Der Chat ihres Lebens von Hotepneith ================================================================================ Kapitel 4: Gespräche on- und offline ------------------------------------ Kagome war nach ihrem Misserfolg im Kendama doch ziemlich aufgeregt als sie zu dem Vorstellungsgespräch zu Gumo-Enterprises ging. Ihre Nervosität wurde dadurch nicht geringer, dass ihr gesagt wurde, dass der Chef, Naraku, sie persönlich sprechen wollte. Die Frau, eine Dämonin, deren Ohrringe die Farbe ihrer Augen besaßen - rot - ,die sie unten abholte, stellte sich als Kagura vor. Da die Assistentin bemerkte, dass das Mädchen fast panisch war, log sie ein wenig. Wenn nicht das von ihm gewünschte Ergebnis bei diesem Gespräch herauskam, würde ihr Chef sie das büßen lassen. „Das macht er öfter. Der Herr Naraku möchte immer auch sehen, was der neue Jahrgang an Bewerbern so mitbringt, nicht nur die Schulnoten, wissen Sie. - So. Einen Moment, bitte.“ Sie ließ die Besucherin in einem Vorzimmer allein, kehrte aber keine Minute später zurück. „Kommen Sie. - Herr Naraku, das ist Kagome Higurashi.“ Zur gewissen Verwunderung der Bewerberin war Naraku kein alter Mann, er wirkte wie kaum Mitte Zwanzig. Aber er war ein Dämon und da täuschte das oft. Sie war jedoch angenehm überrascht, dass er sich erhob und sie mit einem Wink zu einer Couchgarnitur schickte. „Setzen Sie sich doch. - Tee?“ Er nahm ihr gegenüber Platz. Was war jetzt besser und höflicher, zumal für eine Kandidatin? „Äh, ja, gern.“ Kagome atmete tief durch. „Danke, Herr Naraku.“ „Kagura, bring Tee. Plaudern wir ein wenig. Ihre Bewerbungsunterlagen habe ich natürlich gesehen. Und ich stutzte etwas über Ihren Namen. Higurashi, wie der Schrein?“ Er interessierte sich für Tempel? Oder Geschichte? „Äh, ja. Meine Familie lebt schon seit Jahrhunderten da.“ „Ich kannte mal eine Priesterin von dort. Kikyou, aber das ist sicher schon fünfzig Jahre her.“ Das erklärte dem Mädchen, warum er ausgerechnet sie zu den Wenigen zählte, mit denen er direkt sprach. „Ja, das war eine Priesterin aus der Familie. Die Tante meines Großvaters. Aber sie ging dann in einen anderen Schrein.“ „Gab es da nicht auch etwas mit einem berühmten Juwel?“ Er versuchte wirklich harmlos zu plaudern, dachte sie, drückte jedoch vor Nervosität ihre Hände ebenso fest zusammen wie ihre Knie. „Äh, ja, das Juwel der vier Seelen. Opa verkauft das noch immer als Souvenirs oder Amulett. Aber ich denke, das ist jetzt in dem anderen Schrein.“ „Sie sind also keine Priesterin?“ „Oh, nein.“ Das wäre doch wohl auch eine sicher schlechte Vorbedingung, als Angestellte einer dämonischen Firma Dämonen läutern zu können. „Ich habe da keine Ausbildung.“ „Apropos Ausbildung: Sie haben sich hier als medizinisch-technische Assistentin beworben, obwohl Ihnen Mathematik wohl nicht so liegt.“ „Nur die Theorie“, beteuerte Kagome hastig, die mit dieser Frage gerechnet hatte. „In Chemie und Physik habe ich gute Noten, immer schon gehabt.“ „Ah, der Tee, danke, Kagura. - Haben Sie sich auch woanders beworben?“ „Ja, beim Kendama.“ Und noch zwei kleineren Firmen, aber das musste sie ja nicht sagen. Das Kendama war sicher verständlich, als so riesiger Konzern. „Natürlich. Haben Sie schon etwas gehört? Ich denke, vor drei Tagen waren die Tests.“ Klar wusste er Bescheid, wie wohl jeder. „Ja, also, sie waren vor drei Tagen, Herr Naraku, und nein, ich habe noch nichts gehört, aber sie schicken die Zusagen zuerst.“ Naraku lächelte und sie fand ihn recht nett. „Was mir gerade einfällt: wie geht es Ihrem Großvater? Ich habe ihn vor fünfzig Jahren kennengelernt, aber er wird sich kaum mehr an mich erinnern. Ich war da noch ein recht kleiner Apotheker.“ Nun, er hatte eine Drogerie im wahrsten Wortsinn besessen und sich mit Drogenproduktionen ein gutes Geld verdient, ehe ihm klar wurde, dass man mit legalen Drogen, Medikamenten, auch Geld scheffeln konnte ohne dabei in Konflikt mit dem Gesetz zu kommen. Denn trotz aller Abneigung, die er persönlich dem Inu no Taishou entgegenbrachte, – dessen Polizei war fähig. Das Mädchen schien ja fast weinen zu wollen. Sie hatte ein sehr offenes Gesicht und war anscheinend unerfahren und ehrlich. Man sollte sie benutzen können. „Ist etwas, Kagome, wenn ich Sie so nennen darf?“ „Großvater liegt im Krankenhaus. Im Hoi. Er … er hat es mit dem Herzen und es sieht nicht gut aus.“ „Das Hoi ist gerade im internistischen Bereich führend, meine Liebe. Und ich muss das wissen, es gehört nämlich mir.“ „Es ist auch teuer“, entfuhr es ihr. „Qualität will bezahlt sein. - Gibt es da Schwierigkeiten für Ihre Familie?“ Er klang einfühlsam. „Noch nicht, also die Krankenkasse bezahlt die Operation und zwei Wochen“, erklärte sie hastig. Wie sah das denn aus, als ob sie bei ihm betteln wollte? „Ich verstehe. - Sie könnten mir einen Gefallen tun, verehrte Kagome, und ich übernehme die Rechnung für Ihren Großvater für eine Woche.“ Er sah, wie sie sich anspannte. Wahrlich, ein unerfahrenes Mädchen. „Keine Sorge, keinen schwerwiegenden Gefallen. Ich möchte Sie nicht zu einem Gesetzesbruch verleiten oder sonst etwas. Folgendes: falls Sie keine Anstellung im Kendama erhalten, kommen Sie zu mir und Sie erhalten hier Ihre Ausbildung, um des alten Herrn willen.“ Vor allem um Kikyous Willen. Irgendwie sah sie ihrer Großtante mehr als ähnlich, soweit er dies nach dieser langen Zeit noch sagen konnte. „Werden Sie im Kendama angestellt, so möchte ich, dass Sie nichts weiter tun als Augen und Ohren offen zu halten. Natürlich keine Betriebsspionage. Aber Sie sind eine Higurashi. Falls etwas zum Thema Juwel der vier Seelen gesagt wird, geschrieben wird oder Sie das Gefühl haben, Sie können es spüren – und ich bin sicher, das können Sie: informieren Sie mich. Kagura kann Ihnen die Telefonnummer geben. Falls Sie nichts herausbekommen, habe ich eben Ihrem Großvater einen Gefallen getan.“ „Eine Woche Krankenhaus kostet Fünftausend!“ flüsterte Kagome. Es wäre sicher für Opa gut, wenn er länger bleiben könnte, ja, sich der Besitzer des Krankenhauses für ihn einsetzte, aber, war das legal? „Fünftausend, also. Und Sie erzählen mir, wenn Sie von dem Juwel hörten. - Sie sollen nicht, und das sage ich ausdrücklich, einbrechen oder sonst etwas. Nur zufällig sich umhören. Es ist nämlich so, dass das Juwel vor fünfzig Jahren verschwand. Ich weiß, dass Kikyou es besaß. Als sie ermordet wurde, verschwand es, und ich gebe zu, ich habe unseren Fürsten im Verdacht es sich genommen zu haben. Die Legenden, die sich gerade in Dämonenkreisen darum drehen, würden bedeuten, dass er praktisch unbesiegbar wäre. Nun, nicht, dass ich das glaube. Aber es wäre Unterschlagung, auch und gerade Ihrer Familie gegenüber, nicht wahr?“ Ja, vielleicht, dachte Kagome. Opa! Das klang alles machbar, sie würde Opa eine Woche erkaufen, aber nichts Verbotenes tun. Und, ehrlich, der Fürst und seine Söhne waren ihr vollkommen fremd, wenn man davon absah, dass sie ihm und seinem Ältesten vor drei Tagen buchstäblich zu Füßen gelegen hatte. Sie hatten alle Zwei da recht kühl gewirkt. Und Herr Naraku war nett. „Und, wenn ich nicht im Kendama Arbeit finde?“ fragte sie doch vorsichtig nach. „Rufen Sie Kagura an. Dann werden Sie hier was bekommen.“ Schließlich konnte und durfte er eine potentielle Finderin des Juwels nicht aus den Augen lassen, nachdem der Zufall ihm schon so geholfen hatte. Den Tüchtigen half eben das Glück. „Ist es dann abgemacht, werte Kagome?“ „Ich höre mich nur um“, suchte sie nochmal die Bestätigung. „Ja. Oder wenn Sie es spüren, sagen Sie es mir.“ Dann könnte er zusehen, ob man es irgendwie an sich bringen konnte. Er erhob sich und trat an die Wand. Erst jetzt sah das noch immer aufgeregte Mädchen, dass sich dort ein gut getarnter Tresor befand, den der Konzernchef öffnete. „Fünftausend sagten Sie. - Hier.“ Er kam mit dem Bündel an Geldscheinen zu ihr, steckte sie in einen Briefumschlag, und setzte sich, ehe er den Umschlag auf den Tisch legte, samt einem Zettel. „Natürlich, bitte quittieren Sie es mir nur hier. Es ist versteuertes Geld und ich muss auch nachweisen wohin es ging. Unterschreiben Sie einfach auf dieser Linie.“ Kagome gehorchte, nahm dann den Umschlag mit dem Geld. So viel hatte sie noch nie in ihrer Handtasche, geschweige denn ihrer Hand gehabt. Ob sie heute Abend Reddemon davon erzählen sollte? Bislang hatte sie sich nicht bei ihm gemeldet, es gab ja auch nichts zu berichten. Außerdem war er fremd. Aber er hatte es ihr ermöglicht sich bei ihm zu melden, nichts von ihr verlangt, das war alles andere als aufdringlich. „Gut. Dann lassen Sie sich von Kagura noch die direkte Nummer geben. Ich freue mich auf unsere Zusammenarbeit, liebe Kagome, gleich, wie sie aussehen wird.“ „Danke, Herr Naraku.“   Kaum, dass er allein war, drehte sich der Konzernchef um. „Bankotsu, nimm doch die Aufnahme heraus, dass sie nicht überspielt wird.“ Der Söldner kam aus dem Nebenzimmer. „Es ist nur eine Videokassette, ohne Ton. War das Absicht?“ „Natürlich. Die liebe Kagome hängt am Haken. Wenn sie nicht spurt, kann ich ihr das zeigen. Oder dem Taishou. Und der wäre alles andere als begeistert, würde er sehen, wie eine seiner Angestellten sich bestechen lässt um Betriebsspionage zu begehen.“ Wenn man das so recht böse betrachtete, könnte man das sogar als Hochverrat auslegen. „Sie haben von ihr mit Absicht zunächst nichts verlangt, damit Sie sie erpressen können. Gut gedacht.“ Bankotsu wusste in diesem Moment, er würde die Kassette wie befohlen sicher verwahren - und sie für sich kopieren. Erpressung eines Erpressers war in seiner Branche manchmal überlebenswichtig. Und er nahm keine Sekunde an, dass Naraku ihm vertraute. Dazu war der zu gerissen. Auch, wenn er selbst es nicht sehr sportlich fand ein Mädchen, das um seinen Opa zitterte, in den Untergang zu treiben, um ein Juwel zu erhalten, von dem doch keiner wusste ob die Sagen stimmten – er konnte die Raffinesse dieses Planes durchaus nachvollziehen.   Zuhause erklärte Kagome ihrer erstaunten Mutter, dass der Herr von Gumo Enterprises ihren Opa kennengelernt hatte, und auch Großtante Kikyou, und anscheinend deswegen helfen wollte. Die Fünftausend in Scheinen auf dem Tisch boten einen beeindruckenden Beweis. „Aber, er hat dich nicht eingestellt?“ Das wäre auf Dauer, nicht eine spontane Entscheidung. Eine Woche wäre rasch vorbei. „Ich soll mich melden, ob ich eine Zusage bei den Doggies bekomme oder bei ihm.“ Sie log ihre Mutter an? Was war nur mit ihr los? Aber das mit dem Rumhorchen für das Juwel sollte sie wohl lieber verschweigen. Es klang ja nicht schlimm, aber je mehr sie darüber nachdachte, umso unbehaglicher wurde ihr. Es war irgendwie wie eine Falle – jetzt konnte sie ja nicht mehr zurück. Und Opa brauchte das Geld. Es war nichts dabei, beruhigte sie sich dann immer wieder. Sie würde Naraku einfach sagen, dass sie nichts gehört hatte, und fertig. Selbst, falls der Fürst das Juwel besaß, würde er doch kaum vor den Ohren eines Lehrlings darüber reden. Dass sie das spüren können sollte, erschien ihr sowieso unglaublich. „Es kam jedenfalls vorhin ein Brief vom Kendama.“ Kagome rang nach Atem. „Mama, das sagst du erst jetzt?“ „Es könnte ja auch die Ablehnung sein. Und es ist immer gut, wenn man zwei Eisen im Feuer hat.“ „Ja, aber sie schicken die Zusagen zuerst heraus.“ Das Mädchen nahm den Brief mit klopfendem Herzen. Wurde alles gut? Opa und ihre Stelle und was auch immer? Ihr Blick fiel auf eine einzige Zeile, ehe alles in Tränen vor ihren Augen verschwamm. „... freuen uns, Sie am 1.2. zu einem Einführungslehrgang begrüßen zu dürfen. Ihre erste praktische Stelle wird in der Personalabteilung sein...“ Sie setzte sich, da ihre Beine sie nicht mehr tragen wollten. „Mama, sie haben mich genommen!“ Trotz Frau Tausendfuß!   Aber sie zog sich früh in ihr Zimmer zurück. Sollte sie mit Reddemon darüber sprechen? Ihr war unwohl. Der arbeitete doch in der Geschäftsleitung und würde bestimmt dem Taishou gegenüber loyal sein, oder? Sie öffnete die Seite des Chats im Internet und suchte nach ihm. Ab neun war er erreichbar? Seltsamerweise freute sie sich, dass er das anscheinend für sie so hingeschrieben hatte. Sonst gab es keine persönlichen Hinweise, kein Bild, kein Alter, kein … Nichts. Er schien sehr auf Anonymität zu achten. Irgendwie beruhigte sie das. Sie meldete sich an. Als Namen nahm sie das, was ihr sowieso im Kopf herumschwirrte. Juwel. Immerhin war der noch nicht vergeben. Ab 21 Uhr? Dann war Reddemon jeden Tag nur eineinhalb Stunden online, aber das war verständlich. Er arbeitete ja auch den ganzen Tag und musste auch mal schlafen.   Inu Yasha war tatsächlich fünf Minuten nach neun im Chat. Diese Sache mit den Drachen erschien ihm bei Weitem nicht so interessant wie die Frage, ob sich das Mädchen melden würde, aber natürlich war es ein Problem für das Fürstentum, und Vater und Halbbruder hätten nicht verstanden würde er einfach gehen. Offiziell hatte Vater schlicht eine Kopie des Zeitungsartikels in den Norden geschickt, mit der Bitte, der Prinz möge doch, wenn er sich wieder erholen wolle, seine Gastfreundschaft in Anspruch nehmen. Höflich, aber eine Warnung, man wisse Bescheid. - Endlich war der PC hochgefahren. Ein Freundschaftsantrag von Juwel? Nie gehört. War sie das? Er nahm an. „Hallo.“ „Hallo. Ich bin das Mädchen aus dem Café.“ „Hallo, Juwel. Freut mich sehr, dass du da bist. Wie sieht es aus?“ „Ich habe die Zusage für die Doggies. Das erste Praktikum ist in der Personalabteilung.“ „Oh, das ist gut.“ „Ja?“ „Ja. Da kannst du schon mal die richtigen Leute kennenlernen, die dir später auch bei Beförderungen helfen. Der einzige Haken ist: du hast vermutlich viel mit Jaken zu tun.“ „Wer ist das?“ „Ein Krötendämon, die rechte Hand meines ...“ Er löschte hastig. „... Sesshoumarus. Der Frosch ist im Endeffekt für alle Personalsachen zuständig. Ist immer am rumnörgeln. Wobei ich ehrlich zugeben muss, dass er für alle Personalabteilungen weltweit zuständig ist, und auch die direkte Zusammenarbeit mit Sesshoumaru aufs Gemüt schlagen dürfte.“ „Ach, ich glaube nicht, dass der sich um ein Lehrmädchen schert, oder?“ „Auch wieder wahr.“ „Hast du es manchmal mit Sesshoumaru oder dem Fürsten zu tun?“ Inu Yasha zögerte etwas, dann schrieb er: „Mehr mit dem Fürsten. Sesshoumaru ist ja der für den Konzern. Und ich lerne eher die Verwaltung des Fürstentums.“ „Gibt es da so viel zu tun? Ich dachte, der Grund und Boden gehört sowieso dem Fürsten.“ „Ja, aber Immobilien verwalten sich nicht von allein. Übrigens gibt es da auch jede Menge Angestellte.“ „Ja, natürlich. Warum heißt du eigentlich Reddemon? Roter Dämon?“ „Man braucht einen Namen. Du nennst dich Juwel. Was ich hübsch finde“, beteuerte er eilig und setzte ein Smiley hinten dran. „Danke.“ Auch sie schickte ein Smiley, ehe sie tippte: „Du bist jeden Abend hier?“ „Nein, Wochenende nicht.“ „Montag bis Freitag?“ „Montag bis Donnerstag. Wochenende will mein Vater immer auf Familie machen. Er ist auch der Grund, warum ich um halb elf hier weg bin.“ „Du darfst nicht länger an den Computer? Dein Vater ist streng.“ „Ja, ziemlich.“ Er wusste selbst nicht, warum er schrieb: „Naja, zu mir. Mein Halb ...“ Das löschte er hastig. „Mein Bruder scheint es da leichter zu haben. Aber der ist eben auch der Ältere.“ „Der darf am PC sitzen so lange er mag?“ So hatte er das noch gar nicht gesehen – Sesshoumaru arbeitete die ganze Nacht, er selbst spielte eher. „So, wie du das sagst, klingt es, na ja, eigen.“ War das etwa der Grund? Dann konnte es nur gut und wichtig für ihn selbst sein mit Juwel zu reden. Vielleicht konnte sie ihm Dinge erklären, die er falsch sah, oder anders, oder gar nicht. Er lebte nun einmal hauptsächlich unter Dämonen, nicht Menschen, aber ihm war bewusst, dass manches an seinem Verhalten sehr menschlich war. „Äh, der arbeitet viel nachts, ich meine, er lernt.“ Kagome hatte das Gefühl in eine Fettnäpfchen gesprungen zu sein und lenkte lieber ab. „Sehen wir uns, wenn ich im Kendama anfange?“ „Möglich, aber ich, na ja, ich bin eben meist draußen, nicht da. Aber bestimmt einmal im Monat. Und hier können wir uns ja so ziemlich jeden Abend treffen. - Im Doggies, ja? Ich hatte das noch nie gehört, finde es aber lustig. Nennen das nur Menschen so oder auch Dämonen?“ „Das weiß ich nicht, aber in meiner Schule, also, unter Menschen, war das immer so. An welcher Schule warst du eigentlich?“ Inu Yasha zögerte, ehe er zugab: „Privatschule.“ Nur private Lehrer, aus dem gleichen Grund, warum er auch selten mit Menschen zu tun bekam. Vater fürchtete, nun, ein im Zusammenhang mit dem Inu no Taishou eigentlich unmögliches Wort, Entführung oder auch nur Beeinflussung. Und der Halbdämon wusste, dass es ihn irgendwie gerührt hatte, als der so mächtige Hundefürst zugegeben hatte: „Weißt du, mein Junge, wenn dich jemand entführt und bedroht – ich würde alles tun für dich. Und genau das ist das Problem, dass ich als Fürst es nicht tun dürfte. Ich würde zerbrechen, auch, wenn du gerettet werden könntest. Pass du auf dich auf, aber ich auch auf dich.“ „Privatschule, wow.“ Kagome war beeindruckt. „Du, Reddemon, ich chatte nicht oft. Darf ich dich was fragen?“ „Ja, klar, Juwel.“ Sie interessierte sich für ihn? Obwohl, oder weil, sie nichts von ihm wusste als das, was er ihr im Café erzählt hatte und jetzt? Interesse für ihn selbst als Mensch? Junge? Das verursachte so einen warmen Stich im Herzen. „Äh, du redest immer nur von deinem Vater. “ Sie suchte ein möglichst entschuldigendes Smiley. „Meine Mutter ist schon lange tot.“ Er war noch sehr klein gewesen. Sie sollte sich wirklich entschuldigen. „Oh, bei mir starb mein Vater vor acht Jahren bei einem Unfall.“ Irgendwie klang das vertrauter. Wusste sie, wie das war? „Dann haben wir ja auch wieder was gemeinsam.“   Ein nettes Gespräch, dachte Inu Yasha, als er den Computer runterfuhr. Es war halb elf, um elf sollte er das Licht aus haben. Hoffentlich kam sie öfter online. Es war so erholsam mal mit jemandem zu reden, der ihn für normal hielt, ohne den Prinzen, ohne den reichen zweiten Sohn, ohne ... Er zuckte erschreckt herum, als seine Zimmertür ohne Klopfen sofort geöffnet wurde. Hatte er doch die Zeit übersehen? „Mein Herr und Vater?“ Lieber offiziell bleiben. „Keine Sorge“, erwiderte der Fürst hastig, der die Befürchtung verstand. „Ich wollte dir nur etwas noch sagen, was ich vergessen habe. In den nächsten Tagen wird eine gewisse Sango zu dir kommen. Sie ist die Tochter des Anführers der Dämonenjäger und soll mit dir die Verwaltung von Immobilien lernen. Ich hoffe, Miroku kann sich inzwischen bei Frauen benehmen. Wenn nicht, solltest du eher ihn als sie loswerden.“ „Oh, danke für die Information, mein Herr und Vater. Ich denke schon, dass Miroku … Vater, er ist wirklich intelligent, er hat nur immer diesen Mädchenfimmel, das gebe ich ja zu.“ Er wollte doch seinen einzigen Freund verteidigen. Und ihn nicht verlieren. „Hat er dich je unsittlich angefasst?“ „Äh, was?“ Inu Yasha wurde glühend rot bei der vollkommen unerwarteten Frage. „Nein, sicher nicht! Er steht auf Mädchen!“ „Und du?“ Der Halbdämon schluckte, mehr als peinlich berührt. Diese so sachliche Art der Dämonen sollte er gewohnt sein, aber ... Tapfer antwortete er, wenngleich etwas stotternd: „Ich, ich denke, ich auch. Wie kommen Sie auf diese Frage?“ Man fragte eigentlich nicht einen Fürsten aus, aber der fühlte eine gewisse Erleichterung. So meinte er: „Du bist nach menschlichen Maßstäben neunzehn und hast mir noch nie ein Mädchen vorgestellt.“ Nein, natürlich nicht. Wer ließ sich schon mit dem mischblütigen Sohn des Dämonenfürsten ein? Für weibliche Dämonen war er unter ihrem Suchniveau, Menschenmädchen schreckten vor Dämonen zurück, ja, schon aufgrund des Reichtums. „Es wird sich sicher jemand finden“, beteuerte er. Juwel, dachte er gleichzeitig. Ob das eine Idee wäre, die ihm da im Hinterkopf keimte? Egal, er sollte sich verteidigen. „Sesshoumaru ist älter und hat auch noch niemanden.“ „Im Gegensatz zu ihm hast du die Chance der freien Wahl.“ Der Inu no Taishou musterte seinen Jüngsten. Vielleicht war der wirklich schlicht noch zu jung. Niemand wusste viel über Halbdämonen. „Nur, sei dir in einem sicher: wenn es soweit ist, frage mich einfach.“ Einfach bestimmt nicht, aber: „Danke, Vater.“   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)