Schwarzer Drache: Silberschwingen von abranka (Schwarzer Drache III) ================================================================================ Kapitel 9: 9. Herrin vom See ---------------------------- Hitomi träumte... Sie fand sich in einem tiefen See wieder, dessen Wasser blaugrün schimmerte. Fische zogen an ihr vorbei und Wasserpflanzen ragten aus dem sandigen Boden empor. Hitomi ließ sich treiben und sah sich um. Wo bin ich hier nur? "Willkommen, Mädchen vom Mond der Illusionen und Königin von Farnelia. Willkommen in meinem Reich." Hitomi drehte sich um und sah, wie die Herrin vom See sie anlächelte. Das lange blaugrüne Haar der Nixe wallte mit dem Wasser und ihr Fischschwanz glitzerte silbern. Ihre großen Augen schimmerten strahlend blau und blickten das Mädchen vom Mond des Illusionen freundlich an. "Warum bin ich hier?" fragte Hitomi leise und schaute die Nixe bewundernd an. "Ein Freund von uns führt dich hierher. Der schwarze Drache. Er braucht deine Hilfe." "Wo ist er?" erkundigte sich Hitomi aufgeregt. "Ganz nah..." Die Herrin vom See lächelte geheimnisvoll. Ein Schwarm Fische schoss um silbrigglänzend um sie herum und verschwand wieder in der Ferne. "Farnelia ist sein Land... Irgendwo gibt es eine unterirdische Kapelle. Dort wirst du seinen Körper finden. Aber er schläft. Tief und fest. Du musst ihn wieder aufwecken, Mädchen. Du musst ihn wecken..." "Aber warum? Nicht, dass er mir nicht fehlen würde, aber... Warum sollte ich ihn wecken? Es gibt keine Bedrohung..." "Dann bist du ein Träumer." Die Herrin vom See lachte spöttisch. "Hast du die Kinder schon vergessen? Das neue Volk, das der Manticor geschaffen hat? Sie sind euch näher, als du denkst. Sie stehen vor eurer Tür. Ein zorniger junger Mann und ein junges Mädchen, das nicht weiß, wer sie ist. Und er... Ihm hat der Manticor eine Vergangenheit gegeben. Und nur der Drache kann sie ihm wieder nehmen - bevor er etwas Unbedachtes tut, geführt von seinem Zorn." "Wer sind sie? Die Kinder, meine ich." Hitomi sah die Herrin vom See abwartend an. Vielleicht wusste sie ja mehr... "Ich weiß es nicht. Ich kann sie spüren. Ganz deutlich... Ich weiß aber nur, dass sie euch nahe sind. Mehr nicht. Nur der Drache kann euch mehr sagen. Und dafür muss er aufwachen. Finde ihn. Dann werde ich dir sagen, wie du ihn wecken kannst, Mädchen vom Mond der Illusionen..." Die Herrin vom See blickte Hitomi bestimmt an und diese spürte, dass sie ihr nicht widersprechen würde. In diesen klaren, blauen Augen lag der gleiche Ausdruck, wie sie ihn so oft bei dem Drachen gesehen hatte. Sie würde den schwarzen Drachen suchen. Hitomi spürte, wie sie langsam davon trieb und sich in einen normalen Traum hineinträumte. Am nächsten Morgen als Hitomi aufwachte, wusste sie zuerst nicht, wo sie war. Sie blinzelte die Decke über sich an und brauchte einen Moment, bis sie begriff, dass sie im königlichen Schlafzimmer lag. Neben sich spürte sie Vans warmen Körper. Sie lächelte. Ja, sie war jetzt Königin von Farnelia. Aber nicht das war es, was zählte. Das wirklich Wichtige war, dass sie jetzt mit dem Mann verheiratet war, den sie liebte. Konnte sie sich noch mehr wünschen? Sanft löste sie sich aus Vans Umarmung und stand auf. Sie streifte sich einen weißen Morgenmantel über und trat ans Fenster. Die Sonne schien schon hell und malte goldenen Kreise auf den Schlossgarten. Ein Vogel zwitscherte in der Nähe und kurz darauf mischten sich noch drei weitere ein. Hitomi lächelte. Ja, sie war wirklich glücklich. Sie drehte sich um und blickte ihren schlafenden Mann an. Vans schwarzes Haar war strubbelig und die Sonne zauberte einen goldenen Schimmer auf seinen nackten Rücken. Hitomis Lächeln vertiefte sich noch mehr. Gott, wie sehr sie ihn doch liebte! Langsam bewegte Van eine Hand und fuhr sich damit über die Augen. Dann setzte er sich gemächlich auf und blinzelte sie an. Seine braunen Augen leuchteten im Morgenlicht. "Du bist schon wach?" murmelte er verschlafen. "Es geht," erwiderte Hitomi. "Komm wieder ins Bett." Van streckte die Hand aus. "Es ist noch viel zu früh um aufzustehen." "Du hast Recht..." Hitomi grinste. Das Mädchen vom Mond der Illusionen schritt bis zum Bett und streifte den Morgenmantel wieder ab. Dann ließ sie sich in Vans zärtliche Umarmung sinken und erwiderte seinen Kuss. Farla wachte auf der Fensterbank auf. Verwirrt stellte sie fest, dass sie irgendwann im Sitzen eingeschlafen sein musste. Na, immer noch besser als dieses seltsame, riesige Bett... Sie streckte sich und bewegte langsam ihre Flügel. Sie waren ein wenig verspannt, aber es ging. Sie beugte sich etwas vor und sah aus dem Fenster. Ein junger Mann ging gerade über den Weg zum Schlossgarten. Die Elfe erkannte Alexander sofort. Er war einfach unverkennbar und absolut unverwechselbar. Nachdenklich sah sie ihm nach. Bist du es wert? Bist du es wert, dass ich alles zurückgelassen habe? Ist es meine Liebe wert? Farla seufzte leise und blickte Alexander aus traurigen Augen nach. Alexander pfiff fröhlich vor sich hin. Das Wolfsmädchen mit dem weißen Haar und den roten Augen ging ihm nicht mehr aus dem Sinn. Er wollte sie in dem Viertel der Tiermenschen besuchen. Seit Louvain sie nach Farnelia geholt hatte, hatten sich die Wolfsmenschen, die Löwenmenschen und all die anderen ihr eigenes Viertel in der Stadt geschaffen. Ein Teil der Einwohner begegnete ihnen noch immer mit Mistrauen, aber die meisten hatten sich an sie gewöhnt und sich mit ihnen angefreundet. Die Menschen fürchteten eben immer, was sie nicht kannten und verstanden. Langsam erkannten sie jedoch, dass sich die Tiermenschen gar nicht so sehr von ihnen unterschieden und lernten sie zu akzeptieren. Wie dumm Menschen doch sein können, dachte Alexander traurig. Gerade die Wölfe erfahren das immer wieder... Der Wind spielte mit seinen kurzen schwarzen Locken und zerrte an seinem Mantel. Alexander lächelte leicht. Er freute sich darauf, Ivory wiederzusehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)