Verfluchte Liebe von KimRay ================================================================================ Kapitel 14: Merry Christmas --------------------------- Titel: Verfluchte Liebe (14/circa 35) Autor: KimRay e-mail: KimRay@gmx.de update-info:http://de.groups.yahoo.com/group/kimrays_2004/ Kategorie: ?? Unterkategorie: Drama Inhalt: Voldemort ist besiegt, Lucius Malfoy ein Held und Harry zerbrochen, doch noch ist das Spiel nicht beendet und noch immer mischt Albus Dumbledore die Karten. DISCLAIMER: Alle urheberrechtlich geschützten Figuren in dieser Story gehören natürlich den jeweiligen Eigentümern. Ich habe sie mir nur ausgeliehen. Einzig die Idee und neue Charaktere sind komplett von mir. Anmerkungen: wie versprochen… Beta: fiZi und Shirokko – wie immer big thanks. ;-) Big thanks für die reviews geht an: teufelchen_netty, AyaScythe, Kerry, -Annika- und Blauer_Mond. Thanks!! ~ Kapitel 14 ~ Merry Christmas „Raus jetzt, du kleiner Penner! Es reicht! Es ist Weihnachten und ich hab keine Lust mehr, mit dem Geschenke aufmachen auf dich zu warten!“ Harry zog die Bettdecke über den Kopf und knurrte verstimmt, als Sirius die Vorhänge vor den Fenstern seines Zimmers aufriss und der strahlenden Wintersonne Einlass gewährte. „Ich kenn Leute, die in der heiligen Nacht kein Auge zu getan haben, nur, weil sie es nicht erwarten konnten, endlich an ihre Geschenke zu kommen! Und Du? ...Du schläfst bis Mittag!“ Sirius betrachtete grimmig die zerwühlte Bettdecke, unter der sich Harry verbarg, bevor er sie ihm einem Moment später weg zog und sich freiwillig dem mürrischen Blick seines Patensohnes aussetzte. Harrys Ferien hatten mit dem unwilligen Geständnis angefangen, dass er nur mit einem Trank von Severus Snape traumlos schlafen konnte. Remus hatte ihn dazu genötigt und Harry war alles andere als begeistert gewesen, doch nach einer ziemlich heftigen Auseinandersetzung, die vorrangig von Sirius ärgerlichen Tiraden über Sturheit, Eigensinn und falschen Stolz beherrscht worden war, hatte er Harry eigentlich zugestanden, dass er schlafen konnte, so lange er wollte. In Sirius Augen bildete Weihnachten aber eine Ausnahme. Und heute war Weihnachten. Noch immer ein wenig verschlafen saß Harry nun im Bett und Sirius bekam beinahe ein schlechtes Gewissen, dass er ihn geweckt hatte, aber eben nur benahe. Er sah um einiges besser aus, als vor drei Tagen. Nachdem er ihn zu Beginn der Ferien vom Zug abgeholt hatte, hätte nicht viel gefehlt und Sirius wäre Albus Dumbledore zum wiederholten Male kräftig auf die Füße getreten. Harry war abgespannt und blass gewesen und aus den Briefen von Remus wusste er, dass das der Normalzustand war – ein Fakt, der an Sirius’ Nerven zerrte. Er wollte Harry beschützen, doch er konnte nicht. Dumbledore ließ es nicht zu und auch Remus redete die ganze Zeit auf ihn ein, dass Harry sich seinen Dämonen stellen musste. Leider wusste Sirius nur zu genau, dass dies das Letzte war, was Harry wollte. Inzwischen sah er zum Glück wieder um einiges besser aus und das machte Sirius stolz, denn es zeigte ihm, dass Harry ihm vertraute, dass er sich hier in Pembroke Hause sicher und zu Hause fühlte. „Kannst du deine Geschenke nicht ohne mich aufmachen?“ Harry rieb sich übers Gesicht, um den Schlaf zu vertreiben. Wenn er ehrlich war hatte er gründlich ausgeschlafen, seit er zu Hause war. Jede Nacht, die er Snapes Trank genommen hatte, hatte er ausgiebig genutzt und dabei kam er selten vor Mittag aus den Federn. Deswegen hatte er jedoch trotzdem keine Lust aufzustehen und er wollte schon gar nicht nach unten gehen und Weihnachten feiern. Sirius zerstrubbelte Harrys schwarzes Haar noch ein wenig mehr, als es eh schon der Fall war, und lächelte nachsichtig. Molly hatte ihn gewarnt. Es war das erste Mal, dass Harry Weihnachten im Kreis einer richtigen Familie erlebte und sie wusste, dass er sich damit schwer tat. Familie war etwas Neues für Harry, etwas, was er immer für großes Glück gehalten hatte, und er hatte schon lange aufgehört, auf das Glück zu vertrauen. „Zieh dir was an und komm runter! Und wage es dir ja nicht zu kneifen!“ Harry sah ihm grimmig nach, als er das Zimmer verließ, bevor er unwillig aufstand und tat, was sein Pate verlangte. Als er dann jedoch ein paar Minuten später neben der offenen Tür des großen Salons stand und die Szenerie überblickte, konnte er sich nicht mehr vom Fleck rühren. Es war komplett jenseits seiner Vorstellungskraft. Harry hatte oft genug Weihnachten erlebt, bei den Dursley – das waren die schlimmsten – und in Hogwarts – das war das, was er sich unter Weihnachten vorstellte. Doch das hier war anders. Es war Familie. Es war zu Hause. So ähnlich hatte er es sich früher vorgestellt, mit Eltern, Geschenken und einem wunderschönen Weihnachtsbaum. Er spürte einen Kloß im Hals und wollte weglaufen, doch er wusste, dass er nicht konnte. Sirius und Patricia waren seine Familie, egal, ob er dem im Moment gewachsen war oder nicht. Doch trotz aller Einsicht schaffte er es nicht, zu ihnen zu gehen. Das war einst das Ziel all seiner Träume gewesen – ein Zuhause und eine Familie, die ihn liebte. Harry versuchte, glücklich darüber zu sein, dass sich wenigstens dieser Wunsch erfüllt hatte, doch bitter musste er feststellen, dass er keine wirkliche Freude empfand. Er hatte keine Sehnsüchte mehr. Er konnte keine Freude mehr empfinden. Seine Träume, sein Leben und alles was er sich jemals gewünscht hatte, war mit einem Fluch in Flammen aufgegangen und hatte kalte Asche zurück gelassen. Harry starrte mit leerem Blick den Himmel über seinem Bett an. Eigentlich war er aus dunkelblauem Samt, doch in den Schatten der Nacht existierten keine Farben. Es war eine der Nächte, die er ohne Snapes Trank überstehen musste und darum wach verbrachte, weil er nicht von seinen Alpträumen gequält werden wollte. Flashback //…Himmel noch mal, es waren erst zwei Tage, doch schon hatte ich genug davon, allein zu sein. Der Gryffindorturm war verlassen, so wie das ganze Schloss. Es waren nicht allzu viele Schüler über Weihnachten hier zurückgeblieben, nicht mal ein Dutzend und er war ebenfalls weg. Wenn ich ehrlich war, war es das, was mich am meisten aufregte. Er war nicht da. Es war nicht wichtig, dass Ron und Hermione bei ihren Familien waren. Es war auch nicht wichtig, dass nur ein einziger Gryffindor aus dem ersten Jahr über Weihnachten in Hogwarts war. Das Einzige, was mich interessierte war der Fakt, dass er nicht da war. Natürlich war auch er in den Schoß seiner so innig geliebten Familie zurückgekehrt – und ich war allein. Das Schlimme an der Sache war, dass ich früher eigentlich nie ein Problem damit gehabt hatte, allein zu sein. Es war nur leider das erste Mal, dass ich mich auch allein fühlte. Wie oft hatte ich ihn in der Woche getroffen? Einmal? Zweimal? Zu Anfang! Bevor ich versucht hatte, diese Sache zu beenden. Als er mich dann jedoch nach dem Quidditchtraining abgefangen hatte, hatte sich etwas verändert. Ich konnte nicht sagen, was es war, doch seit dem hatten wir jede Gelegenheit genutzt, uns zu treffen, selbst dann, wenn es bedeutete, dass wir rücksichtslos alle Regeln der Schule verletzen mussten. Und niemand hatte uns dabei erwischt – so als seien wir für alle anderen unsichtbar. Er fand mich immer, doch sonst fand mich niemand, wenn ich es nicht wollte. Und nun war er nicht mehr da. Er würde nicht irgendwo auftauchen, wenn ich allein war. Er würde mich nicht mit allen Sinnen in Anspruch nehmen, provozieren, zum Lachen bringen, wütend machen, versöhnen… Und es fehlte mir. Zum ersten Mal in meinem Leben zählte ich die Tage, bis die Ferien endlich vorbei waren. …// Flashback Ende Harry sprang aus dem Bett und langte nach seinen Sachen. Es dauerte keine zwei Minuten bis er angezogen war, seine Sachen so verhext hatte, dass ihm die klirrende Kälte der letzten Tage nichts anhaben konnte und seinen wärmsten Winterumhang übergeworfen hatte. Draußen graute der Morgen und er zerrte die Kapuze über den Kopf, als er das Fenster öffnete und einen leisen Pfiff ertönen ließ. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis sich eine große, geflügelte Kreatur aus den Schatten des nahe gelegenen Waldes löste. Gleich darauf landete Seidenschnabel fast geräuschlos unter Harrys Fenster und fiepte leise. Er war nach Voldemorts Ende vom Ministerium auf Harrys Wunsch hin begnadigt worden, mit der Auflage, die Länderein von Pembroke House niemals wieder zu verlassen. „Hallo, mein Großer!“, begrüßte ihn Harry und fühlte, wie ein Teil seiner Anspannung von ihm abfiel. Mit einem Satz sprang er aus dem Fenster und fing seinen Aufprall mit einem Zauber ab. Ein weiterer Zauber ließ Sattel und Saumzeug erscheinen. Der Hippogreif störte sich nicht daran. Er war es gewohnt von Harry wie ein Pferd geritten zu werden, denn dieser hatte das schon in den Sommerferien getan, wenn es ihm sein Zustand erlaubte. Sirius sah es nicht gern und hatte inzwischen sechs erstklassige Pferde in seinem Stall stehen, weil Harry ein Faible fürs Reiten entwickelt hatte, doch dieser zog den Ritt auf Seidenschnabel vor, denn er bot etwas, was er zuvor nur von seinem Besen gekannt hatte – Fliegen. Er konnte mit der Fixierung inzwischen auch seinen Besen ohne große Probleme fliegen, doch es war nicht mehr dasselbe. Mit dem Besen zu fliegen war gleichbedeutend mit Quidditch spielen und das konnte er nicht mehr. Darum flog er lieber mit Seidenschnabel. Den linken Arm wie immer sicher fixiert, liebkoste er ihn mit der Rechten und der Hippogreif zupfte an seiner Kapuze. „Lust auf einen kleinen Ausritt, Schnäbelchen?“, flüsterte Harry in das seidige Gefieder. Ein Gurren war die Antwort und Harry stieg auf. Ein letzter Zauber verschloss das Fenster seines Zimmers und Harry war bereit. Mit einem kräftigen Flügelschlag erhob sich der Hippogreif in die Luft. Und Harry ließ die Dunkelheit hinter sich zurück. * * * „Oh Patricia, das freut mich so sehr für euch!“ Narcissa Malfoy lehnte sich in dem bequemen Lehnstuhl zurück und nippte an ihrem Tee. Patricia lächelte versonnen. Narcissa war nicht die einzige, die sich über diese Neuigkeiten freute. Ihre Weihnachtsüberraschung für Sirius war die Ankündigung gewesen, dass er Vater werden würde. Sirius hatte es im wahrsten Sinne des Wortes vom Sessel gehauen und Harry hatte ihr das schönste Geschenk des ganzen Festes gemacht – er hatte zum ersten Mal aufrichtige Freude gezeigt, trotz der Beklemmung, die er ohne Zweifel an diesem Tag empfunden hatte. Das Lächeln, das überraschend auf seinen Lippen erschienen war, hatte ganz klar auch seine Augen erreicht und die Art, wie er Sirius dann mit einem kräftigen Schlag auf die Schulter fast zum zweiten Mal vom Sessel geschmissen hatte, ließ keine Zweifel daran, dass er sich aufrichtig für seinen Paten freute. „Und? ...Wann werdet ihr heiraten?“, war nun Narcissas nächste Frage und ihr Sohn, lässig gegen ein Sideboard zwischen den großen gläsernen Flügeltüren zur Terrasse gelehnt, verkniff sich ohne Zweifel ein Grinsen, angesichts der Neugier seiner Mutter. Narcissa ahnte währenddessen nicht einmal, was sie anrichtete, doch Patricia verschluckte sich fast an ihrem Tee bei dem Versuch, ihr Lachen zu unterdrücken, und Sirius fiel die Kinnlade herunter. Das hatte er komplett vergessen und sogar Harry, der sie schon vor zwei Tages ähnliches gefragt hatte, hatte nur mit dem Kopf geschüttelt. Sirius war ein wenig durch den Wind, seit er wusste, dass er Vater wurde. „Sirius?“, kam es nun ein klein wenig drohend von dessen vornehmer und auf Etikette bedachter Cousine. Zum Glück wurde er jedoch von einem ohrenbetäubenden Kreischen draußen im Garten jedweder Antwort entbunden. Patricias Augen huschten, wie die aller anderen Anwesenden auch, zu den großen Fenstern. Am liebsten hätte sie auf der Stelle eine Ohnmacht vorgetäuscht, um den Verursacher dieses Lärms zu retten, doch Sirius hätte sie sofort durchschaut. Sie hatte sich schon den ganzen Morgen gefragt, wo Harry steckte. Es war eine ‚schlaflose’ Nacht gewesen – so nannte es Pat, wenn Harry seinen Trank nicht nahm – doch er war nicht beim Frühstück gewesen. Das hatte sie schon vermuten lassen, dass er mit Seidenschnabel unterwegs war. Wenn er sich doch bloß einen anderen Platz für seine Rückkehr ausgesucht hätte… Sirius’ Reaktion war die erwartete. „Sag mir einer, dass das nicht wahr ist!“, polterte er und war schon zu einer der Terrassentüren hinaus, bevor Patricia ihn bremsen konnte. Draco, der auf den Lärm hin ebenfalls unauffällig an eines der Fenster getreten war, war fast versucht dem Cousin seiner Mutter zu folgen, doch als er sah, was sich abspielte, überlegte er es sich augenblicklich anders und trat im Gegenteil ein wenig zu zurück, um seine Anwesenheit nicht sofort zu verraten. Potter würde es eh noch früh genug mitbekommen. Als seine Mutter heute beim Frühstück verkündet hatte, dass sie nach Pembroke House fahren würde, um Sirius, Patricia und Harry persönlich zum großen Sylvesterempfang bei den Malfoys einzuladen, hatte er sich schon auf einen freien Vormittag gefreut, doch dann hatte sie darauf bestanden, dass er sie begleitete. Er war nicht sonderlich begeistert gewesen. Der verdammte Gryffindorheld ging ihm eh schon nicht mehr aus dem Kopf und er hatte keine große Lust gehabt, ihn auch noch in den Ferien ertragen zu müssen, doch langsam wurde es interessant hier. Draußen auf dem verschneiten Rasen setzte gerade ein zorniger Hippogreif zum zweiten Mal zur Landung an und Draco ließ die Szenerie nicht aus den Augen. Er war fast sicher, dass es Potter war, der da in einem ganz normalen Pferdesattel, auf dem Rücken dieses verdammten Biestes saß. Der Hippogreif tobte. Auch bei diesem zweiten Landeversuch bockte er und sein Reiter wurde gründlich durchgeschüttelt „SEIDENSCHNABEL! Beruhige dich!“, war nun ein Brüllen von Sirius zu vernehmen, doch er erreichte damit nur, das Seidenschnabel ein weiteres Mal hochstieg und drohte, Harry aus dem Sattel zu katapultieren. Fasziniert stellte Draco fest, dass Potter davon überhaupt nicht beeindruckt war. Im Gegenteil ließ er die Zügel fallen, als Seidenschnabel wieder auf allen Vieren stand, und schlang seinen Arm beruhigend um dessen Hals. „Ruhig, Schnäbelchen! Ganz ruhig! Es ist alles okay… ganz ruhig.“ Harry war nicht begeistert davon, dass Sirius Zeuge dieser Aktion geworden war, doch leider hatte Seidenschnabel sich nicht mehr vorschreiben lassen, wo er zu landen hatte. Ihm wäre die Koppel neben den Stallungen lieber gewesen, doch der Hippogreif war wegen ein paar übermütigen Wichteln so in Rage geraten, dass es kein Halten mehr gegeben hatte. Erneut kreischte Seidenschnabel laut, bevor er zu unwilligem Fiepen überging und zu tänzeln begann. Harrys Hand lag inzwischen auf seinem messerscharfen Schnabel und er redete weiter leise auf ihn ein. Augenblicke später hatte er sich beruhigt. Harry richtete sich auf und griff die Zügel wieder, während er Sirius einen vorsichtigen Blick zuwarf. Das war der Moment, wo Draco bemerkte, dass der linke Ärmel seines Winterumhanges leer war und er nur mit der Rechten hantierte. Irritiert kniff er die Augen zusammen, überzeugt, einer Täuschung aufzusitzen, doch es war keine Täuschung. Der Ärmel war tatsächlich leer. „Harry!!!“, meldete sich nun Sirius wieder zu Wort und Patricia schloss die Terrassentür. Draco gelang es nur mühsam, sie dafür nicht strafend anzusehen, doch sie war wohl zu Recht der Meinung, dass die zweifellos fällige Standpauke nur Potter und seinen Paten etwas anging. „Macht er das öfters?“ Narcissa hatte wieder Platz genommen, doch ihr Blick hing noch immer an der Terrassentür. Draußen bekam Harry eine Abreibung, doch Patricia lächelte nur. „Eigentlich managt er es immer so, dass Sirius es nicht mitbekommt, doch heute war Seidenschnabel wohl ein wenig neben sich!“, erklärte sie. „Nun… ich kann Sirius verstehen. Ich hab kein sonderliches Vertrauen zu diesem Tier, nicht wahr, Draco? ...Komm zu mir, Darling!“ Draco warf seiner Mutter einen unwilligen Blick zu, tat jedoch, was sie von ihm erwartete und nahm neben ihr Platz. „Was meinst du?“ „Den Hippogreif, Draco!“ „Oh… das Mistviech!“ Er bemerkte Patricia McMahonys missbilligenden Blick und verteidigte sich. „Sie müssen verstehen, ich mag das Tier nicht! Es hat mir im dritten Schuljahr fast den Arm abgerissen!“ „Das überrascht mich aber jetzt! Harry versteht sich wunderbar mit Seidenschnabel und ich persönlich mache mir keine Sorgen, wenn er mit ihm unterwegs ist! Seidenschnabel würde Harry nie im Stich lassen!“ „Es sah allerdings so aus, als habe er ihn gut im Griff!“, warf Narcissa ein. „Das hat er! Ganz gewiss!“ Patricias Stolz auf diesen Fakt war nicht zu übersehen. Die beiden Frauen wechselten daraufhin das Thema und Draco versank in Gedanken. Was in aller Welt war mit Potters linkem Arm? Wenn er genau darüber nachdachte, fiel ihm auf, dass er scheinbar immer dann besonders große, körperliche Probleme gehabt hatte, wenn er seine Linke verwendete. In VgddK hatte er ihn an der linken Schulter erwischt und bei ihrem kleinen Quidditchzweikampf hatte er die Linke am Besen gehabt, bevor er bewusstlos abgestürzt war. Überhaupt fiel bei genauerer Betrachtung auf, dass er seinen linken Arm so wenig wie möglich benutzte, wenn es die Situation zuließ. Es sah ganz so aus, als sei Potter mit mehr als diesem offensichtlichen psychischen Schaden aus seinem letzten Kampf mit Voldemort hervorgegangen. „Wo willst du hin?“ Drei Gesichter wandten sich überrascht der Tür zu, die Sirius gerade geöffnet hatte, um einzutreten. Pat schaffte es nicht, sich ein Grinsen zu verkneifen. Was glaubte er wohl, wo Harry hin wollte? In die Küche natürlich. Frühstücken. So gut müsste er ihn doch eigentlich inzwischen kennen. „In die Küche! ...Frühstücken.“, kam es von Harry, und Draco erhaschte einen Blick auf seinen Rücken. Von dem karierten Flanellhemd war nicht wirklich viel zu sehen. Die gesamte linke Schulter wurde von einem weißen Stoffgebilde verborgen, das offenbar den linken Arm so am Körper fixierte, dass keinerlei ungewollte Bewegung möglich war. Die Tür schloss sich hinter Sirius und Draco senkte den Kopf. Des Blickes, mit dem ihm seine Mutter bedachte, war er sich nicht einmal bewusst. Er hatte mit dem Fakt zu kämpfen, dass Harry Potter nicht so unverwundbar war, wie alle Welt glaubte. Eine halbe Stunde später hatte Harry sein Frühstück beendet und sich umgezogen. Er war nicht begeistert von der Aussicht, im Frühstückszimmer zu erscheinen. Nicht, dass er ein Problem mit Narcissa hatte. Sie war eine Frau, die eine Menge Wert auf ihren Status legte und das auch entsprechend demonstrierte, doch seit dem letzen Sommer wusste er, dass sie auch anders konnte. Sein Problem hieß Draco. Wieso, verdammt, hatte Sirius ihm nicht vorher gesagt, dass er hier war? Erst nachdem er ihm wegen Seidenschnabel ordentlich den Kopf gewaschen hatte, erschien es ihm notwendig zu verkünden, dass Narcissa mit ihrem Sohn hier war. Als hätte er nicht schon in der Schule genug von Draco. Das letzte Zwischenspiel in den Drei Besen hatte ihm für Tage gereicht. Vor der Tür zum Frühstückszimmer atmete er noch einmal tief durch, ließ die Fixierung verschwinden und den Arm sinken. Sirius hatte darauf bestanden, vermutlich seine Art, ihn für den Ausritt mit Seidenschnabel zu bestrafen. Harry hätte Hausarrest vorgezogen, doch er hatte keine Wahl und öffnete entschlossen die Tür. Es war einfacher als erwartet. Narcissa kam ihm so herzlich entgegen, wie er es inzwischen gewohnt war und Draco war folgsam, wie ein gut erzogener Sohn es zu sein hatte. Ein kühles Nicken, ein kalter Blick und Harry konnte neben Patricia in Deckung gehen. „Schön, dass wir dich doch noch treffen, Harry! Lucius hat mich eindringlich gebeten, dich noch einmal persönlich zu unserem Sylvesterempfang einzuladen!“ Das sah Lucius ähnlich. Er kannte ihn besser, als man glauben sollte. Harrys Blick wurde düster. Von was für einem Sylvesterempfang war hier die Rede? „Sylvester?“ , höhnte Draco in Gedanken und fragte sich, wo er das Stoffding an seiner Schulter gelassen hatte. Als hätte er nicht jedes Recht darauf. Mit Dracos Haltung ging seit Minuten eine beängstigende Wandlung vor. „Ja, Harry, hat Sirius es dir nicht gesagt? Wir geben jedes Jahr an Sylvester einen Empfang für Freunde und Bekannte. Natürlich seid auch ihr eingeladen!“, sprach Narcissa weiter. „Aber… Ron hat mich zur Sylvesterparty der Zwillinge eingeladen!“ Das war eine Notlüge. Ron hatte ihn eingeladen, jedoch nur zu einer Party im kleinen Kreis mit seinen Brüdern… und vielleicht Mione… falls sie freiwillig kam. „Davon hast du uns noch gar nichts gesagt!“, das war Patricia und sie war überrascht. „Ich wusste nicht, dass ich verplant werde!“, kam es überraschend schlagfertig zurück und Sirius sah ihn verblüfft an. Das war er von Harry nicht gewohnt. , ging es inzwischen Draco durch den Kopf. Er kannte das Gefühl, verplant zu werden. „Ähm… das… das ist natürlich deine eigene Entscheidung!“, warf Sirius ein und bereute, ihn zuvor wegen Seidenschnabel so deutlich ins Gewissen geredet zu haben, denn ohne seinen guten Willen, hatte Narcissas Empfang schlechte Karten. Und dann wurde ihm klar, dass es Blödsinn war, was ihm da durch den Kopf ging. Nur, weil er und Patricia zu Kreisen gehörten, in denen es Gang und Gebe war auf alle möglichen Empfänge zu gehen, hieß es nicht, dass Harry das genauso sehen musste. Er konnte sich an Zeiten erinnern, wo er genau das abgrundtief verabscheut hatte. Heute war das anders. Heute war er Sirius Black, angesehener und voll rehabilitierter Erbe eines riesigen Vermögens, hoch dekorierter Kämpfer im Widerstand gegen den schwarzen Lord. Überrascht stellte er fest, dass es für ihn schon zur Selbstverständlichkeit geworden war, sich an die geltende Etikette zu halten, aber etwas sagte ihm, dass das bei Harry anders war. Wenn sich wenigstens Lucius nicht mit seiner ernst gemeinten Fürsorge um Harry als aufrichtiger Freund der Familie bewiesen hätte. Es war nicht verwunderlich, dass er auch Harry erwartete, vermutlich noch mehr als ihn und Patricia. Sirius saß in der Zwickmühle und sein Patensohn war verstimmt. Er brachte seinen Standpunkt augenblicklich klar zum Ausdruck. „Gut! ...Narcissa, bitte entschuldige, doch ich bin ehrlich nicht darauf eingestellt, einen… ähm… Empfang zu besuchen! Ich glaube, das… das ist wirklich nicht der richtige Platz für mich!“ , Draco wartete auf die Reaktion seiner Mutter. Narcissa lachte leise und Draco war geschockt. „Als hätte er es geahnt! Kann ich dich wirklich nicht überreden? ...Auch nicht, wenn ich dich herzlich bitte zu kommen?“ Sie lehnte sich ein wenig nach vorn und anhand ihres Lächelns, konnte Draco sehen, dass es ihr voller Ernst war. Was in aller Welt hatte er hier verpasst? Seit wann hatte sein Vater Ahnungen über Potter und warum ließ sich seine Mutter dazu herab, ihn zu bitten? Normalerweise rissen sich die Leute um Einladungen zu den Partys der Malfoys und seit Juni war es noch sehr viel schlimmer. Langsam wurde diese ganze Geschichte immer rätselhafter und immer deutlicher wurde Draco klar, dass es Potter war, bei dem die Fäden zusammen liefen. Er ließ sich natürlich nicht überreden. Draco hatte nichts anderes erwartet, doch als er kurz vor Mittag neben seiner Mutter im Fond des Rolls Roys saß, war er ungewohnt schweigsam. Noch immer ging ihm durch den Kopf, was ihm heute klar geworden war. Potter konnte nicht mehr derselbe sein. Er war nicht mehr dazu in der Lage. Doch warum schwieg sich die ganze Welt darüber aus? Es war keine Schande in einem Kampf gegen Voldemort verwundet zu werden. „Du hast es gesehen, oder?“ Narcissa riss Draco aus seinen Gedanken. Sie wollte einige Dinge klar stellen. „War das der Grund dafür, dass ich unbedingt mitmusste?“ „Ein wenig; und es war nicht das erste Mal, dass du mich zu Freunden begleitest!“ „Letzte Weihnachten stand Black noch ganz oben auf Dads Liste für den Avadar Kedavra!“ „Das ist nicht wahr, Draco!“ „Oh… dann muss ich diese feurige Rede beim letzten Sylvesterempfang falsch verstanden haben!“ „Manche Dinge sind nicht, wie sie scheinen!“ Lucius Veränderung hatte nicht erst vor einem halben Jahr begonnen. Die Ursachen dafür lagen weiter zurück. „Was hat Potter?“ „Das kann ich dir nicht sagen! Es ist von einem Zauber geschützt!“ „Darum wolltest du, dass ich es sehe?“ „Dein Vater ist der Meinung, es reiche, dir Befehle zu erteilen. Ich sehe das etwas anders! Ich denke, du solltest wissen, dass Harry nicht mehr so kann, wie er vielleicht gern will… und du dir in Zukunft zweimal überlegen solltest, was du tust! …Draco!“ Draco sah seine Mutter an. Ihr Ton war ungewohnt ernst. „Ich möchte nicht, dass sich so etwas wie zu Beginn des Schuljahres noch einmal wiederholt. Sollte es doch geschehen, geraten wir beide ernsthaft aneinander.“ War er bis jetzt nicht sicher gewesen, dass seine Mutter Potter enorm zugetan war, so war er es nun. „Es tut mir leid, Harry!“ Harry war nach dem Lunch in der Bibliothek verschwunden, unter dem Vorwand, Hausaufgaben erledigen zu müssen. Sirius war sich jedoch relativ sicher, dass es eher mit seinem Versuch, über ihn zu bestimmen, zusammenhing. Er hatte nicht gewusst, wie er damit umgehen sollte, doch Patricia hatte ihm keine Wahl gelassen und ihn hinterher geschickt. Harry sah nicht auf. „Es muss dir nicht Leid tun! Es hat sich ja geklärt!“ „Nein, hat es nicht und das weißt du!“ Diesmal sah er auf und Sirius erkannte den Ausdruck in seinem Blick wieder – kalt und ärgerlich. „Weißt du, was mich wirklich überrascht, Sirius? Dass ausgerechnet du dich dazu herab lässt!“, Harrys Ton war bissig und Sirius verspürte nun selbst Ärger, doch er schluckte ihn hinunter und nahm in einem der Sessel Platz. „Die Zeiten ändern sich, Harry! ...Ich… keine Ahnung, wahrscheinlich hat die Erziehung meiner Eltern doch irgendwo Fuß gefasst! Ich muss eine… gewisse Reputation vertreten… und irgendwie… irgendwie hab ich schon jetzt das Gefühl, dass ich gar nicht mehr anders kann!“ Es war einfacher gewesen, als Gesetzloser durch die Welt zu ziehen. Es war sogar einfacher, als verstoßener Sohn Unruhe zu stiften, doch inzwischen war er der letzte Black und in dem Moment, als er das Erbe seiner Familie angenommen hatte, hatte er auch die Verantwortung übernommen, nicht nur für seine Familie, auch für Patricia, die selbst einer sehr angesehenen Familie entstammt, obwohl sie genau wie er Wert auf ihre Endscheidungsfreiheit legte. Und Sirius wusste, dass er Harry diese Freiheit ebenfalls zugestehen musste, wenn er ihn nicht von sich fort treiben wollte. „Aber ich kann anders! Ich muss nichts repräsentieren!“, brachte Harry nun ärgerlich heraus. Sirius musste sich das Grinsen verkneifen. „Das ist nicht ganz richtig, mein Lieber! Du bist Harry Potter!“ James mochte nicht zur Zaubereraristokratie gehören, doch Harry hatte sich einen gesellschaftlichen Rang erworben, mit dem gewisse Verpflichtungen verbunden waren, ob er nun wollte oder nicht. Er mochte glauben, dass er nach Hogwarts einfach abtauchen konnte, doch sein Stolz würde das mit hoher Wahrscheinlichkeit verhindern, so wie er jetzt schon verhinderte, dass er seiner Umwelt zeigte, wie viel ihn dieser Sieg wirklich gekostet hatte. Harry war aufgesprungen und setzte gerade zum Widerspruch an, doch Sirius ließ ihn nicht zu Wort kommen. Er stand auf und fasste ihn an der Schulter. „Harry… ich will jetzt nicht mit dir über dieses ganze Dilemma streiten. Ganz bestimmt nicht! Es tut mir leid, dass wir versucht haben, dich mit dieser Einladung zu überrumpeln, und ich werde um Gottes Willen nicht darauf bestehen! Ganz bestimmt nicht! ...Versprich mir nur eins, hör irgendwann damit auf, davon zu laufen! Ganz gleich, was du glaubst, du hast keinen Grund dazu!“ „Kannst du wirklich nicht verstehen, dass ich mit diesem ganzen Mist einfach nichts zu tun haben will?“ „Doch! Aber du bist, wer du bist! Und davor kann man nicht davon laufen! Es holt dich immer wieder ein! Man kann nur das Beste daraus machen!“ Harrys Blick sagte Sirius, dass er ihn nicht überzeugt hatte. Wie auch? Wo er sich doch selbst die Schuld daran gab und der Meinung war, kein Recht auf irgendwelche Ehrbezeigungen zu haben! Er zog ihn an sich und Harry sträubte sich nicht. „Wie auch immer es dazu gekommen ist! Ohne dich hätte es diesen Sieg nicht gegeben! Und schon gar nicht für Lucius, den dämlichen, kleinen Todesser!“ Sirius spürte Harrys Lachen mehr, als er es hörte. „Ich glaube, das hätte er dir jetzt übel genommen!“ Sirius grinste. „Wohl eher nicht! Er weiß nämlich ganz genau, dass ich Recht habe! Ich bin es ihm schuldig, zu diesem Empfang zu kommen, Harry! Ich schulde ihm genauso viel, wie er dir! Und sie meinen es ehrlich! Glaub mir! Er hat eine Wendung um 180° vollzogen, so unglaublich das auch ist!“ Harry schob ihn von sich, nicht unwillig, nur ungeduldig. „Das weiß ich! Aber ich werde trotzdem nicht hingehen!“ „Das ist okay! Das hat glaube ich, sogar Narcissa eingesehen! ...Aber… Harry?“ Sirius war nicht wohl dabei, doch er wusste, dass er wohl keine bessere Gelegenheit bekommen würde. „Was?“, kam es argwöhnisch zurück. „Neujahr ist ein Staatsempfang im Ministerium. Da kannst du dich nicht drücken! Das hat mir Fudge schon in sehr klaren Worten deutlich gemacht! Er ist der Meinung, du hattest genug Zeit, dich zu erholen… und… sie wollen endlich ihre Merlin-Orden erster Klasse loswerden!“ Auf Harrys Gesicht erschien ein genervter Ausdruck, doch er wusste, dass es da wohl kein Entkommen gab. Lucius und er waren Helden – ganz offiziell. Und immerhin war es kein Empfang im Hause Malfoy. Nichts gegen Lucius und Narcissa, aber einen ganzen Abend unter Dracos Augen, war ein Graus für ihn. „Ich werde ein paar Freunde mitbringen, okay!“ „Ich schätze mal, für die Weasleys wird sich ein Plätzchen auf der Gästeliste finden! Arthur ist eh da! Wie viele werden es sein?“ Wenn er schon dahin musste, war gegen die Weasley-Leibgarde nichts einzuwenden. Leider wusste Sirius, dass Harry für jedes Quäntchen Schutz dankbar war. „Weiß ich noch nicht!“ „Aber falls du Fred und George mitbringst, nimm ihnen das Zaubererversprechen ab, dass sie keinen Ärger machen!“ Harry brachte ein Lächeln zustande, bevor er dann unvermittelt fragte: „Hast du jetzt eigentlich endlich bei Pat um ihre Hand angehalten?“ Und Sirius wurde die Last seiner gesellschaftlichen Verantwortung wieder einmal schmerzhaft bewusst. tbc Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)