Erzählungen von Gardisten und Dieben von abgemeldet (Teil 1: Türme, Tümpel und Tavernen) ================================================================================ Epilog 1.1: Endlich daheim! Oder: Wo ist mein Goldbeutel?! ---------------------------------------------------------- Kam es nur mir so vor, oder war der Weg wirklich so ellenlang? Oder lag es einfach daran, dass ich wirklich einen Muskelkater in den Beinen hatte, so wie es Caligo vorhergesagt hatte? Jedenfalls war ich einfach nur erleichtert, dass wir endlich am Stadttor ankamen. All die belebten Straßen und den Lärm...Ich hatte es vermisst, seit ich das letzte mal in Gorith war! Wir liefen noch einige Minuten, bis wir am Martplatz ankamen. Auch hier tummelten sich eine Menge Leute in bunten Gewändern und das Gedränge war groß. "Dein Vater ist sicherlich im Gebäude der Händlergilde.", meinte Caligo an Elena gerichtet, während wir uns den Weg durch die Masse bahnten. Das Gebäude konnte man leicht erkennen, es war eines der größten... "Was bin ich froh, wenn wir das gleich hinter uns haben.", meinte ich und zupfte an meiner Kleidung. "Ich könnte nämlich ein Bad gebrauchen...Ich rieche wie ein nasser Iltis." Es war ja so widerlich! Kaum zu glauben, dass ich das so lange ausgehalten habe! "He, da steht ja schon dein Vater Kleines.", merkte dann mein Freund an und deutete auf zwei Männer, die vor dem Gildengebäude standen. Natürlich, einer der beiden war Elenas Vater und der andere war ein Gardistenhauptmann - Und diesen kannte ich sehr gut! Freudig sprintete ich los, genau auf den Hauptmann zu! Wie wunderbar, dass ich ihn jetzt schon traf! Genau zu ihm wollte ich! "Hey Onkelchen, wie geht's?", begrüßte ich den Gardisten, während meine drei Gefährten bei mir und den zwei Männern ankamen. Mein Onkel betrachtete mich von oben bis unten. Dabei wusste ich selber, dass ich nicht gerade toll aussah. "Azrael, ich verbitte mir diesen Ton! Du hörst dich ja an, als wenn du aus der Gosse kommen würdest. Und überhaupt, wie siehst du aus?" Uhm, ich war zu lange mit Caligo zusammen! Das hörte man wirklich deutlich! Schnell wieder auf höflich und brav umstellen! "Verzeih Onkel, wird nicht wieder vorkommen.", entschuldigte ich mich sofort und senkte den Kopf. "Nun, das mit meinem derzeitigen Aussehen ist eine komische Geschichte...Ich erzähle sie dir später.", erklärte ich und wandte mich dann an Elena, Caligo und Zelgadis. Die Händlerstochter stürmte auf ihren Vater zu und lachte überglücklich: "Vater, Vater!" Es war ein schönes Bild, wie sie ihren Vater umarmte. Ich freute mich wirklich für sie mit! Der Händler hatte ein übergroßes Lächeln auf dem Gesicht und erwiderte die Umarmung herzlich. "Meine kleine Elena… haben die Banditen dir auch nichts getan?" "Nein, nein. Azrael und Caligo hier waren schnell genug da…" Ohoh, das hätte Elena vielelicht nicht unbedingt sagen sollen, denn der Blick meines Onkels lag nun auf meinem Gefährten. Diesem behagte das ganz und gar nicht... "Onkel, entschuldige mich kurz...", meinte ich und wandte mich von den anderen ab. Mein Blick fixierte Caligo. "Was ist los, meine Verwandtschaft beißt nicht...Außerdem willst du dir doch sicher die Belohnung abholen, oder?" Der Halbelf grinste halbherzig. "Aye, die Belohnung. Ein wenig Gold für den armen Caligo." Wieder sah mein Onkel Caligo abwertend an und schwieg vorerst. Hoffentlich hingen die Steckbriefe nicht mehr! Es schien nämlich so, als würde mein werter Onkel alle Steckbriefe, die jemals ausgestellt wurden, durchging. Dann fand er seine Stimme jedoch wieder, dem Anschein nach, hatte er sich nicht an Caligos Steckbrief erinnert. "Caligo, so, so.", gab er skeptisch von sich und musterte meinen Freund noch immer. Der Halbelf schluckte und grinste leicht. "Aye, Caligo. Mehr oder minder zu Diensten. Und wenn sie mich jetzt entschuldigen würden, einige von uns müssen noch einen Heiler bezahlen." Auf diese Worte hin zog Elenas Vater einen wohlgefüllten Geldbeutel hinaus und drückte meinem Freund und mir je 20 Goldmünzen in die Hand. Ich dankte ihm mit einem höflichen Nicken und wurde dann auch schon von meinem Onkel zur Seite gezogen. Er wollte eine Erklärung und vor allem wollte er wissen, was ich mit Caligo zu schaffen hatte. Wie ich es hasste ihn anzulügen, aber in Anbetracht der Tatsachen musste ich einfach. Ich konnte ihm ja schlecht erzählen, dass mein Gefährte ein verrückter Dieb ist! Deswegen machte ich aus Caligo kurzerhand einen Vagabunden, der mich auf meiner Reise begleitet hatte und mir zur Seite stand, bei der Rettung von Elena. Hinzu musste ich versichern, dass ich mich nicht mehr mit diesem 'Gesindel', wie mein Onkel es ausdrückte, sehen ließ... Das hätte er wohl gerne! Caligo war meiner und ich würde mich noch oft genug mit ihm treffen, so viel stand fest! Es gab Mittel und Wege und außerdem musste mein Onkel ja nichts davon erfahren... "So, und nun werde ich mich verabschieden… Wir sehen uns noch, Kleiner!" Zwinkernd grinste der Halbelf mich an. "Aber sehr wahrscheinlich erst, wenn das Wetter hier etwas günstiger für Leute wie mich ist. Bis dahin… auf Wiedersehen!", meinte er dann noch und klapste der kleinen Elena leicht auf die Schulter. Dann verschwand er in der Menge. Das Abenteuer war also vorbei, doch der Ernst des lebens fing von da an für mich an. Meine Ausbildung stand unmittelbar bevor und viel freie Zeit würde ich nicht haben...Gedanklich seufzte ich tief. Bis mich die verwunderte Stimme des Händlers aus meinen Gedanken holte. "… Wo ist denn mein Goldbeutel?…" Oh, nein, Caligo! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)