Schlachtfeld der Gefühle von Chaosbande ================================================================================ Kapitel 33: ------------ Harry schlug die Augen auf. Von einem auf den anderen Moment war er aus dem Reich der Träume entkommen. Das Gefühl der Angst und auch der Wut verblassten rasant und ließen ihn wach, aber konfus zurück. Sein Körper fühlte sich ähnlich an wie damals, als der Schönling von Professor einfach seine Knochen verschwinden ließ. Nur halt dieses Mal am ganzen Körper. Was ein ziemlich ekliges und irgendwie unwirkliches Gefühl war. Wo war er? Was war geschehen? Ein Quidditchunfall? Nein, da hatte er ja ein Verbot für. Nachsitzen bei Umbridge? War er dabei vielleicht ohnmächtig geworden, durch den ganzen Blutverlust?    Skeptisch blickte er sich um. Künstliches Tageslicht blendete ihn. Er lag in einem ihm schwach bekannten Raum auf einem großen, bequemen Bett. Langsam versuchte er sich, auf die Unterarme gestützt, aufzurichten. Doch er merkte schnell, dass dies keine gute Idee war und stieß zischend die Luft aus, während er wieder nach hinten kippte. Mühsam tief ein- und ausatmend, versuchte er den Schmerz, welcher diffus durch seinen Körper strömte, unter Kontrolle zu bringen.   Ein Geruch, welchen er dadurch wahrnahm, kam ihm bekannt sowie angenehm vor und kaum hatte er dies festgestellt, machte es Klick. Er war bei Severus im Schlafzimmer, in diesem kuscheligen Ding von Bett, in das geschätzt eine halbe Quidditchmannschaft rein passte. Jetzt war nur noch die Frage, warum war er hier?    Schlagartig, ohne jede Vorwarnung, war sein Gehirn dazu bereit, ihm lawinenartig Bilder und Erinnerungen zu schicken. Eine Schlammlawine, welche ihn zu erdrücken drohte mit ihrer Intensität des Schreckens. Japsend lag er auf dem Bett und versuchte mühsam zu verhindern, dass er in komplette kopflose Panik ausbrach. Er war überfallen und irgendwohin verschleppt worden und hatte somit wesentlich schlimmeres als einen wütenden oder enttäuschten Dumbledore mitgemacht. Wimmernd kniff er die Augen zusammen und drückte die Hände gegen den Kopf. Vielleicht hörte sein Gehirn dann auf damit, diese Erinnerungen aus fetzenartigen Gesprächen und körperlosen Gestalten zu senden. Es war so lückenhaft und ergab einfach keinen richtigen Sinn. “Harry!” Er wusste, es war Severus der da sprach und ihn berührte, doch konnte er nicht verhindern, dass er sich schreckhaft quietschend zur Seite rollte. Die Schmerzen waren immens. Die immer noch aktiven Erinnerungen waren jedoch stärker. “Harry, bitte beruhig dich. Du hyperventilierst, das ist nicht vorteilhaft für deine Lunge. Na los, komm schon. Ich bin es nur, Severus. Hier bin nur ich, die fiese Kerkerfledermaus. Ok und eine Heilerelfe, aber die kannst du einfach ignorieren. Atme langsam. Ein und aus. Ein und aus.” Wie ein Mantra, wiederholte Severus es immer wieder ohne das geringste Zeichen von Ungeduld. Das Ganze während der Mann mit sanften aber bestimmten Händen dafür sorgte, dass er sich nicht wie ein Igel zusammenrollte. Diese Stimme … welche so ruhig und beschwörend an sein Ohr drang, war es, die ihn langsam runterkommen ließ. Je mehr er sich auf Severus' Anweisungen konzentrierte, desto mehr rutschte der Schrecken über das Erlebte in den Hintergrund. Dank seinem Gefährten schaffte er es, sich wieder auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren.   Stöhnend drehte er sich langsam zurück auf den Rücken. Wenigstens war ihm jetzt wieder klar, warum sich sein Körper so … miserabel anfühlte. Nach der Sache mit den körperlosen Stimmen war er ja auch noch eine verdammte Treppe runter gefallen, während er auf dem Weg zu Severus war. “Danke”, flüsterte er leise und schenkte Severus ein schiefes Lächeln. “Wofür? Dass ich dir das Leben gerettet habe? Na, ich kann meinen Gefährten ja wohl schlecht verrecken lassen, oder?” Ein sanftes Lächeln erschien auf dem Gesicht seiner ‘Pflegers’. Gefährte … verdammt, Severus hatte es herausgefunden! Nur wie, war die Frage. Aufregung zog durch seinen Magen, obwohl er wusste, dass es Quatsch war. Severus sah nicht wütend aus oder hatte böse sarkastisch geklungen.   Anscheinend konnte der Ältere ihm die Verwunderung ansehen. “So wie du guckst, hast du entweder mit einem Mondkalb geknutscht oder du kannst dich nicht daran erinnern.” Seufzend legte Severus die kühle Hand auf Harry Stirn und nickte zufrieden. “Dein Fieber ist weg, sehr gut. Damit dürfte das Problem mit der Wundinfektion gegessen sein.” “Hmm?”, quetschte Harry hervor, der von dem Selbstgespräch nur so viel verstand, dass es wohl nicht so gut um ihn gestanden hatte. Wenn Severus sich jetzt immer um ihn kümmerte wenn er krank war, dann war das gleich irgendwie viel erträglicher. Auf jeden Fall tausendmal besser, als auf der Krankenstation herum zu liegen. “Erklärst du mir dann auch, warum ich hier liege und mich wie eins von Lockharts Experimenten fühle? Also, was ich genau hatte? Und … äh, Severus, da steht eine Hauselfe hinter dir und guckt mich so streng an.” Vorsichtig hob er die Hand ein wenig um in Richtung des Wesens zu deuten. “Das ist Priscilla. Sie gehört zu Devons Medi-Elfen Team und hat sich sehr gut um dich gekümmert während deines Komas. Genauso wie er und ich, möchte ich betonen.” “Medi-Elfe? Koma? Devon? Wer auch immer mich überfallen hat, muss echt ganze Arbeit geleistet haben.” Wut und Verzweiflung überfielen ihn. Es waren Ferien, also kamen in seinen Augen nur recht wenig Menschen als Täter in Betracht und nicht mal Umbridge traute er so was zu, oder? Aber wer war dann daran beteiligt? Was war geschehen und warum konnte er sich einfach nicht richtig erinnern? Eine kleine Welle wilder, gerade wieder halbwegs regenerierter Magie fegte durch den Raum.   “Mr. Potter müssen sich beruhigen!”, quietschte Priscilla entschlossen und trat neben Severus. Auch dieser versuchte ihn aus der Spirale aus Gefühlen und Gedanken zu holen. “Beruhig dich. Ich werde dir alles erzählen, aber beruhig dich bitte. Wie ich schon sagte, ist das nicht gut für dich!” Vorsichtig drückte Severus seinen Arm und lenkte Harrys Fokus somit auf sich. “Bitte trinken Sie das, Mr. Potter. Es ist ein leichter Beruhigungstrank. Priscilla gefällt ihr Blutdruck nicht.” Erst jetzt merkte Harry, dass die kleine, stämmige Hauselfe sein Handgelenk ergriffen hatte. Es war nicht sehr fest, also hielt er einfach still. Und ganz im Geheimen stellte er fest, dass diese Pricilla die gleiche unerbittlich Aura wie Madame Pomfrey hatte, mit der man sich auch besser nicht anlegte. Also ließ er sich von Severus den Trank ebenso verabreichen, wie einige Schlücke Wasser. Sein Hals kratzte, seine Brust spannte und jeder tiefer Atemzug hinterließ ein leicht stechendes Gefühl.    “Meine Erinnerung endet im Großen und Ganzen ab dem Zeitpunkt, als ich mich auf den Weg zu Dumbledore gemacht habe. Dann erinnere ich mich wieder daran, dass ich geflüchtet und dabei eine Treppe runtergefallen bin. Ich wollte - musste - nach all dem zu dir.” Selbst diese stark verkürzte Version ließ ihn zittern. Severus, welcher dies bemerkte, zögerte nicht lange und ging um das Bett herum um sich neben ihn zu legen. Seufzend ließ sich Harry von seinem Gefährten in den Arm nehmen, auch wenn er vorsichtig war. Nicht wegen seiner Schmerzen, nein. Er wusste einfach nicht, wie weit Severus solch eine Nähe angenehm war. Schließlich waren sie vor gar nicht allzu langer Zeit noch spinnefeind miteinander - Gefährten hin oder her.   “Priscilla wird noch einige Tränke und Essen besorgen sowie Doktor Zabini Bescheid geben.” Sprachs und marschierte mit kleinen, festen Schritten aus dem Raum. “Doktor Zabini”, kichernd hielt Harry eine Hand vor den Mund. “Jetzt stelle ich mir Blaise als Arzt vor und das passt so gar nicht in meine Vorstellung. Der alte Casanova sorgt mit seinem Lächeln doch dauernd für Herzprobleme bei zahlreichen Schülern. Obwohl, so kann man sich auch Patienten schaffen.” “Devon ist Blaises Vater, diese Eigenschaft hat Blaise jedoch wohl von seiner Mutter geerbt. Devon ist der beste Arzt den man in England bekommen sein. Aber … schwärmst du etwa gerade von Blaise Zabini? Muss ich mir da Sorgen machen in der Zukunft?”   Schlagartig wurde Harry wieder ernst, auch wenn er Belustigung in Severus' Stimme hörte. Es war ihm wichtig, dass der Kerl sich das Folgende gleich ganz dick hinter die Ohren schrieb. Mühsam, unter zusammengebissenen Zähnen, stützte er sich auf den Unterarm und blickte dem Schwarzhaarigen neben sich fest in die Augen. “Wenn ich gewollt hätte, hätte ich Blaise schon zu Zeiten des Turniers haben können. Da hat er sich an mir und Cedric versucht. Aber ich habe und werde niemals ein größeres Interesse an dem Filou haben, als ein freundschaftliches. Selbst wenn du nicht mein Gefährte wärst. Das, Severus, bist du aber. Nur du alleine und wohl das nicht erst seit gestern. Vielleicht hat mein Elfenwolf-Anteil dich schon im ersten Schuljahr ausgewählt und war nur zu schwach, wer weiß. Aber du wirst mich nicht mehr so schnell los. Ich war schon emotional durcheinander, ehe ich von der ganzen Elfenwolf und Gefährtensache wusste. Denn ich will nur dich, hörst du?” Kaum hatte er diese Frage gestellt, wurde ihm bewusst, WAS er da sülziges von sich gegeben hatte. Quietschend wollte er sich wegdrehen, der starke Arm von Severus hinderte ihn jedoch daran, sodass ihm nur blieb, sich im Oberteil des neben ihm Liegenden zu vergraben. Rot bis über beide Ohren. Splitterfaser nackt in der großen Halle beim Mittagessen zu stehen, konnte kaum peinlicher sein. Harry wartete nur auf das Lachen, doch es kam anders.   Severus räusperte sich, ehe er trocken und schulterzuckend meinte: “Ich habe verstanden und bin erfreut dies zu hören. Erspart mir auch Blaise in ein Kaninchen zu verwandeln.” Harry spürte, wie ihm ein Kuss auf den Schopf gedrückt wurde und schnappte nach Luft, was in einem Hustenanfall endete. Keuchend stellte er fest, dass der neue Severus ihm sehr gut gefiel, auch wenn die Veränderung rapide und massiv war. Kaum fiel er dem finsteren Professor komatös in die Arme, drehte sich die Erde plötzlich andersherum. Das sollte er nur nicht nochmal tun, nicht dass dann alles wieder beim Alten war.   Priscilla erschien wieder, schnalzte mit der Zunge und befahl, dass Harry weitere Tränke zu sich nehmen sollte. Auch erzählte sie, dass der Doktor bald herflohen würde. Unter dem strengen Blick des Wesens ließ sich Harry die Flüssigkeiten von Severus eingeben und sank schließlich erschöpft zurück auf dessen Brust. “So, jetzt hältst du mal deinen vorlauten Schnabel, entspannst dich und ich erzähle, was ich so weiß.” Die Stimme sprach eindeutig davon, dass kein Widerspruch geduldet wurde. Behutsam strich eine große Hand über Harrys Rücken, die Decke wurde bis an seine Schulter hochgezogen und diese Kombination aus Wärme, Ruhe und Fürsorge war es, die Harry entspannen und genüsslich die Augen schließen ließ. Auch wenn er es versucht hatte, kam er mit den Ablenkungsthemen jetzt wohl nicht weiter. Das wurde bestimmt peinlich bis gruselig.   “Also, vielleicht kommen wir erstmal zum Thema ‘Elfenwolf und Gefährten’. Als du das letzte Mal hier warst, hast du dich auf eben diesem Bett zurück verwandelt. Was mich an sich schon reichlich überrascht hat. Doch dann schliefst du mehr oder weniger von jetzt auf gleich ein. Wusstest du übrigens, dass du im Schlaf redest?” Harry zog die Augenbrauen zusammen und murrte. “Ich schätze, das heißt nein. Also, jetzt weißt du es und du hast mir geflüstert, dass du ein Elfenwolf bist und ich dein Gefährte wäre. Ich habe die Nacht kaum geschlafen und kaum dass du verschwunden bist, bin ich nach Gringotts gefloht und habe die Bücher meiner Mutter in meinem Verließ durchsucht. Dort fanden sich letztendlich nur zwei alte, schwammige Textfetzen über Elfenwölfe und auch dessen Gefährten. Kurz um: Ich habe eine Menge in kurzer Zeit gelesen, nicht alles verstanden, aber doch begriffen, dass du mich nicht anlügst. Dafür passt es zu sehr.” Laut holte der Ältere Luft. “Was passt?”, erkundigte sich Harry vorsichtig aber unbändig neugierig. Sein Herz klopfte bis zu seinem Hals. “Alles was sich zwischen uns geändert hat. Was ich fühle, was mir bewusst wurde nachdem ich da wirklich drüber nachgedacht und darauf geachtet habe. Zum Beispiel, dass der Drang dich zu beschützen und auf dein Leibliches Wohl zu achten, noch stärker geworden ist”, gestand der Mann schon beinahe knurrend.   Über Gefühle zu sprechen, war einfach eben so wenig Severus’ Ding, wie Harrys. “Ich versteh deine Verwirrung. Mir ging es da wirklich nicht besser. Amarok und Salazar haben mir die Infos auch nur Häppchenweise hingeworfen und dass du mein Gefährte bist, da bin ich letztendlich selber drauf gekommen. Kaum dass ich es geschafft hatte mich zu morphen und du mich das erste Mal in den Armen hieltest, konnte ich mir keinen anderen - besseren - Platz vorstellen. Der Wunsch an deiner Seite zu bleiben um dich zu beschützen, wurde von Tag zu Tag stärker.” Ok, peinlich hatten sie erledigt. “Das kann ich nur zurück geben. Ich bin wirklich kein Mensch der leicht Mitleid mit anderen und vor allem irgendwelchen fremden Tieren hat.” “Ach echt? Hätt ich jetzt gar nicht gedacht”, kam es foppend von Harry, um diese kitschige Situation zu überspielen. Nur zu gern ging Severus auf das Gesagte ein. “Frecher kleine Wolf. Ich kann genauso Mitleid haben, wie du vor dem Handeln alle Fakten und Eventualitäten durchdenkst.” Leise lachend piekte Harry dem Anderen in die Seite. “Also sehr selten.” Es tat seiner Seele gut, solche Neckereien auszutauschen. Genau das machte die ganze Geschichte zwischen ihnen aus. Es war normal und war für Harry immer eine gute Orientierungshilfe gewesen, WIE schlecht die Laune des Professors war. “Ja ja, pass nur auf, dass ich dich nicht doch noch als Trankzutat nehme. Du schuldest mir auch noch was wegen der Geschichte mit dem Flur.” “Äh … hä?” Mit gerunzelter Stirn blickte Harry zu dem Älteren empor. Ob es nun den Tränken oder Severus' Anwesenheit geschuldet war, aber er fühlte sich ausgelassen. Gleichzeitig auch irgendwie benebelt, als ob ein Billywig auf Elfenwein durch seinen Kopf rumpelte. “Tztztz. Flur? Dein kleines Malheur?”, half Severus nach und schnippte Harry gegen die Stirn. Dieser hielt sich jedoch nicht damit auf, deswegen beleidigt zu sein. Stattdessen riss er die Augen auf und zog die Decke über seinen Kopf. Konnte er bitte einschlafen bis Gras über die Sache gewachsen war? “Aber, ich verzeihe dir Kleiner. Schließlich war ich es, der nicht auf die wölfischen Hinweise geachtet hat. Das Aschwinderinnen Ei habe ich mir wohl selber gelegt.” Bestimmt wurde ihm die schützende Decke wieder vom Gesicht gezogen. Wenn Harry nicht schon aufgrund der ruhigen und irgendwie belustigten Stimme vorgewarnt gewesen wäre, dann wäre er jetzt wahrscheinlich wirklich ins Koma gefallen. Severus grinste. Also so richtig von einer Gesichtshälfte zur anderen und nicht verkrampft als wenn ihm ein Niffler in die Brustwarzen biss.    Erst nach mehreren Sekunden blanken Starrens und mehreren Versuchen die richtigen Worte zu finden, brachte er doch nur ein krächzendes “Wer bist du und was hast du mit Severus Snape gemacht?”, hervor. Als Severus daraufhin auch noch auflachte, war Harry sich sicher, in einem skurrilen Traum gefangen zu sein. “Hmm, vielleicht hätte ich vorhin nicht einfach den Trank von Pricillia trinken sollen”, kam es stirnrunzelnd von dem Älteren und brachte damit Harry zum Kichern. Dass der Meister der Tränke einfach, ohne nachzuprüfen, irgendeinen Trank zu sich nahm, war noch unwahrscheinlicher, als dass der Mann mal gut gelaunt und geradezu albern war. “So und bevor du jetzt noch weiter ablenkst: Du hast dich mir offenbart, ich habe recherchiert und die letzten Zweifel wurden ausgemerzt, als du mir halbtot in die Arme fielst und ich dich verarzten musste.”   “Und … und das stört dich nicht? Also diese Gefährten Geschichte?”, erkundigte sich Harry vorsichtig. Im Moment wollte er gar nicht so genau wissen, was er genau gehabt hatte. Sein Magen zog sich zusammen, denn er selbst hatte ja mit diesem Gedanken wegen der wichtigen Rolle des anderen Probleme gehabt am Anfang. Wenn der jetzt … “Natürlich ist es nicht einfach zu verstehen und zu begreifen. Einfach weil es so plötzlich und unerwartet passierte.” Sorgenvoll biss sich Harry auf die Unterlippe und senkte den Blick. Sein Gefährte rede einfach weiter und brachte den Jungen mit der nächsten Aussage beinahe zum Quietschen. “Aber ich finde es wirklich nicht schlecht. Es gibt weitaus schlimmere Personen, die ich mir als Gefährten erdenken könnte, Kleiner. Wir haben doch schon ganz andere Sachen hinbekommen. Auf dich aufpassen, damit habe ich ja nun wirklich Erfahrung sammeln können in all den Jahren. Also mache dir nicht immer Sorgen um mich oder andere. Viel wichtiger ist, wie geht es dir damit?” Harry jedoch kam nicht mehr dazu zu antworten, denn es schalte ein gut gelauntes “Hallöle, jemand da?” durch die Lehrerwohnung. Nur Sekunden später schritt ein dunkelhäutiger Mann, gefolgt von der Tablett tragenden Pricilla, in den Schlafraum.   Der junge Elfenwolf hatte wirklich alle Mühe damit nicht unter der Decke zu verschwinden. Doch wieder einmal konnte er sich ganz auf Severus verlassen.   “Devon, besitzt du denn gar keine Manieren, hier einfach so herein zu schneien? Melde dich gefälligst an und warte auf eine Erlaubnis!” Knurrend richtete sich Severus etwas auf und erschwerte damit den Blickkontakt zwischen Arzt und Patient. “Ach, hör auf dich so aufzuspielen, Severus. Los kusch dich, ich will mir meinen kleinen besonderen Patienten ansehen. Priscilla sagte er wäre wach und hat sich gleich wieder aufgeregt.” Schnalzen war von der Ärzte Front zu hören. “Freie Arztwahl habe ich wohl nicht”, murmelte Harry leise. Bester Arzt hin oder her, der Typ war schräg. Und mutig, so wie dieser mit dem Bewohner der Wohnung sprach. “Harry, Devon muss dich nochmal untersuchen. Dann kann er dir auch gleich erklären, was genau du hattest. In Ordnung?” Der prüfende dunkle Blick heftete sich auf Harrys Gesicht. “In Ordnung”, gab Harry tapfer von sich und schob sich mühsam etwas hoch. Was wohl das Zeichen für Severus war, nach einem Nicken in seine und einen warnenden Blick in Richtung Arzt, Platz für diesen zu machen.   Schmunzelnd trat der Heiler näher und stellte eine Muggelarzttasche auf dem Bett ab. Eine alte, welche wohl vor langer Zeit mal in der anderen Welt modern gewesen war. Aus eben jener Tasche holte der Heiler ein Stethoskop hervor und hängte es sich um. “Hallo Mr. Potter. Wir hatten ja noch nie die Ehre persönlich mit einander zusprechen. Bisher kannte ich Sie nur aus den Erzählungen anderer oder im ziemlich lädierten Zustand. Es freut mich, Sie wieder bei Bewusstsein vorzufinden. Bitte geben Sie mir Ihre Hand, damit ich Ihren Puls messen kann.” Zögerlich kam Harry diesem nach. War der Mann überhaupt ein Zauberer? “Ein kleines bisschen zu hoch, aber nicht besorgniserregend. Das schiebe ich einfach auf meine Person.” Ein selbstgefälliges, verschmitztes Lächeln huschte über das Gesicht, ehe der Ernst wieder siegte. “Ich werde jetzt eine Reihe Zauber auf Sie anwenden. Es sind tiefgehende Diagnose- und Röntgenzauber, damit ich mir ein Bild Ihres Heilungsverlaufes machen kann. Ist das in Ordnung für Sie?” Abwartend blickte der fremde Mann ihn an. Ja, dieser Devon war irgendwie schräg und wohl eindeutig doch magisch begabt. Auch wenn er dem Kerl von vor wenigen Augenblicken misstraut hatte, so war dies irgendwie verflogen. Das professionelle Auftreten und die Ruhe sowie Selbstsicherheit halfen enorm dabei, die Bedenken in den Hintergrund zu schieben. Außerdem kam von Seiten des erfahrenen Gefährten kein Veto.    Also nickte er nur stumm und schloss ergeben die Augen. “So ein artiger Patient. Herrlich. Nun, dann wollen wir mal sehen, wie es dem kleinen Augenstern geht.” Severus beobachtete die Behandlung mit Argusaugen. Nicht weil er glaubte dass Devon dem Jungen Schaden zufügen würde, sondern weil er lernen wollte. Wer wusste schon in was sie noch so gerieten? Dass er seine Heilerqualitäten verbessern wollte, hatte er schon während der Komaphase beschlossen.   Am liebsten würde er Harrys Hand halten, denn er sah ganz genau, wie schwer es Harry fiel einfach mit geschlossenen Augen da zu liegen, während Devon einen Spruch nach dem anderen über den Kleinen legte. Doch noch mehr schien Harry jegliche unvorhergesehene Berührung zu stören, denn dabei ging immer ein unterdrücktes Zucken durch den schmalen Körper. “Sehr schön, Mr. Potter. Ihre Rippen sind soweit wieder einigermaßen verheilt, die Lunge klingt beidseits in Ordnung. Kein Fieber, ein paar blaue Flecken und es gibt bestimmt Muskelkater erster Klasse. Aber dagegen gibt es Tränke und Salben. Ihre Magie ist jedoch sehr niedrig im Vergleich zu ihrem normalen Stand. Dadurch könnte sie unkontrollierbar und nicht nur für sie gefährlich werden. Den Zauberstab lassen Sie also bitte vorerst stecken, aber alles in allem bin ich sehr zufrieden.” Das Stethoskop landete wieder in diesem Monster von Tasche. “Wie fühlt es sich an, wenn Sie tief einatmen?” Behutsam setzte sich Devon auf die Bettkante. Erleichterung durchflutete Severus: Das waren doch schon mal erfreuliche Nachrichten. Vor allem klang es nicht nach bleibenden Schäden. Auch wenn er befürchtete, dass das mit der ‘Ruhe’ noch ein großes Problem wurde. Langsam öffnete Harry die Augen und blickte den Arzt dabei das erste Mal ganz direkt an. Dass dieser dabei schluckte, gefiel ihm nicht so ganz. “Es sticht und drückt in meiner Brust. Ich kann mich kaum selber aufrichten, ohne Sterne zu sehen oder dass es in meinen Kopf zu geht wie auf einer Abschlussfeier mit Betrunkenen”, gestand Harry, ehe ein Lächeln auf dessen Lippen erschien. “Aber … ich lebe, und laut Severus habe ich das auch Ihnen zu verdanken. Von daher: Vielen Dank, Dr. Zabini.” Ein wenig gehässig stellte er fest, dass der Heiler von diesem Dank überrumpelt war. Der erfahrene Mann war in die unbewusst gestellte Falle des Jüngeren gegangen. Harry wusste nämlich mit Worten umzugehen und anderen mit der Wahrheit zu schmeicheln. In der Politik wäre der Junge bestimmt eine Wucht, einfach weil man ihn schnell wegen dem Äußeren unterschätzte. Mit Harry an seiner Seite, würde Voldemort bestimmt schnell Fortschritte machen … ein Gedanke der ihm gar nicht gefiel. Vor allem weil er den kleinen Wolf nicht in dessen Nähe wissen wollte!   “Ich habe nur meinen Job gemacht. Severus, warum holst du uns nicht einen Kaffee? Sie essen etwas von der Schonkost, welche Ihnen Dobby zubereitet hat und ich erzähle Ihnen, was genau Sie hatten. Das hat der Griesgram bestimmt noch nicht getan”, überging der Heiler Harrys Worte schnell. “Sie sollten vorerst weiche Mahlzeiten zu sich nehmen. Da ist der Vanillegrießbrei genau das Richtige und es riecht fantastisch.” “Sehe ich aus wie ein Kellner?”, antwortete er schnippig und verschränkte die Arme, während gleichzeitig von Harry ein murmeliges, zerknirschtes “Schnitzel wäre mir lieber” kam. Dass Zabini bei ihren Reaktionen die Augen verdrehte und etwas in den nicht vorhandenen Bart nuschelte, konnte er dem Mann nicht verübeln. Dann erinnerte er im mahnenden Ton daran, dass er ja nun einmal der Heiler wäre und ‘das sture Duo’, doch bitte einmal direkt und ohne Diskussion seinen Anweisungen folgen solle.   Harry schnaubte, zog sich jedoch das Tablett heran und rührte unzufrieden, aber gefügig in dem Brei herum. “In Ordnung, ich mache Kaffee”, schnaubte Severus und wurde umgehend von grünen Augen angestrahlt. “Für mich bitte auch.” “DAS, ist kein Kaffee, das ist ein Zustand. So wie du dies edle Getränk zu dir nimmst ...”, gab Severus mit hochgezogener Augenbraue zurück. Allein der Gedanke an die Milch- und Zuckermenge ließ eine Gänsehaut seinen Rücken hinab wandern. “Ey!”, kam es augenblicklich empört vom Elfenwolf unter finsterem Blick zurück. Dass dies aussah wie ein Welpe, dem man gerade die geklauten Pantoffeln wieder wegnahm, machte Harry jetzt nicht so wirklich überzeugender. Es sorgte eher dafür, dass er ein Schmunzeln verkneifen musste. Devon war es, der die Situation rettete. “Sie dürfen noch keinen Kaffee trinken. Das würde nun wirklich dem Sinn der vorher verabreichten Beruhigungstränken widersprechen. Merlin, Merlin …” “Du hörst, der Arzt hat gesprochen”, foppte Severus und verließ eilends das Schlafzimmer, als der Junge sich anschickte ein Kissen nach ihm zu werfen.    Gut, ja … er hatte ein klitzekleines bisschen schlechtes Gewissen, weil Harry nun eine Standpauke erhielt, an der er nun wirklich nicht unschuldig war. Vielleicht machte er ja doch dieses Ekelgesöff für den kleinen Gryffindor. Morgen. Kaffee schmeckte deutlich besser, wenn bei dessen Vorbereitung keine Magie verwendet wurde. Das hatte dieses braune Pulver mit hochklassigen Tränken gemein. Am besten schmeckten sowieso frisch gemahlene Bohnen und von daher stand Severus nun schon einige Minuten in seiner Küche und mahlte die wertvollen braunen Bohnen per Handmaschine. Natürlich dauerte es länger, aber der Geschmack entschuldigte für jede Minute. Darum kam es für ihn ja auch einem Frevel gleich, dass Harry Milch UND Zucker in dieses Getränk kippte und damit das Geschmackserlebnis zerstörte.    Kaum dass er an den Jüngeren dachte, breitete sich ein Lächeln auf seinen Lippen aus. Er fühlte sich gut. Erleichtert, einfach nur weil Harry wach war und schon wieder freche, herausfordernde Antworten von sich geben konnte. Dass der Kleine Schmerzen hatte, war vollkommen verständlich und normal. Wenn es wie vermutet zur ärztlichen Verordnung von Magieverbot, Bettruhe UND eingeschränktem Essen kam, dann würde ihm eine Menge ‘Aktion’ bevorstehen. Er hatte nämlich nicht vor, Harry wieder aus seiner Obhut zu entlassen. Auf jeden Fall nicht während der Ferien. Für danach musste er sich noch etwas einfallen lassen.    Allerdings blieb da auch die Frage, ob Harry überhaupt die kurze Ferienzeit mit ihm verbringen wollte. Obwohl, nein, die Frage stellte sich bei keinen von ihnen - wie skurril. Die bessere Frage war, wie sie das mit den anderen momentan Hogwartsbewohnern machten. Wie erklärten sie nicht nur das Fehlen von Harry, sondern zeitgleich auch noch von ihm selbst? Drei Tagen waren vergangen, jetzt wurde es langsam mal Zeit für einen Plan! Er war nur einmal kurz in der Großen Halle erschienen um die Lage zu sondieren, ansonsten hatte er in der Wohnung gehockt, gebangt und gehofft.   Lautes Klopfen an seiner Eingangstür, ließ ihn zusammenzucken und etwas von dem frisch gemahlenen Pulver auf der Anrichte verteilen. Schnell putzte er sich die Finger ab und eilte in den Wohnraum. Devon streckte den Kopf aus der Schlafzimmertür. “Was ist das für ein Lärm?” “Da ist jemand an der Tür”, gab Severus das Offensichtliche zurück und heftete den Blick auf die Tür. Im Regal der Küchentür gegenüber pfiff und leuchtete sein Spickoskop wild auf. Immerhin ein Hinweis, dass dass da draußen kein Besucher für ein nettes Pläuschchen und Tee mit Keksen war. “Geh zurück und blockiere die Tür. Unterdrückt eure Auren und kommt, egal was ihr hört, nicht raus. Notfalls fessle den Sturkopf da drinnen, ich kenne ihn. Der schafft es selbst mit dem Kopf unter dem Arm sein Heldending durchzuziehen.” Als Devon mit ernster Miene nickte und die Tür schloss, legte er ebenfalls einige Verdeckungs- und Verhüllungszauber über die ganze Wohnung und ließ das Spickoskop verstummen. Als es erneut klopfte, zauberte er sich einen Umhang über und richtete die Haare. Dann erst schritt er mit erhobenem Kopf und im Ärmel versteckten Zauberstab zur Tür um sie mit einem entschlossenen Ruck zu öffnen. Als er sah, wer da vor ihm stand, hätte er diese am liebsten wieder zugeschlagen. Oder einen Fluch abgefeuert. Oder am besten beides. “Ah, Severus mein Guter. Du bist da, sehr gut”, kam es erfreut von niemand anderem als Albus Dumbledore, welcher mit erhobener Hand vor seiner Tür stand. “Darf ich eintreten?”, erkundigte sich der alte Mann, schob sich dabei jedoch schon an dem Bewohner vorbei. Mit verkniffenem Gesicht schloss Severus die Tür hinter dem Schulleiter. “Komm nur rein, Albus. Was kann ich für dich tun? Wenn es wegen Neuigkeiten über den Dunklen Lord ist, dann ...” Gemächlich dreht Albus sich herum und Severus beobachtete jede noch so kleine Regung des Mannes. Langsam schüttelte der Schulleiter den Kopf und wirkte mit einem mal irgendwie … älter. “Wenn es das nur wäre … Severus, hast du Informationen darüber, wo sich Harry befindet?” “Potter? Da er die Ferien nicht Zuhause, bei Black oder seinen Freunden verbringt, sollte er hier irgendwo im Schloss sein. Schließlich hast du doch Blacks Bitte abgelehnt bei der letzten Sitzung.” Skeptisch zog er eine Augenbraue hoch. “Nun, dem sollte auch so sein. Aber ich kann ihn nicht finden. Er ist nicht zu unserer Verabredung erschienen und seitdem wie vom Erdboden verschluckt. Ich mache mir große Sorgen. Du hast ihn doch immer im Auge, daher dachte ich …” “Dass ich weiß, wo dieser Bengel sich herumtreibt? Beim Lord ist er nicht, falls du dies befürchtest. Waren dir die Bilder und Hauselfen keine Hilfe? Willst du mir gerade sagen, dass ich einmal darauf vertraue, dass du es alleine hinbekommst und der große Albus Dumbledore, der seine Augen überall im Schloss hat, versagt?” Ein vernichtender, abschätziger Blick traf den Direktor der tatsächlich die Frechheit aufbrachte zerknirscht auszusehen. “Willst du mir sagen dass Potter seit … Sonntag nicht mehr gesehen wurde und kommst erst JETZT zu mir?” “Aber Severus, beruhige dich doch! Ich habe mir doch auch erst nichts dabei gedacht. Ich dachte halt Harry hätte mich versetzt oder wäre in einer typischen pubertären Trotzphase. Die Bilder und Elfen waren mir keine Hilfe, auch wenn Dobby umgehend in den Grimmauld Place reiste, um Harry dort zu suchen. Bitte Severus, er ist doch unser aller Hoffnung und als du dann auch nur bei einem Abendessen warst, dachte ich mir du bist eh auf der Suche nach ihm.” Um Verständnis bittend blickte Albus ihn über den Rand der Brille an. “Ich habe den Tränkebestand aufgefüllt, du Narr!”, rief der Schwarzhaarige aufgebracht. “Ich muss nicht nur für die Schule, sondern auch für den Lord brauen, so du dich erinnerst! Du hast Black gegenüber gesagt ich würde Harry im Auge behalten, mir hast du gesagt du guckst nach ihm und jetzt hat der Junge vielleicht einfach den Augenblick genutzt und sich auf und davon gemacht.” Albus wusste, welche Abneigung Severus gegen Harrys erdachte Rolle in diesem Kampf hatte. Es war seit Jahren ein offenes Geheimnis zwischen ihnen. Nun strafte der Ältere sich. “Severus, ich bitte und befehle dir, zu helfen Harry James Potter wiederzufinden und ins Schloss zu bringen. Er ist da draußen nicht sicher.” Schnaubend blickte der dunkle Professor sein Gegenüber an. Die Luft war zum Zerreißen gespannt. “Aber hier ist er es, meinst du? Siehst du nicht, dass so viele Schüler wie lange nicht mehr das Schloss für diese Ferien verlassen haben?” Traurig schüttelte Albus den Kopf. “Severus, Severus. Es ist Weihnachten, da ist jeder gern bei seiner Familie. Aber wegen Harry: Er ist hier am sichersten und ich mache mir … wirklich Sorgen.” Ob Albus mit dem letzten Satz nun sich selbst oder Severus überzeugen wollte, wusste der Tränkemeister nicht. War aber auch egal, denn diese Farce hier reichte ihm wirklich. Mit festen Schritt ging er um den deutlich Älteren herum und öffnete die Wohnungstür. “Ich denke, du solltest jetzt gehen.” Seine Stimme ließ kein Zweifel daran, dass er es ernst meinte. “Aber Severus, mein Junge …”, setzte Dumbledore an und die Augen blitzten wütend auf, auch wenn die Gesichtszüge nichts davon verrieten. “Schulleiter, wenn Sie jetzt bitte gehen würden. Ich habe noch einiges zu erledigen. Unter anderem das Ausbügeln Ihres Fehlers und damit das Wiederauffinden von Potter. Sie werden verstehen, dass ich für die Ferien nicht oder maximal kaum in Hogwarts sein werde. Ich teile Ihre Auffassung, dass der Junge nicht mehr hier ist, wo auch immer er sein möge. Hoffen Sie, dass es ausreicht, zwei Wochen zu suchen. Sie entschuldigen mich also, damit ich Vorbereitungen treffen kann?” Mit kalten Augen blickte er in die brillenverdeckten des Schulleiters. Dessen Blick war skeptisch, fragend und zweifelnd. Sobald Severus das ‘Sie’ benutzte, war klar das mit dem düsteren Mann nicht mehr zu spaßen war. Dem Mann schienen andere Worte auf den Lippen zu liegen und doch brachte er ein freundliches: ”Aber sicher doch mein Lieber. Wenn einer den Jungen findet, dann du. Die Okklumentik Stunden scheinen eh eure Bindung vertieft zu haben.” Ein unehrliches, berechnendes Lächeln huschte über die alten Lippen. Der Typ wollte tatsächlich Informationen und ihn aufs Glatteis führen. Tja, Alter hin oder her, da war Dumbledore an der falschen Adresse. “Wenn dann ist es eher ein Wunder, dass ich diesen Nichtsnutz noch nicht auf den Mond gehext habe. In Okklumentik ist der Kerl so begabt wie sein Vater im nett zu mir sein.” Schnaubend bewegte er die Tür. “Wenn du gehen würdest. Je eher ich mit der Suche anfangen kann, desto besser.” Nickend schritt der Direktor auf den dunklen Flur. “Melde dich, sobald du etwas weißt. Die magische Welt zählt auf dich!” Damit rückte der alte Mann seine Brille zurecht und schlenderte davon.   Fest drückte er die Tür zu. Ihm war ja eher nach zu donnern, aber das konnte Albus noch hören und skeptisch machen. Der Tränkeprofessor war stolz auf sich, schließlich hatte er den Anderen nicht verhext. Energisch strich er sich über die Kleidung. Fest stand: Sie mussten hier weg! Und der alte Narr hatte ihnen ein perfektes Alibi gegeben, warum Harry und er fehlten. Was für eine Ironie des Lebens.   Erstmal würde er die Wartenden aus dem Schlafzimmer holen und ihnen berichten was Sache war. Auf jeden Fall in Kurzform, denn je schneller sie weg waren, desto besser. In dem Punkt hatte er Albus die Wahrheit gesagt: Es mussten dafür Vorbereitungen getroffen werden! Doch natürlich sollte ein gewisser Elfenwolf wieder dafür sorgen, dass alles anders kam als geplant. Lautes Knallen war aus dem Schlafzimmer zu hören, welches eher stärker denn schwacher wurde und die Schlafzimmertür zum Beben brachte.   Skeptisch blieb er stehen und dies war gut so, denn ehe er wusste was geschah, brach die Holztür unter der immensen Wucht in Teile. Splitter flogen wie Geschosse durch die Gegend, sodass Severus geistesgegenwärtig einen nonverbalen Schutzzauber um sich legte. Perplex beobachtete er, wie Harry in seiner monströsen Wolfsgestalt und gefährlich blitzenden Augen, knurrend und geifernd aus dem Raum sprang. Mit einem weiteren Satz stand die potenzielle Ursache zahlreicher Albträume neben ihm. Die gebleckten Zähne sprachen von dem Versprechen, jeden Feind in blutiges Konfetti zu verwandeln. “Priscilla und ich haben versucht ihn aufzuhalten”, kam es schwach von dem lädierten Arzt, welcher sich schwankend im kaputten Türrahmen festhielt. Die für ihre wenigen Haare sehr zerzaust aussehende Elfe entdeckte Severus auf dem Fußboden hinter Devon sitzend. “Er dürfte sich überhaupt nicht morphen, das kann nicht wirklich gut für ihn sein im Moment! Seine Magie spielt verrückt.” “Reise nach Hause. Ich klär das mit ihm, denn sonst wird keiner an ihn ran kommen. Wir verschwinden von hier.” Als Devon nickte, Priscilla vom Boden aufklaubte und schließlich wackelig mit Sack und Pack durch den Kamin verschwand, richtete er seine volle Aufmerksamkeit Harry zu. “Harry? Hör auf, es droht keine Gefahr mehr. Dumbledore ist weg.” Die Ohren zuckten, was ein ebenso sicheres Zeichen für ihn war, dass er zu dem Wolf durchdrang, wie dass das Wesen beim Namen des Schulleiter lauter knurrte. Das Nackenfell sträubte sich. So kam er nicht weiter. ”Harry James Potter, Schluss jetzt! Hör auf die Luft zu bedrohen und verwandle dich zurück!” Mahnend kniff er das wilde Wesen in die Flanke. Mit einer Mischung aus überraschten Fiepen und Bellen sprang der Elfenwolf herum. Ein vorwurfsvoller Blick wurde ihm zugeworfen. War allerdings wenig überzeugend, da immer noch diese spitzen weißen Maulaccessoires präsentiert wurden. “So, habe ich jetzt deine Aufmerksamkeit?” Der Elfenwolf schnupperte noch einmal intensiv, dann blickten ihn die strahlend grünen Augen an. Gefolgt von einem langsamen Nicken. “Verwandelst du dich jetzt zurück?” Energisches Kopfschütteln, erneutes skeptisches Absuchen der Wohnung. Die ganze Geschichte vorweg und dann Dumbledores Besuch hatte eindeutig an Harry genagt. Es hatte den Jungen … ja, Severus war bereit es bereits jetzt ‘paranoid gemacht’ zu nennen. Vor allem hatte Severus durch die Recherchen erfahren, dass Elfenwölfe zu solch überbeschützenden bis irrationalen Verhaltensweisen neigten. Besonders wenn es um den Gefährten ging. Seufzend strich sich Severus durch die Haare. Dieser vermaledeite Problem-Wolf! “Na gut, dann halt nicht. Ich habe keine Zeit und Lust jetzt mit dir zu streiten oder zu diskutieren. Wir verschwinden von hier, also sieh zu, dass du auftreibst was du brauchst und sei in fünfzehn Minuten wieder hier. In Ordnung?” Nicken war die Antwort, dann sprang Harry auch schon überraschenderweise in das Lehrerschlafzimmer zurück. “Was …?” Neugierig trabte er durch die zerstörte Tür hinterher und konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken. Langsam trat er näher und half dem Wolf bei dem Versuch eine ganz gewisse Kiste unter dem Bett hervor zu ziehen. “Eigentlich hätte mir schon damals, als du dies hier angejammert hast, klar sein müssen, dass du es bist. Aber da stand ich echt auf dem sprichwörtlichen Schlauch; wollte das Offensichtliche einfach nicht wahrhaben. Wie heißt es so schön? Man sieht den Wald manchmal vor lauter Bäume nicht. Also danke, dass wenigstens du hier ran gedacht hast. Es in Dumbledores Bonbonfingern zu wissen, wäre nicht schön. Dem alten Greis traue ich zu die Schutzzauber zu umgehen. Die du übrigens auch nur überwinden kannst, weil ich mal wieder viel zu selbstherrlich war. Ich habe doch nicht mal ansatzweise an ‘tierisches Entdecken und stöbern’ gedacht.” Selbstkritisch stellte er wieder mal fest, dass es Zeit war von dem ‘hohen Ross’ herunter zu steigen. Der Wolf, welcher sich inzwischen auf beinahe schon handliche Größe eines Schäferhundes geschrumpft hatte, drückte leise winselnd den Kopf gegen seine Hand. “Versucht du mich gerade aufzumuntern?” Eine kühle, feuchte Zunge glitt über die Hand. “Na los, lass uns zusehen dass wir fertig werden. Genug getrödelt”, schnarrte er mit einem seltsamen Gefühl in der Brust, schrumpfte die Kiste auf Taschengröße und steckte diese ein. Kurz kraulte er Harry hinter den pelzigen Ohren. “Daran muss ich mich wirklich noch gewöhnen …”, murmelte er leise. Entschlossen schüttelte er den Kopf um die aufkommenden Gefühle zu verbannen. Er musste sich jetzt konzentrieren und Schritt für Schritt vorgehen, damit das Ganze nicht nach Flucht sondern ‘Kurzurlaub mit Suchmission’ aussah. Der alte Direktor war garantiert schon skeptisch, jedoch hatte er keine Beweise um irgendwelche ‘Wachhunde’ oder Überwachungszauber einzusetzen. “Also, wenn du jetzt noch was an persönlichen Sachen mitnehmen willst, dann los.” Eine Stunde später trat Severus mit einem Miniwolf auf dem Arm aus dem Kamin. Jedoch … seit wann konnten Tiere grün im Gesicht aussehen? “Geht es?”, erkundigte er sich besorgt und hob das kleine Fellknäuel auf Augenhöhe. Nicken und Jammern zugleich waren die Antwort, ehe der Kopf kraftlos nach unten sackte. “Kaminkrank? Wir reisen gleich nochmal via Kamin, dann bekommst du einen Trank von mir. Kotz mir ja nicht auf den Teppich, wir machen hier nur Zwischenstation und putzen wollte ich jetzt eigentlich nicht. Also halte durch, ok?”   Was er zu überdecken versuchte, war die nicht ganz unbegründete Sorge um den Kleinen. Kaminreisen waren ein Ding für sich und selbst manche reinblütigen Zauberer litten unter der Kaminkrankheit. Sie vertrugen diese Art zu reisen einfach sehr schlecht, woran genau das lag oder welche Kombination aus Faktoren es war, wusste niemand so genau.   Bei Harry kam jedoch noch die angeschlagene Gesundheit und die Wolfsform hinzu. Tiere verkrafteten diese Reisen deutlich öfter schlecht und anscheinend war der tierische Anteil bei Harry ausreichend. Vielleicht sollte er doch … ja, er würde zu Fuß weiter reisen. So weit war es ja auch nicht und die erneute Kaminreise eigentlich nur ein Akt der Bequemlichkeit und Faulheit. Langsam und mit unsicheren Schritten tapste Harry über den Boden, als Severus ihn absetzte. Schnupperte aufmerksam in der Luft und warf ihm einen fragenden Blick zu. “Das hier ist das offizielle Spinners End. Mein altes … Familienhaus.” Es gelang ihm nicht den abwertenden Unterton zu unterdrücken. “Dumbledore kennt dieses Haus und daher möchte ich ungern hier bleiben. Zwar können andere nicht ohne Einladung herkommen oder eintreten, aber trotzdem werden wir weiter reisen. Bevor du gleich wieder panisch wirst: Nicht per Kamin, sondern zu Fuß. Ich brauche nur ein paar Kleinigkeiten. Wenn du also willst, guck dich in Ruhe um.”   Typisch Teenager brauchte Harry keine zweite Aufforderung und trabte aufgeregt davon. Er war in Severus' Zuhause. Das Familienhaus … der Ort, an dem der kleine Severus als Kind herumgerannt war und erste Zauber ausgeführt hatte. Bestimmt hatte der Mann schon als Kind angefangen Flüssigkeiten zusammenzukippen, garniert mit Regenwürmern und toten Fliegen, oder so. Irgendwie stellte er sich Kind-Severus genauso vor. Lieber mit der Mutter in der Küche und beobachten wie diese durch zusammenmischen neue Dinge herstellte sowie Gräser, Kräuter und Insekten sammelnd, anstatt auf dem Spielplatz mit anderen Kindern. Bestimmt hatte sein Gefährte ein Buch gehabt zwischen dessen Pergamentseiten getrocknete Dinge klebten und war schon immer eher der Typ Eigenbrötler gewesen. Wo wohl Severus' altes Kinderzimmer war?   Eine ganze Zeit lang stromerte Harry ziellos durch das alte, teils staubige Haus. Aber wirklich interessantes hatte er nicht gefunden, dafür war dieses kleine Gebäude einfach zu spärlich und zweckmäßig eingerichtet. Seine Fantasie jedoch hatte ihm immer wieder Bilder und Ideen geliefert, wie Severus hier früher gelebt hatte. Es war schön solch einen Eindruck in das Leben des Mannes zu bekommen, diese Chance bekam nicht jeder. Aber er war ja auch nicht jeder, sondern ein Elfenwolf und Gefährte. Nur warum hatte der Ältere vorhin so verbittert geklungen? Nun, das sollte er bestimmt irgendwann erfahren. Dann, wenn Severus bereit war es zu erzählen.   “Harry, komm her, ich habe alles was ich brauche. Dobby dürfte inzwischen auch mit deinen Sachen im Manor sein.”   Mit gespitzten Ohren rannte, oder besser gesagt sprang, Harry die Treppen herunter. Am untersten Treppenabsatz angekommen, biss er die Zähne zusammen um nicht aufzujaulen. Devon und Severus hatten Schonung verordnet und was tat er? Er setzte sich massiv darüber hinweg. Somit durfte er jetzt auch nicht herum jammern in seinen Augen oder gar eine noch größere Bürde für Severus sein!   Tief durchatmend schloss er die Augen und versuchte die stechenden Schmerzen weg zu atmen. Was wiederum Probleme mit sich brachte, weil diese Tätigkeit zu einem drückenden Gefühl in der Brust führte. “Welpe, du bist wirklich ein sturer Esel! Du brauchst dringend einen Heilschlaf. Lange kann auch ich nicht mehr gegen dein Gebrechen angehen. Deine Magie muss sich dringend festigen, stärken und deinen Körper heilen”, ertönte Amaroks verkniffen Stimme in seinem Kopf. “Wenn wir, wo auch immer wir hin wollen, angekommen sind. Versprochen und danke, Amarok. Ich weiß ich bin unvernünftig und du hast allen Grund sauer auf mich zu sein …”   In dem Moment, als er Dumbledores Stimme gehört hatte, hatte es bei ihm ausgesetzt, denn wer sollte in seinen Augen sonst etwas mit dem Überfall zu tun haben? Als er in der Lehrerwohnung so wütend geworden war, hatte er Amarok in seiner Kopflosigkeit der Instinkte befohlen, dass dieser ihm Kraft gab. Laut dem Schutzgeist hatte er unbewusst Worte gewählt, welche wie ein zwingender Befehl für diesen wirkten. Natürlich verriet der Wächter nicht, welche Kombination es gewesen war. Darum war Harry auch so ‘explodiert’, denn Amarok hatte sich so lange gewehrt wie es ging um den Welpen in dessen desolaten, angeschlagenen Zustand zu schützen. Tja, und dann hatte der unbeholfene Welpe nochmals die richtigen Worte gefunden, die Kraft war explodiert und vom Welpen blieben nach der Wandlung nur die grünen Augen übrig. Seit dem war Amarok ein wenig … beleidigt und wütend. Mal ganz davon ab, dass der Schutzgeist weiterhin alles dafür tat um Harry zu heilen. Oder besser gesagt: Auf den Beinen zu halten. “Harry?” Severus' Schritte näherten sich und Harry öffnete die Augen wieder um nicht ganz so jämmerlich auszusehen. “Vielleicht solltest du einmal aufhören so stur darauf zu bestehen, dass es dir gut geht. Dass du alles wegsteckst.” Mit der Zunge schnalzend und in der Hüfte gestemmten Händen blickte Severus streng auf ihn hinab. Leise wimmernd legte Harry die Ohren an. Schließlich hatte er dies doch nicht aus bösem Willen getan. Ja, er hatte sich überschätzt! Aber sobald sie in diesem ominösen Manor waren, war er sehr gern bereit richtig zu entspannen und ein ganz artiger sowie vorbildlicher Patient zu sein. Dafür war er sogar freiwillig bereit unzählige widerliche Tränke zu sich zu nehmen. “Ach jetzt hör schon auf so zu gucken”, knurrte Severus, unwirsch, nahm ihn dennoch auf den Arm. “So, in dieser Form - Größe, nehme ich dich jetzt einfach nicht ernst und rede nicht mehr mit dir. Punkt.” Zufriedene Laute von sich gebend, rieb er seinen Kopf an Severus’ Oberkörper, woraufhin dieser ihn hinter den Ohren kraulte. Wenn das Leben doch immer nur so einfach wäre, wie jetzt gerade. Klar, sein Körper schrie nach Ruhe und Heilung, aber er war hier, mit Severus der die ganze Geschichte zwischen ihnen nicht nur verstanden, sondern auch angenommen hatte. Egal was war oder noch kommen sollte, er wollte und durfte sich einfach nicht ob dieses großen Glücks beschweren. Glücklich kuschelte er sich an den starken Körper und schloss die Augen wieder. “Na komm, dann wollen wir mal endlich los. Dann siehst du auch das inoffizielle Spinners End oder besser gesagt: Rose Manor. Du musst nämlich wissen, dass dies hier nur das Haus der Muggel Bediensteten - und später das meines Vaters - war. In Wirklichkeit gehörte diese Ecke der Stadt meiner Familie, mit eigenen Fabriken, einer eigenen kleinen Infrastruktur. Für Reinblüter wusste meine Mutter beziehungsweise ihre Familie, wie wichtig es war mit den Muggeln zusammen oder sie wenigstens für einen arbeiten zu lassen.”   Gespannt lauschte Harry den Erzählungen aus alten Zeiten. Glorreichen Zeiten der Familie Rose. Sein Gefährte entstammte einer ultra reichen, reinblütigen Familie. Er wusste nicht genau, wie er mit dieser unerwarteten Information umgehen sollte. Wenn man Severus sah, rechnete man nicht mit so etwas. Vor allem aber, hatte er zwischen den Zeilen herausgehört, dass Severus zwar den mütterlichen Teil seiner Familie lobte, die väterliche Seite allerdings keinesfalls. Da kam wohl doch der muggelhassende Slytherin durch. Aber das hieß ja auch … war Severus etwa ein Halbblut? Doch kam er nicht mehr dazu dies zu überdenken und auch von dem Weg zu ihrer vorübergehenden Unterkunft bekam er nichts mehr mit, da ihn die Erschöpfung übermannte und er in einen tiefen Heilschlaf fiel. Hier in den Armen seines Gefährten war die Welt sicher und in Ordnung.   Das nächste Mal als er aus dem Schlaf gerissen wurde, war es durch Severus’ gefluche und geschimpfe. Was er da im Halbschlaf wahrnahm waren Ausdrücke, bei denen Bauarbeitern und Seefahrern die Ohren leuchten würden. Dass der Kerl sowas überhaupt im Sprachgebrauch hatte, war unerwartet und irgendwie lustig. Gähnend streckte er sich und merkte jetzt schon, wie gut ihm der Schlaf getan hatte. “Danke Amarok”, flüsterte er in Gedanken, denn ihm war klar, ohne dessen Bemühungen wäre er längst nicht ansatzweise soweit hergestellt. Klar spürte er noch zwicken und drücken hier und da, aber es war kein Vergleich mehr. In ein paar Tagen war er bestimmt wieder voll hergestellt. Dann wollte er sich auch zurück verwandeln und mit Severus gemeinsam dem Mysterium ‘Elfenwolf’ und ‘Gefährten’ auf den Grund gehen. Salazar fiel ja momentan als Informationsquelle aus.   Schmatzend saß er müde auf einer großen bequemen Couch, als der wie ein Gartengnom motzende Erwachsene in den Raum rauschte und dies in voller Todessermontur samt Umhang und Maske auf dem Gesicht. Augenblicklich war Harry hellwach und konnte bei dieser Erscheinung nicht verhindern, dass sich seine Nackenhaare aufstellten und ihm ein Knurren entwich. “Du sagst es! Ich hasse es, aber Voldemort hat zu einer Sammlung gerufen und wird uns garantiert mit allerlei lustigen, total sinnigen und absolut ungefährlichen Aufgaben betreuen.” Allein die Menge an Zynismus und Sarkasmus machte klar, wie viel der Schwarzhaarige von dem Bevorstehenden hielt. “Ich hab keine Ahnung wann ich wieder da bin. Ruh dich einfach aus, hier im Manor sind zwei recht alte, aber sehr hilfsbereite Hauselfen, welche ich instruiert habe.”   Energisch schüttelte Harry den Kopf, wuchs in die angenehme Schäferhund Größe und sprang vom Sofa, nur um sich Severus’ Umhang zwischen die Zähne zu holen. Dort hatte sein Gefährte einfach nichts zu suchen! Das war viel zu gefährlich für ihn, wer wusste schon, was dort geschah? Beim letzten Mal hatte er es schon sehr unschön gefunden, den Mann so erschöpft und leicht lädiert wieder zu sehen.   Wenn er jetzt noch bedachte, was er selbst zuletzt mit dem Anführer der dunklen Seite besprochen hatte UND dazu noch seit einigen Tagen kein Kontakt mit dem Mann hatte … nein, die Laune war bestimmt nicht allzu toll. Das sagte ihm einfach sein Bauchgefühl und daher kam es überhaupt nicht in Frage, dass sein Gefährte in diese Schlangengrube reiste! “Harry jetzt hör auf. Ich muss… “ Angesprochener hörte wie der Ältere scharf die Luft einzog und lugte nach oben. Da sah er wie Severus seinen Unterarm umklammerte. “Hier wird dir nichts passieren, du bist hier absolut sicher. Wirklich. Nur mir wird es schlecht ergehen, wenn ich dort nicht langsam auftauche. Der Lord ist nicht für Geduld bekannt”, presste Severus so ruhig wie möglich zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervor.   Als wenn es ihm um sich selbst gehen würde. Die Augen verdrehend zog er noch einmal unwirsch an dem Umhang, ehe er ihn abrupt los ließ. Er konnte und durfte den Mann nicht länger aufhalten, wenn er nicht schuld an der Beschädigung dieses ansehnlichen Körpers und intelligenten Geistes sein wollte. “Danke. Also lass das Manor heile und pinkel nichts voll. Wenn du musst, morph dich oder geh die Elfen suchen, die haben da was vorbereitet. Ein Wolfsklo quasi, mit Streu.” Das nannte sich wohl Rache auf Slytherin Art, vor allem bei dem leicht diabolischen Grinsen. Schmollend verzog er das Gesicht. Voldemort war ungeduldig und anscheinend wütend, anders konnte er sich die Schmerzen in seinem Arm nicht erklären. So stark hatte das Mal lange nicht gebrannt und es war wirklich kein allzu angenehmes Gefühl.   Zum Glück hatte er den irrationalen Wolf schnell überreden können ihn gehen zu lassen. Das mit diesem Beschützerinstinkt war an sich ja eine niedliche und ehrbare Sache, jedoch mussten sie an der Umsetzung noch dringend arbeiten. Genauso wie am ‘Monster-Modus’ wie Severus es insgeheim nannte. Was wenn die Schule wieder losging, einer der Mitschüler etwas gegen ihn sagte und Harry den Kopf verlor? Aber vielleicht lag es auch einfach nur an dem massiven Schock, welchen Harry durch den Überfall erlitten hatte. Aber das war etwas für später oder morgen.   Nach seinem Spruch über das Wolfsklo wirbelte er herum und sprang geradezu in den Kamin. Während der kurzen Reise nach Malfoy Manor versuchte er so gut es ging Umhang und Maske zu richten, denn der Lord bestand auf ein ‘adrettes Aussehen’ seiner Untergebenen. Schnell trat er am Zielort aus dem Kamin und wollte sich die Asche von der Kleidung klopfen, da spuckte ihm der Kamin etwas in die Kniekehlen. Einer schlimmen Befürchtung nachgehend, drehte er sich herum und seufzte schwer. “Das ist jetzt nicht dein Ernst, H … Wolf.” Wie war das noch mit dem Fernhalten von Voldemort und Harry? Das nächste Mal sperrte er dieses sture Problem-Wölfchen in einen Käfig, definitiv! Zusammen mit einem Kauknochen und pinkem Katzen-, äh Wolfsklo! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)