Schwarzer Drache: Silberschwingen von abranka (Schwarzer Drache III) ================================================================================ Kapitel 15: 15. Schatten der Liebe ---------------------------------- Schweigend folgten Hitomi und Merle dem leuchtenden Einhorn durch die Tunnel. An Kreuzungen hielt es immer so lange inne, dass sie ihren Weg markieren konnten, und führte sie dann weiter. Sie drangen immer tiefer in das Katakombensystem unter den Bergen ein. Längst hatten die beiden Mädchen die Orientierung verloren, dennoch sie folgten dem Einhorn ohne zu zögern. Sie wussten, dass sie ihm vertrauen konnten. Wenn ein Einhorn kein Vertrauen verdient hatte, wer dann? "Milerna, hier bist du also." Eries trat auf den Balkon und ließ sich neben ihrer Schwester auf einem Stuhl nieder. Milerna saß auf einem bequemen Korbstuhl in der Sonne. Zur ihren Füßen spielte Drayos mit zwei hölzernen Kutschen und neben ihr lag Ayres in ihrem Kinderwagen und schlief. "Hast du mich gesucht?" erkundigte sich Allens Frau höflich, während sie sich innerlich schon auf die nächste Predigt vorbereitete. "Ja, ich möchte gerne mit dir reden." Eries spielte unruhig mit ihren Fingern. "Torian dy Arkadia hat mir gerade einen Heiratsantrag gemacht." "Das ist doch nichts Neues, oder? Du musst in den letzten Wochen doch mindestens dreißig solcher Anträge erhalten haben," stellte Milerna fest und musterte ihre Schwester nachdenklich. Zum ersten Mal seit langem schien Eries die Maske der Beherrschung fallen zu lassen. Die Königin von Asturia wirkte verwirrt. "Schon, aber... Aber kein anderer hat gesagt, dass er mich heiraten will, weil er mich liebt." Eries sah ihrer Schwester direkt in die violetten Augen und diese konnte erkennen, dass Eries wirklich durcheinander war. "Eries, das ist doch wunderbar." Milerna griff nach Eries' Hand und drückte sie liebevoll. "Etwas Besseres konnte dir doch gar nicht passieren. Ich meine, wir wissen doch, dass du als Königin nicht unverheiratet bleiben kannst. Wenn du die Wahl unter allen Männern der Welt hast, dann nimm wenigstens den, der dich liebt, wenn du schon niemanden findest, den du liebst." "Das ist es ja." Eries seufzte auf. "Es gibt jemanden, den ich liebe. Aber ich werde ihn niemals haben können..." Mit ihrer freien Hand strich sie sich eine vorwitzige hellblonde Haarsträhne aus dem Gesicht "Sagst du mir, wer es ist?" fragte Milerna langsam. Sie hatte schon lange eine Ahnung, aber sie war sich nicht hundertprozentig sicher. Genauso wenig war sie sich sicher, ob sie es überhaupt hören wollte. "Das weißt du doch, Milerna. Es ist der Mann, den Marlene geliebt hat und den auch du liebst." Eries lächelte traurig. "Also ist es Allen." In Milernas Stimme war kein Vorwurf, sondern sie traf nur eine Feststellung. Eries nickte stumm. "Aber, Milerna, um nichts in der Welt..." setzte die Königin von Asturia an, doch ihrer Schwester schnitt ihr das Wort ab. "Ich weiß. Du wirst die Regeln niemals verletzen. Du wirst niemals eine Ehe brechen. Ich weiß es, Eries. Und ich mache dir auch keinen Vorwurf. Wie könnte ich denn? Ich liebe ihn ja auch." "Oh, Milerna!" Eries sprang auf und fiel ihrer Schwester um den Hals. Verblüfft erwiderte Allens Frau die liebevolle Umarmung. "Ich werde diese Gefühle hinter mir lassen," sagte die Königin von Asturia entschlossen, als sie Milerna schließlich losgelassen hatte. "Ich werde Torian dy Arkadias Antrag annehmen, denn einen solch wunderbaren Mann werde ich wohl nie wieder finden. Und ich werde lernen ihn zu lieben. Dir zu Liebe. Ihm zu Liebe. Und vor allem: mir selbst zu Liebe." Lauria ging langsam durch die Straßen. Sie war in Gedanken versunken. Warum war ihre Mutter nur so sehr dagegen, dass sie Laures wieder sah? Sie mochte ihn gestern zwar erst zum ersten Mal gesehen haben, aber dennoch wusste sie schon, dass sie ihn liebte. Und zwar aus ganzem Herzen und voller Seele. Nachdenklich strich sie sich das goldene Haar aus dem Gesicht. Von Anfang an war eine unglaublich enge Verbindung zu Laures da gewesen. Eine Verbindung, die sie um nichts in der Welt wieder verlieren wollte. Sie musste ihn einfach wiedersehen. Und daran würde auch ihre Mutter nichts ändern können. Sie bog energisch um die nächste Ecke und prallte mit jemandem zusammen. Taumelnd fand sie an der nächsten Wand Halt, während ihr Gegenüber zu Boden ging. "Entschuldige," murmelte Lauria und sah auf. "Ist schon gut," gab Farla zurück, schlug mit den Flügel und schwang sich wieder in die Luft. "Es ist eine neue Erfahrung mal übersehen zu werden, anstatt ständig angestarrt..." Sie grinste schief und blickte Lauria in die tiefschwarzen Augen. In dieser Schwärze spürte die Elfe ein Lodern, dass sie schon einmal gesehen hatte. Sie fragte sich nur wann und wo. Sie wusste nur, dass dieses Lodern rein war. Rein und gut. "Dir scheint auch viel im Kopf rumzugehen," meinte Lauria mit einem Lächeln und sah Farla sanft an. "So kann man das auch nennen," seufzte die kleine Elfe auf und warf mit einer Kopfbewegung ihr silbernes Haar zurück. "Weißt du, ich könnte jemandem zum Reden gebrauchen..." sagte Lauria schließlich scheu. "Ich auch." Farla grinste breit. "Dann lass uns doch mit einander reden." "Das klingt gut." Ein Lächeln huschte über Laurias Gesicht und kurz schien die ganze Welt in ein helleres Licht getaucht zu sein. "Aber lass uns irgendwo hingehen, wo nicht so viele Leute sind. Ich kann diese Blicke nicht leiden..." Farla sah sich unbehaglich um. Sie wurde immer noch von vielen Menschen angestarrt und einige waren sogar so dreist, sie einfach anzufassen. "Und wohin?" "Der Schlossgarten wäre gut," meinte das Elfenmädchen. "Dort können schließlich nur wenige Leute hinein..." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)