Der Chat ihres Lebens von Hotepneith ================================================================================ Kapitel 7: Kikyou ----------------- Abends musste sich Kagome zwingen an den Computer zu gehen. Aber sie musste sich doch wenigstens bei Reddemon bedanken – egal, was sie fühlte. Sie hatte ja auch gegenüber ihrer Mutter so getan als sei alles in Ordnung. Aber da war Naraku. Sie musste den am Mittwoch anrufen und irgendetwas Neues bringen, sonst … ja, sonst war ihr Opa in Gefahr. Und sie vermutlich auch. Sie wusste nicht, ob sie es sich nur eingebildet hatte. Aber sie hatte das Gefühl gehabt, zumindest auf der Rückfahrt wäre dauernd das gleiche Auto hinter ihnen gewesen. „Hallo, Juwel“, meldete sich ihr Chatpartner sofort. Hatte er schon auf sie gewartet? Ja, es war fünf nach neun. „Hallo, Reddemon. Ich ...“ Ja, wie sollte sie das sagen? Wenn er das gar nicht gewesen war, wäre das doch auch peinlich? Aber wer hätte sonst Inu Yasha davon erzählen sollen? „Geht es deinem Großvater nicht gut?“ erkundigte er sich unverzüglich besorgt. „Doch, danke. Wir haben heute eine Spende von der Stiftung des Kendama bekommen, er kann noch eine Woche drin bleiben, ehe er auf Reha geht. Du … Warst du das? Ich erhielt einen Brief, dass der Fürst die Spende aufgrund der Bitte Inu Yashas bewilligte. Hast du das dem Prinzen gesagt?“ „Ja.“ Einfach so. Sie starrte auf den Bildschirm, ehe sie eingab: „Ich danke dir dafür, wirklich. Aber … hast du … Na ja, hast du Ärger mit ihm bekommen?“ „Mit dem Fürsten?“ „Nein, Inu Yasha.“ Der Halbdämon überlegte, was er sagen sollte, um nicht seine Doppelidentität preiszugeben, ehe er doch schrieb, was er spontan gedacht hatte. „Nein, wir verstehen uns sehr gut, keine Sorge. Sozusagen ein Herz und eine Seele.“ Das glaubte sie nicht. Dämonen und Menschen waren anders, aber nun, er hatte ja auch schon einmal gemeint, dass Halbdämonen anders wären. „Jedenfalls vielen Dank. Und der Prinz schlug mir vor, ich solle meine Fähigkeiten zur Priesterin überprüfen lassen. Ich bin am Sonntag bei Sango, also, den Dämonenjägern.“ „Das klingt doch gut. Hast du nie etwas davon bemerkt?“ „Äh, nein. Ich meine, da gab es mal Priesterinnen, die wirklich etwas konnten, in meiner Familie, aber das ist schon lange her, und Opa ist da nicht so fähig. Papa und mein Bruder haben gar nichts erbracht bei der Prüfung.“ Inu Yasha dachte nach, ehe er tippte: „Das muss ja nichts sagen, ich denke, ich habe mal gehört, dass sich bestimmte Fähigkeiten nur in der weiblichen oder männlichen Linie vererben. Vielleicht sind es bei dir eben die Frauen. Sag mir doch am Montag, wie es ausgegangen ist.“ Wie hatte er nur sie nicht bei ihrem ersten Treffen erkennen können? Sie sah Kikyou doch wirklich ähnlich, wenn auch etwas jünger. „Ja, aber … ach so. Du bist ja morgen und am Wochenende nicht da. Dein Vater möchte dich und deinen Bruder sehen, hast du gesagt.“ „Ja, er will uns dann um sich haben.“ Und auf heile Familie machen. Ob Vater überhaupt wusste, das Sesshoumaru seinen kleinen Bruder nicht leiden konnte? Oder war das auch nur wieder nur zu menschenhaft gedacht und gefühlt? „Das ist doch schön. Macht ihr einen Ausflug?“ Inu Yasha malte sich vergeblich aus, wie er und sein Halbbruder Hand in Hand mit dem Inu no Taishou durch den Zoo schlenderten, wie er es bei Menschen gesehen hatte. „Weniger. Aber wir werden zusammen Sport treiben.“ Das klang doch unverfänglich. Der Fürst hatte seinen Sprösslingen angekündigt sie am Sonntag auf dem Trainingsplatz sehen zu wollen, um ihre Schwertübungen zu überwachen. „Das ist gut. Ich werde mit Mama am Samstag Opa besuchen und am Sonntag eben zu den Dämonenjägern gehen. Immerhin, wenn ich irgendwie den Schrein behalten könnte, wäre das doch besser, als wenn wir ihn nach Opas Tod verlieren würden.“ „Ihr seid eine sehr alte Familie.“ „Ja.“ Er fragte nicht weiter, nahm er doch an, dass auch sie ihren eigentlichen Namen verschweigen wollte. Es war sowieso ein unfairer Vorteil, dass er beide Seiten von ihr kannte und sie nicht von ihm. Kagome tippte zögernd: „Reddemon, wenn du irgendwie … Ich meine, wenn du Schwierigkeiten bekommst, weil du für mich, für Opa, was gemacht hast ...“ „Nein, wirklich nicht, es ist in Ordnung. Wirklich. Inu Yasha ist nicht so, wie du denkst.“ Irgendwie ungewohnt sich selbst so verteidigen zu müssen. Was hatte er denn für einen Ruf bei Menschen? „Und der Fürst?“ Ja, das war ein Problem. Wenn Vater mitbekam, dass er mit ihr chattete und für sie gebeten hatte, würde der doch sonst was denken. Andererseits – er hatte ihn nicht angelogen. „Nein, da kriege ich auch keine Schwierigkeiten. Ich habe ja nur auf euer Anliegen aufmerksam gemacht, die Entscheidung traf ...“ Hoppla: „Traf der Fürst allein. Mach dir da bloß keine Sorgen. Und ich wünsche dir ein schönes Wochenende.“ „Viel Spaß mit deinem Vater.“ Ja, es war schon wieder Zeit. „Und dir bei den Dämonenjägern.“ Spaß bei einem Trainingskampf mit dem Inu no Taishou? Hm. Hoffentlich würde er sich gut genug halten, sonst würde er einige zusätzliche Einheiten aufgebrummt bekommen. Sesshoumaru allerdings auch, wenn der versagte. Da war Vater wirklich gerecht. Problem war nur, dass der liebe Halbbruder doch etwas besser mithalten konnte, war er bekanntlich älter und eben ein richtiger Dämon.   Als er im Dunklen im Bett lag, dachte er nach. Wieso hatte er Kagome Higurashi nur nicht sofort erkannt? Kikyou hatte er doch nie vergessen können, seine erste Freundin, etwas älter als er damals schien, nett, zum Reden - und ermordet.   Sie hatte mit ihrer jüngeren Schwester in einem winzigen Dorf mehr oder weniger direkt vor dem Schlosswald gewohnt und so hatte er sie kennengelernt. Nun ja, zuerst war er schüchtern gewesen und hatte sie nur beobachtet, aber das hatte sie rasch mitbekommen. So hatten sie miteinander gesprochen, sich immer besser kennengelernt, und er hatte geglaubt endlich einmal eine Freundin zu finden. Vater hatte das natürlich erfahren und war etwas besorgt gewesen. Kikyou hatte ihm, Inu Yasha, dann erklärt, dass es wohl daran läge, dass sie als Priesterin und Hüterin des Juwels der vier Seelen keine Beziehung eingehen dürfe, und der Fürst sich vermutlich deswegen Gedanken mache. Außer ihr gäbe es nur noch ihre jüngere Schwester, die Aussicht hätte das Juwel zu bewahren. Eines Tages war er wieder zu dem Dorf gegangen, dann gerannt, als er roch, dass ein Feuer ausgebrochen war. Der Schrein brannte, einige andere Häuser auch, und Kaede, Kikyous Schwester, war mit anderen Menschen vor seinem Vater gestanden, hatte dann aufgeregt auf ihn gezeigt. Er war herangekommen, erstaunt, das Juwel in der Klaue des Inu no Taishou zu sehen. Und dann war er erstarrt. Kikyou lag tot, fast zerrissen, auf dem Boden – und die Menschen beschuldigten ihn, dass er die Tat begangen habe. Er hatte die Welt nicht mehr verstanden. Wieso sollte er ihr etwas antun? Vater hatte den Menschen gesagt, dass er den Mord untersuchen und das Juwel zur Vorsorge verbergen werde – und ihn gefragt, ob er die Anziehung des Juwels spüre.   Inu Yasha schüttelte sich selbst den Kopf. Da erst hatte er verstanden, dass das der Grund für Vaters Bedenken war, wenn er zu Kikyou ging. Dieses dämliche Juwel!   Er hatte verneint, aber dennoch hatte der Fürst Wachen kommen und ihn unter Aufsicht abführen lassen. Zugegeben, er war zu geschockt gewesen um auch nur zu protestieren. Wieso war sie tot, und warum sagten alle, er wäre es gewesen? Im Arbeitszimmer des Fürsten hatte er warten müssen, bis sein Vater das Juwel einstweilen gesichert hatte. Da zu knien, zu wissen, dass jemand tot war, den man gemocht hatte – und zu wissen, dass da wohl eine Gerichtsverhandlung warten würde ... Nein, das waren mit die trübsinnigsten Minuten seines Lebens gewesen, zumal mit Dämonenkriegern hinter sich. Er war sich nur zu bewusst gewesen, dass im Fürstentum auf Mord die Todesstrafe stand. Aber, wieso hatten die Menschen gesagt ER habe Kikyou etwas angetan? Warum? Vater und Halbbruder waren dann gekommen und hatten sich vor ihm niedergelassen – eigentlich die Besetzung für einen Hochverratsprozess. Er war sicher, dass sie seinen Beteuerungen weniger glauben würden als den Aussagen so vieler Zeugen. Aber Vater müsste ihn doch gerochen haben, hatte er für einen Moment erleichtert gedacht, ehe ihm eingefallen war, dass das Feuer und der Rauch sicher selbst dessen feine Nase betrügen würden. Eine Handbewegung des Fürsten ließ die Krieger gehen. Der Inu no Taishou hatte ruhig gesagt: „Du hast mitbekommen, dass Kaede und die anderen Menschen dich gesehen haben, dass du das Dorf überfallen, das Juwel gestohlen, den Schrein angezündet und Kikyou ermordet hast. Du hast nur Glück, dass ein einziger Zeuge zu deinen Gunsten aussagen würde, dem ich bedingungslos glaube – mir selbst.“   Inu Yasha wusste, er hatte ihn gegen jede höfische Sitte angestarrt. Was war nur passiert?   „Darum solltest du auch hier sein, Sesshoumaru. Es könnte in der Zukunft entscheidend werden. - Ich ging zum Dorf um mit Kikyou zu sprechen. Zugegeben, Inu Yasha, ich wollte sie fragen, ob sie spüre, dass du an dem Juwel interessiert wärst, wie so viele Menschen und Dämonen. Als ich den Brand roch, fiel mir jemand ins Auge, der aus dem Dorf rannte, schnell, übermenschlich schnell, mit deinem roten Anzug, weißen Haaren. Er sah aus wie du, ja, hatte deine Witterung. Und er trug das Juwel der vier Seelen in der Hand. Ich vermutete natürlich, dass es sich um dich handelte, Inu Yasha, und wollte mein eigen Fleisch und Blut nicht ohne Anhörung töten, aber ich konnte und wollte das Juwel nicht in falsche Hände gelangen lassen und setzte nach. Mit einem Schlag schleuderte ich den … nun, den Dieb gegen einen Baum. Ich habe euch beide nie geschlagen, aber seid versichert, dass der Unbekannte so hart auf dem Stamm aufkam, dass er für einen Moment das Bewusstsein verlor und ich das Juwel an mich nehmen und einen Bann legen konnte. Wohlgemerkt, noch immer in dem Irrtum befangen, es handele sich um meinen jüngeren Sohn. Dann ging ich in das Dorf, wo mir Kaede und die Anderen bestätigten, dass Inu Yasha Kikyou getötet und das Juwel gestohlen habe. Ihr könnt euch beide gewiss meine Überraschung vorstellen, als Inu Yasha dann in das Dorf kam und sichtlich erstaunt von dem Vorgefallenen war. Und er trug weder eine Verletzung noch Anzeichen meines Bannes an sich. Ich schmeichele mir doch, dass ich das bemerkt hätte. So stellte sich die Frage, wer der zweite Halbdämon gewesen war. Während ich die Krieger mit dir in das Schloss schickte, nicht zuletzt, um dich vor einem weiteren Plan zu schützen, ging ich an dem Baum vorbei – der deutlich magiekundige Fremde war weg. Jemand, der es vermag selbst einem Vater sein Kind vorzutäuschen, Geruch und Aussehen zu manipulieren und das Juwel will, will eindeutig auch mich herausfordern.“ Inu Yasha atmete tief durch, als ihn ein Zittern überlief. Er war zu froh heil aus der Sache herausgekommen zu sein, mit dem unwahrscheinlichsten Zeugen von allen, als dass er weitere Schlussfolgerungen gezogen hätte. Sesshoumaru tat dies eher. „Er strebt nach dem Fürstentitel, wagt es jedoch nicht Sie einfach herauszufordern, verehrter Vater. Darum vermutet er irrtümlich, dass er durch das Juwel der vier Seelen mächtiger und stärker als Sie werden kann.“ Der Fürst stimmte zu. „Ja. Und er wird nicht aufhören, steht zu erwarten. Darum werde ich das Juwel auch durch Bannkreise fähiger Menschen und Dämonen hier im Keller versiegeln lassen, so dass die Krieger einen zusätzlichen Schutz bilden und nicht selbst angelockt werden können.“ „Aber … warum?“ fragte der Halbdämon dann etwas unsicher, da er von den Emotionen der vergangenen Stunde zitterte. „Weil ich sie kannte? Ich meine, Kikyou?“ War er schuld an ihrem Tod? Der Inu no Taishou schüttelte etwas den Kopf. „Der Dieb wollte das Juwel. Du wärst sozusagen die Dreingabe – ich hätte dich verurteilen müssen aufgrund der Zeugen. Und ich hätte dich zum Tode verurteilt. Das hätte mich ...“ Er sprach es nicht aus, aber Inu Yasha hatte verstanden. Dieses Urteil des Fürsten und Vaters hätte den zerrissen, geschwächt – und der Fremde hatte wohl gehofft, dann und mit Hilfe des Juwels stärker zu werden.   Und jetzt hatte er wieder eine Freundin, nun ja, eine Internetbekanntschaft. Kagome war, wie Kikyou, aus der Familie, die das Juwel hüten konnte. Ob sie jetzt auch in Gefahr war? Nein, das war unmöglich. Woher hätte dieser Fremde, von dem ja wohl auch Vater in all den Jahren nichts mehr gehört hatte, von dem abendlichen Chat wissen sollen. Überdies: die Server des Fürsten waren gut geschützt.   „Na, wenn das nicht das gefallene Mädchen ist.“ Kagome, die am Freitag Vormittag vom Kopierraum zurück an ihren Schreibtisch kehren wollte, sah sich um. Sie erkannte den jungen Dämon mit dem Fell und dem braunen Schwanz, der ihr bei dem unglückseligen Vorgespräch mit Frau Tausendfuß, oder genauer, ihrem Sturz, aufgeholfen hatte. Inzwischen wusste sie, dass das ein Wolfsdämon namens Kouga Okami war, einer der Boten des Fürsten, und ein recht ranghoher Dämon gleich dazu. Es war zwar peinlich darauf angesprochen zu werden, aber sie meinte nur: „Ich fürchte.“ „Schön, dass du, ich meine, Sie doch eingestellt worden sind. Ich hatte daran schon etwas gezweifelt, so, wie Sesshoumaru dreinsah.“ Er lächelte sie an. „Wo arbeiten Sie denn? Hier im Stock?“ „Äh, ja, da vorne.“ Er war nett, dachte sie. „Hier komme ich öfter durch.“ Ja, das konnte sie sich denken. Inzwischen wusste sie, dass diese Etage den einzigen Übergang von dem quadratischen Gebäude zu dem Turm der Geschäftsleitung war, nach den Plänen des Architekten wohl den Hals des symbolischen Hundes darstellen sollte. Und ein Bote des ersten Geschäftsführers musste hier durch. Sie war ein wenig erstaunt gewesen, dass manches trotz Internet und Telefon, was ja auch die Dämonen benutzten, durch Boten überliefert wurde, dann jedoch erfahren, dass das oft einfach der sicherste Weg sei, zumal Falken und andere Dämonen Nachrichten ebenfalls rasch überbringen konnten. Und Kouga sollte für einen Wolfsdämon geradezu rasend schnell sein. Er sah jung aus, wie Anfang Zwanzig und lächelte sie erneut an. „Ja, mag sein“, gab sie zurück, plötzlich in Gedanken an ihren Chatpartner, warum auch immer. „Aber ich muss ja arbeiten.“ „Stimmt auffallend.“ Wolfsdämon und Menschenmädchen fuhren herum. Ohne, dass sie es bemerkt hatten, war Inu Yasha herangekommen und musterte Kouga jetzt eisig. Das es doch einfach nicht! Der Mistkerl konnte sich an jedes Mädchen im Konzern heranmachen, und hatte das auch schon bei einigen getan – und suchte sich jetzt ausgerechnet seine einzige Freundin aus, den einzigen Menschen außer Miroku, bei dem er offen sein konnte, auch seine menschliche Seite zeigen konnte. Es hatte ihm einen regelrechten Stich versetzt, den sie so anlächeln zu sehen. „Kouga, ich denke mal, mein werter Bruder wird es nicht sonderlich schätzen, ebenso wie mein Herr und Vater, dass du deine eigenen Aufgaben versäumst und noch dazu die Belegschaft von der Arbeit abhältst.“ Der schnelle Wolf stutzte. Dieser Halbmensch wagte es ...? Nun gut, er hatte jemanden, mit dem er drohen konnte. Aber bislang hatte er nicht gewusst, dass Inu Yasha ähnlich eisig wie Sesshoumaru dreinblicken konnte. Was lief hier? Oder war das einfach, dass der kleine Halbhund erwachsen wurde und auch mitspielen wollte? Sich einen Platz an der Konzernspitze neben seinem Bruder erarbeiten wollte? Das konnte dann jedoch Intrigen der Brüder untereinander geben, um bei ihrem Vater gut dazustehen. Aus jahrhundertelanger Erfahrung unterschätzte der Wolfsdämon durchaus nicht den Rausch der Macht, dem Menschen und Dämonen gern unterlagen. Wegen eines Flirts der immerhin Nummer Zwei der Thronfolge dumm zu kommen, war es wohl nicht wert. Der Fürst hatte schon früh klar gemacht, dass er auch auf seinen jüngeren Sohn achtete. Wer war gleich noch mal der Narr gewesen, der dem Kleinkind damals den Ball weggenommen und den als Bastard beschimpft hatte? Gleich. Der hatte jedenfalls anschließend tagelang jeden Wunsch des Kleinen erfüllen müssen. Jeden. Und dass ein Kind es dann unter Anderem witzig fand Pferdchen zu spielen und auf einem Dämon zu reiten .... Kouga nahm sich zusammen und neigte ein wenig den Kopf. „Ich habe die junge Dame nur bereits kennengelernt und wollte wissen, ob sie sich von ihrem Unfall erholt hat.“ Nein, Inu Yasha-sama brachte er nicht über die Lippen. „Das war bereits alles und ich werde natürlich meinen Auftrag ordnungsgemäß und schnell wie immer erledigen. - Bis dann, meine Liebe.“ Er eilte davon. Inu Yasha blickte unwillkürlich zu Kagome. Stimmte das? Sie suchte den netten Dämon zu verteidigen und sich gleich dazu. Saß sie in der Klemme? „Äh, ja, er war so freundlich mir zu helfen. Bei meinem Bewerbungsgespräch stürzte ich, äh, etwas … unglücklich.“ Vermutlich hatten ihm Bruder oder Vater ja sowieso schon von einem derart tolpatschigen Mädchen erzählt. „Gut, Kagome.“ Ah, dabei. Frau Tausendfuß. Nun gut, das schien harmlos zu sein. „Jetzt gehen Sie wieder an Ihre Arbeit.“ Sie gehorchte eilig. Der Prinz hatte sich ihren Namen gemerkt? Hatte Sango nicht erwähnt, dass das Dämonen eigentlich nie bei gewöhnlichen Sterblichen machten? War das nun gut oder schlecht? So sollte wohl Montag Reddemon fragen, der kannte Inu Yasha doch anscheinend recht gut – und war ein wirklicher Freund gewesen.   Als Kagome am Freitag Abend nach Hause kam, reichte ihr ihre Mutter einen Brief. „Ohne Absender“, sagte sie mehr fragend. „Ein Mönch kam vorbei und sagte, es sei vertraulich für dich.“ „Ein Mönch?“ Miroku? Kam das von Inu Yasha? Warum? Wegen der Szene mit dem Wolfsdämon? Ihre Entlassung? Aber Kagome nahm ihn. „Vielleicht soll ich doch zu dieser Überprüfung der magischen Fähigkeiten?“ Sie öffnete ihn. Zwei Fotos lagen darin und sie schob sie hastig zurück: „Nein, das ist wohl mehr Werbung oder so. Nichts weiter.“ „Wirklich?“ Ihre Mutter betrachtete sie. „Du weißt, du kannst mit mir über alles reden.“ „Ja. Ich gehe jetzt in mein Zimmer, ich bin sehr müde. Aber morgen fahren wir zu Opa, ja? Ich muss ja am Sonntag zu Sango. Oder darf, eher.“ Sie wusste, dass ihre Mutter sehr feinfühlig war und vermutlich erriet, dass es eine unangenehme Nachricht gewesen war.   Erst in ihrem Zimmer nahm sie die Fotos noch einmal zur Hand, am ganzen Körper zitternd. Das war sie selbst in Narakus Büro, einmal wie sie die fünftausend nahm, einmal, wie sie unterschrieb. Von dem Herrn des Gumo sah man nur die Hand – niemand würde ihn darauf erkennen. Das war, daran zweifelte sie nicht, eine eindeutige Mahnung am Mittwoch etwas zu liefern. Ihr Blick fiel auf die Rückseite: auf einem der Fotos stand: Industriespionage? Auf dem zweiten: Hochverrat? Ja, das konnte, würde, der Fürst doch glauben – und das wäre ihr Verhängnis, ihr Untergang, ihr Tod. Sie begann zu weinen. Was sollte sie nur machen? Ihr würde doch niemand glauben, dass das anders gewesen war? Naraku hatte sich vorgesehen, oh ja. Und er hatte einen Mönch geschickt, damit der hier in einem Schrein unauffälliger war, denn der war sicher kaum echt gewesen. Vielleicht war ihr Gefühl verfolgt zu werden, das sie seit dem letzten Wochenende hatte, doch richtig gewesen. Was sollte sie nur tun? Was konnte sie tun? Reddemon konnte ihr dieses Mal doch nicht helfen, ihre Familie war sowieso schon in Gefahr. Ob sie sich an Inu Yasha wenden sollte, dem von ihrer Klemme erzählen sollte? Aber der würde bestimmt eher loyal zu dem Fürsten sein, seinem Vater, als zu einer Unbekannten, die ihm schon fünftausend aus dem Kreuz geleiert hatte...   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)