Silent Night von nanamin (||アリス九號.||) ================================================================================ Kaum hatte ich mir es vor dem Fernseher bequem gemacht klingelte es wie erwartet an der Tür. Das war nun echt knapp gewesen… Ich kuschelte mich tiefer in die Decke ein und versuchte den schrillen Ton einfach zu ignorieren. Es folgte sogar noch ein ungeduldiges Klopfen an der Tür, doch dann war endlich Stille. Ich atmete erleichtert auf. Das wäre geschafft… Endlich hatte ich mich mal gegen ihn durchgesetzt. Ob er sich jetzt jemand anderen suchen würde? Unerklärlicherweise schlichen sich plötzlich Tränen in meine Augen, verärgert strich ich sie weg. Ich hätte ihn wirklich lieben können… Doch nun hatte ich ihn für immer verloren… Plötzlich hatte ich keine Lust mehr auf den blöden Romantikfilm. Die Fernbedienung landete in der Couchecke und ich ging gleich darauf ins Bett. Morgen würde ich also mit Shou ein Date haben… Ich freute mich wirklich darauf. Umso mehr ärgerte ich mich darüber, dass ich Saga anscheinend doch noch nachtrauerte. Er war so ein Arschloch... hatte die ganze Zeit nur mit mir gespielt und ich war natürlich darauf reingefallen. ~ Am nächsten Morgen versuchte ich wirklich gezielt meine Gedanken von Saga abzuhalten und räumte zur Abwechslung mal mein Appartement auf. Wer weiß… vielleicht würden Shou und ich heute Abend nach dem Date… Ich schlug mich in Gedanken. War Sex eigentlich immer das Einzige woran ich denken konnte??? Dennoch wechselte ich vorsorglich die Bettwäsche. Meine alte Abhängigkeit spielte mir dort schon wieder einen Streich. Ich musste mich dabei ertappen, wie ich an der Bettwäsche roch und Sagas Geruch inhalierte als ich sie abgezogen hatte. Wütend warf ich sie in die Wäschetrommel… würde das denn nie aufhören? ~ Leicht fröstelnd verschränkte ich die Arme vor der Brust und zog meinen Wintermantel enger um mich. Wir hatten ausgemacht uns hier vor unserem andauernden Lieblings-Club zu treffen. Doch heute war das Gefühl anders als sonst. Es würde ein Date sein und kein normales Treffen unter Kumpels. Ständig liefen glücklich grinsende Paare an mir vorbei. Urgh… wie mir dieses Glücks-Selig-Sein doch manchmal auf den Geist ging… Vor Schreck hüpfte ich leicht in die Luft, als sich zwei kalte Hände von hinten über meine Augen legten. "Shou?" Für einen Moment hatte ich Angst es würde Saga sein, der hinter mir stand. Doch als ich Shous leises Kichern hörte konnte ich wieder befreit ausatmen. Ich legte meine Hände über seine, um sie von meinen Augen zu nehmen und drehte mich lächelnd zu ihm um. "Schön dass du endlich da bist." Er hielt meine Hände für einen Moment länger fest, als es nötig gewesen wäre und mir stieg ein angenehm warmes Gefühl den Rücken hoch dabei. "Tut mir leid, ich wollte früher da sein… aber ich… musste noch etwas erledigen." Etwas misstrauisch sah ich ihn an, doch er grinste sogleich wieder. "Shou.. sollten wir vielleicht lieber in ein Restaurant gehen?" "Wäre ein wenig passender, hm?" "Deswegen..." ~ Schließlich waren wir in ein italienisches Restaurant gegangen und Shou hatte sich nicht davon abhalten lassen für uns beide zu bezahlen. Keiner von uns beiden sprach die ganze Zeit über das Wort "Date" aus. Aber es lag eine seltsame Spannung zwischen uns, die wir nicht überwinden konnten. Es war nicht mehr so wie früher.. etwas Grundlegendes hatte sich geändert. Ob ich in diesem Moment traurig darüber war? Darauf kann ich keine Antwort geben… Shou war bisher immer nur mein bester Freund gewesen. Und mir war bewusst, dass sich das ganz schnell ändern konnte… je nachdem wie der Abend verlaufen würde. Ob es sich nun ins Positive oder ins Negative ändern würde… Ich hatte einfach nur Angst ihn zu verlieren. Der Kellner brachte unsere Mäntel und gemeinsam verließen wir das Restaurant wieder. Eine Weile lang gingen wir nur nebeneinander her ohne ein Wort zu sagen, zusammen mit den ganzen anderen Paaren… natürlich hauptsächlich Männer mit Frauen.. aber was war schon anderes zu erwarten? Wieder fiel ich ganz in meine Gedanken.. ein grundlegender Fehler meinerseits… wie leicht konnte man so alles um sich herum vergessen… Eine leichte Berührung an meiner Hand ließ meinen Blick zu ihm hinaufschnellen, aber er schaute geradeaus, verschränkte dann seine Hand mit meiner. Ich biss mir leicht auf die Unterlippe und drückte die warme Hand in meiner sanft. In diesem Moment spürte ich nun seinen Blick auf mir ruhen. Doch ich traute mich nicht zu ihm hinaufzublicken. Wahrscheinlich war es ihm eben ganz ähnlich gegangen. Seit diesem Zeitpunkt nahm ich die ganzen Paare um uns herum nicht mehr wahr. Was mich interessierte war seine Hand, die meine immer noch fest umschlossen hielt. Ich bekam es ehrlich gesagt noch nicht einmal mehr mit, dass der Weg den wir gerade liefen zu Shous Appartement führte. Erst als wir direkt davor standen und Shou meine Hand losließ um den Schlüssel in seiner Jackentasche zu suchen wusste ich wo wir waren. Ich war noch so gut wie gar nicht in seiner Wohnung gewesen. Wie gesagt… ich wusste nicht, wieso wir nicht gleich zusammengezogen waren nachdem wir endlich von daheim weggedurft hatten. Doch nun würde ich wohl sicher öfter zu ihm kommen, als bisher. Und diese Erkenntnis breitete sich nun als warmes Gefühl in mir aus. Irgendwo tief in meinem Inneren wusste ich, dass Shou mich nicht nur für ein kurzes Stelldichein am Weihnachtsabend haben wollte. Schweigend liefen wir die Treppen zu seiner Wohnung hinauf. Über was hätten wie normal geredet? Sicher über das was die Woche über im Geschäft so alles passiert war… ganz belanglose Sachen, die man schnell wieder vergaß ohne länger darüber nachdenken zu müssen. Doch in diesem Moment überschlugen sich die Gedanken in meinem Kopf. ~ "Hiro-pon..." Mir fiel vor Schreck fast das Glas aus der Hand, das er mir vor einer viertel Stunde in die Hand gedrückt hatte. Seitdem hatten wir beide wieder kein Wort gewechselt. Wenn er noch weiter geschwiegen hätte, wäre ich von der Stille irgendwann noch erdrückt worden. Nicht dass ich nichts sagen gekonnt hätte… aber schließlich war er derjenige, der sich nun eigentlich erklären gemusst hätte. Ich stellte das Glas vorsichtig ab und musterte ihn fragend. "Tut mir leid… eigentlich wollte ich dich nicht die ganze Zeit anschweigen. Ich…" Er stand auf und kniete sich neben mich auf die Couch. "Weißt du… mittlerweile habe ich schon fast das Gefühl, als ob das alles hier eine blöde Idee von mir gewesen war." Ein kleiner Schatten flog über seine großen Augen und er senkte seinen Blick wieder. "Sag das nicht.. es ist nur irgendwie komisch für uns beide, oder? Nicht miteinander zu reden und all so was..." Er nickte. "Wenn wir schon nicht reden können, dann sollten wir eben etwas anderes machen..." Ja… super gemacht Hiroto… super Satz… doch echt…! Doch schon fühlte ich seine Hand an meiner Wange und seine Lippen auf meinen. Sanft und unglaublich weich lagen sie da... Spätestens da hatte ich keine Zweifel mehr… ich wollte nur noch eines… ihn küssen! Und genau das tat ich auch. Meine ganzen Gefühle wurden auf ein Mal losgelassen und alles Aufgestaute ließ ich nun in dem Kuss wieder aufleben. Ich glaube Shou war unglaublich erleichtert, als er merkte dass ich erwiderte. Sein leises Aufstöhnen war da zu deutlich gewesen. Ich vergrub meine Hände in seinen Haaren während sich seine auf dem Rücken in meinem Hemd festkrallten und er mich vorsichtig mit sich nach unten auf die Couch fallen ließ. "Shou…" Ich konnte nicht umhin zu bemerken, dass mein Atem schon durch einen Kuss mit ihm ungewöhnlich heiß war. Er schloss auf seine Art beruhigend die Augen und schloss seine Arme um mich, um mich wieder in den Kuss zu ziehen. Ich spielte kurz mit seinem Lippenpiercing, bevor unsere Zungen sich wieder trafen. Doch wieder machte uns das verlangen nach Luft einen Strich durch die Rechnung. Ich ließ meinen Kopf auf seine Schulter sinken und fing an kichernd an seinem Hals zu knabbern. Das Eis war gebrochen. Shou kitzelte neckend über meinen Rücken und dann unter meinem Hemd weiter, während ich weiter an seinem Hals entlang küsste. Ich mochte sein leises Stöhnen, dass er immer wieder in meine Ohr hauchte. Natürlich wusste ich, dass es im Endeffekt nur auf das Eine hinauslaufen würde.. und oh nein… ich hatte absolut nichts dagegen. Aber ich wollte nicht gleich so aufdringlich erscheinen, doch Shou nahm mir alle Entscheidungen ab und übernahm den führenden Part. "Sollten wir vielleicht den Ort wechseln?" Er strich mir auffordernd mit einer Hand über den mittlerweile ganz entblößten Rücken, unsere Oberteile hatten den Weg über die Couch auf den Boden gefunden. Ich konnte nur noch nicken. ~ Am nächsten Morgen dachte ich zuerst ich läge in meinem Bett und Saga wäre mal wieder abgehauen, weil niemand sonst im Bett zu sehen war. Doch dann erinnerte ich mich daran was am vorigen Abend passiert war und wälzte mich verträumt mit der Decke auf die andere Seite des Bettes und vergrub meine Nase in Shous Kissen. Schon jetzt hatte ich an seinem Geruch Gefallen gefunden. Von irgendwoher konnte ich ein leises Klappern hören und kurz darauf strich mir Shous warme Hand über den Hinterkopf. "Frühstück, Pon..!!" Ich drehte mich um und Shou stand wirklich mit einem gefüllten Tablett vor dem Bett.. "Träume werden wahr…" Ich murmelte es kaum hörbar, aber ich sah, dass Shou es gehört haben musste, denn er grinste still vor sich hin. *****終わり***** Danke fürs Lesen. Hosted by Animexx e.V. 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