Schwarzer Drache: Silberschwingen von abranka (Schwarzer Drache III) ================================================================================ Kapitel 25: 25. Wasserdrache ---------------------------- Laures lag schlaflos in seinem Bett in den Soldatenunterkünften. Er musste den Schlafsaal mit den anderen Soldaten seiner Garde teilen. Allein ihr Leutnant hatte einen eigenen Schlafraum. Ruhelos wälzte sich Laures hin und her. Immer wieder musste er an Lauria denken. Ihr Bild hatte sich tief in seine Seele eingebrannt. Und doch... Irgendetwas erschien ihm seltsam an ihr. Sie war ihm so vertraut. Er hatte den Eindruck sie schon ein Leben lang zu kennen, und trotzdem kannte er sie gerade einmal seit der Hochzeitsfeier vor zwei Tagen. Laures schüttelte den Kopf und starrte weiter zu der Decke empor. Aber nicht nur Lauria beschäftigte ihn. Auch war da dieses Gefühl, dass der Manticor wieder da war. Er hatte damals, vor zwei Monaten spüren können, wie die dunkle Aura des Manticor verschwand. Und jetzt spürte er, dass dieses Wesen wieder zurückgekehrt war. Nachdenklich fuhr sich Laures mit dem Arm über das Gesicht. Du hast dein Wort nicht gehalten, Manticor. Mein Vater lebt noch... Damit bist auch du für mich gestorben. Auch du hast dein Wort nicht gehalten. Niemand hält es je... Laures spürte, wie der vertraute Hass auf die Welt wieder in ihm hoch kochte. Nichts gab es, an das er glauben konnte. Nichts gab es, auf das er vertrauen konnte. Er war allein. Allein in dieser Welt, die ihn nicht gewollt hatte und die ihm nichts bedeutete. Mèo und Miguel schlichen leise über die Stadtmauer. Ihr Seil hing immer noch an der Stelle, an der sie es zurückgelassen hatten. Gewandt schwangen sie sich nacheinander über die Mauer. Dann huschten sie zu ihrem Luftschiff. Noch vor Sonnenaufgang waren sie auf dem Rückweg nach Sarya. Langsam löste sich Alexander von Ivory und blickte ihr tief in die glühend roten Augen. Sanft streichelte er ihr über die Wange und durch das weiße Haar. Das Wolfsmädchen lächelte leicht. "Hältst du das für eine gute Entscheidung?" fragte sie leise. "Ich weiß es nicht," erwiderte Alexander, "Ich weiß nur, dass ich meinem Herzen folge..." Ivory machte sich frei und sprang auf. Sie trat an die Balkonbrüstung und blickte Rat suchend zu den beiden Monden empor. "Dann möchte ich, dass du dir zumindest eines bewusst bist: Du lässt dich mit einem Wolf ein. In mir schlummert ein Tier, das jederzeit hervorbrechen kann. Unberechenbar und unvorhersehbar. Ich bin anders als du, Alexander. Ich bin mein Leben lang weggelaufen. Ich war immer auf der Flucht. Und es kann sein, dass ich wieder laufen muss..." Alexander stand auf und stellte sich neben sie. Dann legte er ihr sanft den Arm um die Schulter und drückte sein Gesicht in ihr Haar. "Wenn du läufst, dann werde ich mit dir laufen," flüsterte er leise und zog sie sanft an sich. Für einen kurzen Moment sperrte sich Ivory gegen seine Umarmung, doch dann kuschelte sie sich eng an ihn. Auriana beobachtete in ihrer Kristallkugel, wie ihre beiden Soldaten in das Luftschiff stiegen und sich auf den Rückweg machten. Sie hatten ihren Auftrag mit Bravur erfüllt, aber etwas anderes hatte sie auch nicht erwartet. Es waren schließlich ihre besten Männern. "Eine kluge Entscheidung, die Zieheltern zu töten," sagte der Manticor dumpf. Er blinzelte Auriana müde aus seinen schwarzen Augen an. Immer noch war er sehr erschöpft. "Lady von Lethe wollte Lauria von ihrem Bruder fern halten. Das konnte ich nicht dulden," erwiderte Auriana ruhig. Sie empfand keinen Stolz über sein Lob. Sie empfand gar nichts. Auch nichts für die ermordeten Zieheltern ihrer Kinder. "Entsteht die Verbindung zwischen den Kindern?" fragte der Manticor nach. "Ja. Sie besteht und wird immer fester," antwortete die blonde Prinzessin. "Gut... Sie werden eine neue Generation begründen... Eine Generation, die unter meiner Hand heranwächst..." Hitomi träumte... Sie fand sich am Ufer des Sees der Träume wieder. Immer noch sah dieser See so unglaublich schön im Sonnenlicht aus. Hitomi blickte sich um und erkannte, dass neben ihr das Einhorn stand. Das Einhorn, das von ihrer Hand gestorben war. "Du glaubst dem Drachen immer noch nicht," stellte das Einhorn fest. Das Sonnenlicht ließ sein helles Fell leuchten und fast schien es, als wenn es noch heller sei als die Sonne selbst. Hitomi zuckte ratlos mit den Schultern. "Ich habe dich getötet," sagte sie leise. "Aber das musst du dir nicht vorwerfen." Die dunklen Augen des Einhorn blickten sie unverwandt an. "Es war mein Schicksal, mein Blut für den schwarzen Drachen zu geben. Und das ist auch gut so. Die Zeit für Einhörner ist auf Gaia längst vorbei. So, wie sie auch auf der Erde schon lange vorbei ist. Aber... Die Zeit für Einhörner kann wiederkommen. Ich bin nicht tot, Hitomi. Ich lebe noch. Miss nicht alles mit deinen Maßstäben. Es gibt andere im Universum, Hitomi." Mit diesen Worten sprang das Einhorn vor und galoppierte mit ausgreifenden Sätzen in das Wasser hinein. Sekunden später war es im See verschwunden. Nachdenklich sah Hitomi ihm nach. Plötzlich fing das Wasser an zu brodeln und sie spürte, dass etwas Großes auf dem Weg nach oben war. Augenblicklich brach die Wasseroberfläche zu einer riesigen Fontäne auf. Dann schoss der schwarze Drache mit angelegten Flügel aus dem Wasser. Sobald er über der Oberfläche war, breitete er die Flügel aus und schraubte sich in anmutigen Bewegungen in den Himmel. Ein Lächeln huschte über Hitomis Gesicht und sie spürte, wie ihr Herz endlich leichter wurde. Dennoch war sie sich aber weiter des Gefühls eines beständig über ihr hängenden Damoklesschwertes bewusst. Weder der Drache noch das Einhorn hatten es angesprochen, denn es erschien klar, dass Hitomi einmal eine Gegenleistung für den Tod des Einhorns würde erbringen müssen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)