Erzählungen von Gardisten und Dieben von abgemeldet (Teil 1: Türme, Tümpel und Tavernen) ================================================================================ Kapitel 4.2: In der Nacht ------------------------- Die Sonne wanderte langsam aber sicher über den Himmel und würde sicherlich bald untergehen...Und noch immer keine Spur von den Banditen. Sie kannten sich wohl sehr gut aus, in diesem Gebiet. Caligo und mir blieb nichts anderes übrig, als ihnen zu Fuß zu folgen. Ab und an musste ich schnaufen, da mein Arm immer mehr zu schmerzen begann. Ein grausames Gefühl, dieses Stechen, dass sich durch die verletzte Gliedmaße zog! Schließlich ging es mir so derbst auf die Nerven, dass ich stehen blieb und in meiner Tasche kramte. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich noch Verbandsmaterial dabei hatte. Und Tatsache, da waren noch einige Binden, die ich gleich mal herauszog. "Großes Problem, Kleiner?", ertönte die Stimme Caligos, der sich zu mir umgedreht hatte. "Es geht... Nur eine Schnittwunde am Arm. Brennt aber wie Zunder!", erklärte ich, während ich die Binden um meinen Arm wickelte. Schmerz! "Aye, was machst du denn da, Gardistenanwärterchen?" Sofort nahm mir mein Freund die Binde aus der Hand. "Nich' über'n Kleidung wickeln!" Wieder dieser Dialekt! Und dazu war Caligo auch noch verdammt aufgeregt. Mann, es war mir egal, wie ich den Verband drum wickelte, Hauptsache, die Schmerzen würden aufhören. Der Halbelf ließ sich durch meinen leicht genervten Blick aber nicht abhalten und riss mir glatt ein Stück meines Ärmels ab und begutachtete die Wunde. Danke, waren ja nur meine Klamotten, die du gerade in Stücke reißt! Er hätte meine Armbekleidung doch auch hochkrempeln können...Aber nein, der werte Herr musste ja wieder übertreiben! "Muss sauber gemach' wer'n, d'mit kein Entzündun' dran komm'.", "D-Das ist mir schon klar... aber womit? Ich hab nichts zum desinfizieren mit...", stammelte ich aus einem, mir unbekanntem Grund. Vielleicht, weil Caligo doch recht besorgt war? Er jedenfalls begann nun in seiner Tasche zu wühlen. "Aye, Caligo rennt auch nicht mit einer Heilausrüstung durch die Gegend...", grinsend zog er eine kleine, braune Flasche hervor, "... aber mit Zwergenschnaps!" Nein! Nein, das wollte er nicht wirklich? Das konnte er nicht wahrhaftig wollen! "Nein, oder?" Ich weitete die Augen und schluckte. Rondra, steh mir bei! "Kein' Sorg', tut nich' lang' weh." Er lächelte mich an, wahrscheinlich wollte er mich aufmuntern, aber das schaffte er nicht wirklich! Er entkorkte die Flasche und kippte den Zwergenschnaps genau auf meine Wunde. Verdammt, Schmerz, GROßER Schmerz! Danke, Caligo, auf die Behandlung hätte ich verzichten können! Lieber hätte ich mich mit einer Entzündung herumgequält! Unbekümmert wickelte er schnell die Binden über meine Verletzung und zog diese fest. Er wartete noch nicht einmal darauf, dass der Schnaps abtropfte! Demnach brannte dieses Zeug noch lange in meinem Fleisch. Ich drückte meine Hand auf die Stelle der Wunde und zog ein Gesicht vor Schmerzen. Etwas zerknirscht gab ich ein "Danke" von mir und wandte mich ab. "So schlimm ist's doch nich', oder? Und so komm' garantiert kein' Entzündung dran!" Ts. An den Arm würde nie wieder etwas kommen! Und erst recht kein verrückter Halbelf, dessen Namen ich ja nicht erwähnen möchte - Nicht wahr, Caligo?! Ich antwortete ihm nicht und stapfte stumm dahin! Die Landschaft war hügelig und weit, sehr weit! Es standen vereinzelt Bäume herum und das kniehohe Gras war auch eher hindernd, beim Vorankommen. Caligo folgte mir schließlich und wandte den Blick zu Boden um nach weiteren Spuren zu suchen. "Caligo, kommt es dir nicht auch verdammt komisch vor, dass wir die Banditen noch nicht eingeholt haben, obwohl sie schwer angeschlagen waren?" Ich ahnte schlimmes, als mich mein Freund unsicher ansah. Hatte er mir etwas verschwiegen? "Äh... die Pferde werden nicht angeschlagen sein, aye?" Okay, Azrael, ruhig bleiben, versuchte ich mir einzureden, doch das fiel mir ziemlich schwer... "Die Pferde...", zischte ich und zog scharf die Luft ein. Meine Laune fiel rapide in den Keller. "Warum hast du mir, verdammt nochmal, nicht früher davon erzählt?!", fragte ich erzürnt und stampfte mit dem Fuß auf den Boden. Verdammt, wie konnte er mir so was wichtiges verschweigen? Caligo machte einen verzweifelten Eindruck und rang nach Worten. Schließlich hatte er welche gefunden. "Würde nichts ändern, aye? Banditen mit Pferden immer schneller als Krieger zu Fuß. Außerdem egal, wenn sie Geiseln rauben und Pferde haben, dann haben sie auch'n Versteck, aye? Also müssen wir nur das Versteck finden. Und wenn tagsüber die Banditen rauben, dann schlafen sie nachts also ist es eh besser, später zu kommen... aye?", gab er mir zu verstehen und ich atmete tief durch. "Gut...Dann darf ich dich jetzt bitten, mir den Weg zu weisen. Ich will noch heute das Versteck finden, klar?!" Meine Laune hatte sich noch nicht gebessert und für Caligo war es besser, wenn er mich jetzt nicht mehr reizte. "Aye, aye. Ich lese schon die Spuren, oder? Schneller geht es nur bei Nacht... Sonnenlicht is' zu grell...", murmelte er und bückte sich gen Boden und durchforstete das Gras. Besser gesagt: Er schlich sich mehr hindurch. "Hauptsache ist, dass du sie liest!", meinte ich schließlich und folgte ihm danach in stoischer Ruhe. Der Marsch dauerte noch eine Weile, bevor wir einen Hügel hinaufkamen - Vor uns eine weite Fläche Moor! Das würde Spaß geben, wenn man darin stecken bleiben würde. Krähen schrieen in die beginnende Nacht und es herrschte eine Stimmung, die einem einen Schauer über Rücken laufen ließ. Nebelschwaden zogen ihre Wege über die Tümpel und die Mondstrahlen erhellten die Umgebung ein wenig. Caligo sah zum Mond empor und lächelte. Er hatte wohl gute Laune...Nun gut, ich wollte auch nicht die ganze Nacht den Griesgram spielen, also ging ich zu meinem Freund und stützte mich an seine Schulter. "Okay, lass uns los...Wir haben nicht ewig Zeit!" Darauf sah er mir grinsend ins Gesicht, aber ein normales Grinsen war das nicht. So viel stand für mich fest. "Aye! Aber wir sollten vorsichtig jagen... Das einzige Moor in der Nähe von Gorith ist das Dämonenmoor." "Ich habe davon gehört...", sagte ich und blickte leicht grinsend über das Moor. Dann ging ich auch schon los und blickte mich nur noch einmal zu Caligo um, um ihn mit einem Winken voranzutreiben. Wollte er da ewig stehen? Schließlich ging er aber los und erhöhte das Tempo in dem er lief und marschierte neben mir weiter. "Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, um zu erzählen woher du kommst, Kleiner, aye." Oh, ich wusste dass diese Frage irgendwann kommen würde. Nun gut, dann sollte er es eben erfahren. "Ich komme aus dem Süden...Aus Rasim um genau zu sein.", antwortete ich und als Erwiderung von Caligo erhielt ich einen Pfiff. Tjaja, Rasim war nicht schlecht und ich mochte mein Zuhause auch sehr. "Nicht schlecht, daher deine Vorliebe fürs Stochern mit dem langen Messer, hm?" 'Langes Messer'? Den Ausdruck mochte ich irgendwie gar nicht...Ich nannte seine Pfeile ja auch nicht 'Zahnstocher'. Wir kamen nun an einer Stelle an, an der nur ein schmaler Weg zwischen den Tümpeln herführte. Jetzt hieß es aufpassen wo man hintrat. "Ja, ich war auf der Akademie, falls du darauf hinaus wolltest.", antwortete ich schließlich grinsend. "War ganz witzig da..." Und das war wirklich so. Es war eine tolle Zeit, zusammen mit meinen Freunden. War wohl für die meisten Leute schwer vorzustellen, aber es war wirklich schön. Caligo schnaubte. "Ja, kann ich mir vorstellen... Wahrscheinlich lauter Regeln, die man befolgen musste, huh? Und langes Training mit wenigen Pausen... nah!" Er hüpfte ein wenig und streckte seine Arme etwas. "Akademien sind kein Ort für mich." "Regeln sind dazu da, um gebrochen zu werden.. Zumindest manchmal.", lachte ich leise und kratzte mir das Kinn. "Naja, was das Training angeht, so hast du recht. Dafür bin ich nun so weit um eine Lehre als Gardist anzufangen.", erzählte ich stolz und lächelte. "Ob das so gut ist, Kleiner... Gardist-Sein bringt nichts außer einem Haufen Probleme." "So, was denn für welche?" Fragend sah ich Caligo über die Schulter hinweg an. "Ich wüsste nicht, was daran ein Problem sein sollte Gardist zu werden..." "Die Tatsache zum Beispiel, dass du ständig für dumme, dicke Adlige durch die Gegend läufst, teilweise ohne das zu wollen." Wollte er mich tatsächlich davon abbringen, meinen Traum zu erfüllen? Na, das konnte er sich abschminken! "Zum Beispiel nur. Außerdem ist Gardist-Sein todlangweilig. Man sollte reisen, die Welt sehen etc. Mach was aus deinem Potential.", meinte Caligo und sah zu mir. "Die Welt kann ich auch sehen, wenn ich als Gardist unterwegs bin..." Was dachte der Verrückte denn? Ich würde doch nicht die ganze Zeit in Gorith hocken! Nie im Leben! Aber langsam drängte sich eine Frage bei mir auf... "Warum willst du mich davon abbringen?", fragte ich dann scharf. "Willst du unbedingt, dass ich bei dir bleibe?" Unweigerlich musste ich grinsen. Irgendwas hatte Caligo doch im Sinn... "Nicht unbedingt, Kleiner, aber dich den Gardisten überlassen kann ich doch auch nicht. Gesetzesgläubig wie sie sind." Das war ja so klar! Warum hab ich nicht gleich an so etwas gedacht? Und ich hatte mir Hoffnungen gemacht...halt, was? Pfui, Azrael! "Du vergisst, dass ich kein Dieb bin und ich die Gesetze nicht breche.", erwiderte ich, die Arme verschränkend. "Es war schon immer mein Traum Gardist zu werden und ich lasse mich von nichts davon abhalten..." Caligo vergrub darauf sein Gesicht in den Händen. Er schüttelte den Kopf und tätschelte meinen linken - und damit gesunden - Arm. "Keine Sorge, alles wird gut werden, aye." "Ähm, bei mir ist alles in Ordnung...Aber ich weiß ja nicht, wie das bei dir ist." Wieder schüttelte mein Kumpane den Kopf. "Es geht um dich, Kleiner... Gardist-Sein!" Er seufzte abermals tief. Er verhielt sich gerade so, als wenn es das schlimmste auf der Welt seie, wenn man einen ehrlichen Beruf ausüben wollte. Die ganze Zeit sah er mich bemitleidend an, bis ich meinen Blick gerade aus wandte und nicht mehr auf ihn achtete. Unbekümmert lief ich weiter, ohne zu merken, dass Caligo zurückblieb. Ich merkte wirklich absolut nichts und hatte mein Gehör wohl für kurzen Moment auf Durchzug gestellt. Lag wahrscheinlich daran, dass ich das 'Werd-bloß-nicht-Gardist-Gerede' nicht mehr hören wollte. "Verflucht noch mal! Im Namen Lors - BLEIB STEHEN! HEY, KLEINER!", schrie Caligo mir dann aus voller Lunge und aufgebracht hinterher. "Kannst du nicht aufpassen wo du hinläufst?", rief ich ihm zu, während ich mich umdrehte und zu ihm zurücklief. "Ich PASSE auf, aye! Das Loch ist nicht rechtzeitig ausgewichen!" Er ruckelte weiter mit seinem Fuß. Brachte ihm aber auch nichts, er versank stattdessen noch etwas weiter. Ich seufzte und schüttelte den Kopf. Ob er verrückt war? Und ob! Aber mit der Zeit gewöhnte man sich daran. "Löcher haben keine Beine..." Erneut seufzte ich! Den konnte man auch nicht alleine lassen! "Warte, ich hol dich da raus..." Ich packte meinen Freund am Arm und zog so kräftig es ging! Im ersten Moment wollte sich gar nichts tun, aber als ich noch etwas mehr Kraft reinlegte war es soweit, dass er aus dem Loch rutschte. Ohoh! Nicht gut, gar nicht gut! Caligo rief noch etwas in einer anderen Sprache, bevor er mich umwarf und auf mir auf dem Boden landete. Ich lief augenblicklich rot an und schluckte merklich. Schande, konnte er nicht von mir runter gehen, statt mich anzusehen und sich dabei auch noch über mich zu beugen? "Du hast... hübsche Augen, ...Azrael..." "Ähm...Was?!" Caligo lächelte mich nur an und senkte seinen Kopf. "Sehr... hübsche... blaue... Augen. Wie... Saphire." Langsam atmete er knapp über meinem Gesicht aus. Die Sache war mir so verdammt unangenehm! Verdammt, warum warf ich ihn nicht einfach runter von mir? Statt dies zu tun lächelte ich nur matt und stotterte ein "D-Danke". War ja nicht so, dass ich nicht gerne Komplimente hörte, aber in dieser Situation?! Zitternd lag ich da also - Unter Caligo - und sah ihn einfach nur verdattert an. Ihm schien das ganze aber wohl zu gefallen und er kam mit seinen Lippen den meinen immer näher und berührte sie fast. Das konnte doch nicht wahr sein! Der wollte mich tatsächlich küssen! Der war doch von allen guten Geistern verlassen! Doch was war das? Als wenn er meine Gedanken gelesen hätte, brach er ab und stand schnell auf. Rondra, ich danke dir, dachte ich nur und erhob mich ebenfalls. Ich drehte meinen Kopf und begutachtete meinen Umhang...Gaaaaaanz große klasse, er war dreckig! Wie ich das hasste! "Keine Sorge, Kleiner. Den kriegen wir wieder sauber. Sobald wir etwas mehr Zeit haben, könnten wir ja gemeinsam baden gehen, aye?" Was?! Also jetzt gingen wohl alle Pferde mit ihm durch! Als wenn mir die ganze Szenarie vorhin nicht gereicht hätte! Caligo ließ mir jedoch keine Zeit um zu antworten, da er zügig an mir vorbei huschte. Ich folgte ihm. Mit genügend Abstand, wollte ich angemerkt haben! Nur, um vorzusorgen, dass so etwas nicht wieder passierte. Mir reichten ab dem Moment sogar seine Blicke um nervös zu werden. Rondra, war ich denn nicht immer ein anständiger Kerl, dass du mich mit diesem Verrückten strafst, dachte ich mir immer wieder und bete im stillen weiter zu der Gottheit. In Gedanken versunken merkte ich nicht einmal, dass mein Vordermann stehen blieb und rempelte erst einmal an ihn. Wie gestraft konnte man eigentlich sein? Hatte ich nicht was von Abstand erzählt? "Warum bleibst du nun schon wieder stehen?", fauchte ich verärgert und verschränkte die Arme. Wenn er jetzt bloß wieder ein kleines Wehwehchen hatte, würde ich ihm den Hals umdrehen, beschloss ich und wartete auf seine Antwort. "Blutpanther!", zischte er mir nur zu und stand auf dem Schlauch. Noch nie gehört, noch nie gesehen. Konnte aber doch bei weitem nicht so schlimm sein, wie ein Verrückter Halbelf, der einem tierisch auf die Nerven gehen konnte...Aber gut, ich war neugierig und wollte wissen, was das für ein Viech war, mit dem wir es zu tun hatten. "Ein was?" Ich stellte mich nun neben meinen Freund und konnte den Tierchen nun direkt in die Augen sehen. Hui, sahen ja beeindruckend aus, diese roten Guckerchen, die auf uns gerichtet waren. Allerdings störte mich etwas! Das Katerchen stand uns im Weg und hielt uns auf. "Klasse, und jetzt?", flüsterte ich und deutete auf den Panther. "Das Vieh wird uns sicher nicht freiwillig vorbei lassen." Irrte ich mich, oder verstand mich das Tier? Es fing nämlich an, uns anzufauchen. Höchst interessant! "Egal was, nicht töten, verstanden Kleiner?", gab mir Caligo zu verstehen und presste Zeige- und Mittelfinger seiner linken Hand zusammen. Darauf folgte eine Geste an seine Brust gewandt, wobei seine anderen Finger abstanden. Was hatte er denn nun schon wieder vor? Egal, er würde ja vielleicht mal das richtige tun und nickte ihm zu. Warum ich das Tier nicht töten durfte, war mir dennoch ein Rätsel! Das wäre die schnellste Möglichkeit gewesen, aber nein, Caligo bestand ja darauf, dass ich dem Panther nichts antat. Und, wenn ich anmerken darf, das Katerchen kam auf mich zu geschlichen...War das ein gutes, oder ein schlechtes Zeichen? "Caligo, wie sollen wir an ihm vorbei kommen, wenn wir ihn nicht töten?", fragte ich meinen Freund, doch anstatt mir zu antworten, baute er sich vor mir auf und blickte das Tier an. "Finger weg, meiner!" Hatte ich irgendwo an mir stehen 'Eigentum von Caligo'? So viel ich wusste nicht, aber dennoch behandelte er mich, als wenn ich ihm gehören würde, was mich ziemlich fuchste! "Hör auf, das Tier auf den Arm zu nehmen und überleg dir lieber was gescheites!", forderte ich Caligo auf und blickte leicht genervt drein. Der Halbelf drehte sich, auf meine Worte hin, um. "Du wirst nicht als Mitternachtsimbiss für einen Blutpanther enden!" Dann wandte er sich erneut dem Panther zu, der inzwischen vor uns auf dem Weg saß und uns ansah. "Mein Kleiner, verstanden? Und kein Kauknochen!" Argh, er stellte mich schon wieder als sein Eigentum dar! Konnte das denn wahr sein? Es war doch nicht so schwer zu verstehen, dass ich niemandem gehörte! "Das hatte ich auch nicht vor. Aber ich gehöre trotzdem nicht dir, Caligo!", sagte ich in einem unmissverständlichen Ton und blickte schließlich zu unserem Katerchen. "Guck nicht so blöd, du Mistvieh!", murmelte ich leise in meinen - nicht vorhandenen - Bart und stemmte die Hände in die Hüften. Mir doch egal, dass das Tier sauer wurde und mich anfauchte! Ich war auch sauer. Zum einen, da er uns den Weg versperrte und zum Zweiten, da ich ihn nicht aus dem selbigen räumen durfte! "Azrael!", zischte Caligo, "das ist ein heiliges Tier!" "Ach, das ist mir neu!", kam direkt als Antwort meinerseits und ich starrte den Panther weiterhin an. "Du kennst vielleicht den Gott nicht, der diese Tierart als seine ausgewählt hat, aber glaub mir, du willst ihn NICHT verärgern!" Im Moment war es mir recht egal, welchen Gott ich verärgerte und welchen nicht! Ich wollte einfach nur vorbei! War doch nicht so schwer zu kapieren... Caligo bewegte sich nun auf das Kätzchen zu, dessen Laune wohl nicht gerade die beste war, und kniete sich vor ihm nieder. Der wollte das Viech doch jetzt nicht etwa anbeten, oder ähnliches. Dafür hatten wir keine Zeit! "Caligo, du erwartest jetzt aber nicht auch von mir, dass ich mich in den Dreck werfe, oder?!", fragte ich meinen Kumpanen und bekam nur ein dumpfes Knurren und ein "Ruhe, Kleiner" als Erwiderung. Bitte, dann eben nicht! Die nächsten Worte von Caligo verstand ich eh nicht, da er auf einer anderen - mir unbekannten - Sprache mit dem Panther redete. Das Tier hockte da und sah meinen Freund an, fauchte kurz (weswegen war mir schleierhaft, da ich die Sprache ja nicht kannte) und beruhigte sich schnell wieder. Der Panther nickte und der Halbelf bedankte sich, diesmal in Menschensprache, bei dem Katerchen und erhob sich. Darauf wandte er sich an mich und forderte mich mit einem "Los, komm Kleiner" auf, ihm zu folgen. Hm, vielleicht konnte ich von Caligo ja doch noch eine Menge lernen...Und damit hätte ich wirklich nicht gerechnet. "Wow, nicht schlecht!", nickte ich ihm anerkennd zu und wurde dann schließlich von einem grinsenden Caligo über den Pfad gezogen. Den Panther ließen wir hinter uns, mein Freund atmete erleichtert aus und ließ mich los. "Glück gehabt. Er war schon beleidigt, dass du ihn Mistvieh genannt hast." "Ich mag große Katzen nicht...", meinte ich trocken zu ihm und verschränkte meine Arme wieder vor der Brust. Und damit sprach ich wahre Worte! Generell hasste ich Katzen! Um das Thema zu wechseln fragte ich: "Wie lange müssen wir noch hier durch?" Caligo jedoch schien sich erst noch auf meine Katzen-Phobie zu konzentrieren. "Egal ob du Katzen magst oder nicht, Blutpanther regt man nicht auf..." Dann sah er sich einmal um und antwortete auf meine Frage. "Keine Ahnung. Aber wir könnten jeden Augenblick beim Versteck der Bande ankommen, wenn es hier im Moor versteckt liegt." Und kaum waren wir um eine Kurve gelaufen erblickten wir vor uns eine weniger sumpfigere, offene Fläche Land - Und in der Ferne sah man einen Turm, so wie es aussah, in den Himmel ragen. "Was hab ich gesagt?" "Hm, aber wer sagt, dass es auch wirklich das Versteck ist?" Ich fand die Frage durchaus berechtigt! Wir hatten zwar einen Turm gefunden, aber sicher, dass es auch wirklich der Sitz der Banditen war, konnten wir uns nicht sein. Caligo zuckte jedoch nur mit den Schultern und näherte sich dem Gebäude um ein paar Schritte. Wahrscheinlich erkannte er jetzt mehr als ich, denn die Nebelschwaden verschlechterten die Sicht um einiges, wenn man nicht nah genug an den Turm heranging. "Auf alle Fälle ist da drüben ein Feuer.", meinte mein Freund und ließ seinen Blick weiter auf dem besagtem Fleck ruhen. "Dann sollten wir herausfinden wer da zündelt. Was meinst du?" Caligo nickte darauf und ging in eine gebückte Haltung über. Im Moment kam er mir vor wie ein Hund - Er las die Spuren und kroch dabei fast auf dem Boden. Da konnte man ja nur daran denken... "Wir sollten uns ranschleichen... nur um vorsichtig zu sein. Nah genug um nachzuschauen, wer da ist." "Alles klar!" Ich nickte und so schlichen wir zwei durch die Dunkelheit - Dem Turm immer näher - und schon bald erkannte man die Feuerstelle um vieles besser. Nur eine Wache saß am Feuer und starrte in die Finsternis. Von der Lederkleidung her, konnte man daruf schließen, dass er zur Bande vom Rotlöckchen gehörte. Einen besonders starken Eindruck machte der Mann auch nicht. Die Banditen waren wirklich ziemlich unvorsichtig! "Sieht aus wie einer von ihnen," murmelte Caligo zu mir und kniete sich noch tiefer. Es sah so aus, als würden wir ein paar Probleme bekommen, da die Fläche viel zu weit und frei war! Wir hatten nicht den Hauch einer Gelegenheit uns irgendwo zu verstecken. Verzwickte Angelegenheit! "Ja, aber wie sollen wir unbemerkt an ihn herankommen? Ein direkter Angriff würde fatal enden...", gab ich zu bedenken und verschräkte die Arme. Es sah irgendwie hoffnungslos aus... "Darüber denke ich auch grad nach, Kleiner..." Ich hoffte, dass ihm etwas einfiel, denn ich stand gerade wirklich auf dem Schlauch! Ohne Büsche war ich aufgeschmissen, was das Schleichen anging...Verdammter Mist, aber auch! Schließlich breitete sich aber ein breites Grinsen auf den Lippen meines Freundes aus. "Du hast eine Idee?" "Kann man so sagen...", meinte Caligo und verfiel für einen Kurzen Moment in Gedanken, wie es schien. "Es könnte etwas... trickreich werden, und du wirst auf alle Fälle ruhig sein müssen, aye?" Hey, wenn´s nicht mehr war! So lange ich nicht allzu nah an ihn heran musste war alles in bester Ordnung! "Und vor allem wirst du nahe bei mir bleiben müssen." Wie hieß es so schön 'Wenn man vom Esel tratscht, kommt er auch schon angelatscht!' Aber warum traf dieses Sprichwort immer bei mir zu?! "Okay, wenn es sein muss...Aber wehe du ziehst wieder so was wie im Moor ab! Ansonsten werde ich ungehalten. Verstanden?!" Naja, ob er es wirklich verstanden hatte, war mir ein Rätsel, da er mir nur stumm zunickte und sich wieder aufrecht hinstellte. Aber da, er konnte ja doch noch reden. Er kommandierte mich gleich mit einem "Stell dich neben mich!" zu ihm. Gut, ich tat, wie mir befohlen und trat an seine Seite, da ich es im Blut hatte auf Befehle zu hören (Das sollte ich mir bei meinem Freund dringlichst abgewöhnen!). Caligo zog mit den Fingern Kreise durch die Luft und nahm so den Nebel auf. So etwas hatte ich bisher nur aus Erzählungen von Freunden gehört, aber - bis zu diesem Moment - noch nie miterlebt. Geschickt legte er die Nebelschwaden um uns und summte leise vor sich hin. Schon bald verdichtete sich der Nebel, blieb aber für uns durchsichtig. Ich merkte nur, wie Caligo scharf die Luft einsog und mich darauf hin ansah. "Der Zauber hält kaum Geräusche ab. Und er is' verdamm' schwer aufrech' zu hal'n. Also los jetzt!" Wir begaben uns auf den Weg, Richtung Turm und verhielten uns beide totenstill. Dennoch, mir war bei dem Gedanken, so nah an dem Halbelf zu sein, nicht ganz wohl. Und natürlich, wie hätte es auch anders sein können, kam ich meinem Kumpanen etwas zu nahe, während wir liefen. Ich streifte mit der Hand seinen Allerwertesten - Natürlich aus reinem Versehen! Ich wurde rot, das merkte ich genau! Mein Blut stieg in meine Wangen und erwärmte diese. Verdammt, es war peinlich! Warum passierte so etwas eigentlich immer mir! Und dann auch noch bei Caligo, der sich wahrscheinlich etwas darauf einbildete, so wie er seinen Hintern schwingen ließ! Oh, wenn es einen Preis für die größte Peinlichkeit gäbe, ich hätte ihn abgeräumt! Herzlichen Glückwunsch, Herr s´Falenn, gratulierte ich mir selbst und senkte den Blick! Wir waren nun sehr nahe an die Wache herangekommen und Caligo deutete mir an, dass wir das Tempo nun mäßigen sollten. So vorsichtig wie es ging schritten wir zum Feuer, neben dem der Bandit noch immer ahnungslos und starr in die Nacht hinausblickte. Im wahrsten Sinne des Wortes - Wir waren Luft für ihn! Mein Freund sah mich an und fragte ohne Stimme etwas wie ,Zaubern ja oder nein?'. Ich hatte absolut keine Ahnung was er überhaupt vorhatte, zu zaubern. Aber ich musste ihm wohl vertrauen und nickte deswegen, wenn auch etwas abwesend. Caligo atmete tief ein und ließ mit einer geschwinden Handbewegung den Zauber fallen. Es war ein Bild für die Götter, wie der Wachmann uns ansah. Ihm verschlug es sogar die Sprache, so baff war er. Schnell formte mein Kumpane mit seiner Hand einen Hohlraum und tat dann so, als würde er etwas mit der Hand nach der Wache schmeißen. "Schlafe im Schatten des dunklen Gottes!", fauchte der Halbelf dann hinterher und sah zufrieden zu, wie die Wache ihre Augen schloss und mit einem ,Plumps' vornüber fiel. "Und was sollen wir jetzt mit ihm machen?", fragte ich nach und deutete auf den Mann. So einfach liegen lassen, konnten wir ihn ja auch nicht. Wach würde er in der nächsten Zeit wohl nicht werden, aber Vorsicht war die Mutter der Porzellankiste! Caligo sah mich mit einen 'Na was wohl' Ausdruck an. "Wir suchen etwas, womit wir ihn zusammen binden können und hoffen, dass die restlichen Banditen da drinnen nichts davon mitkriegen." Das mit dem Zusammenbinden war leichter gesagt, als getan! Am Turm lag ja nichts rum, was man hätte benutzen können! "Und was schwebt dir bitte vor?" Darauf zuckte der Halbelf nur mit den Schultern und meinte: "Zur Not zerreiß seine Lederrüstung oder zerschneid sie mit deinem übergroßen Zahnstocher..." Währenddessen ließ er sich vor dem Lagerfeuer nieder und wühlte ein Stück Käse aus seiner Tasche! Aha, und ich durfte wieder die ganze Arbeit machen! Na, schönen Dank auch! Kaum hörbar grummelnd kniete ich mich über den Banditen und begann seine Lederklamotte in möglichst gleichlange Teile zu schneiden. Zwischendurch durfte ich mir dann auch noch Kommandos von Caligo anhören, wie "Und dann Hände und Füße hinter'm Rücken zusammenbinden.". Jawohl, wie der Herr wünscht, dachte ich mir angesäuert und verschnürte den Banditen fachgerecht, so wie es mein Freund wollte. Ordentlich verpackt! "Können wir bitte weiter, oder brauchst du noch Zeit?" Als Antwort bekam ich ein Grinsen. Aber hey, ein 'Danke' wäre doch auch in Ordnung gewesen... "Wir können weiter... reinschleichen oder reinstürmen?" Während er aufstand, nahm Caligo seinen Bogen von der Schulter und hielt ihn fest in der Hand. "Stürmen ist mir noch zu riskant...Vielleicht sollten wir erst mal sehen, mit wie vielen wir es zu tun haben." Geschickt steckte ich mein Schwert zurück in die Scheide und blickte wieder zu Caligo. "Wir können auch gerne stürmen, wenn du das willst, aber ich hänge doch sehr an meinem Leben!" Darauf grinste mein Freund. "Is' nich' so, als wenn ich gern' sterben würde, Kleiner. Zumindes' nich' so." Nun stand auch er auf und streckte sich. War er etwa schon müde? "Also, wir gucken mal vorsichtig an der Türe, aye?" Er wartete nicht auf meine Antwort sondern schlich in gebückter Haltung vorne weg. Dabei zog er seinen schwarzen Umhang fest um sich. Ich hielt mich etwas zurück und überließ Caligo erst einmal den Vorrang, damit er die Lage peilen konnte. Er drückte sich an die Steinmauer und spähte in den Turm, der mindestens drei Etagen hatte. Die Banditen hatten sich ja ein schönes Versteck ausgesucht! Dann drehte sich mein Freund zu mir und hielt vier Finger hoch und deutete mit der anderen Hand in den Innenraum. Vier Banditen - Das bedeutete eine gerechte Aufteilung zwischen Caligo und mir. Ich grinste und deutete mit den Lippen ,Schleichen oder stürmen?' an. Der Halbelf legte einen Pfeil an die Sehne und deutete ,Überraschungsangriff' zurück. Er stellte sich genau in Position um einen der Banditen von hinten zu erwischen und mir dennoch nicht den Weg für den Sturm zu versperren. Pfeil und Bogen, was für unehrenhafte Waffen! In meinen Augen einfach nur feige! Ich schüttelte nur meinen Kopf, ließ Caligo machen und zog selbst mein Schwert. Nachdem mein Freund den ersten niedergestreckte hatte - wenn auch mit einem gemeinen Hinterhalt - begann auch ich den Sturm und nahm mir direkt einen anderen vor. Ich musste zugeben, dass der Kerl nicht schlecht war! Er parierte gut meine Angriffe, doch als er kurz seine Deckung vernachlässigte, gewann ich die Oberhand und konnte ihn nach ein paar gut gezielten Schlägen niederstrecken! Strike und Sieg für mich! Ich wandte mich nun dem Kampf zwischen Caligo und den zwei anderen Banditen zu und bekam noch mit, wie der Halbelf einen schwer mit seiner Basiliskenzunge verletzte und danach auf mich zu lief. "Lass mich raten, du brauchst meine Hilfe?", rief ich ihm entgegen, als auch schon der Unverletzte einen Angriff auf mich startete (Caligo war schon längst wieder hinter mir). Und, bei Rondra, der Kerl hatte eine noch miesere Deckung als die kleinen Jungen, die in meiner Heimatstadt mit Holzschwertern gegeneinander kämpften! So war es auch kein Wunder, dass ich schnell eine Gelegenheit sah, ihn aufzuhalten. Geschickt rammte ich ihm mein Knie in den Magen und presste die Schwertschneide an die Kehle des Banditen. "Oh, verzeih!" Mein Knie ist mir ausgerutscht und ich hoffe es tut weh, hing ich noch gedanklich hinzu. Kurz darauf kam auch schon Caligo angeprescht und schnitt dem Mann an meiner Schneide entlang die Kehle auf. Dieser gurgelte noch und Blut spritze aus seiner Halsschlagader. Der Geruch des Lebenssaftes drang zu mir und benebelte kurze Zeit meine Sinne. Ein unbeschreibliches Gefühl überkam mich... Der Übriggebliebene konnte seine Wut über unsere Tat jedoch nicht zurückhalten und schrie wie am Spieß! Hinzu kam, dass er Caligo schwer an der Seite verletzte. Mit einem lauten Schrei kündete er von seinem Schmerz. "Caligo!", rief ich besorgt aus und sah zu meinem Freund, der schwankend hinter mich schritt. Wie konnte es dieser dreckige Hund von Bandit es auch nur wagen, meinen Freund zu verletzen? Das konnte ich nicht ungestraft lassen und unschierbare Wut überkam mich. Der konnte was erleben!! Der Kampf begann und ich ließ Schlag auf Schlag folgen, doch ich konnte mich einfach nicht konzentrieren. Meine Gedanken kreisten um Caligo und ich fragte mich, ob es ihm gut ging. Ich machte mir ernsthafte Sorgen und... - Hey, was war das? Die Haare meines Gegespielers gingen lichterloh in Flammen auf?! Während die Schmerzensschreie des Banditen die Nachtluft durchhallten wandte ich meinen Blick dem Halbelf zu. Das konnte nur von ihm kommen! "Es wäre besser, wenn du dich nicht überanstrengst...Mit deiner Verletzung.", rief ich ihm zu, während ich dem Banditen den Gnadenstoß in zwischen die Rippen gab. "Zu spät, aye...", keuchte Caligo und taumelte in meine Richtung. Er fiel mir um den Hals und hielt sich schwer atmend an mir fest. Dieser Idiot, wie konnte er denn zaubern, wenn er mit seinen Kräften am Ende war?! Selbst wenn er mir damit unter die Arme griff, konnte er doch nicht ein solches Risiko eingehen! "Caligo, ich wäre mit dem auch alleine klar gekommen!", meinte ich und hob meinen Freund langsam hoch. Vorsichtig, sehr vorsichtig, um ihm nicht noch mehr Schmerzen zu bereiten, trug ich ihn in den Turm. Mein Blick schweifte einmal durch den Raum und mir stachen mehrere Kisten und ein Strohhaufen, an der Seite des Turms, ins Auge. Dort legte ich meinen verwundeten Freund sachte ab. Seine Reaktion war weniger erfreulich. "...Schmerzzzzz...", stieß er aus und ich wurde um vieles besorgter. Ich musste mir die Verletzung ansehen und schob behutsam sein Hemd nach oben. Schön sah es mit Sicherheit nicht aus und ich sprach genau diese Gedanken laut aus. Die Wunde musste auf der Stelle versorgt werden, sonst würde ich nicht besonders weit mit ihm kommen. Haha, Idee, Idee! So Azrael, Gehirn einschalten, erspähte Kisten durchsuchen! Vielleicht war ja etwas hilfreiches drin? Ich stand auf und machte mich gleich mal an die Arbeit, die Kisten zu öffnen. Und waren diese nicht willig, so brauchte ich Gewalt! Mein Schwert leistete mir da gute Dienste! Und Tatsache, ich fand sogar ein paar Fläschchen. Leider hatte ich keine große Ahnung von Heilkunde, aber vielleicht wusste mein Gefährte ja mehr... Ich schnappte mir also einige der Tränke - alle in unterschiedlichen Farben, was mich verwirrte - und ging zurück zu Caligo, der mit geschlossenen Augen dalag und sich auf die Lippen biss. Er hatte scheinbar große Schmerzen und ich hoffte sehr, dass ich ihm irgendwie helfen konnte. Als Caligo die Augen öffnete hielt ich ihm die Auswahl an Flaschen vor und fragte: "Ist etwas dabei, was hlefen könnte?" Enttäusche mich jetzt nicht, Caligo, dachte ich und bete zu allen Gottheiten, dass es richtig war, was ich tat. "Großes Grüne... trinken. Dunkelblau. Auf Wunde... Orange... trinken.", murmelte mein Freund und ich atmete erleichtert aus. Ich kramte sofort einige Binden aus meiner Tasche und faltete eine davon mehrmals übereinander, und damit zu einer Art Tupfer. Diesen tränkte ich mit der Dunkelblauen Flüssigkeit und reinigte behutsam die Wunde von Caligo. Anschließend wickelte ich einige Bandagen darum und schnappte mir die zwei anderen Flaschen. "Mund auf!", forderte ich ihn gutmütig auf und fasste unter seinen Oberkörper, damit er sich etwas aufrichten konnte. Unter meinen Blicken leerte er gehorsam beide Flaschen und ich legte ihn wieder hin. "Sei demnächst vorsichtiger!", murmelte ich dann und verschränkte die Arme. "Sonst hat es sich bald ausgelebt..." "Nah, noch nich' Kleiner. Gutes Blut in meinen Adern.", meinte Caligo darauf und ich sah ihn darauf fragend an. "Was meinst du mit 'Gutes Blut'?" "Drei Blutarten, aye? Verschiedene Vorfahren... gute Mischung." Hm, mein Freund wurde ja richtig gesprächig in seinem Zustand! Die Gelegenheit, um mehr über ihn zu erfahren! Das musste ich ausnutzen! "Achso...Dann kannst du ja von Glück reden." Ich hockte mich neben ihn und sah weiterhin zu ihm. Ja, jetzt bloß nicht nachlassen, Azrael, weiterfragen! "Was für Vorfahren?" Blinzelnd sah nun auch Caligo zu mir und antwortete: "Sin' etwas seltener, aye? Nich' normal für aufrichtige Menschlein wie dich hier im Süden. Ich komm aus dem Norden, aye. Weeeiit aus dem Norden." "Nicht normal...? Genauer geht´s nicht zufällig?" Also, ich kannte ja viele Völker, aber wohl noch nicht genug, um die Worte meines Kumpanen zu verstehen. Memo an mich selbst: Völkerkunde betreiben! "Wie viel weiß der Kleine vom Norden, aye? Vom Land, wo keine Sonne scheint?", kam als Gegenfrage, auf die ich nicht viel erwidern konnte. "Nicht viel...Ich habe nur weniges gehört.. Ich würde aber gerne mehr erfahren." "'S Liegt ganz weit im Norden, noch hinter dem Zackengebirge. Du weißt, die große Gebirgskette? Gibt kaum Sonnenlicht da... 'S is' meine Heimat. Wohnen nicht viele Menschen da, gibt ne Menge Mischlinge..." Caligo machte eine Pause und leckte sich dabei über die Lippen. Sein Blick fiel auf die Decke, über ihm...Seine Gedanken waren in der Hinsicht selbst für mich nicht schwer zu lesen. Es wunderte mich ja auch, dass es so still war und keine anderen Banditen zu uns kamen. (Vor allem nach dem ganzen Geschrei, was veranstaltet wurde). Vielleicht waren sie auch im dritten Stock und hörten deswegen nichts...Das war zumindest EINE Vermutung von mir. Nun gut, wir hatten unsere Ruhe und konnten uns vorerst noch ausruhen, - und Caligo hatte es besonders nötig - also war es auch ganz egal, was mit dem Rest der Bande war... Mein Freund begann unterdessen wieder zu erzählen und ich schenkte ihm Gehör. "Leben geht da andersrum, Kleiner... Tags schläft man, nachts lebt man. Aye? Deswegen mag Caligo kein Sonnenlicht..." "Das hättest du mir auch gleich sagen können.", meinte ich und zog die Knie an meinen Körper. Hätte ich das früher gewusst, hätte ich ihn vielleicht auch eher verstehen können, aber so verschwiegen wie Caligo nun mal war...Innerlich seufzte ich. Nun gut, war er auch noch so verschwiegen und verrückt, ich mochte den Halbelf irgendwie. Mit ihm würde es garantiert nie langweilig! Und ihm ging es auch wieder besser - Worüber ich heilfroh war! Vielleicht war er ja auch schon wieder fit genug, um weiter zu machen!? "Kannst du wieder aufstehen?" "Ich versuchs." Vorsichtig rappelte sich Caligo auf und lehnte sich an die Wand. Er sollte bloß langsam machen! Mit der Wunde war immerhin nicht zu spaßen und der Heiltrank wirkte auch nicht von heute auf morgen!! "Tut n bisschen weh, sonst nix.", meinte er und grinste - Irgendwas hatte er vor! "Ich will mal hoffen, dass du laufen kannst. Tragen will ich dich nämlich nicht die ganze Zeit...", meinte ich grinsend und stand ebenfalls auf. Und damit dies nicht noch der Fall wurde, schickte ich ihm noch eine Mahnung mit auf den Weg. "Ach ja, noch was! Die Kämpfe überlässt du mir...Ich will nicht, dass sich der Zustand deiner Wunde verschlimmert.", sprach ich ernst und sah ihn auch so an. Doch wie es aussah, tat Caligo die ganze Sache ab und rollte mit den Augen. "Keine Sorge, Kleiner. Die werden jetz' nich' mal mehr sehen, was sie tötet." Wollte er mich auf den Arm nehmen? Wenn ja, dann war das eine ganz, ganz schlechte Methode! "Ich mache mir aber Sorgen...", grummelte ich und setzte den Fuß auf die erste Treppenstufe. Der Halbelf nahm wohl alles auf die leichte Schulter, aber er vergaß wohl, dass ich kein Heiler war! Wenn ihm etwas schlimmeres passierte würde ich aufgeschmissen sein und könnte ihm nichtmal annähernd helfen! Aber ihm war wohl egal, dass ich mir wahnsinnige Sorgen um ihn machte! Aber hey, war ja schließlich nur ich, der sich dann Schuldgefühle einredete! "Kleiner? Einen Rat: Wenn man mit einem Dieb unterwegs ist und versucht, zu schleichen, sollte man den Dieb vorlassen, aye?" Caligo wartete nicht auf Antwort und quetschte sich an mir vorbei! Und ich war mir sicher, dass, wenn er nicht bald mit seiner Wunde aufpassen würde, ich ziemlich sauer werden würde! Vor mir stieg er nun die Treppenstufen hinauf, zur ersten Etage. "Wer hat gesagt, dass ich schleichen will?", zischte ich leicht erzürnt und stemmte die Hände in die Hüften. "Du willst das vielleicht nicht, Kleiner, aber meine Wunde wird's dir danken!" Ach was, nein! Der Herr dachte ja doch noch an seine Verletzung! Das war doch eigentlich einen Beifall wert!! Bravo, Caligo! Einen Applaus, dafür, dass du doch noch auf einen Gardisten hörst! Langsam und leise kroch der halbelf dann die letzten Stufen empor und lauschte in den Raum. Es war nichts zu hören! Eine absolute Totenstille... "Hier wird niemand sein, sonst wären die schon längst bei uns aufgetaucht, als wir unten geredet haben. Da wirst du mir doch wohl zustimmen, oder?" Leicht hilflos - wie es mir vorkam - blinzelte er mich an. Tja, darauf wusste er auch nichts! Strike Nummer zwei! Diesmal im Wortgefecht mit einem Verrückten! Wenn das mal kein Sieg war? "Also, weiter geht´s!", kommandierte ICH diesmal und mein Gefährte schlich seufzend die Treppe weiter nach oben. Schwache Lichtstrahlen drangen ins Treppenhaus und man hörte dumpfe Stimmen. Nach einem mahnenden ,Wehe du kämpfst!'-Blick zu Caligo überließ er mir den Vortritt, den ich nickend annahm. Schwungvoll stieß ich die - schon einen Spalt offene - Tür auf und begrüßte die Leute im Raum mit einem lockerem "Guten Abend die Herren!". Das war doch mal ein gelungener Auftritt meinerseits! Ja, es heißt zwar 'Selbstlob stinkt', aber das war guuuuut! Ich musterte nun die zwei Banditen, die uns etwas verduzt ansahen. Eine braunhaarige Frau, ebenfalls in Lederkluft und ein Mann, mit schwarzen Haaren. Hinter ihnen lagen unser Auftrag und eine Elfe... Der Schwarzhaarige war aber wohl eher interessiert an meinem Freund. Verwirrt sah er ihn an. "Caligo?!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)