Erzählungen von Gardisten und Dieben von abgemeldet (Teil 1: Türme, Tümpel und Tavernen) ================================================================================ Kapitel 2.2: Von Verrückten umgeben? -Nein von einem! Und der reicht völlig! ---------------------------------------------------------------------------- Dieser Caligo grinste breit. "Azrael...", wiederholte er. "Hübscher Name. Klingt... schattig." Langsam nahm er nun seine Hand von meinem Goldbeutel. Dabei fixierte ich ihn mit meinem Blick. Der Kerl war ja vollkommen irre! Und er war dreckig, eine Sache die ich am meisten hasste! "Danke, Caligo...", sagte ich nun leicht abwertend und betrachtete diesen Verrückten genau, damit er seine Hand nicht vielleicht doch wieder zu mir wandern ließ und meinen Beutel, natürlich aus 'purem Zufall', auf einmal in der Hand hatte. "Neu hier in der Gegend?", fragte er schließlich, weiterhin grinsend und stützte sein Kinn auf seine Hand. Ich war doch recht überrascht, dass Caligo solche Interesse an mir hatte und sah ihn deswegen etwas verdutzt an. Nach einer kurzen Zeit antwortete ich:"Ich bin auf der Durchreise, bleibe also nicht lange hier." "Durchreise? Wohin denn, wenn man fragen darf?", meinte der junge Mann neben mir nun und beugte sich über meinen Bierkrug. "Nach Gorith. Ich fange dort eine Lehre als Gardist an.", erklärte meine Wenigkeit und ich schob dem Verrückten meinen Krug entgegen. Das Bier war eh schon warm und Durst hatte ich auch keinen mehr, also sollte doch dieser Verrückte seinen Spaß daran haben. Gleich darauf setzte Caligo das Gefäß an seine Lippen und nahm einen ordentlichen Schluck. "So, so. Lehre als Gardist.", sagte er unter einem leisem Kichern. Mann, was war daran denn so witzig? Ich sah die Sache sehr ernst! Und überhaupt, ich hasste es, wenn man über mich oder meine Taten lachte. "Und nach Gorith? Komischer Zufall. In die Richtung will ich auch.", erklärte er und fuhr sich durch sein Haar. Es war schwarz, genau wie das meine. Aber bei weitem nicht so gut gepflegt. Und er wollte auch nach Gorith? Der wollte doch wohl nicht etwa mit mir reisen?! "Und was wollt Ihr dort?", fragte ich nun etwas schärfer, denn sein Grinsen, dass er auf den Lippen hatte, gefiel mir ganz und gar nicht! "Unters Volk gehen, aye? Gute Zeit haben...Aber, gute Zeit kostet. Und Samtbeutel finden macht keinen Spaß, nicht wirklich...aye? Also, ich dachte, der Herr Gardist hier könnte mit mir zusammen doch sicherlich ein klein wenig Gold verdienen...Gutes, leichtverdientes Gold, aye?", antwortete der Verrückte promt in einem mir unbekannten Dialekt. Und doch! Er wollte mit mir reisen!...Was sollte ich davon bitte halten? Ich vertraute keinem so schnell, für gewöhnlich. "Ich verstehe...", begann ich zu sprechen und grübelte eine Weile. "Und ich soll dir also dabei helfen?", vergewisserte ich mich noch einmal. Die Idee an sich, mit dem Gold verdienen, gefiel mir ja...Aber mit diesem schrägen Kerl?! Hilfe! Er grinste mich unverschämt gut an, musste ich gestehen, und fuhr sich dabei durch die Haare. "Aye, helfen. Gerechte Lohnteilung. Nur ein paar reiche Händler mit ihrer Karawane nach Gorith begleiten..." Das dürfte nun wirklich nicht schwer werden - Eine Leichtigkeit! Und hey, ich konnte mir etwas dazuverdienen...Eigentlich sprach alles dafür, die Händler zu begeliten, aber dieser Caligo war mir nicht ganz geheuer. Ich hatte noch nie eine so durchgeknallte Person kennen gelernt! Andererseits machte er einen doch recht harmlosen Eindruck... "Nun, da ich eh auf dem Weg bin...", meinte ich nach einigen Überlegungen ob ich wirklich das 'Risiko' eingehen konnte mit Caligo zu reisen. "Einverstanden, ich begleite dich...Aber lass deine krummen Touren!", schärfte ich dem Verrückten vorsichtshalber ein und deutete damit auf die Sache mit meinem Goldbeutel hin. "Caligo macht keine krummen Touren, kleiner Gardist.", versicherte er mir und sprach weiter. "Aber ich freu mich, dass du mitkommst. 'N bisschen Unterhaltung während einer Reise ist immer gut, oder?" Er deutete zu einem der Händler weiter hinten im Raum. "Die suchen noch Söldner... sollen sie vor Wölfen beschützen..." Hey! 'Kleiner Gardist'? Also echt, so ein Pimpf war ich doch nun wirklich nicht. Aber ich wollte mich nicht großartig darüber aufregen und grinste deswegen nur matt. Einen Verrückten sollte man nicht allzu ernst nehmen... "Ja, durchaus...Alleine zu reisen ist etwas trist.", sagte ich trocken und mein Blick schweifte zu den Händlern auf die Caligo deutete, ich hatte sie schon vorher bemerkt. "Vor Wölfen? So, so...Hört sich ja sehr spannend an..." Caligo winkte ab. "Ach, nichts schweres und guten Lohn gibt es auch..." "Worauf warten wir dann noch?", fragte ich nun leicht lächelnd und stand auf. "Oder hast du es dir auf einmal anders überlegt?" Wie gesagt - Eine Leichtigkeit! Mit ein paar Wölfchen würde ich doch locker fertig werden! "Anders überlegen? Aber nicht doch! Komm, komm..." Schon schob er mich zu den Händlern und grinste die Männer an, als sie aufschauten. "Meinem Begleiter und mir kam zu Ohren, dass ihr noch Söldner sucht, mein Herr?", sprach er und sah dabei einen der Geschäftsleute an. Ich nickte den Händlern höflich zu und überließ vorerst Caligo das reden. Allerdings bezweifelte ich, dass er einen guten Eindruck auf die Herren machen würde, in seinem Gewand... "Wir wollen morgen nach Gorith aufbrechen, Bursche... Und du meinst dein Freund und du, ihr könntet uns helfen?", fragte der Angesprochene und musterte Caligo und mich mehr als skeptisch. "Oh, wir sind kräftiger als wir aussehen, Sir. Und wir kennen den Weg gut.", lächelte mein verrückter, neuer Freund. "Und das ist etwas was eure," er sah zu den Söldnern, die uns finster anschauten. "Krieger aus den Südlanden wahrscheinlich nicht tun.", meinte er außerdem und der Händler schaute uns beide darauf abwechselnd und unsicher an. "Mein Herr, ich kann Euch versichern, dass Ihr uns vertrauen könnt.", meinte ich ruhig und löste Caligo damit ab. Die Händler trauten ihm, wie schon gedacht, nicht. "Ich bin mir sicher, dass wir eine große Hilfe für Euch sein werden." Mein Blick schweifte von einem der Männer zum anderen und erhoffte eine Antwort. "Also gut. Ihr beide könnt euch bewähren. 5 Dukaten für jeden von euch biete ich als Lohn an." Was war das denn jetzt? Die Antwort kam aber flott! Trotzdem, gute Sache! "Ich danke Euch, mein Herr. Wir nehmen gerne an.", lächelte ich und neigte dankend den Kopf. Dann blickte ich Caligo fragend an, da er aufmal einen ziemlich schlaffen Eindruck machte. Hatte ich was verpasst? Er hob nur kurz eine Augenbraue und grinste schon wieder. Dann verabschiedete er uns von dem Händler mit einem knappen Grinsen und zog mich erneut mit sich. Diesmal in eine Ecke der Taverne. Dort stieß er mich dann auch glatt unsanft auf die Eckbank und nahm mir gegenüber platz. Mein Rücken schmerzte nach der Aktion Caligos ordentlich. Danke, du Idiot! "Zwei mal gutes Ale, aye?", meinte er sofort zu einer Bedienung. Ich sah den Verrückten darauf hin aus dem Augenwinkel an. "Ich weiß nicht, ob das jetzt noch so gut ist...", meinte ich halblaut. "Wir müssen morgen früh raus..." Und außerdem vertrug ich bei weitem nichts mehr...Klasse, was jetzt? Das hatte ich nun davon, dass ich Kneipen mied... Caligo winkte wiedermal ab. "Ach, ein Ale tut doch nicht weh." Haha, ihm vielleicht nicht, aber was hatte es wohl für Folgen bei mir? "Außerdem schmeckt richtiges Ale weitaus besser als Bier." Nun gut, nun war es eh zu spät...Die Bedienung kam wieder und stellte je ein Glas vor uns beiden ab. In dem Glas eine bräunliche, zähe Flüssigkeit. Na, dann prost! Ich grinste Caligo nur matt an und blickte auf das Gefäß vor mir. "Wenn du meinst..." Große Klasse, wenn ich danach noch stehen würde, wäre es ein Wunder. Aber so wie ich mich kannte, ein absolutes Weichei was das Trinken anging, würde ich danach wohl eher betrunken vom Stuhl kippen. Ich machte mich schon jetzt auf den harten Aufprall auf dem Boden gefasst. "Vertrau mir - nichts schmeckt besser als Zucker-Ale!", versicherte er mir und ich fragte mich nun wirklich ob ich einer solchen verrückten Person überhaupt trauen konnte. Ich schluckte und fasste schließlich doch das Glas und hob es an meine Lippen. Okay, es musste sein und ich nahm einen ordentlichen Schluck. Der süße Geschmack war furchtbar! Rondra, was war das bloß für ein Zeug?! "Magst du nichts Süßes, Kleiner?", fragte er mich leicht grinsend während er die zweite Hälfte seines Ales trank. Ich schluckte es mit Widerwillen hinunter und schüttelte mich. "Eher nicht...Zumindest nicht so süßes!" In meinem Mund hatte ich noch immer diesen ekelhaft-süßen Geschmack und ich wusste absolut nicht, wie ich den wieder loswerden sollte! "Wie kannst du das Zeug nur trinken?", fragte ich schließlich und sah dabei in das Gesicht von Caligo. "Mund auf und rein, Kleiner.", lächelte er. "Ich kann viel... schlucken.", stammelte er nun weiter... Täuschten mich meine Sinne, oder verhielt er sich wirklich etwas komisch? Ich meine, komischer als er so oder so schon war. "Aha...", gab ich nur von mir und sah ihn weiter an. Eigentlich sah Caligo gar nicht mal schlecht aus... Moment mal, halt! Wie konnte ich an sowas denken?! Schnell verbannte ich diesen Gedanken aus meinem Kopf und blickte wieder etwas ernster drein. "Nenn mich nicht 'Kleiner'!" "Du bist aber kleiner als ich, Kleiner.", grinste er und sprach weiter. "Und wahrscheinlich auch jünger." Er hob sein Glas wieder an seine Lippen... Hallo, das war leer du Schnellspanner, seufzte ich gedanklich und kochte innerlich. Ich hasste es, wenn mich jemand klein nannte. Denn das war ich mit 182 cm eigentlich nicht wirklich. "Hm, möglich. Wie alt ist denn der werte Herr?", fragte ich leicht gereizt und verschränkte die Arme vor der Brust. "Der werte Herr," meinte er und fing dabei wieder an in diesem Dialekt zu sprechen, "ist 21, aye." Verfluchter Mist, der Kerl war wirklich älter als ich! Ich nickte nur als Antwort und stütze meinen Kopf auf die rechte Hand. Mit der Linken fuhr ich über den Rand des Glases, welches immer noch, fast voll, vor mir stand. "Trinkst du das noch? Gutes Ale soll man ja nicht verkommen lassen." Nein, ganz bestimmt würde ich das nicht mehr trinken! Ich war froh, dass ich den Geschmack endlich los war! "Bitte, wenn du unbedingt willst...", sagte ich und schob es zu ihm herüber. "Wo wirst du heute eigentlich die Nacht verbringen?", fragte ich und sah wieder in die grünen Augen Caligos der darauf hastig einen Schluck vom Ale nahm. Musste ich das Verhalten von ihm verstehen, oder nicht? Es kam mir nämlich etwas seltsam vor... Als er geschluckt hatte zuckte er mit den Schultern. "Ich find immer einen Platz um zu schlafen." "Also hast du noch keine Ahnung wo, verstehe!" Was hätte ich eigentlich auch sonst von einem Taschendieb denken sollen? In der Zwischenzeit merkte ich, wie meine Lider schwerer wurden...Verdammt, ich musste wirklich geschafft gewesen sein! "Bestmöglicherweise ein Ort mit einem Dach.", fing er an zu grummeln und trank den Rest von dem Ale. "Du schläfst hier, nehme ich an?" "So ist es.", gab ich ihm als Antwort und nickte. Und alles was ich jetzt wollte war ein Bett und hoffte außerdem, dass Caligo nicht die ganze Nacht durchmacht...Das hätte ich nicht überlebt! "Gut. Dann ist mein Kleiner ja gut untergebracht.", sagte er unter Kichern. "Dann sehen wir uns morgen, aye? Caligo muss sich noch einen Schlafplatz aussuchen. Bis morgen früh, eh?" Als er aufstand, stand er mehr schlecht als recht...Caligo war recht wacklig auf den Beinen. Na, woher das wohl kam...Aber halt! Hatte ich wieder das Wort 'Kleiner' vernommen? Oh ja, und so langsam reichte es mir wirklich! "Ich bin nicht klein!", fauchte ich und funkelte Caligo an. "Und außerdem bin ich nicht dein Eigentum!" Ich murrte noch leise vor mich hin bis ich schließlich "Bis morgen" und "Sei pünktlich!" zu Caligo sagte. Grinsend warf er mir eine Kusshand zu, bevor er die Gaststube verließ. Oh Gott, der Kerl war wirklich knülle! Sonst hätte er wohl kaum eine solche Geste gemacht...Zum Glück hatte ich nicht mehr getrunken. Wer weiß, was ich angestellt hätte?! Ich schüttelte leicht den Kopf und verschwand schließlich, schlurfend, im Schlafsaal. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)