Der Chat ihres Lebens von Hotepneith ================================================================================ Kapitel 8: Menschenmädchen und andere Kinder -------------------------------------------- Kagome schlief sehr schlecht in der Nacht zum Samstag, aber sie fand keine Lösung aus ihrer Zwickmühle – nicht, ohne jemand anders in Gefahr zu bringen. Auf was hatte sie sich da nur eingelassen! Wer war dieser Naraku nur, dass er sie so unter Druck setzte, oder schlimmer, was plante der? Es konnte einfach nichts Gutes sein. Aber ihr war klar, dass sie am Mittwoch ihm irgendetwas liefern musste, die Warnungen waren nur zu eindeutig gewesen. So befragte sie bei dem Besuch ihren Großvater bezüglich des Juwels der vier Seelen. Dieser war zwar erstaunt in seiner Enkelin diesmal eine so aufmerksam Zuhörerin zu haben, erzählte ihr jedoch zum wiederholten Mal von Midoriko.   Sie war eine Priesterin vor sechshundert Jahren gewesen und hatte die Menschen gegen die immer stärker werdenden Dämonenangriffe geschützt. Ihre Fähigkeiten waren herausragend. Eines Tages kam jedoch ein sehr starker Dämon. Sie bekämpften sich erbittert und dem Dämon gelang es die Priesterin schwer zu verletzen. Im letzten Moment ihres Lebens trieb sie jedoch ihr Herz aus sich und läuterte den Dämon, dessen Seele und die ihre sich zum Juwel der vier Seelen verbanden.   Kagome war nicht ganz klar, warum es dann vier Seelen hieß, aber ihr Opa erklärte das mit den buddhistischen Tugenden: Mut, Freundschaft, Weisheit und Liebe.   Danach war das Juwel entstanden – helle und dunkle Energie in sich. Der Kern war noch immer Midorikos Seele, das leuchtete hell, für jeden, der es sehen konnte. Falls jedoch ein Träger oder Hüter des Juwels dämonisch wäre, würde das Juwel auch vollständig dunkel werden, und so die Macht Midorikos dem tragenden Dämon zuführen. War der Wächter des Juwels dagegen eine Priesterin, so blieb das Juwel hell und richtete keinen Schaden an. Nur, so war es, durfte der Hüter oder die Bewahrerin des Juwels nicht eigensüchtig handeln, denn auch dann drohte die Gefahr, dass das Juwel und seine Macht der dunklen Seite zufallen würde.   Damit war zwar für Kagome klar, warum Naraku das Juwel wollte - Macht und womöglich gegen den Fürsten vorgehen - aber nicht, was sie dagegen machen konnte. Wenn sie ihm sagte, dass keiner wisse, wo das Juwel jetzt sei … Oh, sie durfte gar nicht daran denken. Opa lag noch immer hier im Hoi-Hospital und war damit in Narakus Gewalt. Eine Verlegung? Wie? Sie war nicht medizinisch notwendig. Zudem gehörten auch andere Krankenhäuser zum Gumo-Konzern. Wenn sie ihre Mutter von der Erpressung benachrichtigte, konnte die doch auch nichts machen, ja, wäre höchstens noch in Gefahr. Kagome glaubte inzwischen nicht mehr, dass Naraku davor zurückschrecken würde Opa einen Unfall haben zu lassen. Sie hatte heute genau aufgepasst und tatsächlich waren sie beschattet worden, bis hier zum Krankenhaus. Dann war der hochgewachsene Mann im dunklen Auto verschwunden, aber sie war sicher, dass er ihnen auch auf der Rückfahrt wieder folgen würde. Sie musste Naraku am Mittwoch irgendetwas erzählen, das ihn ruhig hielt. Und sie musste mit Inu Yasha reden. Vielleicht konnte der Prinz ihr Dilemma verstehen und seinen Vater benachrichtigen? Der Fürst würde doch eher gegen Naraku vorgehen können. Nur, wie? Der hatte ja Bilder, auf denen sie das Geld nahm, nicht umgedreht. Und wie sollte sie erklären, dass das doch alles so harmlos ausgesehen hatte? Dass sie nie Betriebsspionage oder Verrat begehen wollte, nur das Angebot für ihren Großvater angenommen hatte? Sie war schrecklich leichtsinnig gewesen, ja, aber wie hätte sie auch auf die Idee kommen sollen, dass jemand so gemein wäre, der so nett schien? Ob sie mit Sango morgen darüber reden konnte? Oder Montag Abend mit Reddemon? Sie hatte ja noch diese Kette, die sie dem Prinzen als kleinen Dank überreichen wollte. Womöglich wäre das eine unauffällige Gelegenheit mit ihm zu reden? Vermutlich hatte Naraku auch im Kendama seine Spitzel, und würde erfahren, dass sie sich an seine Anweisung gehalten hatte mit dem Prinzen zu sprechen. Ach du liebe Güte, in was war sie nur geraten? Sie nahm sich mühsam zusammen und lächelte ihren Großvater an, ehe sie begann von ihrer Arbeit im Großraumbüro zu erzählen.   Sesshoumaru schritt langsam durch den Wald, der das fürstliche Schloss umgab. Immerhin war es nicht weit zu seinem Pflichttermin. Obgleich er es hasste sich unter Menschen zu begeben, war das hier immer noch einer der erträglichsten Punkte auf der Liste seiner sozialen Verpflichtungen. Sein verehrter Vater hatte ihm bereits früh deutlich gemacht, dass ein Fürst eben nicht nur zu befehlen habe, sondern auch sich um die Menschen und Dämonen kümmern müsse. Oder, wie er es klar formuliert hatte: ein Fürst müsse danach handeln, wie es zur Machterhaltung am nützlichsten wäre. Was aber immer schade und nie nütze sei sich verhasst zu machen. Und genau das würde bei bestimmten Dingen passieren, die der Erbprinz inzwischen auswendig wusste. Nun ja, dachte er: etwas tun und nicht mögen war eben zweierlei. Immerhin würde er heute von quietschenden menschlichen Fangirls und Dämoninnen, die von ihm ein Kind wollten, verschont bleiben. Das Waisenhaus für Menschen nahm fast nur Kinder auf, die an körperlichen Gebrechen litten, die Meisten waren stumm, taub oder blind. Sie erhielten hier eine Ausbildung, die es ihnen ermöglichen sollte, später ein eigenes Leben aufzubauen. Sesshoumaru gab zu, dass er daran nie gedacht hätte, aber diese Einrichtung entlastete die staatlichen Kassen doch recht gut. Vater war wirklich ein sehr vernünftiger Mann. Sein törichter Halbblutbruder hatte dagegen das Vergnügen irgendwelche Sportler zu ehren. Samstag war in aller Regel der Tag der sozialen Dinge. Morgen, Sonntag, war allerdings ein Tag auf den er sich freute. Selten genug durfte er gegen seinen Vater kämpfen und zu sehen, wie weit er gekommen war, um den einzuholen, war stets eine gewisse Anregung. Natürlich durfte auch Inu Yasha dann ein wenig mit dem Schwert wedeln, aber das sah in der Praxis immer jämmerlich aus. Schwerttalent war dem Bastard eindeutig nicht in die Wiege gelegt worden. Nun ja, so einiges andere auch nicht. Aber da durfte er nichts sagen. Vater verstand keinen Spaß, wenn es um sein Nesthäkchen ging. Er, Sesshoumaru, musste perfekt sein, war der Erbe – und der Kleine leistete sich so manchen Ausrutscher, den kein wahrer Dämon je hinbekommen hätte. Sicher, er erhielt dafür auch Strafen, aber ... Ja, aber.   Da vorne lag ja schon das Waisenhaus. Mal sehen, mit welchen Blumen sie heute als Dankeschön ankommen würden. Er warf sie auf dem Rückweg bereits in den Wald. Seine arme Nase! Frau Teko Yoshi meinte es gut mit den Kindern – und er hatte lernen müssen, dass das seltsame Aussehen der menschlichen Leiterin persönlicher Natur war und nichts mit ihm oder einer Vernachlässigung ihrer Pflichten zu tun hatte. Sie war jung, wenn man das als Dämon sah, unter Menschen Ende Dreißig, Anfang Vierzig. Sie hatte ihre schwarzen Haare mehr als männlich kurz geschnitten und gefiel sich ebenso in einem Anzug. Er war zuerst wirklich irritiert gewesen, aber da sie sich um die Kinder sorgfältig, um nicht zu sagen liebevoll, kümmerte, von dem Personal keine Beschwerden kamen, war es ihm gleich gewesen. Irgendwann hatte er einmal erfahren, dass sie noch vor fast fünfzehn Jahren Ehemann und Kleinkind bei einem Unfall verloren hatte, und die Trauer in ein Engagement für das Waisenhaus umgesetzt hatte, ihrer Kinderliebe dort nachkam. Nun, das war ihm gleich. Sie arbeitete geräuschlos und machte ihm keine Avancen. Dass sie glaubte, in männlicher Kleidung vor Anmachen geschützt zu sein, konnte er sogar nachvollziehen. Er wünschte sich manchmal auch, umringt von ehrgeizigen Mädchen und Frauen, es gäbe einen Schutzbann, der die ihm vom Leib hielt. Dass seine Mutter jedes Mal, wenn er sie selten genug besuchte, mit seiner Cousine anfing, wie hübsch die doch sei, welch eine passende Fürstin ... Nein, danke. Die geschätzte Cousine Leiko, wie er das ausdrücken musste, würde er liebend gern seinem kleinen Bastardbruder aufhalsen, nur, um zu sehen, wie der sich gegen eine Hundedämonin schlug, gegen die selbst seine eigene Mutter wie ein Ausbund an Charme und Demut wirkte. Leider würde er Leiko früher oder später wieder sehen müssen und er wusste, dass da durchaus passende Worte gewünscht wurden. Sie war nun einmal die Hundedämonin aus mächtiger Familie in seinem Alter. Das war doch Frau Yoshi? Seit wann erwartete sie ihn bereits hier draußen auf dem Kinderspielplatz? Er blieb stehen. „Hat sich etwas verändert?“ Die Menschenfrau verneigte sich eilig tief, wie immer in einem dunklen Nadelstreifenanzug. „Willkommen, Sesshoumaru-sama. Nur eine Kleinigkeit, die ich mit Ihnen besprechen wollte, ehe wir zu den Kindern gehen. Sie erhalten den gewöhnlichen Blumenstrauß ...“ Ja, und einige Lieder, deren Timbre in den Ohren schmerzte. Zum Glück waren die Meisten hier stumm. „Ein Mädchen um die Zehn wird es Ihnen heute überreichen. Rin ist erst seit einer Woche bei uns. Sie dürfte nicht stumm im medizinischen Bereich sein, aber ihre Eltern und ihr Bruder wurden ermordet und seither, wohl aus Schock, verweigert sie das Reden.“ „Dämonen?“ erkundigte sich der Erbprinz sofort. „Nein, Menschen, steht zu vermuten. Ich hoffe jedenfalls, wenn sie einige kleinere Aufgaben hier erledigen kann, Ruhe findet, dass sie auch wieder sprechen lernt.Ich wollte Sie darum bitten, dass Sie ihr bestätigen, dass sie ihre Sache gut gemacht hat, auch, wenn ihr womöglich als Neuling ein Fehler unterläuft.“ Es gab sehr wenige Leute, Menschen dazu, die es wagten, Sesshoumaru vorzuschreiben, was er zu tun oder zu lassen habe. Zum Glück für Frau Yoshi schätzte er es viel zu sehr, wie viel Arbeit sie ihm hier sonst vom Hals hielt, als dass er nicht gesagt hätte: „Sie werden mich nicht für taktlos halten.“ „Selbstverständlich nicht, Sesshoumaru-sama“, murmelte die Leiterin, der soeben erst bewusst wurde, was sie da zu wem gesagt hatte. Ihre Kinder zählten bei ihr über alles. „Oh, und, aber das werden Sie sehen, Sesshoumaru-sama, wurde der Kleinen bei dem Überfall ein vorderer Schneidezahn ausgeschlagen. Sie ist natürlich momentan zwar über uns versichert, aber der Ersatzzahn eigentlich nicht. Darf ich das aus dem Basiskapital der fürstlichen Stiftung nehmen?“ „Ja.“ Den Rest würde sie machen, ordnungsgemäß – und er erhielt keine Rückfrage von seinem Vater, warum er einem Kind eine Heilung verweigerte. Praktisch. Jetzt musste er durch die nächste halbe Stunde. Zum Glück war das nur einmal im Monat, nein, alle drei Monate angesagt. Und er sollte lieber an den Kampf gegen Vater morgen denken, das wäre mal wirklich ein Spaß.   Eine halbe Stunde später fand er sich nach dem begeisterten Konzert der Kinder vor einem vielleicht acht bis zehn Jahre zählenden Mädchen wieder, dessen Haare offenkundig ebenso kaum zu bändigen waren wie sie selbst. Gegen jede höfische Regel starrte sie ihn an, den Blumenstrauß an sich drückend. Plötzlich begriff er. Sie zögerte die Blumen ihm zu geben. Frau Yoshi wurde bereits sichtlich nervös. Vermutlich rechnete sie mit Ärger, immerhin war er nun einmal ihr direkter Vorgesetzter. Ohne genau zu wissen, was er da tat, sagte er langsam: „Ich werde die Blumen in meine Zimmer stellen, Rin.“ Im nächsten Moment hätte er sich selbst lieber die Zunge abgeschnitten, denn das kleine Mädchen strahlte ihn förmlich an, ehe es ihm die Blumen überreichte, jetzt mit einer angedeuteten Kopfneigung. Nein, sie hatte kein Angst vor ihm, nicht als Dämon, nicht als Prinz – sie war nur um ihre Blumen besorgt gewesen. Woher hatte sie gewusst, dass er sie in aller Regel in den Wald warf? Eigenartiges Kind. Und doch, daran erinnerte er sich genau, hatte ihn in seinem ganzen, so langen, Leben, noch nie jemand derart offen, warm und ehrlich erfreut angelächelt. Noch dazu mit einem ausgebrochenen Schneidezahn. Er nickte ihr zu, seltsam berührt, dass er noch einmal ein Aufstrahlen in den dunklen Kinderaugen zu Gesicht bekam, ehe sie sich hastig zu ihrer Pflegerin zurückzog, so, wie es ihr wohl gesagt worden war. Er blickte zu der Heimleiterin. Frau Yoshi eilte prompt heran. „Wegen der Zahnreparatur“, sagte er nur. „Nehmen Sie das Geld nicht aus der Stiftung, sondern schicken Sie mir die Rechnung. Es ist nicht notwendig alle Kinder zu belasten.“ „Sehr wohl, Sesshoumaru-sama“, erwiderte die Heimleiterin mit einer tiefen Verneigung. Was da wohl los war? Der Erbprinz hatte doch noch nie ...? Nun, gleich. Er tat es jetzt und das war nur positiv. Sie musste bedenken, dass er früher oder später der Fürst des Westens sein würde, der absolute Herr über alle. Da war ein soziales Denken nur fein   Sonntag vormittags trafen sich die Halbbrüder in ihrer alten Tracht aus Seide der Spinnendämonen und Feuerrattenhaar auf dem Weg zum Trainingsplatz im hinteren Hof. Inu Yasha hatte bereits gehört, dass der Ältere gestern mit einem großen Blumenstrauß nach Hause gekommen war, und nahm dieses Wunder zum Anlass um zu sagen: „Guten Morgen.“ Falls der ihm wieder mal komisch kommen wollte, hatte er was zum Zurückgeben. „Inu Yasha“, lautete jedoch nur die Replik. Der Halbdämon sah fast fragend beiseite. Hatte er was verpasst? Blumen und sein Name? Wer war der Kerl und was hatte er mit Sesshoumaru gemacht? „Du erinnerst dich meiner Existenz?“ „Meist beansprucht etwas Intelligenteres meine Aufmerksamkeit, aber ja.“ „Ich hoffe, dass du dich gegen Vater richtig schön blamierst“, zischte der Jüngere unverzüglich. Schön, der Mistkerl war echt. „Kaum mehr als du.“ Auch Sesshoumaru hatte die Stimme gesenkt, näherten sie sich doch dem hinteren Hof, wo ihre Kampfmeister auf sie warteten – und der Fürst im Schatten eines Bambus stand, wie immer zuhause in weißer Seide gekleidet, die heute blau bestickt war, die Hände nachlässig herabhängend. Der Inu no Taishou wartete, bis sich seine Söhne höflich vor ihm verneigt hatten. „Guten Morgen. Macht euch nun an die gewöhnlichen Übungen. Ich werde zusehen.“ Es war immer etwas anderes so beobachtet zu werden, und nicht nur die beiden Prinzen sondern auch ihre Lehrmeister waren etwas nervös, was sich in der gewohnten Routine jedoch rasch legte. Erst ein kurzer Befehl des Fürsten ließ die beiden Paare auseinander weichen und zu ihm sehen. „Das genügt. Mein Schwert.“ Natürlich brachte ihm ein heraneilender Diener nicht das Höllenschwert, sondern ein gewöhnliches. „Inu Yasha.“ Dieser blieb daher abwartend stehen, während der Erbprinz und die Kampfmeister in den Schatten zurückwichen. Sein Lehrer hoffte, dass sich der Halbdämon nicht bloßstellen würde – sein Halbbruder erwartete das.   Inu Yasha wartete bis sein Vater vor ihn stand und nickte, ehe er unverzüglich angriff. Er wollte doch zeigen was er konnte, was er seit dem letzten Trainingskampf gegen den Taishou gelernt hatte. Er musste ihm doch beweisen, dass er auch ein guter Kämpfer wäre, ein wirklicher Dämonenkrieger, dass er seiner Achtung würdig wäre. Der Fürst wich aus, mit einer raschen Drehung, und die Attacke ging ins Leere. Im nächsten Moment warf sich der jüngere Prinz herum, schlug erneut zu, fast vergessend, dass man in einem solchen Übungskampf keine richtigen Attacken führen durfte. Zu sicher war er, dass sein Vater ihm überlegen war. Prompt spürte er auch einen harten Aufschlag seine beiden Arme zittern lassend, als er mit seinem Schwert auf die abwehrende Klinge traf. „Gut gemacht“, sagte der Taishou. Noch während sich sein Sohn über die gewisse Anerkennung freute, schleuderte ihn der plötzliche Gegendruck rücklings in weitem Bogen zu Boden. Instinktiv rollte er ab und riss seine Waffe erneut empor – gerade noch rechtzeitig um den nächsten Schlag abzufangen. Obwohl sein Vater außer Zweifel nicht seine volle Kraft einsetzte, schmerzte sein Handgelenk. Inu Yasha hatte jedoch gelernt auf derartige Schmerzen nicht achten zu dürfen, nicht in einem Duell, und ihm gelang es in der Drehung beiseite sich dem Druck zu entwinden und aufzuspringen, wieder abwehrbereit dazustehen.   Zu langsam, dachte Sesshoumaru. Vater spielte ja nur mit dem Welpen. Was sollte das? Wollte der ihn nicht richtig zu Boden schicken? Auch dieser Angriff jetzt – es war fast, als ob der Fürst etwas Bestimmtes sehen wollte. Ja, genau. Es ging nicht darum den Bastard zu besiegen, Vater suchte etwas. Es war eine Prüfung. Und das konnte nur bedeuten, dass ebenso für ihn eine kommen würde. Nur, was wollte Vater sehen? Wieder ein durchaus schneller, aber absolut hirnloser, Angriff des Halbdämonen. Das war keine Taktik, der bewahrte ja keinen kühlen Kopf. Nun ja, eben kein Dämon.   Inu Yasha sah den Schlag förmlich kommen. Unbewusst riss er seine Waffe hoch um abzuwehren, aber ihm war klar, dass die Schneide des scharfen Katana seinen Oberarm treffen würde – und ihm damit diesen durchtrennen würde. Im allerletzten Moment erst wurde die Klinge gedreht, so dass die breite Fläche relativ harmlos, nur eine Prellung hinterlassend, auftraf. Sein Vater hatte ihn geschont. Er ließ sein Schwert fallen. Er hatte verloren. Der Inu no Taishou nickte nur kurz. „Warte drüben. - Sesshoumaru.“ Keine Bewertung, dachte der Jüngere, als er zu den Kampfmeistern ging. War das jetzt gut oder schlecht?   Sesshoumaru stellte sich dem Fürsten gegenüber. Wie immer in solchen Momenten vergaß er seine Umgebung, ignorierte er die Zuschauer ebenso wie die Tatsache, dass man den Regenten nicht mit bloßer Waffe angreifen durfte. Das war ein Übungskampf, korrekter, einer, in dem er sehen würde, wie weit sein Weg noch wäre. Er machte einen Satz auf seinen Gegner zu und schlug zu, nach dessen linker Schulter zielend. Der Taishou wich der Attacke ebenso behände aus wie zuvor der des Jüngeren. Damit hatte der junge Hundedämon gerechnet und ging unverzüglich zum nächsten Angriff über, schlug jedoch erneut ins Leere. Das wurde frustrierend, stellte Sesshoumaru fest, und begriff gleichzeitig. Das sollte eine Prüfung sein, ob er auch unter solchen Konditionen einen klaren Verstand bewahrte Also, ein anderer Plan musste her. Keinen Angriff auf den Oberkörper, denn nach diesem Muster hatte er bislang immer angegriffen, sondern auf die Oberschenkel.... Sein Schwert streifte bereits die Seide der weiten Hose des Fürsten, als dessen Klinge irgendwie noch sich dazwischenschob. Metall klirrte auf Metall. Fast, dachte der Erbprinz. Nur noch ein wenig schneller. Im nächsten Moment riss ihm eine rasche Drehung der Waffe seines Vaters die eigene beinahe aus der Hand. Nur mit einem fast eiligen Überschlag gelang es ihm die im Griff zu behalten und wieder auf den Füßen zu landen, gerade noch rechtzeitig um die darauffolgende Attacke abzuwehren.   Beide waren sehr schnell, dachte Inu Yasha ein wenig sehnsüchtig. Sicher, er war auch stärker geworden, aber das war schon ... Na ja, fast seine Klasse, aber eben nur fast. Er würde jedoch älter werden und damit auch stärker. Man durfte nicht vergessen, dass das sozusagen sein großer Bruder war. Was machte der denn hier? Er drehte den Kopf von dem Duell, das sich jetzt in raschen Schwertstreichen fortsetzte, die alle immer pariert wurden. Tatsächlich. Der alte Toutousai. Außer, dass der die Abteilung der Metallverhüttung leitete, – und nach allem Gehörten mehr schlecht als recht – war das Vaters Lieblingsschmied. Und wieso kreuzte der hier auf? Mit gleich einem ganzen Sack dabei? Die erhöhte Energie ließ ihn doch wieder zum Kampfplatz blicken. Sesshoumaru versuchte offenbar einige Tricks und Kniffe, suchte immer die direkte Konfrontation – und traf immer nur entweder die abwehrende Klinge ihres Vaters oder die Luft. Genau in der Sekunde, in der Inu Yasha dem Training wieder seine volle Aufmerksamkeit schenkte, flog seinem Halbbruder das Schwert aus der Hand und dieser stand wehrlos da, die Spitze von Vaters Klinge an der Kehle, die kurz darüber strich, die Niederlage demonstrierte, ehe der Fürst zurücktrat und seine zwei Söhne abwechselnd musterte. „Ihr habt beide Forstschritte gemacht, wie ich sehe. Große Fortschritte. Und ich sehe auch, dass es Zeit ist euch neue Ziele zu setzen. Ihr werdet ab sofort nicht mehr mit euren Schwertmeistern üben, sondern gegeneinander.“ Die Prinzen sahen blickten sich unwillkürlich an, ehe sie eilig höflich wieder zum Fürsten sahen, um sich keinen Ärger einzuhandeln. Was sollte das? „Toutousai hat neue Waffen für euch dabei. Inu Yasha, du erhältst das Schwert Tessaiga, Sesshoumaru du erhältst zwei. Tenseiga und Tokejin. Es sind magische Waffen – und ihr werdet gegeneinander lernen müssen sie einzusetzen. Der Besitzer einer solchen wertvollen Klinge muss sie allein kennenlernen.“   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)