Erzählungen von Gardisten und Dieben von abgemeldet (Teil 1: Türme, Tümpel und Tavernen) ================================================================================ Prolog: P.1: Verzeihen Se... ---------------------------- "Verzeihen Se..." ... "Wie? Was? Oha, schaun Se mal, da hat sich wohl ihr Geldbeutel an meinem Finger verhakt..." ... "Wie? Ob ich scherze? Mitnichten." ... "Nein, nein. Hier haben Sie'n wieder." ... "Wer ich bin? Och, nur ein einfacher junger Mann..." ... "Ins Gasthaus? Natürlich, wenn Se mich so einladen..." ... "Sie wollen Geschichten hören? Was sind Se denn?" ... "Ah, Schreiberling, dacht's mir doch..." ... "Ob ich eine gute Geschichte kenne? Natürlich..." ... "Oh, die Geschichte von Azrael, dem sturen Krieger und Caligo, dem verrückten Halb-Elf." ... "Nee, so eine Geschichte ist das nicht." ... "Nee, eigentlich handelt sie nur von Tavernen, Tümpeln... und Türmen." ... "Dann hören sie mal zu..." Kapitel 1.1: Gestatten? - Caligo! --------------------------------- Müde schleppte ich mich damals in das kleine Dörfchen Grünwiesen. Na ja, müde war vielleicht nicht das richtige Wort - ausgelaugt passte wohl eher. Der Mond war erst vor kurzem aufgegangen - eigentlich wäre ich erst um die Zeit aufgestanden, stellte ich grummelnd fest - und ich hatte keinen sehr weiten Weg zurückgelegt. Trotzdem war ich - dummerweise - mit meinen Kräften fast am Ende. Und wieso? Weil ein paar halbbetrunkene Wachen mein Versteck in Torogar gefunden hatten. Dumme Sache. Eine schnelle Flucht vor dem störendem Auge des geltenden Gesetzes war leider unvermeidlich. Aye, ich war kein gesetzestreuer Bürger dieses ,schönen' Landes. Um genauer zu sein war ich sogar ein treuer Diener des Lor, Herrn der Schatten. (Und eigentlich gar kein Bürger dieses Landes, aber dazu später mehr...) In dem damaligen Moment jedoch war ich vor allem müde, ausgelaugt und abgebrannt. Keinen einzigen Heller mehr in der Tasche. Mit meinen fürchterlich verdreckten Kleidern schlich ich durch das Dorf und fing mir nicht wenige komische oder misstrauische Blicke ein. Verübeln konnte ich's den Dörflern nicht. Selbst auf der Hauptstraße zur schönen Stadt Gorith wird man wohl nur selten so eine Gestalt wie mich gesehen haben. Eingehüllt in einen schwarzen, dreckigen Umhang, ein dickes, schwarzes, verschlissenes Lederwams und eine leicht zerrissene und schwarze Hose... Ich musste ja wie der schlimmste Landstreicher aller Zeiten aussehen. Wenigstens war mein treuer Bogen unversehrt geblieben. Wie ich es hasste, wenn die Bogensehne riss. Eben jenen Bogen etwas besser schulternd, betrat ich die Gaststube der einzigen Taverne in diesem Dorf. Ein altes Schild kennzeichnete sie als ,Die blaue Rose'. Was für ein fürchterlicher Name für eine Taverne, bah. Warum konnte man sie nicht so etwas ästhetisch schönes wie ,Schneller Schatten' nennen? Ein rascher Rundblick durch die Gäste der Taverne verriet mir, dass ich hier einen wunderschönen Abend haben würde. In einer Ecke der Gaststube hatte sich eine Gruppe Elfen - ,Wahrscheinlich Waldelfen', schätzte ich von der Art ihrer Kleidung und ihrer grün-grauen Mäntel her - hingesetzt. In der anderen Ecke des Raumes, soweit wie möglich von den Elfen entfernt, trank eine Gruppe Zwerge ihr Ale. Würde lustig werden, wenn die beiden Gruppen diese Nacht noch aufeinander treffen würden. An einem der größten Tische saß eine große Gruppe augenscheinlich reicher Handelsleute. Ihre Kleidung war auffallend bunt, grotesk glänzend im Laternenlicht - ,Seide oder was ähnliches', dachte ich mir - und vor allem saßen einige augenscheinlich gute bezahlte Söldner in ihrer Nähe und hielten ein Auge auf sie. In meinem Kopf formte sich nur ein Wort: Beute. Ein Griff an meinen Geldbeutel verriet mir, dass diese Beute auch äußerst willkommen wäre, sofern ich diese Nacht noch einen bezahlten Platz zum Schlafen haben wollte. Nun ergab sich natürlich ein Dilemma. Gut bezahlte, leicht angetrunkene Söldner waren leider nicht so unaufmerksam wie man es als freudiger Diener des Diebesgottes gerne hätte. Gut bezahlte, total betrunkene Söldner waren natürlich was anderes... Leider waren diese Wachen aber aufmerksam und ich nicht gerade ein Bildnis von charmanter Gesellschaft. Dumme Sache. Also setzte ich mich nicht weit von den Händlern an einen Ecktisch, leicht im Schatten bleibend aber doch nicht zu weit entfernt, damit ich noch einige Gesprächsfetzen aufschnappen konnte. "...-ieses Wolfsrudel. Habe mir extra deswegen ein paar fähige Männer geholt, ich sag's euch Telfer." "Ihr sprecht etwas übereilt, werter Praina. Ein paar kleine Tiere sollten unserer Karawane keine großen Umstände bereiten, falls wir tatsächlich auf sie treffen sollten." "Kleine Tiere? Ah, habt ihr nicht gehört, Dämonenwölfe sollen es sein. Vier Karawanen haben sie schon überfallen, und nicht wenige der Wachen und Händler getötet." "Hm... ich sehe, ihr scheint in der Tat stark besorgt. Ich fürchte ich führe nur zwei Wachen mit mir, ich hatte nicht erwartet, so kurz vor der Hauptstadt, auf der Hauptstraße auf solche Schwierigkeiten zu stoßen. Ich sollte vielleicht noch welche hier anheuern, für gutes Gold." "Ihr nennt es Schwierigkeiten, aber sagt, habt ihr denn keine Angst vor den Dämonenwölfen?" In dem Augenblick musste ich zugeben, dass ich leider dem Gesprächsverlauf nicht weiter folgte. Ich saß auch in Hörweite der Elfen und schnappe einen Satz der leichten Elfensprache auf. "Menschen... so einfach zu ängstigen und leicht zu täuschen. Wölfe schneiden nicht mit Messern einem Mensch die Kehle auf." Einer der Elfen hatte wohl zu seinem Gefährten gesprochen und beugte sich weit über den Tisch. Sie schienen wohl nicht damit zu rechnen, dass jemand ihrer Sprache fähig war und sprachen in einem normalen Ton. Ich achtete sorgsam darauf, keinen der Waldelfen länger anzusehen oder zumustern - Elfen spüren es sehr deutlich, wenn sie beobachtet werden, dass wusste ich als Halb-Elf aus erster Hand. Aber, diese Gerüchte interessierten mich weniger. Ja, jetzt saß ich also da, ein abgebrannter Halb-Elfen Dieb mit dreckiger Kleidung, keinen Vorräten, keiner angenehmen Gesellschaft und keinem Zeitvertreib. Um es kurz zu fassen: Ich war ein goldloser, gelangweilter Lor-Diener. Und glaubt mir, das gelangweilt war dabei fast noch schlimmer als das goldlose. Mit gezogener Augenbraue sah ich mich dann nochmals in der Gaststube um, diesmal auf der Suche nach etwas... Kurzweil. Meine grünen Augen - übrigens das einzige offensichtliche Zeichen meiner elfischen Herkunft, abgesehen von den leicht spitzen Ohren die ich immer gut versteckt unter meinem wirren, tiefschwarzen Haar halte - trafen auf einen jungen Mann. Eigentlich mehr eine Mischung aus Mann und Junge. Ein Jüngling. Er saß an der Theke und nippte an einem Bierkrug. Ein Schwert hing an seinem Gurt und sein schwarzes Haar war für einen offensichtlichen Krieger erstaunlich sauber und lang. Meine Schlussfolgerung: Der Kerl konnte noch nicht sehr viele Kämpfe bestanden haben. Und seine leicht nervöse Körperhaltung ließ wohl darauf schließen, dass er noch nicht in sehr vielen Tavernen gewesen war. Ein perfektes Opfer für meinen Zeitvertreib also. Geschwind erhob ich mich und schlängelte mich durch den Raum zur Theke durch. Während der Jüngling seinen Kopf leicht drehte und nun durch die Gaststube schaute, setzte ich mich leise und sanft neben ihn auf einen Hocker. Ich bemerkte, wie sein Blick an den Waldelfen hängen blieb und wählte diesen Zeitpunkt, um meine Hand geschickt in seine Tasche wandern zu lassen. Er führte nur einen kleinen, wenig gefüllten Goldbeutel mit sich, aber das war besser als nichts. Und ihm nur wenige Momente nach dem Diebstahl einen Krug Bier anzubieten und diesen dann mit seinem Gold zu bezahlen... Ein sehr amüsantes Unternehmen für meine Wenigkeit. Doch leider sah der Herr der Schatten die Situation wohl anders und hatte anderes für mich im Sinn. Denn plötzlich wirbelte die Hand des Jünglings herum und packte mich fest am Handgelenk. Ich, der verrückte Halb-Elf, Diener des Lor aus Lorimaer, war von diesem Jüngling auf frischer Tat bei einem Taschendiebstahl entdeckt worden. Mein Mund formte sich ungewollt zu einem breiten Grinsen und ich schaute dem Jüngling in die Augen. "Gestatten? - Caligo!" Kapitel 1.2: Die Begegnung -------------------------- Ich war damals auf der Reise nach Gorith, der Hauptstadt unseres Landes, da ich dort eine Lehre als Gardist beginnen wollte. Das wollte ich schon, seit ich klein war und ich ließ mich nicht von diesem Vorhaben abbringen, egal was andere meinten! So gelangte ich im Dörfchen Grünwiesen an und die Leute schauten erst einmal recht verdutzt drein. Ja, meine Kleidung hatte eine eigenwillige Farbkombination, das wusste ich, es waren aber die Farben meines Familienwappens - Grün, braun und rot! Ermattet vom Fußmarsch machte ich Rast in der Taverne 'Die blaue Rose'. Grausamer Name musste selbst ich sagen, obwohl ich kein großer Tavernen-Gänger war. Ich saß an der Theke und vor mir hatte ich einen großen Bierkrug stehen, aus dem ich ab und an etwas trank. Viel mehr aber interessierten mich die verschiedenen Gestalten, die sich in der Gaststube sammelten. Allerdings sah man auch hier recht skeptisch zu mir. Kein Wunder, man sah es mir an, dass ich nicht oft in Tavernen herumlungerte und meine Zeit nicht damit verschwendete, den Bedienungen hinterher zu pfeifen! Das war nun wirklich nicht mein Ding! Ich hatte besseres zu tun... Doch nun wieder zu den Leuten, die sich in der Stube tummelten... In einer Ecke saßen Elfen, in grünen Gewändern. In der anderen Zwerge, welche, sehr weit von den Spitzohren entfernt, Platz genommen hatten. Gewiss wäre es unschön, wenn diese zwei Gruppen aufeinander treffen würden. Ja, es würde in Mord und Totschlag enden... Als ich mich weiter, etwas nervös (wie schon gesagt, ich war kein großer Besucher dieser Spelunken und deswegen recht unerfahren was das Verhalten anging...), umsah bemerkte ich auch eine etwas größere Gruppe von Männern in bunter Kleidung - Wahrscheinlich Händler. Sie redeten angeregt miteinander, aber ich kümmerte mich nicht weiter darum. Überhaupt, es ging mich nichts an, ich hatte keinen Grund sie zu belauschen. Aus diesem Anlass wandte ich meinen Blick wieder zu den Elfen, welche mich auf gewisse Weise interessierten. Sie unterhielten sich in ihrer Sprache, welche ich, beim besten Willen, nicht verstand. Ich beobachtete diese Wesen einfach weiter, aus Jux und da mir so oder so stinklangweilig war. Eigentlich konzentrierte ich mich allein auf die Elfen, die manchmal hinüber zu den Zwergen schielten. Doch Moment, was war das? Irgendjemand kramte doch tatsächlich in meiner Tasche, in der ich meinen Geldbeutel aufbewahrte. Zwar war es nicht viel Geld, aber genug um auf der Reise nach Gorith einen Schlafplatz und Essen bezahlen zu können. Meine Hand wirbelte herum und ich packte das Handgelenk eines jungen Mannes. Tja, ich hatte ihn wohl auf frischer Tat ertappt und sah ihm leicht angesäuert in sein Gesicht. Er grinste mich dreist an, sah mir in die Augen und stellte sich vor: "Gestatten? - Caligo!" Da ich allerdings nicht unhöflich war tat ich es ihm gleich und stellte mich vor. "Angenehm. - Azrael! Und jetzt Finger weg von meinem Goldbeutel!" Kapitel 2.1: Zucker im Bier --------------------------- Ich musste noch breiter grinsen. "Azrael..." Der Name rollte von meiner Zunge. Azrael... Az-Ra-El...Az-Rael... "Hübscher Name. Klingt... schattig." Langsam entfernte ich meine Hand von seinem Goldbeutelchen... Der junge Krieger blickte mich an als wäre ich ein schreiender Irrer. Was mir überhaupt nichts ausmachte, wirklich - na gut, ich geb's, zu, ich mochte das, wenn man mich so ansah. Oh, und darf ich erwähnen, dass er mich definitiv so ansah? Als würde ich gleich anfangen sinnlos vor mich her zu brabbeln. Dabei brabbele ich nicht. Ich murmele höchstens. Der Jüngling musterte mich. Seinem Blick nach zu folgen musste ich noch schlimmer aussehen als ich dachte, dass ich aussehe. Dabei durfte der gar nichts über mein Aussehen sagen. Wer ging denn schon in rot-grüner Kleidung auf Reisen? Abgesehen von Hochelfen natürlich, aber Hochelfen sind arrogant, humorlos, aufgeblasen und verstockt. Außerdem sind sie kleine Sonnenliebhaber und jeder guter Diener des Lor hasst die Sonne. Genau. Und ich war gerade nicht dabei geistig vor mich hin zu brabbeln während ich dem Kerl in die Augen starrte. Hübsche Augen. Böser Caligo! Solche Gedanken brachten dich ins Gefängnis als du in Miria warst. Schurkengehirn einschalten, Krieger zuhören. Krieger manipulieren, ohne Schaden davon kommen. Genau. Nutzen vom Halb-Elfen Dasein machen. Irres innerliches Gebrabbel abstellen. Manchmal wünschte ich mir fast, ein normaldenkendes Wesen zu sein. Aber nur manchmal. Und nur fast. Ich konzentrierte mich nun wirklich wieder auf den Krieger. Und nicht seine Augen. "Danke, Caligo...", sagte er leicht abwertend und betrachtete mich genau, wahrscheinlich damit ich meine Hand auch ja zurücknahm und sie nicht doch aus 'purem Zufall' an seinem Geldbeutel hängen blieb. "Neu hier in der Gegend?", fragte ich dann schließlich grinsend und stützte mein Kinn auf einer Hand ab. Der Jüngling schien im ersten Moment recht überrascht zu sein, dass ich solche Interesse an ihm hatte und sah mich erst ziemlich verduzt an. Nach kurzer Zeit fasste er sich jedoch wieder und antwortete: "Ich bin auf der Durchreise, bleibe also nicht lange hier." Jetzt war mein Interesse geweckt. Durchreise war immer gut - und der Kleine machte mich einfach neugierig. "Durchreise? Wohin denn, wenn man fragen darf?" Keck lehnte ich mich vor und schnupperte an seinem Bier. "Nach Gorith. Ich fange dort eine Lehre als Gardist an.", antwortete der junge Mann und schob mir seinen Bierkrug entgegen. Schien so als hätte er keinen Durst mehr... Na, einem geschenktem Gaul schaut man nicht ins Maul. Ich nahm einen kräftigen Schluck. "So, so. Lehre als Gardist." Ein kleines Kichern konnte ich mir nicht verkneifen. Der sah einfach nicht nach Gardistenmaterial aus. Eher nach einem der Wachsoldaten, die man besonders leicht umgehen konnte... "Und nach Gorith? Komischer Zufall. In die Richtung will ich auch." Ich fuhr mir mit einer Hand durch mein schwarzes Haar und grinste ihn an. Währendessen formte sich in meinem Kopf eine Idee... "Und was wollt ihr dort", fragte Azrael nun in einem etwas schärferen Ton und blickte mich ernst an. Huh? Gefiel ihm etwa mein Grinsen nicht? "Unters Volk gehen, aye? Gute Zeit haben... Aber, gute Zeit kostet. Und Samtbeutel finden macht keinen Spaß, nicht wirklich... aye? Also, ich dachte, der Herr Gardist hier könnte mit mir zusammen doch sicherlich ein klein wenig Gold verdienen... Gutes, leichtverdientes Gold, aye?" Hatten die Händler nicht noch Bewachung für ihre Karawane gesucht? Draußen in den Straßen standen ca 20 Wagen rum... Ein wenig Gold für das bloße Mitreiten wäre sehr nett. "Ich verstehe...", begann der Jüngling zu sprechen und schien etwas zu grübeln. "Und ich soll dir also dabei helfen, ja?" Die Idee an sich, mit dem Gold verdienen, gefiel ihm wohl, entschied ich. Er war ja selber nicht der Reichste... Aber ich konnte seine Gedanken fast lesen - Mit dem schrägen Kerl?! Ich gab ihm mein hübschestes Lächeln und fuhr mir noch mal mit der Hand durch die Haare. Einen Augenblick dachte ich fast, er hätte meine Ohren gesehen, so wie sich seine Augen kurz weiteten... aber nein, sagte ich mir damals, Caligo du verrückter Halb-Elf, du hast dich verguckt... "Aye, helfen. Gerechte Lohnteilung. Nur ein paar reiche Händler mit ihrer Karawane nach Gorith begleiten..." "Nun, da ich eh auf dem Weg bin...", meinte der junge Krieger und sah mich an. Von dem Blick nach zu urteilen, den er mir gab, hatte mein Lächeln etwas bewirkt. "Einverstanden, ich begleite dich...Aber lass deine krummen Touren!", meinte er scharf. Krumme Touren? Meine Touren waren nur selten krumm und noch seltener bemerkbar! "Caligo macht keine krummen Touren, kleiner Gardist. Aber ich freu mich, dass du mitkommst. 'N bisschen Unterhaltung während einer Reise ist immer gut, oder?" Ich deutete zu einem der Händler weiter hinten im Raum. "Die suchen noch Söldner... sollen sie vor Wölfen beschützen..." Ich entschied mich dagegen, etwas von ,Dämonenwölfen' oder aufgeschlitzten Kehlen zu erwähnen... ich wollte den kleinen Gardisten mit den hübschen Augen ja nicht verschrecken. Hm... irgendwie musste ich gerade das erreicht haben, denn er grinste mich leicht gezwungen an. "Ja, durchaus...Alleine zu reisen ist etwas trist." Sein Blick schweifte zu den Händlern. "Vor Wölfen? So, so...Hört sich ja sehr spannend an..." Ich winkte ab. "Ach, nichts schweres und guten Lohn gibt es auch..." Ob die Händler uns wohl zu hören würden, wen ich ihn als den ,Anführer' unseres kleinen Gespanns vorschieben würde? Ein Angriff bei einer so großen Gruppe war eh unwahrscheinlich... Und Tatsache war... ich brauchte Gold. Glücklicherweise schien der Kleine richtig eifrig zu sein. "Worauf warten wir dann noch?", fragte er leicht lächelnd und stand auf. "Oder hast du es dir auf einmal anders überlegt?" Hm... erkannte mein fachmännisches halb-elfisches Auge da Übereifer? "Also?" "Anders überlegen? Aber nicht doch! Komm, komm..." Behutsam aber steuernd zog bzw. schob ich den Kämpfer zu den Händlern und grinste die feinen Herren an, als sie aufschauten. "Meinem Begleiter und mir kam zu Ohren, dass ihr noch Söldner sucht, mein Herr?" Dabei sprach ich den einen Händler an, den ich vorhin im Gespräch überhört hatte. Der Kämpfer nickte nur höflich und überließ wohl mir das Reden. Das würde trickreich werden... bei meinen Gewändern hatte ich nicht sehr viele Chancen. "Wir wollen morgen nach Gorith aufbrechen, Bursche... Und du meinst dein Freund und du, ihr könntet uns helfen?" Ein eindeutig mehr als skeptischer Blick kam in unsere Richtung. Und zum zweiten Male heute kam mein ,Lächeln' zum Einsatz... "Oh, wir sind kräftiger als wir aussehen, Sir. Und wir kennen den Weg gut." Nun ja, zumindest ich kannte den Weg gut. Wege kennen hatte das Vagabund sein so an sich. "Und das ist etwas was eure," ich warf den Söldnern, die uns finster anschauten, einen Blick zu und musterte ihre Gildenabzeichen, "Krieger aus den Südlanden wahrscheinlich nicht tun." Der Händler schaute unsicher von mir zu Azrael. "Mein Herr, ich kann Euch versichern, dass Ihr uns vertrauen könnt.", meinte der Kämpfer ruhig. Der Händler nahm seine Worte direkt besser auf - kein Wunder. Meine Beute hatte mir noch nie vertraut. "Ich bin mir sicher, dass wir eine große Hilfe für Euch sein werden." Geistig ab ich dem Kleinen einen dicken Extrapunkt. Jetzt wo die gesamte Aufmerksamkeit der Händler und Söldner auf ihm lag konnte ich in Ruhe ein klein wenig... Charme anbringen. Blitzschnell zogen meine Finger an der rechten Hand einige Zeichen nach und deutete diskret auf den Händler direkt vor mir. Der Zauber war nicht wirklich gefährlich oder beeinflusste das ,Ziel' stark, es senkte nur etwas die... Bedenken. Ähnlich wie Alkohol. Dummerweise war der Zauber aber sehr anstrengend und ich hoffte inständig, der Händler würde uns jetzt anstellen. "Also gut. Ihr beide könnt euch bewähren. 5 Goldtaler für jeden von euch biete ich als Lohn an." 5 Goldtaler? Und das für ehrliche Arbeit? Nicht schlecht, absolut nicht schlecht... "Wir reisen morgen früh zur neunten Stunde hin ab." "Ich danke Euch, mein Herr. Wir nehmen gerne an.", lächelte Azrael und neigte dankend den Kopf. Dann blickte er mich fragend und etwas verwirrt an. Ich hob kurz eine Augenbraue und grinste in seine Richtung. Dann verabschiedete ich uns von dem Händler mit einem knappen Grinsen und zog den Kämpfer mit mir in eine ruhige Ecke der Taverne. Da stieß ich ihn erst mal - mehr oder weniger sanft - auf die Eckbank und nahm dann ihm gegenüber an dem Ecktisch platz. "Zwei mal gutes Ale, aye?", meinte ich zu einer Barmaid und wackelte mit den Augenbrauen. Dafür würde mein Gold wohl noch reichen... wozu hatte man denn Notgroschen... "Ich weiß nicht, ob das jetzt noch so gut ist...", meinte der Kleine halblaut und lugte zu mir herüber. "Wir müssen morgen früh raus..." Ich winkte ab. "Ach, ein Ale tut doch nicht weh." Außerdem war ich jetzt erst recht kaputt und brauchte was zu trinken. "Außerdem schmeckt richtiges Ale weitaus besser als Bier." Und schon kam die Barmaid zu uns herüber und stellte vor jedem von uns ein Glas mit einer bräunlichen, zähen Flüssigkeit ab. Er grinste mich nur matt an und blickte auf das Glas vor sich. "Wenn du meinst..." Hatte der kleine noch nie Zucker-Ale getrunken? Im Namen aller Schatten! Der arme! "Vertrau mir - nichts schmeckt besser als Zucker-Ale!" Ich hob mein Glas und trank die Hälfte in nur zwei Zügen. Das Zeug war unheimlich süß und schön zäh im Mund, eine richtige Wohltat. Durch den Geschmack bemerkte man auch meistens die Stärke des Getränks nicht - obwohl es an echten Zwergenschnaps natürlich nicht ran kam... Der Kleine sah das Glas an, als würde das Ale ihn beißen. Aber letztendlich nahm er doch einen Schluck - und verzog fast sofort den Mund. "Magst du nichts Süßes, Kleiner?", fragte ich leicht grinsend während ich die zweite Hälfte meines Ales trank. So schnell sollte ich das Zeug eigentlich nicht trinken, ich hatte noch nichts gegessen... Azrael trank sein Ale doch, wenn auch etwas widerwillig. "Eher nicht...Zumindest nicht so süßes!Wie kannst du das Zeug nur trinken?", fragte er schließlich und sah mir dabei direkt in meine Augen. Oh, ganz schlecht. Hübsche Augen gucken in meine Augen. "Mund auf und rein, Kleiner." Verdammt, hatte ich grad gelächelt? "Ich kann viel... schlucken." Und jetzt hatte ich NICHT gezwinkert! Los, Caligo, reiß dich zusammen. "Aha...", gab der Kämpfer nur von sich und sah mich weiter an. Plötzlich wurde sein Gesichtsausdruck ernst. "Nenn mich nicht 'Kleiner'!" "Du bist aber kleiner als ich, Kleiner." Ich grinste. "Und wahrscheinlich auch jünger." Ich hob das Glas wieder an meine Lippen - aber es war ja schon leer. Dumme Sache. Eins musste man dem Kleinen aber lassen: Sein Gesicht verriet keine Regung. Stoisch, was? "Hm, möglich. Wie alt ist denn der werte Herr?", fragte er dann doch leicht gereizt und verschränkte seine Arme vor der Brust. "Der werte Herr," meinte ich und verfiel in meinen leicht schleppend klingenden Dialekt von zu Hause, "ist 21, aye." Er nickte, wohl leicht resignierend und stützte seinen Kopf auf seine linke Hand, während die rechte am Glas herumspielte... am noch fast vollem Glas! "Trinkst du das noch? Gutes Ale soll man ja nicht verkommen lassen." Genau, vor allem, wenn ich es trinken konnte! "Bitte, wenn du unbedingt willst...". Er schob mir das Glas herüber und ich nahm sofort einen kräftigen Schluck. "Wo wirst du heute eigentlich die Nacht verbringen?", fragte er auf einmal und sah mir wieder in die Augen. Mesamawuugel. Ich blinzelte. Oh, Gedankenausfall, nicht gut. Dumme Sache. Schnell nahm ich noch einen schluck Ale und zuckte mit den Schultern. "Ich find immer einen Platz um zu schlafen." Etwas leiser für mich fügte ich noch hinzu: "Obwohl ich eigentlich tagsüber schlafe..." "Also hast du noch keine Ahnung wo, verstehe!" Irgendwas an dem Ton, in dem er das sagte, gefiel mir nicht. Aber so langsam fing das Ale an zu wirken... "Bestmöglicherweise ein Ort mit einem Dach.", grummelte ich und trank den Rest von dem zweiten Ale. Ich würde bald betrunken sein, befürchtete ich. Vielleicht sollte ich mich von meinem neuen Kompagnon verabschieden, bevor ich eine Dummheit beging. "Du schläfst hier, nehme ich an?" "So ist es.", kam die Antwort. "Gut. Dann ist mein Kleiner ja gut untergebracht." Ich musste kurz unkontrolliert kichern. Verdammt, das war gutes Ale. "Dann sehen wir uns morgen, aye? Caligo muss sich noch einen Schlafplatz aussuchen. Bis morgen früh, eh?" Ich stand, leicht wacklig, vom Tisch auf, aber nach nur wenigen Sekunden hatte ich meine Balance wieder. Etwas Alkohol würde mich nicht so einfach umhauen. Aber mein Kleiner schien das als Ziel zu haben. "Ich bin nicht klein!", fauchte er und funkelte mich böse an. "Und außerdem bin ich nicht dein Eigentum!" Abschließend murrte er noch etwas von wegen "Bis Morgen!" und "Sei pünktlich!". Grinsend wackelte ich mit den Augenbrauen und warf ihm noch eine Kusshand zu, bevor ich meinen Weg aus der Gaststube bahnte. Die Nachtluft, das Mondlicht - ah, das tat mir wunderbar gut. Leider gab es in diesem Dorf nur wenig nächtliches Treiben, dass mich interessiert hätte. Eigentlich gab es gar kein nächtliches Treiben. Wie enttäuschend. Nach einem kurzen Rundblick wählte ich die nahe Scheune als meinen Schlafplatz. Da würde es wohl noch einen ruhigen Platz zum Ausruhen geben - und wenn ich am nächsten Morgen, am ,Morgen', bei SONNENLICHT schon aufstehen sollte, brauchte ich etwas Schlaf. Also trottete ich in die, in Anbetracht der kleinen Taverne, sehr große Scheune und suchte mir eine leere Pferdebox am Ende des Gebäudes zum Schlafen aus. Meinen schweren Umhang um mich ziehend lehnte ich mich an die Wand und schlief fast sofort ein. Kapitel 2.2: Von Verrückten umgeben? -Nein von einem! Und der reicht völlig! ---------------------------------------------------------------------------- Dieser Caligo grinste breit. "Azrael...", wiederholte er. "Hübscher Name. Klingt... schattig." Langsam nahm er nun seine Hand von meinem Goldbeutel. Dabei fixierte ich ihn mit meinem Blick. Der Kerl war ja vollkommen irre! Und er war dreckig, eine Sache die ich am meisten hasste! "Danke, Caligo...", sagte ich nun leicht abwertend und betrachtete diesen Verrückten genau, damit er seine Hand nicht vielleicht doch wieder zu mir wandern ließ und meinen Beutel, natürlich aus 'purem Zufall', auf einmal in der Hand hatte. "Neu hier in der Gegend?", fragte er schließlich, weiterhin grinsend und stützte sein Kinn auf seine Hand. Ich war doch recht überrascht, dass Caligo solche Interesse an mir hatte und sah ihn deswegen etwas verdutzt an. Nach einer kurzen Zeit antwortete ich:"Ich bin auf der Durchreise, bleibe also nicht lange hier." "Durchreise? Wohin denn, wenn man fragen darf?", meinte der junge Mann neben mir nun und beugte sich über meinen Bierkrug. "Nach Gorith. Ich fange dort eine Lehre als Gardist an.", erklärte meine Wenigkeit und ich schob dem Verrückten meinen Krug entgegen. Das Bier war eh schon warm und Durst hatte ich auch keinen mehr, also sollte doch dieser Verrückte seinen Spaß daran haben. Gleich darauf setzte Caligo das Gefäß an seine Lippen und nahm einen ordentlichen Schluck. "So, so. Lehre als Gardist.", sagte er unter einem leisem Kichern. Mann, was war daran denn so witzig? Ich sah die Sache sehr ernst! Und überhaupt, ich hasste es, wenn man über mich oder meine Taten lachte. "Und nach Gorith? Komischer Zufall. In die Richtung will ich auch.", erklärte er und fuhr sich durch sein Haar. Es war schwarz, genau wie das meine. Aber bei weitem nicht so gut gepflegt. Und er wollte auch nach Gorith? Der wollte doch wohl nicht etwa mit mir reisen?! "Und was wollt Ihr dort?", fragte ich nun etwas schärfer, denn sein Grinsen, dass er auf den Lippen hatte, gefiel mir ganz und gar nicht! "Unters Volk gehen, aye? Gute Zeit haben...Aber, gute Zeit kostet. Und Samtbeutel finden macht keinen Spaß, nicht wirklich...aye? Also, ich dachte, der Herr Gardist hier könnte mit mir zusammen doch sicherlich ein klein wenig Gold verdienen...Gutes, leichtverdientes Gold, aye?", antwortete der Verrückte promt in einem mir unbekannten Dialekt. Und doch! Er wollte mit mir reisen!...Was sollte ich davon bitte halten? Ich vertraute keinem so schnell, für gewöhnlich. "Ich verstehe...", begann ich zu sprechen und grübelte eine Weile. "Und ich soll dir also dabei helfen?", vergewisserte ich mich noch einmal. Die Idee an sich, mit dem Gold verdienen, gefiel mir ja...Aber mit diesem schrägen Kerl?! Hilfe! Er grinste mich unverschämt gut an, musste ich gestehen, und fuhr sich dabei durch die Haare. "Aye, helfen. Gerechte Lohnteilung. Nur ein paar reiche Händler mit ihrer Karawane nach Gorith begleiten..." Das dürfte nun wirklich nicht schwer werden - Eine Leichtigkeit! Und hey, ich konnte mir etwas dazuverdienen...Eigentlich sprach alles dafür, die Händler zu begeliten, aber dieser Caligo war mir nicht ganz geheuer. Ich hatte noch nie eine so durchgeknallte Person kennen gelernt! Andererseits machte er einen doch recht harmlosen Eindruck... "Nun, da ich eh auf dem Weg bin...", meinte ich nach einigen Überlegungen ob ich wirklich das 'Risiko' eingehen konnte mit Caligo zu reisen. "Einverstanden, ich begleite dich...Aber lass deine krummen Touren!", schärfte ich dem Verrückten vorsichtshalber ein und deutete damit auf die Sache mit meinem Goldbeutel hin. "Caligo macht keine krummen Touren, kleiner Gardist.", versicherte er mir und sprach weiter. "Aber ich freu mich, dass du mitkommst. 'N bisschen Unterhaltung während einer Reise ist immer gut, oder?" Er deutete zu einem der Händler weiter hinten im Raum. "Die suchen noch Söldner... sollen sie vor Wölfen beschützen..." Hey! 'Kleiner Gardist'? Also echt, so ein Pimpf war ich doch nun wirklich nicht. Aber ich wollte mich nicht großartig darüber aufregen und grinste deswegen nur matt. Einen Verrückten sollte man nicht allzu ernst nehmen... "Ja, durchaus...Alleine zu reisen ist etwas trist.", sagte ich trocken und mein Blick schweifte zu den Händlern auf die Caligo deutete, ich hatte sie schon vorher bemerkt. "Vor Wölfen? So, so...Hört sich ja sehr spannend an..." Caligo winkte ab. "Ach, nichts schweres und guten Lohn gibt es auch..." "Worauf warten wir dann noch?", fragte ich nun leicht lächelnd und stand auf. "Oder hast du es dir auf einmal anders überlegt?" Wie gesagt - Eine Leichtigkeit! Mit ein paar Wölfchen würde ich doch locker fertig werden! "Anders überlegen? Aber nicht doch! Komm, komm..." Schon schob er mich zu den Händlern und grinste die Männer an, als sie aufschauten. "Meinem Begleiter und mir kam zu Ohren, dass ihr noch Söldner sucht, mein Herr?", sprach er und sah dabei einen der Geschäftsleute an. Ich nickte den Händlern höflich zu und überließ vorerst Caligo das reden. Allerdings bezweifelte ich, dass er einen guten Eindruck auf die Herren machen würde, in seinem Gewand... "Wir wollen morgen nach Gorith aufbrechen, Bursche... Und du meinst dein Freund und du, ihr könntet uns helfen?", fragte der Angesprochene und musterte Caligo und mich mehr als skeptisch. "Oh, wir sind kräftiger als wir aussehen, Sir. Und wir kennen den Weg gut.", lächelte mein verrückter, neuer Freund. "Und das ist etwas was eure," er sah zu den Söldnern, die uns finster anschauten. "Krieger aus den Südlanden wahrscheinlich nicht tun.", meinte er außerdem und der Händler schaute uns beide darauf abwechselnd und unsicher an. "Mein Herr, ich kann Euch versichern, dass Ihr uns vertrauen könnt.", meinte ich ruhig und löste Caligo damit ab. Die Händler trauten ihm, wie schon gedacht, nicht. "Ich bin mir sicher, dass wir eine große Hilfe für Euch sein werden." Mein Blick schweifte von einem der Männer zum anderen und erhoffte eine Antwort. "Also gut. Ihr beide könnt euch bewähren. 5 Dukaten für jeden von euch biete ich als Lohn an." Was war das denn jetzt? Die Antwort kam aber flott! Trotzdem, gute Sache! "Ich danke Euch, mein Herr. Wir nehmen gerne an.", lächelte ich und neigte dankend den Kopf. Dann blickte ich Caligo fragend an, da er aufmal einen ziemlich schlaffen Eindruck machte. Hatte ich was verpasst? Er hob nur kurz eine Augenbraue und grinste schon wieder. Dann verabschiedete er uns von dem Händler mit einem knappen Grinsen und zog mich erneut mit sich. Diesmal in eine Ecke der Taverne. Dort stieß er mich dann auch glatt unsanft auf die Eckbank und nahm mir gegenüber platz. Mein Rücken schmerzte nach der Aktion Caligos ordentlich. Danke, du Idiot! "Zwei mal gutes Ale, aye?", meinte er sofort zu einer Bedienung. Ich sah den Verrückten darauf hin aus dem Augenwinkel an. "Ich weiß nicht, ob das jetzt noch so gut ist...", meinte ich halblaut. "Wir müssen morgen früh raus..." Und außerdem vertrug ich bei weitem nichts mehr...Klasse, was jetzt? Das hatte ich nun davon, dass ich Kneipen mied... Caligo winkte wiedermal ab. "Ach, ein Ale tut doch nicht weh." Haha, ihm vielleicht nicht, aber was hatte es wohl für Folgen bei mir? "Außerdem schmeckt richtiges Ale weitaus besser als Bier." Nun gut, nun war es eh zu spät...Die Bedienung kam wieder und stellte je ein Glas vor uns beiden ab. In dem Glas eine bräunliche, zähe Flüssigkeit. Na, dann prost! Ich grinste Caligo nur matt an und blickte auf das Gefäß vor mir. "Wenn du meinst..." Große Klasse, wenn ich danach noch stehen würde, wäre es ein Wunder. Aber so wie ich mich kannte, ein absolutes Weichei was das Trinken anging, würde ich danach wohl eher betrunken vom Stuhl kippen. Ich machte mich schon jetzt auf den harten Aufprall auf dem Boden gefasst. "Vertrau mir - nichts schmeckt besser als Zucker-Ale!", versicherte er mir und ich fragte mich nun wirklich ob ich einer solchen verrückten Person überhaupt trauen konnte. Ich schluckte und fasste schließlich doch das Glas und hob es an meine Lippen. Okay, es musste sein und ich nahm einen ordentlichen Schluck. Der süße Geschmack war furchtbar! Rondra, was war das bloß für ein Zeug?! "Magst du nichts Süßes, Kleiner?", fragte er mich leicht grinsend während er die zweite Hälfte seines Ales trank. Ich schluckte es mit Widerwillen hinunter und schüttelte mich. "Eher nicht...Zumindest nicht so süßes!" In meinem Mund hatte ich noch immer diesen ekelhaft-süßen Geschmack und ich wusste absolut nicht, wie ich den wieder loswerden sollte! "Wie kannst du das Zeug nur trinken?", fragte ich schließlich und sah dabei in das Gesicht von Caligo. "Mund auf und rein, Kleiner.", lächelte er. "Ich kann viel... schlucken.", stammelte er nun weiter... Täuschten mich meine Sinne, oder verhielt er sich wirklich etwas komisch? Ich meine, komischer als er so oder so schon war. "Aha...", gab ich nur von mir und sah ihn weiter an. Eigentlich sah Caligo gar nicht mal schlecht aus... Moment mal, halt! Wie konnte ich an sowas denken?! Schnell verbannte ich diesen Gedanken aus meinem Kopf und blickte wieder etwas ernster drein. "Nenn mich nicht 'Kleiner'!" "Du bist aber kleiner als ich, Kleiner.", grinste er und sprach weiter. "Und wahrscheinlich auch jünger." Er hob sein Glas wieder an seine Lippen... Hallo, das war leer du Schnellspanner, seufzte ich gedanklich und kochte innerlich. Ich hasste es, wenn mich jemand klein nannte. Denn das war ich mit 182 cm eigentlich nicht wirklich. "Hm, möglich. Wie alt ist denn der werte Herr?", fragte ich leicht gereizt und verschränkte die Arme vor der Brust. "Der werte Herr," meinte er und fing dabei wieder an in diesem Dialekt zu sprechen, "ist 21, aye." Verfluchter Mist, der Kerl war wirklich älter als ich! Ich nickte nur als Antwort und stütze meinen Kopf auf die rechte Hand. Mit der Linken fuhr ich über den Rand des Glases, welches immer noch, fast voll, vor mir stand. "Trinkst du das noch? Gutes Ale soll man ja nicht verkommen lassen." Nein, ganz bestimmt würde ich das nicht mehr trinken! Ich war froh, dass ich den Geschmack endlich los war! "Bitte, wenn du unbedingt willst...", sagte ich und schob es zu ihm herüber. "Wo wirst du heute eigentlich die Nacht verbringen?", fragte ich und sah wieder in die grünen Augen Caligos der darauf hastig einen Schluck vom Ale nahm. Musste ich das Verhalten von ihm verstehen, oder nicht? Es kam mir nämlich etwas seltsam vor... Als er geschluckt hatte zuckte er mit den Schultern. "Ich find immer einen Platz um zu schlafen." "Also hast du noch keine Ahnung wo, verstehe!" Was hätte ich eigentlich auch sonst von einem Taschendieb denken sollen? In der Zwischenzeit merkte ich, wie meine Lider schwerer wurden...Verdammt, ich musste wirklich geschafft gewesen sein! "Bestmöglicherweise ein Ort mit einem Dach.", fing er an zu grummeln und trank den Rest von dem Ale. "Du schläfst hier, nehme ich an?" "So ist es.", gab ich ihm als Antwort und nickte. Und alles was ich jetzt wollte war ein Bett und hoffte außerdem, dass Caligo nicht die ganze Nacht durchmacht...Das hätte ich nicht überlebt! "Gut. Dann ist mein Kleiner ja gut untergebracht.", sagte er unter Kichern. "Dann sehen wir uns morgen, aye? Caligo muss sich noch einen Schlafplatz aussuchen. Bis morgen früh, eh?" Als er aufstand, stand er mehr schlecht als recht...Caligo war recht wacklig auf den Beinen. Na, woher das wohl kam...Aber halt! Hatte ich wieder das Wort 'Kleiner' vernommen? Oh ja, und so langsam reichte es mir wirklich! "Ich bin nicht klein!", fauchte ich und funkelte Caligo an. "Und außerdem bin ich nicht dein Eigentum!" Ich murrte noch leise vor mich hin bis ich schließlich "Bis morgen" und "Sei pünktlich!" zu Caligo sagte. Grinsend warf er mir eine Kusshand zu, bevor er die Gaststube verließ. Oh Gott, der Kerl war wirklich knülle! Sonst hätte er wohl kaum eine solche Geste gemacht...Zum Glück hatte ich nicht mehr getrunken. Wer weiß, was ich angestellt hätte?! Ich schüttelte leicht den Kopf und verschwand schließlich, schlurfend, im Schlafsaal. Kapitel 3.1: Sonnenlicht - Da muss ja was schiefgehen! ------------------------------------------------------ Nach einer, meiner Meinung nach viel zu kurzen, Schlafpause wurde ich von leisen Fußtritten geweckt. Irritiert fragte ich mich zuerst, warum es so hell war, bevor mir einfiel, dass es ja wahrscheinlich Tag war. Dann spürte ich plötzlich, wie jemand mich leicht anstupste. Innerhalb weniger Sekunden hatte ich meinen Umhang von mir weggestoßen und meine treue Basiliskenzunge an die Kehle des vermeintlichen ,Angreifers' gesetzt. Der vermeintliche Angreifer war Azrael, mein Kleiner. "Dumme Sache." Erschrocken blickte der Kämpfer an sich herunter und schluckte. "H-Hey, ich bin es...", meinte er dann zaghaft und sah mich an.. "Du brauchst mir nicht gleich die Kehle aufschlitzen!" Ich lächelte nervös und zog meinen Dolch wieder von seiner Kehle weg. "Tut mir Leid, alte Angewohnheit. Außerdem ist dir ja nichts passiert, aye?" Langsam rappelte ich mich dann auf und gähnte herzhaft. Es war definitiv nicht meine Tageszeit um auf den Beinen zu sein, aber, hey, diesmal wollte ich ja auch ehrliches Gold verdienen. "War aber verdammt knapp!", murmelte Azrael und lehnte sich an eine Stalltür. "Hast dir ja einen netten Schlafplatz ausgesucht..." Er sah sich kurz um. "Ich hätte dich fast nicht gefunden!" "Na ja,", meinte ich grinsend und sammelte meine Habseligkeiten ein - was da hieß: Meine schwarze Umhängetasche und meine Basiliskenzunge, "das war ja auch Sinn der Sache. Macht ja keinen Sinn an 'nem Platz zu schlafen, der nicht gut versteckt und sicher ist." Etwas unbeholfen sah ich dann an mir herunter - nach einer Nacht im Stall sah ich nochschlimmer aus als am Vortag. "Ein Bad wäre vielleicht angebracht...", sagte der Kleine schmunzelnd während er mich ansah. "So kannst du dich unmöglich sehen lassen!" Da hatte der Gardist in spe schon recht. Ich seufzte tief. "Aye, befürchte ich auch fast. Zeit für Caligo, sich ein Bad zu suchen, hm?" "Ja, das wäre es.", nickte der Kleine und lief vor mir aus dem Stall. Ich folgte ihm langsam trottend und grummelte vor mich hin. Der war einfach viel zu gut gelaunt dafür, dass es TAG war! Er streckte sich sogar und schien das grelle Licht zu mögen! Als der erste Sonnenstrahl des Morgens mich wirklich traf, konnte ich mich nicht zurückhalten und fluchte leise in der Sprache der dunklen Elfen. Glücklicherweise verstand der Kleine das nicht. Hoffte ich zumindest. Langsam gewöhnten meine Augen sich an das helle Sonnenlicht und ich blinzelte leicht verwirrt. Und was tat der Kleine? Grinste mich frech an! "Grmpf", gab ich von mir und funkelte ihn böse an. Dann sah ich wieder an mir herunter und dann kalkulierend durch die Gegend, wo denn wohl ein Bad zu finden wäre. "Du willst doch nicht etwa...?", fragte der Krieger plötzlich, als er meinen Blick zu einem der offenen Fenster eines Dorfhauses bemerkte. "Solange du mir kein Bad herbei zauberst, wird ich wohl eins suchen müssen.", grummelte ich, immer noch schlecht gelaunt wegen des Tageslichts. "Bist du verrückt?!" War die Frage ernst gemeint? "Was ist, wenn du erwischt wirst?" Ich schickte ihm ein halb genervtes, halb amüsiertes Grinsen. "Dann hoffe ich, dass mein Erwischer hübsch ist und zu mir ins Bad steigt." Mit diesen Worten setzte ich mich langsam in Bewegung - aber das verdammte Sonnenlicht war immer noch viel zu grell für mich und so torkelte ich eher. Ob der Kleine mir folgte oder nicht bekam ich nicht mit, obwohl ich glaubte noch etwas Gemurmeltes zu hören - Elfenohren sind manchmal praktisch - aber bei all dem Licht war ich mir meiner Sinne nicht mehr sicher... Zielstrebig lief ich auf das Haus mit dem offenen Fenster zu, sah mich kurz um und stellte sicher, dass mich niemand beobachtete. Dann schwang ich mich mit einigen wenigen Handgriffen an der Wand hinauf und landete sicher in dem Zimmer. Augenscheinlich war es der Raum eines Kindes oder Jugendlichen, von den Größen der auf dem Boden liegenden Kleider her. Und so lange einer der Herren des Hauses nicht ein kleines Geheimnis hatte, wohnte hier ein Mädchen, wenn man von dem Kleid auf dem Bett ausging. Grinsend, leise und selbstsicher öffnet eich die Zimmertür einen Spalt und spähte auf den Flur dahinter. Ich sah und hörte niemanden. Vorsichtig huschte ich durchs Haus, bis ich endlich das Badezimmer erreichte. Der Badezuber in der Mitte des Raumes war mit warmen wasser gefüllt, wahrscheinlich wollte jemand baden. Das Mädchen vom Zimmer vielleicht? Hehe... Schnell sperrte ich die Tür zu, schloss die Fensterläden so gut es ging und zog mich aus. Wunderbar - kein Sonnenlicht mehr, warmes Wasser und Zeit... Das fürchterlichste beim Baden waren schon seit jeher meine Haare. Abgesehen davon, dass ich die langen Viecher alle sauber kriegen musste, musste ich sie auch wieder trocken kriegen, ohne dass ich wie ein Busch nach einem Wirbelsturm aussah. Hoffentlich würde ich diesmal Glück haben... Nach einer ausgiebigen Wäsche schmiss ich meine Kleidung in den Badezuber und weichte alles gründlich durch. Aus meiner Umhängetasche zog ich einen Kamm und ging durch meine Haare... ah, perfekt. Und wer auch immer das Bad vor mir nehmen wollte, hatte wohl davon vergessen. Na, mir sollte es recht sein. Nach einer viel zu kurzen Zeit dann holte ich meine nun wieder recht saubere Kleidung aus dem Badezuber. Sie war... nass. Was ja nur logisch war, hatte ich sie ja in Wasser getaucht. Dumme Sache. Nasse Sachen tragen macht keinen Spaß. Grummelnderweise öffnete ich meine Hände und erhitzte sie ein wenig - der Hauch eines Feuerzaubers. Sobald meine Kleidung einigermaßen trocken war, streifte ich sie mir dann wieder über, sammelte meine Sahen ein und hing meine Umhängetasche um meine Schultern. Dann kam mein Umhang und abschließend mein Bogen. Als Ausgang wählte ich das Badezimmerfenster - nachdem ich mich versichert hatte, dass niemand in Sichtweite war und nachdem meine Augen angesichts des Sonnenlichtes nicht mehr ,Das tut weh!' schrieen natürlich - und ließ mich elegant zu Boden fallen. Summend umrundete ich dann das Haus und betrat wieder die Taverne... sicherlich würde der Kleine hier zu finden sein. Tatsächlich saß er auch schon wieder am Tresen... "Sag mal, bist du mit deinen Klamotten ins Wasser gefallen, oder was ist passiert?" Stellten zukünftige Gardisten auch schon so dumme Fragen wie ihre vollkommen ausgebildeten Verwandten? "Meine Sachen waren dreckig. Ich habe mich gewaschen.", erklärte ich mit einem Seufzer, ungefähr so, wie ich es einem Kleinkind erklären würde. "Hat dich doch vorher auch nicht gekümmert.", kam sein trockener Kommentar während er kurz zur Seite blickte. "Und, hattest du das Glück, dass dir jemand Gesellschaft leistete?", fragte er dann leicht grinsend während er seinen Kopf an seiner hand abstützte. "Och, da war dieses Mädchen..." Ich wackelte kurz mit meinem Augenbrauen während ich mich neben ihm hinsetzte, "aber der habe ich nur das warme Wasser geklaut, mehr nicht." Nach ein paar Sekunden registrierte auch sein erster Kommentar in meinem Gehirn. Tagsüber denken war eben schwer. "Es ist nicht so, dass ich gerne dreckig bin. Meistens bleibt nur keine Zeit zum sauber werden." Und schon atmete der Kleine hörbar auf. Dachte er etwa wirklich, ich mochte den Schlamm? "Na, wenigstens kann man sich jetzt wieder mit dir sehen lassen." Oha. Feine Gesellschaft gewöhnt, hm? Ich schenkte ihm eins meiner Diamant-Lächeln und rutschte et was näher an ihn heran. "Ich bin normalerweise eine recht hübsche Begleitung, mit der man sich sehen lassen kann... und wo wir gerade beim Thema sind... warum sind wir noch hier, wo wir bei den Händlern hätten sein sollen?" "Es gab Probleme mit einem Pferd. Es hat sich das Hufeisen abgetreten und wir müssen auf den Schmied warten.", der Kleine sah mich an, "Kann noch eine Weile dauern..." Oh wie ,wunderbar'. "Mya Nyhll", presse ich zwischen meinen Zähnen hervor. Wäre ja nicht so, als wenn der Kleine das Elfisch verstehen würde. Zu spät erkenne ich meinen Fehler: Ein grau-grüner Mantel hinter Azrael zuckte leicht und signalisierte mir damit, dass der Waldelf mich wohl verstanden hatte. Dumme Sache. Dumme, dumme Sache. Dumpf erreichte mich Azraels Frage - "Was hast du gesagt?" - und ich spürte, wie er mich fragend anstarrte, doch der Waldelf hatte vorerst meine gesamte Aufmerksamkeit. "Du sprichst elfisch?", fragte er mich in eben dieser Sprache. "Sieht ja so aus, aye?", antwortete ich in derselben Sprache. "Wieso, Mensch?" Wunderbar. Ihm zu sagen ,Ich bin kein Mensch' wäre so gut wie Selbstmord. Aber ich WAR ja kein Mensch (und recht stolz drauf, wenn ich das so sagen darf). "Weil die Sprache mir grad passend erschien." Der Kleine starrte mich weiter an, abwechselnd mit einigen Blicken zu den Waldelfen. Dieser schien von meinem Humor NICHT beeindruckt. "Du sahst schon gestern so komisch aus, Menschling... und du sprichst mit Akzent, nur woher er kommt...", kommentierte er in der normalen Sprache. In meinem Kopf formten sich Alarmbrände, die den gesamten Wald nahe des Dorfes niederbrennen konnten. Ich schnaubte. Der Elf starrte mich weiter an... Plötzlich spürte ich eine and auf meiner Schulter. "Könntest du mir bitte erklären, was hier los ist?", flüsterte Azrael plötzlich zu mir und sah mich besorgt an. Natürlich konnte der Waldelf das Geflüsterte immer noch hören. "Ja, eine Erklärung wäre ganz nett, Mensch. Elfisch sprechen nur wenige deiner Art.", warf der nervende Kerl sofort wieder in Elfisch ein. Beim Herrn der Schatten! Ich dachte immer, nur Hochelfen wären so nervig?! "Lese meine Lippen, oh Hölzerner: Ich spreche Elfisch und das ist alles, was du zu wissen brauchst." Nur um meinen Punkt zu untermauern antwortete ich ihm nicht in Elfisch. Außerdem - sobald der bemerkte aus welcher Richtung mein Akzent kam, gab es hier mehr als ein Problem. Mit dem Elf fertig fokussierte ich mich wieder auf meinen Kleinen. "Nichts weitaus tragisches, Kleiner. Der Herr Elf hier fragt nur nach ein paar Sachen, die ihn nichts angehen." "So? Vielleicht sollten wir dann besser draußen warten, bevor er dich weiter ausfragt..." Sein Blick wanderte von einem zum anderen und ich musste sagen, der Kleine hatte recht. Ich nickte knapp. "Gute Idee, Kleiner." Sofort stand ich auf und zog ihn hinter mir her ins Freie. Ins Sonnenlicht, oh Graus. "Komischer Kauz, dieser Elf..." Er sah über seine Schulter hinweg zur Taverne. "Was wollte er genau von dir, Caligo?" Ich grummelte etwas vor mich hin, bevor ich ihm antwortete: "Wissen, woher und wieso ich Elfisch spreche." "Das würde mich allerdings auch interessieren.", gab er von sich und verschränkte die Arme. Dann sah er mich durchdringend an. Mist, diese Augen... "Ähm... ich hab's gelernt?" Wunderbar, Caligo, ein Glanzwerk an Ausweichtaktik, wirklich. Der Kleine seufzte, reib sich den Kopf und schüttelte den Kopf. "Oh ja, das erklärt viel...", meinte er trocken und lehnte sich an eine Hauswand. Ich stoppte und stellte mich vor ihm hin. Ich grinste etwas nervös. "Ah, ähm... alte Angewohnheiten, aye? Caligos Leben war immer eine Art ,Weich lieber aus bevor dich was trifft', aye? Ist nicht einfach irgendwas von sich zu erzählen..." "Dann wird es Zeit seine alten Gewohnheiten abzulegen, mein Freund, aye?" Was... was... was machte dieser kleine Gardistenanwärter mit dem Dialekt meines Heimatlandes? Im Namen aller unheiligen Götter... Beruhig dich, Caligo, er kann ja nichts dafür... Er weiß ja nicht einmal, was er nachäfft... "Ich habe keine Lust mit einem laufenden Rätsel durch die Gegend zu ziehen!" Ich grollte etwas - ein Überbleibsel des bisschen anderen Nicht-Menschlichen Blutes in meinen Adern... "Mein Name ist Caligo. Ich bin ein Halb-Elf. Ich bin ein Schurke und ein Dien-" Im letzten Augenblick brach ich mich ab. Von der eigenen Wut fast verraten. Dumme Sache. "Na also, warum nicht gleich so?" Der kleine lächelte und schien dann noch einmal kurz nachzudenken. "Ein Halb-Elf?! Okay, das erklärt einiges!" Ich nickte knapp. "Ja, Halb-Elf. Väterlicherseits." Wehe dem kleinen wenn er das jetzt quer durch die ganze Welt schreien würde... "Interessant...", war sein einziger Kommentar und anscheinend kapierte er, dass es ein Geheimnis bleiben sollte. Dann drehte er sich um und wandte sich den Händlern ein Stückchen weiter die Straße zu. Ich konnte erkennen, wie ein Schmied erschien und sich um ein Pferd kümmerte, während ich Azrael langsam folgte. Nanu. Da waren ja nur noch drei Wagen übrig? War der Rest des Trupps ohne uns gefahren? "Du fragst dich sicher wo die anderen sind...Nun, die konnten nicht mehr warten und sind alleine los.", erwiderte Azrael auf meinen fragenden Blick hin. Oh, nein, nein, nein. Drei Wagen? Wir alleine mit nur zwei Söldnern? Fetzen des gestrigen Abends kamen zu mir zurück, Gesprächsfetzen der Waldelfen... verdammt. Hoffentlich gab es hier nicht wirklich ein paar goldgierige Räuber sondern nur vagabundierende Banditen. "Ah, da seid ihr ja! Wir können los!" Mussten Händler immer so aufmerksamkeitserregend und laut sein...? Was fragte ich, ich raubte sie ja schließlich selbst schon seit langem aus! "Das sind erfreuliche Nachrichten.", tschirpte der Kämpfer neben mir auch schon und lächelte. "Auf geht´s, mein Freund.", grinsend klopfte er mir mit diesen Worten auf die Schulter. "Ja ja...", grummelte ich und schwang mich auf den vordersten Wagen. Schnell nahm ich auf der Ladefläche hinter der Kutscherin platz, im Schatten der Wagenplane. So war ich wenigstens vor den fiesen Sonnenstrahlen geschützt. Der Kleine setzte sich neben der Kutscherin, direkt vor mir sozusagen, platz hin. Sein Blick zu mir. "Schlaf nicht wieder ein!" "Als wenn ich das könnte..." . mit einem Topf im Rücken, beendete ich in Gedanken den Satz. Keramik hatte der Wagen geladen! Na ja, still lehnte ich mich an die Plane und Notgedrungenerweise auch den Topf und besah mir die Landschaft, während wir losfuhren. Der Händler fuhr hinter uns im Wagen mit, zusammen mit seiner Tochter. Zwei Söldner ritten auf Pferden neben uns her und schon nach kurzer Zeit hatten wir das Dorf hinter uns gelassen. Bald schon verschränkte der Kleine die Arme und gähnte hin und wieder herzlich, während er gelangweilt in die Gegend schaute... Zugegeben, unsere Geschwindigkeit war nicht sehr berauschend, aber was wollte man von Händlern erwarten? Ich behielt die Umgegend im Auge und wann immer genügend Buschwerk und uneinsichtige Stellen unseres Weges kamen, hatte ich eine meiner Hände am Bogen. Wenn wir überfallen wurden, würde ich direkt antworten können! Eine, zwei Stunden verstrichen und nichts passierte. Die Sonne stand inzwischen hoch am Himmel, Mittagsstunde. Diese Stunde des Tages hasste ich am meisten und so starrte ich böse in den Himmel, als wenn die Sonne dadurch erlischen könnte. Abwesend bemerkte ich, wie der Kleine abermals seufzte und seinen Kopf auf seine Hand stützte. Außerdem hob sein Brustkorb sich schwerfällig, als wenn ihm unter all den Kleidern, die er an hatte, heiß war. Kein Wunder, bei der Hitze. Abgelenkt von Azrael und meinem Böse-in-den-Himmel-starren bemerkte ich auch nicht, wie wir uns einer engen Passage zwischen mehreren Bäumen näherten. So konnte ich auch nicht reagieren, als eine kleine Gruppe in Leder gekleidete Banditen aus dem Buschwerk sprangen. Dumme, dumme, DUMME Sache! Und sofort sprang Herr ,Großer Gardist' auf, fixierte die Banditen mit einem fiesen Blick und legte seine Hand an sein Schwert. "Caligo, ich denke wir haben jetzt was zu tun!" Ach ja? Meine Gedanken kreisten eher darum, was die wohl mit UNS tun wollten. "Legt eure Waffen nieder oder sterbt!", brüllte uns auch schon eine junge Frau mit roten Haaren an. Während der Händler hinter uns vom Wagen sprang und nach vorne lief, überlegte ich, was sinnvoller wäre - Flucht, Zauber oder Bogen? "Tut mir Leid, Euch enttäuschen zu müssen, junge Frau...Aber ich lege mein Schwert nur zu ungern aus der Hand, wenn ich es einmal gezogen habe!" Was hörte ich da? Na, ein flottes Mundwerk hatte der kleine Azrael ja schon, das musste ich zugeben. Geschwind stellte ich mich neben ihn, auf die andere Seite der Kutscherin. "Aye, Rotlöckchen. Wenn ihr zu nahe ran kommt, pieks ich euch." Mit diesen Worten legte ich meinen Bogen an und gab den Banditen mein bestes Grinsen. "Na, das wird denen jetzt aber Angst gemacht haben...!", raunte Azrael mir mit rollenden Augen zu, bevor er sich wieder zur Rothaarigen wandte. "Wie Ihr seht müsst ihr Euch etwas besseres ausdenken." Ich war verletzt. Dachte der Kleine etwa, ich wäre verrückt UND hilflos? Also wirklich... Die Rothaarige lächelte nur kalt zu uns hoch. "Ihr paar Söldner und der Verrückte da habt keine Chance gegen uns." Wie bitte? Ich war NICHT hilflos! Verrückt, ja - hilflos, nein. Im Gegenteil. Die meisten Verrückten waren sogar sehr gefährlich... Mit einem Satz war ich an der Kutscherin vorbei und auf eines der beiden Zugpferde gesprungen. Banditen, Händler, Kutscherin, Söldner und Pferd staunten nicht schlecht während ich ruhig meine Balance wiederfand, einen Pfeil aus meiner Umhängetasche zog und spannte. "Pieks, Pieks, Pieks!", rief ich der Rothaarigen zu und schoss auf den Mann hinter ihr. In der Kehle getroffen sank er zu Boden - und so startete der Kampf. Azrael sprang vom Wagen und preschte auf die Anführerin los. Mumm hatte der Kleine ja auch. Die beiden berittenen Söldner warteten nun auch nicht mehr länger und verwickelten jeweils zwei der Banditen in einen Kampf. Der gute Händler stand natürlich nur dumm herum und hieb hin und wieder einem der zu nah an ihn heran kommenden Räuber eins über den Schädel mit seinem Wanderstock. Ruhig observierte ich den Kampf. Im Nahkampf war ich zugegebenermaßen nur für hinterhältige Attacken gut. Anders als mein Azrael, der die Rothaarige mit einigen schweren Schlägen behakte. Endlich sah ich eine weitere Chance für mich und spannte erneut meinen Bogen. Auf so kurze Distanzen war es eigentlich idiotisch, Pfeile zu verschießen - aber ich war schließlich Caligo. Einer der Banditen schrie auf, als mein Pfeil in seinen linken Arm sank. Wütend drehte er sich zu mir und kam auf mich zu. So viel zum Thema Nahkampf vermeiden. Dass sich aber auch niemand in Ruhe beschießen ließ! Während ich vom Pferd sprang und dem herannahenden Banditen dabei einen Tritt ans Kinn gab, sah ich zu, wie Azrael die Anführerin mehrmals hart hintereinander traf und schließlich schwer an der Schulter traf. Sie sank zu Boden und die Banditen wurden nervös. Das gab mir genug Zeit um den mich angreifenden Banditen mit meinem Dolch im Gesicht zu kennzeichnen. Gesichtsnarben waren schon immer meine Lieblingsunterschrift gewesen. Als ich mich dann umdrehte, sah ich zu, wie Azrael das Blut der Banditin von seinem Schwert leckte. Snurfenglund. Mein Gehirn wechselte hinüber auf Ferngesteuert. Wie in Trance schaute ich dem Krieger zu. Dabei bemerkte ich gar nicht, wie die Banditen nach und nach die Flucht ergriffen - offensichtlich verängstigt von meinem Kleinen und mir. Die Straße wurde langsam leerer, während die Banditen einer nach dem anderen flohen - teilweise schon von den Söldnern oder uns verwundet. Erst als der letzte Bandit außer Sicht war, atmete der Händler erleichtert auf und gratulierte uns zu dem gewonnenen Kampf. Die Kutscherin hinter mir auf dem Wagen seufzte ebenfalls erleichtert. Umso panischer wurden beide, als einer der Söldner plötzlich fragte: "Wo ist die Kleine hin?" "Was, sie ist weg?" Azrael sah den Söldner geschockt an und fluchte leise vor sich hin. Und in der Tat, die Tochter des Händlers war weg. Verzweifelt wandte der Vater sich sofort an die Söldner und uns: "Bitte, ich flehe euch an, rettet meine Tochter!" Von einem ahnungslosen Opfer von Gewalt angefleht zu werden hob meine Stimmung wieder an - auch wenn ich am liebsten der Entführer der Kleinen gewesen wäre. Jawohl, das war ich - böse, verrückt und wahnsinnig. War ja nicht mein Problem, wenn einige Leute das nicht sofort erkannten. "Nichts da, guter Mann. Wo die herkamen werden noch mehr sein und wir zwei oder vier - wenn man den Jüngling und den Verrückten da zählen kann - werden nicht viel ausrichten können.", erwiderte einer der Söldner schließlich. Hm... das ließ nur mich und Azrael übrig. "Ihr beiden müsst ja nicht mitmachen, aber ich bin mir sicher, dass Caligo und ich durchaus in der Lage sind.", warf dieser ihnen auch schon fauchend entgegen. "Machst du mit, Caligo?" Und diese Frage wurde mit einem eindeutigem ,wehe du sagst was anderes' Blick begleitet. Ich schnaubte und schulterte meinen Bogen. "Aye, nichts geht über eine kleine Jagd um richtig wach zu werden, bevor man sein Tageswerk verrichtet." Dann grinste ich die Söldner an und nickte dem nun etwas erleichterten Händler zu. "Habt Dank, junge Herren. Bitte, rettet meine Tochter." "Sie können sich ganz auf uns verlassen, mein Herr." Selbstsicher schob Azrael sein Schwert zurück in seine Scheide. "Schande, verdammte!", fluchte er plötzlich leise und von seinen Blick auf seinen Arm her nahm ich an, dass er leicht verletzt worden war. Doch anstatt sich darum zu kümmern, sah er mich an. "Lass uns gehen..." Ich nickte nur knapp und senkte meinen Blick auf die Fußspuren am Boden. "Aye, der Verrückte hier is' vielleicht verrückt aber nich' blind. Kann die Spuren deutlich lesen. Auf geht's." Mit meinem Blick starr auf den Boden geheftet fing ich an in das Buschwerk zu laufen, die Blicke der Söldner in meinem Rücken spürend. Pah, so ein paar Räuber waren doch nichts für Caligo! Kapitel 3.2: Gut gelaunt ins Abenteuer -------------------------------------- Am nächsten Morgen kroch ich noch recht müde aus dem Bett und schlurfte in die Gaststube. Nach einem kurzen Frühstück verließ ich diese wieder und trat hinaus in das Licht der Morgensonne. Es war ein herrlicher Tag und ich bekam richtig gute Laune. Aber ich war mir schon fast sicher, dass sich dies ändern würde, wenn ich wieder mit diesem Verrückten unterwegs war...Und überhaupt, wo steckte der Kerl? Ich wartete eine Weile vor der Taverne und sah mich nach ihm um...Als er selbst dann nicht kam entschloss ich mich, ihn zu suchen. Mir stach nach - mehr oder minder - längerer Suche ein Stall ins Auge. Ein Ort, den ich noch nicht nach ihm abgesucht hatte. Leise betrat ich das Gebäude und fand schließlich, eingemummt in seinen Umhang, den den ich suchte - Caligo! Vorsichtig stupste ich ihn an...Seine Reaktion darauf war aber weniger schön. Er warf seinen Umhang von sich und hielt mir seinen Dolch dicht an die Kehle. Schock! Wollte der mich umbringen?! Erschrocken blickte ich an mir hinunter und schluckte. "H-Hey, ich bin es...", wagte ich mich dann zu sprechen und sah zu Caligo. "Du brauchst mir nicht gleich die Kehle aufschlitzen!" Er lächelte matt und zog seine Waffe wieder von meiner Kehle weg. "Tut mir Leid, alte Angewohnheit. Außerdem ist dir ja nichts passiert, aye?", sagte er nun ruhig und erhob sich langsam. Dabei gähnte er herzhaft. "War aber verdammt knapp!", murmelte ich und lehnte mich an eine Stalltür. "Hast dir ja einen netten Schlafplatz ausgesucht...", meinte ich und sah mich kurz um. "Ich hätte dich fast nicht gefunden!" "Na ja,", meinte er schließlich grinsend und sammelte seine Sachen ein - viel war es nicht, was er bei sich trug. Eine schwarze Tasche und seinen Dolch, "das war ja auch Sinn der Sache. Macht ja keinen Sinn an 'nem Platz zu schlafen, der nicht gut versteckt und sicher ist.", erklärte er und sah an sich hinunter. "Ein Bad wäre vielleicht angebracht...", sagte ich schmunzelnd und betrachtete Caligo. "So kannst du dich unmöglich sehen lassen!" Er seufzte. "Aye, befürchte ich auch fast. Zeit für Caligo, sich ein Bad zu suchen, hm?" "Ja, das wäre es.", sagte ich nickend und ging langsam aus dem Stall. Noch immer gut gelaunt blickte ich gen Himmel und streckte mich. Ja, ich konnte es nur wieder bestätigen. Es war einfach ein herrlicher Morgen... Hinter mir hörte ich Caligo, der nun auch heraustrat und etwas in einer anderen, mir unbekannten, Sprache sagte. Grinsend blickte ich mich zu ihm um und bemerkte, dass er wohl nicht sehr begeistert war. Oh Mann, ein Morgenmuffel, wie ich so etwas hasste! Das verdarb einem ja schon beim zusehen die Laune. Wie konnte man nur so mies drauf sein, an einem solch wundervollen Morgen? "Grmpf", gab er von sich und sah mich böse an. Hey, als wenn ich etwas dafür konnte, dass er nicht aus den Federn kam und ein oller Morgenmuffel war. Seine morgendliche Laune musste er echt nicht an mir auslassen! Er sah abermals an sich herunter, dann durch die Gegend. Er wollte doch nicht...? Nein, das würde selbst der nicht machen. Oder doch? "Du willst doch nicht etwa...?", fragte ich ihn dann doch ahnend und deutete auf ein offenes Fenster. "Solange du mir kein Bad herbei zauberst, werd ich wohl eins suchen müssen.", meinte er - nein er grummelte. "Bist du verrückt?!" Was fragte ich eigentlich, die Antwort wusste ich eh schon - er war es! Und das nicht zu knapp...Kein vernünftiger Mensch würde in ein fremdes Badezimmer einsteigen! "Was ist, wenn du erwischt wirst?" Er grinste mich an. "Dann hoffe ich, dass mein Erwischer hübsch ist und zu mir ins Bad steigt." Mit diesen Worten verabschiedete er sich vorerst und setzte sich in Bewegung...Naja, er torkelte eher. Ich konnte nur matt grinsen und schaute ihm nach. Er nahm die ganze Sache wirklich auf die leichte Schulter, irgendwie bewundernswert. Aber wer würde schon mit einem solchen ,Streuner' ins Bad gehen? Nicht mal ich würde das...obwohl... "Azrael, schäm dich!", ermahnte ich mich leise selber und schüttelte den Kopf. Bald darauf war Caligo im offenen Fenster verschwunden... Gut, das ganze konnte jetzt eine Weile dauern...Aber ich wollte mir auch nicht die Beine in den Bauch stehen und beschloss zurück ins Gasthaus zu gehen. In dieser Zeit kam der Händler zu mir. Er hatte wohl schon länger nach mir gesucht und war nun erleichtert mich gefunden zu haben. "Ah, da seid ihr ja, junger Herr! Unsere Abreise verzögert sich, bedauerlicherweise. Ein Pferd hat sich ein Hufeisen abgetreten und nun müssen wir auf den Hufschmied warten." Was? Das konnte doch nicht wahr sein! Wie lange sollten wir hier denn noch bleiben? Mein Entsetzen darüber überspielte ich etwas und nickte verstehend. "Mein Freund konnte jedoch nicht warten und ist bereits losgefahren. Ich hoffe, es dauert nicht mehr allzu lange, bis auch wir aufbrechen können." Oh ja, dass hoffte ich auch und somit verabschiedete sich der Händler wieder von mir. Also saß ich wieder allein da und wartete auf meinen neuen Kumpanen. Nach einer ganzen Weile sah ich auf und erblickte Caligo. Seine Haare waren noch feucht, und wenn mich meine Augen nicht täuschten war das seine Kleidung auch. "Sag mal, bist du mit deinen Klamotten ins Wasser gefallen, oder was ist passiert?" "Meine Sachen waren dreckig. Ich habe mich gewaschen.", erklärte er mir seufzend. Ach was nein, sowas konnte der?! "Hat dich doch vorher auch nicht gekümmert.", meinte ich trocken und blickte kurz zur Seite. "Und, hattest du das Glück, dass dir jemand Gesellschaft leistete?", fragte ich nun leicht grinsend und stützte den Kopf auf meine Hand. "Och, da war dieses Mädchen..." sagte er, mit den Augenbrauen wackelnd, während er sich neben mich setzte. "Aber der habe ich nur das warme Wasser geklaut, mehr nicht." Nach kurzer Zeit fügte er noch "Es ist nicht so, dass ich gerne dreckig bin. Meistens bleibt nur keine Zeit zum sauber werden." hinzu. Er war wirklich nicht gerade ein Schnellspanner, aber das merkte ich ja schon am Abend zuvor... Ich atmete erleichtert auf, warum war mir schleierhaft. Mir konnte es doch eigentlich egal sein, was Caligo mit den Mädchen trieb, oder eben auch nicht. "Na, wenigstens kann man sich jetzt wieder mit dir sehen lassen." Ich war heilfroh, dass er endlich annehmbar sauber war und ich mich nicht mehr mit einer verdreckten Gestalt zeigen musste. Ich konnte Schmutz nicht leiden... Caligo lächelte mich sanft an und rutschte et was näher an mich heran. Oh Gott, wie nahe wollte mir der Kerl denn noch kommen? "Ich bin normalerweise eine recht hübsche Begleitung, mit der man sich sehen lassen kann... und wo wir gerade beim Thema sind... warum sind wir noch hier, wo wir bei den Händlern hätten sein sollen?" "Es gab Probleme mit einem Pferd. Es hat sich das Hufeisen abgetreten und wir müssen auf den Schmied warten.", gab ich darauf als Antwort und blickte zu Caligo. "Kann noch eine Weile dauern..." Daraufhin entglitt ihm wieder etwas dieser seltsamen Sprache und ich fragte mich langsam wirklich was das sollte... "Was hast du gesagt?", wollte ich wissen, doch Caligo war auf einen der Waldelfen fixiert, die schon am vorherigen Abend da waren. Konnte es sein, dass....? Nein, der Kerl war doch kein Elf! Oder doch? Ich meine, ich hatte sein Ohren noch nicht gesehen, da seine Haare immer über ihnen lagen. Dennoch wollte ich nicht so dreist sein und in seinen Haaren rumfummeln. Er bekam meine Frage wohl nicht mit. Er war zu sehr von diesem Elf abgelenkt und es schien so, als würde Caligo mit ihm reden. Langsam wurde ich mir immer sicherer, dass Caligo irgendwas mit dem Elfen zu tun hatte, aber ob er auch einer war...? Mit der Zeit fühlte ich mich nur ziemlich unbeachtet. Bei Rondra, wie ich das hasste! Halloho, ich war schließlich auch noch da! Ich sah den Verrückten weiterhin an, abwechselnd mit einigen Blicken zu dem Elf. Seine grüne Kleidung ließ darauf schließen, dass es ein Waldelf war. "Du sahst schon gestern so komisch aus, Menschling... und du sprichst mit Akzent, nur woher er kommt...", kommentierte er, aber diesmal in meiner Sprache. Caligo schnaubte darauf. Und der Elf...Der starrte immer noch meinen Freund an. Gespannt sah ich den beiden weiter zu und lauschte aufmerksam. Caligo schien beunruhigt und ich legte vorsichtig meine Hand auf seine Schulter. "Könntest du mir bitte erklären, was hier los ist?", flüsterte ich schließlich zu ihm und sah ihn mit festen Blick an. Der Elf warf ebenfalls was auf elfisch ein und Caligo antwortete sofort. "Lese meine Lippen, oh Hölzerner: Ich spreche Elfisch und das ist alles, was du zu wissen brauchst" Dann wandte er sich an mich. "Nichts weitaus tragisches, Kleiner. Der Herr Elf hier fragt nur nach ein paar Sachen, die ihn nichts angehen" "So? Vielleicht sollten wir dann besser draußen warten, bevor er dich weiter ausfragt..." Mein Blick wanderte, während ich sprach, wieder zum Elf, der nun angesäuert zu Caligo blickte. Sicherlich war es eine gute Idee zu gehen, ehe sich mein neuer Freund und der Elf gegenseitig die Köpfe einschlugen. Caligo nickte knapp. "Gute Idee, Kleiner." Sofort stand er auf und zog mich mit sich ins Freie. "Komischer Kauz, dieser Elf..." Ich sah über meine Schulter, in Richtung Taverne. "Was wollte er genau von dir, Caligo?" Wieder grummelte er vor sich hin, bevor er mir eine Antwort gab. "Wissen, woher und wieso ich elfisch spreche." "Das würde mich allerdings auch interessieren.", gab ich nun von mir und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich wusste ja genau genommen nichts über ihn...Außer, dass er Dieb war. Da konnte eine kleine Aufklärung echt nicht schaden. "Ähm... ich hab's gelernt?" Ich seufzte und innerlich ging ich zu Boden. Da erhoffte man sich, etwas mehr über diesen Caligo heraus zu finden und dann so eine Antwort! Ich rieb mir die Schläfe und schüttelte den Kopf. Ruhig bleiben, Azrael, redete ich mir ein. Darauf stellte er sich vor mich und grinste - nervös, wie es aussah. "Ah, ähm... alte Angewohnheiten, aye? Caligos Leben war immer eine Art ,Weich lieber aus bevor dich was trifft', aye? Ist nicht einfach irgendwas von sich zu erzählen..." "Dann wird es Zeit seine alten Gewohnheiten abzulegen, mein Freund, aye?", machte ihn leicht gereizt nach. "Ich habe keine Lust mit einem laufenden Rätsel durch die Gegend zu ziehen!" "Mein Name ist Caligo. Ich bin ein Halbelf. Ich bin ein Schurke und ein Dien-", brach er dann aber frühzeitig ab. Dennoch..Gute Sache! Endlich wusste ich Bescheid! "Na also, warum nicht gleich so?", lächelte ich und ließ mir seine Worte nochmal durch den Kopf gehen. Moment mal..."Ein Halbelf?!" Dann lag ich ja doch nicht ganz falsch mit meinen Vermutungen... Er nickte abermals knapp. "Ja, Halbelf. Väterlicherseits." Mir war irgendwie klar, dass es ein Geheimnis bleiben sollte, sonst hätte er schon früher davon erzählt... "Interessant..." mehr sagte ich zu der Sache nicht und wandte mich von Caligo ab. Ich ging zu den Händlern, die nicht wit von uns entfernt standen, und erblickte den Schmied, der wohl vor kurzer Zeit eingetroffen war. Wartend stand ich nun an einem der Wagen und hoffte, dass der Schmied endlich fertig wird. Auch bekam ich Caligos fragenden Blick mit. "Du fragst dich sicher wo die anderen sind...Nun, die konnten nicht mehr warten und sind alleine los." Caligo antwortete darauf nichts und schon bald darauf kam einer der Händler zu uns. Recht gut gelaunt. Wenigstens einer mehr... "Ah, da seid ihr ja! Wir können los!", sprach er mit lauter Stimme und sah fröhlich zu uns. "Das sind erfreuliche Nachrichten.", erwiderte ich darauf höflich und lächelte den Händler an. Endlich! Ich hatte schon gedacht, die werden gar nicht mehr fertig. "Auf geht´s, mein Freund.", grinste ich munter und klopfte Caligo kameradschaftlich auf die Schulter. "Ja ja...", grummelte er und schwang sich auf den vordersten Wagen. Er nahm auf der Ladefläche hinter der Kutscherin platz. Wow, Caligo platze ja geradezu voller Elan...So ein Griesgram ist mir wirklich noch nicht oft über den Weg gelaufen. Unverstehend schüttelte ich leicht den Kopf und setzte mich neben die Kutscherin. Mein Blick jedoch wanderte zu Caligo. "Schlaf nicht wieder ein!" "Als wenn ich das könnte...", meinte er darauf und wir fuhren los. Er lehnte an einem Topf aus Keramik. Überhaupt war die Ladefläche nur so vollgepackt mit anderem Krempel aus dem Material! Ich verschränkte die Arme und betrachtete die Gegend durch die wir tuckerten...Was anderes konnte man wirklich nicht sagen! So verstrich die Zeit und ich gähnte einmal herzhaft, vor Langeweile. Wenn nicht bald etwas passieren würde, würde ich wahrscheinlich einschlafen, was ich jedoch nicht wollte...Schließlich hatte ich Caligo noch einen 'Vortrag' darüber gehalten. Ich seufzte leise, aber dennoch hörbar und stützte den Kopf auf meine Hand. Mir war langweilig und es war verdammt warm. Mann, es schien, als würde die Zeit nicht vergehen...Aber was dagegen tun? Eine gepflegte Konversation sah ich nur in weiter Ferne, denn Caligo hatte doch eine komische Art sich zu unterhalten. Wir kamen schließlich an eine enge Passage an der die Bäume sehr dicht standen und wurden kurzerhand zum Anhalten gezwungen - Banditen! Okay, da hatte ich meine Kurzweil! Ich sprang auf und legte meine Hand an den Griff meines Schwertes. "Caligo, ich denke wir haben jetzt was zu tun!", meinte ich, fixierte aber die Personen mit festem Blick. "Legt eure Waffen nieder oder sterbt!", brüllte uns auch schon eine junge Frau mit roten Haaren an. Sie trug eine Klamotte aus Leder und ihre Blicke ruhten auf uns. "Tut mir Leid, Euch enttäuschen zu müssen, junge Frau...Aber ich lege mein Schwert nur zu ungern aus der Hand, wenn ich es einmal gezogen habe!", rief ich zu ihr hinüber. Ich grinste leicht. Wurde auch Zeit, dass etwas Spannung aufkam. Mein Blut pulsierte und mein Herz machte Sprünge! Ich kam endlich dazu, zu zeigen was ich kann! Nun stellte sich auch Caligo neben mir auf. "Aye, Rotlöckchen. Wenn ihr zu nahe ran kommt, pieks ich euch.", sprach er und legte seinen Bogen an. "Na, das wird denen jetzt aber Angst gemacht haben...!", raunte ich leise zu Caligo und rollte mit den Augen. Dann wandte ich mich erneut an die Rothaarige. "Wie Ihr seht müsst ihr Euch etwas besseres ausdenken." Die Rothaarige lächelte nur kalt zu uns hoch. "Ihr paar Söldner und der Verrückte da habt keine Chance gegen uns." Das wollten wir doch erst einmal sehen! Gegen eine Frau würde doch jeder Anfänger ankommen...Selbst die Söldner dürften das schaffen! Naja, und das mit dem 'Verrückt' stimmte auch, aber der erste Eindruck täuschte, wie sich bald herausstellen sollte. "Ihr solltet uns nicht unterschätzen.", meinte ich leicht grinsend und zog nun mein Schwert aus der Scheide. "Aber wenn Ihr es nicht glauben wollt, kommt und spürt es am eigenen Leib!" Caligo sprang an der Kutscherin vorbei und auf eines der Zugpferde. Nicht schlecht, nicht schlecht...War echt Zirkusreif die Nummer, dachten die anderen wohl auch und ich und sah zu wie mein Freund einen Pfeil aus seiner Tasche zog und ihn einspannte. "Pieks, Pieks, Pieks!", rief er der Rothaarigen zu und schoss auf den Mann hinter ihr. In der Kehle getroffen sank er zu Boden. Ich musste zugeben, dass es ein ausgezeichneter Schuss war, aber die Banditen teilten diese Meinung nicht und so entbrannte der Kampf. Nun tat ich es Caligo gleich und sprang vom Wagen. Das Schwert fest in meiner Hand stürmte ich auf die Rothaarige zu. Normalerweise schlug ich Frauen ja nicht, aber hier blieb mir ja keine andere Wahl. Ich bekam nur flüchtig mit, dass die beiden anderen Söldner, die mit uns reisten, nun auch nicht mehr länger warteten und einige der Banditen herausforderten, da ich damit beschäftigt war der Rothaarigen ein paar Schläge zu verpassen. Nun war ich in meinem Element und schlug immer heftiger auf die Rotlocke ein. Sie wurde mit der Zeit immer langsamer und konnte kaum noch meine Schläge parieren. Schließlich traf ich sie hart an der Schulter und Blut rann über die Klinge meines Schwertes. Die junge Frau sank auf die Knie und hielt sich ihre Schulter. Ich grinste sicher und leckte den roten Lebenssaft von der Klinge...Ich wusste nicht wieso, aber bei Blut kam immer ein komisches Gefühl über mich. Der Geruch erregte mich! Der Kampf war für mich irgendwie viel zu schnell vorbei, da sich die Banditen frühzeitig aus dem Staub machten, hatten wohl Angst bekommen. Schade eigentlich, ich war grad so schön drin...Aber wie heißt es doch? 'Wenn´s am schönsten ist soll man aufhören'. Als auch der letzte Bandit aus der Sicht war, gratulierte uns der Händler zu unserem Sieg, die Situation änderte sich aber schnell als ein Söldner schließlich fragte:"Wo ist die Kleine hin?" Damit war die Händlerstochter gemeint! "Was, sie ist weg?" Ich sah den Söldner geschockt an und fluchte leise vor mich hin. Die Banditen hatten sie mit sich genommen, ganz sicher! Ich sah zu Caligo, dann zum Händler... Der Vater der Kleinen wandte sich verzweifelt an die Söldner, Caligo und mich. "Bitte, ich flehe euch an, rettet meine Tochter!" Dabei schaute er Hilfe suchend in unsere Gesichter. "Nichts da, guter Mann. Wo die herkamen werden noch mehr sein und wir zwei oder vier - wenn man den Jüngling und den Verrückten da zählen kann - werden nicht viel ausrichten können.", erwiderte einer der Söldner schließlich. "Ihr beiden müsst ja nicht mitmachen, aber ich bin mir sicher, dass Caligo und ich durchaus in der Lage sind.", warf ich fauchend-energisch ein und sah den Söldner an. "Machst du mit, Caligo?", fragte ich nun den Halbelf und sah ihn mit dem 'Mach-mit-ansonsten-bin-ich sauer-Blick' an. Dieser schulterte darauf seinen Bogen und schnaubte. "Aye, nichts geht über eine kleine Jagd um richtig wach zu werden, bevor man sein Tageswerk verrichtet." Dann grinste er die Söldner an und nickte dem nun etwas erleichterten Händler zu. "Habt Dank, junge Herren. Bitte, rettet meine Tochter." "Sie können sich ganz auf uns verlassen, mein Herr." Ich schob mein Schwert zurück in die Scheide und spürte einen Stich im Arm. Tatsächlich, dieses rothaarige Miststück hatte mich verletzt, wenn auch nur leicht... "Schande, verdammte!", fluchte ich leise, blickte dann aber zu Caligo. Wir sollten uns beeilen, wenn wir die Kleine lebend zurück holen wollten. "Lass uns gehen..." Caligo nickte kurz und senkte den Blick zu Boden. "Aye, der Verrückte hier is' vielleicht verrückt aber nich' blind. Kann die Spuren deutlich lesen. Auf geht's." Mit dem Blick starr auf den Boden gerichtet marschierte er schnurstracks in das Buschwerk, ich dicht hinter ihm. Es würde lustig werden! Kapitel 4.1 - Die Nacht, mein Freund ------------------------------------ Die Sonne war inzwischen schon einen weit Weg den Himmel entlang gewandert. Die Banditen waren zwar angeschlagen, doch kannten das Terrain weitaus besser als wir. So konnten wir nichts anderes tun als ihnen in schleppenden Schritten zu folgen, in der Hoffnung, dass die Spuren lesbar blieben. Azrael schnaufte von Zeit zu Zeit, verhielt sich aber ansonsten still. Schade eigentlich, an sich rede ich gerne mit Leuten. Was aber viel wichtiger war: Die Sonnenstrahlen wurden schwächer und der Mondaufgang rückte nahe. Ich fühlte mich mit jeder Minute besser und hatte inzwischen angefangen, leise zu summen. Als ich spürte, das Azrael stoppte und in seinem Beutel kramte, blieb ich stehen und drehte mich um. Der Krieger kramte einige Sachen heraus, die wie Binden aussahen. Wollte er etwa jetzt seinen Arm verbinden? "Großes Problem, Kleiner?" "Es geht... Nur eine Schnittwunde am Arm. Brennt aber wie Zunder!", erklärte er, während er die Binden um seinen Arm wickelte. "Aye, was machst du denn da, Gardistenanwärterchen?" Sofort nahm ich ihm die Binde aus der Hand. "Nich' über'n Kleidung wickeln!" Wie immer, wenn ich besonders aufgeregt oder durcheinander war, verfiel ich in meinen Dialekt. Die Menschensprache war eben nicht meine Muttersprache. Sorgsam riss ich einen Teil seiner Armbekleidung ab und schaute mir die Wunde an. "Muss sauber gemach' wer'n, d'mit kein Entzündun' dran komm'." "D-Das ist mir schon klar... aber womit? Ich hab nichts zum desinfizieren mit...", gab der Kleine stotternd von sich. Schnell wühlte ich in meinem Umhängebeutel herum. "Aye, Caligo rennt auch nicht mit einer Heilausrüstung durch die Gegend...", grinsend zog ich eine kleine, braune Flasche hervor, "... aber mit Zwergenschnaps!" "Nein, oder?" Oh, die großen Augen, die er machte, waren ja richtig süß! "Kein' Sorg', tut nich' lang' weh." Ich lächelte ihn aufmunternd an, entkorkte die Flasche und kippte den guten Zwergenschnaps über seine Wunde. Anschließend wickelte ich schnell die Binden drüber und machte sie fest, ohne darauf zu warten, dass der Schnaps abtropfte. Azrael schnitt eine Grimasse vor Schmerz und hielt sich den Arm. "Danke...", gab er zerknirscht von sich, bevor er sich abwandte. Ich runzelte meine Stirn besorgt. "So schlimm ist's doch nich', oder? Und so komm' garantiert kein' Entzündung dran!" Nachdem ich das gesagt hatte, blickte ich noch einmal in den Himmel. Bald würde die Sonne untergehen... mein Körper bebte fast in freudiger Erwartung. Als halber Dunkelelf war ich nur nachts in meinem Element. Besorgt sah ich noch einmal zu Azrael. Die leere Flasche verstaute ich wieder in meiner Tasche. Aber was tat der Kleine? Antwortete mir nicht, sondern stapfte weiter durch die hügelige Landschaft, die wir seit einigen Stunden durchwanderten. Überall standen vereinzelt Bäume und das kniehohe Gras forderte unser Vorankommen auch nicht. Schulternzuckend eilte ich ihm schließlich hinterher und heftete meine Augen wieder auf den Boden. War ja nicht mein Problem, wenn er keine praktische Medizin mochte. Stattdessen sollte ich lieber dafür sorgen, dass wir die Spur der Banditen nicht verloren. Die waren uns inzwischen weit voraus, nahm ich an - was ich Azrael verschwiegen hatte, waren die Abdrücke von Pferdehufen. Die Bande musste irgendwo ihre Reittiere versteckt gehabt haben. "Caligo, kommt es dir nicht auch verdammt komisch vor, dass wir die Banditen noch nicht eingeholt haben, obwohl sie schwer angeschlagen waren?" Natürlich, die goldene Regel: Wann immer du denkst, es geht nicht schlimmer... und so weiter. Ich schluckte und guckte den immer noch wütend aussehenden Krieger an. "Äh... die Pferde werden nicht angeschlagen sein, aye?" Geistig wappnete ich mich vor dem, was jetzt sicherlich kommen würde... "Die Pferde..." Ich konnte hören und spüren, wie der rapide saurer werdende Krieger scharf Luft einsog. "Warum hast du mir, verdammt nochmal, nicht früher davon erzählt?!" Oha, diesmal stampfte er sogar mit dem Fuß auf dem Boden auf! Verzweifelt versuchte ich, ihm mit Logik entgegenzukommen: "Würde nichts ändern, aye? Banditen mit Pferden immer schnell als Krieger zu Fuß. Außerdem egal, wenn sie Geiseln rauben und Pferde haben, dann haben sie auch'n Versteck, aye? Also müssen wir nur das Versteck finden. Und wenn tagsüber die Banditen rauben, dann schlafen sie nachts also ist es eh besser, später zu kommen... aye?" "Gut...Dann darf ich dich jetzt bitten mir den Weg zu weisen. Ich will noch heute das Versteck finden, klar?!" Oh je, seine Laune war genau so gut wie die Strahlen der Sonne für meine Augen! "Aye, aye. Ich lese schon die Spuren, oder? Schneller geht es nur bei Nacht... Sonnenlicht is' zu grell...", murmelte ich nun meinerseits und bückte mich etwas, um den Boden besser im Auge zu behalten. Leicht gebeugt fing ich fast automatisch an, durch das hohe Gras zu schleichen. Wenn mich mein Gedächtnis täuschte würden wir bald an ein Moor kommen... das Moor um genau zu sein. Glücklicherweise würde bald die Sonne untergehen, eine Stunde vielleicht noch... "Hauptsache ist, dass du sie liest!" Oh ihr habt gesprochen, schattenhafter! Na gut, nicht ganz sooo schattenhafter... Hin und wieder riskierte ich diskrete Blicke zu dem mir folgendem Kämpfer. Wütend war er auf alle Fälle. Na ja, konnte ich auch nichts mehr dran ändern. Nach einem weiterem Marsch in Stille kamen wir schließlich auf einem größerem Hügel an - vor uns das Dämonenmoor. Nebel lag über den schwarzen Tümpeln des Moores und vereinzelt hörte man Krähen rufen. Der Mond ging hinter uns auf und seine ersten silbrigen Strahlen fielen auf das Moor - und uns. Lächelnd sah ich der silbernen Scheibe entgegen. JETZT würde die Jagd endlich richtig beginnen können! "Okay, lass uns los...Wir haben nicht ewig Zeit!", meinte auch Azrael und stützte sich an meine Schulter. Ich sah dem Krieger ins Gesicht und grinste. Nicht mein freundliches, amüsiertes oder höhnisches Grinsen - nein, mein blutgieriges Grinsen. "Aye! Aber wir sollten vorsichtig jagen... Das einzige Moor in der Nähe von Gorith ist das Dämonenmoor." Was mich natürlich nicht im geringsten beeindruckte. Einige Leute nannten mich einen Dämon, warum sollte ich dann vor einem Dämonenmoor Angst haben? Noch dazu nachts? "Ich habe davon gehört...", sagte Azrael und blickte über das Moor mit einem kleinen Grinsen. Dann fing er auch schon an, nach vorne zu preschen und stoppte nur kurz, um mich hinter ihm herzuwinken. Wollte der jetzt etwa wieder in eisiger Stille durch die Wildnis laufen? Nein, nicht mit mir. Schnell holte ich zu ihm auf und fiel neben ihm auf sein Lauftempo ein. "Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, um zu erzählen woher du kommst, Kleiner, aye." "Ich komme aus dem Süden...Aus Rasim um genau zu sein." Ich pfiff. Keine schlechte Stadt um aufzuwachsen. Vor allem nicht bei der Kriegsakademie da unten! "Nicht schlecht, daher deine Vorliebe fürs Stochern mit dem langen Messer, hm?" Ich achtete etwas genauer auf meine Schritte, da wir nun das eigentliche Moor betraten. Zwischen den unzähligen Tümpeln zeigte sich ein schmaler Weg und es waren noch einige Spuren in den weichen Grund getreten. "Ja, ich war auf der Akademie, falls du darauf hinaus wolltest." Der Kerl grinste! "War ganz witzig da..." Ich schnaubte. "Ja, kann ich mir vorstellen... Wahrscheinlich lauter Regeln, die man befolgen musste, huh? Und langes Training mit wenigen Pausen... nah!" Ich hüpfte ein wenig und streckte meine Arme etwas. "Akademien sind kein Ort für mich." "Regeln sind dazu da, um gebrochen zu werden.. Zumindest manchmal." Na also, dachte ich während der Kleine lachte, es gibt noch Hoffnung für ihn! "Naja, was das Training angeht, so hast du recht. Dafür bin ich nun so weit um eine Lehre als Gardist anzufangen." Oh im Namen der unheiligen Götter - davon musste man ihn doch abbringen! "Ob das so gut ist, Kleiner... Gardist-Sein bringt nichts außer einem Haufen Probleme." "So, was denn für welche?", fragend sah der Krieger mich über seine Schulter hinweg an. "Ich wüsste nicht, was daran ein Problem sein sollte Gardist zu werden..." "Die Tatsache zum Beispiel, dass du ständig für dumme, dicke Adlige durch die Gegend läufst, teilweise ohne das zu wollen." Natürlich gab es viel, viel wichtigere Gründe. Aber ich glaube für eine Lor-Predigt war der Kleine nicht gut gestimmt. "Zum Beispiel nur. Außerdem ist Gardist-Sein todlangweilig. Man sollte reisen, die Welt sehen etc. Mach was aus deinem Potential." "Die Welt kann ich auch sehen, wenn ich als Gardist unterwegs bin..." War der Kleine ehrlich so naiv? Gardisten blieben meist nur in einer Stadt! "Warum willst du mich davon abbringen?", fragte er plötzlich scharf. "Willst du unbedingt, dass ich bei dir bleibe?" Grinste er? Er grinste...! Und ehrlich, was sollte ich sagen? ,Nicht direkt Kleiner, ich mag dich halt nur, weil du mich beeindruckt hast und weil ich ein absolut gläubiger Lor-Anhänger bin ist es für mich natürlich eine Straftat, jemandem wie dich auf den Weg eines gesetzesgläubigen Gardisten zu schicken'? Das würde nicht gut ablaufen. Hm... ich würde einfach das Lor-Stückchen auslassen müssen... Ich wandte meinen Blick wieder zu ihm. "Nicht unbedingt, Kleiner, aber dich den Gardisten überlassen kann ich doch auch nicht. Gesetzesgläubig wie sie sind." "Du vergisst, dass ich kein Dieb bin und ich die Gesetze nicht breche.", erwiderte er, die Arme verschränkend. "Es war schon immer mein Traum Gardist zu werden und ich lasse mich von nichts davon abhalten..." Ich stöhnte leise und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. "Lor steh mir bei...", murmelte ich leise und schüttelte dann meinen Kopf. Sanft tätschelte ich ihm dann seinen gesunden Arm. "Keine Sorge, alles wird gut werden, aye." "Ähm, bei mir ist alles in Ordnung...Aber ich weiß ja nicht, wie das bei dir ist." Ich schüttelte nur den Kopf. "Es geht um dich, Kleiner... Gardist-Sein!" Ich seufzte abermals tief und inbrünstig. Jeder Schatten des dunklen Herrn stehe mir bei! Da ich leider so damit beschäftigt war, Azrael bemitleidend anzuschauen und im Stillen mehrere Gebete zu Lor zu schicken, bemerkte ich nicht, wie mein Fuß in ein Morastloch sank - bis ich einen weiteren Schritt tun wollte und festsaß. Verzweifelt versuchte ich, aus dem dummen Morastloch heraus zu kommen. Ich, Caligo der Verrückte, von einem LOCH aufgehalten! Ja gab es das denn! "Hey Kleiner du könntest auch mal - Kleiner?!" Ich sah mich um. Azrael war weitergelaufen! "Verflucht noch mal! Im Namen Lors - BLEIB STEHEN! HEY, KLEINER!", schrie ich dem Krieger aufgebracht hinterher. "Kannst du nicht aufpassen wo du hinläufst?", rief der Brummige mir zu, während er zurück kam. "Ich PASSE auf, aye! Das Loch ist nicht rechtzeitig ausgewichen!" Um meinem Satz etwas Nachdruck zu verleihen ruckte ich noch etwas mit meinem Fuß - und sank noch ein paar Daumenbreiten tiefer in den Boden. "Löcher haben keine Beine..." Sein Blick bei diesem Satz sagte alles. "Warte, ich hol dich da raus..." Er packte mich am Arm und zog - kräftig! Sehr kräftig sogar. Mit einem kaum merklichem -Plamtsch- rutschte ich aus dem Sumpfloch und raste plötzlich mit erstaunlicher Geschwindigkeit auf Azrael zu. "Dumme Sache!", konnte ich noch kurz in meiner Muttersprache, dunkelelfisch, brüllen, bevor ich Azrael umschmiss und auf ihm auf dem Boden landete. Oh... Die Resultate waren den Sturz fast wert. Der Kleine wurde wunderbar rot und schluckte - ich konnte seinen Halsmuskeln bei der Bewegung zuschauen. Grinsend presste ich meine beiden Hände neben seinem Kopf auf die Moorerde und machte keine sonstigen Anstalten, aufzustehen. "Du hast... hübsche Augen, ...Azrael..." "Ähm...Was?!" Ich lächelte ihn an und senkte meinen Kopf etwas. "Sehr... hübsche... blaue... Augen. Wie... Saphire." Langsam atmete ich knapp über seinem Gesicht aus. Innerlich führte ich ein Streitgespräch darüber, was ich hier eigentlich tat. Dass ich etwas mit anderen Leuten flirtete, war mir bewusst und klar. Warum auch nicht? Aber das hier... Hm... aber der kleine hatte wirklich hübsche Augen... Er lächelte nur matt..."D-Danke..." Oh, war er nicht süß? So wie er da unter mir lag, leicht zitternd und mir verdattert in die Augen schauend... hm... Ich senkte meinen Mund noch weiter hinab, bis ich seinen praktisch berührte. Ein Küsschen wäre jetzt genau das richtige - Bevor wir die Banditen zu Ende jagen würden. Die Banditen. Waren wahrscheinlich hier in der Nähe. Konnten uns angreifen. Und was tat ich? Spielte Verführung mit einem Gardistenanwärter! Rasant schnellte ich nach oben und stand auf. Der Kleine erhob sich ebenfalls, und starrte auf seinen nun schmutzigen Umhang. "Keine Sorge, Kleiner. Den kriegen wir wieder sauber. Sobald wir etwas mehr Zeit haben, könnten wir ja gemeinsam baden gehen, aye?" Ohne im Zeit für eine Antwort zu lassen rauschte ich an ihm vorbei, nicht auf meine eigene schmutzige Kleidung achtend. Der Kleine folgte mir mit einigem Abstand... etwas, dass ich fast Schade fand. Hatte ich ihn am Ende verängstigt? Na, hoffentlich nicht zuuu sehr. Obwohl - das war es! Sobald die kleine Händlerstochter befreit war, würde ich IHN entführen und vor einem grausigem Dasein als Gardist bewahren, genau! Gut gelaunt stapfte ich weiter den Moorpfad entlang, leise ein Lor-Gebet summend. Und so stapften wir also fröhlich weiter durch den Sumpf beziehungsweise das Moor. Ich leise vor mich hinsummend und der Kleine schon nervös, wenn ich ihn mal ansah. Fast schlimmer als die stoische Ruhe vorher. Warum musste immer ich mit so etwas geschlagen werden? War ich denn kein braver Dieb? Nachdenklich schlug ich, wie der sumpfige Pfad, auf dem wir liefen, eine Kurve ein, umrundete die halbverdorrten Bäume, die hier standen wie sie überall im Moor standen - und blieb erstarrt stehen. "Warum bleibst du nun schon wieder stehen?" Das Gefauchte des auf mich prallenden Azraels hinderte mich nicht nur daran, in aller Ruhe meine Hände mit magischer Energie zu laden, nein, sie machten auch die große, schwarze Katze mit den glühenden roten Augen vor uns auf uns aufmerksam. "Blutpanther!", zischte ich dem Kleinen hinter mir zu. "Ein was?" Und anstatt, dass er das einzigst sinnvolle beim Anblick einer geheiligten Bestie des Blutgottes machte - nämlich sie schnell betäuben und noch schneller sehr weit weg laufen - stellte er sich direkt neben mich und starrte das Kätzchen an! Mein Mund hing sicherlich offen in der Gegend herum beim Anblick von so viel Dummheit - und der Panther schnüffelte leise in der Nachtluft, seine blutroten, glühenden Augen auf uns gerichtet. "Klasse, und jetzt?", flüsterte der Kleine während er zum Panther deutete, "Das Vieh wird uns sicher nicht freiwillig vorbei lassen." ,Das Vieh' fauchte uns bedrohlich an. "Egal was, nicht töten, verstanden Kleiner?" Vorsicht presste ich meinen Zeige- und Mittelfinger der linken Hand zusammen und führte die Hand in einer langsamen Geste an meine Brust, die anderen Finger abstehend. Der Kleine bewies Intelligenz und nickte mir zu. Ich versuchte mich zu konzentrieren, um einen Schlafzauber aussprechen zu können... doch meine Konzentration war wieder weg, als der Panther Azrael mit seinen Augen fixierte und einige Schritte auf ihn zu machte. Blutpanther waren keine einfachen Tiere, sie waren schlau, intelligent und vor allem blutrünstig. Und dieser hier schnurrte leise, während er sich Azrael näherte - etwas, dass ich ganz und gar nicht kapierte. "Caligo, wie sollen wir an ihm vorbei kommen, wenn wir ihn nicht töten?" Gute Frage. Mein Gehirn versuchte mir wohl die Nachricht: ,Du Halb-Elf, du zaubern, Panther schlafen, ihr laufen' zu bringen, aber irgendwie hörte ich gar nicht zu. Stattdessen baute ich mich vor Azrael auf und funkelte die Katze an. "Finger weg, meiner!" "Hör auf, das Tier auf den Arm zu nehmen und überleg dir lieber was gescheites!" Wie bitte? Auf den Arm nehmen? Ich drehte mich zu Azrael herum. "Du wirst nicht als Mitternachtsimbiss für einen Blutpanther enden!" Dann wandte ich mich wieder dem Panther zu, der inzwischen vor uns auf dem Weg saß und uns fast... amüsiert zu schaute. "Mein Kleiner, verstanden? Und kein Kauknochen!" "Das hatte ich auch nicht vor. Aber ich gehöre trotzdem nicht dir, Caligo!", warf der Kleine schon wieder von hinten ein. Grr. Eines Tages würde ich ihm von meinem Heimatland erzählen, wo... Nah, jetzt war keine Zeit für so was. "Guck nicht so blöd, du Mistvieh!", hörte ich dann plötzlich den Kleinen neben mir murmeln, während er die Hände in die Hüften stemmte. Mistvieh? MISTVIEH?! Das war ein heiliges - na gut, eigentlich unheiliges - Tier! Das nannte man nicht Mistvieh! Der Panther schien sich dieser Tatsache ebenfalls bewusst zu sein und fauchte Azrael bedrohlich, wenn nicht sogar beleidigt, an. "Azrael!", zischte ich, "das ist ein heiliges Tier!" "Ach, das ist mir neu!", kam auch direkt die Antwort des Kleinen, der darauf aus war, den Panther in einen Starr-Wettbewerb zu verwickeln. "Du kennst vielleicht den Gott nicht, der diese Tierart als seine ausgewählt hat, aber glaub mir, du willst ihn NICHT verärgern!" Mit diesen Worten bewegte ich mich etwas auf den leise grollenden Panther zu und kniete mich nieder. "Caligo, du erwartest jetzt aber nicht auch von mir, dass ich mich in den Dreck werf, oder?" Ich knurrte etwas. "Ruhe, Kleiner." Dann wechselte ich sofort auf dunkelelfisch. "Verzeih die Störung deiner Jagd, Blutpanther." Das Tier hob seinen Kopf und sah mir in die Augen, als es die Sprache erkannte. Sehr schön. Solange der Kleine keine Dummheiten machen würde, würde ja doch noch alles gut ausgehen. Der Panther setzte sich und schaute mich an. "Mein Begleiter und ich müssen hier durch. Wir jagen." Das Tier fauchte, wahrscheinlich weil es dachte, wir würden sein Jagdgebiet besetzen. "Menschen, wir jagen Menschen. Sie haben etwas gestohlen." Das schien ihn wieder zu beruhigen. Eine Zeit lang starrte er mich an, dann nickte der Panther mit seinem Kopf. Wieder auf Menschensprache wechselnd nickte ich dankend. "Vielen Dank." Dann erhob ich mich und drehte mich zu Azrael um. "Los, komm Kleiner." "Wow, nicht schlecht!", nickte der Krieger mir anerkennend zu. Ich grinste nur leicht und zog ihn mit mir mit den sumpfigen Pfad entlang, weg von dem uns hinterher schauenden Panther. Erst nachdem wir an ein paar weiteren faulenden Bäumen und Büschen vorbei waren, atmete ich aus und ließ ihn los. "Glück gehabt. Er war schon beleidigt, dass du ihn Mistvieh genannt hast." "Ich mag große Katzen nicht...", meinte er trocken zu ihm und verschränkte seine Arme wieder vor der Brust. "Wie lange müssen wir noch hier durch?" "Egal ob du Katzen magst oder nicht, Blutpanther regt man nicht auf...", grummelte ich vor mich hin, bevor ich mich einmal umsah. "Keine Ahnung. Aber wir könnten jeden Augenblick beim Versteck der Bande ankommen, wenn es hier im Moor versteckt liegt." Wie um meine Worte zu bestätigen, liefen wir in die nächste Kurve des Sumpffades und konnten vor uns eine weniger sumpfigere, offene Fläche Land sehen - mit einem dahinter aufragendem Steinturm, wie es für mich aussah. "Was hab ich gesagt?" "Hm, aber wer sagt, dass es auch wirklich das Versteck ist?" Gute Frage, da musste ich dem Kleinen recht geben. Ich zuckte mit den Schultern und ging etwas näher an den Turm heran. Leichte Nebelschwaden lagen in der Luft und durch das silberne, vom Nebel gebrochene Mondlicht hindurch konnte ich einen gelblichen Schimmer erkennen. "Auf alle Fälle ist da drüben ein Feuer." "Dann sollten wir herausfinden wer da zündelt. Was meinst du?" Ich nickte dem Kleinen zu und ging in eine gebückte Haltung. "Wir sollten uns ranschleichen... nur um vorsichtig zu sein. Nah genug um nachzuschauen, wer da ist." "Alles klar!", tönte es hinter mir und vorsichtig schlichen wir beide los. Azrael blieb hinter mir und bald hatten wir eine weitaus bessere Sicht auf die Feuerstelle. Ein einzelner Mann saß vor dem kleinen Lagerfeuer und starrte missmutig in die Nacht hinaus. Von seiner Kleidung her sah es aus, wie ein Mitglied der Räuberbande. "Sieht aus wie einer von ihnen," murmelte ich leise zu dem kleinen hinter mir und kniete mich noch tiefer auf den halb-feuchten Boden. "Hält wohl Wache." Ja, und dank dieser wunderbaren, freien Fläche gab es nicht ein einziges richtiges Versteck. Dumme Sache! "Ja, aber wie sollen wir unbemerkt an ihn herankommen? Ein direkter Angriff würde fatal enden..." "Darüber denke ich auch grad nach, Kleiner..." Und wie. Ranschleichen? Nah, ich könnte das schaffen - es war nacht und wir hatten Nebel - aber der Kleine konnte garantiert nicht gut genug schleichen dafür. Büsche und Bäume zum Verstecken gab es auch nicht... höchstens den Nebel... Der Nebel! Ein breites Grinsen stahl sich über mein Gesicht... "Du hast eine Idee?" Der Kleine sah mich an. "Kann man so sagen..." In Oooordnuung... Also - Zauber, Illusion. Nebel. Genau. Stark genug für zwei Person, beweglich. "Es könnte etwas... trickreich werden, und du wirst auf alle Fälle ruhig sein müssen, aye?" Es würde nicht trickreich werden, es würde mir verdammte Kopfschmerzen verpassen... na ja, wir hatten dem Händler ja gesagt, dass wir die Kleine zurück bringen. "Und vor allem wirst du nahe bei mir bleiben müssen." "Okay, wenn es sein muss...Aber wehe du ziehst wieder so was wie im Moor ab! Ansonsten werde ich ungehalten. Verstanden?!" Ich nickte dem Kleinen nur abwesend zu und richtete mich vorsichtig auf. Wir waren noch nicht sehr nahe an dem Turm dran - aber schon nah genug, dass die Wache uns sehen könnte, wenn sie genau hinschaute. "Stell dich neben mich!", kommandierte ich den Kleinen und begann, mit meinen Fingern Runen in die Luft zu zeichnen. Der Kleine tat wie ihm geheißen. ,Nette Tempelwache für Lor', schoss es mir kurz durch den Kopf und ich musste grinsen. Dann konzentrierte ich mich vollends auf meinen Zauber. Meine Finger zogen Kreise in die Luft und schienen dabei den Nebel um uns herum aufzunehmen und zu verdichten. Ich wickelte die dicken Nebelschwaden um mich und Azrael und summte dazu leise: "Oh Herr, beim silbernen Mondenschein, Lass dies nur ein feuchter Lufthauch sein!" Zufrieden sah ich zu, wie der Nebel sich endgültig verdickte und dann für uns durchsichtig wurde. Azrael und ich saßen jetzt fest und sicher in einer Nebelillusion. Ich sog scharf Luft ein und sah Azrael an. "Der Zauber hält kaum Geräusche ab. Und er is' verdamm' schwer aufrech' zu hal'n. Also los jetzt!" Langsam bewegte ich mich vorwärts, meine Hände immer noch in ihrer letzten Zauberposition verharrt. An beiden glühten noch zwei kleine Runen, und sobald ich sie ändern würde, wäre der Zauber verflogen. Dazu kam es fast, als ich plötzlich spürte, wie etwas - oder besser, jemand - meinen Hintern streifte. Der Kleine packte mir an den Arsch! Na gut, es war nur ganz kurz aber - Hey, es war was! Ungewollt musste ich grinsen und fing an, beim Anschleichen an den Wachposten meinen Hintern ein wenig schwingen zu lassen. Als wir auf ungefähr 30 Schritte an den Wachposten heran waren, bedeutete ich Azrael, langsamer zu werden und drosselte selbst mein Tempo. Sehr vorsichtig bewegten wir uns dann bis hin zum Feuer. Der Bandit schaute zwar hinaus in die Nacht, aber mein Zauber schien zu halten und wir waren nur ein weiterer Teil des Nebels für ihn. Jetzt hatte ich ein Problem. Gute 10 Schritte hinter dem Wachposten war der Eingang zum Turm. Wenn wir ihn jetzt angriffen und uns erkenntlich zeigten, würde er um Hilfe rufen. Nicht gut. Aber um einen anderen Zauber zu sprechen, musste ich diesen hier beenden. Ich sah Azrael fragend an und bewegte meinen Mund um ihm ,Zaubern ja oder nein?' zu signalisieren. Der Kleine nickte nur abwesend. Nanu? Hatte er etwas gegen Magie? Na, hoffentlich nicht... Achselzuckend atmete ich tief ein, bewegte meine Hände und ließ den Zauber fallen. Die Wache glotzte uns doof an, als wir so einfach vor ihr auftauchten, war aber zu erstaunt um sonst irgendwas zu tun. In so einem Falle wirkte ein Zauber immer noch am besten. Es wäre zwar riskant, falls der Kleine ihn richtig einordnen konnte - aber egal. Ich würde ihn eh nicht mehr nach Gorith laufen lassen, beschloss ich für mich. Schnell formte ich mit meiner Hand einen Hohlraum und tat dann so, als würde ich etwas mit der Hand nach der Wache schmeißen. "Schlafe im Schatten des dunklen Gottes!", fauchte ich dann hinterher und sah zufrieden zu, wie die Wache ihre Augen schloss und mit einem ,Plumps' vornüber fiel. "Und was sollen wir jetzt mit ihm machen?" Ich guckte Azrael mit einem ,Na was wohl' Ausdruck an. "Wir suchen etwas, womit wir ihn zusammen binden können und hoffen, dass die restlichen Banditen da drinnen nichts davon mitkriegen." "Und was schwebt dir bitte vor?" Ich zuckte mit den Schultern. Ich war sehr müde geworden... Die Zauber hatten mich ausgelaugt. "Zur Not zerreiß seine Lederrüstung oder zerschneid sie mit deinem übergroßen Zahnstocher..." ich ließ mich neben das Feuer fallen. "Und dann Hände und Füße hinter'm Rücken zusammenbinden." In aller Ruhe holte ich ein Stück Käse aus meinem Beutel. Ich musste was essen, und zwar JETZT! Gemütlich sah ich zu, wie der Kleine die Lederrüstung des Banditen in kleine Streifen schnitt und ihn nett zusammen schnürte. "Können wir bitte weiter, oder brauchst du noch Zeit?" Ich grinste ihn als Antwort nur an und schob das letzte bisschen Käse in meinen Mund. Vor uns lag ein von einigen Banditen bewohnter Turm. Und er verhielt sich, als würden wir seiner Schwester ein neues Kleid kaufen gehen. Das gefiel mir. "Wir können weiter... reinschleichen oder reinstürmen?" Während ich aufstand, nah ich meinen Bogen von meiner Schulter und hielt ihn fest. "Stürmen ist mir noch zu riskant...Vielleicht sollten wir erst mal sehen, mit wie vielen wir es zu tun haben." Der Kleine steckte sein Schwert wieder ein und blickte zu mir. "Wir können auch gerne stürmen, wenn du das willst, aber ich hänge doch sehr an meinem Leben!" Ich grinste. "Is' nich' so, als wenn ich gern' sterben würde, Kleiner. Zumindes' nich' so." Ich stand auf und streckte mich. Ich war noch immer etwas müde, aber für ein paar Banditen würde es reichen müssen. "Also, wir gucken mal vorsichtig an der Türe, aye?" Ohne auf Antwort zu warten schlich ich schon in gebückter Haltung nach vorne, meinen Umhang fest um mich gezogen. Vorsichtig, sehr vorsichtig, schlich ich mich bis zu dem Torbogen, der den Eingang zum Turm markierte. Das Ding war recht hoch und musste wohl mindestens drei Etagen haben. So leise wie möglich presste ich mich an die Steinmauer und blickte in den Innenraum. Vier Banditen saßen in einem Kreis und schienen Karten zu spielen. Überall im Raum standen Kisten, wahrscheinlich mit Beutegut. Oh ja, Beute andrer Leute klauen machte immer Spaß. Ich drehte mich zu Azrael um und hielt vier Finger hoch, während ich in dem Turm deutete. Der Kleine grinste und deutete mit seinen Lippen ,Schleichen oder stürmen?' an. Ich zog einen Pfeil und spannte meinen Bogen. ,Überraschungsangriff', deutete ich zurück und stellte mich vorsichtig so hin, dass ich einen der Banditen von hinten erledigen konnte, ohne Azrael einen Reinlauf-Weg zu versperren. Klar, was ich tat war nach den meisten Kriegerkodexen ehrlos und hinterhältig... hey, halber Dunkelelf hier! Azrael schüttelte nur seinen Kopf und zog sein Schwert. Ich fixierte einen der Söldner am Hinterkopf und schoss. Mein schwarzgefiederter Pfeil schoss durch die Luft und hinterließ eine hübsche Trophäe - wenn man Bandit mit Pfeil im Kopf als hübsch bezeichnen konnte. Die drei anderen sprangen verdutzt auf und blickten sich um. So schnell wie möglich zog ich einen neuen Pfeil und legte ihn an. Während Azrael einen der Banditen mit seinem Schwert zu Mürbeteig verarbeitete, ließ ich meinen zweiten Pfeil auf einend er Banditen sausen, erwischte ihn aber nur am Arm. Leider sahen die beiden nicht von Azrael behakten Banditen mich nun - und bewiesen Intelligenz, indem sie beide auf mich zu liefen. Dumme Sache. Ich hatte keine Zeit mehr, um noch einen Pfeil zu schießen und schwang meinen Bogen über meine Schulter, um anschließend meine Basiliskenzunge zu zücken. Offener Nahkampf war so überhaupt nicht meine Stärke. Eher der hinterhältige aus dem Schatten heraus Kampf. Bandit Eins holte mit seinem Schwert aus und wollte einen wuchtigen Treffer landen, dem ich glücklicherweise auswich. Bandit Zwei hatte schon mehr Glück und erwischt mich am Arm. Fluchend wich ich wieder Eins aus, während ich am Rande mitbekam, wie Azrael seinen Banditen tötete und in meine Richtung lief. Schnell wich ich wieder Zwei aus und rammte gleichzeitig Eins meinen Dolch in die Bauchgegend. Dabei quetschte ich mich an ihm und Zwei vorbei und lief auf Azrael zu. Leute wie ich gehörten in die zweite Reihe. "Lass mich raten, du brauchst meine Hilfe?", rief der Krieger mir auch schon entgegen. Ich rannte fast an ihm vorbei und wirbelte herum, gerade während er Nummer Zwei sein Knie in den Magen rammte und seine Schwertschneide an die Kehle des Banditen presste. "Oh, verzeih!" DAS war mein Kleiner! Rasch preschte ich wieder nach vorne und schnitt über Azraels Schwertschneide entlang dem Banditen die Kehle auf. Der Kerl gab ein gurgelndes Geräusch von sich und Blut spritzte an mir vorbei. Nummer Eins schrie vor Wut - und traf meine rechte Seite mit voller Wucht. Während Schmerzen mich durchzuckten bekam ich noch vage mit, dass ich wohl laut schrie. "Caligo!", erreichte ein dumpfer Ruf mein Gehör. Ich versuchte mich zu konzentrieren und schritt leicht schwankend hinter Azrael. Dieser griff den Banditen nun wie in einer blinden Wut an und ließ einen Schlag auf den nächsten folgen, doch irgendwie konnte er nicht die Oberhand gewinnen... Die Zähne zusammen beißend und den Schmerz in meiner Seite ignorierend, begann ich eine magische Formel aufzusagen... Mittendrin wechselte ich von Menschensprache zu Dunkelelfisch und begann, Runen in die Luft zu zeichnen. Dann, in der Hoffnung Azrael nicht oder nur wenig zu treffen, warf ich einen heftigen Ball aus Feuer auf den Bandit. Plötzlich erfüllten schmerzerrissene Schreie die Nacht und die Haare des Banditen gingen in Flammen auf... "Es wäre besser, wenn du dich nicht überanstrengst...Mit deiner Verletzung.", rief Azrael mir zu, während er dem Banditen das Schwert zwischen die Rippen rammte. "Zu spät, aye...", keuchte ich und stolperte in Azraels Richtung, nur, um ihm um den Hals zu fallen. Keuchend hielt ich mich an ihm fest. Meine Seite brannte und jetzt hatte ich Kopfschmerzen vom Zaubern. Dumpf nahm ich war, wie der Kleine etwas vor sich hin grummelte... "...alleine klar gekommen...", dann wurde ich vorsichtig hochgehoben und in den Turm getragen. Kurze Zeit später legte Azrael mich wieder ab; Auf einen Haufen verstreutes Stroh an einer Seite des Turms. Ich konnte die Wendeltreppe in den zweiten Stock in der Mitte des Raumes sehen, aber Konzentration war einfach nicht mehr möglich... "...Schmerzzzzz..." Kaum hatte ich das Wort von mir gegeben, sog ich auch schon scharf Luft ein, als Azrael mein Hemd nach oben schob. "... nicht gut aus..." Natürlich sah das nicht gut aus! Man hatte mich mit einem Brot verwechselt und gedacht, man könnte sich eine Scheibe abschneiden! Mein innerer Monolog wurde unterbrochen, als ich mitbekam, wie Azrael sich von mir entfernte. Was hatte der Kleine vor? Nach einer schieren Unendlichkeit, wie es mir vorkam, spürte ich, wie Azrael wieder zurück kam. Ich hatte meine Augen geschlossen und biss mir auf meine Lippen in einem verzweifelten Versuch, den Schmerz zu ignorieren. Blinzelt schaute ich auf, als mein Gefährte mir verschiedene Fläschchen mit Flüssigkeiten zeigte. "... helfen könnte?" Ich runzelte meine Stirn und schaute mir nacheinander die Fläschchen an... "Großes Grüne... trinken. Dunkelblau. Auf Wunde... Orange... trinken." Zugegeben, ich hatte keine Ahnung ob das wirklich die Tränke waren, für die ich sie hielt aber solange die Banditen keinen Giftmischer oder hochrangigen Zauberer ausgeraubt hatten - was ich für SEHR unwahrscheinlich hielt - dürfte da nichts gefährliches dabei sein. Ruhig ließ ich Azrael mich verarzten und sah zu, wie er meine Wunden säuberte und dann in Bandagen wickelte. "Mund auf!", meinte er dann schließlich und hielt die grüne Flasche hoch. Gehorsam öffnete ich meinen Mund und schluckte alles, sowie den orangefarbenen Trank hinterher. Fast augenblicklich spürte ich, wie eine wohlige Wärme in mir aufstieg und die Schmerzen abebbten. Es gab doch nichts besseres gegen Schmerzen als einen guten Heiltrank und etwas modifiziertes Morphium hinterher. "Sei demnächst vorsichtiger!", murmelte Azrael schließlich mit verschränkten Armen. "Sonst hat es sich bald ausgelebt..." "Nah, noch nich' Kleiner. Gutes Blut in meinen Adern." Jaha. Dunkelelf, Mensch und Werwolf. Was für ne Ahnenreihe! Leider regten Menschen sich nur immer so auf wenn ich das erwähnte. Dumme Sache. Ich mochte den Kleinen. "Was meinst du mit 'Gutes Blut'?" Ah, verdammt. Morphium war doch nicht gut, nein. Schlechte Drogen, böööse. Wo ich so drüber nachdachte - ich war auch böse. Irgendwie. Ja doch. Schon. Dummes Morphium. "Drei Blutarten, aye? Verschiedene Vorfahren... gute Mischung." "Achso...Dann kannst du ja von Glück reden." Warum nur beschlich mich das komische Gefühl, dass dieser unscheinbare kleine Krieger meine jetzige Situation ausnutzte...? ... "Was für Vorfahren?" Oh, ich bin stolz auf dich, Kleiner! Aber nicht dumm. Lediglich... auf Droge. Blinzelnd sah ich ihn an. "Sin' etwas seltener, aye? Nich' normal für aufrichtige Menschlein wie dich hier im Süden. Ich komm aus dem Norden, aye. Weeeiit aus dem Norden." "Nicht normal...? Genauer geht´s nicht zufällig?" Mal sehen... Kleinem erzählen und Risiko eingehen oder Kleinem nicht erzählen und ruhig bleiben...? Hm. Er hatte nicht gewusst, was ein Blutpanther war also war die Chance, dass er wusste, wasDunkelelfen sind... nah, sooo hinterwäldlerisch konnte er gar nicht sein. Aber schlimm kam er mir auch nicht vor - also gut, Risiko war's. "Wie viel weiß der Kleine vom Norden, aye? Vom Land, wo keine Sonne scheint?" "Nicht viel...Ich habe nur weniges gehört.. Ich würde aber gerne mehr erfahren." Hm... "'S Liegt ganz weit im Norden, noch hinter dem Zackengebirge. Du weißt, die große Gebirgskette? Gibt kaum Sonnenlicht da... 'S is' meine Heimat. Wohnen nicht viele Menschen da, gibt ne Menge Mischlinge..." Ich leckte meine Lippen und blickte an die Decke über mir. Hoffentlich hörte uns keiner - oder waren alle Banditen schon tot? Egal... "Leben geht da andersrum, Kleiner... Tags schläft man, nachts lebt man. Aye? Deswegen mag Caligo kein Sonnenlicht..." "Das hättest du mir auch gleich sagen können." Wie? Nee, Kleiner, hätt' ich nicht. Und im Moment war ich auch heilfroh, dass Azrael wirklich keine Ahnung vom dunklen Land zu haben schien. "Kannst du wieder aufstehen?" "Ich versuchs." Vorsichtig rappelte ich mich auf und lehnte mich an die Wand. Bewegen tat weh, was kein Wunder war, da ich eine ziemlich feie Wunde am Bauch und einen angeschlagenen Arm hatte. "Tut n bisschen weh, sonst nix." Nur kämpfen würde ich jetzt nicht mehr können. Außer aber richtig fies. Ich grinste dunkel. Zeit den Dunkelelfen in mir richtig raus zu lassen. "Ich will mal hoffen, dass du laufen kannst. Tragen will ich dich nämlich nicht die ganze Zeit...", grinste Azrael und stand ebenfalls auf. "Ach ja, noch was! Die Kämpfe überlässt du mir...Ich will nicht, dass sich der Zustand deiner Wunde verschlimmert." Auf seinen ernsten Blick hin rollte ich nur mit den Augen. "Keine Sorge, Kleiner. Die werden jetz' nich' mal mehr sehen, was sie tötet." "Ich mache mir aber Sorgen...", grummelte der Krieger und setzte vorsichtig den ersten Fuß auf die Treppe. "Kleiner? Einen Rat: Wenn man mit einem Dieb unterwegs ist und versucht, zu schleichen, sollte man den Dieb vorlassen, aye?" Ohne eine Antwort abzuwarten quetschte ich mich an ihm vorbei, vorsichtig, damit die Wunde nicht eingequetscht wurde, und ging so leise wie möglich die Stufen zur nächsten Etage hoch. "Wer hat gesagt, dass ich schleichen will?", zischte es auch schon hinter mir. "Du willst das vielleicht nicht, Kleiner, aber meine Wunde wird's dir danken!" Vorsichtig kroch ich dann die letzten Stufen hoch und spähte in den recht dunklen Raum. Ich hörte... nichts. "Hier wird niemand sein, sonst wären die schon längst bei uns aufgetaucht, als wir unten geredet haben. Da wirst du mir doch wohl zustimmen, oder?" Leicht hilflos blinzelte ich ihn an. Was erwartete er von mir? Ich hatte noch Morphium im Blut. Und so viel Werwolf, dass sich das einfach abtat, war ich auch nicht. "Also, weiter geht´s!" Ja, genau Kleiner. Seufzend schlich ich die Wendeltreppe weiter nach oben, diesmal noch vorsichtiger. Am Ende der Treppe fiel ein schwacher Lichtschein auf die Stufen und ich konnte dumpf Stimmen hören. Auf Azraels ermahnenden Blick hin - ,Wehe du kämpfst!' - deutete ich ihm an, vor zu gehen. Er war sowieso der Kämpfer. Nickend ging Azrael voraus und öffnete die Holztür, die am Ende der Treppe leicht offen stand. "Guten Abend die Herren!" Über den guten Auftritt des Kleinen grinsend trat ich hinter ihm in den Raum, meine Augen sofort auf die Banditen fixierend. Hinter ihnen lagen die Händlerstochter und - Eine Elfe?! - gefesselt auf dem Boden. Was mich jedoch viel mehr schockte, war der schwarzhaarige Banditenanführer, der mich verwirrt musterte. "Caligo?!" Kapitel 4.2: In der Nacht ------------------------- Die Sonne wanderte langsam aber sicher über den Himmel und würde sicherlich bald untergehen...Und noch immer keine Spur von den Banditen. Sie kannten sich wohl sehr gut aus, in diesem Gebiet. Caligo und mir blieb nichts anderes übrig, als ihnen zu Fuß zu folgen. Ab und an musste ich schnaufen, da mein Arm immer mehr zu schmerzen begann. Ein grausames Gefühl, dieses Stechen, dass sich durch die verletzte Gliedmaße zog! Schließlich ging es mir so derbst auf die Nerven, dass ich stehen blieb und in meiner Tasche kramte. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich noch Verbandsmaterial dabei hatte. Und Tatsache, da waren noch einige Binden, die ich gleich mal herauszog. "Großes Problem, Kleiner?", ertönte die Stimme Caligos, der sich zu mir umgedreht hatte. "Es geht... Nur eine Schnittwunde am Arm. Brennt aber wie Zunder!", erklärte ich, während ich die Binden um meinen Arm wickelte. Schmerz! "Aye, was machst du denn da, Gardistenanwärterchen?" Sofort nahm mir mein Freund die Binde aus der Hand. "Nich' über'n Kleidung wickeln!" Wieder dieser Dialekt! Und dazu war Caligo auch noch verdammt aufgeregt. Mann, es war mir egal, wie ich den Verband drum wickelte, Hauptsache, die Schmerzen würden aufhören. Der Halbelf ließ sich durch meinen leicht genervten Blick aber nicht abhalten und riss mir glatt ein Stück meines Ärmels ab und begutachtete die Wunde. Danke, waren ja nur meine Klamotten, die du gerade in Stücke reißt! Er hätte meine Armbekleidung doch auch hochkrempeln können...Aber nein, der werte Herr musste ja wieder übertreiben! "Muss sauber gemach' wer'n, d'mit kein Entzündun' dran komm'.", "D-Das ist mir schon klar... aber womit? Ich hab nichts zum desinfizieren mit...", stammelte ich aus einem, mir unbekanntem Grund. Vielleicht, weil Caligo doch recht besorgt war? Er jedenfalls begann nun in seiner Tasche zu wühlen. "Aye, Caligo rennt auch nicht mit einer Heilausrüstung durch die Gegend...", grinsend zog er eine kleine, braune Flasche hervor, "... aber mit Zwergenschnaps!" Nein! Nein, das wollte er nicht wirklich? Das konnte er nicht wahrhaftig wollen! "Nein, oder?" Ich weitete die Augen und schluckte. Rondra, steh mir bei! "Kein' Sorg', tut nich' lang' weh." Er lächelte mich an, wahrscheinlich wollte er mich aufmuntern, aber das schaffte er nicht wirklich! Er entkorkte die Flasche und kippte den Zwergenschnaps genau auf meine Wunde. Verdammt, Schmerz, GROßER Schmerz! Danke, Caligo, auf die Behandlung hätte ich verzichten können! Lieber hätte ich mich mit einer Entzündung herumgequält! Unbekümmert wickelte er schnell die Binden über meine Verletzung und zog diese fest. Er wartete noch nicht einmal darauf, dass der Schnaps abtropfte! Demnach brannte dieses Zeug noch lange in meinem Fleisch. Ich drückte meine Hand auf die Stelle der Wunde und zog ein Gesicht vor Schmerzen. Etwas zerknirscht gab ich ein "Danke" von mir und wandte mich ab. "So schlimm ist's doch nich', oder? Und so komm' garantiert kein' Entzündung dran!" Ts. An den Arm würde nie wieder etwas kommen! Und erst recht kein verrückter Halbelf, dessen Namen ich ja nicht erwähnen möchte - Nicht wahr, Caligo?! Ich antwortete ihm nicht und stapfte stumm dahin! Die Landschaft war hügelig und weit, sehr weit! Es standen vereinzelt Bäume herum und das kniehohe Gras war auch eher hindernd, beim Vorankommen. Caligo folgte mir schließlich und wandte den Blick zu Boden um nach weiteren Spuren zu suchen. "Caligo, kommt es dir nicht auch verdammt komisch vor, dass wir die Banditen noch nicht eingeholt haben, obwohl sie schwer angeschlagen waren?" Ich ahnte schlimmes, als mich mein Freund unsicher ansah. Hatte er mir etwas verschwiegen? "Äh... die Pferde werden nicht angeschlagen sein, aye?" Okay, Azrael, ruhig bleiben, versuchte ich mir einzureden, doch das fiel mir ziemlich schwer... "Die Pferde...", zischte ich und zog scharf die Luft ein. Meine Laune fiel rapide in den Keller. "Warum hast du mir, verdammt nochmal, nicht früher davon erzählt?!", fragte ich erzürnt und stampfte mit dem Fuß auf den Boden. Verdammt, wie konnte er mir so was wichtiges verschweigen? Caligo machte einen verzweifelten Eindruck und rang nach Worten. Schließlich hatte er welche gefunden. "Würde nichts ändern, aye? Banditen mit Pferden immer schneller als Krieger zu Fuß. Außerdem egal, wenn sie Geiseln rauben und Pferde haben, dann haben sie auch'n Versteck, aye? Also müssen wir nur das Versteck finden. Und wenn tagsüber die Banditen rauben, dann schlafen sie nachts also ist es eh besser, später zu kommen... aye?", gab er mir zu verstehen und ich atmete tief durch. "Gut...Dann darf ich dich jetzt bitten, mir den Weg zu weisen. Ich will noch heute das Versteck finden, klar?!" Meine Laune hatte sich noch nicht gebessert und für Caligo war es besser, wenn er mich jetzt nicht mehr reizte. "Aye, aye. Ich lese schon die Spuren, oder? Schneller geht es nur bei Nacht... Sonnenlicht is' zu grell...", murmelte er und bückte sich gen Boden und durchforstete das Gras. Besser gesagt: Er schlich sich mehr hindurch. "Hauptsache ist, dass du sie liest!", meinte ich schließlich und folgte ihm danach in stoischer Ruhe. Der Marsch dauerte noch eine Weile, bevor wir einen Hügel hinaufkamen - Vor uns eine weite Fläche Moor! Das würde Spaß geben, wenn man darin stecken bleiben würde. Krähen schrieen in die beginnende Nacht und es herrschte eine Stimmung, die einem einen Schauer über Rücken laufen ließ. Nebelschwaden zogen ihre Wege über die Tümpel und die Mondstrahlen erhellten die Umgebung ein wenig. Caligo sah zum Mond empor und lächelte. Er hatte wohl gute Laune...Nun gut, ich wollte auch nicht die ganze Nacht den Griesgram spielen, also ging ich zu meinem Freund und stützte mich an seine Schulter. "Okay, lass uns los...Wir haben nicht ewig Zeit!" Darauf sah er mir grinsend ins Gesicht, aber ein normales Grinsen war das nicht. So viel stand für mich fest. "Aye! Aber wir sollten vorsichtig jagen... Das einzige Moor in der Nähe von Gorith ist das Dämonenmoor." "Ich habe davon gehört...", sagte ich und blickte leicht grinsend über das Moor. Dann ging ich auch schon los und blickte mich nur noch einmal zu Caligo um, um ihn mit einem Winken voranzutreiben. Wollte er da ewig stehen? Schließlich ging er aber los und erhöhte das Tempo in dem er lief und marschierte neben mir weiter. "Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, um zu erzählen woher du kommst, Kleiner, aye." Oh, ich wusste dass diese Frage irgendwann kommen würde. Nun gut, dann sollte er es eben erfahren. "Ich komme aus dem Süden...Aus Rasim um genau zu sein.", antwortete ich und als Erwiderung von Caligo erhielt ich einen Pfiff. Tjaja, Rasim war nicht schlecht und ich mochte mein Zuhause auch sehr. "Nicht schlecht, daher deine Vorliebe fürs Stochern mit dem langen Messer, hm?" 'Langes Messer'? Den Ausdruck mochte ich irgendwie gar nicht...Ich nannte seine Pfeile ja auch nicht 'Zahnstocher'. Wir kamen nun an einer Stelle an, an der nur ein schmaler Weg zwischen den Tümpeln herführte. Jetzt hieß es aufpassen wo man hintrat. "Ja, ich war auf der Akademie, falls du darauf hinaus wolltest.", antwortete ich schließlich grinsend. "War ganz witzig da..." Und das war wirklich so. Es war eine tolle Zeit, zusammen mit meinen Freunden. War wohl für die meisten Leute schwer vorzustellen, aber es war wirklich schön. Caligo schnaubte. "Ja, kann ich mir vorstellen... Wahrscheinlich lauter Regeln, die man befolgen musste, huh? Und langes Training mit wenigen Pausen... nah!" Er hüpfte ein wenig und streckte seine Arme etwas. "Akademien sind kein Ort für mich." "Regeln sind dazu da, um gebrochen zu werden.. Zumindest manchmal.", lachte ich leise und kratzte mir das Kinn. "Naja, was das Training angeht, so hast du recht. Dafür bin ich nun so weit um eine Lehre als Gardist anzufangen.", erzählte ich stolz und lächelte. "Ob das so gut ist, Kleiner... Gardist-Sein bringt nichts außer einem Haufen Probleme." "So, was denn für welche?" Fragend sah ich Caligo über die Schulter hinweg an. "Ich wüsste nicht, was daran ein Problem sein sollte Gardist zu werden..." "Die Tatsache zum Beispiel, dass du ständig für dumme, dicke Adlige durch die Gegend läufst, teilweise ohne das zu wollen." Wollte er mich tatsächlich davon abbringen, meinen Traum zu erfüllen? Na, das konnte er sich abschminken! "Zum Beispiel nur. Außerdem ist Gardist-Sein todlangweilig. Man sollte reisen, die Welt sehen etc. Mach was aus deinem Potential.", meinte Caligo und sah zu mir. "Die Welt kann ich auch sehen, wenn ich als Gardist unterwegs bin..." Was dachte der Verrückte denn? Ich würde doch nicht die ganze Zeit in Gorith hocken! Nie im Leben! Aber langsam drängte sich eine Frage bei mir auf... "Warum willst du mich davon abbringen?", fragte ich dann scharf. "Willst du unbedingt, dass ich bei dir bleibe?" Unweigerlich musste ich grinsen. Irgendwas hatte Caligo doch im Sinn... "Nicht unbedingt, Kleiner, aber dich den Gardisten überlassen kann ich doch auch nicht. Gesetzesgläubig wie sie sind." Das war ja so klar! Warum hab ich nicht gleich an so etwas gedacht? Und ich hatte mir Hoffnungen gemacht...halt, was? Pfui, Azrael! "Du vergisst, dass ich kein Dieb bin und ich die Gesetze nicht breche.", erwiderte ich, die Arme verschränkend. "Es war schon immer mein Traum Gardist zu werden und ich lasse mich von nichts davon abhalten..." Caligo vergrub darauf sein Gesicht in den Händen. Er schüttelte den Kopf und tätschelte meinen linken - und damit gesunden - Arm. "Keine Sorge, alles wird gut werden, aye." "Ähm, bei mir ist alles in Ordnung...Aber ich weiß ja nicht, wie das bei dir ist." Wieder schüttelte mein Kumpane den Kopf. "Es geht um dich, Kleiner... Gardist-Sein!" Er seufzte abermals tief. Er verhielt sich gerade so, als wenn es das schlimmste auf der Welt seie, wenn man einen ehrlichen Beruf ausüben wollte. Die ganze Zeit sah er mich bemitleidend an, bis ich meinen Blick gerade aus wandte und nicht mehr auf ihn achtete. Unbekümmert lief ich weiter, ohne zu merken, dass Caligo zurückblieb. Ich merkte wirklich absolut nichts und hatte mein Gehör wohl für kurzen Moment auf Durchzug gestellt. Lag wahrscheinlich daran, dass ich das 'Werd-bloß-nicht-Gardist-Gerede' nicht mehr hören wollte. "Verflucht noch mal! Im Namen Lors - BLEIB STEHEN! HEY, KLEINER!", schrie Caligo mir dann aus voller Lunge und aufgebracht hinterher. "Kannst du nicht aufpassen wo du hinläufst?", rief ich ihm zu, während ich mich umdrehte und zu ihm zurücklief. "Ich PASSE auf, aye! Das Loch ist nicht rechtzeitig ausgewichen!" Er ruckelte weiter mit seinem Fuß. Brachte ihm aber auch nichts, er versank stattdessen noch etwas weiter. Ich seufzte und schüttelte den Kopf. Ob er verrückt war? Und ob! Aber mit der Zeit gewöhnte man sich daran. "Löcher haben keine Beine..." Erneut seufzte ich! Den konnte man auch nicht alleine lassen! "Warte, ich hol dich da raus..." Ich packte meinen Freund am Arm und zog so kräftig es ging! Im ersten Moment wollte sich gar nichts tun, aber als ich noch etwas mehr Kraft reinlegte war es soweit, dass er aus dem Loch rutschte. Ohoh! Nicht gut, gar nicht gut! Caligo rief noch etwas in einer anderen Sprache, bevor er mich umwarf und auf mir auf dem Boden landete. Ich lief augenblicklich rot an und schluckte merklich. Schande, konnte er nicht von mir runter gehen, statt mich anzusehen und sich dabei auch noch über mich zu beugen? "Du hast... hübsche Augen, ...Azrael..." "Ähm...Was?!" Caligo lächelte mich nur an und senkte seinen Kopf. "Sehr... hübsche... blaue... Augen. Wie... Saphire." Langsam atmete er knapp über meinem Gesicht aus. Die Sache war mir so verdammt unangenehm! Verdammt, warum warf ich ihn nicht einfach runter von mir? Statt dies zu tun lächelte ich nur matt und stotterte ein "D-Danke". War ja nicht so, dass ich nicht gerne Komplimente hörte, aber in dieser Situation?! Zitternd lag ich da also - Unter Caligo - und sah ihn einfach nur verdattert an. Ihm schien das ganze aber wohl zu gefallen und er kam mit seinen Lippen den meinen immer näher und berührte sie fast. Das konnte doch nicht wahr sein! Der wollte mich tatsächlich küssen! Der war doch von allen guten Geistern verlassen! Doch was war das? Als wenn er meine Gedanken gelesen hätte, brach er ab und stand schnell auf. Rondra, ich danke dir, dachte ich nur und erhob mich ebenfalls. Ich drehte meinen Kopf und begutachtete meinen Umhang...Gaaaaaanz große klasse, er war dreckig! Wie ich das hasste! "Keine Sorge, Kleiner. Den kriegen wir wieder sauber. Sobald wir etwas mehr Zeit haben, könnten wir ja gemeinsam baden gehen, aye?" Was?! Also jetzt gingen wohl alle Pferde mit ihm durch! Als wenn mir die ganze Szenarie vorhin nicht gereicht hätte! Caligo ließ mir jedoch keine Zeit um zu antworten, da er zügig an mir vorbei huschte. Ich folgte ihm. Mit genügend Abstand, wollte ich angemerkt haben! Nur, um vorzusorgen, dass so etwas nicht wieder passierte. Mir reichten ab dem Moment sogar seine Blicke um nervös zu werden. Rondra, war ich denn nicht immer ein anständiger Kerl, dass du mich mit diesem Verrückten strafst, dachte ich mir immer wieder und bete im stillen weiter zu der Gottheit. In Gedanken versunken merkte ich nicht einmal, dass mein Vordermann stehen blieb und rempelte erst einmal an ihn. Wie gestraft konnte man eigentlich sein? Hatte ich nicht was von Abstand erzählt? "Warum bleibst du nun schon wieder stehen?", fauchte ich verärgert und verschränkte die Arme. Wenn er jetzt bloß wieder ein kleines Wehwehchen hatte, würde ich ihm den Hals umdrehen, beschloss ich und wartete auf seine Antwort. "Blutpanther!", zischte er mir nur zu und stand auf dem Schlauch. Noch nie gehört, noch nie gesehen. Konnte aber doch bei weitem nicht so schlimm sein, wie ein Verrückter Halbelf, der einem tierisch auf die Nerven gehen konnte...Aber gut, ich war neugierig und wollte wissen, was das für ein Viech war, mit dem wir es zu tun hatten. "Ein was?" Ich stellte mich nun neben meinen Freund und konnte den Tierchen nun direkt in die Augen sehen. Hui, sahen ja beeindruckend aus, diese roten Guckerchen, die auf uns gerichtet waren. Allerdings störte mich etwas! Das Katerchen stand uns im Weg und hielt uns auf. "Klasse, und jetzt?", flüsterte ich und deutete auf den Panther. "Das Vieh wird uns sicher nicht freiwillig vorbei lassen." Irrte ich mich, oder verstand mich das Tier? Es fing nämlich an, uns anzufauchen. Höchst interessant! "Egal was, nicht töten, verstanden Kleiner?", gab mir Caligo zu verstehen und presste Zeige- und Mittelfinger seiner linken Hand zusammen. Darauf folgte eine Geste an seine Brust gewandt, wobei seine anderen Finger abstanden. Was hatte er denn nun schon wieder vor? Egal, er würde ja vielleicht mal das richtige tun und nickte ihm zu. Warum ich das Tier nicht töten durfte, war mir dennoch ein Rätsel! Das wäre die schnellste Möglichkeit gewesen, aber nein, Caligo bestand ja darauf, dass ich dem Panther nichts antat. Und, wenn ich anmerken darf, das Katerchen kam auf mich zu geschlichen...War das ein gutes, oder ein schlechtes Zeichen? "Caligo, wie sollen wir an ihm vorbei kommen, wenn wir ihn nicht töten?", fragte ich meinen Freund, doch anstatt mir zu antworten, baute er sich vor mir auf und blickte das Tier an. "Finger weg, meiner!" Hatte ich irgendwo an mir stehen 'Eigentum von Caligo'? So viel ich wusste nicht, aber dennoch behandelte er mich, als wenn ich ihm gehören würde, was mich ziemlich fuchste! "Hör auf, das Tier auf den Arm zu nehmen und überleg dir lieber was gescheites!", forderte ich Caligo auf und blickte leicht genervt drein. Der Halbelf drehte sich, auf meine Worte hin, um. "Du wirst nicht als Mitternachtsimbiss für einen Blutpanther enden!" Dann wandte er sich erneut dem Panther zu, der inzwischen vor uns auf dem Weg saß und uns ansah. "Mein Kleiner, verstanden? Und kein Kauknochen!" Argh, er stellte mich schon wieder als sein Eigentum dar! Konnte das denn wahr sein? Es war doch nicht so schwer zu verstehen, dass ich niemandem gehörte! "Das hatte ich auch nicht vor. Aber ich gehöre trotzdem nicht dir, Caligo!", sagte ich in einem unmissverständlichen Ton und blickte schließlich zu unserem Katerchen. "Guck nicht so blöd, du Mistvieh!", murmelte ich leise in meinen - nicht vorhandenen - Bart und stemmte die Hände in die Hüften. Mir doch egal, dass das Tier sauer wurde und mich anfauchte! Ich war auch sauer. Zum einen, da er uns den Weg versperrte und zum Zweiten, da ich ihn nicht aus dem selbigen räumen durfte! "Azrael!", zischte Caligo, "das ist ein heiliges Tier!" "Ach, das ist mir neu!", kam direkt als Antwort meinerseits und ich starrte den Panther weiterhin an. "Du kennst vielleicht den Gott nicht, der diese Tierart als seine ausgewählt hat, aber glaub mir, du willst ihn NICHT verärgern!" Im Moment war es mir recht egal, welchen Gott ich verärgerte und welchen nicht! Ich wollte einfach nur vorbei! War doch nicht so schwer zu kapieren... Caligo bewegte sich nun auf das Kätzchen zu, dessen Laune wohl nicht gerade die beste war, und kniete sich vor ihm nieder. Der wollte das Viech doch jetzt nicht etwa anbeten, oder ähnliches. Dafür hatten wir keine Zeit! "Caligo, du erwartest jetzt aber nicht auch von mir, dass ich mich in den Dreck werfe, oder?!", fragte ich meinen Kumpanen und bekam nur ein dumpfes Knurren und ein "Ruhe, Kleiner" als Erwiderung. Bitte, dann eben nicht! Die nächsten Worte von Caligo verstand ich eh nicht, da er auf einer anderen - mir unbekannten - Sprache mit dem Panther redete. Das Tier hockte da und sah meinen Freund an, fauchte kurz (weswegen war mir schleierhaft, da ich die Sprache ja nicht kannte) und beruhigte sich schnell wieder. Der Panther nickte und der Halbelf bedankte sich, diesmal in Menschensprache, bei dem Katerchen und erhob sich. Darauf wandte er sich an mich und forderte mich mit einem "Los, komm Kleiner" auf, ihm zu folgen. Hm, vielleicht konnte ich von Caligo ja doch noch eine Menge lernen...Und damit hätte ich wirklich nicht gerechnet. "Wow, nicht schlecht!", nickte ich ihm anerkennd zu und wurde dann schließlich von einem grinsenden Caligo über den Pfad gezogen. Den Panther ließen wir hinter uns, mein Freund atmete erleichtert aus und ließ mich los. "Glück gehabt. Er war schon beleidigt, dass du ihn Mistvieh genannt hast." "Ich mag große Katzen nicht...", meinte ich trocken zu ihm und verschränkte meine Arme wieder vor der Brust. Und damit sprach ich wahre Worte! Generell hasste ich Katzen! Um das Thema zu wechseln fragte ich: "Wie lange müssen wir noch hier durch?" Caligo jedoch schien sich erst noch auf meine Katzen-Phobie zu konzentrieren. "Egal ob du Katzen magst oder nicht, Blutpanther regt man nicht auf..." Dann sah er sich einmal um und antwortete auf meine Frage. "Keine Ahnung. Aber wir könnten jeden Augenblick beim Versteck der Bande ankommen, wenn es hier im Moor versteckt liegt." Und kaum waren wir um eine Kurve gelaufen erblickten wir vor uns eine weniger sumpfigere, offene Fläche Land - Und in der Ferne sah man einen Turm, so wie es aussah, in den Himmel ragen. "Was hab ich gesagt?" "Hm, aber wer sagt, dass es auch wirklich das Versteck ist?" Ich fand die Frage durchaus berechtigt! Wir hatten zwar einen Turm gefunden, aber sicher, dass es auch wirklich der Sitz der Banditen war, konnten wir uns nicht sein. Caligo zuckte jedoch nur mit den Schultern und näherte sich dem Gebäude um ein paar Schritte. Wahrscheinlich erkannte er jetzt mehr als ich, denn die Nebelschwaden verschlechterten die Sicht um einiges, wenn man nicht nah genug an den Turm heranging. "Auf alle Fälle ist da drüben ein Feuer.", meinte mein Freund und ließ seinen Blick weiter auf dem besagtem Fleck ruhen. "Dann sollten wir herausfinden wer da zündelt. Was meinst du?" Caligo nickte darauf und ging in eine gebückte Haltung über. Im Moment kam er mir vor wie ein Hund - Er las die Spuren und kroch dabei fast auf dem Boden. Da konnte man ja nur daran denken... "Wir sollten uns ranschleichen... nur um vorsichtig zu sein. Nah genug um nachzuschauen, wer da ist." "Alles klar!" Ich nickte und so schlichen wir zwei durch die Dunkelheit - Dem Turm immer näher - und schon bald erkannte man die Feuerstelle um vieles besser. Nur eine Wache saß am Feuer und starrte in die Finsternis. Von der Lederkleidung her, konnte man daruf schließen, dass er zur Bande vom Rotlöckchen gehörte. Einen besonders starken Eindruck machte der Mann auch nicht. Die Banditen waren wirklich ziemlich unvorsichtig! "Sieht aus wie einer von ihnen," murmelte Caligo zu mir und kniete sich noch tiefer. Es sah so aus, als würden wir ein paar Probleme bekommen, da die Fläche viel zu weit und frei war! Wir hatten nicht den Hauch einer Gelegenheit uns irgendwo zu verstecken. Verzwickte Angelegenheit! "Ja, aber wie sollen wir unbemerkt an ihn herankommen? Ein direkter Angriff würde fatal enden...", gab ich zu bedenken und verschräkte die Arme. Es sah irgendwie hoffnungslos aus... "Darüber denke ich auch grad nach, Kleiner..." Ich hoffte, dass ihm etwas einfiel, denn ich stand gerade wirklich auf dem Schlauch! Ohne Büsche war ich aufgeschmissen, was das Schleichen anging...Verdammter Mist, aber auch! Schließlich breitete sich aber ein breites Grinsen auf den Lippen meines Freundes aus. "Du hast eine Idee?" "Kann man so sagen...", meinte Caligo und verfiel für einen Kurzen Moment in Gedanken, wie es schien. "Es könnte etwas... trickreich werden, und du wirst auf alle Fälle ruhig sein müssen, aye?" Hey, wenn´s nicht mehr war! So lange ich nicht allzu nah an ihn heran musste war alles in bester Ordnung! "Und vor allem wirst du nahe bei mir bleiben müssen." Wie hieß es so schön 'Wenn man vom Esel tratscht, kommt er auch schon angelatscht!' Aber warum traf dieses Sprichwort immer bei mir zu?! "Okay, wenn es sein muss...Aber wehe du ziehst wieder so was wie im Moor ab! Ansonsten werde ich ungehalten. Verstanden?!" Naja, ob er es wirklich verstanden hatte, war mir ein Rätsel, da er mir nur stumm zunickte und sich wieder aufrecht hinstellte. Aber da, er konnte ja doch noch reden. Er kommandierte mich gleich mit einem "Stell dich neben mich!" zu ihm. Gut, ich tat, wie mir befohlen und trat an seine Seite, da ich es im Blut hatte auf Befehle zu hören (Das sollte ich mir bei meinem Freund dringlichst abgewöhnen!). Caligo zog mit den Fingern Kreise durch die Luft und nahm so den Nebel auf. So etwas hatte ich bisher nur aus Erzählungen von Freunden gehört, aber - bis zu diesem Moment - noch nie miterlebt. Geschickt legte er die Nebelschwaden um uns und summte leise vor sich hin. Schon bald verdichtete sich der Nebel, blieb aber für uns durchsichtig. Ich merkte nur, wie Caligo scharf die Luft einsog und mich darauf hin ansah. "Der Zauber hält kaum Geräusche ab. Und er is' verdamm' schwer aufrech' zu hal'n. Also los jetzt!" Wir begaben uns auf den Weg, Richtung Turm und verhielten uns beide totenstill. Dennoch, mir war bei dem Gedanken, so nah an dem Halbelf zu sein, nicht ganz wohl. Und natürlich, wie hätte es auch anders sein können, kam ich meinem Kumpanen etwas zu nahe, während wir liefen. Ich streifte mit der Hand seinen Allerwertesten - Natürlich aus reinem Versehen! Ich wurde rot, das merkte ich genau! Mein Blut stieg in meine Wangen und erwärmte diese. Verdammt, es war peinlich! Warum passierte so etwas eigentlich immer mir! Und dann auch noch bei Caligo, der sich wahrscheinlich etwas darauf einbildete, so wie er seinen Hintern schwingen ließ! Oh, wenn es einen Preis für die größte Peinlichkeit gäbe, ich hätte ihn abgeräumt! Herzlichen Glückwunsch, Herr s´Falenn, gratulierte ich mir selbst und senkte den Blick! Wir waren nun sehr nahe an die Wache herangekommen und Caligo deutete mir an, dass wir das Tempo nun mäßigen sollten. So vorsichtig wie es ging schritten wir zum Feuer, neben dem der Bandit noch immer ahnungslos und starr in die Nacht hinausblickte. Im wahrsten Sinne des Wortes - Wir waren Luft für ihn! Mein Freund sah mich an und fragte ohne Stimme etwas wie ,Zaubern ja oder nein?'. Ich hatte absolut keine Ahnung was er überhaupt vorhatte, zu zaubern. Aber ich musste ihm wohl vertrauen und nickte deswegen, wenn auch etwas abwesend. Caligo atmete tief ein und ließ mit einer geschwinden Handbewegung den Zauber fallen. Es war ein Bild für die Götter, wie der Wachmann uns ansah. Ihm verschlug es sogar die Sprache, so baff war er. Schnell formte mein Kumpane mit seiner Hand einen Hohlraum und tat dann so, als würde er etwas mit der Hand nach der Wache schmeißen. "Schlafe im Schatten des dunklen Gottes!", fauchte der Halbelf dann hinterher und sah zufrieden zu, wie die Wache ihre Augen schloss und mit einem ,Plumps' vornüber fiel. "Und was sollen wir jetzt mit ihm machen?", fragte ich nach und deutete auf den Mann. So einfach liegen lassen, konnten wir ihn ja auch nicht. Wach würde er in der nächsten Zeit wohl nicht werden, aber Vorsicht war die Mutter der Porzellankiste! Caligo sah mich mit einen 'Na was wohl' Ausdruck an. "Wir suchen etwas, womit wir ihn zusammen binden können und hoffen, dass die restlichen Banditen da drinnen nichts davon mitkriegen." Das mit dem Zusammenbinden war leichter gesagt, als getan! Am Turm lag ja nichts rum, was man hätte benutzen können! "Und was schwebt dir bitte vor?" Darauf zuckte der Halbelf nur mit den Schultern und meinte: "Zur Not zerreiß seine Lederrüstung oder zerschneid sie mit deinem übergroßen Zahnstocher..." Währenddessen ließ er sich vor dem Lagerfeuer nieder und wühlte ein Stück Käse aus seiner Tasche! Aha, und ich durfte wieder die ganze Arbeit machen! Na, schönen Dank auch! Kaum hörbar grummelnd kniete ich mich über den Banditen und begann seine Lederklamotte in möglichst gleichlange Teile zu schneiden. Zwischendurch durfte ich mir dann auch noch Kommandos von Caligo anhören, wie "Und dann Hände und Füße hinter'm Rücken zusammenbinden.". Jawohl, wie der Herr wünscht, dachte ich mir angesäuert und verschnürte den Banditen fachgerecht, so wie es mein Freund wollte. Ordentlich verpackt! "Können wir bitte weiter, oder brauchst du noch Zeit?" Als Antwort bekam ich ein Grinsen. Aber hey, ein 'Danke' wäre doch auch in Ordnung gewesen... "Wir können weiter... reinschleichen oder reinstürmen?" Während er aufstand, nahm Caligo seinen Bogen von der Schulter und hielt ihn fest in der Hand. "Stürmen ist mir noch zu riskant...Vielleicht sollten wir erst mal sehen, mit wie vielen wir es zu tun haben." Geschickt steckte ich mein Schwert zurück in die Scheide und blickte wieder zu Caligo. "Wir können auch gerne stürmen, wenn du das willst, aber ich hänge doch sehr an meinem Leben!" Darauf grinste mein Freund. "Is' nich' so, als wenn ich gern' sterben würde, Kleiner. Zumindes' nich' so." Nun stand auch er auf und streckte sich. War er etwa schon müde? "Also, wir gucken mal vorsichtig an der Türe, aye?" Er wartete nicht auf meine Antwort sondern schlich in gebückter Haltung vorne weg. Dabei zog er seinen schwarzen Umhang fest um sich. Ich hielt mich etwas zurück und überließ Caligo erst einmal den Vorrang, damit er die Lage peilen konnte. Er drückte sich an die Steinmauer und spähte in den Turm, der mindestens drei Etagen hatte. Die Banditen hatten sich ja ein schönes Versteck ausgesucht! Dann drehte sich mein Freund zu mir und hielt vier Finger hoch und deutete mit der anderen Hand in den Innenraum. Vier Banditen - Das bedeutete eine gerechte Aufteilung zwischen Caligo und mir. Ich grinste und deutete mit den Lippen ,Schleichen oder stürmen?' an. Der Halbelf legte einen Pfeil an die Sehne und deutete ,Überraschungsangriff' zurück. Er stellte sich genau in Position um einen der Banditen von hinten zu erwischen und mir dennoch nicht den Weg für den Sturm zu versperren. Pfeil und Bogen, was für unehrenhafte Waffen! In meinen Augen einfach nur feige! Ich schüttelte nur meinen Kopf, ließ Caligo machen und zog selbst mein Schwert. Nachdem mein Freund den ersten niedergestreckte hatte - wenn auch mit einem gemeinen Hinterhalt - begann auch ich den Sturm und nahm mir direkt einen anderen vor. Ich musste zugeben, dass der Kerl nicht schlecht war! Er parierte gut meine Angriffe, doch als er kurz seine Deckung vernachlässigte, gewann ich die Oberhand und konnte ihn nach ein paar gut gezielten Schlägen niederstrecken! Strike und Sieg für mich! Ich wandte mich nun dem Kampf zwischen Caligo und den zwei anderen Banditen zu und bekam noch mit, wie der Halbelf einen schwer mit seiner Basiliskenzunge verletzte und danach auf mich zu lief. "Lass mich raten, du brauchst meine Hilfe?", rief ich ihm entgegen, als auch schon der Unverletzte einen Angriff auf mich startete (Caligo war schon längst wieder hinter mir). Und, bei Rondra, der Kerl hatte eine noch miesere Deckung als die kleinen Jungen, die in meiner Heimatstadt mit Holzschwertern gegeneinander kämpften! So war es auch kein Wunder, dass ich schnell eine Gelegenheit sah, ihn aufzuhalten. Geschickt rammte ich ihm mein Knie in den Magen und presste die Schwertschneide an die Kehle des Banditen. "Oh, verzeih!" Mein Knie ist mir ausgerutscht und ich hoffe es tut weh, hing ich noch gedanklich hinzu. Kurz darauf kam auch schon Caligo angeprescht und schnitt dem Mann an meiner Schneide entlang die Kehle auf. Dieser gurgelte noch und Blut spritze aus seiner Halsschlagader. Der Geruch des Lebenssaftes drang zu mir und benebelte kurze Zeit meine Sinne. Ein unbeschreibliches Gefühl überkam mich... Der Übriggebliebene konnte seine Wut über unsere Tat jedoch nicht zurückhalten und schrie wie am Spieß! Hinzu kam, dass er Caligo schwer an der Seite verletzte. Mit einem lauten Schrei kündete er von seinem Schmerz. "Caligo!", rief ich besorgt aus und sah zu meinem Freund, der schwankend hinter mich schritt. Wie konnte es dieser dreckige Hund von Bandit es auch nur wagen, meinen Freund zu verletzen? Das konnte ich nicht ungestraft lassen und unschierbare Wut überkam mich. Der konnte was erleben!! Der Kampf begann und ich ließ Schlag auf Schlag folgen, doch ich konnte mich einfach nicht konzentrieren. Meine Gedanken kreisten um Caligo und ich fragte mich, ob es ihm gut ging. Ich machte mir ernsthafte Sorgen und... - Hey, was war das? Die Haare meines Gegespielers gingen lichterloh in Flammen auf?! Während die Schmerzensschreie des Banditen die Nachtluft durchhallten wandte ich meinen Blick dem Halbelf zu. Das konnte nur von ihm kommen! "Es wäre besser, wenn du dich nicht überanstrengst...Mit deiner Verletzung.", rief ich ihm zu, während ich dem Banditen den Gnadenstoß in zwischen die Rippen gab. "Zu spät, aye...", keuchte Caligo und taumelte in meine Richtung. Er fiel mir um den Hals und hielt sich schwer atmend an mir fest. Dieser Idiot, wie konnte er denn zaubern, wenn er mit seinen Kräften am Ende war?! Selbst wenn er mir damit unter die Arme griff, konnte er doch nicht ein solches Risiko eingehen! "Caligo, ich wäre mit dem auch alleine klar gekommen!", meinte ich und hob meinen Freund langsam hoch. Vorsichtig, sehr vorsichtig, um ihm nicht noch mehr Schmerzen zu bereiten, trug ich ihn in den Turm. Mein Blick schweifte einmal durch den Raum und mir stachen mehrere Kisten und ein Strohhaufen, an der Seite des Turms, ins Auge. Dort legte ich meinen verwundeten Freund sachte ab. Seine Reaktion war weniger erfreulich. "...Schmerzzzzz...", stieß er aus und ich wurde um vieles besorgter. Ich musste mir die Verletzung ansehen und schob behutsam sein Hemd nach oben. Schön sah es mit Sicherheit nicht aus und ich sprach genau diese Gedanken laut aus. Die Wunde musste auf der Stelle versorgt werden, sonst würde ich nicht besonders weit mit ihm kommen. Haha, Idee, Idee! So Azrael, Gehirn einschalten, erspähte Kisten durchsuchen! Vielleicht war ja etwas hilfreiches drin? Ich stand auf und machte mich gleich mal an die Arbeit, die Kisten zu öffnen. Und waren diese nicht willig, so brauchte ich Gewalt! Mein Schwert leistete mir da gute Dienste! Und Tatsache, ich fand sogar ein paar Fläschchen. Leider hatte ich keine große Ahnung von Heilkunde, aber vielleicht wusste mein Gefährte ja mehr... Ich schnappte mir also einige der Tränke - alle in unterschiedlichen Farben, was mich verwirrte - und ging zurück zu Caligo, der mit geschlossenen Augen dalag und sich auf die Lippen biss. Er hatte scheinbar große Schmerzen und ich hoffte sehr, dass ich ihm irgendwie helfen konnte. Als Caligo die Augen öffnete hielt ich ihm die Auswahl an Flaschen vor und fragte: "Ist etwas dabei, was hlefen könnte?" Enttäusche mich jetzt nicht, Caligo, dachte ich und bete zu allen Gottheiten, dass es richtig war, was ich tat. "Großes Grüne... trinken. Dunkelblau. Auf Wunde... Orange... trinken.", murmelte mein Freund und ich atmete erleichtert aus. Ich kramte sofort einige Binden aus meiner Tasche und faltete eine davon mehrmals übereinander, und damit zu einer Art Tupfer. Diesen tränkte ich mit der Dunkelblauen Flüssigkeit und reinigte behutsam die Wunde von Caligo. Anschließend wickelte ich einige Bandagen darum und schnappte mir die zwei anderen Flaschen. "Mund auf!", forderte ich ihn gutmütig auf und fasste unter seinen Oberkörper, damit er sich etwas aufrichten konnte. Unter meinen Blicken leerte er gehorsam beide Flaschen und ich legte ihn wieder hin. "Sei demnächst vorsichtiger!", murmelte ich dann und verschränkte die Arme. "Sonst hat es sich bald ausgelebt..." "Nah, noch nich' Kleiner. Gutes Blut in meinen Adern.", meinte Caligo darauf und ich sah ihn darauf fragend an. "Was meinst du mit 'Gutes Blut'?" "Drei Blutarten, aye? Verschiedene Vorfahren... gute Mischung." Hm, mein Freund wurde ja richtig gesprächig in seinem Zustand! Die Gelegenheit, um mehr über ihn zu erfahren! Das musste ich ausnutzen! "Achso...Dann kannst du ja von Glück reden." Ich hockte mich neben ihn und sah weiterhin zu ihm. Ja, jetzt bloß nicht nachlassen, Azrael, weiterfragen! "Was für Vorfahren?" Blinzelnd sah nun auch Caligo zu mir und antwortete: "Sin' etwas seltener, aye? Nich' normal für aufrichtige Menschlein wie dich hier im Süden. Ich komm aus dem Norden, aye. Weeeiit aus dem Norden." "Nicht normal...? Genauer geht´s nicht zufällig?" Also, ich kannte ja viele Völker, aber wohl noch nicht genug, um die Worte meines Kumpanen zu verstehen. Memo an mich selbst: Völkerkunde betreiben! "Wie viel weiß der Kleine vom Norden, aye? Vom Land, wo keine Sonne scheint?", kam als Gegenfrage, auf die ich nicht viel erwidern konnte. "Nicht viel...Ich habe nur weniges gehört.. Ich würde aber gerne mehr erfahren." "'S Liegt ganz weit im Norden, noch hinter dem Zackengebirge. Du weißt, die große Gebirgskette? Gibt kaum Sonnenlicht da... 'S is' meine Heimat. Wohnen nicht viele Menschen da, gibt ne Menge Mischlinge..." Caligo machte eine Pause und leckte sich dabei über die Lippen. Sein Blick fiel auf die Decke, über ihm...Seine Gedanken waren in der Hinsicht selbst für mich nicht schwer zu lesen. Es wunderte mich ja auch, dass es so still war und keine anderen Banditen zu uns kamen. (Vor allem nach dem ganzen Geschrei, was veranstaltet wurde). Vielleicht waren sie auch im dritten Stock und hörten deswegen nichts...Das war zumindest EINE Vermutung von mir. Nun gut, wir hatten unsere Ruhe und konnten uns vorerst noch ausruhen, - und Caligo hatte es besonders nötig - also war es auch ganz egal, was mit dem Rest der Bande war... Mein Freund begann unterdessen wieder zu erzählen und ich schenkte ihm Gehör. "Leben geht da andersrum, Kleiner... Tags schläft man, nachts lebt man. Aye? Deswegen mag Caligo kein Sonnenlicht..." "Das hättest du mir auch gleich sagen können.", meinte ich und zog die Knie an meinen Körper. Hätte ich das früher gewusst, hätte ich ihn vielleicht auch eher verstehen können, aber so verschwiegen wie Caligo nun mal war...Innerlich seufzte ich. Nun gut, war er auch noch so verschwiegen und verrückt, ich mochte den Halbelf irgendwie. Mit ihm würde es garantiert nie langweilig! Und ihm ging es auch wieder besser - Worüber ich heilfroh war! Vielleicht war er ja auch schon wieder fit genug, um weiter zu machen!? "Kannst du wieder aufstehen?" "Ich versuchs." Vorsichtig rappelte sich Caligo auf und lehnte sich an die Wand. Er sollte bloß langsam machen! Mit der Wunde war immerhin nicht zu spaßen und der Heiltrank wirkte auch nicht von heute auf morgen!! "Tut n bisschen weh, sonst nix.", meinte er und grinste - Irgendwas hatte er vor! "Ich will mal hoffen, dass du laufen kannst. Tragen will ich dich nämlich nicht die ganze Zeit...", meinte ich grinsend und stand ebenfalls auf. Und damit dies nicht noch der Fall wurde, schickte ich ihm noch eine Mahnung mit auf den Weg. "Ach ja, noch was! Die Kämpfe überlässt du mir...Ich will nicht, dass sich der Zustand deiner Wunde verschlimmert.", sprach ich ernst und sah ihn auch so an. Doch wie es aussah, tat Caligo die ganze Sache ab und rollte mit den Augen. "Keine Sorge, Kleiner. Die werden jetz' nich' mal mehr sehen, was sie tötet." Wollte er mich auf den Arm nehmen? Wenn ja, dann war das eine ganz, ganz schlechte Methode! "Ich mache mir aber Sorgen...", grummelte ich und setzte den Fuß auf die erste Treppenstufe. Der Halbelf nahm wohl alles auf die leichte Schulter, aber er vergaß wohl, dass ich kein Heiler war! Wenn ihm etwas schlimmeres passierte würde ich aufgeschmissen sein und könnte ihm nichtmal annähernd helfen! Aber ihm war wohl egal, dass ich mir wahnsinnige Sorgen um ihn machte! Aber hey, war ja schließlich nur ich, der sich dann Schuldgefühle einredete! "Kleiner? Einen Rat: Wenn man mit einem Dieb unterwegs ist und versucht, zu schleichen, sollte man den Dieb vorlassen, aye?" Caligo wartete nicht auf Antwort und quetschte sich an mir vorbei! Und ich war mir sicher, dass, wenn er nicht bald mit seiner Wunde aufpassen würde, ich ziemlich sauer werden würde! Vor mir stieg er nun die Treppenstufen hinauf, zur ersten Etage. "Wer hat gesagt, dass ich schleichen will?", zischte ich leicht erzürnt und stemmte die Hände in die Hüften. "Du willst das vielleicht nicht, Kleiner, aber meine Wunde wird's dir danken!" Ach was, nein! Der Herr dachte ja doch noch an seine Verletzung! Das war doch eigentlich einen Beifall wert!! Bravo, Caligo! Einen Applaus, dafür, dass du doch noch auf einen Gardisten hörst! Langsam und leise kroch der halbelf dann die letzten Stufen empor und lauschte in den Raum. Es war nichts zu hören! Eine absolute Totenstille... "Hier wird niemand sein, sonst wären die schon längst bei uns aufgetaucht, als wir unten geredet haben. Da wirst du mir doch wohl zustimmen, oder?" Leicht hilflos - wie es mir vorkam - blinzelte er mich an. Tja, darauf wusste er auch nichts! Strike Nummer zwei! Diesmal im Wortgefecht mit einem Verrückten! Wenn das mal kein Sieg war? "Also, weiter geht´s!", kommandierte ICH diesmal und mein Gefährte schlich seufzend die Treppe weiter nach oben. Schwache Lichtstrahlen drangen ins Treppenhaus und man hörte dumpfe Stimmen. Nach einem mahnenden ,Wehe du kämpfst!'-Blick zu Caligo überließ er mir den Vortritt, den ich nickend annahm. Schwungvoll stieß ich die - schon einen Spalt offene - Tür auf und begrüßte die Leute im Raum mit einem lockerem "Guten Abend die Herren!". Das war doch mal ein gelungener Auftritt meinerseits! Ja, es heißt zwar 'Selbstlob stinkt', aber das war guuuuut! Ich musterte nun die zwei Banditen, die uns etwas verduzt ansahen. Eine braunhaarige Frau, ebenfalls in Lederkluft und ein Mann, mit schwarzen Haaren. Hinter ihnen lagen unser Auftrag und eine Elfe... Der Schwarzhaarige war aber wohl eher interessiert an meinem Freund. Verwirrt sah er ihn an. "Caligo?!" Kapitel 5.1: Ziemlich unbeachtet -------------------------------- Kleine aber WICHTIGE Nachricht von den Autoren! So, erst mal entschuldigt die lange Wartezeit. Irgendwie hatten wir diese Geschichte ganz vergessen, fertig hoch zu laden *g* Also kommen jetzt die letzten Kapitel von Teil 1 der Erzählungen von Gardisten und Dieben. Dieses Kapitel ist aus Azraels Sicht geschrieben. Wir dachten, ein kleiner Perspektivenwechsel wäre mal angebracht. Leider sind die Kapitel immer noch recht lang, es dauert also, bis ihr das ganze aus der Sicht von Caligo sehen könnt... dafür gibt es jetzt aber einige kleinere Szenen, die seperat geschrieben sind, soll heißen: Der jeweils andere Charakter ist nicht dabei und kann das Ereignis nicht wiedergeben. Nu aber weiter: ------------------- "Ihr kennt euch?!", sprudelte es aus mir heraus und ich sah von Caligo zum Banditen? War ich hier im falschen Film, oder was lief hier gerade ab? "Jason Flinkklinge.", meinte mein Freund, worauf der Schwarzhaarige schallend zu lachen begann. "Caligo Lexxon der Verrückte." War das hier ein Kaffeeklatsch oder waren wir zum kämpfen hier? Zudem fühlte ich mich unbeachtet - Etwas dass ich hasste! Sauer lehnte ich mich an die Steinwand, neben Caligo, und sah der Szenerie zu. "Jason… ich wusste gar nicht, dass du in diese Landesregion gezogen bist." "Musste mich verdrücken, nachdem ich nem Hexer unangenehm aufgefallen war.", erklärte Jason grinsend. "Und was führt den Selbstmordbanditen Caligo Lexxon hierher?" Uhm, wie lange sollte das noch dauern? Und halloho, ich war auch noch da! Und zwar zum kämpfen, wollte ich angemerkt haben! Aber vielleicht sollte ich eher Kaffee und Kuchen besorgen, damit sie während ihrem Räuber- und Banditentratsch noch nett essen konnten. Ich warf Caligo einen genervten Blick zu. Er sollte mal langsam zu Sache kommen! War ja nicht so, dass wir zum Spaß im Turm waren. Dann deutete Caligo plötzlich mit dem Zeigefinger auf mich und meinte: "Er hat mich hergeführt." Hahbr - WAS? Was hatte der denn auf einmal? "Was redest du für einen Mist, Caligo?!", fauchte ich ihn an und ich war noch nicht fertig. "Du wolltest doch, dass ich dich mit den Händlern begleite! Und du bist mir freiwillig hier hin gefolgt!" Wäre ja noch schöner, wenn ich das auf mir sitzen gelassen hätte! Da dachte ich, er sei mein Freund und dann so etwas! Nein, nein, nein, nicht mit mir! "War ja nicht so, als wenn ich was besseres zu tun hatte!", fauchte Caligo zurück. "Oh nein, komm jetzt nicht so!" Böse sah ich den Halbelf an. Der vergaß wohl, dass ich ihm in den letzten Stunden immer zur Seite stand und ihm geholfen hatte! War das der Dank? "Grad noch mit mir Banditen töten und mir jetzt in den Rücken fallen! Das habe ich gerne!", knurrte ich ihn an und ballte die Hände zu Fäusten. Oh Caligo, wenn du nicht verletzt wärest, schoss es mir durch den Kopf, dann...dann würdest du des Lebens nicht mehr froh werden! Schließlich unterbrach ein Seufzen die Antwort Caligos. Es kam von Jason, der mittlerweile gar nicht mehr so gut gelaunt war. "Ich dachte ja zuerst, das wäre hier ein Kampf weil es aus Versehen dein Jagdgebiet war, dass ich eingenommen habe, Caligo… aber da du anscheinend deine gute Erziehung vergessen hast und einem Gesetzesgläubigen hilfst…" Der Schwarzhaarige erhob die Hand. "Rita, los!" Die junge Frau schoss wie auf Kommando - mit erhobenem Schwert - los und griff sofort mich an. Was irgendwie klar war! Immer musste ich gegen irgendwelche Weiber kämpfen! Das wurde doch mit der Zeit öde! Ich parierte ihren Schlag aber gekonnt. "Du musst mehr Schwung in den Schlag legen!", korrigierte ich Rita und grinste. Und hey, es sah so aus, als nahm sich die Frau meine Worte zu Herzen! Sie kämpfte mit mehr Kraft, was aber nicht hieß, dass sie besser wurde...nachdem ich einen erneuten Schlag parierte, begann ich mit der Offensive und traf die Braunhaarige vorerst leicht am Arm. Das hinderte mich aber nicht daran, sie ein wenig zu verhöhnen. "Deine Deckung ist mies!" Innerlich seufzte ich. Gegen Frauen kämpfen machte einfach keinen Spaß! Mit der Zeit wurde es mir dann wirklich zu langweilig und ich zog ihr die Beine mit meinem rechten weg, sodass sie zu Boden ging. Danach war es eine Leichtigkeit sie zu besigen, da sie noch immer verwirrt von meiner Aktion war. Ein Stich in ihre Rippen und ihr Lebensfunke erlosch. "Oh nein, so nicht Caligo!", hörte ich dann auch schon Jason brüllen und sah, wie er einen Dolch nach dem Halbelf warf! Dieser wich zur Seite aus und nahm die Beine in die Hand. Er rempelte mich an und verschwand mit den Worten "Schatten, zu MIR!" im Schatten! Ja, das sah ihm mal wieder ähnlich, dass er sich dünne machte und mir die Arbeit überließ. Aber gut, irgendwie war ich froh...Schließlich sollte er mit seiner Verletzung aufpassen! Also wandte ich meinen Blick zu Flinkklinge, der sich im Raum umsah, mich aber nicht aus den Augen ließ. "Na, spielst du schön?!", fragte ich ihn dann grinsend und wurde darauf nur wütend angeknurrt. "Caligo du Schattenpriester, komm raus!" Darauf konnte Jason allerdings lange warten! Caligo war nicht so blöd, wie man manchmal vielleicht annahm! "Sieht so aus, als hätte er keine Lust! Also musst du wohl mit mir vorlieb nehmen...Ist dir sicher ganz recht, wo ich doch deine kleine Freundin da getötet habe...", meinte ich recht lässig und sah den Schwarzhaarigen weiterhin an. Meine Worte schienen ihn nicht gerade fröhlicher zu stimmen, da er seinen dritten Dolch hervorzog und mit seinen Doppelwaffen auf mich zustürmte. Die Folge daraus war allerdings nichts weiter, als ein Kratzer auf meiner Wange. Blut quoll hinaus und ich leckte es ab. "Hey, das kann ich auch...Aber mein Schwert hinterlässt garantiert größere Kratzer." Und da war ich mir seeeeehr sicher! Jason sollte nur aufpassen, mit mir war nicht zu spaßen! Ich fasste mein Schwert fester und mein Blick wurde finsterer. Geschwind holte ich aus und hieb eine nette Fleischwunde auf den Oberkörper des Banditenanführer. Na, was hatte ich gesagt? Jason wollte das aber nicht auf sich sitzen lassen und fing an, mich mit seinen Dolchen anzugreifen. Hui, er war schnell, der Gute! Ich musste mich ziemlich ins Zeug legen, um zu parieren oder auszuweichen! Jedoch musste auch er schwer einstecken, denn ich behandelte ihn auch nicht so, als hätte ich Samtpfoten! Doch einmal passte ich nicht auf und die Spitze eines Dolches versank tief in meinem Bein. Uh, verdammt, Schmerz! Ich musste mich beeilen, Jason zu besiegen, denn es war eine Menge Blut, die ich verlor! Wenn das noch lange weiterging, würde ich nicht mehr lange stehen können. So standen Jason und ich uns gegenüber und sahen uns einfach nur starr an. Jeder wartete auf die Reaktion des anderen. Und ich spürte, wie das Schwert in meiner Hand immer schwerer für mich wurde...Azrael, Beeilung, hetzte ich mich selbst und atmete tief durch. "Na, komm schon! Ich will hier nicht anwurzeln!", fauchte ich den Schwarzhaarigen an und er tat, wie ihm geheißen. Schnell wirbelte er um mich herum und ich parierte eher mühsam einen Schlag seinerseits. Dann sah ich nur noch ein schwarze Gestalt, die auf Jasons Rücken zupreschte und einen Dolch in seinem Körper versenkte. Der Banditenanführer gurgelte, ließ seine Waffen fallen und hielt sich schwer atmend die Brust, aus welcher die Klinge herausragte. "Überraschung!" Mit einem Ruck wurde der Dolch wieder herausgezogen und ich atmete erleichtert aus. Caligo kam im richtigen Augenblick. "Die ist dir gelungen! Danke..." Ich stützte mich an meinem Schwert ab und begutachtete mein blutendes Bein. Blöder Mist! Es blutete wirklich nicht schlecht, denn die Wunde war tief...Der Schmerz war zwar nicht sehr stark, aber er zog sich durch mein ganzes Bein. "Nun zu den Geiseln...", meinte ich und wandte mich an die Elfe und die Händlerstochter. Langsam - meine Verletzung ließ auch kein anderes Tempo zu - ging ich zu ihnen herüber und band die Elfe los. Dann blickte ich über meine Schulter zu Caligo, der gefälligst unseren Auftrag losmachen sollte. "Ich mach ja, ich mach ja!", raunte der Halbelf und löste trotzig die Fesseln. Das Mädchen warf ihm gleich ein "Das wurde auch Zeit!" an den Kopf und Caligo schnaubte genervt. Während sich mein Kumpane mit der Händlertochter beschäftigte, warf sich die Elfe um meinen Hals. "Mein Retter." Überrumpelt wie ich war, brauchte ich erst einmal einen Moment um mich zu fassen. "Aber nicht doch, mein Freund hat mir schließlich geholfen.", meinte ich und deutete zu Caligo. Vergeblich versuchte ich mich aufzurappeln, aber die Elfe wollte mich einfach nicht loslassen...Das war heute einfach nicht mein Tag, dachte ich geknickt und seufzte leise. Schließlich stapfte mein Freund auf die Elfe und mich zu und hob diese ruppig von mir. Oh, wie ich Caligo dankte! "Siehst du nicht, dass du ihn behinderst?", grummelte er und das Elfenmädchen fauchte direkt zurück: "Hey, du hast mir gar nichts zu sagen!" Mussten die sich jetzt streiten? Das fing ja schon mal gut an! "Caligo, ist schon gut. Hört lieber auf, euch zu streiten! Das kann ich jetzt echt nicht brauchen..", erklärte ich müde und lehnte mich an die Steinwand. Bei Rondra, ich war vielleicht K.O.! Ich spürte den Blutverlust deutlich und mir war schwindelig. "In Ordnung. Wir sollten sowieso schlafen - die Morgendämmerung ist nicht mehr weit entfernt, wenn mein Zeitgefühl mich nicht trügt." Gut zu wissen! Schlaf brauchte ich auf alle Fälle, nachdem wir die Nacht durchgemacht hatten! "Wir sollen in diesem banditenverseuchten Drecksloch schlafen?!", schrie die Händlerstochter plötzlich dazwischen. Uhm, musste die auch noch anfangen zu nerven?! Wo war ich eigentlich gelandet?! "Ja, es sei denn, du willst draußen schlafen!", raunte ich der Kleinen zu und schloss die Augen. "Stell dich bitte nicht so an. Diese Nacht wirst du wohl hier überleben!" Doch halt, was war das? Hing sich da jemand an meinen Arm, oder hatte ich inzwischen eine solche Blutarmut, dass ich mich vollkommen irrte? Langsam öffnete ich meine Augen wieder und ich bemerkte, dass ich mich nicht geirrt hatte - Das war ein Grund mich zu freuen, da ich doch noch klar denken konnte und gleichzeitig war es auch ein Grund, sich irgendwo hinunter zu stürtzen. Musste mir diese Elfe so nahe kommen? "Außerdem ist es der Tag, den wir hier bleiben.", sagte Caligo und sah zu mir und dem Elfenmädchen. Irgendwas sagte mir, dass er sauer war... "Wir reisen kommende Nacht weiter." Dann sah sich mein Freund im Raum um. Suchte er etwas? "Warum in der Nacht? Es wäre sicherer, am Tag durch die Moore zu gehen!", zeterte die Elfe und sah von Caligo zu mir. "Nein, wäre es nicht. Außerdem sind Azrael und ich verwundet, bevor wir etwas Ruhe gehabt haben sind alle hier gefährdet, egal, welche Tageszeit es ist.", meinte der Halbelf sauer. Sauer, weil die Elfe an mir hing? Wenn ja, dann...Nein, er war doch nicht eifersüchtig?! Oder etwa doch? Jedenfalls reagierte er sehr allergisch darauf, als die Händlerstochter sich zu Wort meldete und wirbelte herum. Er fauchte: "Klappe, du dummes Ding! Entweder reist du mit uns oder gehst alleine durchs Moor!" Langsam wurde mir das mit der Elfe zu viel und ich löste mich mühselig von ihr. Schmeeerz. Im Bein. Argh! "Caligo hat recht. Es wäre verhängnisvoll, wenn wir nicht kämpfen könnten...", meinte ich und lagerte mein Bein wieder möglichst ruhig. "Aber ihr habt es doch auch geschafft, diese schlimmen Banditen in eurem angeschlagenem Zustand zu töten.", lächelte mich die Elfe an und sah mich mit großen Augen an. Nun ja, aber da hatte ich auch noch keinen derben Blutverlust und mir war auch noch nicht schlecht! Dies erklärte ich der Elfe dann auch in einem ruhigen Ton und sie verstand... "Und wir sollen jetzt hier bei den Leichen schlafen?", piepste die verwöhnte Händlertochter wieder dazwischen. "Ich habe schon AUF Leichen geschlafen, Mädchen. Da wirst du wohl einen Tag neben einer aushalten", fauchten sich die Tochter und Caligo wieder gegenseitig an, und ich durfte mal wieder Streitschlichter spielen. "Caligo, mach ihr keine Angst, sonst wird es nur noch unerträglicher mit ihr... Ach ja, kannst du mir was von dem Heiltrank holen?" Den brauchte ich unbedingt, denn langsam wurde der Schmerz intensiver, selbst dann, wenn ich das Bein ruhig hielt. "Ja, kann ich. Wie wär's hiermit? Du bringst Madame Verwöhnt und die Waldkrabblerin einen Stock weiter runter, wo es keine Leichen gibt und ich besorge Heiltränke und Verbandsmaterial?", schlug mir mein Freund vor, der einen überaus gereizten Eindruck machte. Ich hatte doch wohl nichts falsches gesagt? "Okay, aber nimm wirklich nur die Tränke mit.", ermahnte ich ihn und stellte mich aufrecht hin. Ich blinzelte, mehrmals hintereinander, bevor ich klar sehen konnte. Das beunruhigte mich etwas...Die Verletzung war wirklich schlimmer als gedacht! Caligo ging an uns vorbei und stapfte die Treppen hinunter. Ja, er war sauer, das merkte ich deutlich! Ich seufzte kaum hörbar und humpelte, mit den beiden Mädchen an meiner Seite, ein Stockwerk tiefer. Ich lehnte mich an eine Wand und sank dann langsam zu Boden. Vorsichtig zog ich meinen Stiefel auf und krempelte meine Hose nach oben, sodass ich die Verletzung ansehen konnte. Es sah überhaupt nicht gut aus! Die Kleine Tochter des Händlers schaute angeekelt zur Seite. Naja, zu verstehen war es ja... Die Elfe begutachtete die Wunde ebenso sorgsam und beugte sich dabei weit über mich. Dann kam auch schon Caligo zurück. Was war ich froh, dass ich mich nicht mehr alleine mit den zwei Mädels herumschlagen musste! "Einmal Heiltränke und -Kräuter, bitte sehr!", rief er mir zu und drückte mir drei Flaschen und braun-grüne Kräuter in die Hand. "Kommst du mit den beiden Damen alleine zurecht, Kleiner?" Was sollte denn jetzt die Frage?! Wollte er mich etwa wieder alleine hier lassen, mit den Mädchen?! Das konnte er mir nicht antun! So grausam konnte er nicht sein!! "Warum? Was hast du vor?", fragte ich ihn mit großen Augen und verzweifelte zu diesem Moment. Das war doch einfach zu viel! "Ich will mich im Turm noch mal genau umsehen. Draußen auch. Ich will nicht im Schlaf überrascht werden, Kleiner." Das wollte ich doch auch nicht, aber der konnte mich doch nicht alleine lassen! Wie sollte ich denn mit denen klar kommen! Die würden mich fertig machen...Vor allem meine Nerven! "Na dann viel Spaß…", meinte ich halb grinsend, halb verzweifelnd! Caligo trat gerade zur Tür hinaus, als sich die Elfe auch schon wieder an meinem Bein zu schaffen machte! Sie tastete vorsichtig mein Bein ab und ich zuckte zusammen. "Lass ruhig...Ich mach das schon!", meinte ich und winkte ab. Die Elfe sah das anders und schüttelte den Kopf. "Nein, ich mache das!", erklärte sie und schnappte sich die Kräuter und Flaschen. "Aber sag mal, mein Retter, du heißt doch nicht 'Kleiner'..." , sprach die Elfe, während sie meine Wunde reinigte und mit Bandagen umwickelte. "Nein, natürlich nicht. Mein Name ist Azrael und mein Freund heißt Caligo. Und ihr zwei?" Die Elfe lächelte mich an und antwortete: "Es freut mich, Azrael! Ich bin Zelgadis! Wie dein nerviger Kumpel heißt, ist mir egal..." Als wenn ich mir das nicht hätte denken können. So schlimm war Caligo dabei gar nicht. "Und wie heißt du, Kleine?" Die Händlerstochter sah mich noch sehr skeptisch an, sagte dann aber, dass sie den Namen Elena trug. Nun, wenigstens war das schon einmal geklärt. Dennoch fragte ich mich, worüber ich mich mit den beiden Mädchen unterhalten sollte. Während ich so nachdachte kam Caligo an uns vorbei und auf seinen Kommentar hätte ich gut verzichten können. Da wünschte er mir doch tatsächlich viel Spaß und meinte, dass er sich draußen umsehen würde. Der hatte leicht reden. Immerhin hatte er nicht die beiden Tratschtanten neben sich sitzen! "Zum Glück bleibt der Kerl da von uns fern! Ich weiß so oder so nicht, warum du mit ihm umherziehst!", zeterte Zelgadis und Elena nickte ihr unterstützend zu. "Er hat euch genauso gerettet wie ich. Und ohne ihn wäre es mir sicher nicht gelungen!", erklärte ich und verschränkte die Arme. "Ja, aber du hast doch sicher die meiste Arbeit geleistet! Und diesem Kerl kann man doch nicht vertrauen! Du hast do gesehen, was er abgezogen hat! Er hat dich hintergangen und wollte gemeinsame Sache mit diesem Jason machen!", zickte nun auch Elena und sah mich an. "Hey, und jetzt hört ihr mir mal gut zu! Wir beide haben uns den Allerwertesten aufgerissen, um euch zu retten! Wir haben gemeinsam gekämpft und haben gemeinsam gesiegt! Jeder von uns hat etwas geleistet und ich sehe nicht ein, dass ihr schlecht über Caligo redet! Er ist mein Freund und ich habe, verdammt nochmal, keine Lust, dass ihr über ihn herzieht! Mag ja sein, dass er etwas verrückt ist, aber er ist ein verdammt anständiger Kerl, auch wenn er es nicht zugibt! Aber um das zu merken, muss man ihn kennen. Und das tut ihr nicht! Deswegen habt ihr auch nicht das Recht, in geringster Weise auch nur irgendeine Kritik zu üben!" Puh, das musste mal gesagt werden! Und nach diesem Ausbruch war mir auch schon wieder schlecht. Ich war auch gut. Ich predigte, dass Caligo sich nicht überanstrengen sollte, tat es aber selber. Was war ich für ein Beispiel? Die zwei Mädchen sahen mich nur geschockt an und trauten sich nicht, irgendetwas zu sagen. Sie schluckten, da sie mit meiner Reaktion nicht gerechnet hätten. Tjaja, ich war immer für eine Überraschung gut. "Verzeih, Azrael...Ich wollte dich nicht verärgern.", entschuldigte sich Zelgadis und hockte sich plötzlich auf meinen Schoß. Mit reumütigem Blick sah sie zu mir und schmiegte sich an mich. Doch das 'Beste' kam erst. Caligo war in der Zwischenzeit wieder zurückgekehrt und stapfte wütend auf die Elfe und mich zu. "D-Das ist nicht so, wie es aussieht!", stotterte ich, während Zelgadis verstummte und meinen Freund böse ansah. "Halt deine übergroßen Primitivlingspfoten von dem Kleinen fern, Baumknutscherin!", fauchte mein Kumpane auch schon los. "Als wenn du mir etwas vorzuschreiben hättest! Außerdem hat er doch wohl keine Widerworte gegeben!" Nein, weil ich etwas geschockt war! Mir fehlten einfach die Worte! Das war doch zu verstehen! Zelgadis schmiegte sich weiter an mich und streichelte über meine Wange. "Nicht wahr, du magst das, oder?", hakte sie nach und lächelte mich sanft an. Ja, ich mochte sowas für gewöhnlich, aber nicht bei einer jungen Frau, die ich kaum kannte! "Dennoch wäre es besser, wenn du von mir runter gehst.", meinte ich dann auch und sah der Elfe ins Gesicht. Daraufhin fühlte sich Caligo in seinen Worten bestärkt und hob die Elfe erneut von mir und ließ sie einige Schritte von mir entfernt wieder los. "Jetzt mach brav Sitz!" "Wie kannst du es wagen, du...du Streuner!", fauchte Zelgadis, aber ich bezweifelte, dass Caligo diese Beleidigung etwas ausmachte. "Ihr benehmt euch wie Kinder!", murmelte plötzlich das kleine Händlersmädchen und sah böse zu uns. Hey, was erwartete sie? In jedem Manne steckt ein Kind, dachte ich mir und grinste matt. Caligo schnaubte und setzte sich weeeiiit von uns weg, in eine Ecke des Raumes. Toll, jetzt hatte er noch schlechtere Laune als vorher und ich durfte es wieder ausbaden! Was konnte ich dafür, wenn mich die Elfe bedrängte?! "Wer mich aufweckt ist selbst schuld!", rief er noch zu uns und sank dann mit meinem Kopf gegen die Wand. Na, das waren ja schöne Aussichten. Also ließ auch ich ihn lieber in Ruhe. Ich war nicht auf einen Streit aus... Ich schickte die Mädchen schlafen und wickelte dann selbst meinen Umhang um mich. Ich schlief schnell ein, so müde wie ich war. Dieser Schlaf hielt nur nicht lange an. Mein Bein fing an zu jucken...Wahrscheinlich fing der Heiltrank an, zu wirken. Argh, warum dann, wenn ich schlafen wollte? Genervt stand ich auf und lief ein wenig durch den Raum, um mich abzulenken. Vor dem Fenster blieb ich stehen und blickte hinaus. Etwas entspannter atmete ich die kühle Luft ein und schloss für kurze Zeit die Augen. Es war angenehm still und man konnte gut nachdenken...Ich drehte mich um und erblickte Caligo, der in aller Ruhe schlief. Er sah so niedlich aus, wie er da lag. Friedlich und gar nicht so verrückt, wie er sich verhielt...Langsam schritt ich auf ihn zu und kniete mich neben ihm nieder. Vorsichtig streckte ich die Hand aus, zog sie aber schnell zurück. Was tat ich dort eigentlich? War ich in der Zwischenzeit so vernarrt in ihn, dass ich - um diese Stunde - bei ihm sein wollte. Ihn berühren wollte? Liebte ich ihn gar? Meine Tat sprach Bände: Ich zog meine Handschuhe aus, führte meine Hand zu seinem Kopf und fuhr Caligo sanft durch das Haar. Ja, ich liebte ihn, und ich hatte es die ganze Zeit nicht gemerkt. Wie blind konnte ich denn sein? Aber von da an wusste ich es, und das war doch die Hauptsache! Langsam streichelte ich über seine Wange und lächelte. Ich war einfach überglücklich, aber auch totmüde...Und so kam es, dass mir die Augen zufielen und mein Kopf auf seine Schulter sank. "Kleiner?!" Leise nahm ich eine, mir wohlbekannte Stimme war, und murmelte noch mit geschlossenen Augen "Was is´?" und bekam im Halbschlaf mit, wie ich sachte in den Arm genommen wurde. Hinzu liebkoste mich Caligo mit wohltuenden Bewegungen auf meinem Rücken. "Nichts, schlaf weiter…" Beruhigt schmiegte ich mich an meinen Freund und atmete langsam ein und aus. Es war einfach wunderbar und ich genoss es sehr. "He, lass deine dreckigen Schurkenfinger von ihm! Glaub ja nicht, dass ich dein Gespräch mit dem Räuber vergessen hätte!" Uhm, die Stimme kannte ich auch gut und war eindeutig Zelgadis zuzuordnen. Sie zeterte mal wieder, ohne jeglichen Grund... "Sei ruhig Mädchen!", murrte Caligo und massierte weiterhin meinen Rücken. Warum ließ sich Caligo eigentlich immer auf eine Streiterei ein? Das war doch vollkommen hirnrissig... "Nein, niemals! Jetzt nimm endlich deine Finger von ihm!" , motzte die Elfe. "Wie kannst du seinen müden Zustand nur so ausnutzen!" Indem er es einfach tat. Das war doch wirklich nicht schwer zu verstehen...Aber warum musste Zelgadis auch so schreien? Schlafen konnte ich bei dem Lärm auch nicht mehr. "Geht´s auch ohne Geschrei?" Ich war hellwach und sah die Elfe an. "Erst, wenn der Kerl da dich loslässt!" "Ruhe Grasfresserin!", fauchte Caligo und schrieb mit seinem Finger wiedermal Zeichen in die Luft. Mit einem "Glash!" wurde Zelgadis ruhig gestellt und mein Freund lehnte sich entspannt zurück. Ja, so war es auszuhalten! Ich lächelte den Halbelf an und er erwiderte es sanft. Hm, wie gut ihm das doch stand! Dann drückte er mich näher an sich und wisperte in mein Ohr: "Viel besser so, aye?" Ich nickte zaghaft und gab dabei ein leises und sanftes "Aye" von mir, während ich ihm zärtlich über die Wange streichelte. Es war so schön, seine Nähe zu spüren... "EKLIG!" Da hatte Caligo doch tatsächlich die kleine Elena vergessen, die uns angewidert ansah. Zelgadis gestikulierte wild und versuchte wohl lauthals zu schreien, was ihr nicht gelang. "Ruhe auf den billigen Plätzen!", fauchte ich die Kleine an. Die hatte ja keine Ahnung, wie angenehm es war, mit dem Halbelf zusammen zu sein. "Kleine Frau, sie sollten ihre Zunge besser im Zaum halten, wen sie mit ihr bei ihrem Vater ankommen wollen, aye? Was mich daran erinnert, dass wir vielleicht schauen sollten, ob es schon dunkel genug zum Reisen ist." Entschuldigend lächelte mich Caligo an und stand auf. Zwar fand ich es schade, aber bei dem Lächeln konnte man einfach nicht lange beleidigt sein. Dann blieb mein Freund wieder stehen. "Ach ja, fast vergessen. Tosh!" Er vollführte eine Handbewegung und deutete auf die Elfe, die darauf ihre Stimme zurückgewann und einen frustrierten Schrei losließ. Immer musste sie so laut werden... "Und, dunkel genug für dich?", schmunzelte ich, während ich aufstand und mir den Staub abklopfte. "Werde ich jetzt nachschauen gehen. Ich brauche Frischluft…" Caligo schwang sich seinen Bogen und seine Tasche über die Schulter und zog seinen schwarzen Umhang fest. Kurz darauf war er auch schon die Treppe nach unten verschwunden. Elena und Zegadis tuschelten etwas - wahrscheinlich etwas über den Halbelf und mich - worüber ich mich aber nicht im geringsten aufregte. Ich schwieg und wartete einfach auf die Rückkehr von meinem Freund und setzte mich auf´s Fensterbrett. Caligo ließ nicht lange auf sich warten und verkündete mürrisch "Es ist später Nachmittag, die Sonne wird wohl erst in einigen Stunden untergehen." und sah mich an. "Was tun wir?" Hm, es gab viele Möglichkeiten, wie man Zeit totschlagen konnte..."Ich weiß nicht genau...", meinte ich, während ich mich erhob und auf meinen Gefährten zu ging. "Vielleicht da weitermachen, wo wir aufgehört hatten?" Ich beugte mich zu ihm herunter und flüsterte den letzten Teil in sein Ohr. Vielleicht gefiel ihm die Idee ja... Caligo blinzelte ein paar Mal verduzt und legte seinen Arm um meinen Oberkörper. "Nicht das ich da etwas dagegen hätte, Kleiner…" Verführerisch lächelte er mich an und rieb seine Nase an meiner, "Aber die kleine Händlerstochter ist gerade umgefallen." Die vertrug auch nichts! Wie konnte man so schwache Nerven haben? Ich seufzte und löste mich von Caligo. Langsam trat ich zu Elena und beugte mich zu ihr hinunter. Hm, die war erst einmal neben der Spur und tatsächlich ohnmächtig. Meine Diagnose verkündete ich sofort: "Ohnmächtig." Wie schon gedacht, fügte ich gedanklich noch dazu. "Und wie heißen unsere beiden nervigen Begleiterinnen?", fragte mein Freund das Elfenmädchen und erhielt eine überaus trotzige Antwort - Gut, wenn man es als Antwort gelten lassen konnte, wenn man sich beleidigt auf den Boden setzte. "Das sind Elena und Zelgadis.", antwortete ich für die beiden und blickte leicht genervt drein. Zelgadis ging mir auf die Nerven! "Ah, wunderbar. Muss ja wissen, wessen Ruf sich durch meine bescheidene Begleitung in nächster Zeit drastisch verschl-… ändern wird, aye?" Grinsend sah Caligo die mürrische Elfe an und streckte sich dann. "So, warten wir, bis das Mädchen von alleine wach wird oder wecken wir sie?" "Bedenke: Wenn wir sie wecken nörgelt sie weiter, wenn wir es nicht tun haben wir vorerst Ruhe.", gab ich meinem Kumpanen zu bedenken und verschränkte die Arme. "Also, was ist dir lieber?" Irgendwie konnte ich die Antwort schon ahnen und diese Ahnung bestätigte sich, weniger als zehn Sekunden nach meiner Frage. "Da fragst du? Liegen lassen natürlich!" Die Elfe sah geschockt aus. "Ihr könnt doch ein armes Mädchen hier nicht so liegen lassen? Das geht doch nicht!" Die wusste gar nicht, was alles ging. Aber wieder wurde mir klar, dass ich einen Fehler begangen hatte, als ich Zelgadis die Fesseln und den Knebel abgenommen hatte. Wie nervig einige Leute doch sein konnten! Und ich dachte wirklich erst, dass Caligo schlimm wäre... "Die Kleine wird von selber wieder wach. Aber wenn´s dich glücklich macht kann ich gerne..." Vor mich hin murmelnd nahm ich Elena auf den Arm und legte sie in einer Ecke des Raumes auf ein paar Tüchern ab, die die Banditen wohl als Beute gelagert hatten. Während ich meinen Umhang ablegte und die Kleine damit zudeckte, fragte ich: "Besser so, Zelgadis?" Was fragte ich eigentlich nach? Naja, auch egal, Hauptsache, sie zickte nicht mehr so viel herum! "Viel besser!", meinte Zelgadis lächelnd. "Und sobald Elena aufwacht, gehen wir fort von hier, ja? Es ist hier einfach unheimlich…" War der Turm wirklich so schlimm, oder fiel mir das nicht auf, weil ich einfach nur gute Laune hatte - Die wiederum an einer seeehr bestimmten Person lag? "Wir gehen erst, wenn es dunkel ist, Zelgadis.", erklärte ich lächelnd und sah dabei zu Caligo, also der besagten Person. Mittlerweile wusste ich ja, worauf es ihm ankam und ich wollte es ihm ersparen im Tageslicht zu reisen. Er würde dann nur wieder schlechte Laune bekommen und das wollte ich nicht. So verging eine Weile und Caligo lief unruhig im Zimmer entlang...Eine Beschäftigung, die die Elfe nicht glücklich machte. Sie sah sauer und giftig zu dem Halbelf. "Hör auf, hier rumzulaufen! Du machst mich nervös! Kannst du nichts sinnvolles tun, oder dich einfach hinsetzen?" Mein Freund grollte Zelgadis bedrohlich an, schwieg aber. Mir wurde diese ewige Streiterei auch mal zu viel und so beschloss ich, einfach frische Luft zu schnappen und zu trainieren. So konnte man die Zeit auch herumkriegen! Ich stiefelte also die Treppen hinunter und trat in den Raum, mit den vier toten Banditen. Es lag schon ein leichter Geruch der Toten in der Luft. Das interessierte mich aber nur mäßig und ich trat hinaus auf die Wiese und ins Licht der Dämmerung. Eine leichte Brise wehte und ich atmete tief durch und schloss die Augen um mich zu konzentrieren. Ich fasste noch mit geschlossenen Augen mein Schwert und zog es! Dabei zerteilte ich ein Blatt, das im seichten Wind davon wehte. Die nächsten dreieinhalb Stunden verbrachte ich damit, Übungen zu machen, die ich als 'Mitbringsel' aus der Akademie mitgenommen hatte. Als es jedoch dämmerte und der Himmel sich verfärbte, schob ich mein Schwert zurück in die Scheide und ich atmete entspannt aus. Das Training tat einfach gut und ich konnte mich zufrieden in den Turm zurückziehen. So stapfte ich die Wendeltreppe hinauf und begab mich in den Raum, in dem ich Caligo und die Mädels zurückgelassen hatte. Zelgadis und Elena unterhielten sich miteinander und mein Freund - Der hockte auf dem Boden, mit geschlossenen Augen. Ich wandte mich an die zwei Mädchen und deutete auf Caligo. "Hey, was ist los mit ihm?" "Der hat sich so auf den Boden gepflanzt, nachdem du weg warst. Seit dem hat er sich auch nicht mehr gerührt...", antwortete Zelgadis und unterhielt sich dann weiter mit Elena. Ich seufzte und hockte mich schließlich vor Caligo. "Caligo, komm mal wieder zu dir...", flüsterte ich in sein Ohr und sah ihm dann ins Gesicht. Keine Reaktion. Halloho, Erde an Caligo!! Langsam wedelte ich mit der Hand vor seinem Antlitz hin und her, doch selbst das bekam er nicht mit. Gut, und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt, dachte ich mir und packte ihn an den Schultern. "Hey, Caligo!", nannte ich ihn laut bei seinem Namen und rüttelte ihn kräftig durch. Diese Aktion erbrachte dann auch den gewünschten Effekt und der Halbelf öffnete die Augen. Verdattert starrte er mich an. "Na also, ich dachte schon, ich bekomme dich gar nicht mehr wach.", meinte ich und ließ von ihm ab. Mein Blick schweifte zum Fenster ab und blieb darauf ruhen. "Die Sonne geht unter, wir können weiter." "Aye, gut…" Die nächsten Worte die Caligo aussprach waren wohl mehr laut gedacht, als gewollt. "Musste er mich aus der Dunkelheit holen? Ich hätte ruhig noch-" Da wollte man einmal nett sein und sagte ihm, dass es dunkel wird und dann beschwerte er sich! Die Gedanken hätte er ruhig für sich behalten können...Das dachte Elena wohl auch, so wie sie meinen Freund ansah. Seine Worte schienen ihr Angst gemacht zu haben. "Na, worauf wartet ihr, LOS!", trieb Caligo uns dann jedoch an und schulterte seine Tasche. Auch ich schnappte die meine und folgte dem Halbelf zusammen mit Elena und Zelgadis durch das Treppenhaus zum Ausgang. Dann drehte sich mein etwas verrückter Gefährte zu mir um und musterte mich und die zwei Mädchen. "Also, auf geht's!", rief ich dann und wandte mich noch an Zelgadis und Elena. "Bereit?" Die Elfe war es, so wie sie nickte. "Natürlich! Je schneller wir hier heraus kommen, desto besser!" Jedoch sah das bei der Händlerstochter ganz anders aus. Die Angst stand ihr im Gesicht geschrieben! Was hatte sie denn nun schon wieder für ein Problem? Also wirklich, das Gejammer konnte einem tierisch auf die Nerven gehen. "Aber-aber… keine Pferde? Durch den SUMPF?" Ja, was dachte sie denn? Sollten wir jetzt noch Pferde herbeizaubern, oder was stellte sie sich vor? Tja, Caligo sah das wohl genauso, stapfte auf Elena zu und packte sie grob am Kragen ihres Kleides. "Ja, durch den Sumpf und zwar JETZT, aye?! Was bringt man euch jungen Dingern heutzutage eigentlich bei, in diesen Teilen der Welt?! Wer zögert lebt länger, oder wie?" Uiuiui, Caligo wurde sauer. Ich griff lieber ein, bevor sich seine Laune drastisch verschlechterte. Denn miese Laune stand ihm ganz und gar nicht. "Caligo, lass sie. Sie hatte schon von mir das nötige gesagt bekommen. Nicht wahr, Elena?" Ich warf dem Mädchen ein Blick aus dem Augenwinkel zu und schnell verstummte die Händlerstochter. Sie wusste ganz genau, dass sie keine Widerworte geben sollte und senkte ihr Haupt. Schön, sie hörte auf mich. Ich grinste und verschränkte die Arme. Aber wo Elena recht hatte... "Trotzdem muss ich ihr zustimmen, Caligo, mit Pferden wären wir schneller." "Auf offener Ebene vielleicht… durch das Moor aber? Nah! Viel zu gefährlich, dass die Tiere in ein Sumpfloch purzeln… vor Pferden weichen Löcher noch weniger schnell aus als vor Menschen, also nicht gut. Am Ende würde so ein Sumpfloch noch eins der Pferde anspringen." Jetzt fing er wieder mit den heimtückischen Sumpflöchern an, mit denen er ja schon das letzte mal zu ringen hatte. Leise seufzte ich und sah zu, wie Caligo die kleine Elena hinter sich herschleifte und etwas vor sich hin murmelte. "Der ist ja verrückt!", schrie das Mädchen aus voller Seele. Bemerkte sie das erst jetzt? Von Schnellspannern war ich ja nicht gerade umgeben... "Damit wirst du vorerst leben müssen, Elena.", meinte ich lächelnd und lief unbekümmert weiter. "Daran gewöhnt man sich, nach einiger Zeit." Und ich hatte Recht, ich hielt es immerhin schon erstaunlich lange mit ihm aus, was ich nicht gedacht hätte. "Caligo, da wir gerade bei Sumpflöchern waren...Pass auf, dass du nicht in eins stolperst, wie beim ersten Mal.", warnte ich ihn vor und wurde daraufhin entsetzt von dem Halbelf angesehen. "Das war ein Mördersumpfloch! Es hat mich angesprungen und meinen Fuß angegriffen!" Warum hatte ich mit der Antwort nicht gerechnet? Nun gut, verrückt blieb eben verrückt! Da konnte ich wohl auch nichts dran ändern... "Außerdem, dieses Mal werde ich meine Augen doppelt so gut nach nahenden Sumpflöchern offen halten, aye? Wird schwer sein…" Er seufzte tief. "…aber, solange es Gold dafür gibt, ist alles recht, aye?" Noch immer hielt mein Freund die kleine Elena am Kragen. Auch, als wir wieder den Sumpfpfad betraten. "Gut, dann bin ich ja beruhigt.", meinte ich darauf kopfschüttelnd und lächelnd. "Nicht, dass ich dich wieder befreien darf. Das würde uns nur wieder unnötig aufhalten.", erklärte ich und löste dann den Griff Caligos an dem Kragen der Händlerstochter. "Sie wird uns schon folgen... Und wenn nicht, wird sie leider hier in den Sümpfen umkommen." Und darauf war die Kleine sicher nicht aus. Wenn sie ihren Vater wiedersehen wollte, musste sie schon auf uns hören... "Stimmt auch wieder, Kleiner.", stimmte Caligo mir zu und setzte leise summend den Weg an der Spitze unseres Trupps fort. Ich war heilfroh, dass wir den Weg kannten! Umso schneller würden wir in Gorith ankommen und ich könnte mit der Ausbildung beginnen, die ich schon so heiß ersehnte! Und ich sah nach längerer Zeit mal wieder meine Familie, was mich recht glücklich stimmte. So lief ich in Gedanken weiter... Kapitel 5.2: Alte Freunde - oder Feinde? Wen interessiert's! ------------------------------------------------------------ "Ihr kennt euch?!", platze es auch schon aus Azrael heraus, während er dumm dreinblickend von Jason zu mir schaute. Oh ja, wir kannten uns. Recht gut sogar. "Jason Flinkklinge." Der schwarzhaarige Bandit lachte schallend. "Caligo Lexxon der Verrückte." Azrael sank säuerlich grummelnd an die Steinwand neben mir. "Jason… ich wusste gar nicht, dass du in diese Landesregion gezogen bist." Diskret schätzte ich seine braunhaarige Begleiterin ein. Sie sah mehr nach einer guten Kriegerin als nach einer Magierin oder ähnlichem aus. Gut. "Musste mich verdrücken, nachdem ich nem Hexer unangenehm aufgefallen war.", erklärte Jason grinsend. "Und was führt den Selbstmordbanditen Caligo Lexxon hierher?" Ich bemerkte abwesend Azrael, wie er mir einen genervten Blick zu warf. Na toll, was sollte ich sagen? Entschuldige Jason, mein Freund, ich soll deine Geisel zurückbringen und bin mit einem angehenden Gar- Ohhhh nein! Nein, nein, nein, nein! Caligo, Diener des Lor, gibt NICHT zu, dass er mit einem gesetzestreuen Mann unterwegs ist! Mit meinem Zeigefinger auf Azrael deutend meinte ich: "Er hat mich hergeführt." "Was redest du für einen Mist, Caligo?!", fauchte dieser. "Du wolltest doch, dass ich dich mit den Händlern begleite! Und du bist mir freiwillig hier hin gefolgt!" Jasons Augenbrauen erklommen neue, ungeahnte Höhen und er sah uns interessiert an. Seine Begleiterin wurde indessen etwas unruhig und tappte von einem Fuß auf den anderen. "War ja nicht so, als wenn ich was besseres zu tun hatte!", fauchte ich zurück. "Oh nein, komm jetzt nicht so!" Böse sah der Krieger mich an. "Grad noch mit mir Banditen töten und mir jetzt in den Rücken fallen! Das habe ich gerne!" Knurrte er? Er knurrte! Ein Seufzen von Jason unterbrach meine Antwort. "Ich dachte ja zuerst, das wäre hier ein Kampf weil es aus versehen dein Jagdgebiet war, dass ich eingenommen habe, Caligo… aber da du anscheinend deine gute Erziehung vergessen hast und einem Gesetzesgläubigen hilfst…" Der Banditenanführer hob seine Hand. "Rita, los!" Wie auf''s Wort zischte die Braunhaarige mit erhobenem Schwert auf uns los. Ohne Mühe parierte Azrael ihren Angriff. "Du musst mehr Schwung in den Schlag legen!" Na wunderbar. Machte der Kleine hier draus Unterrichtsstunden. Schnell wandte ich meinen Blick zu Jason, der seine zwei Dolche zog und auf mich zu preschte. Während Azrael Rita noch etwas verhöhnte - "Deine Deckung ist mies!" - sprang ich zur Seite um Jasons Angriff auszuweichen. Da Jason es auf mich abgesehen hatte und Azrael mit Rita spielte, musste ich wohl auf's ganze gehen. Bei seinem nächsten Angriff kam ich Jason zuvor, stürmte auf ihn los und schubste ihn zurück in den Raum hinein. Kampfpartner reagierten immer so geschockt, wenn man Suizidmethoden einsetzte - sogar, wenn sie wussten, dass ich so etwas machte. Nach einem kurzen Blick zu Azrael, der immer noch Rita beschäftigte, begann ich wieder einen Zauber. Aus dem Augenwinkel heraus sah ich, wie Rita zu Boden ging und strich sie damit von meiner Liste der Sorgen. "Oh nein, so nicht Caligo!", brüllte Jason plötzlich und schmiss seinen Dolch. Oha. Stimmte ja, der wusste von meinem Magietalent. Schnell wich ich zur Seite aus, rempelte dabei Azrael an und sprintete dann an ihm vorbei, in den dunkelsten Teil des Raumes. Meine Hände kreisten einmal in der Luft und zufrieden sah ich zu, wie Schatten sich um meinen Körper versammelten. Mit einem "Schatten, zu MIR!" schlossen sie mich ein. Während ich überlegte, was ich tun könnte, beobachtete ich Jason, der sich jetzt wild im Raum umsah und dabei Azrael im Auge behielt. "Na, spielst du schön?!", warf der Kleine ihm entgegen. Jason knurrte in Azraels vage Richtung. "Caligo du Schattenpriester, komm raus!" Was sollte ich? Meine Deckung aufgeben? Ja war ich denn doof?! Wozu hatte denn Azrael den großen Zahnstocher! "Sieht so aus, als hätte er keine Lust! Also musst du wohl mit mir vorlieb nehmen...Ist dir sicher ganz recht, wo ich doch deine kleine Freundin da getötet habe..." Na holla, der Kleine ging im Kampf ja richtig auf. Vorsichtig wartete ich im Schatten ab, während Jason seinen dritten Dolch zückte und mit den Doppelwaffen auf Azrael einstürmte. Wie hieß es doch so schön…? Der Schatten muss lang werden, bevor man das Licht erlöschen lässt… Schmunzelnd beobachtete ich, wie Jason ihn an der Backe kratzte. "Hey, das kann ich auch...Aber mein Schwert hinterlässt garantiert größere Kratzer." Also, die Taktik mit dem Hohn im Kampf hatte er gut gelernt, der Kleine. Dann grinste ich, als er Jason mit einem Hieb eine Fleischwunde auf den Oberkörper ‚zauberte'. Geduldig wartete ich den besten Zeitpunkt für meinen Angriff ab. Sobald Jasons Rücken vor mir sein würde… Kalkulierend bewegte ich meine Basiliskenzunge in meiner Hand. Amüsiert sah ich noch etwas weiter zu, wie Azrael Jason ärgerte, bis… "Na, komm schon! Ich will hier nicht anwurzeln!" Ah, kluger Kleiner! Jason wirbelte um ihn herum, stellte sich in Position und holte zum Angriff heraus… In dem Augenblick ließ ich den Schattenzauber fallen, preschte nach vorne und hieb ihm von hinten meinen Dolch in den Körper. Er gurgelte, ließ seine Dolche fallen und hielt seine Hände an seine Brust, wo die Spitze meines Dolches herausschaute. "Überraschung!" Mit einem Ruck zog ich meinen Dolch wieder heraus. "Die ist dir gelungen! Danke..." Azrael stützte sich auf sein Schwert und betrachtete kurz sein blutendes Bein. Hübsch sah's nicht aus. "Nun zu den Geiseln..." Und mit diesen Worten wandte er sich an die Elfe und die Händlerstochter. Langsam ging er zu ihnen hinüber und band die Elfe los . Mit einem bösen Blick deutet er dann, in meine Richtung blickend, zur Händlerstochter. "Ich mach ja, ich mach ja!" Leicht trotzig stapfte ich zum Mädchen und löste sie von den Fesseln. "Das wurde auch Zeit!", warf die freche Göre mir auch direkt an den Kopf. Ein Schnauben war meine einzige Antwort. Die Elfe sprang währenddessen auf und warf sich Azrael um den Hals. "Mein Retter." Ohhhh nein, Madame! "Aber nicht doch, mein Freund hat mir schließlich geholfen.", meinte Azrael unbeholfen und deutete zu mir. Mühselig versuchte er dann, sich aufzurappeln. In dem Augenblick musste ich der Elfe - Waldelfe, stellte ich naserümpfend fest - mal die Rangordnung zeigen. Leicht säuerlich stapfte ich zu ihr und Azrael und hob sie grob von ihm runter. "Siehst du nicht, dass du ihn behinderst?", grollte ich ihr zu "Hey, du hast mir gar nichts zu sagen!", fauchte sie auch direkt zurück. Elendige Baumknutscherin! "Caligo, ist schon gut. Hört lieber auf, euch zu streiten! Das kann ich jetzt echt nicht brauchen.." Mein Blick schweifte zu Azrael, der müde an der Steinwand lehnte. Langsam nickte ich dann. "In Ordnung. Wir sollten sowieso schlafen - die Morgendämmerung ist nicht mehr nah entfernt, wenn mein Zeitgefühl mich nicht trügt." "Wir sollen in diesem banditenverseuchten Drecksloch schlafen?!", schrie die Händlerstochter plötzlich dazwischen. "Ja, es sei denn, du willst draußen schlafen!" Bekräftigend nickte ich zur Unterstreichung von Azraels Worten. "Stell dich bitte nicht so an. Diese Nacht wirst du wohl hier überleben!" Genau, der Kleine hatte recht. "Außerdem ist es der Tag, den wir hier bleiben." Grollend betrachtete ich die Waldelfe, während ich dies sagte. Wagte die es doch, sich an Azraels Arm zu hängen! "Wir reisen kommende Nacht weiter." Sofort sah ich mich im Raum genauer um, um Schlaflager aufschlagen zu können. "Warum in der Nacht? Es wäre sicherer, am Tag durch die Moore zu gehen!" Warum nur erstaunte es mich nicht, dass die Waldelfe etwas dagegen hatte? "Nein, wäre es nicht. Außerdem sind Azrael und ich verwundet, bevor wir etwas Ruhe gehabt haben sind alle hier gefährdet, egal, welche Tageszeit es ist." Ich war wütend. Sauer. Auf die Elfe. Die immer noch recht stark klammernd an dem Arm meines Kleinen hing. Deshalb wirbelte ich auch herum, als das verwöhnte Händlersbalg ihre Stimme erhob und fauchte zu ihr: "Klappe, du dummes Ding! Entweder reist du mit uns oder gehst alleine durchs Moor!" Endlich löste Azrael sich von der Elfe. "Caligo hat recht. Es wäre verhängnisvoll, wenn wir nicht kämpfen könnten..." "Aber ihr habt es doch auch geschafft, diese schlimmen Banditen in eurem angeschlagenem Zustand zu töten." Und begleitet mit diesen Worten war ein blendendes Lächeln, an Azrael gerichtet. Ich HASSTE die Elfe. Was erwartete ich aber auch? Sie war eine WALDelfe. Fast so schlimm wie Hochelfen. "Und wir sollen jetzt hier bei den Leichen schlafen?", piepste die verwöhnte Händlertochter wieder dazwischen. "Ich habe schon AUF Leichen geschlafen, Mädchen. Da wirst du wohl einen Tag neben einer aushalten" Azrael unterhielt sich in ruhigen Tönen mit der Elfe und nun war ich wirklich beleidigt. Bis seine Sitmme zu mir herüber schwappte: "Caligo, mach ihr keine Angst, sonst wird es nur noch unerträglicher mit ihr... Ach ja, kannst du mir was von dem Heiltrank holen?" Nein, konnte ich nicht, kleiner Waldelfen-Verschwörungs-Anhänger… Ich seufzte. "Ja, kann ich. Wie wär's hiermit? Du bringst Madame Verwöhnt und die Waldkrabblerin einen Stock weiter runter, wo es keine Leichen gibt und ich besorge Heiltränke und Verbandsmaterial?" ‚Und sacke alles Wertvolle im Turm ein', fügte ich geistig noch hinzu. Wenn ich schon mit einer Waldelfe auskommen wollte, wollte ich wenigstens dafür bezahlt werden. "Okay, aber nimm wirklich nur die Tränke mit." Ja für wen hielt mich Azrael denn? Ts. So schnell es mein angeschlagener Körper erlaubte stapfte ich an Azrael und den Damen vorbei, hinunter in das Erdgeschoss. Die Heiltränke hatte ich schnell genug gefunden, zusammen mit etwas mehr Morphium und einige anderen netten… Tinkturen. Dazu kamen ein paar Goldstücke und ein wenig Schmuck. Das wirklich gute Zeug musste noch oben liegen, was auch Sinn machte. Langsam ging ich die Treppe wieder hoch. Ich betrat den zweiten Stock und sah die Elfe, wie sie fast auf Azrael hing - der sich bereits so weit entkleidet hatte, dass man seine Wunde am Bein sehen konnte. "Einmal Heiltränke und -kräuter, bitte sehr!", rief ich ihm zu und drückte ihm drei Fläschchen und ein paar grün-braune Kräuter in die Hand. "Kommst du mit den beiden Damen alleine zurecht, Kleiner?" "Warum? Was hast du vor?" Hmpfh. Das jeder immer annahm, ich hatte etwas vor… Na schön, meistens hatte ich etwas vor… "Ich will mich im Turm noch mal genau umsehen. Draußen auch. Ich will nicht im Schlaf überrascht werden, Kleiner." In Wahrheit wollte ich natürlich die Beute oben einsacken und draußen meine Gebete zu Lor sprechen… Aber das brauchte von denen keiner zu wissen. Nach einem fragend dreinblickendem Blick meinte Azrael noch: "Na dann viel Spaß…" Unter größtem Willenszwang brachte ich mich dazu, nicht die Waldelfe anzufauchen, als sie sich über meinen kleinen lehnte und ihn verarzten wollte. Still sagte ich zu mir, dass ich ihn bereits einmal verarztet hatte und somit der Elfe weit voraus war. Im oberen Geschoss angekommen trat ich Jason nur so noch einmal in die Seite und durchforstete den Raum dann nach Wertvollem. Und wurde fündig. Gut 40 Goldtaler, einige sehr wertvolle Edelsteinketten und einen schönen, fein geschliffenen und mit Rubinen besetzten Dolch. ‚Den schenke ich irgendwann mal dem Kleinen,' beschloss ich und machte mich wieder auf den Weg nach unten. Die Sonne ging zwar bald wieder auf, aber genug Zeit für meine Gebete war noch. Im Vorbeigehen grinste ich Azrael an. "Viel Spaß! Ich seh mich draußen um!" Und mit den Worten lief ich die Treppe weiter runter, um nach draußen ins Mondlicht zu treten. Wie ich bereits gedacht hatte, war die Morgendämmerung nicht mehr weit entfernt. So schnell wie möglich ging ich so weit vom Turm weg, dass man mich nicht mehr sehen konnte und ließ mich af den Boden sinken. Meine Arme überkreuzend und im Schneidersitz sitzend atmete ich tief ein und aus. Meine Seite und mein Arm schmerzten unschön, aber nach einigen Augenblicken der Konzentration spürte ich davon nichts mehr und fing stattdessen an, leise zu summen. Bald wurde aus dem leisen Summen das melodische Murmeln von Wörtern.. Unentwegt wiederholte ich die drei obersten Gebete des Lor, das Schatten-, das Mond- und das Nebelgebet. Nachdem ich die drei Gebete einige Male vor mich hin gemurmelt hatte, kehrte ich zum Summen zurück und hörte schließlich ganz damit auf, Geräusche zu fabrizieren. Einige Sekunden lang hörte ich nur auf das leise Rauschen des Windes, bevor meine Seite sich wieder schmerzhaft meldete und ich seufzend aufstand. Nun wieder besserer Laune drehte ich mich um und wanderte wieder in den Turm. Leise vor mich hinsummend ging ich langsam die Stufen hoch und trat in das Zimmer. Und was erblickten meine Augen, als ich den schattigen Raum endlich betrat? Eine grummelnd an ihrem Kleid zupfende Händlerstochter und eine Elfe - die Waldelfe! - auf dem Schoß meines Kleinen! Ja war das denn die Höhe?! Und nicht nur das, nein, die Elfe verbrachte ihre Zeit auf dem Schoß meines Kleinen auch noch damit, sich an ihn zu schmiegen und über mich herzufallen! Entschlossen stapfte ich auf die beiden zu. "D-Das ist nicht so, wie es aussieht!", stotterte Azrael plötzlich, als er mich erblickte. Die Elfe verstummte, wandte ihren Kopf zu mir und sah mich böse an. Ich war ja sooooo beeindruckt. Konnte man den Sarkasmus hören? "Halt deine übergroßen Primitivlingspfoten von dem Kleinen fern, Baumknutscherin!", fauchte ich auch schon los. "Als wenn du mir etwas vorzuschreiben hättest! Außerdem hat er doch wohl keine Widerworte gegeben!" Nein, wahrscheinlich war er von deiner Berührung vor Angst paralysiert worden! "Nicht wahr, du magst das, oder?" Meine Augenbraue zuckte gefährlich, während ich zusah, wie die Elfe sich wieder Azrael zuwandte. Vorsichtig schlich ich mich an sie an. "Dennoch wäre es besser, wenn du von mir runter gehst.", meine jetzt auch Azrael und das war alles, was ich an Unterstützung brauchte. Mit einem Griff hob ich die Elfe hoch und setzte sie unwirsch einige Schritte von Azrael entfernt wieder ab. "Jetzt mach brav Sitz!" "Wie kannst du es wagen, du...du Streuner!" Oh. War das deine beste Beleidigung, Mädchen? Schade um die verbrauchte Luft, in diesem Falle. "Ihr benehmt euch wie Kinder!", murmelte plötzlich das kleine Händlersmädchen. He, was erwartete sie von mir? Verantwortungsbewusstes, klares Handeln? Ich schnaubte und setzte mich schließlich weit weg von allen anderen in eine Ecke des Raumes. Vorsichtig lehnte ich mich an die Wand und zog meinen Umhang um mich. "Wer mich aufweckt ist selbst schuld!", rief ich zu den anderen und sank dann mit meinem Kopf gegen die Wand. Sollten die doch alle tun, was sie wollten. Töten konnte ich die Elfe danach immer noch. Geduldig wartete ich, bis Azrael die beiden Mädchen ins Bett geschickt hatte und selbst seinen Umhang um sich wickelte. Dann beobachtete ich die Schalfenden noch eine Weile, bis ich mir sicher war, dass sie alle schliefen. "Lor sei Dank, endlich Ruhe!", seufzte ich in den ruhigen Raum und drehte mich so lange, bis ich bequem lag. Erst dann konnte ich einschlafen. Der Übergang von Schlaf auf Erwachen war fast unbemerkbar diesmal, etwas, dass mir nur selten passiert. Meistens bin ich zu angespannt, um in Ruhe schlafen zu können. Das erste was mir auffiel, waren die leisen Töne von Stimmen, als wenn jemand im Raum miteinander sprechen würde. Nach einigen Sekunden hatte ich die Stimmen als die der zwei Mädchen erkannt. Als nächstes viel mir eine warme, wohltuende Gestalt an meiner Seite auf. Ich öffnete ein Auge… und starrte direkt auf Azraels stillen Kopf. "Kleiner?!" Ein Murmeln und Grummeln ertönte von dem schlafenden Menschen an mir. "Was is´?" Ich grinste und manövrierte vorsichtig meinen Arm um seinen Oberkörper herum. Sanft begann ich, kleine Kreise auf seinem Rücken zu ziehen. "Nichts, schlaf weiter…" Ich wäre nicht Caligo, wenn ich die Situation nicht ausnutzen würde und ein wenig Kuscheln dabei rausschlagen könnte. Zufrieden beobachtete ich den Kleinen, wie er sich an mich schmiegte. Wunderbar. "He, lass deine dreckigen Schurkenfinger von ihm! Glaub ja nicht, dass ich dein Gespräch mit dem Räuber vergessen hätte!" Natürlich musste mir jemand einen Strich durch die Rechnung machen. Und nicht nur jemand, nein, die Waldelfe. "Sei ruhig Mädchen!", murrte ich und massierte weiterhin Azraels Rücken. "Nein, niemals! Jetzt nimm endlich deine Finger von ihm!" , motzte die Elfe. "Wie kannst du seinen müden Zustand nur so ausnutzen!" Musste die so schreien? Am Ende weckte sie noch - "Geht´s auch ohne Geschrei?" - Zu spät. Azrael war wach. "Erst, wenn der Kerl da dich loslässt!" Der Kerl war wach, anwesend und genervt. "Ruhe Grasfresserin!" In Windeseile schrieb ich mit meinem Finger zwei Runen in die Luft. "Glash!" Zufrieden lehnte ich mich dann weiter zurück. Stillezauber waren ja sooo praktisch! Doch die Elfe wurde angesichts des Lächelns, das Azrael mir plötzlich gab, komplett aus meinem Gedächtnis gelöscht. Sanft lächelte ich zurück und presste Azrael mit meinem Arm noch näher an mich heran. "Viel besser so, aye?", wisperte ich dann in sein Ohr. Das scheue, kleine Nicken von Azrael und das sanfte "Aye," das als Antwort kam war schon wunderbar. Die Hand des Kleinen, wie sie meine Wange streichelte, war nur noch besser. Hmmm… und diese Augen… stundenlang könnte ich sie anstarren… "EKLIG!" Ich zuckte zusammen. Hatte ich doch tatsächlich die zweite Nervensäge vergessen. Mit einem eiskaltem, bösen Blick drehte ich meinen Kopf zu der inzwischen wild gestikulierenden Waldelfe und dem uns abstoßend anschauenden Menschenmädchen. "Ruhe auf den billigen Plätzen!", fauchte auch Azrael sie an. Jawohl, das war mein Kleiner. "Kleine Frau, sie sollten ihre Zunge besser im Zaum halten, wen sie mit ihr bei ihrem Vater ankommen wollen, aye? Was mich daran erinnert, dass wir vielleicht schauen sollten, ob es schon dunkel genug zum Reisen ist." Mit einem entschuldigendem Lächeln an Azrael stand ich langsam auf. Dann stoppte ich. "Ach ja, fast vergessen. Tosh!" Ich vollführte eine Handbewegung und deutete auf die Waldelfe. Sofort lies sie einen frustrierten Schrei los. Dummes, schreiendes, Waldelfenmädchen! Die konnte doch nicht älter als 80 sein! "Und, dunkel genug für dich?", schmunzelte Azrael schließlich, während er sich abklopfte. "Werde ich jetzt nachschauen gehen. Ich brauche Frischluft…" Grummelnd schwang ich meinen Bogen und meine Umhängetasche um meine Schultern und zog den schwarzen Umhang zu. Dann stapfte ich schon die Treppe herunter. Direkt im Tor des Turms blieb ich stehen. Sonnenlicht! Schon wieder! Seufzend funkelte ich leicht säuerlich in die Sumpflandschaft und machte dann schließlich kehrt. Langsam trottete ich wieder die Treppe hoch ins ‚Schlafzimmer'. "Es ist später Nachmittag, die Sonne wird wohl erst in einigen Stunden untergehen.", meinte ich mürrisch und schaute Azrael an. "Was tun wir?" Die Mädchen würdigte ich keines Blickes. "Ich weiß nicht genau...", meinte Azrael, während er auf mich zu kam. "Vielleicht da weitermachen, wo wir aufgehört hatten?" Er beugte sich zu mir herunter und flüsterte mir den letzten Teil ins Ohr. Bliklebuuba. Ich blinzelte ein paar Mal und schob meinen Arm wieder um Azraels Oberkörper herum "Nicht das ich da etwas dagegen hätte, Kleiner…" Verführerisch lächelte ich ihn an und rieb meine Nase an seine, "Aber die kleine Händlerstochter ist gerade umgefallen." Was stimmte: Das Mädchen war wohl ohnmächtig geworden. Azrael seufzte, entfernte sich von mir und ging zu dem Mädchen herüber. Sich zu ihr herunterbeugend verkündete er: "Ohnmächtig." Das Mädchen war wohl nichts gutes gewohnt, was? Oh. Dem Gesichtsausdruck der Waldelfe nach zu urteilen hatte ich den letzten Satz wohl laut gesagt. Eine meiner weniger hilfreichen Eigenarten. Na ja, egal. "Und wie heißen unsere beiden nervigen Begleiterinnen?"; fragte ich gespielt fröhlich. Die Antwort der Elfe war fast so amüsant wie das ohnmächtig werden des Mädchens: Sie setzte sich brummig auf den Boden. "Das sind Elena und Zelgadis.", erklärte Azrael mir nun. "Ah, wunderbar. Muss ja wissen, wessen Ruf sich durch meine bescheidene Begleitung in nächster Zeit drastisch verschl-… ändern wird, aye?" Grinsend sah ich kurz die Elfe an und streckte mich dann ein wenig. "So, warten wir, bis das Mädchen von alleine wach wird oder wecken wir sie?" "Bedenke: Wenn wir sie wecken nörgelt sie weiter, wenn wir es nicht tun haben wir vorerst Ruhe.", meinte der Kleine und verschränkte die Arme. "Also, was ist dir lieber?" "Da fragst du? Liegen lassen natürlich!" Die Elfe sah geschockt aus. "Ihr könnt doch ein armes Mädchen hier nicht so liegen lassen? Das geht doch nicht!" Natürlich ging das. Nervende Elfe. Bei dem Gedanken, dass wir mit den beiden noch durch das Moor bis nach Gorith mussten… da lief es mir eiskalt den Rücken runter. "Die Kleine wird von selber wieder wach. Aber wenn´s dich glücklich macht kann ich gerne..." Während Azrael so vor sich hin murmelte, nahm er das Mädchen hoch und legte sie in einer Ecke des Raumes auf ein paar dünnen Tüchern ab. Sie mit seinem Umhang zudeckend fragte er: "Besser so, Zelgadis?" "Viel besser!", meinte die Elfe lächelnd. "Und sobald Elena aufwacht, gehen wir fort von hier, ja? Es ist hier einfach unheimlich…" Ich schnaubte. Eigentlich fand ich's ja ganz heimisch hier... Na gut, Jasons Leiche oben würde wohl früher oder später einige Aasfresser anlocken, aber hey, die konnte man auch rausschaffen. "Wir gehen erst, wenn es dunkel ist, Zelgadis.", erklärte Azrael lächelnd und sah dabei zu mir. Sehr freundlich von ihm, dass er so auf mich achtete. Und im Dunkeln konnte man wirklich besser reisen. Verstanden die denn nicht, dass man da den Schutz des Lor hatte? Tags bekam man den meist nicht! Nichtsdestotrotz war mir mächtig langweilig. Vielleicht sollte ich den Kleinen zu etwas Spaß überreden? Hm… nein. Im Raum oben lagen zwei Leichen, draußen schien die Sonne, unten im Raum lagen die Banditenleichen… und hier saßen die beiden Mädchen. Keine passende Örtlichkeit da. Zumindest nicht, wenn der Kleine sich so benahm, wie ich ihn einschätzte. Seufzend tigerte ich eine Zeit lang im Zimmer herum. Eingesperrt sein stand nicht auf meiner Liste der liebsten Sachen. Und normalerweise würde ich jetzt noch schlafen - aber nein, mein Schlafrhythmus war erst mal durcheinander. Und die Elfe, die mich giftig anstarrte, half auch nicht weiter! "Hör auf, hier rumzulaufen! Du machst mich nervös! Kannst du nicht´s sinnvolles tun, oder dich einfach hinsetzen?" Bedrohlich grollte ich sie an, sagte aber ansonsten nichts. Missmutig sah ich dann zu, wie Azrael sich der Treppe zuwandte. Na, wenn der Kleine schon nach draußen floh konnte ich auch etwas ruhiger werden! Ich ließ mich dort, wo ich gerade stand, auf den Boden fallen und überkreuzte meine Beine. Langsam presste ich meine Hände zusammen und hielt sie ein Stückchen von meiner Brust weg. Mit Mühe versuchte ich, wenigsten ansatzweise so meditieren zu können. Nach einigen Minuten schaffte ich es sogar endlich, eine tiefere Meditation zu erreichen. Meine Atmung wurde langsamer und tiefer, mein Körper entspannte sich und die kleinen Wehwehchen von meinen Wunden verschwanden. Ich nahm keine Geräusche meiner Umwelt mehr wahr und verlor mich bald in einem Zustand von angenehmer Ruhe. Wie immer, wenn ich so meditierte, stellte ich mir vor in einem absolut dunklem Raum zu sitzen. Es war eine Standartmeditation für Lorpriester und tat wunder für die innere Ruhe. Ich wurde letztendlich sogar so entspannt, dass ich jegliches Zeitgefühl verlor und in eine Art tiefen, geistigen Halbschlaf verfiel. Irgendwann glaubte ich zu spüren, wie ein Windhauch an meiner Wange strich… aber es war zu angenehm in der Dunkelheit, als dass ich hervorgekommen wäre, um die Ursache für den Windhauch zu suchen... Wenig später spürte ich es. Ein Wispern drang in meine Dunkelheit ein… Wispern…? Ein Wispern nach mir…? Nach einigen furchtbar verwirrenden Minuten bekam ich endlich wieder mit, wo ich war und starrte in das Gesicht von Azrael, während er mich recht heftig durchrüttelte. "Na also, ich dachte schon, ich bekomme dich gar nicht mehr wach." Er ließ von mir ab und wandte seinen Blick zum Fenster. "Die Sonne geht unter, wir können weiter." "Aye, gut…" Musste er mich aus der Dunkelheit holen? Ich hätte ruhig noch- Der dumme Blick auf dem Gesicht der Händlerstochter - Elena, richtig, das war ihr Name - ließ mich erstarren. Hatte ich das laut gesagt? … Egal! "Na, worauf wartet ihr, LOS!" Ich stellte sicher, das meine Tasche gut saß und bewegte mich die Treppe hinunter auf den Ausgang zu. Die Gruppe folgte mir. Im Türrahmen des Ausgangs blieb ich stehen und schaute zurück. Azrael und Zelgadis standen bereit, aber das Mädchen vom Händler schaute ängstlich zu uns. "Also, auf geht's!", rief Azrael und meinte an Elena und die Elfe gewandt: "Bereit?" Die Elfe lächelte nur und nickte. "Natürlich! Je schneller wir hier heraus kommen, desto besser!" Die Elfe nervte. Äußerst viel. Das Mädchen machte mir mehr Sorgen. "Aber-aber… keine Pferde? Durch den SUMPF?" Ich warf meine Hände in einem Stummen Schrei an Lor dem Mond entgegen, lief zu Elena und packte das Mädchen am Kragen ihres recht schmutzigen gelben Kleides. "Ja, durch den Sumpf und zwar JETZT, aye?! Was bringt man euch jungen Dingern heutzutage eigentlich bei in diesen Teilen der Welt?! Wer zögert lebt länger oder wie?" "Caligo, lass sie. Sie hatte schon von mir das nötige gesagt bekommen. Nicht wahr, Elena?" Oh. Das kleine Menschenmädchen hatte Azrael irgendwie verärgert. Hm. Musste mal unbedingt herausfinden womit und wieso. Mein kleiner grinste plötzlich und verschränkte seine Arme vor der Brust. "Trotzdem muss ich ihr zustimmen, Caligo, mit Pferden wären wir schneller." "Auf offener Ebene vielleicht… durch das Moor aber? Nah! Viel zu gefährlich, dass die Tiere in ein Sumpfloch purzeln… vor Pferden weichen Löcher noch weniger schnell aus als vor Menschen, also nicht gut. Am Ende würde so ein Sumpfloch noch eins der Pferde anspringen." Leicht genervt zog ich Elena hinter mir her in die Richtung des Moorweges, während ich so vor mich hin brabbelte. Mein Unterfangen wurde auch nicht gestoppt, als das Mädchen: "Der ist ja verrückt!", schrie. "Damit wirst du vorerst leben müssen, Elena.", hörte ich meinen kleinen sagen. Und er hatte Recht. "Daran gewöhnt man sich, nach einiger Zeit." Hoffte ich doch. Außerdem - das war mein Markenzeichen! "Caligo, da wir gerade bei Sumpflöchern waren...Pass auf, dass du nicht in eins stolperst, wie beim ersten Mal." Ich sah Azrael entsetzt an. "Das war ein Mördersumpfloch! Es hat mich angesprungen und meinen Fuß angegriffen!" Verrückt sein war immer lustig. Manchmal nur lustiger als sonst. "Außerdem, dieses Mal werde ich meine Augen doppelt so gut nach nahenden Sumpflöchern offen halten, aye? Wird schwer sein…" Ich seufzte. "…aber, solange es Gold dafür gibt, ist alles recht, aye?" Elena immer noch am Kragen haltend betrat ich den Sumpfpfad. "Gut, dann bin ich ja beruhigt.", meinte er kopfschüttelnd und lächelnd. "Nicht, dass ich dich wieder befreien darf. Das würde uns nur wieder unnötig aufhalten." Sanft löste er dann meinen Griff an Elenas Kragen. "Sie wird uns schon folgen... Und wenn nicht, wird sie leider hier in den Sümpfen umkommen." "Stimmt auch wieder, Kleiner.", stimmte ich ihm zu und setzte leise summend meinen Weg and er Spitze unseres Trupps fort. Jetzt wo wir den Weg einmal kannten war es nur noch eine Frage der zeit, bis wir in Gorith ankommen würden. Und was das beste daran war? Gorith hatte einen geheimen Lor-Tempel! Allein der Gedanke an diesen ließ mich sogleich wieder fröhlich werden… Kapitel 6.1: Wettrennen gefällig? --------------------------------- Es war relativ still um uns herum, als wir unseres Weges durch das Moor zogen. Caligo - neben dem ich lief - hörte man nur ab und an leise summen. Das Mädchen und die Elfe liefen hinter uns. Und obwohl ich keine Augen im Hinterkopf hatte, spürte ich, wie mir Zelgadis mit jeden Schritt den wir gingen, etwas näher kam. Auf was war sie wohl wieder aus? Nun, diese Frage wurde mir einen Augenblick später beantwortet... "Azrael, ich bin gerade umgeknickt und mein Knöchel tut weh. Könntest du mich ein Stück tragen?" Das sollte ich glauben? Elfen waren doch sonst so leichtfüßig und da knickte sie um? "Meinst du nicht, dass es etwas unfair den anderen gegenüber wäre, wenn du getragen wirst?", seufzte ich und blickte zu ihr. "Aber es tut wirklich weh!", nörgelte sie und zupfte an meinem Ärmel, um mich weich zu kriegen. Um ihrer 'Qual' Ausdruck zu verleihen sah sie mich noch flehend an und quengelte: "Bitte, Azrael." In mir tobte ein Konflikt: Tragen oder nicht tragen? Wenn sie wirklich Schmerzen hatte, war ich daran Schuld, wenn es schlimmer wurde. Wenn aber nicht, dann war ich einfach nur ziemlich naiv, dass ich Zelgadis geglaubt hatte. Jedoch gab ich schnell meinem Mitgefühl nach und blieb stehen. "Steig auf." Oh, ich war einfach zu nett! Das sollte ich mir wirklich abgewöhnen!! "Danke, Azrael!" Und schneller, als ich gucken konnte kletterte Zelgadis auf meinen Rücken und machte es sich bequem. Caligos Blick war weniger annehmlich und die Wut stand ihm ins Gesicht geschrieben. "Spielen wir hier Reitpferd, oder was? Das Püppchen kann gut alleine laufen, Azrael.", fauchte er und seine Schritte wurden schneller. Oh, musste der wegen jeder Lapalie gleich so ausrasten? Dann trug ich eben die Elfe, aber seine Eifersüchteleien konnte er sich wirklich sparen... "Caligo, warte gefälligst!", fauchte ich ihm hinterher. "Reg dich nicht so auf! Ich trage sie doch nur für eine Weile!" "Darf ich anmerken, Kleiner, dass du angeschlagen bist, eine Elfe auf deinen Schultern trägst und dabei durch theoretisch, potentiell gefährliches Gebiet gehst? Und nur damit ihr es zu Kenntnis nehmt: Wenn uns ein... sagen wir, Blutpanther anhopst, dann stelle ich mich nicht in die erste Reihe!" Wie süß, er machte sich Sorgen! Aber es war meine Sache und ich wusste, was ich mir zumuten konnte! "Ich bin kein Weichei, Caligo!", meinte ich missmutig zu meinem Gefährten. "Und selbst wenn...Ich kann Zelgadis immer noch abwerfen, wenn ich kämpfen muss!" Und da hatte ich keine Skrupel! Einen Kampf würde ich mir nicht entgehen lassen! Zwar gefielen meine Worte Zelgadis nicht, was sich in einem Raunen zeigte, dafür schienen sie Caligo zu erfreuen. Er grinste breit, als er "Na, in diesem Falle... miez, miez miez…" sagte und so tat, als würde er das Tierchen anlocken und dabei in alle Richtungen des Moores schaute. "Ich bin trotzdem nicht erpicht darauf, einem Blutpanther zu begegnen...", seufzte ich. "Außerdem darf ich ihn doch nicht töten, oder wie war das?" Caligo wollte mir gerade antworten, wurde aber jäh durch die Elfe auf meinem Rücken unterbrochen. "Blutpanther?! Nicht töten!? Das sind die unheiligen Tiere des Blutgottes! Natürlich muss man sie töten!", kreischte sie mitten in mein Ohr und in meinem Schädel klingelte es. Mein Trommelfell hatte ebenfalls gelitten. Schmerz lass nach! Dann ließ ich mir die Worte der Elfe aber noch einmal durch den Kopf gehen. Oder besser gesagt, klang das Echo ihres Kreischens noch in meinem Oberstübchen. 'Blutpanther'... "Caligo, stimmt das? Du weißt, ich kenne mich damit nicht besonders gut aus...", gab ich meinem Freund zu bedenken und mein blick heftete an ihm. "Also, ich bitte um Aufklärung." Na, wird es nochmal was, dachte ich mir, während ich gespannt auf die Antwort meines Freundes wartete. "Aye, Blutpanther sind die heiligen Tiere des Dai-Schi." Meine Gedanken waren in dem Moment einfach zu deuten: Wut. Brudel. Koch. Ich hätte dieses wandelnde Rätsel ohrfeigen können! Und das nicht zu knapp! "Caligo Lexxon...", grummelte ich während ich langsam - Schritt für Schritt - auf meinen Gefährten zu ging. "Wie wäre es, wenn du mir demnächst solche Sachen sofort sagst?" Während ich dies sagte, blickte ich ihm ernst und etwas angesäuert in die Augen. "Es wäre gewiss hilfreich!" "Caligo hatte dir davon erzählt, aye! Caligo sagte, Blutpanther sin' heil'ge Tiere!" Ja, heilige Tiere...Da kam aber die Frage auf, zu wessen Gott sie gehörten! In Momenten wie diesen merkte ich immer, wie wenig ich eigentlich über andere Kulturkreise wusste. Ziemlich erniedrigend! Innerlich seufzte ich tief... "Es wäre dennoch aufschlussreich gewesen, wenn du mir gesagt hättest, für wen diese Tiere heilig waren..." "Das hab ich! Ich sagte, wenn wir eines der Tiere töte würden, wäre der Gott sehr wütend, etwas, das wir sicherlich nicht wollten!" Genau das war der springende Punkt! Ich kannte nur wenig, wenn nicht sogar kaum Götter und wusste nichts damit anzufangen! Ein Zustand, den ich wirklich dringend ändern musste! Es war wirklich schwierig mit Caligo und doppelt so schwer war es, ihn zu verstehen, denn seine Gedanken waren wohl genauso kompliziert, wie er selbst! Schließlich war es mir aber auch recht egal, was mein Freund gesagt hatte und was nicht...Ich wollte einfach nur weiter und Zelgadis grummelte auch schon leise vor sich hin, was allerdings nur ich mitbekam, da sie ihr Gesicht genau an meinem Ohr hatte, damit sie sehen konnte wohin wir laufen. "Vergesst es! Lasst uns einfach weiter, okay?", schlug ich vor und erhielt als Antwort ein Nicken Caligos. Wir setzten uns wieder in Gang und liefen eine ganze Weile...Es war ein stiller Marsch und nach vielen Schritten auch ein schmerzhafter für mich. Mein Bein machte mir Probleme und konnte die Belastung nicht mehr aushalten. Ich blieb also stehen und setzte Zelgadis ab. "Ab hier musst du selber laufen…" "Dankeschön…", murrte die Elfe und ging ohne jegliche Probleme weiter. Also simulieren konnte sie gut, das stand für mich fest. Schlimm genug, dass ich mir die Mühe gemacht hatte und sie durch den Sumpf trug, nur weil Zelgadis zu faul war um selbst durch den Matsch zu laufen. Das würde mir nicht noch einmal passieren, wenn ich nicht genau wusste, dass sie sich wirklich verletzt hatte! Ich ging nun mit Zelgadis voraus und die Schmerzen in meinem Bein verflogen mit der Zeit wieder. Ein herrliches Gefühl war das, wenn der Schmerz nachließ. Aber hey, was war das...Caligo lief neben Elena? Hatte er sich doch dazu aufgerafft, sich mit ihr zu unterhalten? Oder führte er nur wieder etwas im Schilde? "He, Elfe, hast du - VORSICHT SCHLANGE!" Als hätte ich es nicht gewusst... Zelgadis war darauf aber weniger vorbereitet und kreischte laut: "Was? Wo?" Dabei sah sie in alle Richtungen, um ja nicht die imaginäre Schlange zu übersehen. Es war vielleicht nicht besonders nett, aber durchaus belustigend, wie die Elfe auf einer Stelle umher tippelte. "Ist dir langweilig?", fragte ich Caligo grinsend und sah mich zu ihm um. "AYE! So eine wunderschöne Nacht und wir verbringen sie damit, hier herum zu dümpeln, wo wir in Gorith sein könnten! Und dann auch noch diese Elfe als Gesellschaft. Da wird doch jeder guter Lo- … Schurke etwas verrückt, aye?" Wenn er doch so schnell wie möglich nach Gorith wollte, sollte er sich lieber auf´s Laufen konzentrieren und nicht darauf, wie man am besten die Elfe ärgern konnte. Ich wollte durch solche Aktionen auch nicht aufgehalten werden und so kam es, dass meine Laune wieder etwas in den Keller rutschte... "Dann halte uns nicht damit auf, indem du die anderen ärgerst...", meinte ich trocken und wandte mich an Zelgadis, die Caligo sauer anstarrte. "Beruhige dich, lauf lieber weiter!" Mit schnellem Schritt ging ich voraus, hörte aber hinter mir das Grummeln meines Gefährten. Er war zwei Jahre älter als ich und benahm sich dennoch wie ein Kind, dem man die Leviten gelsen hatte. "Griesgram...", erwiderte ich auf das Murren meines Freundes und lief stumm weiter. Sollte mich jetzt noch einer reizen oder aufhalten - Derjenigie würde Bekanntschaft mit meiner Schwertschneide machen! Mir ging diese ewige Streiterei wirklich auf den Keks! Ich mochte Zelgadis zwar auch nicht besonders, aber ich ertrug die Sache wenigstens im Stillen, ohne zu zetern! In der Hinsicht hätte sich Caligo ein Beispiel an mir nehmen sollen. Nach einer Weile stummen Laufens erklang Caligos Stimme von neuem... "He, Leute, macht mal Pause!" Ich drehte mich zu ihm um und sah ihn verschmitzt grinsend an. "Kannst du nicht mehr, mein Freund?" Das hätte mich zwar sehr verwundert, aber hey, nichts war unmöglich. Und besonders bei Caligo nicht. Zelgadis lächelte meinem Freund kalt zu und hielt dabei ihre Nase hoch, sodass - wenn es geregnet hätte - das Wasser hineingelaufen wäre. "Hier Pause machen? Ja wer sind wir denn?" Das beachtete der Halbelf nicht, sondern blickte zu Elena. "Still stehen bleiben.", forderte er sie auf und zog mit seinen Händen einen Kreis um sich und sprach dabei leise eine Formel. Ab da umgab ein grünicher Kreis meinen Freund und er beeilte sich, eben einen solchen Kreis um Elena, Zelgadis und mich zu spinnen. Kaum lag der Zauber auf mir erfüllte mich eine innere Wärme, wie ich sie vorher noch nie gespürt hatte. Dieses Gefühl kroch durch meine Adern und Venen und eine unglaubliche Energie durchströmte mich. "Sehr gut! Jetzt rennen wir, aye? Einfach laufen.", erklärte Caligo und sprintete los. Hm, nichts wie hinterher! So spurtete auch ich los und holte meinen Freund bald darauf ein. Elena und Zelgadis taten es uns gleich. Nur die Elfe mal wieder etwas zu meckern hatte... "Diese Zauberei von dem Verrückten ist mir nicht geheuer!" "Es ist aber nützlich…", wandte die kleine Elena ein. Ohja, da sprach sie wahre Worte! Die Zauber waren praktisch und hilfreich! "Ich mag es trotzdem nicht!", beharrte die Elfe. "Vor allem, wenn er vorher nicht mal fragt." "Du hättest doch eh 'nein' gesagt", erklärte ich und sah aus dem Augenwinkel zu Zelgadis. Sie konnte auch nicht einmal dankbar sein, dass Caligo diesem langweiligen Marsch ein Ende setzte! Und wo wir grad bei Langeweile waren...Meinem Freund war ja so langweilig!Da konnte ein kleiner Wettstreit doch nicht schaden. "Dir war doch gerade so langweilig...Wettrennen gefällig?", fragte ich Caligo, der einen kleinen Vorsprung hatte. Er wandte seinen Kopf zu mir und antwortete: "Aye! Die Mädchen sollten den Weg auch so finden, wenn sie nicht allzu weit zurück fallen. Bis zur Straße, aye?" Er wartete nicht auf Antwort meinerseits, sondern beschleunigte und verfiel in eine halb-kriechende Position. Na gut, ihn würde ich schon einholen! So rannte auch ich schneller und kam mit jedem Schritt näher an meinen Freund. Bisher hatte es noch keiner geschafft, mich in einem Wettrennen zu schlagen! Ich war ein guter Sprinter und hatte eine ordentliche Ausdauer, auf die ich durchaus stolz war! Bald war ich gleich auf mit Caligo, der wieder wie ein katzenähnliches Wesen aussah. Er hatte einen seltsamen Laufstil, ganz ehrlich, aber nun gut. Mein Freund legte aber bald etwas mehr Kraft in seine Beine und lief nun wirklich auf allen Vieren. Er war mir wieder ein enormes Stück vorraus, aber das würde ich mir nicht gefallen lassen! Ich würde mich nicht von einem Verrückten abhengen lassen! Das wäre ja noch schöner! Also beschleunigte auch ich mein Tempo und konnte ihn auch nach kurzer Zeit wieder einholen. Tja, so schnell wurde man mich nicht los! Der Halbelf und ich lieferten uns noch lange ein Kopf-an-Kopf-Rennen, auch als der Boden wieder fester wurde und wir dir hügelige Ebende durchstreiften. Leider würden wir bald wieder das Waldstück am Straßenrand erreichen...Und bei den ganzen Wurzeln würde mir das Laufen schwer fallen, das wusste ich! Und es war auch so! Ich kam ganz schön ins Straucheln! Argh, wie ich Wälder hasste! Immer waren sie so...nun unwegsam? Caligo schien dies jedoch wenig auszumachen. Er lief - immernoch auf allen Vieren - an mir vorbei. Verdammter Mist! Und kaum konzentrierte ich mich nicht mehr auf meine Schritte war ich auch schon über eine Wurzel gestolpert und landete auf der Nase. Warum musste sowas immer mir passieren? Nun gut, das Wettrennen war gelaufen. Caligo war sicher schon an der Straße angelangt, also brauchte ich mich auch nicht mehr beeilen... Als ich aus dem Wald schritt, stand mein Freund schon wieder aufrecht und keuchend da. Ich trat neben ihn und klopfte ihm lobend auf die Schulter. "Bravo, hat noch keiner geschaft...", meinte ich und atmete erstmal tief ein. Der Halbelf grinste mich an und sagte: "Es gibt immer ein erstes Mal!" Ja, und ich war froh, dass ich das erste Mal nur von Caligo geschlagen wurde und nicht von einem anderen Hohlkopf, der sich Rondra-weiß-was darauf eingebildet hätte... Dann fiel mir auf, dass die Mädchen noch immer nicht da waren...Hm, nervig und lahm, grausame Mischung! "Die anderen brauchen lange...", meinte ich und sah in Richtung Waldrand. "Wie lange wirkt der Zauber noch?" "Och… ein paar Minuten wohl noch. War nur ein kurzer für eine schnelle, starke Erhöhung, aye? Die Mädels sollten aber hier ankommen… Zauber macht mächtig müde…" Hm, wo wir davon sprachen, ich war wirklich fertig! Schade, der Zauber hatte am Anfang etwas wohltuendes und dann so etwas am Ende... Geschafft ließ ich mich ins Gras sinken. "So, dann können wir uns ja eigentlich schon hinsetzen. Wir werden ja eh eine Pause machen..." Ohne auf eine Reaktion Caligos zu warten, packte ich seinen Umhang und zog den Halbelf zu mir runter. Uhm, welch günstiger Zufall, mein Freund landete auf meinem Schoß. Harhar, ich hatte ihn für mich ganz allein und keine nervige Elfe schaute zu und zeterte herum! "Praktische Landung, aye!", grinste Caligo mich an und schlang seinen Arm um meine Schulter. "Sehr praktisch, wohl wahr.", sprach ich und sah in seine Augen. Kurz darauf schlang mein Gefährte grinsend seinen anderen Arm um mich und drückte meinen Oberkörper sachte zu Boden. Hm, diese Gelegenheit ließ ich mir nicht nehmen und fing an, Caligo ein wenig zu verwöhnen, indem ich seinen Nacken kraulte. Mein Freund begann zu schnurren und drapierte sich mit seinem ganzen Körper über mich. Seinen Kopf schmiegte er in meine Halsbeuge. Ja, es gefiel ihm und er kam mir wirklich vor wie eine verschmuste Katze. Wenn, dann war er aber die einzige Katze, die ich mochte und so kraulte ich ihn munter weiter. "Mein süßer Kleiner…", schnurrte Caligo in mein Ohr und seine Hände wanderten über meinen Oberkörper. Mmh, an die Berührungen konnte ich mich gewöhnen. Mehr davon, bitte! "Was ist?", fragte ich leise und als Antwort bekam ich ein noch lauteres Schnurren. Ich beschloss in diesem Moment, dass Caligo ab sofort mein persönlicher Schmusekater war! Und wehe, jemand würde ihn mir wegnehmen! Caligo hob dann jedoch seinen Kopf und presste seine Lippen auf meine. Na holla die Waldfee! Damit hätte ich nicht im gerinsten gerechnet, aber es war wundervoll! Begierig erwiderte ich den Kuss und legte meine Arme um den Halbelf. Es war wohl einer der schönsten Momente, die ich je erlebt hatte und natürlich, wenn es am schönste ist muss man aufhören! Mein Freund löste sich von meinen Lippen und schnappte nach Luft. Ich wandte meinen Blick kurz von Caligo ab und erkannte die beiden Mädchen, die nun auch bei uns angekommen waren...Also echt, ein wenig später hätten sie jetzt auch nicht mehr kommen können, was? Mein Blick wandte sich wieder meinem Freund zu, der sich genüsslich die Lippen leckte und mich danach angrinste. "So gerne ich dich hier auch vernaschen würde, Kleiner… Eine Straße ist nicht wirklich der richtige Ort dafür - Außerdem sieht die kleine Elena aus, als würde sie gleich wieder in Ohnmacht fallen." Was interessierte mich in diesem Moment denn Elena? Richtig, gar nichts! Der Halbelf war doch viel interessanter! Aber die Mädchen hatten echt die blöde Angewohnheit, uns ständig zu stören! Genervt stand ich auf und sah Zelgadis finster an. Auch sie schaute in mein Gesicht und stotterte wirres, abgehacktes Zeug! "Ist was?", fragte ich leicht angesäuert und bekam als Antwort ein Nicken und weiteres Wortgestammel. An Ausdrucksweise harperte es wohl etwas... Aber wenigstens hielt die kleine Händlerstochter ihren Mund. Sie sah Caligo und mich zwar etwas skeptisch an, aber sonst war sie ruhig! "'N bisschen später konntet ihr nicht eintreffen, hn? Na, egal. Der Zauber hört eh gleich auf zu wirken." Mein Freund grinste die beiden Mädchen an und gab mir noch einen leichten Kuss auf die Wange. "A-Azrael, wie kannst du nur?", fragte Zelgadis und sah mich mit großen Augen an. Oho, sie hatte doch noch einen anständigen Satz aus sich raus bekommen! Respekt! "Ganz einfach Zelgadis, du musst nur…", wollte ich ihr gerade antworten, als sie mich auch schon unterbrach. "Schon gut, ich will gar keine Details wissen.", raunte sie und stapfte an uns vorbei. Einen Moment später hockte sie sich auf die Straße und schmollte erst einmal! Tse, Banause! Sie wusste ja gar nicht wie schön das war! "Och, Elfchen, das ist do-", wollte Caligo beginnen, doch brach er jäh ab. Er landete im Gras, neben der Straße. "Alles in Ordnung, Caligo?", hakte ich nach und ging langsam auf ihn zu. Oh, meine Beine fühlten sich an, als wäre Blei in ihnen... "Aye, aye. Der Zauber hat aufgehört, 's alles." Okay, das erklärte auch, warum Elena zu Boden ging. Auch sie verließen die Kräfte und Zelgadis zeterte mal wieder los und wollte wissen, was mit ihr passiert sei. "Vielleicht hättest du dir deine Kraft für einen Zauber aufsparen sollen, der Zelgadis ruhig stellt", grinste ich Caligo an und ging neben ihm in die Hocke. Wenn ich mich hingesetzt hätte, wäre ich wohl kaum wieder hochgekommen! "Aye… vielleicht…", meinte er und hob einen Stein auf. Keinen Augenblick später schwirrte er knapp an der Elfe vorbei. "Sag mal, spinnst du?! Du hättest mich treffen können!", fauchte sie Caligo an, von dem ich genau wusste, das dies eigentlich auch sein Ziel war, und fuchtelte wütend mit den Händen in der Luft herum. "Dich haben wohl alle guten Geister verlassen, du Volltrottel!", moserte sie weiter und funkelte meinen Freund finster an. "Nicht nur vielleicht...", kommentierte ich trocken und sah von Zelgadis zu meinem Gefährten. Dieser kicherte nur. "Hatte nie gute Geister, können mich nie verlassen haben, AYE!" Oh, wie recht er doch hatte! Ein Grinsen konnte ich mir deswegen nicht verkneifen und beobachtete die Szenarie noch etwas. Die Elfe war stocksauer, Caligo eher belustigt und stand unbekümmert - wenn auch etwas wackelig - auf. "Aber müde muss ich wohl sein, da ich ja nicht getroffen habe." "Du...Du elender Mistkerl!", keifte das Elfenmädchen und ballte die Hände zu Fäusten. "Du kannst mir auch anders zeigen, dass du mich nicht magst!" Sichtlich sauer wandte sie sich ab und verschränkte die Arme. "Auf dass du irgendwann am Galgen baumelst!" Ohne Frage, irgendwann würde er vor der Schlinge stehen, aber ich würde es nie zulassen, dass ihm irgendetwas passiert! Das schwor ich mir an diesem Tag; und was ich mir einmal vorgenommen hatte, würde ich nicht einfach vergessen! Während ich so in meinen Gedanken schwelgte, bekam ich flüchtig mit, wie Caligo versuchte ein paar Schritte zu laufen...Er wackelte aber mehr, als dass er lief! "Bleib lieber sitzen und ruh dich aus! Bevor du wieder umkippst.", meinte ich gutmütig zu meinem Freund. "Danke Kleiner, aber wenn man zu lange ruhig bleibt gibt's nen schlimmen Muskelkater.", erklärte er und setzte wieder einen Schritt nach vorne. "Besser einen Muskelkater, als eine Gehirnerschütterung, wenn man vorne über kippt." Und Gehirnerschütterungen taten, weiß Gott, nicht gut! Als kleiner Junge bin ich einmal auf einen Baum geklettert und - naja, runter kam ich schon wieder, aber nicht auf den Weg, den ich eigentlich vorgesehen hatte. Mein Aufprall war ziemlich schmerzhaft und mein Schädel brummte ordentlich. Hinzu kam, dass sich meine Mutter riesige Sorgen machte. Ich glaube, sie hatte Angst, dass ich bleibene Schäden behielt... "Selbst wenn ich hinfalle, Kleiner, dir ist hoffentlich klar, dass ich keinen großen Schaden nehmen kann?", grinste er mich an und Zelgadis bejahte Caligos Kommentar kräftig! Nun, da hatte mein Freund nicht mal Unrecht...Viel konnte man bei ihm wirklich nicht mehr anrichten. Sein Oberstübchen war ein einziger Trümmerhaufen. "Ich will trotzdem nicht, dass du dich unnötig verletzt. Das würde uns aufhalten...", und mit einem weiteren Blick zur Händlerstochter und der Elfe fügte ich hinzu: "Und das gleiche gilt für euch beiden Damen." Elena nickte stumm und blickte verwirrt in die Gegend. Sie war wohl wirklich fertig, was verständlich war. Die Kleine hatte viel erlebt und ich wünschte für sie, dass wir nicht mehr lange nach Gorith brauchten. "Bis nach Gorith werden wir wohl noch einen halben Tag brauchen, denke ich. Eher länger.", kam auch promt die Antwort von meinem Freund. In dem Moment kam es mir wirklich so vor, als hätte er meine Gedanken lesen können... Dann ging er ein paar Schritte auf Elena zu und reichte ihr mit den Worten "Hoch mit dir Kleines, wir wollen weiter." die Hand und zog sie hoch. Die Kleine lächelte den Halbelf schüchtern an und klopfte sich den Staub von ihrem Kleid. Auch Zelgadis und ich erhoben uns und ich streckte einmal meine Beine voll durch. Und eigentlich stand ich auch ganz sicher. Es konnte weitergehen! Gorith, ich komme! Kapitel 6.2: Moor, Matsch, Elfen -------------------------------- Wir trotteten durch das Moor voran und die nächtliche Ruhe blieb vorerst relativ ungestört. Hin und wieder fing ich an, ein wenig zu summen, aber ich konnte mich nicht wirklich dazu bringen, ein Lied zu Ende zu trällern. Der Kleine lief neben mir und unsere beiden Gefährtinnen hinter uns, obwohl die Elfe gefährlich nah an Azrael herankam. "Azrael, ich bin gerade umgeknickt und mein Knöchel tut weh. Könntest du mich ein Stück tragen?" Was hatte ich gerade gedacht? Natürlich, die fiese Elfe versuchte sich an meinen kleinen heran zu machen! "Meinst du nicht, dass es etwas unfair den anderen gegenüber wäre, wenn du getragen wirst?", seufzte Azrael. Meine Augenbraue zuckte und ich ballte meine rechte Hand zur Faust. Wenn die Elfe es wirklich wagen würde, meinen Kleinen als ihr Pferd zu missbrauchen… Umgeknickt, pah. Waldelfen knickten höchsten um, wenn man ihnen ein Beinchen stellte. Ha, DAS war mal eine nette Idee! Angespannt beobachtet eich die Elfe aus dem Augenwinkel heraus. "Aber es tut wirklich weh!", nörgelte sie weiter und zupfte an Azraels Ärmel. "Bitte, Azrael." Mein Kleiner blieb tatsächlich stehen. "Steig auf." "Danke, Azrael!" Und schneller als ich zuschauen konnte war die kleine Elfe auf seinen Rücken geklettert. Ich grollte. Ich konnte gar nicht anders. "Spielen wir hier Reitpferd, oder was? Das Püppchen kann gut alleine laufen, Azrael." Und nur weil ich wütend war und sonst nichts besseres zu tun hatte, beschleunigte ich meine Schritte etwas. "Caligo, warte gefälligst!", fauchte mein Kleiner. "Reg dich nicht so auf! Ich trage sie doch nur für eine Weile!" Vielleicht sollte ich ihm ein Schild anhängen? ‚Eigentum von Caligo Lexxon' als Inschrift? Das würde vielleicht Störenfriede abschrecken… Bis dahin sollte ich dem Kleinen aber eher einen guten Grund geben. "Darf ich anmerken, Kleiner, dass du angeschlagen bist, eine Elfe auf deinen Schultern trägst und dabei durch theoretisch potentiell gefährliches Gebiet gehst? Und nur damit ihr es zu Kenntnis nehmt: Wenn uns ein... sagen wir, Blutpanther anhopst, dann stelle ich mich nicht in die erste Reihe!" "Ich bin kein Weichei, Caligo!", gab mein Kleiner missmutig von sich. "Und selbst wenn...Ich kann Zelgadis immer noch abwerfen, wenn ich kämpfen muss!" Die Elfe war von diesem Satz wohl weniger amüsiert. Ich hingegen schon Ein breites Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus. "Na, in diesem Falle... miez, miez miez…" Ich tat so, als würde ich nach einem Kätzchen Ausschau halten und drehte mich beim laufen, damit ich in alle Richtungen des Moores gucken konnte. "Ich bin trotzdem nicht erpicht darauf, einem Blutpanther zu begegnen...", seufzte der Kleine. "Außerdem darf ich ihn doch nicht töten, oder wie war das?" Gerade als ich meinen Mund öffnen wollte, um etwas zu sagen, kam die Elfe mir dazwischen. "Blutpanther?! Nicht töten!? Das sind die unheiligen Tiere des Blutgottes! Natürlich muss man sie töten!" Verdammte Elfe. Idiotische Elfe. Dumme Sache. "Caligo, stimmt das? Du weißt, ich kenne mich damit nicht besonders gut aus..."Ja, und das war auch gut so gewesen!. "Also, ich bitte um Aufklärung." Na wunderbar. Und was nun? Hm… Falls der Kleine die Idee bekommen sollte, auf mich losgehen zu müssen, würde ich wahrscheinlich immer noch schneller sein als er. Elena war kein Problem und die Elfe besaß so wie es aussah keine Waffen… "Aye, Blutpanther sind die heiligen Tiere des Dai-Schi." "Caligo Lexxon...", grummelte Azrael während er langsam auf mich zu kam. "Wie wäre es, wenn du mir demnächst solche Sachen sofort sagst?", Und wieder starrte ich direkt in seine… schönen… Augen. "Es wäre gewiss hilfreich!" Huh? "Caligo hatte dir davon erzählt, aye! Caligo sagte, Blutpanther sin' heil'ge Tiere!" Was hatte der Kleine denn? Das hatte ich gesagt, da war ich mir absolut sicher! "Es wäre dennoch aufschlussreich gewesen, wenn du mir gesagt hättest, für wen diese Tiere heilig waren..." "Das hab ich! Ich sagte, wenn wir eines der Tiere töte würden, wäre der Gott sehr wütend, etwas, das wir sicherlich nicht wollten!" Allerdings. Ein Lor Anhänger der einen Dai-Schi Panther tötet? Ich wagte gar nicht daran zu denken! Die Elfe starrte mich inzwischen mit erneutem Hass an. Wehe, wenn die noch was falsches sagen würde! "Vergesst es! Lasst uns einfach weiter, okay?" Ich nickte. Weiterlaufen w ar einfach, brachte keine unangenehmen oder Caligo-gefährdenden Probleme mit sich und brachte uns näher nach Gorith. Wir waren schon ein gutes Stück vorangekommen, als Azrael plötzlich stoppte und die Elfe von seinem Rücken herunter ließ. "Ab hier musst du selber laufen…" "Dankeschön…", murrte die Elfe und ging von alleine weiter. Natürlich ohne jegliche Probleme. Na, das konnte man doch ändern! Ich bekam ein breites Grinsen, als ich mich leicht zurückfallen ließ. Die Elfe und Azrael gingen vor uns, während ich neben Elena herlief. Die Kleine sah mich skeptisch an, was wohl an meinem Grinsen lag. "He, Elfe, hast du - VORSICHT SCHLANGE!" Natürlich war das nur aus Spaß. Natürlich war da, wo ich hindeutete, keine Schlange. Lustig war's trotzdem. "Was? Wo?", kreischte sie auch schon und verdrehte sich fast den hals, so wie sie sich umsah. "Ist dir langweilig?", fragte Azrael mich grinsend. "AYE! So eine wunderschöne Nacht und wir verbringen sie damit, hier herum zu dümpeln, wo wir in Gorith sein könnten! Und dann auch noch diese Elfe als Gesellschaft. Da wird doch jeder guter Lo- … Schurke etwas verrückt, aye?" Leise lachend fügte ich hinzu: "Oder verrückter als er eh schon ist…" Dabei kam mir eine andere Idee... ich könnte unsere Geschwindigkeit ja magisch etwas aufbessern. Obwohl… Ausdauerzauber hatten die kleine Angewohnheit, nicht gewünschte Nebeneffekte zu haben. "Dann halte uns nicht damit auf, indem du die anderen ärgerst...", sagte der Kleine und wandte sich an Zelgadis "Beruhige dich, lauf lieber weiter!" Ich grummelte mürrisch vor mich hin. Mir war langweilig und nun nahm man mir auch noch meinen letzten Zeitvertreib weg! … Und diese Elfe starte mich IMMER NOCH fies an! "Griesgram...", drang auf einmal eine gewisse männliche Stimme an mein Ohr. Na wie toll, jetzt war mein Kleiner auch sauer auf mich. Blitzschnell durchforstete ich mein kleines, verrücktes Gehirnchen nach dem schnellsten Ausweg aus meiner derzeitigen Lage. Ich war verletzt, gelangweilt und mürrisch. Bekanntermaßen war das keine gute Mischung. Der schnellste Weg aus diesem Morast heraus war natürlich ein Ausdauerzauber auf uns vier und dann ein schönes, langes Wettlaufen. Nur bis wir wieder auf die Straße trafen, wirklich. Einziges Problem: die Nebeneffekte von Ausdauerzaubern. Wenn wir die ganze Strecke bis zur Straße rennen würden, dann wären wir danach sofort ausgelaugt und müssten rasten… Nach einigem Hin und Her kam ich zu einer Einigung. "He, Leute, macht mal Pause!" Sofort grinste Azrael mich an. "Kannst du nicht mehr, mein Freund?" Die Elfe lächelte ebenfalls kalt und hielt ihre Nase hoch. "Hier Pause machen? Ja wer sind wir denn?" Ich beachtete sie nicht sondern wandte meinen Blick zur Händlerstochter. "Still stehen bleiben." Dann zog ich mit meinen Händen einen Kreis um mich und murmelte die Zauberformel. Ein leichtgrüner Kreis schimmerte um mich herum. So schnell es ging spann ich die Linien um Elena, Azrael und zuletzt die Elfe. Schon bald spürte ich die warme Energie des Zaubers in meinen Venen. "Sehr gut! Jetzt rennen wir, aye? Einfach laufen." Und ich sprintete los. Nicht wenig später schaffte es Azrael an meine Seite und auch die beiden Mädchen folgten uns. "Diese Zauberei von dem Verrückten ist mir nicht geheuer!", murrte Zelgadis. "Es ist aber nützlich…", wandte die kleine Elena ein. Oh ja, fügte ich geistig hinzu, nützlich, gefährlich und verdammt praktisch. "Ich mag es trotzdem nicht!", beharrte die Elfe, "Vor allem, wenn er vorher nicht mal fragt." "Du hättest doch eh 'nein' gesagt", erklärte Azrael sofort. Außerdem, wenn ich jemanden verzaubern wollte war das meine Sache. Schließlich sprach ich den Zauber! "Dir war doch gerade so langweilig...Wettrennen gefällig?" Ich wandte meinen Kopf leicht nach hinten, um Azrael anzusehen. "Aye! Die Mädchen sollten den Weg auch so finden, wenn sie nicht allzu weit zurück fallen. Bis zur Straße, aye?" Ohne auf eine Antwort zu warten beschleunigte ich noch mehr und ließ mich gleichzeitig in eine halb-kriechende Position fallen. Mit meinen Händen fast auf dem Boden rannte ich über den Sumpfboden, mir wohl bewusst, dass ich wie eine Art Wolf oder Katze aussah. Der Kleine war gut, das musste man ihm lassen. Obwohl er wie ein… hm., nun ja, zweibeiniger Mensch lief, lief er schnell. Recht schnell. Und auch ohne Zauber musste er eine verdammt gute Ausdauer haben. War ja bei Kriegern fast normal. Aber ich war gut durchtrainiert und ans Weglaufen gewöhnt. Ich legte etwas mehr Kraft in meine Beine und benutzte meine Hände jetzt wirklich als Gehhilfen. Leider nützte es nichts. Der Kleine schaffte es doch wirklich, mein Tempo zu halten. Verdammt! Vor uns wurde der Boden fester, das Moor ging zurück und wurde zu der leicht hügeligen Ebene, hinter der jener an die Straße angrenzende Wald kam. Und der Kleine hielt sich sicher neben mir. Grmpf. Im kurzen Waldstück würde ich ihn abhängen. Bis dahin sparte ich etwas meiner Kraft und versuchte lediglich, mit Azrael gleichauf zu bleiben. Sobald wir den Wald ereichten, wurde Azraels Tritt unsicher. Darauf hatte ich gehofft! Grollend strengte ich meine Beinmuskeln noch etwas mehr an und preschte duckend durch das Dickicht. Auf meinen - mehr oder weniger - vier Beinen bereiteten mir die Wurzeln keine Probleme - und so hatte ich ihn bald abgehängt. Mit immer noch hoher Geschwindigkeit raste ich aus dem Walddickicht und auf die Straße zu. Langsam drosselte ich dann mein Tempo und stellte mich schließlich wieder aufrecht hin. Keuchend sah ich zu, wie Azrael kurz nach mir aus dem Wald kam und neben mir stoppte. Die Mädchen würden garantiert auch bald hier sein. Das war wahrscheinlich auch besser so. mein Ausdauerzauber würde nicht mehr lange halten - und die Müdigkeit danach war heftig… Meine Gedanken wurden von Azrael abgelenkt, der mir auf die Schulter klopfte. "Bravo, hat noch keiner geschaft..." Ich grinste ihn an. "Es gibt immer ein erstes Mal!" Kurz sah ich zum Waldesrand, aber ich konnte die Mädchen noch nicht sehen… also konnte ich genauso gut meine elfenfreie Zeit mit meinem Kleinen genießen! "Die anderen brauchen lange...", bemerkte Azrael auch prompt. "Wie lange wirkt der Zauber noch?" "Och… ein paar Minuten wohl noch. War nur ein kurzer für eine schnelle, starke Erhöhung, aye? Die Mädels sollten aber hier ankommen… Zauber macht mächtig müde…" Ob das jetzt wohl der richtige Zeitpunkt war um den Kleinen über die… anderweitigen Nutzen eines Ausdauerzaubers aufzuklären? Ehrlich, was man im Bett - und anderen Orten natürlich auch - mit so einem kleinen Zauber anstellen konnte… Der Kleine ließ sich neben mir ins Gras neben der Straße fallen. "So, dann können wir uns ja eigentlich schon hinsetzen. Wir werden ja eh eine Pause machen..." Und bevor ich wusste, was los war, hatte er mich an meinem Umhang heruntergezogen. Praktischerweise landete ich direkt auf seinem Schoss. "Praktische Landung, aye!", grinste ich ihn auch prompt an und schlang meinen Arm um seine Schulter. "Sehr praktisch, wohl wahr." Mein Kleiner hatte die schönsten Augen der Welt, beschloss ich. Irgendwann musste ich ihm ein teueres, wertvolles Amulett stehlen, dass zu seinen Augen passte. Grinsend schlang ich meinen zweite Arm auch noch um seine Schultern und drückte ihn mit meinem Körpergewicht auf den Boden. Noch wirkte der Zauber… Ohh… Azraels Hand kam hoch und kraulte meinen Nacken und… Das war unfair! Ausgerechnet im Nacken! Fast ungewollt fing ich an zu schnurren und drapierte mich mit meinem ganzen Körper über dem Kleinen, während ich meinen Kopf an seine Halsbeuge schmiegte… "Grrrr…" Hm… Der Kleine konnte Wunder mit seinen Händen vollbringen… ob sie an anderen Orte wohl genau so gut einsetzbar sein würden? "Mein süßer Kleiner…", schnurrte ich in Azraels Ohr und ließ meine Hand seinen Oberkörper entlang wandern. "Was ist?" Mein Schnurren wurde lauter. Das war's. Ein anständiger Dieb vertrug nur so viel bevor er zu viel gereizt war. Mit einem Ruck hob ich meinen Kopf etwas an und presste meine Lippen auf seine. Fast sofort wurde mein Kuss erwidert und zwei starke Arme umschlungen mich. Nach einer viel zu kurzen Zeitspanne ließ ich on Azraels Lippen ab um Luft zu schnappen. Im Hintergrund erkannte ich die beiden Gestalten, die aus dem Wald kamen. Genüsslich leckte ich mir über den Mund und grinste den Kleinen an. Jetzt sollte es keine Elfenprobleme mehr geben! "So gerne ich dich hier auch vernaschen würde, Kleiner… Eine Straße ist nicht wirklich der richtige Ort dafür - Außerdem sieht die kleine Elena aus, als würde sie gleich wieder in Ohnmacht fallen." Azrael rappelte sich auf und stand genervt auf, die Elfe bös anblickend. Genau, gib's ihr, Kleiner! "Ist was?", fragte er schließlich die abgehackt stotternde Elfe. Als Antwort nickte diese nur und brabbelte in ihren gestammelten Worten weiter. Wenigstens verhielt die Händlertochter sich diesmal relativ ruhig und starrte uns lediglich mit einer Mischung aus Ungläubigkeit und Neugier an. Die Kleine wurde mir zunehmend sympathischer. "'N bisschen später konntet ihr nicht eintreffen, hn? Na, egal. Der Zauber hört eh gleich auf zu wirken." Ich grinste die beiden an und gab Azrael noch einen leichten Kuss auf die Wange. "A-Azrael, wie kannst du nur?" Das war eine dumme Frage, Elfe. "Ganz einfach Zelgadis, du musst nur…" "Schon gut, ich will gar keine Details wissen." Und mit kaum versteckter Freude sah ich zu, wie die Elfe an uns allen vorbeitrottete und sich auf die Straße setzte. "Och, Elfchen, das ist do-" Mein eigener Zauber unterbrach meinen Satz. Schwindel überkam mich, dann Müdigkeit. Die beiden ersten normalen Anzeichen, dass der Zauber aufgehoben war. Mit einem Plumps landetet ich im Gras neben der Straße. "Alles in Ordnung, Caligo?", tönte auch schon Azraels Stimme, während der Krieger sich langsama uf mich zu bewegte. "Aye, aye. Der Zauber hat aufgehört, 's alles." Nun sank auch Elena erschöpft zu Boden und die Elfe fing wieder an zu zetern, was ich mit ihr angestellt hätte. Ehrlich. Man konnte aus nie jemandem Recht machen, was? "Vielleicht hättest du dir deine Kraft für einen Zauber aufsparen sollen, der Zelgadis ruhig stellt!", grinste mein Kleiner mich an und geistig musste ich ihm Recht geben. "Aye… vielleicht…" Es war doch schon erstaunlich, wie laut eine Elfe noch schreien konnte, obwohl sie total erschöpft war. Genervt hob ich einen kleinen Stein auf und schmiss ihn in die ungefähre Richtung der Elfe. "Sag mal, spinnst du?! Du hättest mich treffen können!", fauchte sie in meine Richtung und fuchtelte wütend mit den Händen in der Luft herum. "Dich haben wohl alle guten Geister verlassen, du Volltrottel!", motzte sie weiter und funkelte mich finster an. "Nicht nur vielleicht...", kommentierte Azrael. Ich kicherte. "Hatte nie gute Geister, können mich nie verlassen haben, AYE!" Mühselig rappelte ich mich wieder auf und stand wacklig auf meinen Beinen. "Aber müde muss ich wohl sein, da ich ja nicht getroffen habe." "Du...Du elender Mistkerl!", keifte Zelgadis und ballte nun die Hände zu Fäusten. "Du kannst mir auch anders zeigen, dass du mich nicht magst!" Sie wandte sich um und verschränkte die Arme. "Auf dass du irgendwann am Galgen baumelst!" Leise kichernd wiederholte ich ein paar Worte, die mir ein befreundeter Barde mal vorgesungen hatte. Er meinte damals, es würde ihn an mich erinnern... "Und werd' ich am Galgen hochgezogen, weiß ich, wie viel mein Arsch gewogen…" Vorsichtig versuchte ich einen Schritt zu laufen, aber ich wackelte mehr herum als dass ich mich fortbewegte. "Bleib lieber sitzen und ruh dich aus! Bevor du wieder umkippst." "Danke Kleiner, aber wenn man zu lange ruhig bleibt gibt's nen schlimmen Muskelkater." Und wieder versuchte ich, einen Schritt nach vorne zu machen. "Besser einen Muskelkater, als eine Gehirnerschütterung, wenn man vorne über kippt." Der Kleine hatte da schon einen Punkt, aber… "Selbst wenn ich hinfalle, Kleiner, dir ist hoffentlich klar, dass ich keinen großen Schaden nehmen kann?" Grinsend starrte ich ihn an, während die Elfe schnaubte und meinen Kommentar natürlich kräftig bejahte. "Ich will trotzdem nicht, dass du dich unnötig verletzt. Das würde uns aufhalten...", und mit einem Blick zu Elena und der Elfe fügte er hinzu: "Und das gleiche gilt für euch beiden Damen." Die Händlertochter nickte nur trocken und schaute etwas verwirrt in die Landschaft. Kein Wunder, wenn man bedachte, was ihr alles passiert war. Die Elfe hingegen grummelte weiter vor sich hin, aber das war uninteressant. Ich sah nach Norden die Straße hinauf. "Bis nach Gorith werden wir wohl noch einen halben Tag brauchen, denke ich. Eher länger." Seufzend schaffte ich es endlich ein, zwei Schritte zu gehen und schleppte mich zu der Händlerstochter. "Hoch mit dir Kleines, wir wollen weiter." Ich streckte ihr die Hand entgegen und zog sie hoch. Sie warf mir ein fast schüchternes Lächeln zu und grinsend beschloss ich, der Kleinen mal die wahre Welt zu zeigen… Gleich nachdem ich meinen Azrael in Gorith vernascht hatte natürlich. Epilog 1.1: Endlich daheim! Oder: Wo ist mein Goldbeutel?! ---------------------------------------------------------- Kam es nur mir so vor, oder war der Weg wirklich so ellenlang? Oder lag es einfach daran, dass ich wirklich einen Muskelkater in den Beinen hatte, so wie es Caligo vorhergesagt hatte? Jedenfalls war ich einfach nur erleichtert, dass wir endlich am Stadttor ankamen. All die belebten Straßen und den Lärm...Ich hatte es vermisst, seit ich das letzte mal in Gorith war! Wir liefen noch einige Minuten, bis wir am Martplatz ankamen. Auch hier tummelten sich eine Menge Leute in bunten Gewändern und das Gedränge war groß. "Dein Vater ist sicherlich im Gebäude der Händlergilde.", meinte Caligo an Elena gerichtet, während wir uns den Weg durch die Masse bahnten. Das Gebäude konnte man leicht erkennen, es war eines der größten... "Was bin ich froh, wenn wir das gleich hinter uns haben.", meinte ich und zupfte an meiner Kleidung. "Ich könnte nämlich ein Bad gebrauchen...Ich rieche wie ein nasser Iltis." Es war ja so widerlich! Kaum zu glauben, dass ich das so lange ausgehalten habe! "He, da steht ja schon dein Vater Kleines.", merkte dann mein Freund an und deutete auf zwei Männer, die vor dem Gildengebäude standen. Natürlich, einer der beiden war Elenas Vater und der andere war ein Gardistenhauptmann - Und diesen kannte ich sehr gut! Freudig sprintete ich los, genau auf den Hauptmann zu! Wie wunderbar, dass ich ihn jetzt schon traf! Genau zu ihm wollte ich! "Hey Onkelchen, wie geht's?", begrüßte ich den Gardisten, während meine drei Gefährten bei mir und den zwei Männern ankamen. Mein Onkel betrachtete mich von oben bis unten. Dabei wusste ich selber, dass ich nicht gerade toll aussah. "Azrael, ich verbitte mir diesen Ton! Du hörst dich ja an, als wenn du aus der Gosse kommen würdest. Und überhaupt, wie siehst du aus?" Uhm, ich war zu lange mit Caligo zusammen! Das hörte man wirklich deutlich! Schnell wieder auf höflich und brav umstellen! "Verzeih Onkel, wird nicht wieder vorkommen.", entschuldigte ich mich sofort und senkte den Kopf. "Nun, das mit meinem derzeitigen Aussehen ist eine komische Geschichte...Ich erzähle sie dir später.", erklärte ich und wandte mich dann an Elena, Caligo und Zelgadis. Die Händlerstochter stürmte auf ihren Vater zu und lachte überglücklich: "Vater, Vater!" Es war ein schönes Bild, wie sie ihren Vater umarmte. Ich freute mich wirklich für sie mit! Der Händler hatte ein übergroßes Lächeln auf dem Gesicht und erwiderte die Umarmung herzlich. "Meine kleine Elena… haben die Banditen dir auch nichts getan?" "Nein, nein. Azrael und Caligo hier waren schnell genug da…" Ohoh, das hätte Elena vielelicht nicht unbedingt sagen sollen, denn der Blick meines Onkels lag nun auf meinem Gefährten. Diesem behagte das ganz und gar nicht... "Onkel, entschuldige mich kurz...", meinte ich und wandte mich von den anderen ab. Mein Blick fixierte Caligo. "Was ist los, meine Verwandtschaft beißt nicht...Außerdem willst du dir doch sicher die Belohnung abholen, oder?" Der Halbelf grinste halbherzig. "Aye, die Belohnung. Ein wenig Gold für den armen Caligo." Wieder sah mein Onkel Caligo abwertend an und schwieg vorerst. Hoffentlich hingen die Steckbriefe nicht mehr! Es schien nämlich so, als würde mein werter Onkel alle Steckbriefe, die jemals ausgestellt wurden, durchging. Dann fand er seine Stimme jedoch wieder, dem Anschein nach, hatte er sich nicht an Caligos Steckbrief erinnert. "Caligo, so, so.", gab er skeptisch von sich und musterte meinen Freund noch immer. Der Halbelf schluckte und grinste leicht. "Aye, Caligo. Mehr oder minder zu Diensten. Und wenn sie mich jetzt entschuldigen würden, einige von uns müssen noch einen Heiler bezahlen." Auf diese Worte hin zog Elenas Vater einen wohlgefüllten Geldbeutel hinaus und drückte meinem Freund und mir je 20 Goldmünzen in die Hand. Ich dankte ihm mit einem höflichen Nicken und wurde dann auch schon von meinem Onkel zur Seite gezogen. Er wollte eine Erklärung und vor allem wollte er wissen, was ich mit Caligo zu schaffen hatte. Wie ich es hasste ihn anzulügen, aber in Anbetracht der Tatsachen musste ich einfach. Ich konnte ihm ja schlecht erzählen, dass mein Gefährte ein verrückter Dieb ist! Deswegen machte ich aus Caligo kurzerhand einen Vagabunden, der mich auf meiner Reise begleitet hatte und mir zur Seite stand, bei der Rettung von Elena. Hinzu musste ich versichern, dass ich mich nicht mehr mit diesem 'Gesindel', wie mein Onkel es ausdrückte, sehen ließ... Das hätte er wohl gerne! Caligo war meiner und ich würde mich noch oft genug mit ihm treffen, so viel stand fest! Es gab Mittel und Wege und außerdem musste mein Onkel ja nichts davon erfahren... "So, und nun werde ich mich verabschieden… Wir sehen uns noch, Kleiner!" Zwinkernd grinste der Halbelf mich an. "Aber sehr wahrscheinlich erst, wenn das Wetter hier etwas günstiger für Leute wie mich ist. Bis dahin… auf Wiedersehen!", meinte er dann noch und klapste der kleinen Elena leicht auf die Schulter. Dann verschwand er in der Menge. Das Abenteuer war also vorbei, doch der Ernst des lebens fing von da an für mich an. Meine Ausbildung stand unmittelbar bevor und viel freie Zeit würde ich nicht haben...Gedanklich seufzte ich tief. Bis mich die verwunderte Stimme des Händlers aus meinen Gedanken holte. "… Wo ist denn mein Goldbeutel?…" Oh, nein, Caligo! Epilog 1.2: Große Städte, viele Gardisten - Oder: Ein richtig böser Bube... oder so ----------------------------------------------------------------------------------- Nach einem endlos langem Fußmarsch, wie mir schien - und daran war nur die elendige Elfe schuld - kamen wir endlich in Gorith an. Lächelnd atmete ich die Stadtluft und blickte durch die belebten Gassen. Nach einigen Minuten gelangten wir zum riesigen Martkplatz der Stadt. "Dein Vater ist sicherlich im Gebäude der Händlergilde.", meinte ich zu Elena während wir uns den Weg durch die bunte Menge bahnten. Schnell hatte ich eben dieses Gebäude ausfindig gemacht und steuerte darauf zu. Inzwischen war tag geworden und ich wollte aus dem Sonnenlicht raus. "Was bin ich froh, wenn wir das gleich hinter uns haben.", meinte mein Kleiner. "Ich könnte nämlich ein Bad gebrauchen...Ich rieche wie ein nasser Iltis." Hm… sooo schlimm roch er nicht aber wenn er es meinte würde ich nichts dagegen sagen. Stattdessen lief ich weiter schnurstracks auf das Gildengebäude zu und konnte auch endlich die ersten davor Stehenden erkennen. "He, da steht ja schon dein Vater Kleines." Während ich sprach deutete ich auf eben jenen und… den Gardistenhauptmann, der neben ihm stand? Uh oh… Ich erschrak mich fast zu Tode, als Azrael auf einmal zu dem Hauptmann sprintete. Langsamer aber doch in flottem Tempo folgten Elena und ich ihm… Elena froh, ihren Vater wiederzusehen und ich, um zu erfahren was- "Hey Onkelchen, wie geht's?" Wie? Onkel? Hauptmann ist Onkel von meinem Kleinen? Oh. OH! Dumme Sache! Besagter Onkel starrte den vermeintlichen Neffen an - besser gesagt, das Aussehen besagten Neffens. "Azrael, ich verbitte mir diesen Ton! Du hörst dich ja an, als wenn du aus der Gosse kommen würdest. Und überhaupt, wie siehst du aus?" Holla. Bei dem Onkel wäre ich auch Gardistengeschädigt. "Verzeih Onkel, wird nicht wieder vorkommen.", antwortete der Kleine sofort höflich, "Nun, das mit meinem derzeitigen Aussehen ist eine komische Geschichte...Ich erzähle sie dir später." Dann wandte er sich um und sah uns an. Elena lief sofort die letzten Schritte zu ihrem Vater und lachte. "Vater, Vater!" Ein übergroßes Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des Händlers aus. "Meine kleine Elena… haben die Banditen dir auch nichts getan?" "Nein, nein. Azrael und Caligo hier waren schnell genug da…" Okei, Blick des Hauptmanns ruhte auf meiner Wenigkeit. In dem Augenblick erschien ein Caligo-Abgang mir das beste zu sein… "Onkel, entschuldige mich kurz...", meinte Azrael und wandte sich von den anderen ab, um mich anzusehen. "Was ist los, meine Verwandtschaft beißt nicht...Außerdem willst du dir doch sicher die Belohnung abholen, oder?" Ach ja, stimmt ja, Belohnung. Wenn ich schon etwas ehrliches tat, wollte ich doch wenigstens mein Gold dafür! Schweren Herzens grinste ich also leicht. "Aye, die Belohnung. Ein wenig Gold für den armen Caligo." Der Gardistenonkel betrachtete mich mit einem abschätzigem Blick. Woran lag das wohl? An meiner schwarzen Kleidung, dem Schlamm an ihr oder an meinem Gossenakzent? Etwas verunsichert ließ ich mich von dem Kleinen nach vorne zerren und vorstellen. Sein Onkel betrachtete mich. "Caligo, so, so." Oha. Waren meine Steckbriefe hier eigentlich noch aktuell und ausgestellt oder schon abgenommen? Ich schluckte und grinste den Hauptmann an. "Aye, Caligo. Mehr oder minder zu Diensten. Und wenn sie mich jetzt entschuldigen würden, einige von uns müssen noch einen Heiler bezahlen." Abwartend sah ich den Händler an, der sofort einen prallgefüllten Goldbeutel herausholte und Azrael und mir jeweils 20 Goldtaler in die Hände drückte. Ich lächelte den Mann an, während Azrael von seinem Onkel zur Seite gezogen wurde. Das gab mir genügend Gelegenheit, um dem Händler zu versichern, seiner Tochter sei nichts geschehen und ihm dabei den Goldbeutel aus der Tasche zu ziehen. "So, und nun werde ich mich verabschieden… Wir sehen uns noch, Kleiner!" Zwinkernd grinste ich Azrael an. "Aber sehr wahrscheinlich erst, wenn das Wetter hier etwas günstiger für Leute wie mich ist. Bis dahin… auf Wiedersehen!" Ich gab Elena noch einen leichten Klaps auf die Schulter und verschwand dann eiligst im Getümmel der Menge. Den Kleinen wiederzufinden würde das leichteste sein - wenn ich das Wappen seines Onkels richtig gesehen hatte war er ein s'Fallen, die wohnten wahrscheinlich in 'nem besseren Haus… und große teure Villen waren meist schlecht zu übersehen… Schwach hallte noch die verwunderte Stimme des Händlers hinter mir her… "… Wo ist denn mein Goldbeutel?…" Tja, Caligo Lexxon war eben ein böser Bursche. Wirklich. Manchmal. … Ach, Scheiß drauf. ---------- A/N: Und mit diesen Worten verabschieden wir uns mit Teil 1 der "Erzählungen von Gardisten und Dieben". Dieser erste Teil endet hier und ebnet den Weg für Teil 2, welche einige Monate später in Gorith spielt und mit einem turbulentem Ereignis anfängt... Wir freuen uns über jeden, dem diese Geschichte gefallen hat. Teil 2 ist in einem etwas anderen Stil geschrieben, 1. Gibt es sehr viel längere und öftere Abschnitte, in denen Caligo und Azrael NICHT zusammen sind - so liest sich jedes Kapitel wirklich wie ein neues, trotz der Wiederholung der bekannten Szenen 2. Wird der zweite Teil etwas länger, da seine Handlung nicht nur eine einfache "Rettungsmission" ist, sondern ein Komplott von ein paar gewissen machthungrigen Figuren beinhaltet... 3. Werden noch einige weitere Charaktere vorgestellt und in die Geschichte eingebunden, welche auch in den späteren Teilen auftauchen werden. Außerdem hoffen wir, dass unserer Schreibstil sich ebenfalls gebessert hat *g* hier noch eine kleine Übersicht über die "Erzählungen von Gardisten & Dieben" Teil 1: Türme, Tümpel & Tavernen" - fertig gestellt Teil 2: Tempel, Villen & Verwandtschaft - ausgeplant und wird momentan geschrieben Teil 3: Titel noch nicht drauf geeinigt *g* - ausgeplant, noch nicht geschrieben Teil 4: vorgesehen, aber noch nicht genauer ausgeplant Wir hoffen, dass wir euch, liebe Leser, in Teil 2 wieder begrüßen dürfen ^^ Satyra & Puh-SChell Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)