Kurzgeschichten feat. MiKu von MSK (Archiv für Ficlets/Drabbles/Shortstorys) ================================================================================ A thing called love ------------------- Kein Slash. Es prangert Missstände an... also soll es zumindest und außerdem fand ich die Idee einfach zu gut *gg* A thing called love "Aber wie erkenne ich, ob ein Typ das will, was wir bieten?" "Ach Schwesterchen, du erkennst diese Kerle ganz schnell, glaub mir!" Sahen sie wirklich SO aus? Das konnte sie sich nicht Recht vorstellen, aber scheinbar... Sie senkte ihren Blick auf den 200er in ihren Händen. Die sanfte Brise der Klimaanlage wärmte ihre klammen Finger und die nur spärlich bekleideten Beine. Aus dem CD-Player summte eine ruhige Stimme. Sie hatte dieses Lied schon einmal gehört, aus einem Radio in der Nachbarbaracke. Jonny Cash? Langsam glitt ihr Blick wieder zum Fahrer des Wagens, der sie an einer Ecke des heruntergekommenen Ghettos aufgesammelt hatte. Eigenartig. Immerhin sah ihre Schwester doch viel besser aus. Sie war reifer, größer, schlank, aber nicht dürr wie sie selbst und war bei ihren "Kunden" sehr beliebt. Der etwa 40jährige schien ihr aber nicht wie jemand, der sich Mädchen aussuchte, die ein Viertel so alt waren, wie er selbst... Er passte nicht in das allgemeine Bild, was sie von diesen Männern hatte. Entspannt in das Polster zurück gelehnt, aber immer auf die Straße vor ihm konzentriert, bog er in Ecken der Stadt ein, die sie noch nie zu Gesicht bekommen hatte. Sie waren weitab von den Plattenbauten, zwischen denen sie aufgewachsen war. Überall blinkte Leuchtschrift auf. Zeitweise versuchte sie, die Straßennamen zu lesen, aber sie konnte sich an keines der Schriftbilder erinnern. Ihr stockte der Atem als sein Auto vor der Wohnbaracke ihrer Eltern hielt. Sie sah verständnislos zu ihm hinauf. "Wohnst du nicht hier?" Sie bemühte sich, ihn ganz zu verstehen, nuschelte etwas russischdeutsch und nickte flüchtig. Zum ersten mal sahen die braungrünen Augen direkt in ihre. Sie waren warm und freundlich und sie konnte sich kein paar schönerer Augen denken. Er wirkte, trotz das sein Lächeln wohl jünger strahlte als ihr eigenes, so erfahren und fast weise, dass sie ihm einfach vertraute. Nun beugte er sich über sie, seine Hand streifte kurz ihre Oberschenkel und sie meine für diesen Moment, er würde es doch wollen. Aber er öffnete einfach die Tür seines Kombis, lehnte sich dann zurück und sah sie auffordernd an. "Na los, willst du nicht nach Hause?" Sie blinzelte wieder nur verwirrt. Wollte er sie einfach gehen lassen? Ihre Mutter sorgte sich sicher schon. Noch immer musterte er sie fragend, bis er plötzlich inne hielt. "Ach richtig, tut mir Leid." Er zog aus der tiefen Tasche seiner Lederjacke eine Geldbörse und fischte zwei weitere Scheine daraus, die er fest in ihre Hand schloss. Wieder trafen sich ihre Augen. "Willst du nicht nach Hause?" Noch lange sah sie dem Auto nach, störte sich nicht an dem kalten Wind, der um ihre nackten Waden fuhr. Ihr war klar, sie würden sich nie wieder sehen, aber er würde ihr immer im Gedächtnis bleiben. Nicht alle Männer sind böse. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)