Schlachtfeld der Gefühle von Chaosbande ================================================================================ Kapitel 37: ------------ Ein neuer Tag begann. Im Großen und Ganzen hatte er gestern einen guten Tag bei den Malfoys gehabt. Als Draco und Blaise zu ihnen stießen, gab es auch ein wenig mehr Unterhaltung. Vor allem als Harry eine Truhe entdeckt, welche Weihnachtsschmuck enthielt, kam Stimmung auf. Letzten Endes strahlte der Wintergarten nun in weihnachtlicher Dekoration und Beleuchtung. Inzwischen wusste Harry, dass morgen der vierundzwanzigste Dezember anstand. Abendessen hatte er gemeinsam mit Layla in dem kleinen, gemütlichen Raum eingenommen. Später schaute er Draco und Blaise dabei zu, wie sie sich im Zauberschach zu übertrumpfen versuchten. Mindestens einer der beiden musste einmal gegen Ron spielen und den Jungen alt aussehen lassen. Dennoch war eine ganze Nacht vergangen, seit dem er mit Severus diese Unstimmigkeit hatte. Harry war nicht nur einmal kurz davor gewesen, zu seinem Gefährten zu gehen, aber dann hatte er sich einfach kräftig irgendwo hingebissen. Lucius hatte irgendwann am Nachmittag gemeint, dass, wenn er Flöhe hatte, er gefälligst verschwinden solle. Der junge Elfenwolf hatte jedoch nur die Zunge ausgestreckt, sich herumgedreht und mit dem Kopf auf der Armlehne liegend aus dem Fenster gestarrt oder sich anderswie abgelenkt. Schlecht gelaunt blinzelte Harry den einfallenden Sonnenstrahlen entgegen, während Layla ihn durch Malfoy Manor trug. Es war Frühstückszeit und dies somit die wichtigste Mahlzeit, so die Meinung der Wolfsfrau. Argumente wie “Keine Lust”, “Keinen Hunger” oder “Ich will noch schlafen”, waren auf taube Ohren gestoßen und Harry nun zwangsverpflichtet am Essen teilzunehmen. Aber er war bockig und würde gerne noch heile Welt im Wintergarten spielen. “Na komm schon Welpe, hör auf zu schmollen. Das mit deinem Gefährten kommt auch wieder in Ordnung. Eure Bindung ist stark”, versuchte Layla ihn aufzumuntern. Layla hatte auf sein “‘Der ist doof’ gestern Abend nur geschmunzelt. “Außerdem essen wir nicht mit den Anderen, sondern das, was ich heute Morgen gejagt habe. Nichts geht über ein frisch erlegtes Reh.” Harry konnte sich ein schöneres Frühstück vorstellen, als blutiges Reh. Es war etwas anderes, blutarmes wenn auch nicht ganz durchgebratenes Fleisch zu essen, als ein noch quasi lebendiges Reh. Aber er vermutete, dass Layla auch in diesem Punkt keine Widerworte gelten ließ. Somit seufzte er nur schwer und fügte sich. Kurze Zeit später stellte Harry fest, dass es nicht so schlecht schmeckte, wie erwartet. Er durfte einfach nur nicht genauer drüber nachdenken. Vor allem aber riss ihm Layla - wieder in ihrer Wolfsform - Fleischstücke aus dem Kadaver, sodass ihm dies erspart blieb. Auf jeden Fall dachte er so. “So, kleiner Welpe. Du magst bisher verschont und wie ein Mensch behandelt worden sein, doch damit ist jetzt Schluss. In dieser Form bist du mehr Wolf als Mensch und auch diese Seite von dir hat Bedürfnisse, welche gestillt werden wollen. Von daher: Das Herz ist gutes Muskelfleisch. Hol es dir!” Gut gelaunt blickte Layla ihn an. Ihre komplette Schnauze, Teile der Brust und auch die Vorderbeine waren mit Blut überzogen. Sie hatte das Mahl in vollen Zügen ausgekostet. “Ähm, nein danke, ich verzichte. Das bisherige hat mich schon zufrieden gestellt.” Entschuldigend blickte er Layla an. “Von wegen, die paar Brocken reichen nicht! Du musst bei Kräften bleiben und gerade zu dieser Jahreszeit ist jeder Bissen, jedes bisschen Energie, wichtig. Überlebenswichtig! Was machst du übrigens, wenn dein Gefährte oder dein Rudel Hilfe brauchen und dein Körper zu kraftlos ist? Ist dir noch nie aufgefallen, dass deine Magie anders ist, wenn du hungrig bist? Dass selbst deine Sinne schwächer sind?” Leider musste der junge Elfenwolf gestehen, dass Layla ihn damit geködert hatte. “Du bist gemein, mir wichtige Menschen als Argument zu bringen!” “Nein Wolf, ich bin nur ehrlich und sorge mich um dich. Selbstüberschätzung hat schon genug Lebewesen aller Art getötet. Also, beantworte meine Fragen.” Als wäre es kein so wichtiges Thema, legte sich die Wölfin bequem hin und begann ihre Beine zu lecken. “Ehrlich gesagt, habe ich da nie so drauf geachtet. Also auf diese Hunger-Magie-Sinne Sache. Hunger bin ich gewohnt und kann auch damit gute Leistungen erbringen.” “Wie meinst du das?”, erkundigte sich Layla und hielt in ihrer Putztätigkeit inne. Schnell schüttelte der Jüngere den Kopf. “Ist egal. Mein Leben war halt nicht immer so komfortabel wie jetzt.” Einen Moment musterte Layla ihn einfach nur mit schief gelegtem Kopf, ehe sie wohl begriff, dass Harry nicht vorhatte darüber zu sprechen. “Umso wichtiger ist es, dass bestehende Defizite beseitigt werden!” “Ich bin kein schwaches Weichei. Hermine hat auch immer versucht mich zu mästen.” “Dann ist dieses Mädchen sehr klug, denn du bist nunmal sehr schlaksig. Selbst in deiner Wolfsform. Du magst es gewohnt sein und bist beim besten Willen nicht schwach. Aber da ist noch mehr möglich und dein Körper und deine Magie werden es dir danken! Gerade als Harry Potter dürfte dein Leben nicht besonders friedlich und entspannt verlaufen. Wenn ich da nur an das Turnier letztes Jahr denke … Gerüchte darüber sind bis in den Wald gelangt.” Bisher hatte die Frau den ‘Harry Potter Fact’ schlechtweg übergangen. Der war für sie nur Schall und Rauch gegen die Elfenwolf Sache. “Können wir jetzt mal aufhören, über mein Gewicht und mein ach so gefährliches Leben zu lamentieren!”, schnaubte Harry pikiert, welcher sich auf die Rute getreten fühlte. Layla kannte ihn überhaupt nicht! Was erlaubte die sich eigentlich? “Ich höre auf, wenn du das Herz frisst.” Und ehe Harry wusste was geschah, stand die Werwölfin auf und riss das Herz aus dem aufgebrochenen Reh Brustkorb. Das schmatzende, reißende Geräusch dabei ekelte ihn ebenso an, wie es ihn insgeheim faszinierte. Ein normaler Teil des Kreislauf des Lebens und doch glotzte Harry das Herz vor seinen Füßen an, als wenn es ein Alien wäre. Es wies eine morbide Schönheit auf, wie es da auf den Terrassensteinen vor ihm lag. Schlug das etwa noch? Schnell sprang er ein Stück zurück. “Auf gar keinen Fall! Das lebt ja noch!” Mit großen Augen blickte er zwischen Layla und dem Herz hin und her. Gerade in diesem Moment hatte er die skurrile Fantasie, wie das Herz zum Leben erwachte und ihn aus Rache angriff. Sobald er das Ding nicht mehr im Blick hatte, konnte wer weiß was geschehen! Sämtliche Lieder, Geschichten und Erzählungen berichteten von den mystischen Kräften, welche in Herzen steckten. “Jetzt sei nicht verrückt.” Zu spät. Dafür war es in Harrys Augen eindeutig zu spät bei dem vorherigen Gedankengang. Energisch schüttelte der Junge den Kopf um die albernen Horrorbildchen zu verbannen. “Nein!” “Doch!” “Bitte Layla, ich bin immer noch ein Mensch. Ich habe heute echt meine Hemmschwelle überwunden … bitte.” “Du hast Defizite die dich vielleicht einmal deinen Gefährten oder geliebte Menschen kosten werden”, appellierte Layla an sein schlechtes Gewissen. “Aber das behebe ich doch nicht jetzt und sofort mit einem rohen Rehherz!” Flehend blickte er die ältere Wölfin an. Er verstand durchaus, dass sie ihm nur auf ihre ganz eigene Art helfen wollte. Es ehrte sie und dennoch wollte und konnte er ihrem Wunsch nicht nachkommen. Zunehmen und Muskeln sowie Kraft aufbauen: Ja, das konnte nicht schaden. Das Herz essen: Bereits gegessenes eventuell wieder gen Außenwelt befördern. Doch Layla gab nicht nach und schob den einst fleißig arbeitenden Muskel mit der Schnauze wieder in Harrys Richtung. “Das nicht, aber es …” Zu Ende bekam die Wölfin den Satz jedoch nicht, denn Severus’ Stimme aus Richtung des Hauses zog die Aufmerksamkeit der magischen Wesen auf sich. “Wenn ihr den Malfoys einen Herzinfarkt beschweren wolltet, dann ist diese Sauerei eine gute Möglichkeit.” Das Schmunzeln konnte er sich dabei jedoch nicht verkneifen. Aber er war nicht zum Spaß hier und auch nicht, um hier und jetzt mit Harry zu sprechen. Dafür fanden sie einen deutlich besseren Moment. Räuspernd richtete er sich ein wenig auf. “Ich bin hier, um euch mitzuteilen, dass Fenrir jetzt ‘endlich’ eingetroffen ist und unser Frühstück sprengte. Vielleicht solltet ihr euch … herrichten, denn er möchte den Kleinen kennenlernen.” Allein der Gedanke, Harry in Fenrirs Nähe zu wissen, verursachte ihm akutes Magengrummeln. Es mochte nicht alles wahr sein, aber ja, Fenrir hatte in seiner Wolfsform Kinder getötet. Severus hatte es mit eigenen Augen ansehen müssen, aufgrund der Geschwindigkeit und List des Wolfes jedoch nicht eingreifen können. Und dann sollte er einfach nur daneben stehen, während sein Gefährte in unmittelbarer Killer-Nähe war? Würde er dann als Beschützer nicht vollkommen versagen? In seinen Augen war dies ein ‘6 - Setzen’ Fall! Motzende Laute holten ihn aus den Grübeleien und er wollte schon ebenso wie Harry Veto einlegen, als Layla begann Harry abzulecken. Harry wusste sich jedoch sehr viel besser zu reinigen. Bellend sprang der junge Elfenwolf einfach kopfüber in den meterhohen Schnee und pflügte sich wie eine Raupe hindurch. Das Schmunzeln in Severus Gesicht wurde von einem leisen Kichern getoppt, während Layla schnaubend den Kopf schüttelte. “Er ist halt weder ein wahrer Wolf, noch ein Welpe. Ich weiß, du wolltest ihm hier mit dem Fressen nur helfen, aber du kannst ihn zu nichts zwingen. Das kann eigentlich niemand außer er selber und darum bewundere ich ihn. Er ist gescheit, ein guter Junge und hat eine Sicht auf die Welt … die besonders ist. Er ist nun mal kein Werwolfjunges.” Sanft beobachtete den eifrig Schnee pflügenden Harry. “Weißt du, ich habe ihn im Blick, seit er den ersten Fuß über Hogwarts Schwellen gesetzt hat. Ich habe gebraucht, bis ich nicht dauernd von meiner Vergangenheit überrollt wurde, sobald ich ihn hörte oder sah. Er ist unvergleichlich und für mich etwas ganz wertvolles. Nicht weil er ein Elfenwolf ist und wir Gefährten sind, nein. Er bringt mich dazu, mich selbst zu hinterfragen. An mir zu arbeiten und ja, er hat es geschafft, mich für die Welt zu öffnen. Auch wenn es hart und plötzlich war und immer noch ist. Alte Gewohnheiten und Ansichten legt man nicht von heute auf morgen ab.”” Während seines Monologs hatte er den Blick in den Himmel gerichtet, wo Vögel die frische Luft und den neuen Tag besangen. Eine Nase die ihn an der Hand stupste und schließlich eine Zunge, welche darüber leckte, holten ihn aus den Gedanken. Blinzelnd blickte er hinab und entdeckte den breit lächelnd Elfenwolf, der mit stark wedelnder Rute vor ihm stand. Schmunzelnd bückte er sich um Harry hochzuheben. “Hast wohl gelauscht, was?” Nicken. “Das mit dem vernünftig streiten und diskutieren sollten wir wohl noch lernen, nicht wahr? Ich denke wir müssen uns eingehend unterhalten.” Bellen, schiefes Grinsen und Nicken. “Ja, mir tut es auch Leid. Ich bin einfach ein alter Esel.” Motzende Laute. “Nein, du brauchst mir das gar nicht versuchen auszureden. Ich …” “Bewege jetzt mal meinen Hintern rein, weil es schweinekalt ist und ein ungeduldiger Werwolf in Malfoy Manor hin und her latscht?”, half der plötzlich aufgetauchte Draco ungeduldig nach. “Was auch immer ihr hier widerliches getrieben habt, macht das sauber und seht zu!” Sprach und verschwand mürrisch vor sich hin schimpfend wieder im Haus. “Ist der eigentlich immer so unfreundlich?”, erkundigte sich Layla, welche das Fell abgelegt hatte und sich sauber zauberte. Erst danach widmete sie sich den Essensresten auf den Steinen. Severus sparte sich eine Antwort. Wenn er jetzt sagte was auf seiner Zunge lag, dass es an Fenrir Greyback lag, den niemand mochte, konnte dies zu unerwarteten und unangenehmen Konsequenzen führen. Darauf konnte er wirklich sehr gut verzichten. Warum mit der rechten Hand streiten, wenn man sich gleich mit dem Alpha Wolf höchstpersönlich auseinandersetzen musste? “Harry, darf ich dich trocken zaubern?”, erkundigte sich der Elfenwolf Gefährte, um die sorgenden Gedanken zu verdrängen. Zustimmendes Brummen war zu hören und so zauberte er sich und auch Harry ebenso sauber wie trocken, ehe er zögerlich zurück ins Manor trat. “Wenn ihr schon nicht helft, dann wartet wenigstens auf mich!” “Das Frauen aber auch immer irgendwelche Wünsche haben. Anstrengend, nicht wahr?” “Ich kann dich hören, du laufender Duftzweig!” “Das sollst du auch, du Wackeldackel!” So kabbelten sich die beiden Erwachsenen weiter, bis sie zu dem Raum kamen in dem Fenrir auf sie wartete. Severus’ kompletten Synapsen schrien “Nein” und “Lauf weg”, aber man sah es ihm nicht an. Erhobenen Kopfes schritt er an der neugierigen Meute, bestehend aus Zabinis, Malfoys und dem dunklen Lord, vorbei in den offiziellen Besprechungsraum. Um diesen Raum als Treffpunkt war er Lucius dankbar, denn hier empfing der Hausherr allerlei Gäste. Vor allem potenzielle Feinde und Querulanten. Dafür war dieser Raum auch ausgestattet und Severus besaß das Wissen über sämtliche Waffen und anderlei Sonderausstattungen. Sehr beruhigend, denn man wusste schließlich nie und daher war ein Ass im Ärmel nicht verkehrt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)