My simple life von abgemeldet (Steckbriefe sind da!) ================================================================================ Kapitel 1: Numb --------------- Kapitel 1: Numb "Mama, Mama, schau mal die schöne Wolke dort oben!", aufgeregt deutete das kleine Kind in den Himmel. Die Mutter lächelte nur, ergriff es an der Hand und ging weiter, warf nur einen kurzen Blick zu der besagten Wolke, die langsam am Himmel von dannen zog. "Sieh dir mal den Typen dort drüben an. Der ist vielleicht süß ...", kichernd deutete ein Mädchen auf einen Jungen, vielleicht zwei Jahre älter als sie, der auf der gegenüberliegenden Straßenseite vorbeiging. Ihre Freundin folgte ihrem Fingerzeig, kicherte ebenfalls. "Können Sie Tölpel nicht aufpassen? Sehen sie sich meinen Audi an!", wütend deutete der Audifahrer auf seinen roten Wagen. "Das sagt ja der Richtige! Meinen Mercedes kann ich jetzt wohl in die Presse schaffen!" Immer noch wild den Kopf schüttelnd zog der Fahrer des silbernen Mercedes sein Handy hervor und wählte die Nummer der Polizei. "Es ist vorbei, versteh es doch endlich!", genervt deutete ein junger Mann auf einen Ring, den er in seiner ausgeschreckten Hand hielt, "Ich gebe ihn dir zurück! Zwischen uns ist es aus!" Hilflos schluchzte die junge Frau auf. "Ich will aber nicht!", sagte sie noch leise, ehe sie aufsprang und wegrannte. "Holen Sie mein Kind da raus!", hysterisch deutete eine Frau auf ein eingestürztes Haus. "Wir haben es ihnen doch schon erklärt! Wir können nichts mehr für ihr Kind tun!", antwortete ein Polizist, legte der Frau ein Hand auf ihre schmale Schulter. Ein gequälter Schrei erklang. Ruhig lag er da. Über ihm rauschten die Blätter der Bäume, neben ihm raschelte das Gras. Der blaue Himmel, der sich über ihm und dem Rest der Welt erstreckte, jeden anderen in Verzückung geraten ließ, berührte ihn nicht, ließ ihn kalt. Auf der Straße, die neben dem Park verlief, hörte er die Autos vorbeirauschen, fragte sich kurz, wie viele es am Tag wohl sein mussten. Hunderte ... Tausende, mit Sicherheit noch mehr. Doch wenn er ehrlich war, war es ihm egal. Er hasste es. Diesen ständigen Stress, das damit verbundene Hin und Her. Er kannte genug Leute, die behaupteten dieses Gewusel zu mögen ... er wusste, dass sie sich doch eigentlich nur anlogen. Kein Mensch konnte schließlich lange dieser Art von Strapazen ausgesetzt sein, doch auf ihn hörte ja bekanntlich niemand. Er hatte es aufgegeben. Er war siebzehn, doch schon seit guten fünf Jahren ließ er die Welt um ihn herum in Ruhe und sie ihn. Er war zwölf gewesen, als die Menschen, mit denen er seit Jahren zu tun hatte, plötzlich die Erkenntnis traf, dass er anscheinend anders war. Anfangs hatte er noch versucht alles wieder ins Lot zu bringen, hatte versucht wieder "normal" zu werden, doch je mehr er sich anstrengte, desto mehr wandten sie sich von ihm ab. Manchmal überlegte er, ob sie überhaupt selbst wussten, was normal war. Vielleicht war er es ja und sie nicht. Bis heute konnte er nicht sagen, weshalb sie sich von ihm entfernten. Er überlegte kurz. Es war seltsam. Obwohl sich nun schon seit Jahren die Resignation in ihm ausgebreitet hatte, fühlte er trotzdem jedes Mal, wenn er an diese Zeit zurückdachte, wie sein Magen sich zusammenzog. Doch er hatte gelernt dieses beinahe sehnsüchtige Ziehen zu ignorieren. Langsam öffnete er seine Augen. Nebenbei hob er seinen Arm an, besah sich die Zeiger seiner Armbanduhr. 19. 27 Uhr sagten sie ihm. Noch genug Zeit. Noch genug Zeit, um die künstliche Ruhe in diesem Park zu genießen. Zu Hause würde ihn schließlich niemand erwarten. Er war oft hier. Während die meisten seiner ach so tollen Klassenkameraden sich im Kino oder in den Jugendclubs der Stadt trafen, war er im Park. Dafür bewunderte er einige Menschen. Sie hatten es tatsächlich geschafft, in einer Gegend voller Lärm und Unruhe eine Art Ruhepol zu erschaffen, auch wenn diese Ruhe, wenn man genauer hinhörte und hinsah nur ein Streich war, denn hier war es eigentlich nicht anders, als im Inneren der Stadt. Er richtete sich auf, strich sich seine schwarzen Haare aus dem Gesicht. Noch etwas schläfrig ließ er seine Augen über die Umgebung gleiten. Hier waren mindestens genauso viele Menschen, wie in einer Einkaufspassage, bloß das sie hier nicht alle in einer Halle auf engsten Raum "eingesperrt" waren. Links von sich tummelten sich Familien. Allesamt mit Kindern. Er konnte Kinder nicht ausstehen. Für die kleinen Quälgeister war die Welt ein großes Abenteuer ... immer nach dem Motto: Jeden Tag was Neues. Doch sowohl er, als auch ihre Eltern - und das war der Punkt, weshalb er Eltern nie verstehen würde, schließlich verheimlichten sie es ihren Gören - wussten, dass die Welt nicht schön war. Nein, im Gegenteil: Die Welt war grausam! Täglich konnte man das Leid doch im Fernsehen betrachten. Bomben hier, Erdbeben da. Und überall nur Tote... getreu nach dem Motto der Kinder: Jeden Tag was neues... Rechts war größtenteils die Jugend versammelt. Ein paar spielten Fußball oder taten so, als ob sie es könnten. Überwiegend Jungs, während die Mädchen am Rand des imaginären Feldes standen und sie anfeuerten. Manche saßen auf Bänken, rauchten und tranken. Von Milch über Saft bis hin zu jeder Form von Alkohol. Er wollte nicht leugnen, dass er auch dem Nikotin unterlegen war, doch ließ er strikt seine Finger vom Alk, was auch daran lag, dass er nichts vertrug. Seufzend erhob er sich. Er sollte langsam nach Hause gehen. Stumm nahm er sich seine Kohlestifte und seinen Block. Viel gezeichnet hatte er heute leider nicht. Im Allgemeinen war er in letzter Zeit eher unkreativ gewesen. Ein Schubs in die richtige Richtung und er würde wieder ein paar Bilder zu Stande bringen, so hoffte er. Inzwischen war er am Rand des Parkes angekommen. Der Kiesweg, der gerade noch unter seinen Schritten geknirscht hatte, wurde von hartem Beton abgelöst. Während er den Gehweg entlang ging - immer darauf bedacht keinen der kleinen Hunde, die schwänzelnd neben ihren Herrchen hertrotteten, zu zertreten - wurde ihm wieder einmal bewusst, wie viele Grautöne es anscheinend gab, alle vereint in dieser Stadt, wahrscheinlich in jeder Stadt. Die Vorstellung, dass es eine moderne Stadt geben sollte, wo nicht Grau- in Grauton überging, war für ihn eine Art Utopie. Eine äußerst angenehme Art der Utopie allerdings. "Seht mal, wer da ist!" Immer noch stumm wandte er seinen Blick von einem besonders hässliche Exemplar der Spezies Schoßhündchen ab, sah sich im nächsten Augenblick mit einem weiteren besonders hässlichen Exemplar einer anderen Spezies gegenüber, mit dem Namen Michael. Kleine braune Augen, blutunterlaufen, so, dass sie immerzu so wirkten, als hätte er gerade eben gekifft. Eine Nase, die den Eindruck erweckte, als wäre sie schon ein paar mal gebrochen worden. Ein schmaler Mund mit anscheinend blutleeren Lippen, so, dass er im Großen und Ganzen mehr einem hässlichen Gnom glich, als einem Menschen. Trotzdem hatte er Erfolg bei der Weiblichkeit. Mehr als einmal hatte er ein paar Mädchen schwärmen hören, wie hinreißend dieser Kerl doch angeblich war. Michael saß mit ein paar anderen aus seiner Klasse in einem heruntergekommen wirkenden Hauseingang, in einer Hand eine Kippe, in der anderen eine Flasche Bier. "Wenn das nicht unser persönlichen Klassenfreak Ian ist!" Ian hob nur verächtlich eine Augenbraue. Glaubte dieser Gnom denn wirklich, dass diese Worte ihm etwas antun konnten? Viel zu sehr war er sie doch gewohnt. "Irgendwelche Probleme, Michi?", fragte der Schwarzhaarige kühl, ließ seinen Blick nun auch über die Anderen gleiten. Diese schienen sich jedoch nur auf die Lippen zu beißen, das Grinsen war ihnen vergangen. Jeder, dem sein Leben normalerweise lieb war, würde Michael "Ich - verprügel' - sie -alle!" Martsch nie "Michi" nennen. "Wie hast du mich genannt?", mit einem lauten Klirren stellte er seine Flasche auf die Stufen des Einganges. "Ist zu deiner Dämlichkeit jetzt auch noch Schwerhörigkeit hinzugekommen?", ausdruckslos beobachtete Ian, wie Michael aufstand und obwohl dieser wesentlich kräftiger war, als er, blieb er völlig ruhig. Er wusste, dass der Gnom sowieso nicht richtig zuschlagen konnte. Das Schlimmste, was er bisher davongetragen hatte, waren ein blaues Augen und eine blutige Nase gewesen, sonst immer nur einfache blaue Flecke. Langweilig, wie er mit der Zeit festgestellt hatte. Mit drei großen Schritten war der besagte Prügelknabe bei ihm, packte den Kragen seines Hemdes und keine Sekunde später verlor er den Boden unter den Füßen. 'Nichts ist schöner, als fliegen!', schoss es ihm durch den Kopf und über diesen Gedanken musste er ungewollt grinsen. "Was fällt der eigentlich ein, jetzt deine dumme Visage zu so nem dummen Grinsen zu verziehen?", drohend hob er seine Faust. Ja, so kannte Ian das. Sobald der Gnom sein Opfer in der Mache hatte war ihm alles andere egal, ob da nun noch ein paar hundert Passanten waren oder nicht. Das Gefühl, jemanden die Fresse zu polieren, schien ja wirklich ganz toll zu sein. "Gibt es hier irgendwelche Probleme, meine Herren?" Erschrocken ließ Michael Ian los, wandte sich zu dem Polizisten um, der sie misstrauisch beäugte und nicht so wirkte, als wäre er einer der sanfteren Sorte. "Nein, nein. Kein Grund zur Sorge, wir machen nur Spaß, Herr Wachtmeister!", stärker, als es notwendig gewesen wäre klopfte er Ian auf die Schulter. Der Uniformierte wandte sich an den Schwarzhaarigen, betrachtete diesen fragend. "Alles in Ordnung! War nur ein Spaß ... was wir Jugendlichen halt so machen!", Ian nickte bestätigend. "Na gut ... obwohl ich Ihnen nicht glaube ...", immer noch mit einem skeptischen Ausdruck im Gesicht, ging er an den beiden Halbstarken vorbei, überließ diese sich selbst. "Glück gehabt, du Freak!", grob stieß er Ian von sich weg. Dieser stolperte ein paar Schritte vorwärts und wäre fast gefallen, konnte sein Gleichgewicht nur knapp halten, was ihm das Gelächter von Michaels Freunden einbrachte. "Verpiss dich! Aber ein bisschen schnell!", mit einem letzten verächtlichen Blick, setzte der Gnom sich wieder an seinen Platz. Sich mit der Hand über den Nacken fahrend, ging Ian weiter. Eigentlich wäre es mal wieder eine ganz nette Abwechslung gewesen. Wenigstens mal etwas Gefühl in seinem sonst trostlosen Leben. Ohne auf seine Umgebung zu achten, verfolgte er seinen Weg weiterhin. Nicht mehr lange und er würde zu Hause sein ... jedenfalls nannte er so den Ort, zu dem er jeden Tag zurückkehrte ... +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ So, das erste Kap ist da ... Verrät noch nicht viel über den weiteren Handlungsverlauf, aber egal ... Falls euch der Anfang gefällt, wäre ich euch sehr verbunden (man quatsche ich geschwollen ...), wenn ihr ein paar Kommis hinterlasst! Ach, hier was kleines, dass ich möglichst jedes Kap einführen will, falls ihr wollt! Aussicht aufs nächste Kap: ********** "Mama, Mama! Ian hat schon wieder gesagt, das Schnuffel ein TMT - Hund ist!" "Ian! Du sollst den Hund deiner Schwester nicht 'Tritt - Mich - Tot' - Hund nennen!" Was konnte er denn dafür, dass seine kleine Schwester die Wahrheit nicht verkraftete? ********** Kap 2: GZSZ? - Nein, danke! Bis denne aqua1989 Kapitel 2: GZSZ - Nein, danke! ------------------------------ Kapitel 2: GZSZ? - Nein, danke! "Bitte John, du musst mir verzeihen!" "Es tut mir Leid Paula, aber ich kann einfach nicht ... Du hast mir mein Herz gebrochen!" Na toll. Als ob der Tag nicht schon langweilig genug gewesen wäre, musste jetzt noch eins drauf gesetzt werden und zwar im Form seiner kleinen Schwester Kimberly. Warum war sie nicht, wie sonst auch immer, bei einer ihrer Freundinnen? Stimmt ja, heute war Sonntag, was so viel hieß, wie: Morgen wieder Schule ... Müsste sie dann nicht eigentlich schon im Bett sein? Schließlich war es schon kurz nach um acht ... Während er sich durch das große Wohnzimmer bequemte sagte er: "Geh ins Bett!" Kurz hob das Mädchen ihren Blick, ehe sie ihn wieder auf Mattscheibe richtete, wo Paula und John inzwischen dabei waren heftigst aneinander rumzufummeln. Da sie allerdings nicht weiter reagierte, steckte der Größere seinen Kopf aus der Küche. "Ich habe das ernst gemeint!", knurrte er, funkelte sie an. "Als ob ich auf dich hören müsste!", ihre Stimme klang trotzig. Trotzig, wie die eines kleinen Kindes, also einfach nur nervtötend. Noch ein Grund, weshalb er Kinder nicht leiden konnte! Nie taten sie das, was man ihnen sagte. Schulterzuckend verschwand er wieder in der Küche. Eigentlich hatte er es nur gut gemeint. Doch wenn sie unbedingt verblöden wollte ... bitte! Er würde nicht noch einen Versuch starten sie davon abzuhalten so zu werden, wie alle anderen es auch waren. Sollte sie doch, wenn sie den Drang dazu verspürte. Gerade als er sich in sein Zimmer verziehen wollte, wurde die Tür, die hinaus in den Garten führte, geöffnet. Herein kam eine kleine rundliche Frau mit einer Dauerwelle. Seine Mutter hatte sie vor Jahren eingestellt ... zur "Reinigung ihres Haushaltes" und zur "Erziehung ihrer Kinder", falls sie mal unterwegs war. Seine Mutter war so gut wie immer unterwegs ... "Guten Abend Ian. Wie ich sehe sind Sie heute ungewöhnlich früh zu Hause", stellte Wilma, die besagte Frau, fest. "Geht so ...", brummte er, nahm sein Essen und seine Malutensilien an sich, wollte die Küche verlassen. Doch Wilma machte ihm einen Strich durch die Rechnung, war anscheinend auf Konversation aus. "Möchten Sie nicht auf deine Eltern warten und hier essen, Ian?" In der Tür stehen bleibend, drehte er sich um, schaute der alten Frau in die kleinen braunen Schweinsäugelein. "Nein ... du weißt ganz genau, dass ich das nie mache ..." "Nun seien Sie doch nicht so ... es sind schließlich ihre Eltern, die Menschen, die Sie erzogen haben, die Sie immer unterstützt haben", ein sanftes Lächeln legte sich auf ihre Züge. Er lächelte nicht, sah keinen Grund "Wir wissen doch beide, dass das Lügen sind ...", stellte er kühl fest, wandte sich ab und ließ die geschockte Frau, die den Namen eines Hurrikans trug, stehen, sollte sie doch seine kleine Schwester volllabern. Während er erneut durch den Wohnraum ging, hörte er, wie John und Paula, nebeneinander, und allem Anschein nach nackt, in einem Bett sich gegenseitig ihre Liebe gestanden. Inzwischen war es fünfzehn nach acht. Musste der Nervbolzen namens Kimberly nicht jetzt ins Bett. Erneut knurrte er: "Geh ins Bett" Doch auch diese Erziehungsmaßnahme zeigte wenig Erfolg, da sie antwortete: "Mama hat aber vorhin am Telefon gesagt, dass ich wach bleiben darf, bis sie und Papa nach Hause kommen ..." "Na dann, viel Spaß noch!" Als er noch jünger gewesen war ... 5, oder so, hatte er auch immer gewartet. Als ob es je etwas gebracht hätte. Seine Mutter konnte ihn nicht leiden ... wahrscheinlich, weil sie ihn nie wollte und sein Vater hatte ihn so lange gemocht, bis Ian ihm eröffnet hatte, dass er keine Lust hatte die große Familienfirma zu übernehmen. Gerade als er die Tür zu seinem Zimmer, welches den gesamten Keller beanspruchte, hörte er, wie die Haustür aufgeschlossen wurde und eine grelle Stimme, einer Sirene gleich, rief: "Wir sind zu Hause, Kimberly, mein Prinzessin!" Allein diese Worte reichten ihm, um genug für den ganzen Abend zu haben. Lautstark, damit seine Eltern auch mitbekamen, dass er noch lebte, ein Umstand, der ihn schon einige Male ziemlich auf den Geist gegangen war, knallte er die Tür hinter sich zu. Die Ruhe um sich herum genießend, ging er die Wendeltreppe hinunter, schaltete schon ganz automatisch das Licht an. Ja, hier fühlte er sich wohl - wohlbemerkt waren seine die einzige Zimmer in diesem Haus, in welchem er sich wohl fühlte -, hier konnte er sein, wer er war. Ingesamt bestand der Keller aus vier Zimmern, also vier Zimmer, die ihm gehörten, in denen er sich frei entfalten konnte, in denen er so gut wie immer allein war. Er war sich zwar nicht hundertprozentig sicher, doch glaubte er, dass nur seine kleine Schwester wusste, wie es hier unten aussah, schließlich wurde sie immer dazu genötigt, ihn zu holen, wenn es Essen gab. Das erste Zimmer bezeichnete er immer als Eingangshalle, obwohl es eher einem Wohnzimmer glich. Eine große schwarze Ledercouch mit passenden Sessel bildeten einen angenehmen Kontrast zum weißen Teppich, der vor ihnen auf dem Parkett lag. Gegenüber der Garnitur stand ein Fernseher. Um ihn ruhig zu stellen hatten seinen Eltern ein Dolby - Surround - System gekauft, zur "Beschäftigung, wenn Besuch kommt", war die geistreiche Begründung gewesen. Typisch seine Mutter. Es hatte sich in diesem Haus schon "eingebürgert", dass er, wenn Besuch kam, die Leute nur begrüßte, bei seinem Geburtstag und zu anderen wichtigen Feiertagen, die Geschenke abnahm, und danach wieder in seinem Reich verschwand. Abgerundet wurde das Zimmer durch die rote Wand, an der eine aus hellen Eichenholz gefertigte Schrankwand stand und an der nicht wenige Bilder, die alle von ihm stammten, hingen. Mit einem frustrierten Seufzen warf er seinen Block und die Stifte auf den Sessel, stellte sein Essen auf dem kleinen Couchtisch ab, schnappte sich seine Fernbedienungen, schaltete seinen Fernseher und seinen DVD - Player an. Er war sich zwar nicht mehr sicher, was er als letztes geguckt hatte, doch war es alle mal besser, als dieser GZSZ - Scheiß von Kimberly. Ein Grinsen huschte über sein Gesicht, eines der wenigen, die nicht ironisch oder gar hämisch gemeint waren, als er erkannte, dass er das letzte Mal anscheinend "Constantine" geschaut hatte. Keanu Reeves ... eine äußerst schmackhafte Sache, befand er, lehnte sich entspannt zurück, nahm seinen Teller auf den Schoß, ließ es sich schmecken ... na gut, bei aufgewärmter Tiefkühlpizza konnte nicht mal Wilma viel falsch machen - doch normalerweise kochte sie miserabel - ... Während er begeistert verfolgte, wie Constantine einen Dämon austrieb, hörte er nur nebenbei, wie sich die Tür öffnete, realisierte es aber nicht wirklich. Es war ihm auch egal, wenn sie etwas von ihm wollten, konnten sie ihn auch rufen. Während er sich wieder in den Film vertiefte, watschelte ein kleines Etwas die Treppe hinunter, leckte kurz darauf seine Hose ab. Angewidert blickte er nach unten. Als ob es nicht gereicht hätte, dass das Mistvieh gerade dabei war, seine Hose zu versauen, verspürte es jetzt anscheinend auch noch den Drang sein Bein zu vergewaltigen. Wie er es hasste! "Kimberly!", brüllte er, stieß den Hund - ein Spitz - seiner Schwester mit einem Ruck seines Beines von sich weg. Doch dieser ließ sich nicht beirren, stürzte sich erneut hechelnd auf sein Bein. Wie er dieses Vieh hasste! Als von oben keine Reaktion kam, brüllte er erneut: "Kimberly! Hol' endlich deinen TMT - Köter von meinem Bein weg" Doch anstatt er hörte, wie sie die Treppe hinunter gepoltert kam, konnte er nur ihre weinerliche Stimme vernehmen. "Mama, Mama! Ian hat schon wieder gesagt, das Schnuffel ein TMT - Hund ist!" "Ian! Du sollst den Hund deiner Schwester nicht 'Tritt - Mich - Tot' - Hund nennen!" Was konnte er denn dafür, dass seine kleine Schwester die Wahrheit nicht verkraftete? Man musste dich diese kleine schwarz - weiße Töle, die sich inzwischen wieder an seiner Wade gütig tat, doch nur ansehen und man wollte am liebsten zudrehten. Dieser dämliche Blick und dazu noch dieses ständige hecheln und sabbern ... ein Schütteln erfasst seinen Körper ... Inzwischen hatte sich jemand dazu durchgerungen die Treppe runter zu kommen, was allerdings in jeglicher Hinsicht nicht dazu diente seine Stimmung zu heben, denn vor ihm stand sein Vater. "Ich weiß wirklich nicht, was wir bei dir falsch gemacht haben ...", sagte er leise, nahm Ian, der sein Bein in die Höhe gestreckt hatte, den, wie seine Schwester immer sagte, "flauschigen" Spitz ab. "Schön, dass ihr wieder da seit ...", kühl blickte er seinem Vater in die braunen Augen, welche ihn mindestens genauso kalt entgegenblickten, eindeutig die Abneigung, die er seinem Sohn gegenüber empfand, ausdrückten. "Wie war euer Urlaub?", eigentlich war es ihm egal, wie der Urlaub seiner Eltern gewesen war, doch der guten Erziehung wegen konnte er ja fragen. "Als ob du die Antwort erfahren möchtest ...", der Braunäugige wandte sich wieder der Treppe zu, wollte anscheinend gehen. Er hatte schon einen Fuß auf die unterste Stufe gesetzt, als er sich noch einmal umwandte, strich sich dabei die braunen Haare, die mittlerweile von grauen Strähnen durchzogen waren, aus seinem markanten Gesicht. "Beweg' dich gefälligst auch mal und komm hoch und begrüße deine Mutter. Sie will dich bestimmt auch sehen ..." Genervt verdrehte der Schwarzhaarige seine grauen Augen, während er leise sagte: "Da wäre ich mir nicht so sicher ..." Doch ehe er sich noch mehr ärger einhandelte, als den, den er ohnehin schon hatte, kapitulierte er lieber, stellte den Film auf Pause und folgte seinem alten Herrn, dessen Gesicht gerade von Schnuffel "gereinigt" wurde. Seine Mutter saß mit seiner kleinen Schwester im Wohnzimmer auf der grünen Couch und plapperte fröhlich vor sich hin, schwärmte der Kleinen anscheinend vor, wie toll es doch gewesen war. Diese schien begeistert zu sein, wollte sich gar nicht mehr von den unnatürlich rot geschminkten Lippen lösen. "Hi ...", ausdruckslos sah er der Frau Mitte vierzig entgegen. Diese unterbrach ihre Erzählung, richtete ihren Blick auf ihn. Auch ihre blonden Haare hätten mittlerweile von grauen Strähnen verziert worden sein, doch färbte sie sich diese ... schlauerweise auch blond. Ihre blauen Augen zeigten die gleiche Verachtung, die sein Vater ih gegenüber an den Tag legte. Von wem Ian sein Aussehen hatte, konnte er nicht sagen "Du bist auch da?" "Ich kann gerne gehen, wenn dir das lieber ist!" "Ich würde dich nicht aufhalten!", die Worte waren nur leise geflüstert, doch entgingen sie dem Siebzehnjährigen nicht. Am liebsten wäre er auf sie losgegangen. Diese Frau trieb ihn zur Weißglut. Sie hasste ihn und das zeigte sie auch offen. 'Ein Jahr nur noch ...', ermahnte er sich in Gedanken,' Nur noch ungefähr ein Jahr, dann bist du sie für immer los!' Seit Jahren plante er schon seinen Auszug aus dieser GZSZ - Hölle. Seine Eltern hatten schon zugestimmt ihm seine Wohnung zu bezahlen, nur damit er sie in Ruhe ließ. Immer nach dem Motto: Umso schneller, desto besser. Inzwischen hatte sich auch sein Vater zu seiner Mutter und seiner Schwester bequemt, ließ sich neben ihnen nieder. Vorsichtig setzte er den nervigen Spitz auf den Schoß seiner Tochter. Gott, wie er dieses Bild der perfekten Familie verabscheute. Liebevoll sahen sich seine Eltern an, während Kimberly zwischen ihnen saß und fröhlich vor sich hinkicherte, weil Schnuffel es sich auf ihren Oberschenkeln zusammenrollte und mit seinem Schwanz ihre Nase kitzelte. Wo war bitte der Fotograf? Solche "wunderschönen" Momente musste man doch für die Ewigkeit festhalten ... Ian schnaubte verächtlich. In dieses Bild der Glückseeligkeit passte er nicht und dankte im Stillen, wen auch immer, dafür, dass dem so war. "Ich gehe ...", sagte er, obwohl diese Bemerkung überflüssig war, da sich seine perfekte Familie mit sich selbst beschäftigte, ihn aus ihren Gedanken verdrängt hatte. So war das halt. Wer nicht reinpasste wurde aus der GZSZ - Welt verdrängt, brauchte gar nicht erst versuchen wieder rein zu kommen Und als ob dieses Bild des Grauens für den Abend noch nicht genug gewesen wäre, war auch noch seine Pizza kalt, als er zurück in seine Zimmer kehrte. Im Großen und Ganzen also ein wirklich "gelungener" Tag ... und Morgen wieder Schule ... was so viel hieß, wie: Ein Idiot nach dem anderen und das alles in einem Haus eingezwängt. Überall Menschen die ihn nicht leiden konnten ... auf engstem Raum ... Konnte es etwas Schöneres geben, als sein Leben? +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Doppelt hält besser, deswegen ist jetzt das zweite Kapschen on! Danke für die lieben Kommis beim letzten! *knuddl* Falls ihr dieses Kap auch mögt oder eben nicht - ist mir auch recht! -, dann schreibt mir Kommis mit Anregungen und Kritik! So, jetzt nen kleinen Ausblick auf nächste Kap! ********** Gemurmel wurde laut, als Chris die Klasse betrat. Dunkelrote Haare, die überwiegend von einer weißen Mütze verdeckt wurden, und grüne Augen waren das Erste, was Ian auffiel. **********Kap 3: Auf einen mehr, kommt es nicht an Bis denne Eure aqua1989 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)