Habia Edibility Lux von LacrimaDraconis ================================================================================ Episode I: Trinkvorspiel im Tannenwald -------------------------------------- Resident Evil : Habia Edibility Lux Episode I: Trinkvorspiel im Tannenwald [Raccoon Forest, in der Luft, irgendwo in Amerika] Regelmäßig surrend schnitt der Helikopter durch die schimmernde Herbstluft. Rötliche Wattefäden eines zerrissenen Wolkenmeeres bedeckten die Nacktheit des grauen Abendhimmels. Nachdenklich beobachtete Brad Vickers das Treiben der Bäume, die im leichten Wind eine Art Tanz aufzuführen schienen, während sie mit der Regelmäßigkeit eines marschierenden Heeres unter ihm vorbeiflossen. "BRAD! ZIEH HOCH!" Abrupt riss die schneidende Stimme seines Captains den jungen Mann aus der Ruhe seiner Gedanken. Richtig. Als Pilot hatte er eine große Verantwortung zu tragen. Er durfte nie der Müdigkeit nachgeben, seine Konzentration nie schwinden lassen und unter keinen Umständen in eine Riesentanne krachen, nur weil er so darin vertieft war, Nadelbäume zu zählen. Dass er all dies doch getan hatte, würde ihm später noch zu einem langen und qualvollem Gespräch mit seinem Vorgesetzten verhelfen. Das jedenfalls war es, was Albert Weskers Gesichtsausdruck verraten lies, als er kurze Zeit später zusammen mit dem Rest des Teams aus dem Helikopterwrack wankte und dabei zwei erzürnte Eichhörnchen von seiner Hose schüttelte. "S.T.A.R.S.! AUFSTELLUNG!" S.T.A.R.S. Die Strict Timeline And Regularity Security, deren Mission die strenge Erhaltung fiktiver Tatsachen war, hatte einen Auftrag erhalten, der von Minute zu Minute immer ominöser zu werden schien. Rätselhafte Todesfälle in den ländlichen Gegenden rund um Raccoon City machten die Runde. Keine Anzeichen von Mord, doch schienen die Leichen, die verkrampft mit kreidebleicher Haut am Boden liegend gefunden wurden, nicht freiwillig gestorben zu sein. Warf man einen Blick auf die Beweisfotos in den Polizeiarchiven, so wiesen die Opfer einen Gesichtsausdruck auf, der nichts als pures Entsetzen und endloses Grauen wiederspiegelte. Manche von ihnen hatten sogar scheinbar versucht, sich die Augen auszukratzen. Anderen wiederum war dies erfolgreich gelungen. Ratlosigkeit umhüllte diese Fälle, obgleich ein spezielles chemisches Verfahren eine deutliche Gemeinsamkeit zu Tage brachte: Die Tätigkeit, die die Opfer vor ihrem schrecklichen Tod ausgeübt hatten, war zweifelsfrei das Lesen gewesen. Anfangs hatte man deshalb auch die S.T.A.R.S. Betaleser ausgesandt, um das umliegende Waldland nach Hinweisen zu durchforsten. Als von diesen jedoch jegliche Meldung ausblieb, musste das Alphateam eingesetzt werden, um nach den vermissten Agenten zu suchen und um dem Fall der Lesertode endgültig auf den Grund zu gehen. "Muss ich jeden von euch namentlich aufrufen oder darf ich davon ausgehen, dass ihr es alle aus dem Helikopter geschafft habt?" Von nervös über amüsiert, leicht angetrunken und verwirrt bis hin zu einsatzbereit waren alle Gesichtsausdrücke - einzeln oder vermischt - vertreten, als Captain Wesker sein Team musterte, das sich inzwischen routinemäßig in einer appetitlichen Reihe vor dem bedingt einsatzfähigen Helikopter aufgestellt hatte. Chris Redfield, Barry Burton, Jill Valentine, Brad Vickers und Joseph Frost bildeten Weskers Eliteeinheit, die jeden noch so anspruchsvollen Auftrag mit professioneller Präzision präzise und professionell ausführen konnte. Na ja, jedenfalls galt das für Wesker selbst und seine Theorie, dass alles funktionieren könnte, würden die anderen nur so reagieren, wie er selbst es tun würde. Insofern plagte ihn eine gewisse Skepsis, was den Rest seines Teams anbelangte. "Vickers!" "Ja, Captain?" "Erinnerst du dich noch daran, was ein Helikopter ist?" "Ja, Sir!" "Kannst du einen reparieren?" "Ja, Eure Lordschaft!" "Dann versuch dich an dem, den du gerade zu Schrott geflogen hast!" "Ja!" "Ja?" "JA, KÖNIGLICHE HOHEIT UNSERES GELIEBTEN BELIGISCHEN LANDES!" "Sehr schön. Alle anderen folgen mir auf einen planlosen Rundgang durch diesen suspekt aussehenden Wald... und auf eine Runde Bacardi, sollten wir zufällig auf eine Bar stoßen!" [Raccoon City, ebenfalls Amerika, etwas weiter drüben] "Zufällig auf eine Bar gestoßen? Aber Chief!" Das aufrichtige Entsetzen spiegelte sich deutlich in der dynamischen Gestik des jungen Polizisten wieder, als dieser in nervösem Viertelschritt kreisend seinen Vorgesetzten durch die Türe schunkeln sah. Er hatte es mit einer geschickten Bewegung geschafft, den gefährlich instabil wankenden Mann von der kostbaren Vasensammlung an der Wand wegzusteuern, um ihn auf der anderen Seite des Büros in einen komfortablen Kunstledersessel fallen zu lassen. Dort hatte er entrüstet nach einer Erklärung verlangt und diese auch erhalten, obgleich sie keineswegs zu seiner Zufriedenheit ausgefallen war. "Jungschen, es is nisch einfach", lallte Polizeichef Irons trocken. Trocken vielmehr im relativ gleichgültigen Sinne als in der umgangssprachlichen Bedeutung der Nüchternheit, die in diesem Fall natürlich nicht vorhanden war, wie einen Abschnitt zuvor deutlich beschrieben wurde. "Jungschen, es is NISCH einfach! Du gibsch dein ganses... hick! Dein ganses Leben gibsch du her... so ... weg jetzt .... und dann.... dann komm einmal ein klein Regen.... und sofort denksch mir ... ne, so nich ... aber was haste davon? Von wenn der Regen ... wo da einmal ... DAS MUSSE DOCH AUCH VERSTEHEN!" Zwar verstand der junge Polizist im Moment nicht, worauf sein Vorgesetzter hinauswollte, allerdings hatte er da bereits seine eigene Theorie aufgestellt. Nach dieser wollte Brian Irons gerade seinen Dienst antreten, als ihm ein kalter Schauer über den Rücken fuhr. Schauer, Francis Schauer, war in den 60er Jahren ein lokal bekannter Traktorenhersteller im ländlichen Umfeld von Raccoon City gewesen. In unserem Fall bezeichnete ,Schauer' allerdings viel mehr eine furchtbare Erkenntnis, die Irons ohne Warnung heimgesucht und ihn instinktiv in die nächste Bar gezwungen hatte, wo sein Zustand Bier für Bier für Bier den Punkt erreichte, den der junge RPD Cop jetzt vor sich sitzen sah. "CHIEF! SIE SIND DA!" Mit dem schrillen Quietschen einer auffliegenden Türe drang auch gleichzeitig die Stimme eines zweiten Polizisten in den Raum und klang durch den Inhalt ihrer Botschaft noch viel unangenehmer als ihr ungeöltes Begleitgeräusch. Die Situation war grauenvoll und von Grauen so voll, dass jede andere, anständige Situation sich damit zufriedengegeben hätte, ohne noch zusätzlich verschlimmert zu werden. Jener Situation war dies allerdings völlig egal, weshalb der Moment gekommen war, in dem die tapferen RPDler ohne ihren Vorgesetzten zur furchteinflößenden Tat schreiten mussten... [Raccoon Forest, mittendrin - und in Amerika, noch immer] "Autsch! Mein Fuß!" "Wow, straff!" "Ahem!" "Oh. Tut mir leid Captain, ich dachte das wäre Jill" "Igitt, eine Spinne!" "Vorsicht Redfield, da kommt ein-" "AUGH!!" "...Ast" "Ich glaub, ich bin auf einen Bären getreten!" "Das war schon wieder mein Fuß!" "MEIN Fuß!" "Aber was ist dann das?" "Hey, ist da oben ein Ufo?" "Ich glaub, ich hab meine Kontaktlinsen verloren!" "Du trägst Linsen?" "Kann ich nicht sagen, ist doch so dunkel!" Die Ausrüstung war das A und O eines Einsatzkommandos. Leistungsstarke Waffen waren ein sehr großes Plus. Die Tatsache, dass Barry nach der Beschaffung dieser kein Geld für Taschenlampen übrig hatte, war es nicht. Nach einer Weile zielloser Kleintieraufscheucherei musste das Team sich dann schließlich doch mit den Gedanken auseinandersetzen, dass eine Suchaktion vielleicht nur von bedingter Sinnhaftigkeit umfangen war, wenn das zu suchende Ziel sich drei Schritte vor seinen Augen in Pose geworfen konnte und man es trotzdem nicht erkannt hätte. "Die Betaleute beziehen ihre Waffen nicht von Barry, vielleicht haben die ja Taschenlampen!" "Chris könnte doch ein Eichhörnchen anzünden!" "GEH VON MEINEM FUSS RUNTER!!" "Können wir nicht wieder zurück?" "Die Mission wird nur unter widrigen Umständen abgebrochen!" "Widrig? Wie widrig muss es denn noch werden?" Ein rollender Blitz, gefolgt von bebendem Donner und der anschließenden Wolkenentleerung auf voller Stufe demonstrierte dem Fragenden eindrucksvoll, dass das Maß der höchsten Widrigkeit noch lange nicht erreicht war. Zusehens, nein zuhörens frustrierter bewegte sich das Äste knackende Stimmgewirr immer weiter durch die Planlosigkeit des Waldes, bis ihre Konversationsfetzen schließlich von einem schaurigen Geräusch durchbrochen wurden. ,Don't you wish your girlfriend was hot like me? Don't you wish your girlfriend was a freak like me? Don't ya? Don't ya? Don't you wish your girlfriend was wild like me? Don't-' "Albert Wesker, S.T.A.R.S. Abteilungsleiter, Bachelor Chiffre 27BD6, Bügelzubehör auf Anfrage, was kann ich für Sie tun?" Angespannte Stille hatte sich einen Platz in der Runde gesichert, die nun neugierig ihren Vorgesetzten bei seinem Gespräch belauschte. Mit milder Enttäuschung nahm die Gruppe wahr, dass es dieses Mal lediglich für ein kurzes Abwimmeln des Anrufers reichte, auf dessen Redefluss der Captain im Moment scheinbar keinen Wert legte. "Und zwing mich nicht dazu, deine Nummer schon wieder zu sperren!" knurrte Wesker verstimmt in sein Mobiltelefon, ließ es dann zusammenklappen und wieder in seiner Hosentasche verschwinden. Danach drehte er sich um und adressierte sein Team. Nein, das möchte ich umformulieren. Er drehte sich in die Richtung, in der er sein Team vermutete. Sein Team drehte sich nicht um, war aber überzeugt davon, von ihm adressiert zu werden. Dass Wesker jedoch eine Tanne adressierte und sein Team ihm mit gespannt zugekehrtem Rücken lauschte, würde die Dunkelheit für immer ihr Geheimnis sein lassen. "Schicker Klingelton, Captain!" "Schnauze, Redfield! Wir sind hier nicht zum-" "AAHH!" "Was? Was ist? Ich stehe auf dem Boden, ganz sicher!" "Joseph? Hey, Joseph! Schon wieder Probleme mit den Kontaktlinsen?" Donner. Ein weiterer Schrei. Dann Stille. Nur Tropfen. Und... "Chris, bitte sag, dass das nur deine Hand ist!" Pfeifend drängte der Wind sich durch die Baumkronen und für einen kurzen Moment hellte ein Blitz die taschenlampenlose Nacht auf. Ein Augenblick nur und doch dauerte er lang genug. Nicht Sonne und dennoch gerade so hell, dass die messerscharfen Zähne in ihrem geifernden, blutverschmiertem Maul deutlich zu sehen waren und Josephs dezentem Schrei ein paar weitere, panikverstärkte Stimmen hinzugefügt wurden. "AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH!!!!" - - - - - - - - - - - - Oh mein Gott, das ist ja so schrecklich! Wie wird es den blinden S.T.A.R.S. im Monsterwald ergehen? Werden sie rechtzeitig im Helikopter fliehen können? Werden sie den Helikopter überhaupt sehen können? Was wird aus den Betalesern? Wer sind diese Typen eigentlich? Warum hat Wesker so einen schicken Klingelton? Wer hat ihn überhaupt angerufen? Weiß Wesker, dass Handystrahlung der Potenz schadet und er sein Handy eigentlich gar nicht in seine Hosentasche stecken dürfte? Trägt Joseph Kontaktlinsen? Und welche Katastrophe werden die Cops in Raccoon City bewältigen müssen? Das, viel mehr oder ganz andere Dinge in der nächsten Episode von Habia Edibility Lux. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)