei, drei Diener des Schlosses getroffen. Sie sagten, dass ihr Herr - Holaris König - vor kurzem einen Käfig in seinem Zimmer hat aufhängen lassen. Außerdem haben sie beobachtet, wie man einen Gefangenen ins Schloss brachte. Allerdings nicht runter zum Kerker." "Eine recht wage Annahme." Esmeralda zog ihre Kristallkugel aus ihrer Tasche und sah hinein. "Aber gut möglich, dass es der Engel ist." "Was siehst du, alte Frau?" Esmeralda sah zu Fjorl, der auf einen tiefen Ast saß. "Die Stadt und die Wachen, die darin patrouillieren." "Wir sollen also in Schloss eindringen, in der Hoffnung, dass darin der Engel IRGENDWO ist?", fragte Verus spöttisch. "Wir haben einen Anhaltspunkt Verus. Der Käfig wurde im Gemach des Königs aufgehängt. Wenn es der des Engels ist, so ist er beim König." "Nehmen wir aber mal an, dass sich unsere Heiligkeit nicht darin befindet... was dann?" "Dann haben wir ein Problem." "Ach?" "Wir können sie aber auch nicht da lassen!", knurrte Isuldar. "Kein Grund mich so anzufahren, Baumkuschler!", fauchte Verus zurück. "Ruhe!", fuhr Toriin auf. Sofort wurden die anderen still, aber mehr deswegen, weil sie sich die Ohren zuhielten, als dass sie wirklich auf ihn hörten. "Wir retten den Engel und damit ist gut. Ich habe schon erklärt, warum wir sie brauchen und ich will es nicht noch einmal machen müssen, Dämon." Fjorl schwebte in die Mitte der Gruppe und landete dort auf einen Stein. "Wir dringen noch heute Nacht in die Stadt ein, versuchen irgendwie unbemerkt zum Schloss zu kommen und betreten es getrennt. Lulupa und Vladt lenken die Wachen ab, während Esmeralda durch ihre Kristallkugel die Bewegungen der Wachen beobachtet. Toriin und ich werden euch bescheid geben, wenn sich was tut. Ikon wartet draußen. Bei einer schnellen Flucht muss er Esmeralda und den Engel tragen, falls es nötig sein sollte. Während die Wachen abgelenkt sich, dringen Verus, Florian und Isuldar tiefer ins Schloss ein. Ihr müsste das Gemach des Königs finden und den Engel retten." Der Phoenix starrte sie alle an. "Oder habt ihr eine bessere Idee?" Am Schloss Es versprach eine ruhige Nacht zu werden. Tom stand gelangweilt am Haupteingang zum Schloss und lehnte sich an die Mauer. Er war ein junger Soldat, der erst vor ein paar Monaten einbezogen war. Er hasste seine neue Arbeit und würde viel lieber in der Schmiede seines Vaters stehen. Aber leider war der König der Meinung, dass er dringend viele Soldaten brauchte, obwohl die fremde Macht auf der anderen Seite des Kontinents wütete. In wenigen Tagen würde Tom 20 Jahre alt werden und sein Kollege - der momentan leise vor sich hin schnarchte - hatte eine wundervolle Frau und zwei Kinder, die er hatte alleine lassen müssen, nur um mitten in der Nacht ein Tor zu bewachen, dass bisher noch nie angegriffen wurde. Ungeniert gähnte er und wischte sich verschlafen über die Augen... und bereute es sofort. War da eine Bewegung gewesen? Oder hatte ihn die Dunkelheit nur einen Streich gespielt. Er stieß sich von der Mauer ab und sah über den Hof, der leer und still vor ihm lag. Nein, da war wohl nichts. Gerade als er sich wieder entspannt zurück lehnen wollte, sah er es wieder: Ein kurzes Aufblitzen in der Dunkelheit, ein huschender Schatten und dann war wieder ruhe. Tom schluckte. "He.... He!" Felix - sein Kumpan - wollte nicht aufwachen, also rüttelte er an ihm, bis der ihn fluchend beschimpfte. Aber Tom schnitt ihn schnell das Wort ab. "Da ist irgendwas!", flüsterte er. Felix sah sich halb verschlafen, halb verängstigt um, konnte jedoch nichts erkennen. "Lass die Streiche... Is' schon schlimm genug, dass wir uns hier die Beine in den Bauch stehen müssen, Verdammter Id..." Doch da wurde ihm das Wort angeschnitten. Irgendetwas hatte laut gescheppert und wieder glaubte Tom einen huschenden Schatten gesehen zu haben. "Hast du das gesehen?" Felix schluckte. "Ja, leider..." Er lies Tom stehen und schritt langsam in die Richtung, aus der das Scheppern ertönt war. Er verschwand im Schatten der Mauer und Tom konnte ihn nicht mehr erkennen. "Och verdammt!", hörte er Felix. "Diese Deppen haben mal wieder ihre Schilder stehen lassen, eines davon ist umgestürzt." Tom sah eine Bewegung im Schatten, als Felix das Schild wieder hinstellte. Ein lautes Reißen schallte über den Hof und Tom grinste. Da war wohl eine Hose gerissen. Aber warum fluchte der Narr nicht, wie es sonst seine Art war? "Felix?", fragte Tom zögerlich. Wieder sah er eine Bewegung. "Hallo? Ist da wer?", fragte er verängstigt in die Dunkelheit, aber es gab keine Antwort. "Verdammt... Felix hör auf damit! Das ist nicht mehr lustig!" Doch auf den Hof blieb es still. Tom schluckte. Da musste er wohl nachsehen, was mit seinen Kollegen war. Zögerlich ging er zur Mauer und kaum trat er in dessen Schatten, da sah er Felix' Körper vor sich liegen. "Verdammter Idiot, kannst du nicht mal was machen ohne einzuschlafen?", fragte er laut. Es ging keine Regung durch Felix' Körper. Tom schluckte erneuert. "Felix?" Er ging einen Schritt näher an ihn heran. Gerade als er sich zu ihn runterbeugen wollte, riss ihn etwas von der Seite her um. Er sah goldene Augen vor sich blitzten, spürte einen unerträglichen Schmerz in der Kehle und den Drang, tief Luft zu hohlen... doch dann war er auch schon tot. Lulupa sah sich um und trippelte auf das Schlosstor zu. Sie hörte nicht auf das Schlürfen hinter sich und ignorierte auch die Verachtung, die sie wegen des Vampirs empfand. Das Tor war verschlossen, doch nun tauchten auch die anderen hinter ihr auf. Sie hatten sich zurück gehallten, während Lulupa die Wachen ausschaltete. Verus trat vor, legte eine Hand auf das Tor und murmelte irgendwas. Ein rotes Zeichen erschien für einen Sekundenbruchteil auf dem Holz, dann schwangen die Torflügel wie von allein auf. "Rein da!", befahl er und huschte in den Schatten, dicht gefolgt von Isuldar, Florian, Vladt, Lulupa und Fjorl. "Esmeralda lässt ausrichten, dass acht Wachen im Gang vor euch sind und sieben auf euch zukommen. Irgendwo in der Mitte des Ganges ist ein Abzweig, da geht es zu dem Gemach des Königs. Dort warten auch noch fünf Wachen, aber ansonsten ist der Weg frei." "Danke.", erwiderte Isuldar und sah zu den Werwolf und dem Vampir. "Am besten ihr lenkt die Wachen hier im Gang ab, mit den anderen kommen wir schon klar." Vladt und Lulupa nickten zustimmen und stürmten in den Gang. Kurz darauf hörte man Rufe durch den Gang hallen und scheppernde Schritte. Die Wachen hatten die Verfolgung aufgenommen. Die drei Anderen schlichen nun ebenfalls den Gang entlang. Einmal stolperten sie über eine Leiche mit aufgerissener Kehle und kurz darauf auf eine Wache, die eindeutig Blutleer war, ansonsten erreichten sie den Mittelgang ohne weitere Vorkommnisse. "Auf drei... eins... zwei... drei!" Die Drei stürmten den Raum. Die Wachen schreckten auf, als sie erkannten, dass die Gefahr nicht vorüber war, nur weil die anderen vorbei gerannt waren. Laut grölend stürmten sie auf die Fremden zu und schlugen dabei mit ihren Schwertern um sich. Verus stieß sie mit Hilfe seiner dämonischen Gabe zurück in den Gang, so das Florian seinen Bogen zücken konnte. In rascher Folge lies er drei Pfeile durch den Gang fliegen und zwei Wachen fielen. Einer davon war Tod, der zweite leicht verletzt, weswegen er sich schnell wieder aufrappelte. Verus zog sein Schwert und stürmte auf die vier Wachen zu. Leider wurde er erstmal aufgespießt. Die Wache höhnte Verus an, doch der Dämon grinste, entfaltete seine Flügel, griff an den Schaft des gegnerischen Schwertes (welches die Wache losgelassen hatte) und zog es aus seinen Körper. Fast gleichzeitig schloss sich die Wunde, geheilt von Isuldar. Verus schwang beide Schwerter durch den Gang und traf den nun waffenlosen Wachen. Für einen Moment schien es, als wäre diese Unverletzt, doch dann fiel sein Kopf von seinen Schultern und während der Körper zuckend zusammensackte, fielen seine Eingeweide aus der Bauchwunde. Gleichzeitig duckte sich Verus und erneuert segelten zwei Pfeile über ihn hinweg. Nun fiel eine weitere Wache, durch zwei Pfeile in seinen Brustkorb getroffen und damit so gut wie Tod. In den Moment schwang die Tür zum Gemach des Königs auf und dieser betrat höchst persönlich das Kampffeld. Verus nutzte die Change. Aus seiner Haltung heraus stürzte er nach vorn, landete mit einen kurzen Flügelschlag vor den König und durchbohrte diesen. Der alte Mann sah ihn erstaunt an, während Blut aus seinen Mund lief. Verus grinste, zog sein Schwert aus den Bauch des Hochadlige und Köpfte ihn. Während er Körper fiel, sprang er in den Raum und sah sich flott um. Er entdeckte ein Seil, das über einen Flaschenzug zur Decke führte und dort in der Mitte des Raumes einen Käfig oben hielt. Direkt unter den Käfig stand ein Tisch und Verus stieß diesen unachtsam zur Tür, wo gerade eine Wache zu ihn stürzen wollte. Die wurde nun unter dem Tisch begraben. "Verus mach schnell! Die bekommen Verstärkung!", brüllte Florian. Das lies sich der Dämon nicht zwei mal sagen, rannte zum Seil und lies den Käfig hinunter. Als er auf den Boden stand, lies er das Seil los, drehte sich zum Käfig und stutzte. Sie hatten sich nicht geirrt: In den Käfig war tatsächlich ein Engel. Verus spürte Hass und Mitleid in sich aufsteigen. Der junge Engel sah schrecklich mitgenommen aus, ein gebrochener Flügel lag unglücklich unter ihren Füßen, während der andere hilflos zuckte, da der Engel den Flügel einerseits strecken als auch einziehen wollte. Die junge Frau sah Verus ängstlich an, während Schweiß über ihre Stirn lief. Sie war kurz vor der Bewusstlosigkeit und Verus konnte die Krankheit in ihren Körper gerade zu riechen. Er stürmte auf den Käfig zu, schwang sein Schwert und schlug gegen damit gegen das Schloss, dass den Käfig zu hielt. Erstaunlicher Weise hielt es stand. Der Engel wimmerte, doch Verus achtete nicht darauf. Wieder schlug er zu. Aber erst beim dritten Schlag fiel es endlich ab. Der Dämon riss die Käfigtür auf und zog den stark geschwächten Engel aus seinen Gefängnis. Sofort fing der an zu zittern. Verus strich der Frau eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Keine Angst. Ausnahmsweise helfe ich dir mal.", sagte er leise und sanft, was ihn selbst erstaunte. Der Engel breitete seinen gesunden Flügel vollends aus und wurde dann ohnmächtig. Verus knurrte deswegen, sah sich schnell den verletzten Flügel an und erkannte, dass nur Isuldar daran etwas tun konnte. "Ich hab sie!", rief er, steckte sein Schwert in die Scheide und ob den Engel auf. Er stürmte in den Gang, der mehr und mehr in einen Gemetzel ausartete und floh ohne auf Florian oder Isuldar zu achten aus den Schloss, wo Ikon - und auf dessen Rücken Esmeralda - warteten. Der Dämon hob den kranken Engel auf Ikons Rücken, wo Esmeralda ihn festhalten musste, damit er nicht herunter fällt. Ikon galoppierte los, bewacht von Verus und Fjorl. Gleichzeitig flog Toriin auf. "RÜCKZUG!" Die Gruppe war vor gewarnt gewesen. Sie hatten sich auf den Weg Wattebäusche in die Ohren gesteckt, so das Toriins Ruf sie nicht lahm legen konnte. So stürmten nun auch Lulupa, Vladt, Isuldar und Florian aus den Schloss und folgten Ikon und Verus, während die Wachen durch Toriins Stimme unschädlich gemacht worden waren. Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Blaues Licht erleuchtete die kleine Wiese, auf der sich die Gefährten vor drei Nächten das erste mal getroffen hatten. Die Sterne selbst schienen sich in dem Licht zu spiegeln, sogar ein Abbild des Mondes war zu erkennen. Drei dunkle Gestalten bewegten sich darin, sie waren nur schemenhaft zuerkennen. Doch wirkten sie nicht gefährlich, nein, das Licht wirkte wärmend und einladend, die drei Gestalten schienen Freunde jedermann zu sein. Ein einsamer Hirsch trat neugierig näher. Die Zeit der Paarung war erst vor kurzem vorüber gezogen und er war von den Ricken vertrieben worden, weswegen er allein durch die Wälder strich, immer auf der Hut vor Räubern. Er war ein recht vorsichtiger Hirsch - selbst für seine Art - und prüfte alles dreimal, bevor er sich vor wagte. Doch dieses Licht weckte in ihm keine Angst oder Misstrauen. Wie sollte so etwas Wunderbares auch gefährlich sein? Obwohl der Hirsch keinen solchen Gedanken fassen konnte, war es doch das, was sein Gefühl am besten beschrieb. So schritt er in das Licht und beachtete die schwarzen Nebelstreifen nicht weiter. Auch Nebel war nichts, was er fürchten musste. Viel mehr hat der Nebel ihn schon oft vor menschlichen Feinden bewahrt. So hatte er keinen Angst, vor den dunklen Schwaden. Neugierig schnüffelte er an einem blauen Stern, der direkt vor ihm schwebte. Als er ihn mit der Nase berührte, wich der Stern selbst einige Zentimeter zurück, als wäre leicht verschreckt, doch dann kehrte er zurück und setzte sich - so schien es - auf die Stirn des Tieres. Da bewegte sich etwas im Zentrum der Wiese und zog erneuert die Aufmerksamkeit des Geweihträgers auf sich. Kurz verspürte das Tier Panik, doch der Stern auf seiner Stirn glühte kurz auf und schon war die Panik nicht mehr als eine flüchtige Erinnerung. So schritt der Hirsch weiter ins Zentrum, näher an die drei Gestalten und achtete nicht weiter auf das, was hinter ihm geschah. Die Nebelschwaden zogen sich weiter zusammen, verdichteten sich zu einer schwarzen, undurchdringlichen Masse, in der selbst die blauen Sterne aufhörten zu leuchten. Der Hirsch kam in das Zentrum und stand nun direkt vor einen der drei Gestalten. Sie strecke sich dem Hirsch entgegen und berührte in an der Schnauze. Wieder glühte der Stern und wieder verschwand die Panik des Hirsches in Erinnerung. Ikon trat mit seinen zwei Lasten auf die Wiese. Kurz nachdem er den letzten Baum hinter sich gelassen hatte, ging er in die Knie, so das Esmeralda absteigen konnte. Die alte Frau wäre fast hingefallen, doch Verus fing sie noch rechtzeitig auf. "Vorsichtig, Alte. Nicht das ihr euch den Kopf aufschlagt und wir die Banne vergessen können." Esmeralda befreite sich aus den Griff des Dämons und zog ihre Kleider zurecht. "Keine Sorge, mir passiert schon nichts.", schnarrte sie, während Verus den Engel von Ikons Rücken hob. Nirynja schlief noch immer tief und fest, obwohl Isuldar sie fast rund um die Uhr geheilt hatte. Die Verletzungen des Engels waren auch soweit verheilt, lediglich der gebrochene Flügel machte den Gefährten ein wenig Sorgen. Trotz allen Bemühungen Isuldars wollte der Bruch nicht verheilen, der Eiter nicht aufhören zu fließen. So waren Florian und die Elfe allein aufgebrochen um Kräuter zu sammeln, die hier helfen könnten. Vladt, Toriin und Lulupa waren getrennt auf Jagt gegangen. Die drei bevorzugten warme Speisen und Toriin hatte versprochen auch für die anderen Gefährten Fleisch heran zu schaffen. Man sah es dem kleinen Drachen zwar nicht an, aber er war ein vorzüglicher Jäger... und auch die anderen aßen lieber Fleisch als Brot und Kräuter. Lediglich Ikon und Isuldar waren Vegetarier und was dem Phoenix anging... der zog Insekten, Aas und Vögel vor. Darum jagte er auch meist für sich allein, aber im Moment schwebte er weit über den Wolken und hielt Ausschau nach Jägern und Soldaten. Bisher konnten sich die Gefährten zwar vor den Häschern aus Holaris verstecken, aber wer weis, wie lange noch. Bevor die anderen aufgebrochen waren, hatte man sich darauf geeinigt, sich auf der Wiese zu treffen, auf der man das erste mal auf einander getroffen war. Und nur deswegen waren die vier gerade hier. Verus trug den Engel vorsichtig weiter auf die Wiese, während Ikon schon wieder aufgebrochen war, um Feuerholz zu sammeln. Die alte Hexe folgte dem Dämon in einem gemütlichen Tempo. Irgendwie fand Verus in der Dunkelheit genau die Stelle, an der sie vor drei Nächten Kriegsrat gehallten hatten, wenn man denn so wollte. Langsam legte er Nirynja auf den Boden und begutachtete ihren Flügel. Das Eiter floss schon wieder und sie fieberte seit letzter Nacht. Manchmal stöhnte der Engel leise auf und murmelte irgendetwas vor sich hin, aber so leise, dass nur Lulupa es verstehen konnte und die weigerte sich den anderen zu sagen, was sie da hörte. Im Moment lag sie jedoch still da. Fast schien es, als wäre sie tot. Doch Verus spürte ihren Lebenswillen noch ganz deutlich. Sie weigerte sich zu sterben. Wohl auch deshalb, weil der Dämon immer in ihrer Nähe war. Verus musste bei diesem Gedankengang böse lächeln. Obwohl die anderen Rassen der Ansicht waren, dass sich Dämonen und Engel nicht mehr trafen, kam es doch immer wieder zu kleinen Kämpfen zwischen den beiden Gruppen. Verus selbst hatte schon des Öfteren Engel erlebt, die großspurig behaupteten, niemals in der Nähe eines Dämonen zu sterben. Wohl, weil es ihnen gegen den Stolz ging, so genau wusste er das nicht. Für ihn war es jedenfalls ein Grund, nicht von der Seite des Engels zu weichen. Fjorl hatte ganz recht, sie brauchten den Engel. Sie durfte nicht sterben. Und wenn er mit seiner bloßen Anwesenheit dafür sorgte, dass dieses gefiederte Vieh weiter kämpfte, so wollte er keine fünf Schritt weit von ihr weg sein. Vorsichtig strich er dem Engel eine silberne Haarsträhne von der verschwitzten Stirn. Kurz fragte er sich, wie wohl ihre Augen aussahen. Er wusste, dass die Augen alles über den Charakter eines Engels sagen konnten. Doch er wagte es nicht, ihre Augen zu öffnen. Der Zeit schien sie wesendlich verletzlicher, als so ein Engel eigentlich sein sollte. Er wusste, dass die Menschen diese Rasse gerne unterschätzten. Sie wurden als zärtliche, fast auseinander fallende Schöpfe gezeichnet, die kein Wässerchen drüben konnte. Doch ihre Flügel konnten dank der starken Flugmuskulatur töten, unter ihren weiten Gewändern versteckten sie oft riesige Muskeln und die Haare der Engel konnten gefährlich sein, wenn man sich darin verfing. Dann war das Haar wie Draht und konnte so manches Körperteil geschwind durchtrennen. Hinzu kam, das Engel mächtige Magie kannten. Doch während die männlichen Engel eher auf Angriff spezialisiert waren, kannten die weiblichen Wesen unter ihnen Bannflüche. Und trotz dieser strengen Trennung kam es immer wieder vor, das weibliche Engel dämonische Angriffsmagie beherrschten. Woher das kam, wussten weder die Engel, noch die Dämonen. Niemand konnte es sich genau erklären... doch unter beiden Rassen waren solche Frauen gefürchtet, konnten sie doch großen Schaden in beiden Reihen anrichten, wenn sie nicht aufpassten. Und oft verfielen die Betroffenen auch in den Wahnsinn und wurden in Kerkern gefangen gehallten. Angeblich um die Engel vor sich selbst zu schützten. Plötzlich riss ihn ein Aufschrei aus seinen Gedanken. Der Dämon stand auf und drehte sich seufzend in die Richtung, aus der der Schrei kam. War die Alte also doch gestürzt. "Alles in Ordnung?", rief er in die Dunkelheit. "Komm sofort her!", kam nun die kratzige Stimme der Alten zurück. Verus zog die Augenbraue hoch und sah dann zu dem Engel. Er wollte sie nicht alleine lassen, aber was hatte sie hier zu befürchten. Außerdem kreiste dort oben Fjorl und der konnte jeden Angreifen erkennen, bevor er auch nur 200 Meter an der Lichtung ran war. So breitete Verus die Flügel aus, stieß sich vom Boden ab und schwebte zu Esmeralda. Er konnte ihre Gestalt dank seiner Nachtsicht relativ gut sehen und musste nicht erst lange suchen. Trotz aller Überlegungen Verus', war sie nicht gefallen. Viel mehr stand sie fast gerade und starrte auf etwas, das direkt vor ihr lag. Mit raschelnden Flügeln landete er hinter Esmeralda und schritt an sie heran. "Was ist los?" Sie streckte lediglich den Arm aus und deutete auf den Boden. Verus kniff die Augen zusammen. Dort lag etwas. Er ging noch etwas weiter vor und kniete sich hin. "Bei allem Verfluchten und Verdammten...", flüsterte er. Vor ihm lag ein Skelett. Die Knochen waren jedoch nicht weiß, sondern pechschwarz, fast als wären sie verkohlt... und doch schien hier nichts verbrannt zu sein. Die Form des Skeletts war noch komplett vorhanden. Die Knochen schienen ineinander verkalkt zu sein. Zum Zeitpunkt des Todes musste dieses bedauerliche Wesen steif wie ein Brett gewesen sein. Nach der Form des Skelettes lag vor ihm ein Hirsch, der noch recht jung war, wie er an den Zinken des Geweihs erkennen konnte. Vorsichtig strich Verus über den Boden unter den Knochen. Fast zärtlich strich er über einen Grashalm, hob die Hand an sein Gesicht und roch daran. "Asche.", sagte er. Er stand auf und wischte sich die Hände ab. Er wusste was das bedeutete. Esmeralda wusste es ebenfalls. Sie alle wussten es. "Aber sie sind auf der anderen Seite...", flüsterte sie. "Zumindest einer ist nun hier." Er sah sich um. "Oder war hier. Das Vieh ist schon kalt, die Knochen müssen schon einige Tage hier liegen." "Meinst du, er ist weg?" "Hier ist er zumindest nicht mehr.", sagte er und ging zurück zu dem Engel. "Aber wir sollten dennoch vorsichtig sein." Esmeralda war ihm gefolgt und nickte nur zu stimmend, obwohl er es nicht sehen konnte. Stöhnend setzte sie sich neben die Schlafenden, fischte ein Lappen aus ihren Kleidern und wischte Nirynja damit über die Stirn. "Hoffentlich kommt Ikon bald zurück. Mir ist kalt.", sagte sie. Beide - Dämon und Hexe - wussten jedoch, dass es ihr nicht um die Wärme ging. Florian fluchte. In dieser gottlosen Dunkelheit konnte man die Hand vor Augen nicht sehen, wie sollte er da die richtigen Kräuter finden? Gerade hatte er zum wieder holten Male in Brennnesseln gefasst, die im Licht der Sterne wie Ariansenkraut aussahen. In gebückter Haltung strich er weiter durch den Wald, immer nach den Heilkraut suchend. Gleichzeitig hatte er auch den Wald selbst im Blick. Zwar schien alles still zu sein, doch wer wusste schon zu sagen, was hier für Räuber lauerten? Neben Wölfe und Bären gab es noch viel schlimmere Schrecken in den Wäldern und das es fast lautlos war, beunruhigte ihn zusehends. Er konnte nur hoffen, dass seine Furcht nur ein Folgeprodukt seiner Vorstellungskraft war. Helles Licht umflutete sie. Weiße Wolken umwalten ihre nackten Füße. Es herrschte eine angenehme Wärme und im Hintergrund spielte leise Musik. Sie rannte über die Wolkenwege, die weißen Flügel schlugen im Takt ihrer Schritte, doch noch waren sie nicht stark genug, um sie von Boden zu eben. "Papa! Papa!", rief sie. Ein großer, stattlicher Mann drehte sich zu ihr um. Er war gänzlich in weiß gekleidet, seine Schwingen schienen von selbst zu leuchten. Sein Haar glich dem ihren: sie waren von silberner Farbe und ebenso lang wie die Ihren. Doch hatte sie auch blau Strähnchen, die sie von ihrer Mutter vererbt bekommen hatte. Lächelnd hockte er sich nieder und fing sie auf. "Hallo Kleines.", begrüßte er sie lächelnd. Seine giftgrünen begegneten ihren silbernen Augen. "Wie war es?" Sie kam gerade vom Unterricht bei dem Guru Urunus. Es war Zeit, dass sie fliegen konnte, doch bisher war sie noch nicht über das Gleiten hinausgekommen. Noch konnte sie sich nicht aus eigener Kraft in der Luft halten. "Ich bin heute geflogen!", verkündete sie kühn. "Du sollst nicht lügen.", ermahnte er. "Aber ich lüge nicht!", meinte sie empört. "Ich bin ganze zwei Meter vom Boden abgehoben, aber dann bin ich wieder runter gefallen." Ihr Stolz war unübersehbar. Er lächelte und strich ihr über den Kopf. "Braves Mädchen." Ikon trat aus den Wald heraus. Er hatte einen Stapel Holz in den Armen, mit denen er ein kleines Feuer machen wollte. Mit seinen scharfen Geruchssinn fand er Verus, Esmeralda und den Engel recht schnell. Er lies das Holz fallen und sah zu Verus, der sich immer wieder aufmerksam umsah. "Ist etwas passiert?" "Einer der Wesen war hier.", sagte Esmeralda. "Welches Wesen?" "Eines von denen, weswegen wir zusammen gekommen sind.", kam es von Verus, der nun mit einem Zauber den Stapel in Brand setzte. Ikon sah missbillig drein. "Du hättest ruhig etwas Holz zur Seite nehmen können, so muss ich bald wieder los." Verus sah zu den Zentaur auf. "Du machst die also keine Sorgen um diesen... Nebel?" "Er ist nicht hier, oder? Fjorl hätte uns schon gewarnt, der Nebel wäre schon auf uns gestürzt. Wenn er nicht hier ist, brauchen wir uns keine Sorgen zu machen." Verus kniff die Augen zusammen. Irgendwas stimmte nicht. Die Zentauren waren ein vorsichtiges Volk, versuchten Gefahren aus den Weg zu gehen, sobald sich eine auftat. Ikon schien sorglos zu sein, obwohl noch immer die Gefahr bestand, dass der Nebel zurück käme. Hinzu kam, das es Ikon egal schien, woher sie wussten, dass einer ihrer Feinde hier war. Doch wieder wurde er bei seinen Gedankengang unterbrochen, diesmal von dem Engel. Sie murmelte etwas unverständliches, seufzte und dann verzog sich ihre Mimik zu einer schrecklichen Fratze. Esmeralda - die näher ans Feuer gerückt war - war sofort an ihrer Seite und wischte mit den Lappen über ihre Stirn. "Das Fieber wird schlimmer.", sagte sie mit einem besorgten Blick. "Ich frage mich, was sie träumt." Sie saß auf einen riesigen, weißen Pferd und stürmte über die Landschaft. Die Flügel hatte sie eng um ihren Körper gelegt. An ihren Schenkeln spürte sie die Arbeit der mächtigen Muskeln. Immer schneller wurde der Hengst aus Eis und Schnee, immer weiter flogen sie fast über die winterliche Landschaft. Sie jauchzte glücklich. Wie sie diese Ausflüge liebte. Ihr langes, silberblaues Haar wehte hinter her, einige lose Federn wurden aus ihren Flügeln gerissen und wehten im Wind davon, welcher mit kalten Atem über ihren nackten Körper glitt. "Schneller Arn, schneller!", spornte sie das Eispferd an. Wild wiehernd beschleunigte es und sie lachte fröhlich auf. Nach einer Weile wurde das Tier langsamer. Sie schmiegte sich an den Hals des Wesens, strich mit den Händen über das weiche, kalte Fell. Das Tier stand still und schloss die Augen bei den Berührungen. Es dauerte ein Weilchen, doch dann schloss das zweite Tier zu ihnen auf. "Bist du denn des Wahnsinns?", fauchte der Reiter das Mädchen an. Sie lächelte nur. "Es war so wundervoll Raziel.", meinte sie, ohne jedoch die Augen zu öffnen. Als Antwort bekam sie ein Schnauben. "Bei aller Ehre, aber ein Kind wie du, sollte nicht auf solchen Tieren reiten. Sie könnten dich töten." Sie lächelte, öffnete sie Augen und setzte sich auf. Lächelnd blickte sie zu der Gestalt auf dem anderen Pferd. "Ein Mädchen wie ich, sollte gar keine solche Bekanntschaft wie dich haben.", meinte sie kichernd. Raziel sah sie böse an und glitt von seinem Tier hinab. Mit festen Schritt ging er auf das Tier des Mädchens zu. "Metathron wird dich umbringen." "Wenn er das tut, wird mein Vater es heraus bekommen und ihn töten.", seufzte sie. "Kein Grund so etwas heraus zu fordern, Nirynja." Der Engel kicherte abermals. "Ja ja schon gut, Raz." Nun glitt auch sie von ihren Ross und ordnete die Federn ihrer Flügel. Raziels Blick wanderte über ihren Körper. "Was hast du da eigentlich an?" Nirynja sah Raziel erstaunt an und sah dann nach unten, um kurz darauf wieder zu dem Mann zu sehen. "Ähm... nichts?" Raziel schien etwas kleiner zu werden. "Und warum trägst du nichts?" Sie schritt fröhlich an ihren Freund heran. "Um den Wind besser zu spüren, wenn ich auf Arn sitze. Ums eine Muskeln zu spüren und um dich zu ärgern.", meinte sie mit einem koketten Lächeln. Raziel schluckte schwer und sah direkt in die silbernen Augen. "Weißt du, als du noch ein kleines Mädchen warst, war das ja noch ganz okay... aber du bist kein kleines Mädchen mehr... du solltest so was nicht machen, ehrlich." Nirynja legte den Kopf schief. "Was hat mein Alter damit zu tun?" Raziel biss sich auf die Lippen. "Damit eher weniger... es ist viel mehr..." "Ja?" "Dein Körper." "Was ist damit? Ist damit etwas nicht in Ordnung?" Raziel stöhnte auf. Nicht etwa, weil sie sich dumm stellte, sondern eher, weil die Frage ernst gemeint war. So viel Unschuld sollte seiner Meinung nach gehörig verboten werden. "Naja... du bist inzwischen eine Frau.", versuchte er zu erklären. Sie legte nur den Kopf schief und sah ihn komisch an. Arn wandte den Kopf zu den beiden. "Er meint, dass du inzwischen zu einer Frau geworden bist und ihn mit deinen Körper ganz schön einheizt.", half er weiter. Nirynja sah zu Arn und dann wieder zu Raziel. Ihr Blick glitt langsam nach unten. "Oh.", meinte sie. "Wo hast du deine Sachen?", fragte Raziel hastig. "Im Wald, wo ich Arn gerufen habe." Hier Blick blieb fasziniert an der Beule in Raziels Unterhose hängen, der wurde langsam aber sicher immer mehr nervös. Entschlossen zog er seinen Umhang von seinen Schultern und wickelte Nirynja darin ein. Dann schloss er seine gelben Flügel um seinen Körper, so das sie nichts mehr zum anstarren hatte. "He...", beschwerte sich Nirynja schwach. "Was?" "So ist es viel zu warm!" Und schon lies sie den Umhang auf den Schnee fallen. Raziel erstarrte, bekam Panik und reagierte überhitzt: Er nahm sie in den Arm und schloss seine Flügel auch um sie, so das er ihren Körper nicht mehr sehen konnte. Doch nun fühlte sie ihn. Und sie fühlte den seinen. "Was ist da so hart?" "Nichts.", meinte er und versuchte sie irgendwie auf Abstand zu hallten, ohne die Schwingen zu öffnen. Was sich als überaus schwierig erwies. Auch wenn man die Neugier des Mädchens nicht außer acht lies, denn anstatt den armen Kerl in Ruhe zu lassen, stupste sie nun vorsichtig gegen die Beule in seiner Hose. "Hör auf!", befahl er. "Tut das weh?" "Äh..." Er stöhnte. Nirynja lies von den Geheimnis der Männlichkeit ab und sah zu den Gesicht Raziels auf. "Alles in Ordnung?", fragte sie besorgt. "Was?" "Du stöhnst so, bist du krank? Tut dir was weh?" "Sei leise!", fauchte er. Natürlich hörte Nirynja nicht. "Du siehst nicht gut aus... soll ich Metathron oder Vater rufen?" "Was? Nein... das wäre jetzt nicht gut, glaube ich." "Aber..." "Still!" Nirynja schwieg und sah weiter zu Raziel auf. Der versuchte an irgendetwas anderes zu denken, etwas was nichts mit Engeln, Frauen oder Körpern zu tun hatte. Aber so etwas war entsetzlich schwer, wenn man einen nackten, weiblichen Körper im Arm hielt, der so entsetzlich unschuldig-naiv war, das er nicht einmal erkannte, wenn ER erregt war. Er wollte sich selbst dafür lynchen... diese Tatsache machte ihn an. "Raziel!" "Nein." Nirynja zog eine Schnute. Das passte ihr nun ganz und gar nicht. Sie wollte wissen, was mit ihrem Freund und Beschützer nicht stimmte, doch der schwieg sich aus. Schon waren ihre Hände nach oben geschossen, berührten Raziels Wangen und drehten den Kopf zu ihr hinunter, so das er sie einfach ansehen musste. "Was ist los?", fragte sie entschlossen. Raziel indes musste nun in silberne Augen starren, die ihn voller Entschlossenheit gefangen hielten. Irgendwo setzte etwas in seinen Gehirn aus und ohne auf ihre Frage zu achten, beugte er sich zu ihr hinab und drückte seine Lippen auf ihre. Sie zwinkerte leicht verwirrt. Doch auch wenn ihr Geist da nicht mitkam, wusste ihr Körper doch, wie er reagieren musste: Nicht nur, dass sie eine Gänsehaut bekam, auch ihre Federn sträubten sich auf und ihre Drüsen setzten Endorphine - Glückshormone - aus... und natürlich DAS weibliche Hormon überhaupt: Östrogen. Und eh sie sich versah, hatte sie die Augen geschlossen und erwiderte Raziels Kuss. Sie bekam seine Unterlippe zwischen die Zähne und biss zärtlich in sie hinein. Raziel stöhnte und bis seinerseits in ihre Oberlippe. Gleichzeitig strichen seine Hände über ihre Schultern, hinab an ihren Armen und wieder hinauf, von dort tastete er vorsichtig nach ihren Brüsten. Nirynja war mit ihren 16 Jahren noch recht schwach ausgerüstet, keine riesigen Brüste, wie es die anderen Engel in ihren Alter hatten. Raziel fragte sich für einen Moment, ob das nun ein Vorteil oder eher ein Nachteil für sie war. Dann war der Gedanke verschwunden und er massierte ihren Busen zärtlich. Nun war es an ihr zu stöhnen. Für einen kurzem Moment unterbrach sie den Kuss, dann wurde der fortgesetzt, während Raziel weiter ihre jungen Rundungen massierte. Doch bald löste er den Kuss wieder und liebkoste nun mit seine Mund ihren Hals und ihre Schulter. Sie drückte sich an ihn, knabberte an seinen Ohr und wimmerte leise, als er eine besonders empfindliche Stelle erwischte. Seine Küsse gingen weiter hinab, und schon erreichte er ihren Busen. Vorsichtig leckte er über ihren linken Nippel, während der andere von der Hand umsorgt wurde. Die übrig gebliebene Hand strich über ihren Rücken. Erst zu ihren Po und dann wieder hinauf zu den Schulterblättern, wo ihre Flügel hinauswuchsen. Von dort ging es wieder abwärts, diesmal zu ihren Oberschenkeln. Dort strich seine Hand erst über die Außenseite des Schenkels, um anschließend langsam nach innen zu wandern. Langsam näherte sie sich ihrer Weiblichkeit und Nirynja fing an zu zittern. Raziel öffnete die Augen, lies von ihren Brüsten ab und sah zu ihr hinauf. "Alles in Ordnung?" "Ich... ich weis nicht, ich fühle mich... komisch...", sagte sie und erwiderte seinen Blick. Raziel legte den Kopf schief. "Wie fühlt es sich an?" Er wollte sich vergewissern. Logisch denken konnte er nicht mehr, Gedanken um das danach machte er sich gerade keine. Im Moment machte er sich nur um den Moment sorgen und ein Rest Vernunft hatte er sich bewahrt. Er würde nichts machen, was sie nicht wollte. "Es... ist... gut...", stöhnte sie, leicht zögernd. "Gut.", meinte Raziel. Mit einer schnellen Bewegung riss er ihr die Beine weg und fing sie auf, bevor sie auf den Boden fiel. Vorsichtig legte er sie in den Schnee und beugte sich über sie. Vorsichtig strich er mit der Hand über ihre Wange, sie starrte gebannt zu ihm hinauf. Er beugte sich zu ihr hinab und küsste sie erneuert, erst auf den Mund, dann den Hals und die Schultern und schließlich ihre Brüste. Mit den Händen strich er ihr über das recht schmale Becken. Unter ihren Stöhnen wanderten seine Küsse ihren Bauch hinab und hielten schließlich über ihrer Scham. Mit den Händen drückte er vorsichtig ihr Beine auseinander und erkundete zärtlich die unbekannten Gefilden. Dafür behielt er ihr Gesicht nun gänzlich im Auge, um alle ihre Regungen zu sehen - auch jene, die Schmerz und Angst ausdrückten. Doch er sah weder das eine, noch das andere. Schnell entledigte er sich seiner etwas engen Hose und beugte sich dann noch einmal über sie, ohne in sie einzudringen. Während er sie unten weiter massierte, küsste er sie abermals zärtlich. Als er sich erneuert von ihr löste, suchte er ein letztes Mal nach einen Spur von Zweifel in ihren Gesicht und - als er die nicht fand - drang mit seinem Genital in sie ein. Sie zuckte kurz zusammen und verzog das Gesicht, als er ihr Jungfernhäutchen zerriss. Doch dann begegneten sich ihre Blicke und sie verschmolzen weiter in voller Einigkeit der Gefühle. "Scheiß verdammter!", rief er. Lediglich ein Echo antwortete ihm. Wie weit war er eigentlich von den anderen entfernt? Auf der Suche nach dem Ariansenkraut hatte er inzwischen sämtliche Brennnesselsträucher abgesucht, war in die verschiedensten Gewässer gelaufen und war nun auch noch in eine Bärengrube gefallen. Glücklicher Weise war er auf Knien und Ellenbogen gelandet, bis auf ein paar Kratzern, blaue Flecken und einigen Schmerzen war ihm nichts weiter passiert. Stöhnend stand er auf und starrte nach oben. Die Grube schien mehrere Meter tief zu sein, er hatte wirklich Glück gehabt. Nur wie sollte er hier heraus kommen? Und wer hatte die Grube hier - mitten im Wald, weit ab von jeder Stadt - gegraben? "Sorg dafür, dass sie den Mund hält!", fauchte Verus. Der Engel stöhnte seit nun gut einer Stunde ununterbrochen. In der Stille der Nacht schien das leise Geräusch lauter als das kräftige Niesen, welches Ikon gerade erst ausgestoßen hatte. Die Hexe knurrte und wischte wieder einmal die Stirn der Ohnmächtigen ab. "Ich verstehe nicht, warum sie so stöhnt! Das Fieber scheint zu sinken, sogar der Eiter scheint langsam nach zu geben... aber sie hört einfach nicht auf." In ihrer alten Stimme schwang deutliche Besorgnis mit. Verus kniete sich neben die Alte, während Ikon weiter Wache hielt. Er legte dem Mädchen die Hand auf die Stirn. Tatsächlich schien sie nicht mehr ganz so heiß zu sein, wie noch vor einer Stunde, aber die Temperatur war immer noch zu hoch und sie war pitschnass. "Wir sollten sie abtrocknen. So warm ist es in diesen Nächten nicht mehr und eine Lungenentzündung kann sie nicht gebrauchen." Verus sah Esmeralda an. "Okay. Du ziehst sie aus, ich trockne sie ab und wenn wir sie wieder anziehen, werden wir von Gott" - er sprach dieses Wort mit größtmöglichen Spott und Abscheu aus - "in die Hölle gesandt, verlieren unsere Seele oder müssen in den Himmel." Er schüttelte sich. Die Alte sah den Dämonen böse an. "Und wenn sie stirbt, blüht uns das gleiche." "Ihr Herr ist nicht gerade zimperlich, was die Strafen angeht. Das wissen alle Rassen." "Bis auf die Menschen. Die denken, der Herr ist das Gute hoch persönlich." Alle drei wirbelten herum. Wenn der Phoenix Wache hielt, warum hatte er sie dann nicht vor einer ankommenden Person gewarnt? Die Erklärung hatten sie, als besagte Person ins Feuer trat. "Isuldar." Erleichterung schwang in Ikons Stimme mit. Die Elfe achtete nicht darauf, sondern begab sich an die Seite der Verletzten und strich ihr über die Stirn. Sie runzelte die Stirn und sah zu Esmeralda. "Es wird schlimmer." Die Hexe nickte. "Kannst du noch etwas tun?" "Ich habe das Kransen... aber ich brauche auch Ariansenkraut." "Florian ist noch nicht zurück gekehrt." "Das ist nicht gut. Wenn es so weiter geht, gebe ich ihr keinen ganzen Tag mehr." "Argh!" Wieder landete er auf sein Hinterteil. Wer auch immer diese Bärengrube gegraben hatte, er hatte ganze Arbeit geleistet. Ohne Hilfe kam er hier nicht mehr heraus. Die Wände waren zu glatt, es gab keine Möglichkeit sich irgendwie fest zu hallten, keine Wurzel hang hilfsbereit herunter und niemand war in der Nähe, um ihn heraus zu ziehen. Seufzend stand er auf und wischte sich die Hände an der verdreckten Hose ab. Auf seine Hilferufe hatte bisher niemand reagiert, nur einmal hatte er etwas aufgeschreckt. Doch das schien ein Reh oder ein Hase gewesen zu sein, kein Mensch. Nun überlegte er, wie lange er wohl im Wald alleine gewesen war. Er war vor Einbruch der Nacht losgezogen, irgendwann war die Sonne untergegangen und auch der Mond hatte seinen Zenit überschritten, als er gestürzt war. Es musste also weit nach Mitternacht sein. Verdammt... er war wahrscheinlich außerhalb des Sichtfeld des Phoenix, der laut Vereinbarung über ihnen kreisen sollten. Zu allen Überfluss begann es nun auch zu regnen. Er schlug die Kapuze seines Umhangs hoch und fluchte. Wenn er glück hatte, wurde es einfach nur nass und er versank leicht im Schlamm. Mit etwas weniger Glück, würde er hier im Schlamm ersaufen. Und als wenn er nicht noch mehr Probleme hatte, hörte er etwas grunzen. Wildschweine? Über der Grube tauchte etwas auf. Obwohl es hier unten keinerlei Lichtquelle gab, konnte er gelbgrüne Augen erkennen, die im dunkeln leuchteten. Telchinen. Kaum erkannte er den Dämonen, schon sah er auch schon auf den Boden herab. Um den Dämonen selbst machte er sich nicht allzu viele Sorgen, aber es war eine Tatsache, dass sie den Bösen Blick hatten und zudem auch noch schwarze Magie beherrschten. Er konnte nur hoffen, dass dieser Telchin keinen Zauber kannte, mit dem er Florian hier herausbekam. Angst. Trauer. Schmerz. Hoffnungslosigkeit. Warum hatte es soweit kommen müssen, warum nur? Warum verstand Metathron nicht? Warum hatte er das getan? Weinend saß sie auf ihren Bett, hatte keinen Blick für die Zukunft. Ihre Gedanken kreisten allein um einen Tag, ein Ereignis. Er hatte ihr Leben zerstört und ihr Vater verstand sie nicht. Sie war alleine. Einsam in ihren Schmerz. Sie hörte, wie jemand eintrat. "Geh weg!" "Nirynja." Sie schreckte auf. "Raz... aber..." "Pssscht." Er setzte sich neben ihr aufs Bett und strich ihr über den Kopf. "Du musst nicht weinen Nirynja. Es wird alles gut, das verspreche ich dir." "Aber... was... was tust du hier?" Er wischte ihr eine Träne aus den Augen. "Ich bin gar nicht hier. Und du bist auch gar nicht hier." "Aber..." "Nein Nirynja. Erinnere dich. Als du hier saßt und greinst hat, kam niemand zu dir. Ich auch nicht, weil ich nicht konnte und nicht durfte. Du warst lange allein in diesen Zimmer, bis Metathron kam. Weißt du nicht mehr?" Oh... und wie sie sich erinnerte. Metathron war gekommen, hatte sie in den Tag gezerrt und sie gezwungen, in die Sonne zu sehen. Er war Schuld an den Zustand ihrer Augen. Er allein. Raziel grinste. "Das ist eine Lüge.", mahnte er. Nirynja sah auf den Boden. "Und was machst du hier?" "Erkennst du es nicht? Du siehst dein Leben an dir vorbei laufen. Du siehst die schlimmsten und schönsten Geschehnisse deines Lebens. Du weißt was das bedeutet." Nirynja sah ihn fragend an. "Du stirbst." "Ich habe keine Kraft mehr Raziel. Ich will nicht mehr." Sie lehnte sich an ihn und er strich ihr durchs Haar. "Wirklich?" Sie schweig. "Du hast noch eine Aufgabe Kleines. Du darfst nicht sterben." "Sie brauchen meine Hilfe nicht. Jeder Engel kann den Bann vervollständigen. Ich wurde nur ausgewählt, um meine Sünden auszuwaschen. Aber das möchte es nicht. Es ist keine Sünde Raziel. Es ist keine." "Nein, es gibt keine Sünde, die du rein waschen müsstest. Aber das urteil wurde gefällt. Wenn du es nicht erfüllst, wirst du fallen." "Was soll's." "Willst du denn in den Armen eines Dämonen sterben?" Nirynja sah ihn an. "Ein Dämon?" "Ja.", hauchte er. "Er hat dich aus deinen Käfig befreit, erinnerst du dich? Genau in diesem Moment ist er bei deinen Körper und wacht über ihn, zusammen mit einen Teil deiner Gefährten." "Sie sind nicht meine Gefährten. Und es ist mir egal, ob dieser Dämon nun da ist oder nicht. Ich habe keinen Stolz, den er brechen könnte." "Das meinst du nicht ernst." "Doch Raziel, das meine ich." Raziel sah sie schreck von der Seite an. "Und du scheinst die Tatsache, das du bald stirbst, auf die leichte Schulter zu nehmen." "Natürlich. Für mich hat das Leben keinen Sinn mehr seit..." "Er braucht deine Hilfe." Nirynja zwinkerte. "Wer?" "Sieh nach. Du weißt, wer deine Hilfe brauch." "Aber dann muss ich leben." "Dann lebe." Er rieb seinen Kopf an den ihren. "Lebe Nirynja. Dann kannst du ihn retten. Aber du musst leben." "Ich habe keine Kraft." "Doch die hast du. Das weis ich. Wir beide wissen das. Metathron weis es. Gabriel weis es. Und alle anderen wissen es auch, alle die dich kennen, wissen das du die Kraft hast, dem Tod zu entkommen. Du musst es nur wollen." Er berührte sie mit der Hand auf der Brust, dort, wo er ihr Herz schlagen spüren konnte. Es flatterte. "Und vielleicht hast du die Change, die Sünde, die nicht existiert, auszulöschen. Für immer." Inzwischen waren es mehrere Telchinen. Florian erkannte es an den Stimmen - tiefe und grunzende Töne, die in den Ohren wehtaten. Doch er wagte nicht aufzusehen. Er hätte auf den Weg achten sollen. Er hätte sich nicht zu weit von den anderen entfernen dürfen. Verdammt... Fjorl hätte bemerken müssen, dass er aus den Kreis verschwunden war! Doch allen Anschein nach hatte der Phoenix den anderen noch nicht einmal bescheid gegeben, dass er überhaupt weg war. Mit den Fähigkeiten der Hexe, dem Geruchssinn der Wölfin und der Erfahrung der Elfe hätten sie ihn längst gefunden. Aber nein, er hockte immer noch in dieser verdammten Grube und musste sich fragen, wann die Dämonen es schafften, ihn aus der Grube raus zu bekommen. Er war sich nicht ganz sicher, was dann passieren würde... aber er hatte kein Ahnung, was diese Dämonen aßen. Aber wenn er an Verus und Vladt dachte, dann konnte es nur Fleisch sein. Am besten noch roh und blutig. Beides traf auf Florian zu und er war nicht gerade Glücklich darüber. "Lebe!" Isuldar hatte das Kransen zerstampft und mit anderen Pflanzen und Kräutern vermischt und versuchte es nun, dem Engel zu trinken zu geben. Keine leichte Aufgabe, da der Engel in seiner momentanen Situation nicht schlucken konnte und der dickflüssige Brei immer wieder in die Luftröhre gelangen konnte. Verus half ihr, in dem er den Kopf des Engels festhielt und ihn leichte erhöht hielt. Doch sie alle - Esmeralda, Ikon, Verus und Isuldar - wussten, dass es nichts half wenn das Ariansenkraut nicht bald da wäre. Nur dieses spezielle Kraut konnte das Gift des Eiters noch aufhalten, nur dann konnte Isuldar den Engel gänzlich heilen. Aber von Florian war nichts zu sehen und Fjorl reagierte nicht auf die Rufzeichen - was noch viel schlimmer war. Denn anscheinend waren sie seit Stunden ohne ihren Späher. Feind und Freund konnte sich unbemerkt anschleichen. Und Esmeralda konnte keinen der fehlenden Gefährten aufspüren. Allen Anschein nach störte die ehemalige Anwesenheit des Feindes ihre hellseherischen Fähigkeiten. Esmeralda gab zu, dass das ihren Verwandten am anderen Ende des Kontinents immer wieder geschah, seit der Nebel erstmals aufgetaucht war. Lebe!, schallte es in ihren Kopf nach. Doch Raziel war nicht mehr da. Er war verschwunden, genauso wie das Bett und das Reich des Himmels. Nun gab es nur noch die Nacht, die Sterne, der Mond und den Wald. Zu Anfang hatte sie lediglich sich selbst gesehen, wie sie von drei Wesen umringt war. Trotz ihrer Behauptung hatte sich etwas in ihr zusammen gezogen, als sie entdeckte, das der Dämon ihren Kopf hielt. Aber das durfte sie jetzt nicht beschäftigen. Raziel hatte sich deutlich ausgedrückt. Einer der Gefährten brauchte ihre Hilfe, die anderen waren nicht dazu in der Lage. Wie sie durch ihren kurzen Aufenthalt auf der Wiese mitbekommen hatte, konnte die Hexe die Person nicht finden. Nun stürmte sie durch den Wald und hielt sich dabei dicht an den Spitzen der Tannen. Ihr metaphorischer Körper ging einfach durch das feste Holz. Sie spürte nicht mal einen Luftzug. Es war völlig anders als das Fliegen, was sie bisher kannte. Es kostete keine Kraft, um sich in der Luft zu hallten. Es gab keine Kälte und keine Wärme. Es war, als schwebe sie mitten im Nichts. So musste sich der Tod anfühlen. Sie fragte sich, wie viel Zeit sie noch hatte, dass sie so nah an der Unendlichkeit war. Raziel war zur rechten Zeit erschienen. Doch war er es wirklich gewesen? Oder war er nur ein Produkt ihrer Fantasie? Ausgelöst durch den beinahen Tod, um sie am Leben zu hallten? Tatsächlich fand sie das Gesuchte. Sogar recht schnell, wenn man bedachte, dass die anderen nichts fanden. Er war in einer Grube gefangen und mehrere Dämonen standen um diese herum. Einige von ihnen versuchte gerade Wurzeln aus der Erde zu graben und sie von den Bäumen zu trennen. Eines war sicher, helfen wollten sie dem Menschen - wie sie erkennen konnte - nicht. Sie lies sich in die Grube hinabsinken. Der Mensch und die Dämonen konnten sie nicht sehen. Zumindest im Moment nicht. Nirynja wusste jedoch, dass es Geister gab. Und Geister war die Seelen der Verstorbenen, die nicht sterben wollten. Wenn ihr Lebenswille und ihr Lebenswunsch stark genug war, musste sie sichtbar werden. So hatte sie es einst beim Guru Urunus gelernt. Aber warum sollte sie leben? Sie hatte keine Gründe mehr auf der Erde zu weilen. Man hatte ihr vor Jahren genommen, was ihr wichtig war. Und zwar alles. Und bisher hatte sie keinen weiteren Grund gefunden, um zu sein. Lediglich Raziel wollte, dass sie lebte. Raziel. Ja, sie musste auf ihn hören. Sie musste leben. Nicht für sich, nicht für Metathron oder Gabriel - ihren Vater. Sondern für Raziel und jene, die sterben würden, wenn sich die Nebel weiter verbreiten. Sie musste leben. Plötzlich wurde es hell. Geblendet schrie Florian auf. Er hörte wie die Telchinen fiepend ins Gestrüpp verschwanden. Was auch immer das für ein Licht war, es hatte die Dämonen vorläufig verjagt. Aber sie würden zurück kommen, dass wusste er. Schon jetzt begann das Licht schwächer zu werden. "Mensch." Bitte? Mit zusammen gekniffenen Augen sah Florian zu der Lichtquelle. Noch immer blendete ihn das Licht, doch es wurde immer schwächer und bald erkannte er eine Gestalt. Einen Geist. "Wer bist du?" Er erkannte, dass der Geist seine Lippen bewegte, aber er hörte keinen Ton. Natürlich, Geister konnten ihre Namen nicht mitteilen. Genauso wenig was sie waren oder warum sie gerade eine bestimmte Person aufsuchten. Der Geist schien zu bemerken, dass er ihn nicht hörte. "Höre Mensch. Sie werden dir helfen, dafür kann ich sorgen." Der Geist schien aus der der Grube heraus zu sehen, zu den Telchinen, die sich wieder näherten, wenn auch zögernd. "Sieh ihnen nicht in die Augen." Damit verschwand der Geist auf nimmer wieder sehen. "Natürlich nicht." Dann hörte er hinter sich einen Aufschlag. Erschrocken wirbelte er herum. Einer der Telchinen war in die Grube gesprungen und richtete sich nun knurrend auf. Seine gelbgrünen Augen waren genau auf die seinen gerichtet und nun färbten sie sich zu einem bösen rot. Florian schrie auf. Es herrschte tiefe Dunkelheit. Es fühlte sich an, als würde sie orientierungslos im Wasser schweben. Sie spürte einen unbestimmten Druck auf der Brust und auf den Lippen. Und es war kalt. Aber hinter sich spürte sie eine angenehme Wärme. Sie wollte dort hin, in die Wärme. >>Lebe!<<, hallte es aus der Wärme heraus. Raziel. Dann folgte ein Schrei, der in Mark und Bein ging. Der Mensch. Er hatte nicht auf die Warnung gehört, er hatte ihnen in die Augen gesehen. Narr! Sie spürte kurz den Ärger in sich flackern, doch dann fing sie die Wärme wieder ein. Sie zog sie zu sich heran. Raziel. >>Lebe!<< Ja, dachte sie. Ich werde leben. Immer weiter strömte sie der Wärme entgegen, immer weiter strömte sie aus der Kälte. Der Druck wurde schwächer. Wieder hörte sie die Stimme Raziels. Doch nun mischten sich auch die Stimme Metathrons und Gabriels ein. Dann zögerte sie. Nein. Nein. Nein. Nein. Nein. Nicht in die Wärme. Sie wollte nicht leben. Sie wollte nicht zurück zu ihren Vater und zu Metathron, sie wollte ihnen eine Lektion erteilen und einfach verschwinden, ja! Der Druck auf Lippen und Brust wurde wieder deutlich spürbar, die Kälte kehrte zurück, die Wärme verschwand gänzlich. Ja! Sie prustete, doch sofort wurde ihr klar, dass das falsch war und sie atmete tief ein. Es war nicht direkt fester Wille, es war mehr ein Reflex. Ihr war kalt und ihr Nacken tat ihr weh. Der Flügel schmerzte. Es pulsierte, scheinbar im Takt ihres Herzschlages. Erst langsam, dann immer schneller. Dann hörte sie. "Sie lebt." Erleichterung schwang darin. Sie öffnete die Augen und sah. Zu erst nur verschwommen, doch langsam konnte sie die Konturen einer Person erkennen. "Sie ist wach... das... das gibt's nicht." Sie zwinkerte und erkannte nun mehr Details. Der Dämon. Der Dämon sah sie an, starrte ihr ins Gesicht. Er starrte ihre Augen an. Warum? Die Erinnerungen kamen zurück. Schnell wurde ihr klar, warum sein Blick leicht ungläubig wirkte. Metathrons Schuld. Verus fing sich jedoch rasch. "Du schuldest mir was." "Warum?" Sprechen tat weh. Auch kam das Wort nicht richtig an, es war mehr ein Krächzen. Doch der Dämon schien zu wissen, was sie meinte. "Du hast nicht mehr geatmet. Und dein herz stand still." Der Druck. Natürlich. Er hatte sie versucht wieder zu beleben. Und er hatte es geschafft... aber sie war doch in die Kälte gegangen, nicht in die Wärme des Lebens... Wie war das möglich? "Hier, trink das." Eine alte Stimme. Sie drehte leicht den Kopf. Eine alte Frau hielt ihr einen Trinkschlauch entgegen. Sie nahm ihn mit zitternden Händen und führte ihn an ihren Mund, schluckte gierig den Inhalt hinunter, obwohl das Gebräu erbärmlich im Hals kratzte. Es tat gut. "Brandy.", sagte die Frau und blickte über ihre Hackennase hinweg zu ihr hinunter. Ein paar der weißen Haare hatten sich aus ihren Zopf gelöst und fielen ihr nun ins Gesicht. "Danke.", sagte der Engel. Das Sprechen war nun leichter. Der Schmerz war zu ignorieren, lediglich ihr Flügel pochte noch. "Kannst du dich hinsetzten?", fragte nun Isuldar und lenkte damit die Aufmerksamkeit des Engels auf sich. Sie nickte und schaffte es tatsächlich - mit Hilfe des Dämons und der Elfe - sich aufzurichten. Sie hatte gar nicht bemerkt, das ihr Kopf auf den Schoß des Dämonen ruhte. Jetzt wusste sie, was Raziel gemeint hatte. Wie hatte sie nur sterben wollen? Während ein Dämon Totenwache hielt? Dämon. Da war was. Natürlich! Der Mensch in der Grube!. "Der Mensch... Ich habe ihn gefunden." Verus und Isuldar sahen sich an und blickten dann wieder auf die Verletzte. "Wie willst du ihn gefunden haben? Du lagst die ganze Zeit hier, bei uns." "Sie war tot.", warf Ikon ein und Nirynja sah erstaunt zu ihm auf. Sie kannte viele Pferdewesen, aber einen Zentaur hatte sie noch nicht gesehen. "Mein Geist ist umher gestrichen.", sagte sie. "Als Geist habe ich ihn gefunden. Er ist in einer Bärengrube gefangen." "Verdammte Menschen... Bitte wie ist der das rein gekommen?", fauchte Verus. "Telchinen." "Bitte?" Nirynja sah den Dämonen ängstlich an. "Die Grube... da waren Telchinen. Sie haben die Grube umstellt und versuchen an den Menschen heranzukommen. Und... und sie werden ungeduldig ... sie haben Hunger. Wir haben keine Zeit!" "Wo?" Nirynja sah sich verwirrt um und deutete schließlich mit der Hand in Süden. "Dort..." Verus stand auf. Ikon sah ihn fragend an. "Wenn es nur Telchinen sind, werde ich alleine mit ihnen fertig." Er entfaltete seine Flügel. "Und alleine bin ich schneller da." "Hallte auch nach Fjorl Ausschau.", riet der Größere. "Ich habe da ein schlechtes Gefühl." Verus antwortete nicht, sondern stieß sich nur vom Boden ab und flog etwas höher. Ein letztes Mal sah er mit gerunzelter Stirn auf den Engel hinab. Dann war er weg. Isuldar verbannt den Flügel des Engels. Die Wunde eiterte nicht mehr, aber heilen konnte sie diese immer noch nicht. Sie brauchte unbedingt das Ariansenkraut. Doch vorerst schien es dem Engel besser zu gehen. Ihr Immunsystem schien den Eiter in ihren Blut im Zaum zu hallten und solange sich die Kleine nicht zu sehr anstrengen würde, könnte sie so länger durchhalten. "Wie heißt du eigentlich?" "Nirynja." "Ein seltsamer Name." "Eine Ableitung des Namens meiner Mutter." "Wie heißt sie denn?" "Ihr Name war Anja." "War?" "Sie ist tot." "Oh... das... tut mir leid.", sagte Isuldar schwach. "Ich kannte sie nicht. Und ich hatte meinen Vater. Es hat keinen Sinn um jemanden zu trauern, den man nicht kannte." Ihre schwarzen Augen richteten sich auf die Elfe. Außerdem hatte sie um jemand anderen zu trauern. Verus landete an der Bärengrube. Er hatte sie tatsächlich gefunden, allerdings auch nur deshalb, weil eine große Menge herrenloser Energie hier herumschwirrten. Der Engel musste eine ganz schöne Kraft entfesselt haben, als sie hier ankam. An jeden anderen Tag hätte er diese Energiemenge liebend gerne weiter untersucht. Doch heute nicht. Denn die Grube war leer. Zwei Wurzeln hingen an den Rändern herab und an ihnen waren Eisenbeschläge. Das Eisen trug das Zeichen eines Telchin-Clans. Was nicht ungewöhnlich war, immerhin waren sie Schmiede. Auf den Boden konnte er deutliche Kampfspuren entdecken. Rotes Blut schimmerte im schwachen Licht des Mondes. Von Florian war keine Spur. Verus spürte Furcht in sich aufsteigen. Nein, er hatte keine Angst vor den Telchinen. Aber es war eine Tatsache, der es den Phoenix nirgends entdeckt hatte. Und als er nach Vladt, Lulupa und Toriin getastet hatte, hatte auch ihre Seelen nicht finden können. Irgend etwas stimmte hier nicht. Dann fiel ihm das seltsame Verhallten des Zentauren ein. Ikon hatte sich nicht wie ein typisches Pferd benommen. Pferde waren Fluchttiere. Zentauren bildeten keine Ausnahme. "Scheiße!" Verus war zu beschäftigt mit seinen Gedanken, um die Seele hinter sich zu bemerken. Sie schlich langsam näher und fletschte die langen Zähne. Heute war viel Beute unterwegs. Das gefiel ihr und ihren Brüdern und Schwestern. Gierig lecke sie sich mit der grünen Zunge über die Fangzähne. Die langen Armen streiften über den Boden, doch Verus hörte es nicht. Blutdurst wallte in der Seele auf. "Scheiße!", hörte sie den Dämonen sagen. Im gleichen Moment sprang sie vor. [/Kapitel 2] Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- Es war verdammt kalt. Wie lang war es her, dass er das letzte Mal auf der Erde gewesen war? Jahrhunderte waren vergangen, da war er sich sicher. Genauso sicher war er in der Meinung, dass die Erde damals wesendlich wärmer war, selbst in einer Winternacht und der zeit herrschte eher Sommer. Aber dieser Temperaturunterschied hing wohl eher mit seinen Ausgangsort ab, als das man es wirklich der Klimabedingung zuschieben konnte. Da wo er jetzt herkam, war es den ganzen Tag heiß, früher hatte er in einen recht kalten und windigen Ort gelebt… natürlich kam ihn da die Erde jetzt anders vor… kälter. Doch es war eine Tatsache, dass es ihn fröstelte. Und darin war nicht die Nacht schuld. Irgendetwas stimmte in den Wald nicht. Er hatte mitbekommen, wie sich zwei Scherken des Meisters unterhallten hatten. Es handelte sich dabei um Ankou - der in der Form einer Zicke durch die ewigen Gänge seiner Heimat schritt - und eine Peymakalir namens Utene. Die beiden waren seit langer Zeit her Freunde und Ankou mochte von vorneherein eh alle Todesdämonen, so dass die beiden ganz vertraulich miteinander sprachen. Utene hatte sich bei ihren Freund über ihren gemeinsamen Meister beschwert. Angeblich hatte der sie gewaltsam im Thronsaal genommen und zwar gegen seinen Willen. Das konnte und wollte Ankou nicht glauben. Nicht etwa, weil er seinen Meister treu ergeben war, sondern weil er die Eigenart der Peymakalir sehr genau kannte. Er wusste, dass sie alle den Meister bekehrten und das sie alle mit ihm schlafen wollten. Doch der Meister lies sich nicht darauf ein, denn er liebte nur Empusa, die diese Gefühle zwar nicht erwidert, aber dennoch die Liebe des Meisters für sich aus nutzte. So kamen sie in laufe des Gesprächs zu der Tatsache, dass die Telchinen wieder auf der Erde wandelten und zwar genau hier, in den Wald, wo die 12 Gefährten waren. Dann fielen Utene und Ankou übereinander her. Mitten auf den Gang hatten sie wilden, hemmungslosen Sex miteinander. Wie genau es so plötzlich dazu kam, wusste der heimliche Lauscher nicht. Doch er konnte auch nicht weg, ohne das die beiden es nicht merkten. So wartete er darauf, dass die beiden fertig wurden und weiter zogen, bevor er sich auf die Erde begab, um die Telchinen zu finden und sie aufzuhalten. Damit war er aber nicht sehr erfolgreich. Bisher hatte er nur ein Haarbüschel gefunden, von dem er nicht wusste, von wem es stammen konnte. Allerdings war er sich sicher, dass die fremden Haare nicht von Ihr stammten. Leider hieß das nicht, dass Sie außer Gefahr war. Ganz im Gegenteil: Wahrscheinlich hatten die Telchinen dadurch nur Blut gewittert und waren dadurch noch wesendlich gefährlicher als zuvor. Er musste sie finden! Unbedingt! Esmeralda spielte an ihren langen Röcken herum, während sie schweigend in die Dunkelheit starrte. Kam es nur ihr so vor, oder war Verus schon viel zu lange fort? Nachdem der Dämon weg war, hatte Nirynja gemeint, dass die Grube nicht sehr weit weg wäre und das man relativ schnell dort hinkäme… aber das Höllenwesen war nun schon seit fast einer Stunde unterwegs… und nach dem Gesicht des Engels zu urteilen, war dies viel zu lang. Die Verletzte starrte angestrengt nach Süden, während sie an ihrer Unterlippe kaute und Isuldar ignorierte, die ihr unbedingt noch etwas von ihren Heiltrank einflössen wollte und anscheinend nicht mitbekam, wie viel Zeit bereits vergangen war. Eine Weile beobachtete sie die beiden jungen Frauen, bevor sie sich an den Zentauren wandte. “Es dauert zu lange.”, sagte sie schlicht. Ikon drehte seinen Kopf zu ihr. “Wahrscheinlich sind es mehr Telchinen als er eigentlich erwartet hatte und muss sich etwas mehr anstrengen.” Noch ehe Esmeralda etwas erwidern konnte, wirbelte der Kopf des Engels herum. “Was ist?”, fragte Ikon. “Du machst dir keine Sorgen?” “Nein.” “Du hast keine Angst?” “Nein.” “Du machst dir keine Sorgen?” “Nein.” Einige Minuten lang herrschte Stille auf der Lichtung. “Was bist du?” Ikon zwinkerte. “Was meinst du?” “Du bist ein Zentaur und nachdem, was ich über Zentauren weis, sind sie sehr von ihrer tierischen Seite geprägt. Das Pferd ist ein ausgesprochenes Fluchttier, was bedeutet, dass die meisten Pferdewesen entweder permanent flüchten oder sich schnell Sorgen machen. Keines von beiden trifft aber auf dich zu. Und der Instinkt eines Pferdes kann nicht überwunden werden.” Ikon schwieg nach dieser Ansage. Die Blicke der drei Frauen ruhten auf ihn und obwohl er nur Nirynjas Blick erwiderte, wusste er um die Besorgnis in den Blicken der Anderen. Er grinste. Toriin knurrte wütend. Wie konnte das nur geschehen? Eigentlich war er durch den Wald geflogen und hatte seine Ultraschallwellen ausgestoßen, um etwas zu essen zu finden. An sich war das seine normale Art zu jagen und er war sehr geübt darin. Aber irgendwas hatte seinen inneren Radar gehörig durcheinander gebracht. Nachdem er eine ganze Zeit lang erfolglos herumgeschwirrt war, berichtete sein zusätzlicher Sinn schließlich von Leben. Er fand jedoch nicht heraus, wie groß seine Beute war… oder welcher Rasse er angehörte. Das war sehr seltsam, denn normalerweise lies sich das mit Hilfe seiner tonlosen Schreie leicht herausfinden. Deswegen hatte er sich auf den Boden fallen lassen und hatte eine Weile überlegt, was er machen sollte. Sein Instinkt hatte ihm zu geschrieen, damit er floh und den anderen bescheid gab, gleichzeitig war jedoch sein Drachenstolz zu stark, um sich als einen Feigling abstempeln zu lassen. Schließlich hatte ihn die Neugier übermannt und zu seinem Leidwesen hat er af diesen gehört. Ohne zu fliegen hatte er sich den Wesen genähert, was er da gefühlt hatte… und erblickte ein Wesen, das einem gefallenen Engel ähnlich sah… wenn seine Flügel auch seltsam missgestaltet waren und ihm ein Unterkiefer fehlte. Er hatte das Geschöpf nur sehr kurz gesehen, bevor es mit einem gewaltigen Satz tiefer in den Wald gesprungen war. Bevor Toriin ihn hatte folgen können, wurde er auf einmal von einem anderen Wesen nieder gerissen und noch ehe er seine Stimme erheben konnte, hatte man seine Schnauze auch schon gefesselt gehabt. Zu diesem Zeitpunkt hatte er das Vieh noch nicht gesehen gehabt, aber es bereitete ihm Sorge, dass seine Waffe bekannt war. Schreidrachen waren immerhin selten und es gab nur noch ein paar hundert von ihnen, die sich alle versteckt auf den Dracheninseln aufhielten. Er musste der erste Schreidrache seit fünfhundert Jahren auf dem Kontinent sein! Dann war der Telchinen in sein Gesichtsfeld getreten und hatte ihn mit seinen Blick außer Gefecht gesetzt. Irgendwann war er wieder zu sich gekommen und hatte sich gefesselt in einen Käfig wieder gefunden. Nach einer kurzen Orientierungslosigkeit hatte er Fjorl in einer Art Vogelkäfig gesehen… und Lulupa direkt daneben, festgebunden mit silbernen Ketten. Vladt war auch in der Nähe, er hatte sein Stöhnen gehört, wenn er ihn auch nicht sah, worüber er sehr froh. Denn direkt vor ihm lag Verus. Der Dämon war nicht gefesselt und war auch in keinen der Käfige gefangen, aber er rührte sich auch nicht. Sein Gesicht konnte der Drachen nicht erkennen, da der Mann mit dem Rücken nach oben lag. Die Wunden auf seinen Rücken und seinen Flügeln sprachen jedoch Bände. Schließlich musste er beobachten, wie ein paar Telchinen auch Ikon heranschleiften, der das Bewusstsein verloren hatte. Ja… irgendetwas war hier gründlich schief gegangen! Hungrig schritt der Telchinen in dem Zelt umher. Er und seine Gefährten wollten endlich die Beute, die ihnen gehörte. Doch der Befehl ihres Herren war ebenso deutlich gewesen wie der Befehl ihrer Herrin. Letztere saß gerate Seelenruhig vor ihm und spielte mit ihrem Haar. “Sei nicht so nervös.”, fauchte sie schließlich. “Kain wird bald mit den fehlenden Frauen zurückkehren und dann könnt ihr euch satt fressen.” “Er ist schon viel zu lange weg.”, erwiderte der Schmidtsdämon. Lilith lächelte. “Da stimmt… aber inzwischen hat er seinen Zauber aufgegeben.” Plötzlich wurde es kalt. Kälter als es bisher eh schon war. Nervös sah er sich um. Er erkannte diese dunkle Aura. Nicht etwa, weil er die dazugehörige Person bereits gegenüber gestanden hätte, sondern viel mehr, weil sie in der Hölle genauso allgegenwärtig war, wie die Aura des Lichtbringers. Die Hölle war in drei große Territorien untergliedert. Das größte und mächtigste Gebiet gehörte Luzifer, das Kleinste gehörte dem Urbösen. Das dritte Revier gehörte jedoch Kain und Lilith, einen unerschrockenen Paar von gefallenen Menschen. Da er selbst sich nicht um die Grenzen der Höllenreich scherte, kannte er die beiden Auren wie seine Westentasche. Und eine von den beiden war genau hier… in diesem Wald. Wenn er noch etwas genauer Suchen würde, würde er wahrscheinlich auch die andere finden. Aber jetzt war das erst einmal egal. Nicht etwa, weil sie in Gefahr oder… oder er selbst. Nein, der Grund war viel mehr der Schrei, der gerade durch die Wälder hallte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)