Freundschaft - Vertrauen - Liebe? von Nessi-chan ================================================================================ Kapitel 3: Grübeleien --------------------- Grübeleien Darüber dachte er noch tage- und nächtelange nach. „Wakashimazu?“ „Hmm?“ „Schläfst du?“ „Ja.“, antwortete er sarkastisch. „Besonders weil du dich seit etwa zwei Stunden geräuschvoll von der einen auf die andere Seite drehst.“ Der Keeper knipste die Nachttischlampe an, setzte sich im Bett auf und sah seinen Zimmergenossen abwartend an. „Wo liegt das Problem?“, fragte er schließlich, nachdem Kojiro geschwiegen hatte. „Wieso Problem?“ „Kapitän, ich bitte dich! Du wälzt dich seit zwei Stunden trotz anstrengenden Trainings schlaflos im Bett herum. Außerdem weckst du mich um halb zwei, um anscheinend über irgendwas Wichtiges zu reden. Wenn es unwichtig wäre, hättest du bis morgen warten können.“ Kojiro errötete leicht, dann räusperte er sich und setzte an. „Ist es dir schon mal passiert, dass sich deine Gefühle einer anderen Personen gegenüber extrem geändert haben?“ „Ja.“, antwortete Ken. „Wirklich?“, fragte Kojiro etwas überrascht. „Klar. Zu Anfang dachte ich, Genzo Wakabayashi sei nur ein mieser, eingebildeter Angeber. Jetzt weiß ich, er ist wirklich klasse und kann ein super Kamerad sein.“ „Schon, aber so meine ich das nicht.“ Wieder steckte Kojiro im Erklärungsdilemma. „Ich meine, dass du zum Beispiel ewig mit jemandem befreundet warst und... naja... plötzlich so... so innigere Gefühle hast.“ „Du meinst, dich verliebt hast.“ „Ja.“, nuschelte Kojiro und sah peinlich berührt vor sich auf die Decke. „Nein, ist mir bislang noch nicht passiert.“ Kojiro seufzte geschlagen. „Aber,“ setzte Ken dann fort, „ich könnte mir vorstellen, dass es sowas gibt. Gerade in einem bestimmten Alter.“ „Denkst du denn, das geht vorbei?“, fragte Kojiro und sah Ken nun wieder an. „Möglich.“ Ken zuckte mit den Schultern. „Nur nicht, wenn’s ‚die wahre Liebe‘ ist.“ „Danke für diese philosophische Erleuchtung!“, bemerkte Kojiro sarkastisch und ließ sich in die Kissen zurückfallen. „Und wie finde ich das raus?“ „Ausprobieren.“, schlug Ken vor. „Wenn’s klappt, ist sie’s und wenn nicht, hast du was, was du deinen Kindern und Enkeln erzählen kannst.“ „Na wunderbar!“, seufzte Kojiro. „Sonst noch was?“, fragte Ken. „Nein danke. Ich glaube, da muss ich drüber schlafen.“ „Viel Erfolg!“, rief Ken etwas ironisch-euphorisch und knipste die Lampe wieder aus. Kojiro blieb trotzdem noch wach. Es hatte zwar gut getan, mit jemandem zu reden, aber wirklich schlauer war er jetzt immer noch nicht. Bis zum nächsten Morgen hatte Kojiro nicht wirklich viel geschlafen und schlich halbtot zum Training. Doch seine Grübelei hatte immer noch nicht aufgehört, was dazu führte, dass er bei weitem nicht auf seinem Niveau spielte. Das sagte ihm jedoch keiner, denn zu seiner Unkonzentration kam hinzu, dass er auch die Fehler der übrigen Mannschaftsmitglieder übersah. Auch in der Kabine war er noch so in Gedanken versunken, dass ihm zunächst einmal gar nichts mehr einfiel, als Takeshi ihn plötzlich in eine sichtgeschützte Ecke zog. ‚Was geht denn jetzt ab?‘ „Kojiro, was ist los?“ Takeshi stützte die Arme in die Seiten und sah seinen besten Freund abwartend an. „Wieso?“, fragte Kojiro und versuchte unschuldig zu klingen. „Wieso?“ Takeshi verdrehte die Augen. „Kojiro, ich bin zwar jünger, aber weder blind noch blöd! In den letzten Tagen bist du so komisch drauf. Mal kriegst du einen Totalausraster und dann spielst du wie eine Schlaftablette.“ Verständnisvoll legte er seinem Kapitän eine Hand auf die Schulter. „Gibt’s Probleme?“ „Nein, mach dir keine Sorgen.“ Kojiro winkte ab, legte aber seine andere Hand auf Takeshis, um diese Berührung zu erhalten. „Ich hab die letzten Nächte einfach wenig geschlafen. Keine Ahnung warum. Das schlägt auf meine Stimmung. Aber das vergeht schon.“ Takeshi nickte, blieb aber vor ihm stehen. ‚Was hat Ken noch gesagt? Ausprobieren?‘ „Sag mal, Takeshi, morgen früh ist doch trainingsfrei und deshalb dachte ich... ich dachte, wir könnten heute Abend mal einfach raus hier.“ „Oh.“ Takeshi druckste etwas. „Normalerweise gerne, aber ich hab leider noch was Wichtiges zu tun. Könnten wir das vielleicht auch morgen machen?“ Zwar war Kojiro zunächst enttäuscht, aber die Gelegenheit hatte sich ja noch nicht komplett zerschlagen. „Ja klar, natürlich, kein Problem! Also dann!“ Herunterspielend winkte er ab und packte seine Sachen. Auf ihrem Zimmer saß Ken bereits am Schreibtisch und büffelte für ein anstehendes Referat. Als er Kojiros Unbeschwertheit bemerkte, grinste er hinterhältig. „Na, Kapitän? Hat sich was ergeben?“ „Was meinst du?“ „Ein Date? Mit deiner heimlichen Flamme?“ Kens Grinsen ignorierend ließ er sich aufs Bett fallen. „Und wenn?“ „Dann würde ich dich jetzt ausquetschen.“ „Hab ich eine Chance, dem zu entkommen?“ Kojiro war beileibe nicht danach zumute, Ken über den genauen aktuellen Zustand aufzuklären. „Nur wenn du das für mich in die Bibliothek zurückbringen würdest.“, antwortete Ken und hielt ihm ein Buch mitsamt seinem Bibliotheksausweis hin. „Angenommen!“ Kojiro krallte sich Buch und Ausweis und war aus dem Zimme raus, bevor Ken noch etwas sagen konnte. In seiner guten Laune schlenderte er durch das zum Wochenende fast leere Schulgebäude, bis er in der Bibliothek ankam, wo er auch nur die zuständige Mitarbeiterin antraf. Während diese die Ausleih- und Rückgabeunterlagen ausfüllte, ließ Kojiro seinen Blick durch den Raum schweifen, bis ihn plötzlich der Schock wie ein Schlag traf: Da saß Takeshi... mit Yoshie Suzuki! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)